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Bemerkungen zu 1965 edierten ugaritischen Texten

Von G. Sauee, Uttenreuth über Erlangen

Seit einigen Monaten liegen die meisten der in alphabetischer Keil¬

schrift geschriebenen ugaritischen Texte aus der 18. und 19. Grabungs¬

kampagne von 1954/55 vor^. Es handelt sich um 172 Texte von zum Teil

stark bruchstückhaftem Charakter : 58 aus dem großen Palast und dazu

34 Fragmente ; 55 aus einem Brennofen im Palast und dazu 13 Fragmente ;

schließlich 10 aus dem kleinen Palast und dazu 2 Fragmente. Neben

km^en mythologischen Texten stehen Briefe. Beide Gattungen werden

aber bei weitem übertreffen durch zahkeiche Listen. Einzehien von

ihnen soll sich unser Augenmerk im folgenden zuwenden.

Als erstes seien die Texte herangezogen, in denen die „maryanüma"

Erwähnung finden, nämlich die Nummern 19, 69, 70 und 113 nach der

Ausgabe Vieolleaud's^. A. Alt hatte in seiner Untersuchung „Men¬

schen ohne Namen" aus dem Jahre 1950* besonders den Text 400 nach

der Zählung Goedon's im Ugaritic Manual (= 144 nach der Zählung

Eissfeldt's) zu seiner Erklärung herangezogen, wonach die Bezeichnung

,,Sohn des X" nicht familiemechtlichen*, sondern staatsrechtlichen

Charakter haben müsse und besonders da gebraucht werde, wo Ange¬

hörige einzelner Berufe aufgezählt werden. Zu ihnen gehören in erster

Linie die maryanüma, ferner die mr'um, mSrglm und die khnm. Die

Bedeutung der einzelnen Bezeichnungen sind so gut wie sicher gedeutet :

mryn = maryannu, die führende Kriegerschicht der Mitanni, auch in

Ugarit syllabisch geschrieben: MAR-IA-NI^ bezeichnet Streitwagen¬

kämpfer. Das Wort selbst stammt aus dem Indogermanischen (aind.

marya = junger Mann), was zuletzt Segeet und Zgusta ausgesprochen

1 Mission de Ras Shamra XI: Palais royal d'Ugarit V, Textes en cunSi-

formes alphabetiques des archives sud, sud-ouest et du petit palais, hrsg. v.

Ch. Vibolleaud, Paris 1965.

2 Für das Vorkommen in früher veröffentlichten Texten vgl. J. AiST-

I.EITNEB, Wörterbuch der ugaritischen Sprache, hrsg. von O. Eissfeldt,

Berichte über die Verhandlung der Säohs. Akad. d. Wiss. zu Leipzig, Phil.-

hist. K^. Band 106 Heft 3, Berlin 1963 Nr. 1676f.

In den neuen Texten begegnet das Nomen im Singular in 11, 2 und als

bn mryn in 38, 5; 113, 5 und 117, I, 5.

3 in: Arohiv Orientälni 18 (1950) 9—24 = Kl. Sehr. III 198—213.

* so M. Noth, Die syrisch-palästinische Bevölkerung des zweiten Jahr-

tatisends v.Chr. im Lichte neuer Quellen. ZDPV 65 (1942) 9—67, auf S. 18,

Anm. 6.

5 400:1:28 (Gordon) = 144:1:28 (Eissfeldt).

6 ZDMG 116/2

(2)

236 G. Saxjeb

haben* und zuvor von H. Winckler' u. a. und besonders von O'Calla¬

ghan auf breiterer Basis aufgewiesen worden war*. Für mr'um hat Alt

die Bedeutung „Pferdewärter bzw. -züchter" wahrscheinhch gemacht*.

Aistleitner-Eissfeldt übersetzen: Offizier^". Die mSrglm sind weniger

deuthch zu fassen^i, während die Bedeutung „Priester" für die khnm

auf der Hand hegt. Das neue Material bringt keine Änderung in dieser

Hinsicht. Mit dem Text 19 ist ein Fragment bekannt geworden, das zu

den bekannten Aufzählungen mit seinen erhaltenen ersten 6 Zeilen eine

Liste hinzufügt, die vohkommen dem Text 169 nach Gordon (Eissfeldt

176) entspricht. Neben den bereits erwähnten Berufsgruppen der mar¬

yanüma, mr'um, und khnm stehen die auch andernorts erwähnten 'Srm.

Nach Aistleitner-Eissfeldt handelt es sich hierbei um Gastwirte

oder KeUner^*. Wir dürfen darunter vielleicht Furiere oder Zahlmeister

verstehen. Ferner werden die tnnin erwähnt, bei denen es sich um

Lanzenträger handelt^*. Die danach aufgeführten nqdm steUen sicher

hohe Beamte, vielleicht kultischer Art, mit dem Titel ,,Hirt" dar^*. Neu

an diesem Fragment ist lediglich die aber auch sonst vorkommende

Berufsbezeichnung 'inät wohl ,, Pflegerin"Im übrigen bestätigt das

neue Material die FeststeUung Alt's, daß bei diesen Berufsgruppen Per¬

sonen aufgeführt werden, bei denen die Namensform ,,Sohn des X"

überwiegt, so in Text 69 9mal „bin" gegen 4 Namen ohne diesen Zu¬

satz, der aber überall in der vorangehenden, aber abgebrochenen Zeile

ergänzt werden könnte. Ähnlich verhält es sich bei Text 70 und 113.

Dadurch werden Menschen bezeichnet, die im unmittelbaren Dienst der

Könige standen, wobei der erstbestallte Diener bei seinem Namen ge¬

nannt wurde, während die Nachkommen nur mit ,,Sohn des X" geführt

wurden. Der Akt der Übernahme in den Dienst des Königs dürfte dabei

einer Aufnahme in eine gewisse Art Lehnsverhältnis gleichgekommen

" S. Segert — L. Zgusta, Indogermanisches in den alphabetischen Texten aus Ugarit, in: Archiv Orientähii 21 (1953) 272—75: S. 272.

' H. Winckleb, Die Arier in den Urkunden von Boghaz-köi, OLZ 13 (1910)

289—301.

" R. T. O'Callaghan, Aram Naliaraim, An. Or. 26, Rom 1948, S. 65—7

und: New Light on the MARYANNU as „Chariot- Warrior", Jahrb. f.

kleinasiat. Forschung 1 (1950/51) 309—24.

° A. Alt, Zu einigen Bezeichnungen von Berufen im Ugaritischen, ZAW 58

(1940/41) 277—9: S. 279. a.a.O. Nr. 1664.

" A. Alt, ZAW 58 (1940/41) 278 denkt an horitische Herkunft. Aist-

LEiTNEB-EissFELDT Sehen in dieser Bezeiehnung den Namen ,, einer militä¬

rischen Truppe, etwa die mit dem mS^rn Bewaffneten, Nahkämpfer" (a.a.O.

Nr. 1702). Der ma^m könnte dabei eine Art Dolch gewesen sein, vgl. a.a.O.

Nr. 1701. Zu dieser Frage vgl. noch A. Goetze, JCS 1 (1947) S. 72.

1^ a.a.O. Nr. 2111. Aistleitneb-Eissfeldt, a.a.O. Nr. 2900.

" ebda. Nr. 1840. " ebda. Nr. 319.

(3)

Bemerlningen zu 1965 edierten ugaritischen Texten 237

sein- Als solche Vasallen konnten sie in hohe Stellungen aufsteigen.

Allerdings standen nach Ausweis der Quellen den maryanüma in Ugarit

weniger hohe und einflußreiche Stellen offen als im sonstigen vorder¬

asiatischen Raum. Eine Erklärung hierfür fehlt noch und kann auch

von den neuen Texten nicht geboten werden^*. Wertvoll wäre hier ein

ausführlicher Vergleich mit dem germanischen Vasallentum, wo es neben

den unfreieren vassi non casati besonders die vassi casati gab, bei denen

die Vasallität de facto vererbbar war^'.

A. Alt hatte neben anderen Texten aus Alalach und Taanach und

neben der Amarnakorrespondenz auf das AT hingewiesen und die Liste

der Gauvögte unter Salomo namhaft gemacht (1 Kg. 4, 7— 19a). Da¬

neben könnte zu einer genaueren Erfassung der juristischen Gegeben¬

heiten aus dem Bereich des AT noch auf die jelide häräpM (2 S 21,

16—22 und 1 C 20, 4—8) und auf die jelide hä'anäq (Num 13, 22. 28)

aufmerksam gemacht werden, die als Glieder einer Truppe im Sklaven¬

stand zwar nicht die gleiche Bezeichnung wie die Vasallen in Ugarit

führen, aber ihrer SteUung nach einen ähnlichen Status eingenommen

haben dürften wie die „Menschen ohne Namen", um Alt's Bezeichnung

zu übernehmen, jedenfalls nicht Sklaven im Vollsinne des Worts gewesen

sind. Das AT kennt sie als besonders furcht- und schreckenerregende

Krieger bei den umliegenden Völkem, weiß aber auch von Personen des

gleichen Standes im eigenen Volksleben. Hier werden sie dann als jelide

hdbhajit (sg. jelid habbajit) bezeichnet (Lev 22, 11), wobei es sich, wie

F. VVrLLESEN festgesteUt hat,i* in juristischem Sinne um das gleiche

Abhängigkeitsverhältnis wie bei den umliegenden Völkerschaften han¬

delt. Die jelide häräphä bzw. hä'anäq wären dann die VasaUen eines

gewissen Rapha bzw. Enaq, so wie die Krieger Abrahams dessen Vasallen

waren (Gen. 14,14) und (nach einem großen Sprung durch die Geschichte)

die Mameluken ursprünglich die Leibwächter der Kalifen waren, bevor

sie die Herrschaft an sich rissen, und die Janitscharen die Krieger der

Osmanen im Sklavenstande.

1* Ausführlicher Nachweis bei R. T. O'Callaghan, New Light ... (Anm. S).

" F. L. Ganshof, Was ist das Lehnswesenl Darmstadt 1961, S. 107 und

144 7. Zu vergleichen wäre auch die Rechtsstellung der Metoeken in

Griechenland und der Akt der Freilassung von Sklaven im alten Rom, wo

es sich ursprünglich nur um einen Übertritt in die Klientel des freilassenden

Herrn handelte. Der Freigelassene war noch abhängig und besaß keinerlei

politische Rechte, cf. Ernst Meyer, Römischer Staat und Staatsgedanke,

Darmstadt 1961, S. 186 und Anm. 61; Ferner REPW XV, 1413—58; REPW

XIX 13—16 und Suppl VI, 992f. Vgl. aueh L. Delekat, Kaioche, Hierodulie

und Adoptions freilassung. Münchener Beiträge zxu Papyrusforsohung und

antiken Reohtsgeschichte, 47. Heft, Münehen 1964.

18 F. Wn.LESEN, The Yältd in Hebrew Society, Stud. Theol. 12 (1958)

192—210.

16*

(4)

Bemerkungen zu 1965 edierten ugaritisehen Texten 239

Israels nach ihrer Einwanderung mit dem kanaanäischen Gedankengut,

im besonderen mit der kanaanäischen Religion gewesen sem muß. Dabei

bleibt die Verbindung nicht in einer zeitlosen Ferne. Ein glücklicher

Umstand macht es möglich, die ugaritische Tafel zeitlich sehr genau

zu fixieren. Sie gehört zu den 68 Tafeln, die in einem Brennofen gefunden

wurden, der dazu diente, besclu'iebene Schriftstücke vor der Versendung

oder Aufbewahrung hart zu brennen. Es war ein einmaliges Ereignis,

eine solche Brennstelle zu entdecken, die erste dieser Art im ganzen

Vorderen Orient. Cl. F. A. Schaeffer hat den Ofen wegen seiner Wich¬

tigkeit genau beschrieben^*. Er befand sich im großen Palast in der

Südecke des Hofes V. Das Besondere ist nun, daß er im Augenblick der

Zerstörung mit Tafeln gefüllt gewesen ist, die zwar durch den Zusammen¬

fall der Mauer beschädigt wurden, sich aber genau datieren lassen. Dazu

gehört an erster Stelle der Brief der ,, Sonne" an den König Hammurapi von Ugarit*^. Es wird sich hierbei, wie Schaeffer^« und Virolleaud"

übereinstimmend feststellen, um den hethitischen König handeln, der

sich an den letzten bekannten König von Ugarit wendet. Da es sich bei

dem im Brennofen gefundenen Brief selbstverständlich nicht um das

Original handeln kann, muß angenommen werden, daß im Auftrage des

Hofes eine Abschrift angefertigt wurde, vielleicht auch eine Über¬

setzung, um diese im Archiv aufzubewahren. In jedem FaUe befinden

wir uns damit am Ende des 13. Jhs., also, um eine Zahl zu nennen, um

1225—20. Wenn nun zu dem gleichen Brand im Ofen ein Schriftstück

gehört, das den Namen Ischba'al als Glied der maryanüma aufweist,

dann zeigt dies die starke Beteiligung des semitischen Elements in der

Truppe der Streitwagenkämpfer zu jener Zeit und gleichzeitig, wie eng

die räumliche und zeitliche Verbindung mit der Frühgeschichte Israels

gesehen werden muß. Wenn 200 Jahre nach diesem Dokument von

Ugarit die Namensform Ischba'al im Stamme Benjamin auftaucht, dann

spricht sich darin bei der überall festzusteUenden Übung, durch Gene¬

rationen hindurch den gleichen Namen immer wieder zu verwenden, ein

nur geringer Abstand beider Kulturen voneinander aus.

Im gleichen Text 69 begegnet nun aber noch ein Name, der besondere

Aufmerksamkeit verdient. Unter den maryanüma dieser Liste wird an

zweiter SteUe „jisra'ilu" erwähnt (Z. 3). Ob ilie Schreibung mit oder

ohne vorheriges „bin" erfolgte, läßt sich nicht bestimmen, da eine Text¬

lücke vorliegt. Sie könnte sehr wohl mit 'bn' ausgefüllt werden. Da aber

Zeilen verschiedener Länge gebräuchlich sind, muß der Rest der Zeile

24 in: Mission de Ras Shamra XV: Ugaritica IV, Paris 1962, S. 31—45.

Wie mir Herr Dr. H. W. Brands freundlicherweise mitteilt, wurde nun auch

in Ur bei der Grabung im Jahre 1964 ein solcher Ofen gefunden.

25 Ch. Virolleaud, Nr. 60. a.a.O. S. 39. 27 a.a.O. S. 85.

(5)

238 G. Saubb

Im AT wird der Name dieser Mämier nur in einem Fall mitgeteilt

(2 S 21, 18). Dieses Abhängigkeitsverhältnis erschien vielmehr in un¬

klarem Lichte. Es wurde bis in mythische Vorzeit zurückgeführt, wobei

aus dem vorausgesetzten Herrn des Vasallenverhältnisses eine Art

Gottheit wurde, dessen Name im Falle des Rapha (und z. T. auch des

Enaq) in appellativischer Weise stets mit dem Artikel versehen wurde.

VieUeicht darf eine Verbindung mit dem akkadischen rtihü, rubä'um

,, Fürst, Magnat" angenommen werden^*. Die jelide häräphä wären dem¬

nach die Vasallen eines Mannes aus grauer Vorzeit, der schlechthin als

Fürst angesprochen wurde, so daß die Bezeichnung beinahe zum Eigen¬

namen werden konnte'^".

Die Tatsache, daß in Ugarit viele „Menschen ohne Namen" bekannt

sind, warnt davor, eine zu nahe Parallele zu dem eben aufgewiesenen

Tatbestand zu ziehen. Aber immerhin wird zu fragen sein, ob nicht in

späteren Generationen nach der erstmaligen Indienstnahme des Namens¬

trägers mehrere Nachkommen in das Abhängigkeitsverhältnis hinein¬

wuchsen. Diese selbstverständliche Folgerung aus der Lage der Dinge

wird aufgrund der neuen Texte unterstützt durch die zweimalige Nen¬

nung des gleiches Namens unter dem Zusatz : ,,der Zweite" beim zweiten

Namen. So findet sich in Text 69, 5: bin barzanu und in Zeile 7: bin

barzanu tne.

Im gleichen Text 69 soll nun noch auf zwei weitere Beobachtungen

hingewiesen werden. A. Alt hatte in seiner erwähnten Untersuchung

gesagt: ,, Semitische und nichtsemitische Namen verschiedener Her¬

kunft finden sich auf beiden Seiten"^i (d. h. bei den Personen, die mit voUem Namen, und bei denen, die mit ,,Sohn des X" bezeichnet werden).

Nun enthält der Text 69 zwei Namen, die in besonderer Weise mit dem

semitischen Element und darüber hinaus mit dem AT in Verbindung

stehen. Zeile 8 liest „bin 'iSba'ali", ,,Sohn des Isba'al". Andernorts noch nicht in ugaritischen Texten aufgetaucht, ist er auch sonst seiu: selten**.

Dagegen findet der Name seine beste Entsprechung in dem Namen des

Sohnes Sauls, der nach 1 C 8, 33 und 9, 39 mit Eschbaal, aber in 2 S 2,

8—4, 22 in seiner pejorativ entstellten Form Ischboschet wiedergegeben

wird. Die Bedeutung ,,Mann, d. i. Knecht des Baal" kann ohne Schwie¬

rigkeit bestimmt werden^*. Die neuerliche Bezeugung des Namens in

Ugarit beweist noch einmal mehr, wie eng die Verbindung der Stämme

" Vgl. zum ugaritischen rp'u AisTLErrNEB-EissPBLDT, a.a.O. Nr. 2527.

iä» Anders F. Willesen, a.a.O., S. 209. " a.a.O. S. 2CL

Ob Ithobaal von Bybios mit diesem Namen zusammenhängt, ist nicht

ganz klar.

M. Noth, Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemein-

semitischen Namengebung, BWANT 46, Stuttgart 1928, S. 138.

(6)

240 G. Sauer

nicht unbedingt beschrieben gewesen sein. Jedenfalls ist die Namensform die gleiche, die auch aus dem AT bekannt ist: j-S-r-H-l. Ch. Vieolleattd

hatte in der Sitzung der Acad6mie des Inscriptions et BeUes-Lettres vom

17. 2. 1956 schon andeutend auf das Vorkommen des Namens hinge¬

wiesen^* und hinzugefügt, daß es sich dabei nicht um eine Sondergruppe

im Staatsgefüge Ugarits handele, sondern nur um ,,un simple employe ou

un artisan, parmi bien d'autres"^*. Nun handelt es sich aber deutlich um

eine Liste der maryanüma. Wie schon erwähnt, finden sich in ihr semi¬

tische und nichtsemitische Namen in bunter Folge. Da es sich bei

„jisra'ilu" um einen semitischen Namen handelt, wird man als erstes

aus dem semitischen Wortschatz Ugarits nach einer Ableitung zu suchen

haben. Es könnte dabei an das Nomen Sarru ,, Fürst" gedacht werden,

das in Ugarit auch Bildungselement mancher Eigennamen ist*". Diese

Ableitung berührt sich aufs engste mit der von M. Noth: ,,Gott möge

sich als Herrn, Herrscher beweisen seil, dadurch, daß er in die Welt ein¬

greift und besonders den Seinen hilft"*i. Dabei nimmt er eine Wurzel sV

an, da als Namensform bei einer Ableitung von der Wurzel srj jisrPel

zu erwarten wäre. AUerdings gehen, so meint M. Noth, beide Wurzeln

gern ineinander über. Diese Annahme besteht zurecht; denn nach der

ugaritischen Schreibung des Namens wären beide Aussprachen möglich :

jiSra-Hlu und jiSri-'üu. Vom ugaritischen Material her empfiehlt sich

dagegen weniger die Ableitung von srh (tertiae infirmae) = ,, kämpfen,

streiten", der G. A. Danell nach vollzähliger Anführung aUer Mög¬

lichkeiten zugestimmt hat**.

Da es sich in der Liste Nr. 69 eindeutig um einen Personennamen

handelt, wird die weitere Annahme M. Noth's** unterstützt, daß der

Name erst sekundär zum Stammesnamen geworden sei. Wenn auch im

AT Israel nirgends als wirklicher Personenname vorkommt, so liegt nun

hier in Ugarit der Nachweis für einen solchen vor.

Zwar würde man gern an einen Stammesnamen denken. Gerade die

Beobachtung, daß der Text 1225 geschrieben wurde und somit in nächste

zeitliche Nähe zur Landnahme gehört, würde eine solche Erwähnung

als wertvoll erscheinen lassen. Auch die zeitliche Nähe zur Erwähnung

Israels in der Mernephtah-Stele wäre zu beachten**. Aber all diese Mög-

28 CRAIBL 1956, S. 65. 29 ebda,

so Aistleitner-Eissfeldt, a. a. O. Nr. 2680. Allerdings bleibt die An¬

nahme, daß von är eine Wurzel ärr abgeleitet werden könne, schwierig. Ich

verdanke diesen Hinweis der Freundlichkeit von Prof. W. v. Soden.

äl a. a. O. S. 208.

'2 G. A. T>A.^mjL, Studies in thenurne Israel in theOT, Upsala 1946, S.22 —28.

»3 a. a. O. S. 208f.

^ Über die Ansetzung des Auszuges vgl. auch M. Copisabow, The ancient

Egyptian, Greek and Hebrew Concept of the Bed Sea, VT 12 (1962), S. 1—13.

(7)

Bemerkungen zu 1965 edierten ugaritischen Texten 241

lichkeiten müssen ausgeschlossen werden. Für sie bietet der erwähnte

ugaritische Text keinerlei Handhabe.

Nach der Behandlung der inaryanüma-Texte unter verschiedenen

Gesichtspunkten soll nun noch der Text 95 herangezogen werden. Er

lautet in Übersetzung: „660 Lasten (wohl Krüge) öl für Abrm, den

Alasiiten, 130 Lasten öl für Abrm von Ägypten, 248 Lasten öl für die

Sbrdnm", usw. Es werden also zwei Träger des Namens Abrm ('2, b, r, m)

erwähnt. Der eine wird als Glied (Nisbe-Endung!) der Bewohner von

Alasia bezeichnet, der andere als von Ägypten kommend. Da der Name

bisher noch nicht in ugaritischen Texten aufgetaucht war, ist man nun

bei seiner ersten Bezeugung besonders darüber erstaunt, daß er so ein¬

deutig mit dem Westen, bzw. sogar Südwesten verbunden ist, und eben

nicht mit dem Osten. Das legt doch wohl nahe, bei einer Ableitung des

Namens in erster Linie auch an diesen westlichen Bereieh der semitischen

Sprachen zu denken. Das bedeutet nun aber, daß die immer wieder ge¬

gebene Erklärung des Namens aus dem Akkadischen: abam rämä ,, liebet

den Vater"** an Wahrscheinlichkeit verliert. Es liegt in der Tat näher,

wie dies M. Noth** mit Entschiedenheit ausgesprochen hat, an die wohl¬

bekannten Wurzeln im Nordwestsemitischen abu ,, Vater" und ramu

,, erhaben" zu denken. Die Verbindung beider Wörter ergäbe dann den

nun auch in Ugarit bezeugten Namen aburamu ,, Vater (d. i. Gott) ist

erhaben" oder abiramu ,,mein Vater ist erhaben".

3* H. Gbessmann, Sage und Geschichte in den Patriarchenerzählungen,

ZAW 30 (1910), 1—34, auf S. 2—5 und J. J. Stamm, Die akkadische Namen¬

gebung, MVÄG 44, Leipzig 1939, S. 292.

8« a. a. O. S. 52. Auch W. W. Gbaf Baudissin, Kyrios, Bd. 3, Gießen

1929, S. 111—114 bevorzugt naeh der Anführung anderer Erklärungen diese

Deutung. Weiteres zu der Frage Abram/Abraham sielie bei Isbael Eitan,

Ttvo Onomatological Studies, JAOS 49 (1929) 30—33: S. 32f.

(8)

Der reichsaramäische Einschlag in der ältesten

syrischen Literatur

Von Klaus Beyer, Heidelberg

Wenn man in der heidnischen und frühchristlichen syrischen Literatur

einen fremden Einschlag nachweisen will, darf man als Maßstab nicht

das spätere Buchsyrisch heranziehen, wie es in Th. Nöldekes Sj^i-

scher Grammatik^ ausführlich beschrieben ist. Denn dieses setzt eine

Normierung der Aussprache und Schreibung voraus, die erst im 4. Jahrh.

n. Chr., also wohl im Zusammenhang mit den Bemühungen um einen

verbindlichen syrischen Bibeltext*, eingeführt wurde, dann aber von den

Bearbeitern und Abschreibern natürlich auch auf die vorher entstandenen

Literaturwerke* ausgedehnt wurde, so daß deren ursprüngliche sprach¬

hche Gestalt nicht mehr sichtbar ist. Daher bleiben als unveränderte

Zeugen des Altsjnrischen nur die alten Inschriften* und ein Kaufver-

* Vorgetragen am 5. 8. 1965 boim 16. Deutschen Orientalistentag in

Heidelberg. Für Literaturhinweise bin ioh Prof. Dr. A. Schall und Prof.

Dr. W. Stbothmann zu Dank verpflichtet. Ausführliehe Belege werde ich in

der Reichsaram. Grammatik geben, die ich in Arbeit habe.

1 Th. Nöldeke, Kurzgefaßte syrische Grammatik, 3. Aufl., im Anhang:

Die handschriftlichen Ergänzungen in dem Handexemplar Th. Nöldekes

und Register der Belegstellen, bearbeitet von A. Schall, Darmstadt 1966.

2 A. Vööbus, Early Versions of the New Testament. Manuscript Studies

(Papers of the Estonian Theological Society in Exile 6), Stockholm 1954,

S. 95f., 101, setzt die Entstehung der neutestamentl. Pilttä in das 4. Jahrh.

* Von diesen ist genau zu datieren nur der 206—12 n. Chr. abgefaßte

Archivbericht über die Überschwemmung in Edessa vom November 201 n.

Chr., erhalten in der Edessenischen Chronik (um 540 n. Chr.), ed. L. Hallieb,

Leipzig 1892, S. 145—7 (= C. Bbockelmann, Syrische Grammatik, 9. Aufl.,

Leipzig 1962, S. 21*—3*).

* Wichtig sind : Pognon = H. Pognon, Inscriptions semitiques de la

Syrie, de la Mesopotamie et de la rigion de Mossoul, Paris 1907—8; Segal =

J. B. Seoal, Some Syriac Inscriptions of the 2nd — 3rd Century A.D., BSOAS 16 (1954) S. 13—36 (lies Nr. 12, l[...]a •5<j> .5.7.8 JLcd;.S „Portion,

Abgabe"!; Segal II = Two Syriac Inscriptions from Harran, BSOAS 20

(1957), S. 513—22; Segal III = New Syriac Inscriptions from Edessa,

BSOAS 22 (1959), 23—40; Leboy = J. Leboy, Mosaiquss funiraires

d'Ldesse, Syria 34 (1957), S. 307—42; Mabicq = A. Mabicq, Laplus ancienne inscription syriaque: celle de Birecik, Syria 39 (1962), S. 88—100; Littmann

= E. Littmann, Semitic Inscriptions, New York 1905: Sjrriac Inscriptions;

Littmann II = Syriac Inscriptions, Leiden 1934; Littmann III = Eine

altsyrische Inschrift, ZA 27 (1912), S. 379—82. Eine vollständige Aufzählung gibt E. Jenni, Die altsyrischen Inschriften. 1.—3. Jahrh. n. Chr., Theolo¬

gische Zeitschrift 21 (1965), S. 371—85; vgl. F. Rosenthal, Die aramaisti¬

sche Forschung seit Th. Nöldekes Veröffentlichungen, Leiden 1939, S. 195—9.

Die Estrangela-Schrift erweist sie als syrisch.

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