A 1702 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 36|
10. September 2010NA HOS TKONFLIKT
Die Abriegelung des Gazastreifens gefähr- det auch die medizi- nische Versorgung (DÄ 24/2010: „Nah- ostkonflikt: ,Ein ge- waltsames Signal‘“
von Harald Neuber).
Verzweifelte Reaktion
. . . Man kann über die Art und Weise, wie Israel die Durchbrechung der Schutzzone durch die sogenannte Frie- densflotte verhindert hat, diskutieren.
Ebenfalls über das Leben der Men- schen im Gazastreifen. Die IPPNW wie auch die Verantwortlichen der soge- nannten Friedensflotte sind jedoch auf einem Auge vollständig blind: Mit mit- leidsheischenden Bildern (wie auch im DÄ) wird das Leid der Menschen im Gazastreifen herausgestellt und Israel angeklagt – ohne auf das Leid in Israel nach mehreren Angriffskriegen der ara- bischen Nachbarstaaten bis hin zu den andauernden Anschlägen und Raketen-
angriffen aus dem Gazastreifen und dem Südlibanon einzugehen. Dass die Terrororganisation Hamas als gnaden- loses Unterdrückungsregime im Gaza- streifen als der tatsächliche Verursacher der dortigen Probleme gelten kann, wird übersehen. Dass Israel zudem alle seine Siedlungen im Gazastreifen wie vereinbart geräumt hat (vielleicht war das viel eher ein Fehler Israels) und seitdem Gaza unter rein palästinensi- scher Führung steht, nun aber dafür re- gelmäßig Raketen und Anschläge aus dem Gazastreifen die israelische Zivil- bevölkerung bedrohen, geht unter – wie auch die Bedrohung der Menschen im Gaza durch den Terror der Hamas dort und die Einführung der islamischen Scharia. Wer von dieser „Friedensflot- te“ oder der IPPNW prangert dies etwa als „Unfrieden“ an? Hilfsgüter, ja sogar Krankenwagen etc. werden regelmäßig für die Zwecke der Hamas missbraucht, und so ist die Abriegelung viel eher ei- ne verzweifelte Reaktion Israels, seine Bewohner vor dem Hass einiger radika- ler Palästinenser zu schützen, die wie viele aus den umliegenden islamischen
Ländern die Vernichtung der Juden und die Auslöschung Israels von der Land- karte . . . fordern . . .
Dr. med. Michael Kiworr, 68199 Mannheim
Es geht um Macht und Politik
Es gibt gute Gründe, die israelische Palästina-Politik zu kritisieren. Den- noch möchte ich zweierlei zu dem Ar- tikel „Ein gewaltsames Signal“ anmer- ken. Erstens: Es ist eine Verdrehung zu schreiben, dass „die Gewalt von is- raelischer Seite eindeutig geplant und provoziert worden“ sei. Es war von vornherein klar, dass der Versuch des Durchbrechens der Blockade zu einer Abfangreaktion seitens Israels führen würde – die Provokation war vom Schiffskonvoi kalkuliert. Zweitens hat das Zurückweisen der anschließend von Israel „vor der Haustür“ abgelie- ferten Hilfsgüter durch die Hamas deutlich gemacht, dass es letzterer nicht um die Not der Bevölkerung geht, sondern um Macht und Politik.
Dr. Eckhard Piegsa, 28199 Bremen
NA HOS TKON
D G d n ( o w v
RÖNTGEN SCHÜRZEN
Bereits nach zwei Jahren können Risse bei Schürzen aus Er- satzpolymeren auftre- ten (DÄ 24/ 2010:
„Röntgenschutzklei- dung: Gefahr uner- kannter Läsionen“ von Heinrich Eder).
Irrelevant
Weiß der Autor, welche Ziele mit im- mer neuen – für die Qualität der Medi- zin und den Schutz der die Röntgen- aufnahmen Durchführenden völlig irre- levanten – Qualitätsanforderungen er- reicht werden? Sie vernichten (u.a.) die Teilgebietsradiologie, sie machen das Überleben der niedergelassenen Fach- ärzte unmöglich, verlagern damit die Leistungen in die Kliniken und sind damit indirekt am Bankrott der gesetz- lichen Krankenversicherung beteiligt.
Die ausufernde Bürokratie frisst uns Ärzte schon jetzt auf. Wenn ich mir dann noch einen „Qualitätsbeauftrag- ten für die Strahlensicherheit von Röntgenschürzen“ vorstelle, der mich alle Jahre wieder zum Einschicken
meiner Röntgenschürze nötigt, diese von vorne und hinten durchleuchtet und mich mit Formularen und Drohun- gen der Behörden (und einer Rechnung von etwa 600 Euro) überzieht, verliere ich langsam die Lust am Praktizieren.
Dr. med. Andreas Korupp, 97421 Schweinfurt
Ö G SC
B J b s t
„ d kannter Läsionen“v
PA TIENTENVERFÜGUNG
Das neue Gesetz ver- unsichert viele Ärzte, wird aber auch als Chance gesehen (DÄ 25/ 2010: „Patienten- verfügungsgesetz:
Die praktische Um- setzung – eine erste Zwischenbilanz“
von Gisela Klinkhammer).
Viel zu tun
Als Hausarzt erfahre ich zunehmend . . . wie dankbar die Patienten sind, wenn ich das Thema Patientenverfü- gung aktiv anspreche und Material und Beratung anbiete „für Gottes Lohn“: Es kommt ja niemand auf die Idee, diese zeitaufwendige, sinnvolle und letztlich immens kostensparende
D u w C 2 v D setzung– eine erste
Tätigkeit zu honorieren . . . Auf der anderen Seite erlebe ich, wie hilflos und sinnlos austherapierte Patienten („Tumor explodiert“) meist noch sta- tionär weiterbehandelt werden und sich sowohl Arzt und Patient mit fal- schen Hoffnungen betrügen; verbun- den mit einer enormen Ressourcen- verschwendung, die zudem die ver- bleibende Lebenszeit weder verbes- sert noch wirklich verlängert. Ich spreche hier nicht von einer fachge- rechten palliativen Behandlung, die im besten Fall das letzte Leben und Sterben zu Hause ermöglicht.
Von zwölf Studentinnen meines Kur- ses in der Allgemeinmedizin erwähnte nur eine die Möglichkeit, in einem entsprechend angebotenen Fall nach einer Patientenverfügung zu fra- gen; die anderen hatten die Sorge, sich strafbar zu machen, wenn sie nicht al- les Mögliche täten und waren erstaunt, dass sich der Schuh umdreht, wenn sie nicht nach einer Verfügung fragen und trotzdem weiter behandeln. Es gibt viel zu tun, den Tod als Teil des Le- bens in einer praktischen Sterbekultur auch in die Medizin zu integrieren.
Dr. med. Hans-Ulrich Sappok, 40549 Düsseldorf