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Glüh- und Feldemission

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Academic year: 2021

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FAKULTÄT FÜR PHYSIK, UNIVERSITÄT KARLSRUHE

PHYSIKALISCHES PRAKTIKUM 2 FÜR PHYSIKER UND LEHRAMTSKANDIDATEN

Versuch P2-62: Vorbereitungshilfe zu Glüh- und Feldemission Raum F1-29 Vereinfachte und zusammenfassende Darstellung einiger Lehrbuchabschnitte, die für den Versuch von Inte- resse sind. Eine eingehendere Befassung mit der Theorie wird von den Praktikanten nicht verlangt.

Austrittsarbeit: Im Metall gibt es außer den jeweils fest an 'ihr' Atom gebundenen Elektronen auch solche, die dem Metallverband als ganzem angehören und freie oder Leitungselektronen genannt werden. Ganz frei sind sie jedoch nicht. Abgesehen von den unvermeidlichen Gitterfehlern und von den Gitterschwingungen aufgrund der Temperatur, welche die Elektronenbewegung durch das Metall behindern und für den elektri- schen Widerstand verantwortlich sind, ist im Zusammenhang mit Glühemission und Feldemission die Kraft, welche die Elektronen am Verlassen des Metallverbandes hindert, besonders wichtig.

Bezüglich des kräftefreien Außenraumes, in dem einem Elektron die potentielle Energie Wpot = 0 eV zuge- schrieben wird, hat es im Metall eine negative potentielle Energie. Die kinetischen Energien der Leitungs- elektronen erstrecken sich über einen gewissen Bereich (schraffiert in Figur 1), bei der Temperatur 0°K von Null bis zu einer definierten Grenzenergie, der sogenannten Fermienergie E

F

. Anders als etwa beim Gas ist der Energieinhalt der Leitungselektronen bei T = 0°K nicht Null. Die Energie, die bei T = 0°K den energie- reichsten Elektronen noch fehlt, um das Metall zu verlassen, heißt Austrittsarbeit φ

0

. Man sagt, die Elektro- nen befinden sich in einem E

F

+ φ

0

tiefen 'Potentialtopf' und füllen ihn bei T = 0°K vom Boden bis zur Hö- he E

F

. Bei höheren Temperaturen, T > 0°K, bleiben unterhalb E

F

einige 'Zustände' unbesetzt, und dafür sind oberhalb einige mit Elektronen besetzt. Figur 2 erläutert das nochmals.

Figur 2 Energiedichte im Potentialtopf

Figur 1 Energieverteilung im Potentialtopf (schematisch)

f(E) ⋅ ∆ E ist die Anzahl der Elektronen in einem E breiten Energiebereich bei der Energie E. Je höher T ist, desto höhere Energie E erreichen einige Elektronen. Erreicht oder überschreitet die Energie die Poten- tialtopftiefe und ist die Richtung der Geschwindigkeit auf die Oberfläche hin gerichtet, so können solche Elektronen aus der Metalloberfläche austreten. Man nennt das Glühemission.

Richardson-Formel: Die Fermi-Dirac-Statistik liefert als Anzahl der Elektronen in den Geschwindig- keitsintervallen dvx, dvy, dvz um vx, vy, vz

dN 2 V m h

dv dv dv (v + v + v ) m/2 - E

k T

3 3

x y z

x 2

y 2

z 2

F

= ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅

⋅ +

 



 

exp 1 

oder näherungsweise für E-EF > k·T dN 2 V m

h

E - (v + v + v ) m/2

k T dv dv dv

3 3

F x

2 y 2

z 2

x y z

≈ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅

 



 

 ⋅ ⋅ ⋅ exp

Sei die x-Richtung die Flächennormale und vx ≥ (2(EF+ φ)/m)1/2 , dann verlässt von diesen dN Elektro-

nen der Anteil dN ⋅ vx ⋅∆ t ⋅∆ A / V in der Zeit ∆ t durch die Oberfläche ∆ A das Metall. Die Gesamtzahl der

emittierten Elektronen pro ∆ t und ∆ A ist dann

(2)

N A t dN

t A m

h e kT

m

kT m

kT m

E m

kT

F

( ∆ ∆ , ) ∆ ∆

∆ ∆

Φ

Φ

= ⋅ ⋅

= ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅

=−∞

=−∞

= +

v

x

v t A

v v

vz y z

2

3 3

2 2 π 2 π

Daraus folgt die emittierte Stromdichte:

j N A t e A t

emk

h T e

kT

= ⋅

⋅ = ⋅ ⋅

( ∆ ∆ , )

∆ ∆

4

2 Φ

3

π

2

Bildkraft: In Wahrheit ist der in Figur 1 an der Metalloberfläche eingezeichnete Sprung der potentiellen Energie von -(E

F

+ φ ) nach 0 nicht so steil, denn auch außerhalb des Metalls wirkt auf das Elektron noch eine rücktreibende Kraft, die sogenannte Bildkraft. Das Elektron influenziert auf der Oberfläche Ladungen entgegengesetzten Vorzeichens, an denen die von seiner Ladung ausgehenden Feldlinien enden. Das Feldli- nienbild sieht im Vakuum genau so aus, als gäbe es die influenzierten Ladungen nicht und stattdessen eine Spiegelladung e+ im Metall, also im Abstand 2x von e-. Die zugehörige potentielle Energie ist W

B

(x) = - e

2

/16πε ox. In atomaren Abständen von der Oberfläche gilt diese Beziehung nicht mehr. Dort muss für x gegen 0 gelten W

B

(x) → -(EF + φ ).

Figur 3

Schottky-Effekt: Gäbe es die Bildkraft nicht, so wäre der Effekt eines homogenen (nur der Einfachheit wegen) elektrischen Feldes E an der Metalloberfläche so, wie in Figur 4 gezeigt, nämlich die potentielle Energie WE(x) = -eEx . Die Austrittsarbeit wäre die gleiche geblieben. Superponiert man aber beide Effek- te, ergibt sich der in Figur 5 wiedergegebene Verlauf von Wpot(x) = -e

2

/ 16π ε ox - eEx. Man sieht, dass die Austrittsarbeit φ (E) kleiner ist als φ o ohne Feld.

Figur 4 (E = 4·10

9

V/m)

(3)

Figur 5

Schottky-Formel: dWpot/dx = 0 liefert den Ort des Extremums, x = ( e/(16π ε oE) )

1/2

, und dort die Er- niedrigung der Austrittsarbeit bzw. die effektive Austrittsarbeit,

W Extremum e eE e eE

pot

( ) = − ⋅ − ⋅

2 πε

0

, (E) = Φ Φ

0

2 πε

0

Beispiel 1 : Zylindersymmetrisches Problem, ri = 6,5 10-5m, ra = 8,75 10-4m, U = 100V, E(ri) = 100V / (6,5 10-5m ln(8,75 10-4m / 6,5 10-5m)) ≅ 6 ⋅ 105V/m ; φ o - φ (E) 0,03eV.

Beispiel 2 : Rotationsparaboloid mit Krümmungsradius ro=2 10-7m im Scheitel, Anodenabstand d = 5cm, U = 5kV, E(ro) ≅ 2 ⋅ 5 ⋅ 103V / [2 ⋅ 10-7m ⋅ ln(5 ⋅ 10-2m / 2 ⋅ 10-7m)] ≅ 4 ⋅ 109 V/m ; φ o - φ (E) ≅ 2,4eV.

Auch bei einer um 2,4eV von 4,5eV auf 2,1eV reduzierten Austrittsarbeit wäre bei kalter Kathode (300°K) die Anzahl der emittierten Elektronen noch verschwindend gering, wenn der Potentialberg zu 'über'-winden wäre. Die Richardson-Formel ergibt j 6 10-29 A/m

2

bei einer emittierenden Fläche von etwa 2 10-13m2 einen Strom von I 10-41A.

Tunneleffekt: Das Teilchen Elektron zeigt aber auch Welleneigenschaften. Seine deBroglie-Wellenlänge ist λ = h/mv. Eine Welle wird an der Wand des Potentialtopfes nicht total reflektiert, sondern dringt - wenn auch mit exponentiell abklingender Amplitude - in das 'verbotene' Gebiet ein. Ist der Weg durch die- ses Gebiet kurz genug, d.h. der Potentialberg nicht zu breit, und/oder das exponentielle Abklingen nicht zu rapide, d.h. der Potentialberg nicht zu hoch, dann hat das Elektron eine endliche Chance, 'den Berg zu durchtunneln'. Die quantenmechanische Rechnung ergibt für einen Potentialberg mit Rechteckprofil der Höhe W und der Breite a und für ein Teilchen der Energie E eine Durchdringungswahrscheinlichkeit

D W

E W E a m W E

h

= +

− ⋅  ⋅ −

  

 

 

 

 

 

1

4 8

2

2 2

2 1

( ) sinh π ( )

Nähert man den in Figur 5 dargestellten Potentialberg durch ein Rechteck mit W = 8eV und a = 10-9m an und rechnet mit der Elektronenenergie E = EF = 6eV, so ergibt sich D 1,5 10-6. Man wird also aufgrund des Tunneleffekts mit einem beträchtlichen Feldemissionsstrom rechnen können.

Fowler-Nordheim-Beziehung: Eine Rechnung, welche die wahre Form des Potentialberges und die Ener- gieverteilung aller Elektronen berücksichtigt, liefert die Fowler-Nordheim-Beziehung für die Feldemissions- stromdichte j in Abhängigkeit von der Oberflächenfeldstärke E

j = A E

2

e

-B/E

.

(4)

Die erreichbaren Stromdichten sind sehr hoch. Das Demonstrations-Feldelektronenmikroskop beim Prakti- kumsversuch liefert etwa 1A/mm2 (2 10-7A von etwa 2 10-13m2 Fläche). Zum Vergleich damit beträgt die Stromdichte der K81A-Glühkathode bei T=2500°K etwa 0,005 A/mm2 (20mA von etwa 4mm2 Kathoden- fläche). Die hohe Feldemissionsstromdichte hat Raumladungseffekte zur Folge, die Abweichungen von der Fowler-Nordheim-Beziehung bewirken. Lokale Feldstärkeüberhöhungen aufgrund imperfekter Oberflächen sowie die Paraboloid-Näherung für die Kathodenform führen ebenfalls zu Differenzen mit theoretischen Werten für die Parameter A und B.

Langmuir-Schottkysches Raumladungsgesetz: Negative Ladungen im Raum zwischen Kathode und Anode einer Vakuumdiode modifizieren die Feldverteilung gegenüber dem Vakuumfall. Feldlinien enden statt an der Kathode an solchen Ladungen. In Kathodennähe ist die Feldstärke reduziert.

Quantitativ lässt sich das Problem leicht behandeln, wenn einerseits eine ebene Geometrie (planparallele Kathode und Anode, Fläche A, Abstand d) und Abhängigkeit aller Variablen nur von x (Flächennormale von Kathode und Anode) sowie andererseits Ekin = 0 für die an der Kathode startenden Elektronen angenom- men wird.

Die Poissonsche Potentialgleichung liefert dann d2 ϕ /dx2 = - ρ (x)/ ε o ( ϕ = elektr. Potential, ρ = Ladungsdichte bei x).

Wegen ϕ (x) = ϕ

Kathode

+ U(x) gilt auch d2U/dx2 = - ρ (x)/ ε o.

Wegen ρ (x) A v(x) ( dq/dt) = j A folgt d2U/dx2 = -j/ ε ov(x), wobei die Stromdichte von x unabhängig ist (Kontinuität des Stromes).

Wegen m v2(x)/2 = e U(x) folgt d2U/dx2 = -j/ ε o [m/(2eU(x))]

1/2

= κ /U

1/2

(x).

Erweitern mit 2 dU/dx und Integration von 0 bis x bzw. von 0 bis U(x) liefert dU/dx = 2 κ

1/2

U

1/4

. Abermals integriert folgt

1 2

4

2 4

0 0

9

16 9

3 2

2 0

2 3 2

U dU dx U

d

e

m d U

U d

a

a

a

= κ ; κ =

/

; j = ⋅ ε

/

W.Jüngst Juli78

_______________________

Version: Mär-07

Abbildung

Figur 1 Energieverteilung im Potentialtopf (schematisch)

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