• Keine Ergebnisse gefunden

Holderegger, R. (2017). Genetik im Naturschutz: eine Übersicht. In D. Csencsics & F. Gugerli (Eds.), WSL Berichte. Naturschutzgenetik (pp. 7-13). Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Holderegger, R. (2017). Genetik im Naturschutz: eine Übersicht. In D. Csencsics & F. Gugerli (Eds.), WSL Berichte. Naturschutzgenetik (pp. 7-13). Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL."

Copied!
7
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Genetik im Naturschutz: eine Übersicht

Rolf Holderegger

Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf rolf.holderegger@wsl.ch

Naturschutzgenetik stellt einerseits Grundlagen für die Argumentation im Natur- schutz bereit. Andererseits wird sie bei Einzelstudien eingesetzt, bei denen es um die Beantwortung spezifischer Fragen aus der Praxis geht, zum Beispiel bei Er- folgskontrollen. Anwendungsmöglichkeiten der Naturschutzgenetik reichen von der Erfassung ökologischer Prozesse wie Verbund oder Zerschneidung von Le- bensräumen, über Arterkennung bis zur genetischen Fitness betreffend Inzucht, Angepasstheit und Anpassungsfähigkeit. Ein neues Thema ist genetisches Moni- toring, wo Veränderungen der genetischen Vielfalt in Raum und Zeit verfolgt wer- den. Der vorliegende Artikel gibt eine Übersicht über Möglichkeiten und Bedeu- tung von Naturschutzgenetik in der Praxis.

1 Genetik im Naturschutz:

Mehr als eine Mode strömung Genetische Methoden im Naturschutz sind in vieler Munde. In der Praxis be- sonders beliebt ist es, Arten mit gene- tischen Methoden zu bestimmen, also eine Antwort auf die Frage zu finden, welche Arten in einem Gebiet vorkom- men. Mittels einer Teichwasserprobe können zum Beispiel Amphibien be- stimmt werden – mit bekannterweise grossem medialem Echo. Aber geneti- sche Methoden im Naturschutz können viel mehr.

Die einen in Wissenschaft, Behör- den, Praxis und Öffentlichkeit sind fas- ziniert von den Möglichkeiten der Ge- netik: Letztere erscheinen (fast) un- begrenzt und neue Perspecktiven im Naturschutz öffnen sich. Andere sind gegenüber der Genetik im Naturschutz eher skeptisch eingestellt. Wie aber sind die Möglichkeiten für Genetik im Naturschutz tatsächlich einzuordnen?

Wie, wann und warum sollen geneti- sche Methoden im praktischen Natur- schutz angewandt werden? Werden ge- netische Methoden im Naturschutz nur deshalb verwendet, weil sie Mode und technisch machbar sind oder bieten sie einen wirklichen Mehrwert? Das Ziel des vorliegenden Artikels ist es, eine kurze Übersicht zu den Möglichkeiten, der Bedeutung und den Grenzen von Genetik und genetischen Methoden im Naturschutz zu geben.

2 Genetik: Wie wichtig ist sie im Schweizer Naturschutz?

Bekanntlich umfasst die Biodiversität als Ganzes vier Ebenen: die genetische Vielfalt innerhalb von Arten sowie die Vielfalt der Arten, Lebensräume und Wechselwirkungen. Will man den Rückgang der Biodiversität und das Aussterben von Arten oder Populati- onen aufhalten, so müssen auch geneti- sche Aspekte in die Planung und Mass- nahmen einfliessen. Welche Vorgaben zum Schutz der genetischen Vielfalt als grundlegender Ebene der Biodiversität und welche Konzepte zur Verwendung genetischer Methoden im Naturschutz gibt es in der Schweiz?

In der Strategie Biodiversität Schweiz (Schweizerische Eidgenossenschaft 2012) spielt genetische Vielfalt eine grosse Rolle: Die Biodiversitätsstrate- gie fordert, dass die genetische Vielfalt von wildlebenden Tieren, Pflanzen, Pil- zen und Bodenorganismen, aber auch von Nutztieren und -pflanzen für die Zukunft erhalten, die genetische Ver- armung bis 2020 gestoppt und ein Kon- zept für die Überwachung der geneti- schen Vielfalt eingeführt werden. Auch soll die Anpassungsfähigkeit der Arten an den Klimawandel sichergestellt wer- den, wobei der Vernetzung zwischen Populationen für den Austausch von Erbgut eine wichtige Rolle zukommt.

Dies mündet in die Forderung einer funktionierenden ökologischen Infra- struktur für die Schweiz. Eine ähnlich starke Gewichtung der genetischen Vielfalt findet man in weiteren Doku-

menten des Bundes: zum Beispiel Stra- tegie zur Anpassung an den Klimawan- del (UVEK und BAFU 2013), Waldpo- litik 2020 (BAFU 2013), Vollzugshilfe zur Biodiversität im Wald (Imesch et  al. 2015), Waldbericht (Rigling und Schaffner 2015) oder Umwelt- ziele Landwirtschaft (BAFU und BLW 2008). Folgerichtig spielt Genetik im Bereich Biodiversität im Forschungs- konzept des Bundesamts für Umwelt BAFU für die Jahre 2017 bis 2020 eine wichtige Rolle (Pesch et al. 2016). Dort werden Untersuchungen zur geneti- schen Vielfalt von Arten, zum Evolu- tionspotenzial von (Meta-)Populatio- nen und zur Vernetzung bzw. ökologi- schen Infrastruktur verlangt. Also: von der genetischen Diversität bis zur ge- netischen Untersuchung einer einzel- nen Art – Genetik in allen Papieren!

Und in der Realität? Genetische Überlegungen oder Zielsetzungen spie- len in der Praxis noch eine beschei- dene Rolle, obwohl sie oft zur Argu- mentation im Naturschutz herange- zogen werden. Genetische Methoden werden selten in Einzelstudien einge- setzt. Dabei haben genetische Metho- den inzwischen Praxistauglichkeit er- reicht. Sie können routinemässig ein- gesetzt werden, und ihre Kosten sind wegen des grossen technischen Fort- schritts stark gesunken.

3 Einige grundlegende Gedanken

Viele ökologische Faktoren und Pro- zesse beeinflussen die genetische Viel- falt einer Population. Dies ist darum der Fall, weil die Populationsgrösse mit der genetischen Vielfalt zusammen- hängt. Es gilt die Faustregel: Je grösser die Population, desto grösser ist ihre ge- netische Vielfalt. Damit wirken sich alle Faktoren und Prozesse, die die Popula- tionsgrösse bestimmen, auch auf die ge- netische Vielfalt aus (Abb. 1). Es sind dies zum Beispiel Lebensraumverän-

(2)

derungen und -verlust, Landnutzungs- änderungen, Zerschneidung oder Kli- mawandel. Der obige Zusammenhang zwischen Populationsgrösse und geneti- scher Vielfalt ermöglicht es umgekehrt, anhand der genetischen Vielfalt Rück- schlüsse auf diese Prozesse zu ziehen, also zum Beispiel von der genetischen Zusammensetzung von Populationen auf deren Zerschneidung zu schliessen.

Des Weiteren hat die genetische Vielfalt direkten Einfluss auf Indivi- duen und Populationen. Man spricht von genetischer Fitness (Abb. 1). Im Fokus stehen hier die von der geneti- schen Vielfalt massgeblich beeinflusste Angepasstheit und Anpassungsfähig- keit sowie die Inzucht und ihre nega- tiven Folgen (Abb. 1) – Themen, die im Naturschutz bei Wiederansiedlungen oder bei den Auswirkungen des Klima- wandels diskutiert werden. Wiederum gilt allgemein, je höher die genetische Vielfalt, desto besser.

Schliesslich besitzen (fast) alle höhe- ren Organismen eine einzigartige ge- netische Zusammensetzung (Geno- typ). Bekannt ist uns das vom Men- schen, wo jedes Individuum genetisch einzigartig ist (genetischer Fingerab- druck; ausser bei eineiigen Zwillingen).

Auch Arten unterscheiden sich gene- tisch vonein ander, ist es doch die ge- netische Zusammensetzung, die Arten ausmacht. Somit kann man genetische Methoden verwenden, um Individuen innerhalb einer Art zu bestimmen bzw.

man kann mit ihnen Arten unterschei- den (Abb. 1).

4 Was lässt sich mit Natur­

schutzgenetik untersuchen?

Drei grössere Themenkreise können mit Genetik im Naturschutz angegan- gen werden: 1. Genetische Methoden können für die Beschreibung von öko- logischen Prozessen verwendet werden;

2. Genetische Methoden erlauben die Bestimmung von Individuen und Ar- ten; 3. Mit Genetik kann die genetische Fitness geschätzt werden. Es gibt also vielfältige Anwendungsmöglichkeiten von genetischen Methoden im Natur- schutz (Holderegger und Segelba- cher 2016). Aus dieser Palette von An- wendungen betrachte ich die in Tabelle 1 gegebenen als für die Naturschutz- Praxis, für die überkommunale Pla- nung im Naturschutz und auch für die Argumentation im Naturschutz gegen- über Politik und Öffentlichkeit als be- sonders wichtig. Daneben gäbe es an-

dere in Teilbereichen des Naturschut- zes wichtige genetische Anwendungen wie bei der Hybridisierung (etwa zwi- schen einheimischen und nicht-einhei- mischen Arten oder zwischen Haus- und Wildtieren, wie zum Beispiel bei der Wildkatze; Nussberger et al. 2014), die hier aber nicht weiter behandelt werden.

4.1 Untersuchung ökologischer Prozesse

Wenn es um ökologische Prozesse wie Zerschneidung oder Verbund von Po- pulationen geht, können genetische Methoden einen grossen Beitrag zum Naturschutz leisten. Wieso ist dies Fall?

Betrachtet man die derzeit gängige Praxis der Planung von Vernetzung im praktischen Naturschutz, so zeigt sich ungefähr folgendes Bild. Entlang der in Abb. 1. Eine zentrale Grösse im Naturschutz ist die lokale Populationsgrösse (bzw. die Grösse der Metapopulation). Wegen der Abhängigkeit der genetischen Vielfalt einer Population (Mitte) von ihrer Grösse lassen sich via Genetik Rückschlüsse auf ökologische Prozesse ziehen, die die Populationsgrösse beeinflussen. Dies gilt etwa für den Austausch von Individuen und Genen (Genfluss) zwischen Populationen (linke Seite). Die genetische Vielfalt beeinflusst hingegen, wie überlebensfähig eine Population kurz- und langfristig ist (genetische Fitness). Mit genetischen Methoden können Inzucht, Angepasstheit oder Anpassungsfähigkeit untersucht werden (rechte Seite). Da die Individuen und Arten der Wirbeltiere und Gefässpflanzen sowie vieler Insekten, Moose und Flechten eine einzigartige genetische Zusammensetzung auf- weisen, kann man mit genetischen Methoden auch Individuen (sowie deren Raumnutzung) und Arten bestimmen (blau unten).

Tab. 1. Wichtige Anwendungen von Genetik und genetischen Methoden im Naturschutz.

Ökologische Prozesse Verbund und Zerschneidung (Wanderung und Austausch von Individuen und Genen zwischen Po- pulationen)

Abb. 2a–d

Veränderung der Populationsgrösse Abb. 2e Individuen- und

Artbestimmung

Bestimmung der Populationsgrösse Raumnutzung von Individuen

Artbestimmung (Barcoding oder Metabarcoding)

Abb. 2f Abb. 2g Abb. 2h

Genetische Fitness Inzucht Abb. 2i

Angepasstheit Abb. 2k

Anpassungsfähigkeit Abb. 2l

Genetische Vielfalt

Inzucht Angepasstheit Anpassungsfähigkeit Populations-

grösse Genetische

Fitness

Individuenbestimmung Raumnutzung Artbestimmung Lebensraumänderung

Lebensraumverlust Landnutzungsänderung Zerschneidung

Klimawandel

(3)

den kantonalen Richtplänen vorgege- benen Vernetzungskorridore werden verschiedenste Massnahmen ergriffen und bestehende Schutzgebiete, natur- nahe und renaturierte Flächen oder verschiedenste strukturelle Einzelele- mente zu einem Vernetzungskorridor zusammengefasst. Andere Möglichkei- ten sind punktuelle Verbesserungen wie Grünbrücken, um die Durchgängig- keit für Wildtiere wiederherzustellen.

Schliesslich werden für einzelne Arten oder Artengruppen Trittsteine erstellt, so zum Beispiel neue Teiche zwischen bereits vorhandenen Amphibien-Laich- gewässern. Alle diese strukturellen Ver- netzungsmassnahmen dienen dazu – so wird angenommen –, den verschiede- nen Arten sicheren Zugang zu Teil- lebensräumen zu gewährleisten, Wie- der- und Neubesiedlungen zuzulassen, den Austausch zwischen Populationen möglichst über grosse Räume hinweg zu gewährleisten und so auch den gene- tischen Austausch sicherzustellen.

Doch Hand aufs Herz: Wir planen das alles aus Menschensicht nach bes- tem Wissen und Gewissen. Aber was wissen wir wirklich darüber, über wel- che Distanzen Organismen wandern, wie häufig sie das tun, welche Land- schaftselemente für sie dabei Barrieren oder Vernetzungselemente darstellen und ob unsere Massnahmen grossräu- mig überhaupt wirken? Mit Ausnahme einiger gut untersuchter Wirbeltierar- ten wissen wir sehr wenig. Gerade beim Thema Verbund und Zerschneidung können genetische Methoden (oder Besenderungen mit GPS-Sendern) we- sentlich zu unserem Verständnis dieser ökologischen Prozesse beitragen.

Genetische Methoden erlauben es, den Austausch und die Wanderung von Individuen und Genen (Genfluss) zu erfassen – und dies auf verschiede- nen Zeitskalen. Es lassen sich einer- seits die sich ausbreitenden Individuen selbst bestimmen, indem man sie ih- ren Ursprungspopulationen zuordnet (Abb. 2a) und dabei auch Aussagen zu ihren Ausbreitungsdistanzen erhält.

Anderseits kann man Austauschraten und ihre Richtung zwischen Populatio- nen während der letzten paar Genera- tionen bestimmen (Abb. 2b) oder man untersucht wie sich Populationen gene- tisch unterscheiden (genetische Diffe- renzierung). Letzteres erlaubt Aussa- gen zum längerfristigen Verbund und

Abb. 2. Anwendungsmöglichkeiten der Naturschutzgenetik.

(a–e) Kapitel 4.1. (a) Erfassung aktuell gewanderter Individuen. Kreise: Populationen; far- bige Punkte: verschiedene genetische Typen; Pfeile: Wanderungsrichtung. (b) Austauschrate innerhalb weniger Generationen (Quellen und Senken). Zweifarbige Punkte: Individuen, die verschiedene Genvarianten von ihren Eltern geerbt haben. Hier, Nachkommen von an- sässigen Individuen und eingewanderten Individuen; Dicke der Pfeile: Ausmass des Aus- tausches und dessen Richtung. (c) Austauschraten während vieler Generationen. Farbige Kreise: genetische Zusammensetzung der ganzen Population; schwarze zweiköpfige Pfeile:

Austauschrate (im Verhältnis umgekehrt zur genetischen Differenzierung). (d) Geografisch strukturierte genetische Gruppen, hier beidseits einer Strasse. (e) Verkleinerung der Popu- lationsgrösse.

(f–h) Kapitel 4.2. (f) Bestimmung der Individuenzahl aufgrund der vorkommenden geneti- schen Typen in einem Untersuchungsgebiet (Rechteck) zur Abschätzung der Populations- grösse. (g) Raumnutzung von Tieren. Farbige Polygone: genutzter Raum eines Individuums.

(h) Genetische Artbestimmung (Barcoding) aufgrund von DNA-Sequenzen und Vergleich mit einer Referenzdatenbank.

(i–l) Kapitel 4.3. (i) Bestimmung der Inzucht aufgrund der genetischen Zusammensetzung von Individuen (einfarbig: homozygot; zweifarbig: heterozygot). (k) Angepasstheit. Farbige Rechtecke: verschiedene Lebensräume. (l) Anpassungsfähigkeit. Im oberen Fall besteht keine Anpassungsfähigkeit an einen veränderten Lebensraum.

(a)

Aktuelle Wanderer

(b)

Austauschrate innerhalb weniger

Generationen

(c)

Austauschrate während vieler Generationen (gene-

tische Differenzierung) (e)

Zeit

Reduktion Populationsgrösse (d)

Genetische Gruppen

(f)

Bestimmung Popula- tionsgrösse aufgrund genetischer Typen (g)

Raumnutzung von Tieren

(h)

Genetische Artbestimmung

(Barcoding) AGCAGCATTACG AGCAAAAATACG

Referenzdatenbank Art?

Art XY

(i)

Bestimmung von Inzucht mittels genetischer

Zusammensetzung (k)

Angepasstheit Lebensraum

Rot Lebensraum Blau

angepasst Gut Schlecht angepasst

(l)

Anpassungsfähigkeit Heutiger

Lebensraum Zukünftiger Lebensraum

Zeit

(4)

Stellen wir uns vor, wir wollen wis- sen, wie viele Baummarder in einem Gebiet leben. Zählen lassen sie sich kaum. Mittels Beobachtungen und Fo- tofallen lassen sich die Einzeltiere nicht unterscheiden. Die Anzahl Baummar- der lässt sich aber genetisch bestim- men: Wir sammeln im ganzen Gebiet den Kot von Baummardern und analy- sieren diesen im Labor. Denn der Kot von Tieren enthält Erbgut (DNA) des jeweiligen Individuums. Weder haben wir dabei einen Baummarder gesehen, noch mussten wir einen fangen, um ge- netische Proben zu nehmen (nicht-in- vasives Sammeln). Aufgrund der ver- schiedenen genetischen Zusammen- setzung der DNA im Kot finden wir heraus, wie viele Individuen des Baum- marders im Gebiet mindestens vor- kommen. Vermutlich haben wir von manchen Baummarder-Individuen zig- fach Kot gesammelt und von anderen nur einmal oder sogar keinmal. Was sich also bestimmen lässt ist die Anzahl verschiedener genetischer Typen, die der Mindestanzahl des Baummarders im Gebiet entspricht (Abb. 2f). Natür- lich müssen wir sicher sein, dass es Kot vom Baum- und nicht vom Steinmarder ist. Auch diese Artbestimmung erfolgt genetisch (siehe weiter unten). Die Er - fah rung zeigt, dass die genetische Be - stimmung der Populationsgrösse meist grösser ausfällt als jene, die mit her- kömmlichen ökologischen Zähl- oder Monitoring-Methoden bestimmt wurde.

Manchmal unterscheiden sich die Er- gebnisse sogar drastisch (Gugerli et al.

2008).

Übrigens ist uns dieser Ansatz der genetischen Bestimmung von Indivi- duen anhand von Kot- oder Speichel- proben aus den Massenmedien bes- tens bekannt. Er wird gebraucht, wenn es zum Beispiel darum geht festzustel- len, welcher Bär in der Schweiz gese- hen wurde oder ob ein Schaf von wel- chem Wolf gerissen wurde.

Genetische Daten können ausser- dem verwendet werden, um mit statisti- schen Verfahren die Populationsgrösse noch genauer zu schätzen (Fang-Wie- derfang). Ebenso kann die Anzahl der Individuen, die sich an der Fortpflan- zung beteiligen – also der eigentlich für den Naturschutz relevante Teil einer Population – aufgrund theoretischer Überlegungen berechnet werden. Bei- des wird allerdings selten gemacht.

Austausch zwischen Populationen über viele Generationen hinweg (je weni- ger verschieden, desto mehr Austausch;

je verschiedener, desto weniger Aus- tausch; Abb. 2c; Bolliger und Gu- gerli 2017, in diesem Band). Der Vor- gang fehlenden Austauschs zwischen Populationen oder Gruppen von Po- pulationen führt zu geografisch struk- turierten Gruppen, die sich genetisch nachweisen lassen (Abb. 2d). Welcher Zeitraum betrachtet wird, hängt von der Generationsdauer der untersuch- ten Arten ab: von unter einem Jahr bei Insekten bis zu Jahrzehnten bei Bäu- men.

Bei alldem – und das ist der entschei- dende Punkt – erfassen wir, was tat- sächlich zwischen Population in gross- räumigen Landschaften geschieht oder geschah (funktionale Vernetzung), unabhängig von unserer Menschen- sicht. Zerschneidung und Verbund werden in den Kapiteln von Bolliger und Gugerli (2017) und Meier und Stapfer (2017) in diesem Band näher behandelt. Dort finden sich konkrete Beispiele.

Auch ein ganz anderer ökologischer Prozess lässt sich mit Genetik erfassen, nämlich ob in der Vergangenheit eine starke Reduktion der Populations- grösse stattgefunden hat. Eine solche Studie lässt Rückschlüsse darauf zu, ob eine Art früher in einem Gebiet deut- lich häufiger war als heute. Dazu benö- tigt man entweder altes Museumsmate- rial, das man mit heutigen genetischen Proben genetisch vergleicht, oder man weist eine Reduktion der Populations- grösse mittels statistischer Verfahren aufgrund der heute vorkommenden ge- netischen Vielfalt nach (Abb. 2e). Bis- lang wurden solche Tests in Mitteleu- ropa selten und nur für spezifische Ziel- arten durchgeführt, zum Beispiel beim Birkhuhn (Segelbacher et al. 2014).

4.2 Bestimmung von Individuen und Arten

Wie oben erwähnt, besitzt jedes Indi- viduum der Wirbeltiere, aber auch der meisten Insekten, Gefässpflanzen, Pilze und Flechten eine einzigartige gene- tische Zusammensetzung (Genotyp).

Das kann man sich im Naturschutz zu- nutze machen.

Aus den obigen Daten lassen sich weitere Information – quasi gratis – ableiten: zum Beispiel die Raumnut- zung von Individuen (Reviergrösse oder home range; Abb. 2g). Verbindet man nämlich die Orte, an denen der Kot desselben Individuums gefunden wurde, miteinander, so ergibt sich ein Polygon. Dieses zeigt, welches Gebiet ein Individuum innerhalb der unter- suchten Fläche während des Sammel- zeitraums der Kotproben genutzt hat.

Die gleiche bzw. detailliertere Informa- tion erhält man mit Besenderungen.

Eine auch in der Schweiz besonders populäre Anwendung – die oft als ge - netisches Monitoring bezeichnet wird (siehe aber unten) – ist die Artbestim- mung mittels genetischer Methoden.

Arten sind genetisch voneinander ver- schieden, was sich zu deren Bestim- mung nutzen lässt. In der Regel ver- wendet man ein kurzes Stück der DNA (DNA-Sequenz), das sich zwischen, aber nicht innerhalb von Arten unter- scheidet. Jede Art zeigt gewissermas- sen einen einzigartigen genetischen Strichcode; man spricht von geneti- schem Barcoding. Man sammelt eine Probe im Feld – das kann eine geneti- sche Probe direkt vom Organismus oder eine nicht-invasive Probe wie Kot, Haare, Federn usw. sein –, analysiert diese im Labor und vergleicht die er- haltene DNA-Sequenz mit einer Refe- renzdatenbank, die die DNA-Sequen- zen aller relevanten Arten enthält. So kann man feststellen, um welche Art es sich handelt (Abb. 2h).

Besonders eindrücklich sind Bei- spiele, bei denen aus einer kleinen Menge Wasser bestimmt wird, welche Lebe wesen in einem Teich vorkom- men. Das Erbgut dieser Lebewesen schwimmt natürlich im Teichwasser, da es über Kot, über die Haut oder durch das Absterben der Lebewesen ins Was- ser gelangt. Man spricht hierbei von Umwelt-DNA (eDNA = environmen- tal DNA). So lässt sich genetisch fest- stellen, ob etwa der seltene Teichmolch in einem Teich vorkommt. Natürlich lassen sich auch mit einem Streich alle Amphibienarten in einem Teich gene- tisch nachweisen – also nicht nur der Teichmolch. Man spricht dann von Me- tabarcoding.

Es ist leicht, sich weitere Anwendun- gen genetischer Artbestimmung im Na- turschutz vorzustellen, vor allem dort,

(5)

(Abb. 2l)  – sind also Bestandteile der Naturschutz-Argumentation. Doch was wissen wir zu Anpassung und An- passungsfähigkeit und zur Geschwin- digkeit, mit der diese ablaufen, tat- sächlich? Eigentlich wenig. Der Grund dafür ist, dass Untersuchungen zu An- passung und Anpassungsfähigkeit bis- lang sehr aufwändig und fast nur im Rahmen wissenschaftlicher Untersu- chungen bei Nutztieren und -pflan- zen durchgeführt wurden. Das ändert sich derzeit rasant, da neue genetische Techniken entwickelt werden, welche die direkte Untersuchung von Anpas- sung und auch die Vorhersage von An- passungsfähigkeit in die Zukunft erlau- ben (Mimura et al. 2016). Das Thema Angepasstheit und Anpassungsfähig- keit wird von Rellstab et al. (2017, in diesem Band) genauer vorgestellt. An- gepasstheit spielt schon heute eine wichtige Rolle im Naturschutz, etwa dann, wenn es um Spenderflächen für Direktbegrünungen oder um Quellen- populationen für (Wieder-)Ansiedlun- gen oder Ex-situ-Vermehrungen geht.

5 Einsatzmöglichkeiten von Genetik im Naturschutz Wo können genetische Methoden im Naturschutz eingesetzt werden? Aus den oben genannten Anwendungen können vor allem vier Einsatzmöglich- keiten der Naturschutzgenetik abgelei- tet werden.

Mit genetischen Methoden können Grundlagen zu Phänomenen und Pro- zessen, die für den Naturschutz wichtig sind, untersucht werden. Diese grund- legenden Untersuchungen sind for- schungsnah. Ihre Ergebnisse fliessen in die allgemeine Argumentation des Naturschutzes ein. Wie weit wandern Tiere? Was sind Barrieren für die Aus- breitung? Herrscht Inzucht in kleinen Populationen? Wie gross ist die Boden- biodiversität? Wie gross ist die Anpas- sungsfähigkeit von Organismen? Dies sind einige der vielen möglichen Fra- gen, deren Beantwortung für den Na- turschutz von allgemeiner Bedeutung ist. Was erarbeitet wird, ist Grundla- genwissen, zum Beispiel zur Wirksam- keit der ökologischen Infrastruktur.

Einzeluntersuchungen werden spe- ziell für den praktischen Naturschutz bei wenigen Arten von besonderem

Interesse, vor allem bei grossen Wir- beltieren wie etwa dem Bartgeier, an- gewandt. Wie das geht und konkrete Beispiele dazu, zeigt der Beitrag von Biebach und Keller (in diesem Band).

Der letzte hier vorgestellte Themen- kreis umfasst die Angepasstheit und Anpassungsfähigkeit von Organismen.

Menschen verändern Lebensräume in rasantem Tempo. Das können global wirkende Faktoren wie der in Massen- medien und Politik omnipräsente Kli- mawandel oder der flächendeckende Stickstoffeintrag sein, das können aber auch lokal wirkende Faktoren wie Landnutzungs- und Lebensraumverän- derungen oder Schwermetallbelastung sein. Manche Forscher behaupten so- gar, dass heutige Umweltveränderun- gen so grundlegend ablaufen, dass die herkömmlichen Instrumente des Na- turschutzes nicht mehr funktionieren, da ganz neue Ökosysteme mit neuen Artenkombinationen entstehen wür- den (Stöcklin 2017).

Wie aber reagieren Arten auf Um- weltveränderungen? Beim Klimawan- del ist dies augenfällig: Arten können lokal aussterben, sie können an andere, noch günstige Orte wandern oder sie können sich anpassen. Betreffend Wan- derungen von Organismen infolge des Klimawandels sind wir recht gut un- terrichtet (Essl und Rabitsch 2013).

Die in der Strategie Biodiversität Schweiz (Schweizerische Eidgenossen- schaft 2012) postulierte ökologische Infrastruktur soll dieses Wandern von Organismen infolge des Klimawandels begünstigen. Ob Klimawandel kurzfris- tig zum lokalen Aussterben von Arten führt, ist noch unklar. Wie aber steht es mit der Anpassung und Anpassungsfä- higkeit von Organismen? Oft wird mit der Erhaltung dieser Anpassungsfähig- keit im Naturschutz argumentiert: Eine hohe genetische Vielfalt sei wichtig, um die Anpassungsfähigkeit von Organis- men (Darwin 1859) und indirekt von Lebensräumen an eine sich ändernde Umwelt zu gewährleisten. Nur so wür- den auch deren Ökosystemleistun- gen längerfristig gesichert (Pesch et al.

2016).

Genetische Vielfalt, Angepasst- heit (Abb. 2k) und Anpassungsfähig- keit – die Möglichkeit von Organis- men, sich in Zukunft an ändernde Um- weltbedingungen genetisch anzupassen wo diese schwierig ist (z. B. bei Totholz-

pilzen und Flechten) oder wo Tiere heimlich leben und sich nur schwer be- obachten lassen. Besonders wichtig ist dabei das Vorhandensein einer voll- ständigen und qualitativ hoch stehen- den Referenzdatenbank (Schmidt und Grünig 2017, in diesem Band). Das ist leider für viele Artengruppen noch nicht der Fall. In einigen Projekten und Programmen in der Schweiz wird Ge- netik zur Artbestimmung aber bereits (fast) routinemässig eingesetzt. Bei- spiele zeigen Meier und Stapfer sowie Schmidt und Grünig in diesem Band.

Hartmann (in diesem Band) macht zu- dem deutlich, wie die weitgehend un- bekannte Biodiversität der Bodenorga- nismen mittels genetischer Bestim- mung zu gän glich gemacht wird.

4.3 Genetische Fitness

Die genetische Zusammensetzung ei- nes Individuums beziehungsweise einer Po pulation beeinflusst deren Zustand massgeblich. Inzucht kann die Überle- bensfähigkeit einer Population negativ beeinflussen (Inzucht-Depression). Sol- che Prozesse können sich kurzfristig auswirken. Die genetische Zusammen- setzung von Individuen und Populatio- nen zeigt auch, wie gut diese an die heu- tigen Lebensräume angepasst sind und wie gut sie sich an zukünftige Änderun- gen der Umwelt anpassen können.

Ob in einer Population Inzucht – also die Paarung zwischen genetisch nah verwandten Individuen – vorkommt, lässt sich mit genetischen Methoden bestimmen. Vor allem kleine Popu- lationen weisen Inzucht auf (Frank- ham 2015). Allerdings bedeutet das Vorkommen von Inzucht alleine noch nicht, dass dies auch negative Folgen für die Anzahl der Nachkommen einer Population und deren Überlebensfä- higkeit haben muss (aber es kann!).

Jeder Nachkomme erbt zwei Vari- anten pro Gen, eine Variante von der Mutter, eine vom Vater. Sind diese Va- rianten gleich, liegt das Gen homo- zygot vor. Paaren sich genetisch nah- verwandte Individuen, ist die Wahr- scheinlichkeit für Homozygotie gross.

Homozygotie gibt somit Auskunft über das Ausmass von Inzucht (Abb. 2i). Ge- naue Inzuchtuntersuchungen wurden im praktischen Naturschutz bislang nur

(6)

sich um die Erfassung der Veränderun- gen der genetischen Vielfalt von Arten in Raum und Zeit. Genetisches Moni- toring ist also ähnlich wie das Arten- und Lebensraummonitoring des Bun- des. Zielgrössen des genetischen Moni- torings sind dabei die Vernetztheit von Populationen, der Inzuchtgrad oder die für die Anpassungsfähigkeit relevante genetische Vielfalt (genetische Fitness).

Wiederum stossen im Moment tech- nische Entwicklungen in der Genetik neue Türen auf. Zwar ist genetisches Monitoring noch Neuland, aber es sind weltweit Überlegungen und Planun- gen dazu im Gang (Mimura et al. 2016);

die Schweiz sollte nicht abseits stehen (Holderegger et al. 2016; Cordillot 2017, in diesem Band).

6 Naturschutzgenetik ist kein Allerweltsheilmittel

Die Erwartungen und Hoffnungen an die Naturschutzgenetik sind hoch, manchmal zu hoch. Nur ein Beispiel:

Zwar kann man genetisch bestimmen, welche Amphibienarten in einem Ge- wässer vorkommen, aber (noch) nicht, wie viele Individuen es pro Art sind.

Wie alle Methoden hat auch die Na- turschutzgenetik ihre positiven und negativen Seiten. Einige dieser nega- tiven Seiten sind methodische De- tails, genetische Fachbegriffe und sta- tistische Auswertungen, die nicht ein- fach zu verstehen sind für diejenigen, die nicht täglich damit zu tun haben.

Wieviel muss man als Prakti kerIn bei einer Behörde, bei einer Naturschutz- organisation oder in einem Planungs- büro von Naturschutzgenetik verste- hen (Abb. 4)? Es empfiehlt sich fol- gendes Vorgehen: Wer eine genetische Untersuchung durchführen will, sollte zuallererst eine möglichst präzise Frage stellen. Mit Genetik-Spezialisten zu- sammen wird dann ein Konzept für das Sammeln der Proben erstellt. Hier ist viel Fach- und Feldwissen gefragt, wes- halb die PraktikerInnen einen mass- geblichen Beitrag zu diesem Sammel- konzept leisten sollten. Was beim Sam- meln falsch läuft, lässt sich später kaum mehr korrigieren. Die genetischen Analysen im Labor, die spezialisierten statistischen Auswertungen und die In- terpretation dieser Resultate kann man Genetische Methoden kann man

auch für Erfolgskontrollen einsetzen.

In diesem Punkt ist das Potenzial der Naturschutzgenetik bislang nicht aus- geschöpft. Gerade im Bereich Verbund ist vieles möglich: Führt eine Grünbrü- cke über eine Autobahn tatsächlich zu einer grossräumigen Lebensraumver- netzung mit Fernwanderung oder ver- bindet sie einfach die lokal ansässigen Wildtiere rechts und links der Auto- bahn, ohne massgebliche Wirkung im Hinterland? Durchmischen sich die Arten einer frisch angesäten Wiese mit jenen der Nachbarwiesen oder wurde nur eine weitere nicht vernetzte Le- bensrauminsel geschaffen?

Schliesslich fordert die Strategie Bio- diversität Schweiz (Schweizerische Eid- genossenschaft 2012) ein genetisches Monitoring (Abb. 3). Hier handelt es durchgeführt, meist zu wichtigen Ziel-

arten des Naturschutzes. Beispielsweise lauten die Fragen, ob die Populationen des Moorbläulings in den zerstückel- ten Mooren eines Mittellandkantons mitein ander verbunden sind oder wie viele Schneehühner in einem Bergmas- siv der Alpen leben. Solche genetischen Untersuchungen sind weitgehend Rou- tine. Es ist offensichtlich, dass hier ein grosses Feld für den Einsatz von Na- turschutzgenetik besteht. Es handelt sich dabei um evidenzbasierten Natur- schutz (Hofer 2016). Sind einmal viele genetische Einzelartenstudien durch- geführt, lassen sich daraus wieder all- gemeine Argumente ableiten. Die Bei- träge von Thiel-Egenter (2017) sowie Bühler und Dubey (2017) in diesem Band zeigen Beispiele für solche Ein- zelstudien aus der Schweiz.

Abb. 3. Genetisches Monitoring muss verschiedene Lebensräume und Arten mit je ver- schiedener Funktionalität umfassen. Beim genetischen Monitoring von Trockenwiesen (Xero- und Mesobrometum; links) kann beispielsweise das dominante und strukturgebende Gras dieses Wiesentyps – die häufige Aufrechte Trespe (Bromus erectus) – genetisch unter- sucht werden. Zusätzlich können die weniger häufige, aber doch regelmässig vorkommende Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis; Mitte) oder der seltene, streng an warm-trockene Le- bensräume gebundene Schmetterlingshaft (Libelloides coccajus; rechts) genetisch analysiert werden (Fotos: Rolf Holderegger).

Abb. 4. Ablauf einer naturschutzgenetischen Einzeluntersuchung. Blau: Arbeitsschritte der Praxis. Rot: Zusammenarbeit von Praxis und Genetik-Experten. Grau: Arbeitsschritte der Genetik-Experten. Nur wenn die Frage präzise gestellt wird, kann eine naturschutzgeneti- sche Untersuchung gut auf die Umsetzung und Implementierung der Ergebnisse in der Na- turschutzpraxis ausgerichtet werden (zweiköpfiger blauer Pfeil).

Frage Sammel-

Konzept Sammeln Genetische Laboranalyse

Statistische Auswertungen Interpretation

der Resultate Schluss-

folgerungen Umsetzung

Implementierung

(7)

sion in European wildcats in the Swiss Jura. Conserv. Genet. 15: 1219–1230.

Pesch, M.-L.; Jacquat, O.; Zürcher, D., 2016: Forschungskonzept Umwelt für die Jahre 2017–2020. BAFU, Bern.

Rellstab, C.; Fischer, M.C.; Csencsics, D.;

Gugerli, F.; Holderegger, R., 2017: Be- deutung der lokalen Anpassung in der Naturschutzgenetik. WSL Ber. 60: 31–37.

Rigling, A.; Schaffer, H.-P. (Eds.), 2015:

Waldbericht 2015. BAFU, Bern.

Schmidt, B.; Grünig, C., 2017: Einsatz von eDNA zum Amphibien-Monitoring.

WSL Ber. 60: 57–62.

Schweizerische Eidgenossenschaft, 2012:

Strategie Biodiversität Schweiz. BAFU, Bern.

Segelbacher, G.; Strand, T.M.; Quintela, M.; Axelsson, T.; Jansman, H.A.H.; Koele - wijn, P.; Höglund, J., 2014: Analysis of historical and current populations of Black Grouse in Central Europe reveal strong effects of genetic drift and genetic diversity. Conserv. Genet. 15: 1183–1195.

Stöcklin, S., 2017: Das gestaltete Naturpara- dies. Horizonte 113: 42-43.

Thiel-Egenter, C., 2017: Naturschutzgene- tik aus Ökobürosicht – Chancen und Er- fahrungen. WSL Ber. 60: 71–76.

UVEK; BAFU, 2013: Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz. UVEK, BAFU, Bern.

Gugerli, F.; Jacob, G.; Bollmann, K., 2008:

Molekulare Marker erzählen aus dem Ge- schichtenbuch: Auerhuhn-Populationsge- netik in den Schweizer Alpen. Ornith. Be- obachter 105: 77–84.

Hartmann, M., 2017: Der Boden – eine wertvolle Ressource für die genetische Vielfalt. WSL Ber. 60: 39–47.

Hofer, U., 2016: Evidenzbasierter Natur- schutz. Haupt, Bern.

Holderegger, R.; Segelbacher, G. (Hrsg.), 2016: Naturschutzgenetik. Ein Handbuch für die Praxis. Haupt, Bern.

Holderegger, R.; Segelbacher, G.; Widmer, A., 2016: Genetisches Monitoring. In: Hol- der egger, R.; Segelbacher, G. (Hrsg.).

Naturschutzgenetik. Ein Handbuch für die Praxis. Haupt, Bern, 165–182.

Imesch, N.; Stadler, B.; Bolliger, M.;

Schneider, O., 2015: Biodiversität im Wald:

Ziele und Massnahmen. BAFU, Bern.

Meier, R.; Stapfer, A., 2017: Werkzeugkas- ten für genetische Methoden in der Bio- diversitätsförderung. WSL Ber. 60: 49–56.

Mimura, M.; Yahara, T.; Faith, D.P.; Vazquez- Dominguez, E.; Colautti, R.I.; Araki, H.;

Javadi, F.; Nunez-Farfan, J.; Mori, A.S.;

Zhou, S.; Hollingsworth, P.M.; Neaves, L.E.; Fukano, Y.; Smith, G.F.; Sato, Y.-I.;

Tachida, H.; Hendry, A.P., 2016: Under- standing and monitoring the consequen- ces of human impacts on intraspecific va- riation. Evol. Appl. 10: 121–139.

Nussberger, B.; Wandeler, P.; Weber, D.;

Keller, L.F., 2014: Monitoring introgres- getrost den Genetik-Spezialisten über-

lassen, wobei natürlich von Praxisseite her Verständnis- und Rückfragen mög- lich sein müssen. Um aus der Interpre- tation der Resultate Schlussfolgerun- gen zu ziehen, müssen die PraktikerIn- nen wieder wesentlich beitragen: Ein gewisses Grundverständnis der geneti- schen Resultate ist also wichtig (Hol- deregger und Segelbacher 2016). Die Anwendung und Implementierung der Schlussfolgerungen ist dann natürlich Sache der PraktikerInnen. Ein Wech- selspiel zwischen Genetik-Spezialis- ten von spezialisierten privaten Firmen und Planungsbüros (Meier und Stap- fer 2017, in diesem Band) oder der For- schung mit der Praxis ist somit nötig.

Naturschutz genetische Methoden bie- ten zwar nicht alles, aber vieles. Nutzen wir sie!

Dank

Ich danke Michèle Büttner, Felix Gu- gerli und einem anonymen Begutachter für die gründliche Durchsicht und vielen Verbesserungen des Manuskripts sowie dem KTI-Projekt Nr. 19204.1 PFLS-LS für finanzielle Unterstützung.

8 Literatur

BAFU, 2013: Waldpolitik 2020. BAFU, Bern.

BAFU; BLW, 2008: Umweltziele Landwirt- schaft. BAFU, Bern.

Biebach. I.; Keller, L., 2017: Inzucht und ihre Bedeutung für den Naturschutz.

WSL Ber. 60: 15–22.

Bolliger, J.; Gugerli, F., 2017: Isoliert oder vernetzt? Auswirkungen der Landschaft auf den Genfluss. WSL Ber. 60: 23–29.

Bühler, C.; Dubey, S., 2017: Application de la génétique de la conservation dans les bureaux d’études en écologie. WSL Ber.

60: 77–82.

Cordillot, F., 2017: Bedeutung der Natur- schutzgenetik für den Bund. WSL Ber. 60:

63–69.

Darwin, C., 1859: On the origin of species.

John Murray, London.

Essl, F.; Rabitsch, W. (Hrsg.), 2013: Biodi- versität und Klimawandel. Springer, Berlin.

Frankham, R., 2015: Genetic rescue of small inbred populations: meta-analysis reveals large and consistent benefits of gene flow.

Mol. Ecol. 24: 2610–2618.

Abstract

Genetics in conservation management: an overview

Conservation genetics produces basic knowledge that forms part of the catalogue of arguments for nature conservation. But it is also used in case studies, in which answers to specific questions from conservation management are sought for, e.g. studies on implementation success. Applications of conservation genetics range from the determination of ecological processes such as connectivity or fragmentation, across species identification – e.g. the detection of species from water samples through environmental DNA and barcoding – to the determination of genetic fitness encompassing inbreeding, adaptation and adaptability. A new theme is genetic monitoring. Here, changes in the genetic diversity of populations and species are assessed across space and time. The present article provides an overview of the importance and the possibilities of conservation genetics in practical conservation management.

Keywords: conservation genetics, barcoding, connectivity, inbreeding, genetic moni- toring, adaptability, conservation management

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

5 Erhaltung und Nutzung der genetischen Ressourcen In Ergänzung zur Artenförderung wer- den auch Massnahmen zur Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen realisiert, die

Dieser Betrag wurde anteilsmässig für die Institution (107 TCHF) als Arbeitgeberbeitrag im aktuarischen Bericht berücksichtigt und führt zu einer Differenz zum effektiv

Genfluss ist deshalb wohl auch für Unterschiede zwischen mikro- biellen Gemeinschaften (und nicht nur Populationen) von grosser Bedeutung. A) Der historische Genfluss und

Hochschule für Technik Rapperswil / Institut Landschaft und Freiraum; WSL: Eidgenössi- sche Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft; Uni ZH: Universität Zürich, Ins- titut

«assisted gene flow» zusammengefasst (Aitken und Bemmels 2016). Für sol- che Pflanzungen wird Saatgut aus Re- gionen verwendet, die heute das Klima haben, das zukünftig für

Sollen in Zukunft auch weitere Massnahmen des Aktionsplans wie die ex-situ Kultur, Neugründung und Populationsstützung umgesetzt werden, so wäre es für den effizien- ten

Genfluss ist deshalb wohl auch für Unterschiede zwischen mikro- biellen Gemeinschaften (und nicht nur Populationen) von grosser Bedeutung. A) Der historische Genfluss und

Die  Laborkommission  unterstützt  die  Direktion  der  WSL  bei  Entscheidungsfindungen,  die  den   Betrieb  in  den  WSL-­‐eigenen  Laboratorien