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Archiv "Porträt: Kaum zu glauben" (30.01.2009)

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A186 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 5⏐⏐30. Januar 2009

B R I E F E

meine ich nicht die medizinische Ver- sorgung), dann gibt es deutlich weni- ger als 40 Prozent Studienanfänger, die nicht im Arztberuf landen. Mit

„Sie“ meine ich Arbeitgeber und Chefärzte gleichermaßen . . . Nach dem PJ geht es in streng hierarchi- schen und teilweise feudalen Abhän- gigkeiten überwiegend im Rahmen von Zeitarbeitsverträgen weiter. Fa- milienfreundliche Arbeitsbedingun- gen? Meine Frau hat wegen zweier kleiner Kinder einen 50-Prozent-Ver- trag als Assistenzärztin gewählt, for- mell 19,25 Stunden je Woche. Be- dingt durch sogenannte Bereit- schaftsdienste kommt sie im güns- tigsten Fall auf 30 Stunden, im Re- gelfall aber auf 40 Stunden je Woche, wobei die Mehrstunden ausschließ- lich auf Nacht- und Wochenenddiens- te (als 24-Stundendienst) entfallen.

35 Prozent der Bereitschaftsdienst- zeiten sind quasi ehrenamtlich, keine Vergütung, kein Freizeitausgleich, herauskommen bei circa 160 Stunden übersichtliche 3 100 Euro brutto . . . Für die Weiterbildung wird selbstre- dend nur auf den Arbeitsvertrag ab- gestellt, auch wenn faktisch Vollzeit gearbeitet wird . . .

Gert Fischer,Untengönrather Straße 70, 42655 Solingen

PRIVATISIERUNG

Das Beispiel Helios zeigt, was ein priva- ter Träger anders macht als ein öffent- licher (DÄ 47/2008:

„Qualität rechnet sich“ von Norbert Jachertz).

Goldene Fassade

Der eindrucksvolle Artikel beweist, dass der geschäftliche Erfolg der Helios GmbH und anderer privater Träger nicht auf Rosinenpickerei, sondern auf einem soliden Wirt- schaftskonzept beruht. Die breite Leistungspalette rechnet sich, weil dann Zuweisende und Patienten opti- mal zufrieden sind. Das überzeugt.

Doch warum stammt dann das Hospi- talwesen aus Ordenshäusern und ge- meinnützigen Strebungen? Bei dieser Attraktivität und Rentabilität der

breit gefächerten Krankenversorgung wäre doch zu erwarten, dass Helios und die anderen Privaten schon seit Jahrhunderten bei höchster Qualität und breitestem Angebot so richtig Kohle machen? Zumal durch „politi- sche Ränkespiele und kommunale In- trige“ die Gemeinnützigen nicht erst seit heute förmlich paralysiert sein müssen . . . Sollte es hinter der golde- nen Fassade doch noch eine andere Wirklichkeit geben?

Dr. Gottlob Flier,Schulkoppel 18, 24976 Handewitt

PORTRÄT

Ein niedergelasse- ner Pneumologe fin- det seine Arbeit und sein Einkommen in Ordnung (DÄ 51–

52/2008: „Zufrieden jenseits von Afrika“

von Sabine Rieser).

Kaum zu glauben

Kaum zu glauben, aber es gibt den noch zufriedenen und glücklichen Arzt. So wie sich ihn die Politiker und Funktionäre wünschen. Zufrie- den mit seiner Arbeit und dem Hono- rar. Mit 100 000 Euro Praxisüber- schuss abzüglich Steuern, Investiti- onsrücklagen und Altersvorsorge verdient er weniger als ein Haupt- schullehrer mit kürzerer Ausbildung, mit weniger Wochenarbeitszeit, ohne Notdienst und ohne dessen Sicher- heit! Auch die überquellende Büro- kratie lässt ihn anscheinend kalt.

Kein Wort zu den vielen Seiten einer Loseblattsendung mit neuen Vor- schriften und Abrechnungsänderun- gen zu jedem Quartalsende. Ganz zu schweigen von den unendlichen „Re- formen“ des EBM. Kein Hinweis zum unsäglichen QM, mit dem uns mehr Unsinniges denn Nützliches vorgeschrieben wird oder zu den vie- len „Veranstaltungen“ wie z. B. die, die zur Erlangung von Fortbildungs- punkten oder für die Qualifikation zur Akupunktur landauf und landab im Interesse von geschäftstüchtigen Leuten angeboten werden. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Sicher sind die Verhältnisse in Afrika schlechter und schwieriger. Aber dort verdient kein Techniker 120 Eu-

ro/Stunde, und niemand muss sich mit einer solchen Bürokratie herum- schlagen, denn dort wie hier gibt es wahrlich Wichtigeres zu tun.

Dr. Jürgen Steinhilber,Heiligkreuzstraße 12, 72622 Nürtingen

Nur die halbe Wahrheit

Setzen, Herr Kollege, Rechnen sechs! Es liest sich wie eine fröhliche Kolumne: Ein freier Arzt entspannt sich nach der 50-Stunden-Woche mit einem guten Gehalt (oder war es nicht Honorar?), lächelnd in die Ka- mera blickend. Nein, das ist nur die halbe Wahrheit. Ohne sich in den Be- reich des Halbwissens zu begeben, wissen Betriebswirte, dass eine Inves- tition eine Rendite erwirtschaften muss, zusätzlich ein Honorar, sprich Überschuss, am Ende für den Inves- tor übrig bleiben muss. Auch wenn hier nur gedeutet werden kann, eine seriöse betriebswirtschaftliche Ana- lyse sieht anders aus. Wir müssen als mittelständische Betriebe von einer Amortisation unserer Investitionen innerhalb von zwei Jahren ausgehen, davon sind wir heute meilenweit ent- fernt. Wir müssen bei überlanger Studienzeit und spätem Eintritt in das Erwerbsleben überhöhte Einzah- lungen in ein Rentensystem gleich welcher Art leisten, um unserer eige- nen Altersarmut vorzubeugen, davon sind wir meilenweit entfernt. Wir müssten unseren Fachangestellten ein angemessenes Honorar zahlen, davon sind wir meilenweit entfernt.

Wir müssen, müssten, müssen . . . In diesem Fall klingt es aber eher wie:

geerbt und nichts dazugelernt . . .

Dr. med. Ulrich Glatzel,An Fronte Karl 10, 76726 Germersheim

Lösung der Finanzkrise

Sie berichten, dass Herr Dr. Pilz mit 1 500 Patienten pro Quartal bei 50 Wochenstunden und acht Wochen Urlaub im Jahr einen Praxisüber- schuss von ca. 100 000 Euro vor Steuern erwirtschaftet. Er „findet sein Einkommen in Ordnung und wundert sich, warum so viele Kolle- gen beständig klagen“. Ich bin über- zeugt, dass Sie, wenn Sie nur lange und gründlich genug recherchieren, irgendwo auf dieser Welt einen Arzt

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auftreiben werden, der auch mit 2 000 Patienten im Quartal bei 60 bis 70 Wochenstunden und vier Wochen Urlaub einen Überschuss von 50 000 Euro vor Steuern völlig in Ordnung findet. Vielleicht stellen Sie in einer der nächsten Ausgaben des DÄ den gesundheitspolitischen Idealfall des altruistischen Heilers vor, der seine Arbeitskraft völlig selbstlos an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden rund um die Uhr ohne persönliche Bereiche- rungsabsicht für freie Kost und Logis im AOK-Wohnheim in den Dienst der öffentlichen Gesundheit stellt.

Sicherlich plagen Herrn Dr. Pilz in Anbetracht seines Praxisüberschus- ses schwere Gewissensbisse, sodass er die jährlich zunehmenden Restrik- tionen der GKV als dankbare Gele- genheit empfindet, der Allgemein- heit endlich wieder alles das zurück- zugeben, was ihm seine KV in der Vergangenheit gegen seine Überzeu- gung zu viel überwiesen hat. Mit Herrn Dr. Pilz rückt die Lösung der Finanzkrise im Gesundheitswesen in greifbare Nähe: Ersatz des Zulas- sungsverfahrens durch eine Gewis- sensprüfung für Honorar- und Liqui- dationsverweigerer.

Dr. med. Ulrich Cimniak,Berliner Straße 23, 73728 Esslingen

WEITERBILDUNG

Ärzte sollten sich bei der Ärztekammer er- kundigen, ob ihre Weiterbilder über die Ermächtigung verfü- gen (DÄ 49/2008:

„Rechtsfragen in der Weiterbildung: Drum prüfe, wer sich bin- det“ von Arne Hillienhoff).

Hoffentlich Einzelfälle

In dem Artikel von Herrn Hillienhoff wird suggeriert, dass man sich vor Annahme einer jeglichen Weiterbil- dungsstelle in Deutschland zu verge- wissern habe, ob der Chefarzt die vom ihm behauptete Weiterbildungs- ermächtigung auch tatsächlich habe.

Es wird der Ausspruch eines Präsi- denten einer Ärztekammer zitiert, dass es mehr solcher Fälle gäbe, als man denkt. Hier wird der gesamte Stand von weiterbildungsermächtig-

ten Ärzten und Chefärzten in Deutschland unisono verunglimpft und als nicht vertrauenswürdig be- zeichnet. Ich will gar nicht aus- schließen, dass es solche Fälle gege- ben hat, aber es sind hoffentlich Ein- zelfälle, wie wir sie auch vom Ab- rechnungsbetrug, von Falschaussa- gen in der Politik und Insiderge- schäften in der Wirtschaft kennen.

Ein Weiterbildungsverhältnis ist im- mer eine bilaterale Angelegenheit, die auf Vertrauen basiert. Beide Sei- ten vertrauen darauf, dass die andere Seite ihr jeweiliges Bestes gibt. Ist dies nicht der Fall, wird das Weiter- bildungsverhältnis bald erschüttert und am besten möglichst bald been- det werden. Es kann jedoch nicht an- gehen, dass die eigenen schlechten Erfahrungen zum Maßstab der Beur- teilung aller herhalten müssen.

Dr. med. S. Roth,Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Altmark-Klinikum gGmbH, Brunnenstraße 1, 29410 Salzwedel

Eigene Erfahrungen

Im oben genannten Artikel berichten Sie über das traurige Schicksal einer Kollegin, die sich letztlich auf einen Vergleich einlassen musste. Und das nach acht Jahren! Traurig, dass so et- was erst so spät an die Presse und Öf- fentlichkeit gelangt. Während meiner Weiterbildungszeit sind mir auch Steine in den Weg gelegt worden, wie ich im Folgenden berichten möchte.

Zur Weiterbildung in Psychiatrie ab- solvierte ich mein neurologisches Jahr in einer Rehaklinik, deren Chef- ärztin die Weiterbildung in Neuro- logie für drei Jahre besitzt. Nach ei- nem Jahr der Weiterbildung bat ich um ein Zeugnis, um mich zur Fach- arztprüfung anzumelden. Doch auch ich erhielt nach Zusendung des Zeug- nisses statt der Einladung zur Prü- fung den Hinweis, dass dem Zeugnis ein entscheidender Satz fehle, näm- lich der, dass der Weiterzubildende – also ich – alle Inhalte der Weiterbil- dungsordnung erfüllt habe und zur Prüfung zugelassen werden sollte.

Ich wandte mich an meine Chefin mit der Bitte, diesen Satz zu ergänzen.

Sie entgegnete, sich erst bei der Ärz- tekammer zu erkundigen. Danach hörte ich nichts mehr von ihr. Auf das Zeugnis nochmals angesprochen,

sagte sie lediglich, sie habe mir eines ausgestellt, das müsse reichen, ich bekäme kein anderes. Die Ärztekam- mer beharrte auf diesen Satz, d. h., ich wurde nicht zugelassen. Mehr noch, die Chefin diffamierte mich auch noch in einem Schreiben an die Ärz- tekammer, drohte mir, da ich natür- lich mehrfach anrief und auf mein Zeugnis drängte. Es war zermürbend!

Schließlich wandte ich mich mit ei- nem Schreiben an die Ärztekammer und bat um Zulassung, obwohl der entscheidende Satz fehle und wies darauf hin, dass mir hier die Hände gebunden seien. Auch ehemaligen Chefärzten von mir sei hiermit ge- dankt, die sich für mich einsetzten und entsprechende Schreiben verfass- ten. Da besagte Chefärztin, die mir das Schreiben verweigerte, bei der Ärztekammer schon hinreichend be- kannt ist, wurde ich schließlich doch zur Prüfung zugelassen. So nahm das Ganze für mich doch ein positives Ende. Es kostete mich jedoch viele Nerven und schlaflose Nächte! Das Schlimme ist, Konsequenzen ergaben sich für besagte Chefärztin nicht. Der Träger des Hauses, dem alles mitge- teilt wurde (über den Marburger Bund und den Betriebsrat), ging der Sache auch nicht nach . . .

Verfasserin ist der Redaktion bekannt

ARZTFOTOS

Gibt es den Arzt, der sich das Stethoskop um den Hals hängt, nur im Fernsehen, wie Dr. med. Peter Schleuter meint?

(DÄ 51–52/2008:

„Scharf beobachtet: Dekorativ“).

Keine Dekoration

Seit 25 Jahren habe ich ein Stethos- kop um den Hals hängen, derzeit im Berliner Stadtreinigungsorange . . . Außer einem Kugelschreiber brau- che ich als Facharzt für Anästhesio- logie kein weiteres selbst mitzubrin- gendes Handwerkszeug, dieses aber zwingend. Also keine Dekoration, bestenfalls der Eintagebart nach Dienst (plus mein Dreitagekinnbart!).

Dr. A. Müller-Lorenz,Groten Diek 12, 22927 Großhansdorf

Referenzen

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