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Archiv "Kernkraftwerke: Fallzahl zu gering" (22.10.2010)

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A 2050 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 42

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22. Oktober 2010

A LLGEMEINMEDIZIN

Vom Studium bis zum Entschluss, ei- ne Hausarztpraxis zu eröffnen, ist ein langer Weg (DÄ 26/

2010: „Interview mit Prof. Norbert Donner-Banzhoff und Prof. Ferdinand Gerlach: ,Es ist wichtig, dass man nah am Nachwuchs ist, und das sind wir“‘

von Heike Korzilius und Sabine Rieser).

G

V z n z l 2 m Donner-Banzhoffund

hervorragend gelungen, den Beruf des Hausarztes nicht nur schlecht- zureden, sondern auch den Allge- meinärzten – in vielen Berei- chen ihrer täglichen Arbeit – die notwendigen Qualifikationen abzu- sprechen. Und nun wundern sich alle darüber, dass keiner der jungen Mediziner mehr Hausarzt werden möchte . . .

Es werden Milliarden Honorare hin- und hergeschoben, während uns (Haus-)Ärzten immer weniger bleibt. Eine Reform jagt die nächs- te, und die Gesundheitspolitiker waschen ihre Hände in Unschuld.

Und für alle Beteiligten ist es na- hezu selbstverständlich, dass jeder immer ganz genau weiß, wie un- sere Arztpraxen zu führen sind und wie wir Ärzte zu arbeiten ha- ben. Sie wissen alle ganz genau, was die Patienten wünschen, was im niedergelassenen Bereich rich- tig und falsch ist und wie erfolg- reiche Medizin betrieben werden muss.

Und bei all diesen Problemen wer- den zwei wesentliche Personen-

gruppen völlig ignoriert – die Pa- tienten und die Mitarbeiterinnen der Praxis.

Wie kann man unter diesen Voraus- setzungen den jüngeren Kollegen überhaupt dazu raten, sich für die Allgemeinmedizin zu entscheiden?

Wie kann man dem Nachwuchs ru- higen Gewissens empfehlen, sich als Hausarzt niederzulassen? Ich denke, unter den derzeitigen Be- dingungen sollte man sich kollegial verhalten und keinem der jüngeren Kollegen raten, sich als Hausarzt niederzulassen . . .

Unsere Aufgabe als Ärzte ist, die Patienten ordentlich zu versorgen und nicht, die Suppe auszulöffeln, die uns andere eingebrockt haben.

Wenn es an Nachwuchs fehlt, sind in erster Linie Politiker und Funk- tionäre gefordert. Und zwar so, dass sie die Arbeitsbedingungen für uns Ärzte wieder erträglich ma- chen. Und dann wird auch der Nachwuchs wieder die Allgemein- medizin als erstrebenswertes Fach ansehen.

Dr. med. Matthias Frank, 76187 Karlsruhe

Politiker und Funktionäre sind gefordert

Das Engagement für uns Hausärzte und unseren Nachwuchs durch die beiden Professoren Gerlach und Donner-Banzhoff ist ohne Zweifel besonders bewundernswert und verdient höchste Anerkennung. Es ist sehr schwierig geworden, den ärztlichen Nachwuchs für das Fach Allgemeinmedizin zu begeistern.

Das ist auch kein Wunder. Unseren Ärztefunktionären, Krankenkassen- vorständen und einer Vielzahl von Politikern ist es über Jahrzehnte

KERNKR A FTWERKE

Eine Studie weist kein höheres Risiko für Fehlbildungen bei Kindern in der Nähe von Kernkraft- werken aus (DÄ 31–32/2010: „Fehl- bildungen bei Kindern: Keine Gefahr in zehn Kilometern Umkreis“ von Renate Leinmüller).

E k f b N w 3 bildungenbei Kinder

Kinder von geschulten Pädiatern beruht, „kann mit einer Wahr- scheinlichkeit von über 90 Prozent die Nullhypothese (RR = 1) zur Hauptfragestellung 1 abgelehnt werden, wenn das tatsächliche RR über 1,4 liegt, entsprechend einer Fehlbildungsprävalenz in der Ver- gleichsregion von fünf Prozent und in der Studienregion von min- destens sieben Prozent“. (2, dort S. 24). Die Autoren formulieren also deutlich vorsichtiger und schränken – wissenschaftlich kor- rekt – die Allgemeingültigkeit ent- sprechend ein.

Das Ergebnis war eigentlich zu er- warten, da in der Umgebung der deutschen KKW sehr niedrige Strahlenintensitäten gemessen werden. Daran, dass ionisierende Strahlen teratogen sind, besteht kein Zweifel. In der Umgebung schlecht gewarteter kerntechni- scher Anlagen mit mangelhafter Immissionsüberwachung würde

Nicht überraschend

. . . Für Leser von Überschriften und Zusammenfassungen ist das ei- ne klare (und für manche in der derzeitigen Diskussion über Lauf- zeitverlängerungen willkommene) Aussage. Eine subtilere Präsentati- on der Besprechung wäre wün- schenswert gewesen.

In der besprochenen, sehr aufwen- digen und sorgfältig durchgeführ- ten Studie, die auf klinischen Un- tersuchungen aller betroffenen

eine Erhöhung von Fehlbildungs- raten nicht überraschen.

Literatur beim Verfasser

Prof. Dr. med. Karl Ernst v. Mühlendahl, Kinderumwelt gGmbH der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin, 49084 Osnabrück

Fallzahl zu gering

Die statistische Nachweisstärke (Power) der Studie „Kinder und Kernkraft“ (KuK-Studie) 2010 zu kindlichen Fehlbildungen in der Umgebung von Kernkraftwerken ist wegen zu geringer Fallzahlen ungenügend. Ein Effekt in ähn - licher Höhe, wie in der Studie zu Kinderkrebs um Atomkraftwerke (KiKK) 2007 im Zehn-Kilometer- Entfernungsbereich gefunden, ist mit dieser Studie nicht nach - weisbar.

Die KuK-Studie ist nur an zwei Kernkraftwerkstandorten, nur im Zehn-Kilometer-Umkreis und nur über 15 Monate durchgeführt

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worden. Aussagen zur Power soll- ten zusammen mit Angaben zum relativen Risiko angegeben wer- den. Nach Aussage der Autoren wäre die KuK-Studie in der Lage, ein relatives Risiko von 1,32 im Untersuchungsgebiet um die KKW mit ausreichend Power nachzuwei- sen. Die KiKK-Studie fand aber im Zehn-Kilometer-Bereich nur ein relatives Krebsrisiko von 1,17.

Zur Erinnerung: Die KiKK-Studie umfasste 16 AKW-Standorte und untersuchte 24 Jahre. Die Studien- region um die KKW hatte einen mittleren Radius von ca. 30 Kilo- metern. Das Hauptergebnis der KiKK-Studie war, dass für Klein- kinder das Risiko, an Krebs und insbesondere an Leukämie zu er- kranken, mit der Nähe zum Atom- kraftwerk signifikant zunimmt. Die KuK-Studie kann maximal als ex- plorative Studie gelten. Für eine stichhaltige Aussage zu kindlichen Missbildungen in AKW-Nähe ist eine Untersuchung mit größerer Fallzahl und genügender Power zu fordern.

Literatur beim Verfasser

Reinhold Thiel, Mitglied der Deutschen Sektion der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atom- kriegs, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.

(IPPNW), 89171 Illerkirchberg

Die KuK-Studie vergleicht die Prä- valenz von Fehlbildungen in einem Zehn-Kilometer-Umkreis um zwei deutsche Kernkraftwerke (KKW) mit der Prävalenz in einem Ver- gleichsgebiet ohne KKW. Im Zehn- Kilometer-Bereich findet sich aller- dings auch bei kindlichen Leukä- mien kein signifikant erhöhtes Ri- siko um KKW im Vergleich zum Bundesdurchschnitt: Aus den Zah- len der KiKK-Studie errechnet sich ein relatives Risiko von SIR = 1,09 (95 % Vertrauensbereich: 0,88 bis 1,34). Hätten die Autoren der KuK- Studie den Acht-Kilometer-Umge- bungsbereich um die KKW anstatt des Zehn-Kilometer-Bereichs für den Vergleich herangezogen, hätte sich ein relatives Risiko von RR = 1,15 mit einem 95 Prozent VB von 0,86 bis 1,53 ergeben, also ein leicht erhöhtes Risiko von Fehlbil- dungen in KKW-Nähe gegenüber der Vergleichsregion.

Auch wenn Frau Leinmüller schreibt, es bestünde keine negative Abstandsrelation, ist das fragwürdig.

Vergleicht man die Fehlbildungs- prävalenz im Ein- bis Acht-Kilo- meter-Bereich (5,40 % ± 0,61 %) mit der Prävalenz im Acht- bis

TELEMA TIK

Erst jeder fünfte Vertragsarzt rechnet online ab (DÄ 33/ 2010:

„Online-Abrech- nung: Die Zukunft liegt im Netz“ von Heike E. Krüger-Brand).

E V r (

„ n l Heike E Krüger-Bran

Einseitige Kostenlast

. . . Immer wenn von solch ausge- lobten Förderprogrammen die Re- de ist, läuten bei mir die Alarmglo- cken. Der Einmalzahlung von 500 Euro für die Online-Abrechnung stehen nach privaten Recherchen Zehn-Kilometer-Bereich (3,19 % ±

0,55 %), so errechnet sich ein rela- tives Risiko von 1,73 (p < 0,01;

Chiquadrattest). Damit deutet sich ein negativer Abstandstrend an, der aber wegen der Beschränkung der Studie auf einen Zehn-Kilometer- Entfernungsbereich nicht überzeu- gend nachgewiesen werden kann.

Literatur beim Verfasser Dr. Alfred Körblein, 90403 Nürnberg

Zur Abstandsrelation

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