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Archiv "Glücksfälle" (10.04.1992)

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A1-1308 (28) Dt. Ärztebl. 89, Heft 15, 10. April 1992 DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

DIE GLOSSE

Glücksfälle

In Klein-Utopia war die Wahl gelaufen, der Wähler machtvolles Wort war gesprochen, und nun wa- ren für vier Jahre die Gewählten an der Reihe. Es konnten nun die Äm- ter verteilt werden. Ein Mathemati- ker bemühte sich sehr, einen voll ge- rechtfertigten Anspruch auf ein Re- gierungsamt aus den politischen Da- ten herauszuarbeiten, wobei in erster Linie Fakten zählten: Alter des Par- teibuches, Bild der äußeren Erschei- nung, Anzahl und Schwere als Wahl- kämpfer und so weiter. Da die wich- tigsten Ämter, wie Regierungschef, Außenminister und so weiter in fe- sten Händen waren, nahm die Ver- teilung nur zwei Wochen in An- spruch. Natürlich waren auch Fakten wie Wissen und Erfahrung durchaus zu berücksichtigen. Verteidigungs- minister wurde ein altgedienter Par- teifreund. Er wußte auch zuverlässig,

aus welcher Seite des Gewehrs die Kugel austrat, was vorher durchaus nicht unumstritten war, denn kaum einer der Ämteraspiranten war je- mals Soldat.

Ein enormer Fortschritt war die Absicht, beide Geschlechter ange- messen zu berücksichtigen. Das Bau- ministerium bekam eine Dame, die doch tatsächlich schon einmal ein Zimmer ihrer Wohnung eigenhändig tapeziert hatte, eine vorzügliche fachliche Voraussetzung.

Schwierig wurde es, als nur noch ein Amt zu vergeben war, aber drei Damen übrig blieben, denen man vorher schon ein Amt versprochen hatte. Klug wie Politiker immer sind, wurde eben dieses Ressort einfach in drei geteilt.

Das Amt der Bundesgesund- heitsministerin bekam eine Dame mit mehreren Kindern, sie hatte gro- ße Erfahrung mit Kinderkrankhei- ten, und außerdem war ihre Oma oft

krank gewesen, und sie hatte stets zuschauen können, wenn der Onkel Doktor sie behandelte.

Bundesjugendministerin wurde eine andere Dame, die selbst einmal jung war und sich daher gut auskann- te. Welch glückliche Lösung Famili- enministerin wurde die letzte der Damen: Sie hatte vor, bald eine Fa- milie zu gründen, und hatte sich zu- dem schon viel mit den zu erwarten- den Problemen befaßt.

Wie schön, daß nun alles gere- gelt war, aber beinahe hätte es noch Schwierigkeiten gegeben, hatte einer der Herren doch tatsächlich vorge- schlagen, als Gesundheitsminister müsse ein Arzt genommen werden.

Welch ein Unsinn, denken doch die Ärzte ohnehin nur an ihre Hono- rare, und von Gesundheits-Politik haben die doch nicht die geringste Ahnung. Ein Glück, daß es Politiker gibt.

Dr. med. Hans Schwabe

Abschiedsgruß

Sehr geehrte Herren Kollegen, liebe Kolleginnen,

wir berichten über Patientinnen, A. H., geb. 2. 8. 1963, und B. M., geb.

3. 9. 1964, die sich vom 1. Juli 1990 bis 31. Dezember 1991 in Ihrer sta- tionären Behandlung befanden.

Diagnose: Zustand nach 18mo- natigem AiP: Chronisch persistieren- de Adaptationsstörungen.

Therapie: Schlafentzug; diverse Provokationstests, systematische De- zerebrierung.

Histologie: Es konnte kaum ver- wertbares Material gewonnen wer- den.

Verlauf: Am 1. Juli 1990 Aufnah- me der beiden Patientinnen in unse- rer Abteilung. Es fanden sich zwei lebensfrische

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in gutem AZ und EZ, keine inneren Mißbildungen.

Dieser Befund verschlechterte sich ausreichend durch überdurchschnitt- lichen Schlafentzug, der nach etwa vierwöchigem stationärem Aufent- halt begonnen werden konnte.

Bei mangelnder Therapieein- sicht und fehlender Kooperation ver-

Vorher - Nachher

Karikatur: Klaus Fröhlich

blieben bei beiden Patientinnen noch Reste von eigenem Willen, de- nen wir mit systematischen Dezere- brierungsmaßnahmen beizukommen versuchten; eine Methode, die sich auch sonst in unserer Abteilung schon gut bewährt hat.

Gegen Ende 1990 dann Durch- schreiten der Krisis und erneute Auflehnung gegen die Schlafent- zugstherapie, so daß wir die Thera- piemaßnahme reduzieren mußten und einen mittäglichen Schlafzu- schlag gewährten. Weiter sahen wir uns gezwungen, beiden einen Kur- aufenthalt in Südfrankreich zu er- möglichen. Daraufhin entwickelten beide ein derartiges Wohlergehen, daß der Wunsch laut wurde, weiter in unserer Abteilung verweilen zu dürfen. Dies mußte vor allem in An- betracht des histologischen Ergeb- nisses von uns abgelehnt werden.

Entlassungsbefund: schockiert, denerviert, approbiert.

Schwangerschaftstest: neg., Uxor o. B.

Therapieempfehlung: Solidarität und Spaß.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen und stillen Bedenken

H. H. und K. B., Ärztinnen im Praktikum (AiP)

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