14 NachrBl.bayer. Ent. 51 (1/2), 2002
Geschützte Pterophoriden-Arten im Karpatenbecken
Protected
Plume-Moth
Species in theCarpathbasin
(Microlepidoptera: Pterophoridae)
Imre
FAZEKAS
Abstract
TheCalyciphora xanthodactyla (Treitschke, 1833)andAgdistisintermedia(Caradja,1920) areprotected accordingto theHungariannature conservationlaw.Thearticledescribes thetaxonomiesof species, the history oftheirdiscovery, theirHungarianand Palaearcticspreading. Itanalysesthebiologyof speciesandthe ecolgical colleration oftheirsuroundings.TheCarpathbasin populationshavePalaer- actic importancefrom thebiogeographicand faunahistorical pointof view andbecause ofit their savingisanimportant naturaprotective duty.
Einführung
Die Microlepidopteren-Fauna desKarpatembeckens
wurde
indenvergangenen hundertJahren anerheblichenMengen
vonArtenreicher. Gleichzeitig,besonders durch anthropogeneEinwir- kungeninmehreren Habitaten, sind regressive Wirkungen zubeobachten, einige Artensind gefährdet. Mehrere faunengenetischund
tiergeografisch wichtige Pterophoridae-Arten des Karpatenbeckenssindam
Randedes Ausrottung. DieseStudiestelltzwei besondersschützens- werte Arten aus diesemGebietvor.Ergebnisse
Calyciphora xanthodactyla (Treitschke, 1833)
Alucitaxanthodactyla Treitschke,1833,InOchsenheimer,Schmett. Eur.9. (2):251.Locustypicus:
"Ungarn".
Synonyme: Aciptilia (Calyciphora) klimeschi Kasy, 1960, Z. Wien. ent. Ges. 45:177-182. Locus typicus: Ungarn,Pecs.
Literatur: Arenberger 1995; Fazekas 2000;
Hannemann
1974, 1977; Gielis 1996; Kasy 1960;Zagulajev 1986.
Geografische Verbreitung:
Nach
derRevision frühere Literaturdatenund Sammlungen
(Aren- berger 1995;Fazekas2000)istCalyciphora xanthodactylanur ausMarokko,Türkei, Mazedonien und Ungarnnachgeweisen.InFachkreisengibteskeineeinheitlicheMeinungüber dasVorkom-men
inderSlowakei(sieheReiprich&
Okali1989;Patockaetal1989;Arenberger1995; Gielis 1996).ÄhnlicheAnomalien kannman
bei denpolnischenund
kaukasischenDaten feststellen.Verbreitungim Karpatenbecken
und
ihre Entdeckung:Wegen
nomenklatorischerund taxo- nomischer Probleme ist es schwierig festzustellen, wer die ersten Daten und von welchen Fundorten ausdem
Karpatenbecken publiziert hat. Langenahm man
an, dass die ersten Inidividuen dieExemplareexLarvavonKlimesch(t1997)ausPecs (Fünfkirchen,SW-Ungarn) ausdem
Jahr 1937waren. Diesewurden von Kasy(Nat. Hist.Museum
Wien)unter"klimeschi"Abb. 1. Calyciphora xanthodactyla. a: rechter Vorderflügel; b: Verbreitung in Ungarn (=Über die Budapester PopulationhabenwirseitEndedes19.Jahrhunderts keineneuenErkenntnisse); c:Ver- breitunginderPaläarktis.
alsneue Artbeschrieben.DerBerlinerLepidopterologe
Hannemann
(1974) hatfestgestellt,das klimeschi das Juniorsynonym von xanthodactyla ist. Aufgrund meiner neuen Untersuchungen vermuteich,dasdieArtxanthodactylaschonam
Endedes19.Jahrhunderts ausdem
Karpaten- becken bekannt war, schließlich hat Abafi-Aigner et al. (1896) seine Budapester Fundorte publiziert. Wir habenkeinenGrund
ander Richtigkeit der Bestimmung zu zweifeln, da die TREITSCHKE-Typen in derSammlung
des Budapester NaturwissenschaftlichenMuseums
vor- handenwaren unddieArt"xerodactyla" (heute: albodactyla)alsselbständigeArtgalt.Siewurde nachPecs(SW-Ungarn)und
Budapest auch ausdem
inNordungarnliegendenMätra-Gebiet von Jablonkay (1972) festgestellt (Gyöngyös, Mätrafüred). Durch meine Revisionen in derSammlung
des MätraMuseums
(H-Gyöngyös) haben sich die unter "C.xanthodactyla Tr."16 NachrBl.bayer. Ent. 51 (1/2), 2002
Abb.2: HabitatvonCalyciphora xanthodactyla in SW-Ungarn(Mecsek-Gebirge). Dieses Gebietbewahrt wichtige botanische Relikteund seinepflanzengeografischen Schätzesind fürden Naturschutzbe- sonders wichtig.
einsortiertenExemplare alsHellinsia osteodactyla (Zeller, 1841) bewahrheitet.DieunterCalyci- phora xerodactyla (Zeller, 1841) aufgeführten Exemplare habeich als C.xanthodactyla identifi- ziert:N-Ungarn,Uppony, 12.08.1964. (sieheFazekas1993a;2000).DiegesichertenFundorte der Art xanthodactyla im Karpatenbecken sind also wie folgt: Budapest [?], Pecs (SW-Ungarn, Mecsek-Gebirge),
Uppony
(N-Ungarn, Uppony-Gebirge).Biologie: Die Raupen
wurden
im Mai-Juni auf den Pflanzen Jurinea mollis (L.)und
Jurinea consanguinea ssp. arachnoideaBunge. (Mazedonien) gefunden. Für die Flugdaten der Imagines sind nochweitere Feldbeobachtungen notwendig. Die europäischenMuseumsexemplare wur- denmeistimLaborimMonatJuni gezüchtet.DaseinzigeimFreilandgefangeneExemplaraus Ungarn (Uppony)wurde am
12.Augustgefunden (Fazekas1993a).Nach
Gielis (1996)fliegtdie ArtimJuli-August,dagegennachKasy(1960)und Arenberger(1995)nurimJuniundSeptem- ber(lcTausMazedonien[?])Nach
derZusammenfassungderphänologischenDatenisteinFlug von MitteMaibisEndeSeptembermöglich.DiebivoltineTheorievonGozmAny
(1963)konnteman
bisheutenichtbeweisen.DieFundortevonxanthodactylaliegenimKarpatenbeckenbiokli- matologischindenSteineiche-Eichenwald-Zonen.Dassüdwestliche HabitatistandenSüdsei- ten derMecsek-Gebirges an den an Trias-Kalkbänken entstandene Inulo spiraeifolio-Quercetum pubescentis (Jakucs,1961)undSedosopiana-Festucetumdalmaticae(Simon, 1964)zufinden.Dieses Gebietbewahrtwichtige botanische Relikte undseine pflanzengeografischen Schätze sind fürden Naturschutz besonderswichtig. Das genaue Habitat des aus zur Mikroregion der Bükk- Gebirge(Nordungarn) gehörendeUppony-Gebirgesstammende Exemplar istunbekannt.Die- seraus
dem
Karbonstammende Hügel(428m)
istein TeildesvariskischenGerbirgskomplexes, dessenpotentielleWaldgesellschaftdas Quercetumpetraeaecerris(Soö,1957)ist.DieHabitatevon Calyciphora xanthodactylaaußerhalb des Karpatenbeckenshatman
indenfolgendenPflanzenge- sellschaftenund Pflanzenzonen gefunden:- Mazedonien: Quercetumfrainetto-cerris,
BetriebeinerstationärenLichtfallean
dem
bekannten Fundortistnichtempfehlenswert.Beiden Lichtfallen-HandaufsammlungenistdieTeilnahmeeines Fachmannesnotwendig. Diegefange- nenExemplaremuß man
inderKühltascheabkühlenlassen,mit derLupe bestimmenundam
Ort wieder freilassen. Nach den gültigen ungarischen Gesetzen ist Calyciphora xanthodactyla geschützt.
Agdistis intermedia (Caradja, 1920)
Agdistis bennettiivor.intermediaCaradja,1920, Dt. ent. Z. Iris,34:88. Locustypicus:Kasahstan, Uralsk.
Synonyme:AgdistishungaricaAmsel,1955, Bull.Inst.r.Sei.nat. Belg., 3(83): 53-54.Locustypicus:
Ungarn, Üjszäsz.
Literatur: Arenberger 1995, Fazekas 1993b, 1998, 2000, Gielis 1996.
Geografische Verbreitung: Agdistisintermediaistbisheutenur aus der RegionvonNovosibirsk, aus Kasahstan, aus Rumänien
und
Ungarn bekannt. Die isolierten Populationen sind durch große geografischen Entfernungen voneinander getrennt. Die Art ist ein typisches pontisch- kaspisch-pannonischesFaunenelement,dieeinerstarkenRegressionunterliegt.Agdistisinterme- diaistMitglieddersogenannten "merdionalis-Gruppe", dessenArealzentraledas euromediter- rane Gebiet ist, nur hat Agdistis intermedia ein Ausdehnung in Richtung pontisch-kaspisches Refugium.Verbreitungim Karpatenbecken
und
ihreEntdeckung:Am
Anfangdes20.Jahrhundertshatman
denerstenNachweisvonAgdistisintermedia östlichvonÜjszäsz-Szegeder,dervonRapaics erkanntwurde(ungarischesTiefland):Üjszäsz,Ohat,Nagyivän(Ungarn,Tiefland).Im imSinne der Pflanzengeografie des Donau-Theis Mittellandes (Mittelungarn) sind seine Habitate noch nicht bekannt. Westlich derDonau wurden
die ersten Populationen von Käroly Petrich zwischen 1989und 1992 in Särkeresztes (KomitatFejer) entdeckt (in coli. KomloerMuseum
Nat.-hist.Sammlung).ZurZeitistdiesesdaswestlichste
Vorkommen
imPalaearktikum(siehe Karte).Biologie: DasPräimaginalstadium vonAgdistis intermedia istnichtbekannt.
Nach
Arenberger (1995)istdiewahrscheinliche FutterpflanzeLimoniumvulgareserotinum (Reichen.)Gams.(= Sta- tice gmelina Koch). Diese Pflanzekommt
im Karpatenbecken nicht vor, so bleibt als andere möglichePflanze Limoniumgmelinii(Willd., 1758) Ktze., 1891 ssp.huugaricum (Klokov, 1957) Soö, 1963, die eine typische Pflanze der uralten ungarischen Salzsteppen ist. Die Imagines fliegenimJuni-August(Arenberger,1995; Gielis, 1996).Nach Gozmäny
(1963)jedochkannman
sieschonim Mai finden.Dievon mir untersuchtenerstenExemplarehat
man
MitteMai, die letzten im dritten Drittel des Augusts gefangen. Die bis jetzt bekannten Agdistis intermedia Habitatevom
Karpatenbecken (Hortobägy,Jäszsäg,Mezöföld)liegenindenSalzsteppen-Gebie- ten(Artemisi-FestucetaliapseudovinaeSoö,1968),wo
sievorallem aufdenGrassteppen, Salzwie- sen(Achille-FestucetumpseudovinaeMagyar,1928)undStabwurz-Salzsteppenfliegt.NachBoros (1958) sind dieArtemisio-Festucetaliapseudovinae-Salzsteppen nurteilweiseursprünglich. NachseinerTheoriehabensichdieehemaligen untergeordnetenAssoziationenaufgrundvonKultur-
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1
mm
Abb.3: Agdistis intermedia, a:rechterVorderflügel; b:VerbreitunginUngarn; c:Verbreitunginder West-Paläarktis.
einflüssen ausgebreitet. Das Gebiet von Hortobägy (Ostungarn, Nationalpark) war vor der Wasserableitung mit Lösssteppenwiesen (Sahio-Festucetum rupicolae Zölyomi, 1958 corr. Soö, 1964) und Sandsteppenwiesen (Astragalo-Festucetum rupicolae Magyar, 1933, Soö, 1956 corr.
1964) bedeckt.Wahrscheinlichwarenindiesen kontinentalen eurasiatischen Steppenassoziatio- nendieursprünglichenHabitatevonAgdistis intermedia.HeutesindnurnochminimaleTeiledes ursprünglichen Bestandes vorhanden, die durch Überweidung, Einpflugung und Bewaldung gefährdet sind. Es sind auch botanische Parallelen zur Areageografie
und
Ökologie von A.intermediazu erkennen.Eine solche PflanzenartistNepetea pannfloraM. Bieb., die ein typisch pontisches Steppenelement ist. Ihr Verbreitungsgebiet zieht sichvom
Kaspischen Meer und niederem Wolgagebiet nach Westen durch die südrussischen,am
Schwarzen Meer liegenden Steppenbiszum
West-Dobrudza(Rumänien).ImKarpatenbeckenistsienur ausdenLössstep-40. BAYERISCHER ENTOMOLOGENTAG
ZUGLEICH
3.GEMEINSAME TAGUNG DER
MÜNCHENER ENTOMOLOGISCHEN GESELLSCHAFT (MEG)
UND DES THÜRINGER ENTOMOLOGENVERBANDES (TEV)
MÜNCHEN, 15./
16.MÄRZ 2002
Die
MÜNCHNER
ENTOMOLOGISCHE GESELLSCHAFT
E.V.lädt
zum
40. Bayerischen Entomologentag 2002 mitfolgendemProgramm
ein:Freitag 15.
Man
17.30
Uhr
19.00Uhr
Mitgliederversammlung
derMEG
in der Zoologischen Staatssammlung
München BEGRÜSSUNGSABEND
gemütliches Treffen im Restaurant "Jadran", Menzingerstr. 85,
München
Samstag 16.
März Vortragsveranstaltung
derMEG und
desTEV
in der Zoologischen Staatssammlung
München
''Vielfalt
und Evolution"
10.00-12.30 Eröffnung durch den Präsidenten der
MEG
Prof. Dr. Placliter (Marburg): "Schutz oder nachhaltige Entwicklung
- Neue
Strategien im Naturschutz"G.
Brehm
(Bayreuth): "Unerreichte Diversität-
Geometriden eines ecuadorianischen Bergregenwaldes"Dr. Andreas Segerer (München): "DerZitronenfalter
-
das Insekt des Jahres"14.30-18.30
Verleihung
des Förderpreises2002 derMEG
Vortrag des Preisträgers
Grußwort
des Vorsitzenden des Thüringer Entomologenverbandes R. Bellstedt (Gotha)Prof. Dr. Norbert
Grosser
(Erfurt): "Die Entwicklung der Schmetterlings-Fauna derDübener
Heidein den letzten 150 Jahren"
Dipl. Geogr. Ralf
Bolz
(Aurachtal): "Bestandsentwicklungund
Verbreitungssituation ausgewählter Tagfalter Bayerns"U.
Buchsbaum
(Kranichfeld/Müncheu):"Die neuen Roten Listen der Lepidopteren Thüringens"
A.
Weigl
(Pößneck): "Die Holzkäferfauna im Buchenwald-Nationalpark "Hainich" (Thüringen)"
P.
Brandl
(Kolbermoor): "Kretaund
seine Prachtkäfer, ein entomologisches Lehrstückzur Evolution"Anschließend: Einladung zur Bayerischen Brotzeit