Kernkraftwerk Isar
Inhalt
Inhalt 2
Vorwort 3
1 Unternehmensdarstellung 4
2 Kernkraftwerk Isar 5
3 Politik 9
4 Organisation 10
5 Umweltauswirkungen und Umweltaspekte 12
6 Direkte Umweltaspekte 15
6.1 Wärmeabgaben an die Umgebung 18
6.2 Wasserwirtschaft 20
6.3 Abgabe von radioaktiven Stoffen an die Umgebung 23
6.4 Überwachung der Umgebung 27
6.5 Abfallwirtschaft 30
6.6 Versorgung mit Betriebsstoffen bzw. Energieverbrauch 34
6.7 Transporte von radioaktiven Stoffen 38
6.8 Sicherheit der kerntechnischen Anlagen 40
6.9 Meldewesen und Fernüberwachung 42
6.10 Naturschutz 44
6.11 Kommunikation 46
7 Indirekte Umweltaspekte 47
8 Kernindikatoren nach EMAS III 48
9 Fortentwicklung der Umweltziele und -programme 50
10 Bezugnahme auf geltende Umweltvorschriften 53
11 Hinweise 54
11.1 Nächste Umwelterklärung 54
11.2 Ansprechpartner 54
12 Erklärung des Umweltgutachters 55
13 Glossar 56
Impressum 60
Vorwort
Mittlerweile ist es schon zweiundzwanzig Jahre her, dass sich das Kernkraftwerk Isar mit beiden Blöcken als erstes deutsches Kernkraftwerk am EMAS-System (eco management and audit scheme) beteiligt hat. Voraussetzung für die Registrierung ist, dass alle relevanten Umweltschutzgesetze und weitere systemspezifische Kriterien erfüllt sind. Mit dieser freiwilligen Umweltleistung – der Teilnahme am EMAS-System - nimmt der Betrieb auch am Umweltpakt Bayern teil. Seit dem Berichtsjahr 2004 ist das Kernkraftwerk Isar auch nach der weltweit gültigen Umweltnorm DIN EN ISO 14001 zertifiziert.
Die Überprüfung der Einhaltung dieser Anforderungen erfolgt durch externe Umweltgutachter, die selbst einem strengen Zulassungs- und Auswahlverfahren unterliegen. Damit ist eine größtmögliche Neutralität gewährleistet.
Die Auditierung in den vergangenen Monaten bestätigte erneut den hohen Umweltstandard beider Blöcke. Ein wesentliches Umweltziel – die Produktion von möglichst viel kohlendioxidfrei erzeugter elektrischer Energie – wurde wieder erreicht. Der Block 2 erreichte im Jahr 2019 den 1. Platz in der deutschlandweiten Stromproduktion aus Kernenergie und war wie in den letzten Jahren unter den Top Ten weltweit zu finden.
Mit der Entscheidung der Bundesregierung zur Energiewende wurde der Block 1 am 17. März 2011 abgeschaltet und befindet sich seit April 2017 im Rückbau.
Die Bedeutung der Stromerzeugung aus Kernkraft nimmt vor dem Hintergrund einer weiterhin wachsenden Klimaproblematik zu. So hat sich Deutschland verpflichtet, seine Produktion von Kohlendioxid gegenüber den Emissionen des Jahres 1990 um 21 Prozent in den Jahren 2008 bis 2012 zu verringern und weiteren 14 Prozent in den Jahren 2013 bis 2020.
Aufbauend auf den hohen Umweltstandards bekennen wir uns zum sicheren Betrieb unserer Kernkraftwerke und damit zur Sicherung der Energieversorgung, und zum umweltverträglichen Rückbau nach dem Leistungsbetrieb.
Die Kernenergie ist im Rahmen unserer Sicherheitskultur verantwortbar, ökologisch geboten und volkswirtschaftlich sinnvoll.
PreussenElektra GmbH Kernkraftwerk Isar
Carsten Müller Standortleiter
1 Unternehmensdarstellung
E.ON ist ein internationales privates Energieunternehmen, das sich auf Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen und damit auf die Bausteine der neuen Energiewelt konzentriert.
Mit fast 79000 Mitarbeitern erwirtschaftete E.ON im Jahr 2019 einen Umsatz von über 41 Milliarden Euro.
Das konventionelle Erzeugungsgeschäft sowie der Energiehandel wurden zum 1. Januar 2016 in eine eigene Gesellschaft, Uniper, überführt. Die Uniper Gruppe wurde mehrheitlich an die Aktionäre von E.ON abgespalten und ist seit dem 12. September 2016 börsennotiert.
Im September 2015 gab E.ON SE bekannt, dass der verbleibende Betrieb und der Rückbau ihrer deutschen Kernkraftwerke am 1. Januar 2016 von PreussenElektra (vormals E.ON Kernkraft GmbH) mit Sitz in Hannover gesteuert werden soll. Mit dem Handelsregistereintrag zum 1. Juli 2016 ist dieser Übergang vollzogen.
Die PreussenElektra GmbH verfügt über 45 Jahre Erfahrung im Bau und Leistungsbetrieb von Kernkraftwerken. In Deutschland werden die Kernkraftwerke Brokdorf in Schleswig-Holstein, Grohnde in Niedersachsen und Isar 2 in Bayern betrieben.
Zudem werden zurzeit die Kernkraftwerke Stade und Unterweser in Niedersachsen, Würgassen in Nordrhein-Westfalen, Isar 1 und Grafenrheinfeld in Bayern zurückgebaut.
2 Kernkraftwerk Isar
Direkt an der Isar, vierzehn Kilometer flussabwärts von Landshut, liegt das Kernkraftwerk Isar mit den Blöcken 1 und 2 in der Marktgemeinde Essenbach. Es war mit einer elektrischen Leistung von 2.397 Megawatt die größte Kraftwerksanlage der E.ON SE.
Bereits 1977 ging Block 1 in Betrieb, elf Jahre später folgte Block 2. Beide Kraftwerke trugen bis zur Abschaltung von Block 1 im Jahre 2011 entscheidend zur Deckung des Grundlastbedarfs bei. Über ein Schaltwerk sind sie in die 400-Kilovolt-Leitungen des europäischen Verbundnetzes eingebunden.
Der Standort eines Kernkraftwerkes muss einige wichtige Voraussetzungen erfüllen. Essenbach wird diesen Anforderungen in optimaler Weise gerecht. Darum wurde auch elf Jahre nach Errichtung von Block 1 ein weiteres Kernkraftwerk am selben Ort gebaut. Entscheidend war die hervorragende Infrastruktur: Einfache Einbindung in das Höchstspannungsnetz, gute Kühlwasserversorgung durch die Isar und verkehrsgünstige Anbindung durch Bahn und Autobahn. Auch die geologischen Gegebenheiten stimmen.
Die Kraftwerke werden gemeinsam von der PreussenElektra GmbH (bis 1.Juli 2016 E.ON Kernkraft GmbH) - einer 100%igen Tochter der E.ON SE - betrieben. Am Standort sind ca. 500 Mitarbeiter beschäftigt.
Eigentümer Block 1: Eigentümer Block 2:
PreussenElektra GmbH 100 % PreussenElektra GmbH 75 % Stadtwerke München 25 % Eigentumsverhältnisse
Lageplan
Ein Kernkraftwerk ist ein Wärmekraftwerk und dient zur Stromerzeugung. In einem Wasser-Dampf- Kreislauf wird Dampf produziert, der eine Turbine antreibt. Der Abdampf der Turbine wird kondensiert und Pumpen fördern das Wasser in den Speisewasserbehälter. Von dort wird das Wasser mittels Speisewasserpumpen in den Kreislauf zurückgeleitet, wo erneut wieder Dampf produziert wird.
Die Turbine treibt einen Generator an, der die Energie des Dampfes in elektrischen Strom umwandelt.
Die zur Dampferzeugung benötigte Wärmeenergie wird durch die Spaltung von Atomkernen der Kernbrennstoffe Uran-235 und Plutonium-239 erzeugt.
Der Kernbrennstoff wird in Form eines keramischen Werkstoffes aus Uranoxid eingesetzt. In diesem ist das Uran-235 mit einem Anteil von ca. 4,4 % enthalten. Die Hauptmasse ist das nicht spaltbare Uranisotop 238. Aus ihm entsteht in einer Nebenreaktion Plutonium-239, das zum größten Teil sofort nach seiner Entstehung wieder gespalten wird und dadurch zu etwa einem Drittel an der Stromproduktion beteiligt ist.
Das Uranoxid wird in Form von Tabletten in korrosionsbeständige und gasdichte Hüllrohre eingeschweißt. Diese so genannten Brennstäbe werden zu Bündeln - den Brennelementen - zusammengefasst und als geschlossene Anordnung im Reaktor positioniert.
Durch die von Neutronen ausgelöste Kernspaltung heizen sich die Brennelemente stark auf. Diese Wärme wird auf das Wasser im Reaktor übertragen und dient zur Dampferzeugung.
Der eingesetzte Rohstoff Uran wird in Bergwerken abgebaut. Der darin enthaltene natürliche Anteil des spaltbaren Uran-235 reicht jedoch für die Kettenreaktion in Leichtwasser-Reaktoren nicht aus, deshalb muss das Natururan von 0,7% auf über 3% Uran-235 angereichert werden.
Für die circa 12 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr, die das Kernkraftwerk Isar Block 2 erzeugt, sind etwas mehr als 20 Tonnen angereichertes Uran notwendig. Dieses wird in Form von neuen Brennelementen bei den zyklischen Anlagenstillständen dem Reaktor zugeführt.
Bei der Kernspaltung entstehen radioaktive Spaltprodukte, die ionisierende Strahlung in Form von Alpha-, Beta- und Gamma- sowie Neutronenstrahlung aussenden. Durch entsprechende Sicherheitseinrichtungen wird eine unkontrollierte Freisetzung dieser Spaltprodukte in die Umgebung verhindert und die kontrollierte Ableitung auf ein Minimum begrenzt.
Ökologisch gesehen bietet die Stromerzeugung mit Kernkraftwerken folgende Vorteile:
sichere Brennstoffversorgung auf dem Weltmarkt;
kleiner Flächenbedarf bezogen auf die Stromproduktion;
hohe Unabhängigkeit von Verkehrssystemen, da es nur ein geringes Verkehrsaufkommen für den Antransport des Energieträgers (siehe Tabelle „Anzahl der Brennelement-Transporte“) und für die Entsorgung gibt;
günstige Stromkosten für die Verbraucher;
keine Emission von Schadstoffen (Staub, NOX, SO2, CO2);
keine Massenabfälle wie Aschen, Schlacken und Filterstäube mit den entsprechenden Transportproblemen.
Der Block 1 wurde 1977 mit einer elektrischen Leistung von 907 Megawatt in Betrieb genommen. Es handelt sich um einen Siedewasserreaktor.
Bei diesem Reaktortyp wird der Dampf im Reaktordruckbehälter erzeugt, indem bei einem Druck von 70 bar und einer Temperatur von 285°C das Wasser zum Sieden gebracht wird.
Funktionsschema Block 1
Seit April 2017 befindet sich der Block 1 im Rückbau.
Der Block 2 ist ein Druckwasserreaktor.
Bei einem Kernkraftwerk dieses Typs wird im Reaktor unter Ausnutzung der bei der Kernspaltung freiwerdenden Energie Wasser unter hohem Druck auf ca. 325°C erhitzt, mit dem in Dampferzeugern Dampf produziert wird.
Die Dampferzeuger dienen gleichzeitig zur Trennung zwischen dem nuklearen und dem nichtnuklearen Kreislauf.
Das Kernkraftwerk Isar 2 hat eine elektrische Nennleistung von 1485 Megawatt.
Funktionsschema Block 2
3 Politik
Für den Standort Kernkraftwerk Isar sind die Unternehmenspolitik und die Sicherheitsleitlinien der PreussenElektra GmbH bindend, welche den Rahmen für die Durchführung der Tätigkeiten im Kernkraftwerk Isar bilden. Die Unternehmenspolitik der PreussenElektra GmbH wird damit vollumfänglich am Standort Kernkraftwerk Isar übernommen.
Unser Einsatz …
… für einen sicheren, genehmigungskonformen Betrieb KKI 2 bei hoher Verfügbarkeit
… für einen sicheren, genehmigungskonformen Restbetrieb und Rückbau KKI 1 Unsere Prinzipien
• Mitarbeiter und Umwelt sind unser höchstes Gut
• Sicherheit hat stets Vorrang!
• Wir verpflichten uns zur ständigen Verbesserung der Sicherheitskultur, des Managementsystems und der Anlagentechnik
• Wir verpflichten uns zur Einhaltung der rechtlichen Verpflichtungen und anderer Anforderungen Unsere Strategie
Sicherheit *
Wir melden gefährliche Zustände, unsichere Situationen und Unfälle konsequent und lernen aus Erfahrungen
Wir sorgen für sichere und
gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen
Wir beseitigen unmittelbar Gefahren und minimieren Risiken
Wir pflegen einen sparsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen und reduzieren unseren Energieverbrauch
Wir vermeiden unnötige Umweltbelastungen Image/Umfeld
Wir kommunizieren mit unseren unternehmensinternen und externen Stakeholdern offen, transparent und direkt
Wir wollen als vertrauenswürdiger, kompetenter und verlässlicher Partner wahrgenommen werden
* Nukleare Sicherheit, Qualität, Arbeitsschutz, Strahlenschutz, Gesundheitsschutz, Umweltschutz und Energieeffizienz
Wirtschaftlichkeit
Wir setzen uns ambitionierte Ziele und verbessern uns kontinuierlich
Wir erreichen unsere Ziele ohne Kompromisse hinsichtlich der Sicherheit
Wir streben an, geplante Leistungen zu erbringen
Organisation/Prozesse
Wir halten externe und interne Vorgaben ein
Wir gestalten schlanke und effiziente Prozesse
Wir streben nach Excellence durch kontinuierliche Verbesserung
Wir bereiten uns ressortübergreifend während des Leistungsbetriebs planerisch und
organisatorisch auf den Rückbau KKI 2 vor Mitarbeiter
Wir bieten …
… langfristige Perspektiven und bedarfsorientierte Qualifizierungsmaßnahmen in einem
abgesicherten Arbeitsumfeld mit guten
Rahmenbedingungen sowie Ausbildungsplätze und die Übernahme nach dem Abschluss der Ausbildung an
Wir erwarten …
… ein vorbildliches, transparentes und
vertrauensbildendes Verhalten, eine positive und motivierende Kommunikation mit einer
konstruktiven Feedbackkultur, einen offenen Umgang mit Veränderungen und die Übernahme von Verantwortung
4 Organisation
4.1 Aufbauorganisation
Bereits Anfang der 90er Jahre wurde begonnen, eine Umweltschutzorganisation aufzubauen und an allen Betriebsstandorten einheitlich einzuführen. Ziel war und ist die lückenlose Verteilung von Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen im Rahmen der unternehmerischen Umweltschutzaufgaben und die Erfüllung der Umweltschutzziele.
Einer der wichtigsten Organisationsgrundsätze ist dabei die personelle Trennung der Durchführungsverantwortung (Linie) von der Überwachung und Beratung. Für die Durchführung, also die konkrete Umsetzung der Umweltschutzziele, ist jeder Mitarbeiter entsprechend seiner Aufgaben verantwortlich. Die Überwachung und Beratung übernehmen Umweltschutzfachleute (Umweltschutzbeauftragte), die parallel zur Linie in Stabsstellen organisiert sind.
In der PreussenElektra GmbH tragen die Standortleiter die Gesamtverantwortung und damit auch die Organisationsverantwortung. Die Durchführung der Aufgaben im Umweltschutz wurde, entsprechend den hierarchischen Strukturen der Betriebsorganisation, geregelt und festgelegt. Für die beiden Blöcke des Kernkraftwerks Isar wurden jeweils für die Bereiche des betrieblichen Umweltschutzes, wie Gewässerschutz, Abfallwirtschaft, Gefahrguttransporte und Strahlenschutz, Beauftragte benannt.
In Zusammenhang mit der Einführung eines integrierten Managementsystems und der Erstellung eines übergreifenden Managementhandbuchs wurde als oberstes Führungsgremium der Standortleiter definiert.
Aufbauorganisation
Bemerkung: Die Beauftragten für Strahlenschutz und Gewässerbenutzung sind in die
Organisationseinheit Überwachung eingebunden. In ihrer Beauftragtentätigkeit unterstehen sie direkt der Standortleitung.
Koordinatoren / Bereiche
Zentrale
- Abfall
- Arbeitssicherheit - Strahlenschutz - Gefahrgut - Gefahrstoffe - Brandschutz - Gewässerschutz
PreussenElektra GmbH Geschäftsführung
Standortleiter
Kernkraftwerk Isar Oberste Leitung
Beauftragte, Betriebliche Koordinatoren TAG, TBU, TBK, TÖA,
TQM
Betrieb TB1 Elektrotechnik TE Maschinentechnik TM
Produktion TP2 Rückbau TR Überwachung TÜ
4.2 Ablauforganisation
Der Schutz der Umwelt ist in allen Ebenen des Konzerns festgeschrieben, z.B. im Verhaltenskodex des E.ON Konzerns oder in den Richtlinien zum Umweltschutz.
Die PreussenElektra GmbH hat diese Vorgaben in den Sicherheitsleitlinien umgesetzt: Die
Geschäftsführung bekennt sich ausdrücklich zu den darin formulierten Grundsätzen und erkennt sie als Leitlinien für ihr unternehmerisches Handeln an.
Organisationshandbuch von PreussenElektra (rot)/ Kernkraftwerk Isar (blau)
Die oben genannten Ebenen sind im Organisationshandbuch der PreussenElektra GmbH beschrieben.
Zu den einzelnen Prozessen des Managementsystems sind die Grundsätze in Prozessleitlinien beschrieben. Darin festgelegt sind u.a. die jeweiligen genehmigungsrechtlichen und behördlichen Vorgaben, die zu beachtenden Gesetze, Regeln und Normen sowie weitere relevante Anforderungen für die Prozessausführung.
Die Prozessleitlinien werden mit Prozessanweisungen und Ausführungsanweisungen umgesetzt und konkretisiert.
UL
5 Umweltauswirkungen und Umweltaspekte
Bei der Erzeugung von Strom aus Kernenergie werden keine Schadstoffe wie Staub, Stickoxide oder Schwefeldioxid freigesetzt. Ebenso wird kein klimabeeinflussendes Kohlendioxid erzeugt.
Bemerkung: Hilfssysteme wie die Hilfsdampfanlage für das Anfahren und die Notstromanlage erzeugen bei wiederkehrenden Prüfungen Kohlendioxid. Die Menge ist gegenüber der Stromerzeugung des Kraftwerkes normalerweise vernachlässigbar. Mit Beginn des Nichtleistungsbetriebs bei Block 1 wurde nur noch die Hilfskesselanlage zur Gebäudeheizung und – in geringerem Umfang - zur Abwasserbehandlung verwendet, dies verursachte einen mehr als doppelt so hohen Verbrauch wie bei einem normalen Anlagenstillstand. Seit 2017 ist der Hilfskessel abgeschaltet. Es sind andere Systeme eingesetzt.
Allerdings entstehen radioaktive Spaltprodukte, die als radioaktive Stoffe in geringen Mengen kontrolliert abgeleitet oder als radioaktive Abfälle geordnet beseitigt werden.
Die Folgen des Betriebs des Kernkraftwerks werden Umweltauswirkungen genannt. Sie wurden erfasst und dafür Umweltaspekte formuliert, bei deren Beurteilung der Bedeutung folgende Punkte berücksichtigt wurden:
Umweltgefährdungspotential
Anfälligkeit der lokalen, regionalen oder globalen Umwelt;
Ausmaß, Anzahl, Häufigkeit und Umkehrbarkeit der Aspekte und Auswirkungen;
Vorliegen einschlägiger Umweltvorschriften und deren Anforderungen;
Bedeutung für die Interessenträger und die Mitarbeiter der Organisation.
Die Umweltaspekte, die der direkten betrieblichen Kontrolle unterliegen, werden direkte Umweltaspekte genannt und berücksichtigen folgende Punkte:
Rechtsvorschriften und zulässige Grenzwerte in Genehmigungen;
Emissionen in die Atmosphäre;
Ein- und Ableitungen in Gewässer;
Erzeugung, Recycling, Wiederverwendung, Transport und Entsorgung von festen und anderen Abfällen, insbesondere von gefährlichen Abfällen;
Nutzung und Kontaminierung von Böden;
Nutzung von Energie, natürlichen Ressourcen (einschl. Wasser, Flora, Fauna) und Rohstoffen;
Nutzung von Zusätzen und Hilfsstoffen sowie Halbfertigprodukten;
lokale Phänomene (Lärm, Erschütterungen, Gerüche, Staub, ästhetische Beeinträchtigung usw.);
Risiko von Umweltunfällen und Umweltauswirkungen mit möglichen Umweltauswirkungen sowie potenziell nicht bestimmungsgemäße Zustände, die mögliche Umweltauswirkungen zur Folge haben könnten;
Aspekte des Transports von Produkten und bei Dienstleistungen sowie von Personal auf Geschäftsreisen.
Umweltaspekte, die nur im gewissen Maße beeinflussbar sind, werden indirekte Umweltaspekte genannt und berücksichtigen folgende Punkte:
Aspekte des Lebenswegs von Produkten und Dienstleistungen, die von der Organisation beeinflusst werden können (Rohstoffgewinnung, Entwicklung/Design, Beschaffung und Auftragsvergabe, Produktion, Transport, Nutzung, Behandlung am Ende des Lebenswegs und endgültige Beseitigung);
Kapitalinvestitionen, Kreditvergabe und Versicherungsdienstleistungen;
neue Märkte;
Auswahl und Zusammensetzung von Dienstleistungen (z. B. Transport- oder Gastronomiegewerbe);
Verwaltungs- und Planungsentscheidungen;
Zusammensetzung des Produktangebots;
Umweltleistung und -verhalten von Auftragnehmern, Unterauftragnehmern, Lieferanten und Unterlieferanten.
Alle Umweltaspekte wurden identifiziert und nach folgenden Kriterien bewertet.
Kriterien Fragen Bewertung
Informationen über den Zustand der Umwelt um festzustellen, welche Tätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen
Umweltauswirkungen haben können
Haben die Umweltbedingungen eine Auswirkung auf die Umweltaspekte?
1 = keine Auswirkung 2 = eine Auswirkung 3 = eine große Auswirkung
vorhandene Daten über den Material- und Energieeinsatz, Ableitungen, Abfälle und Emissionen im Hinblick auf das damit verbundene Umweltrisiko
Gibt es Daten über
- Material- und Energieeinsatz?
- Ableitungen (in das Wasser)?
- Abfälle?
- Emissionen (in die Luft)?
Es gibt
1 = keine Daten 2 = einige Daten 3 = genügend Daten
Standpunkte der interessierten Kreise (Personen oder Gruppen, auch Behörden, die die Umweltleistung einer Organisation betrifft oder die hiervon berührt sind)
Standpunkt der Nachbarschaft, des Betreibers, der Mitarbeiter und der Partnerfirmen?
Die interessierten Kreise haben 1 = kein Interesse
2 = wenig Interesse 3 = großes Interesse Standpunkt der Behörden, der Gutachter
und politisch Verantwortlichen?
Standpunkt der Nicht-Regierungs- organisationen und der Medien?
geregelte Umwelttätigkeiten Organisationsgrad?
Umwelttätigkeiten haben 1 = niedrigen Organisationsgrad 2 = mittleren Organisationsgrad 3 = hohen Organisationsgrad
Beschaffungstätigkeiten
Gibt es Beschaffungstätigkeiten auf die man hinsichtlich des Umweltschutzes achten muss?
Es gibt
1 = keine Beschaffungstätigkeiten 2 = wenige Beschaffungstätigkeiten 3 = viele Beschaffungstätigkeiten
Tätigkeiten mit den
signifikantesten Umweltkosten
Bewirkt der Umweltaspekt Tätigkeiten mit erheblichen Umweltkosten?
1: < 10 TEuro
2: 10 TEuro bis 100 TEuro 3: > 100 TEuro
Tätigkeiten mit den
signifikantesten Umweltnutzen
Bewirkt der Umweltaspekt Tätigkeiten mit positiven Ergebnissen für die Umwelt?
1 = keine positiven Ergebnissen 2 = wenige positiven Ergebnissen 3 = viele positiven Ergebnissen Bewertungsmatrix Umweltaspekte
Das Produkt der Antwortkennziffern ergibt für jeden Umweltaspekt die Priorität.
Damit sind folgende direkte Umweltaspekte erhoben worden;
Wärmeabgaben an die Umgebung und Energienutzung; siehe Kapitel 6.1
Wasserwirtschaft; siehe Kapitel 6.2
Abgabe von radioaktiven Stoffen an die Umgebung; siehe Kapitel 6.3
Überwachung der Umgebung; siehe Kapitel 6.4
Abfallwirtschaft; siehe Kapitel 6.5
Versorgung mit Betriebsstoffen bzw. Energieverbrauch; siehe Kapitel 6.6
Transporte von radioaktiven Stoffen; siehe Kapitel 6.7
Sicherheit der kerntechnischen Anlagen; siehe Kapitel 6.8
Meldewesen und Fernüberwachung; siehe Kapitel 6.9
Naturschutz; siehe Kapitel 6.10
Kommunikation. Siehe Kapitel 6.11
Als indirekte Umweltaspekte wurden identifiziert:
Verwaltungs- und Planungsentscheidungen;
Umweltleistung und Umweltverhalten von Auftragnehmern, Unterauftragsnehmer und Lieferanten;
Umweltverhalten von Mitarbeitern.
Nicht relevant sind Punkte, die das Produkt betreffen, da bei dem Produkt Strom weder Design noch Entwicklung oder Verpackung relevant sind. Anfallende Abfälle werden bei den direkten Umweltaspekten abgehandelt.
Ebenfalls nicht relevant sind Kapitalinvestitionen, Kreditvergabe und Versicherungsdienstleistungen bzw. neue Märkte.
Dies trifft auch für die Auswahl und Zusammensetzungen von Dienstleistungen zu, da keine außer der Lieferung von Strom geleistet wird.
6 Direkte Umweltaspekte
Als Ausgangspunkt für die direkten Umweltaspekte wurden alle Umweltauswirkungen in einem Input/
Outputdiagramm zusammengefasst.
Die Daten aller Energie- und Stoffströme werden für das Berichtsjahr 2019 erhoben und als Mittelwerte dargestellt. Abweichungen von mehr als 10% gegenüber 2018 wurden in rot (= Erhöhung der Werte) bzw. in grün (= Verringerung der Werte) dargestellt.
Insgesamt lässt sich feststellen:
Die Abgaben mit Fortluft und Abwasser liegen weit unter den genehmigten Grenzwerten. Näheres unter dem Umweltaspekt Kapitel 6.3 „Abgabe von radioaktiven Stoffen an die Umgebung“ und Kapitel 6.4 „Überwachung der Umgebung“.
Die Abfallmengen bewegen sich auf dem Niveau der Vorjahre. Näheres dazu im Umweltaspekt Kapitel 6.5 „Abfallwirtschaft“.
Der Betriebsstoffverbrauch bei Block 1 verringerte sich weiter und erhöhte sich bei Block 2 wegen der gesteigerten Stromproduktion. Dies ist im Umweltaspekt Kapitel 6.6 „Versorgung mit Betriebsstoffen“
zu finden.
Die Wassernutzung bzw. die Abwassereinleitung zeigten bei Block 1 insgesamt fallende Werte an.
Beim Block 2 bewegten sich die Werte in den langjährigen Schwankungsbreiten. Weitere Daten sind im Umweltaspekt Kapitel 6.2 „Wasserwirtschaft“ zu finden.
Die Stromabgabe in das Hochspannungsnetz ist bei Block 2 weiterhin auf hohem Niveau. Im Umweltaspekt Kapitel 6.1 „Wärmeabgaben an die Umgebung“ beziehungsweise Kapitel 6.6
„Versorgung mit Betriebsstoffen“ finden sich dazu noch nähere Angaben.
Stoff- und Energiebilanz
Energieabgabe Isar 1 Isar 2
Wärme 0,0 Mrd kWh 20,7 Mrd kWh
Strom
(Netzeinspeisung) 0,0 Mrd kWh 11,4 Mrd kWh Heißwasser 0,0 Mio kWh 8,2 Mio kWh
Radioaktivität
Fortluft Isar 1 Isar 2
Aerosole
<Erkennungsgrenze <Erkennungsgrenze
Gase 10 Mrd Bq 2500 Mrd Bq
Jod-131 <Erkennungsgrenze <Erkennungsgrenze
Menge 1400 Mio m³ 1400 Mio m³
Radioaktivität
Abwasser Isar 1 Isar 2
Radionuklide
ohne Tritium 55 Mio Bq <Erkennungsgrenze
Tritium 63 Mrd Bq 21.000 Mrd Bq
Wasser Isar 1 Isar 2
Flusswasser
47 Mio m³ 105 Mio m³ Trinkwasser 3.335 m³ 14.254 m³
Brunnenwasser 7.902 m³ /
Mio: Millionen Mrd: Milliarden m³: Kubikmeter t: Tonnen Bq: Becquerel
Weiß: Wert weicht max. um 10% ab Rot: Erhöhung des Wertes Grün: Verringerung des Wertes
Berichtsjahr 2019 im Vergleich zu 2018
Energiebezug Isar 1 Isar 2
angereichertes
Uran 0,0 kWh 32.093 Mio kWh
Strom 21,1 Mio kWh 8,8 Mio kWh
Heizöl 0 Mio kWh 0 Mio kWh
Diesel 0,2 Mio kWh 0,8 Mio kWh
Heißwasser 8,2 Mio kWh 0 Mio kWh
Abfälle Isar 1 Isar 2
Nicht gefährliche Abfälle zur
Verwertung 1.115 t 236 t
Gefährliche Abfälle zur Verwertung 7 t 20 t Nicht gefährliche Abfälle zur
Beseitigung 53 t 75 t
Gefährliche Abfälle zur Beseitigung 9 t 4 t
Filterkuchen / 3.862 t
Radioaktive Abfälle mit ver-
nachlässigbarer Wärmeentwicklung 19 t 13 t
Betriebsstoffe Isar 1 Isar 2
Wasseraufbereitung/
Vollentsalzung
Schwefelsäure 0,5 t 4.456 t
Salzsäure 13 t 2 t
Natronlauge 6 t 45 t
Eisenchlorsulfat / 1588 t
Kalk/Kalksteinmehl / 800 t
Flockungshilfsmittel / 8 t
Härtestabilisierungsmittel / 47 t
Wasserstoffperoxid 3 t 66 t
Wasser-Dampf-Kreisläufe
Hydrazin 0 t 12 t
Stickstoff 26.072 m³ 12.869 m³
Wasserstoff 0 m³ 6.825 m³
Notstromvers.+Fahrzeuge
Diesel 21 m³ 73 m³
Heizöl 0 m³ 0 m³
Energieerzeugung
Angereichertes Uran 0 t 26 t
Abwasser
Isar 1
Isar 2
Kühlwasser 47 Mio m³ 82 Mio m³ Radioakt.
Abwasser 6.233 m³ 8.216 m³
Abwasser (ohne Radioaktivität)
1.036 m³ 30.605 m³
6.1 Wärmeabgaben an die Umgebung Den Umweltaspekt betreffen vor allem folgende Punkte:
Rechtsvorschriften und zulässige Grenzwerte in Genehmigungen
Emissionen in die Atmosphäre
Die bei der Kernspaltung in Form von Wärme freigesetzte Energie lässt sich zu mehr als einem Drittel in elektrische Energie umwandeln. Der Rest wird als Verlustwärme über Kühlsysteme an die Umgebung (Flusswasser, Luft) abgeführt. Unter heutigen technischen Möglichkeiten kann dieser Energieanteil wegen des niedrigen Temperaturniveaus wirtschaftlich nicht genutzt werden.
Beim Block 1 wurde die Verlustwärme direkt an die Isar abgeführt. Für Sonderfälle wie Niedrigwasser, hohe Flusswassertemperaturen u. a. konnten Zellenkühler zur Rückkühlung in Betrieb genommen werden. Da sich der Block 1 im Rückbau befindet, ist ein Betrieb der Zellenkühler nicht mehr notwendig.
Beim Block 2 wird durch den kontinuierlichen Kühlturmbetrieb die Wärme an die Luft abgegeben. Der Kühlturm, dessen Wirkungsweise auf Ausnutzung der Verdampfungswärme des Wassers beruht, kann auslegungsgemäß bei einem Luftdurchsatz von ca. 110 Millionen m3/h dem aufgewärmten Kühlwasser ca. 2420 MW Wärme entziehen. Dabei werden ca. 0,8 m3 Wasser pro Sekunde verdunstet. Die ökologische Auswirkung wird durch vorherige und begleitende Begutachtung geprüft und wird als geringfügig eingestuft. Berechnungen haben ergeben, dass Temperatur- und Feuchteerhöhung in der Umgebung nicht nachweisbar sind und deshalb keinen Einfluss auf das Klima am Standort haben. Die Größe des Wasser-Dampf-Schwadens und der daraus resultierende Schattenwurf hängen von den meteorologischen Bedingungen wie Luftfeuchte und Windgeschwindigkeit sowie vom jahreszeitlich bedingten Höhenstand der Sonne ab.
Modellrechnungen des Deutschen Wetterdienstes zur Beschattung der näheren Umgebung des Kühlturms haben ergeben, dass im Sommer im Mittel nur wenige Minuten Schatten pro Tag zu erwarten sind. Für die Jahreszeiten Frühjahr und Herbst können im Schnitt an den sonnigen Tagen in 1 km Entfernung noch Abschattungszeiten bis zu 30 Minuten auftreten. Im Winter sind in einer Entfernung zwischen 1 und 2 km in Einzelfällen noch Schattenzeiten bis zu 90 Minuten möglich.
Durchgeführte Messungen haben diese Modellrechnungen im Wesentlichen bestätigt.
Bemerkung: Die Energiebilanz des Blocks 2 ist wegen der Vergleichbarkeit auf die genehmigte Energieerzeugung im nuklearen Teil normiert.
Z
Energiebilanz Isar 1 für das Berichtjahr 2019
Für den Block 1 wurden wegen der fehlenden Energieerzeugung nur die bezogenen Energieträger und die Abgabe der Endenergie an die Umwelt betrachtet. Der Energieträger Heizöl wird nicht mehr genutzt. Die Summe aus Heißwasserbezug (für Heizung) und Strombezug blieb konstant: Während der Strombezug um ca. 10% wegen der erhöhten Rückbautätigkeit gestiegen ist, konnte der Heißwasserbezug wegen der Wärmeentwicklung der Maschinen reduziert werden.
Die Energieumwandlungen zwischen den Energiearten wurden nicht betrachtet.
Energiebilanz Isar 2 für das Berichtsjahr 2019
Der Block 2 konnte die hervorragenden Werte der Fremdnetzabgabe in diesem Berichtszeitraum halten.
Zur Optimierung des Anlagenbetriebes standen in den letzten Jahren noch andere Energie- einsparungen im Vordergrund. Die Maßnahmen sind im Kapitel Versorgung mit Betriebsstoffen aufgeführt.
Strombezug ca. 2,41 MWel.
Heißwasser ca. 0,94 MWtherm.
Heizöl ca. 0,00 MWtherm.
Diesel ca. 0,02 MWtherm.
Luft ca. 2,37 MWtherm.
Kühlwasser ca. 1,00 MWtherm.
Energieerzeugung 3950 MWtherm.
Fremdnetzabgabe ca. 1401 MWel.
Eigenbedarf ca. 75 MWel.
Kühlwasser ca. 33 MWtherm.
Verdunstung Kühlturm ca. 2440 MWtherm.
6.2 Wasserwirtschaft
Den Umweltaspekt betreffen vor allem folgende Punkte:
Rechtsvorschriften und zulässige Grenzwerte in Genehmigungen
Ein- und Ableitungen in Gewässer
Zum Betrieb von Wärmekraftwerken ist die Nutzung eines Fließgewässers zur Versorgung mit Kühl- und Brauchwasser notwendig. Diese Gewässernutzungen sind in den Wasserrechtsbescheiden genehmigt. Die Entnahmemengen, die Nutzung und die Rückgabequalität als Abwasser sind dort genau festgelegt. Je nach Verwendungszweck wird das Isarwasser unterschiedlich aufbereitet. So reicht für einfache Kühlzwecke oder als Feuerlöschwasser eine mechanische Reinigung aus. Bei Block 2 schließt sich eine chemische Fällung an. Für geschlossene Kühlwasserkreisläufe mit Kühlturm ist eine höhere Wasserqualität notwendig. Vollentsalztes Wasser, z. B. für den Wasser-Dampf- Kreislauf, erfordert eine weitergehende Reinigung mit Kiesfilter- und Ionentauscheranlage. Für die Herstellung von deionisiertem Wasser wird bei Block 1 Grundwasser verwendet. Die Wasser- bzw.
Abwasserpfade sind wegen der unterschiedlichen Inhaltsstoffe und deren Konzentrationen in so genannte Teilströme getrennt. Die wichtigsten Teilströme sind in den Wasserbilanzen enthalten. Da die Abwasser-Teilströme gemeinsam zur Isar zurückgeleitet werden, findet die Analyse vor der Vermischung mit dem Kühlwasser statt. Diese Rückführung ist mit strengen Auflagen verbunden, die vom Kraftwerk erfüllt werden. Alle Grenz- und Genehmigungswerte werden eingehalten bzw. deutlich unterschritten.
Wasserbilanz Isar 1 – Werte des Jahres 2019
Der Brunnenwasserverbrauch und die Abwasserabgabe des Blocks 1 haben sich im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr wegen der Intensivierung des Rückbaus erhöht, da für diese Arbeiten deionisiertes Wasser verwendet wird, das durch Aufbereitung von Brunnenwasser gewonnen wird.
Der Trinkwasserverbrauch konnte dagegen verringert werden.
konventionelle und radioaktive Betriebsabwässer 7.269 m³ Nebenkühlwasser 47 Millionen m³
Nebenkühlwasser 47 Millionen m³ Brunnenwasser 7.902 m³
Trinkwasser 3.335 m³ Kanalisation 3.487 m³ Entnahme: 47 Millionen m³ Einleitung: 47 Millionen m³
Wasserbilanz Isar 2 – Werte des Jahres 2019
Der Wasserverbrauch und Wasserabgabe bei Block 2 wurden gegenüber den Vorjahren gesenkt.
Beim Trinkwasserverbrauch konnte die große Reduzierung im letzten Jahr nicht gehalten werden, ist aber trotzdem niedriger als im vorletzten Jahr.
Teilströme Block 1 Bezeichnung Einheit 2017 2018 2019 Grenzwert
Radioaktives Abwasser
Menge m³ 5.681 4.725 6.233 15.000
CSB mg/l 28 66 71 400
abfiltrierbare Stoffe mg/l 5,8 9,2 9,3 50
Stickstoff-Gesamt mg/l 1,8 2,0 2,5 10
Phosphor-Gesamt mg/l 0,4 0,8 0,5 5
AOX mg/l 0,01 0,01 0,01 0,5
Abwasser aus der Aufbereitung (Vollentsalzungsanlage, Neutra- becken)
Menge im Jahr m³ 809 914 1036 /
Menge pro Tag m³ 53,9 57,0 51,8 100
abfiltrierbare Stoffe mg/l 26,6 28,5 16,9 50
Chemische Parameter von Teilströmen Block 1
Bemerkung: Im Berichtszeitraum befand sich der Block 1 im Nichtleistungsbetrieb und seit April 2017 im Rückbau. Mit der Bescheidsänderung entfielen Grenzwerte, die für Parameter im Leistungsbetrieb galten, andere wurden angepasst.
Trinkwasser 14.254 m³ Kanalisation 14.254 m³ Entnahme: 104,9 Millionen m³ Nebenkühlwasserbauwerk Einleitung: 81,9 Millionen m³ konventionelles Nebenkühlwasser 45,1 Millionen m³
Verdunstung Kühlturm 23,0 Millionen m³
konventionelle und radioaktive Betriebsabwässer 38.821 m³ Kühlturmabflut 11,4 Millionen m³
konventionelles Nebenkühlwasser 10,7 Millionen m³ gesichertes Nebenkühlwasser 59,8 Millionen m³
Teilströme
Block 2 Bezeichnung Einheit 2017 2018 2019 Grenzwert
Abflutwasser
Menge m³ 11.100.000 11.600.000 11.400.000 15.800.000
Sulfat mg/l 486 491 460 750
CSB mg/l 16,0 13,0 12,0 30
abfiltrierbare
Stoffe mg/l 8,1 8,9 7,0 50
Phosphor-
Gesamt mg/l 0,3 0,3 0,2 1
Radioaktives
Abwasser Menge m³ 8.666 8.110 8.216 50.000
CSB mg/l 73 39 50 300
Abwasser aus der Aufbereitung
Menge m³ 25.500 19.848 16.747 150.000
CSB mg/l 9 11 11 50
abfiltrierbare
Stoffe mg/l 7,5 8,4 7,3 30
Stickstoff-
Gesamt mg/l 1,9 1,3 1,5 10
Chemische Parameter von Teilströmen Block 2
Die Werte beider Blöcke sind weit unterhalb der Grenzwerte und weisen tendenziell nach unten. Nur die Abwassermengen des Blocks 1 bilden die Reinigungsintensivität des Rückbaus ab.
Unser Ziel ist es, die erreichten hervorragenden Ergebnisse beizubehalten. Durch stetige Fortentwicklung und Überprüfung der Systeme streben wir an, die Abwassermengen insgesamt und die Schadstofffrachten noch weiter abzusenken.
6.3 Abgabe von radioaktiven Stoffen an die Umgebung Den Umweltaspekt betreffen vor allem folgende Punkte:
Rechtsvorschriften und zulässige Grenzwerte in Genehmigungen
Emissionen in die Atmosphäre
Ein- und Ableitungen in Gewässer
Beim Betrieb eines Kernkraftwerkes entstehen durch die Kernspaltung radioaktive Spaltprodukte.
Durch Nebenreaktionen von Neutronen mit Strukturmaterialien und Betriebsstoffen werden zusätzlich radioaktive Aktivierungsprodukte gebildet.
Über ein komplexes System aus Rückhalte- und Filtereinrichtungen gelingt es aber, diese radioaktiven Stoffe weitestgehend in der Anlage zurückzuhalten.
Nur ein sehr geringer Anteil wird mit der Kaminfortluft und mit dem Abwasser gezielt in die Umgebung abgeleitet. Dabei sind drei Bedingungen zu erfüllen:
1. Seitens der Behörde muss eine Genehmigung vorliegen. Darin sind neben besonderen Auflagen auch Obergrenzen für die abzuleitenden Aktivitätsmengen festgelegt. Für diese muss schon bei der Antragstellung der Nachweis erbracht werden, dass die Folgedosis in der Umgebung den Wert von 0,3 Millisievert pro Jahr nicht überschreitet. Dieser Grenzwert liegt erheblich unter der natürlichen Strahlenbelastung eines Bundesbürgers von 4 Millisievert.
2. Die Ableitung darf nur kontrolliert erfolgen, sie muss bilanziert werden, und sie ist der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde jährlich nach Menge der Aktivität und Art der Nuklide anzuzeigen. Hierfür sind in kerntechnischen Regeln Mess- und Bilanzierungsverfahren festgelegt.
3. Die Ableitungen sind auch unterhalb der genehmigten Werte so gering wie möglich zu halten.
In den Genehmigungsbescheiden für den Betrieb der Anlagen Block 1 und Block 2 sind die in einem Jahr maximal erlaubten Aktivitätsmengen festgeschrieben. Sie werden in Becquerel angegeben und beziehen sich beim Ableitungspfad Fortluft auf die Nuklidgruppen. Bei Abwasser wird zwischen Tritium und anderen Radionukliden unterschieden.
Isar 1 Isar 2
Fortluft
radioaktive Gase 1.100.000 1.100.000
radioaktive Aerosole 37 30
Iod 131 11 11
Abwasser
Radionuklide ohne
Tritium 110 55
Tritium 18.500 48.000
Genehmigte Ableitungen für radioaktive Stoffe pro Jahr in Milliarden Becquerel
In den folgenden Diagrammen sind die betrieblichen Daten dargestellt, die weit unter den genehmigten Werten liegen: z.B. sind alle Werte von Abgaben mit der Fortluft seit 2011 unter 0,1%
der Grenzwerte. Bei Block 2 sind die Werte von radioaktiven Gasen gestiegen, bedingt durch die Konditionierung von Abfällen, die über mehrere Jahre angefallen sind. Das dabei entstehende Radioisotop Kohlenstoff 14 verursacht die Hälfte der Abgabe.
Abgaben mit der Fortluft
Beim Ableitungspfad Wasser wird zwischen einem Radionuklidgemisch ohne Tritium und der Abgabe von Tritium unterschieden. Die Radionuklidgemische ohne Tritium liegen bei Block 1 unter 0,1 % der Grenzwerte, beim Block 2 sind sie in dieser Darstellung meist nicht mehr sichtbar. Auch hier sind die Steigerungen bei Block 1 auf Systementleerungen bzw. Zerlegung von Teilen zur Erstellung von Transportgebinden zurückzuführen.
Abgaben mit dem Abwasser (Radionuklide ohne Tritium) 0
0,05 0,1 0,15 0,2 0,25
2015 2016 2017 2018 2019
Anteil vom Genehmigungswert in %
Jahr
radioaktive Gase (Block 1) radioaktive Aerosole (Block 1) Jod 131 (Block 1) radioaktive Gase (Block 2) radioaktive Aerosole (Block 2) Jod 131 (Block 2)
0 0,05 0,1
2015 2016 2017 2018 2019
Anteil vom Genehmigungswert in %
Jahr
Radionuklide ohne Tritium (Block 1) Radionuklide ohne Tritium (Block 2)
Abgaben mit dem Abwasser (Tritium)
Die Unterschiede bei den Tritiumabgaben von Block 1 und Block 2 liegen im Einsatz von Borsäure im Druckwasserreaktor. Sie dient dort zur Regelung der Reaktivität. Durch die Reaktion mit Neutronen wird aus Bor u. a. Tritium gebildet. Tritium ist aus Wasser chemisch nicht abtrennbar. Darum liegt der Tritiumwert im Abwasser bei Block 2 bei 23% bis 55% des Jahresabgabegrenzwertes, der des Blocks 1 um 1% des Grenzwerts. Die geringeren Tritiumwerte in den Jahren 2016 und 2017 sind auf den Lastfolgebetrieb zurückzuführen.
Strahlenexposition in der Umgebung des Kernkraftwerks Isar
Die fortschrittliche Technik der Kernkraftwerke macht es möglich, dass nur ein sehr geringer Anteil der genehmigten Aktivitätsableitungen in Anspruch genommen wird.
Diese Dosis bei der „Strahlenexposition Luft“ wird hauptsächlich durch das Radionuklid Kohlenstoff 14 (in Form von CO2, ca. 98%), H3 (in Form von Wasser, ca. 0,2%) und Ar-41 (ca. 2%) verursacht. Die
0 20 40 60 80 100
2015 2016 2017 2018 2019
Anteil vom Genehmigungswert in %
Jahr
Tritium (Block 1) Tritium (Block 2)
0,001 0,01 0,1 1 10 100 1000 10000
2015 2016 2017 2018 2019
Dosis in [Mikro Sievert/Jahr]
Jahr
Luft Erwachsene (KKI 1) Luft Kleinkind (KKI 1)
Wasser Erwachsene (KKI 1) Wasser Kleinkind (KKI 1)
Luft Erwachsene (KKI 2) Luft Kleinkind (KKI 2)
Wasser Erwachsene (KKI 2) Wasser Kleinkind (KKI 2) Grenzwert nach Strahlenschutzverordnung
mittlere Strahlenexposition in Deutschland
nach § 99, Absatz 1 StrlSchV höchstzulässigen Werte (z. B. effektive Dosis 300 mSv/a) werden damit erwartungsgemäß weit unterschritten. Die tatsächlichen Aktivitätsableitungen führen zu einer theoretischen „Strahlenexposition Luft“ von maximal 0,003 Millisievert pro Jahr für einen Erwachsenen bzw. 0,004 Millisievert pro Jahr für ein Kleinkind.
Die Dosiswerte der „Strahlenexposition Wasser“ liegen im langjährigen Mittel.
Ein Vergleich der folgenden Beispiele mit der Exposition, die aus den Ableitungen des Kernkraftwerks Isar berechnet wird, zeigt deutlich, dass vom Betrieb des Kernkraftwerks keine schädigenden Auswirkungen zu befürchten sind.
Der Verzehr von 200 Gramm Pilzen mit 3.000 Becquerel pro Kilogramm hat eine Belastung von 0,008 Millisievert zur Folge. Dies entspricht der Strahlenbelastung bei einem Flug von Frankfurt nach Gran Canaria.
Ein Interkontinentalflug von München nach New York bewirkt je Flug eine Strahlendosis von 0,06 Millisievert.
Vergleich der Strahlenexposition
Die langjährigen Messungen im Rahmen der Überwachungsmaßnahmen zeigen, dass die Abgaben an radioaktiven Stoffen aus den Kernkraftwerken so gering sind, dass sie in der Umgebung nicht nachweisbar sind. Auch im Jahr 2019 wurden die genehmigten Ableitungen für radioaktive Stoffe deutlich unterschritten. Die betriebseigenen Messungen werden durch unabhängige Gutachter und die Aufsichtsbehörde überwacht und bestätigt.
Unser Ziel ist es, durch stetige Fortentwicklung und Überprüfung der Systeme die Aktivitätsabgaben weiter zu verringern, obwohl weitere große Fortschritte technisch sehr schwierig sind.
6.4 Überwachung der Umgebung
Den Umweltaspekt betreffen vor allem folgende Punkte:
Rechtsvorschriften und zulässige Grenzwerte in Genehmigungen
Emissionen in die Atmosphäre
Ein- und Ableitungen in Gewässer
Nutzung und Kontaminierung von Böden
Lokale Phänomene (Lärm, Erschütterung, Gerüche, Staub, ästhetische Beeinträchtigung usw.)
Risiko von Umweltunfällen und Umweltauswirkungen, die sich aus Vorfällen, Unfällen und potentiellen Notfallsituationen ergeben oder ergeben können
Radioaktive Nuklide treten in messbaren Konzentrationen nur direkt bei der Ableitung in der Kaminfortluft oder in den speziellen Übergabebehältern für Abwasser auf. Nach ihrer Abgabe sind sie messtechnisch nicht mehr erfassbar, weil die natürliche Strahlung außerhalb des Kernkraftwerks weitaus größer ist.
Nr. Überwachter Umweltbereich
Art der Messung oder Messgröße
Anzahl der Probe- nahmeorte
Art und Häufigkeit der Probeentnahmen und
Messungen
1. Luft
1.1 Luft / äußere Strahlung a) Gamma- Ortsdosisleistung 3 kontinuierliche Registrierung b) Gamma- Ortsdosis 62 jährliche Auswertung 1.2 Luft / Aerosole durch Gammaspektrometrie
ermittelte Aktivitätskonzentration
einzelner Radionuklide 3 Kontinuierliche Sammlung über einen Zeitraum von 14 Tagen und 14-tägige Auswertung 1.3 Luft / gasförmiges Jod
(elementar und organisch gebunden)
durch Gammaspektrometrie ermittelte Jod 131-
Aktivitätskonzentration 3 Kontinuierliche Sammlung, 14- tägige Auswertung
2. Niederschlag durch Gammaspektrometrie ermittelter Aktivitätseintrag
einzelner Radionuklide (Bq/m2) 3 Kontinuierliche Sammlung, monatliche Auswertung
3. Bodenoberfläche
Boden durch Gammaspektrometrie
ermittelte spezifische
Einzelradionuklidaktivität 3 Stichprobe, halbjährlich 4. Pflanzenbewuchs durch Gammaspektrometrie
ermittelte
Einzelradionuklidaktivität 3 Stichprobe, halbjährlich
5. Oberirdische Gewässer
Oberflächenwasser a) durch Gammaspektrometrie ermittelte Aktivitätskonzentration
einzelner Radionuklide 3 kontinuierliche Probeentnahme, vierteljährliche Auswertung.
b) Tritium-
Aktivitätskonzentration 3 kontinuierliche Probeentnahme, vierteljährliche Auswertung.
6. Grundwasser
a) durch Gammaspektrometrie ermittelte Aktivitätskonzentration
einzelner Radionuklide 5
Stichproben, vierteljährliche Auswertung
b) Tritium-Aktivitätskonzentration 5
Messprogramm Betreiber
Zur Beweissicherung, dass sich in Pflanzen, Tieren, Böden oder Gewässern außerhalb der Anlage keine Nuklide aus dem Betrieb des Kernkraftwerkes anreichern, wird ein umfangreiches Programm zur Umgebungsüberwachung durchgeführt. Es wurde auf der Grundlage einer Richtlinie des Bundesumweltministeriums erstellt und ist Bestandteil der Betriebsgenehmigung der Kernkraftwerke.
Erfasst werden in diesem Programm getrennt nach Umweltbereichen Messgrößen wie Dosis, Dosisleistung oder Aktivitätskonzentration.
Nr. Überwachter Umweltbereich
Art der Messung oder Messgröße
Anzahl der Probe- nahmeorte
Art und Häufigkeit der Probeentnahmen und
Messungen
1. Luft
1.1 Luft / äußere Strahlung Gamma-Ortsdosis 42 jährliche Auswertung 1.2 Luft / Aerosole durch Gammaspektrometrie
ermittelte Aktivitätskonzentration
einzelner Radionuklide 3
vierteljährliche Auswertung von Mischproben aus den 14- tägigen Einzelproben des Genehmigungsinhabers 2. Niederschlag
durch Gammaspektrometrie ermittelter Aktivitätseintrag
einzelner Radionuklide (Bq/m2) 3
vierteljährliche Auswertung von Mischproben aus den monatlichen Proben des Genehmigungsinhabers
3. Bodenoberfläche
Boden durch Gammaspektrometrie
ermittelte spezifische
Einzelradionuklidaktivität 3 zwei Stichproben pro Jahr
4. Futtermittel
Weide- und Wiesenbewuchs durch Gammaspektrometrie ermittelte spezifische
Einzelradionuklidaktivität 3 zwei Stichproben pro Jahr
5. Ernährungskette Land
Nahrungsmittel pflanzlicher Herkunft
durch Gammaspektrometrie ermittelte spezifische
Einzelradionuklidaktivität 3 Stichproben, jährlich; je ein Getreide und je ein land- wirtschaftliches erntereifes Produkt (z.B. Mais, Salat, Obst), Probeentnahme möglichst über das Jahr verteilt
spezifische Strontium 90-Aktivität 3
6. Milch und Milchprodukte
Kuhmilch a) durch Gammaspektrometrie
ermittelte Aktivitätskonzentration
einzelner Radionuklide 2 Stichproben im Zeitraum Mai
bis Oktober, zwei pro Jahr
b) Strontium 90-
Aktivitätskonzentration 2
c) Jod 131- Aktivitätskonzentration 2 Stichproben im Zeitraum Mai bis Oktober, monatlich
7. Oberirdische Gewässer
7.1 Oberflächenwasser a) durch Gammaspektrometrie ermittelte Aktivitätskonzentration
einzelner Radionuklide 3 Vierteljährliche Auswertung eines aliquoten Anteils aus den kontinuierlich entnommenen Proben des Genehmigungsinhabers
b) Tritium- Aktivitätskonzentration 3
7.2 Sediment durch Gammaspektrometrie
ermittelte spezifische
Einzelnuklidaktivität 2 kontinuierliche
Probeentnahme,
vierteljährliche Auswertung
8. Ernährungskette Wasser
8.1 Fisch durch Gammaspektrometrie
ermittelte spezifische
Einzelnuklidaktivität 2 halbjährliche Stichprobe 8.2 Wasserpflanzen durch Gammaspektrometrie
ermittelte spezifische
Einzelnuklidaktivität 1 jährliche Stichprobe
9. Trinkwasser a) durch Gammaspektrometrie
ermittelte Aktivitätskonzentration
einzelner Radionuklide 1 Mischprobe, vierteljährliche Auswertung
b) Tritium- Aktivitätskonzentration 1
Messprogramm Behörde
Das Messprogramm des Betreibers wird durch Parallelmessungen der Aufsichtsbehörde bzw.
unabhängigen Gutachtern überwacht.
Trotz des langjährigen Betriebes der beiden Kernkraftwerksblöcke am Standort konnten bisher keinerlei künstliche Radionuklide in der Umgebung festgestellt werden, die auf diese Anlagen zurückzuführen sind. Die Messungen erfüllen aber auch noch einen anderen Zweck: Durch sie wird eine umfangreiche Datenbasis geschaffen, die im Falle erhöhter Ableitungen die Feststellung einer Auswirkung in der Umgebung ermöglicht und auch Auskunft über die Verteilung und das Verhalten natürlicher Radioaktivität geben kann.
Für den Austritt von radioaktiven Stoffen im Störfall sind die Überwachungsmessungen in einem erweiterten Umfang festgelegt.
Alle Mess- und Beobachtungsergebnisse werden in Berichten zusammengefasst und der Aufsichtsbehörde vorgelegt. Sie werden anschließend durch die Behörde der Öffentlichkeit in Form eines Jahresberichtes zugänglich gemacht. Die deutliche Unterschreitung der Grenzwerte bzw.
Genehmigungswerte wird darin bestätigt.
Zusätzlich zum radiologischen Messprogramm wird auch ein ökologisches Langzeitüberwachungsprogramm durchgeführt. Dieses verfolgt Veränderungen in verschiedenen Ökosystemen, die sich möglicherweise durch die Ansiedlung einer Industrieanlage ergeben.
Untersucht wird der Zustand von Baumbeständen, Populationen von Kleintieren in Wiesen-, Sumpf- und Gewässerbereichen sowie der Bestand an bestimmten Pflanzenarten. Die Untersuchungsergebnisse werden unter Berücksichtigung von klimatologischen und meteorologischen Bedingungen am Standort der Kernkraftwerke ausgewertet.
Andere Einflüsse in Form von Emissionen und Immissionen sind nur aus dem Kühlturmbetrieb zu erwarten. Dabei handelt es sich besonders um Lärmemissionen. Messungen haben ergeben, dass die Grenzwerte weit unterschritten werden. Auch durch den sonstigen Betrieb des Kernkraftwerks entstehen keine besonderen Lärmbelästigungen in der Umgebung.
Alle Vorgaben der TA Lärm (Technische Anleitung zum Schutz vor Lärm) wurden berücksichtigt.
Lediglich im Zusammenhang mit dem Wiederanfahren der Anlage Block 2 nach dem jährlichen Brennelementwechsel erfolgt über ca. 2 Stunden eine Lärmbelästigung in der unmittelbaren Nachbarschaft durch die Erprobung der Frischdampfsicherheitsventile bei Block 2.
Diese sicherheitstechnische Maßnahme wird jeweils angekündigt und führte bisher zu keinerlei negativen Stellungnahmen, da durch den Einbau von Schalldämpfern der Lärmpegel wirkungsvoll vermindert wird.
6.5 Abfallwirtschaft
Den Umweltaspekt betreffen vor allem folgende Punkte:
Rechtsvorschriften und zulässige Grenzwerte in Genehmigungen
Erzeugung, Recycling, Transport und Entsorgung von festen und anderen Abfällen, insbesondere gefährlichen Abfällen
Wie bei jeder Industrieanlage fallen auch bei der Stromproduktion mit Kernenergie Abfälle an, die geordnet entsorgt werden müssen. Unsere Umweltschutzziele verfolgen wir durch folgende Grundsätze:
Abfälle vermeiden (dieser ökologisch wie auch ökonomisch optimale Weg wird u.a. durch Aufklärung der Belegschaft erreicht)
Abfälle in Menge und Schädlichkeit verringern
Abfälle stofflich oder energetisch verwerten
Restabfall umweltverträglich beseitigen
In der Praxis führte dies zu einem Abfallkonzept mit folgenden Eckpunkten:
Getrennthaltung der einzelnen Abfallarten am Entstehungsort
Sammlung und Kontrolle in einem zentralen Bereitstellungsraum
Abtransport zu einer geordneten Entsorgung
Die Bereitstellungsräume bzw. Behandlungsräume für radioaktive und konventionelle Abfälle sind getrennt angeordnet.
6.5.1 Radioaktive Abfälle
Die radioaktiven Abfälle müssen wegen der Strahlung von der Biosphäre abgeschlossen werden. Sie werden wegen der unterschiedlichen Endlagerbedingungen in stark wärmeentwickelnde Abfälle und Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung unterschieden.
Als stark wärmeentwickelnde Abfälle fallen in Kernkraftwerken die abgebrannten Brennelemente an.
In jedem Brennelement sind auch nach seinem Einsatz im Reaktor weiterhin Plutonium und Uran vorhanden. Die Wiederaufarbeitung hat das Ziel, diese beiden Wertstoffe vom radioaktiven Abfall zu trennen und zu nutzen. So zurückgewonnener Brennstoff kann für neue Brennelemente verwendet werden. Der Brennstoffkreislauf ist damit geschlossen. Der bei der Wiederaufarbeitung anfallende, stark wärmeentwickelnde Abfall wird in Glas eingeschmolzen, um dann nach ca. dreißig Jahren endgelagert zu werden. In Deutschland ist dieser Weg seit 2005 verboten.
Eine andere technische Möglichkeit zur Entsorgung bietet die direkte Endlagerung der abgebrannten Brennelemente. Dabei werden die verbrauchten Brennelemente in Spezialbehältern in das Endlager gebracht. Die rechtlichen Voraussetzungen wurden erst in den letzten Jahren mit der Änderung des Atomgesetzes geschaffen.
Bis zum Abtransport werden die abgebrannten Brennelemente am Kraftwerksstandort zwischengelagert.
Da der Transport der abgebrannten Brennelemente in der Bundesrepublik Deutschland seit 2004 nicht mehr erlaubt ist, wurde ein Zwischenlager gebaut, in dem diese in Transportbehältern bis zum Transport in das Endlager zwischengelagert werden. Die Lagerung ist auf 40 Jahre begrenzt. Das Zwischenlager BELLA ist eine selbstständige rechtliche Einheit und nicht Gegenstand dieser Umwelterklärung.
Neben den abgebrannten Brennelementen entstehen in einem Kernkraftwerk radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung. Hierzu zählen neben verbrauchter Schutzkleidung und Reinigungsgeräten auch Metallteile und Filterhilfsmittel. Sie machen in Summe ca. 95 Prozent der Gesamtmenge der radioaktiven Abfälle aus. Sie werden, um Volumen zu reduzieren, eingedampft, verpresst oder verbrannt. Kontaminierter Schrott wird eingeschmolzen und kann für Spezialanwendungen wiederverwendet werden. Die so im Volumen reduzierten Abfälle werden den Zwischenlagern zugeführt. Dies geschieht in unregelmäßigen Abständen. Durch diese Schwankungen steht der Anfall der Abfallmengen nicht direkt mit den Mengen der Abtransporte in Relation.
6.5.2 Konventionelle Abfälle
Die meisten Abfälle im Kernkraftwerk sind nicht radioaktiv und werden auf Basis des Kreislaufwirtschaftsgesetzes entsorgt.
Ziel ist dabei, die Abfälle einer wirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. Wenn dies nicht möglich ist, wird eine Beseitigung mit geringen Umweltfolgen angestrebt. Zur Erreichung dieses Ziels werden alle Betriebsabfälle über ein spezielles Abfallsammelsystem erfasst. Insgesamt wird nach ca. 50 unterschiedlichen Abfallarten getrennt und entsorgt.
Das durchschnittliche Aufkommen an Abfällen im nichtnuklearen Bereich liegt bei ca. 1200 Tonnen pro Jahr. Der überwiegende Anteil wird dem Wirtschaftskreislauf als Abfall zur Verwertung zugeführt.
Dabei handelt es sich vorwiegend um Schrott, Altpapier, Glas und Kunststoff. Die nicht verwertbaren Abfälle werden entsprechend ihrer Qualität verbrannt oder deponiert.