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Bekämpfung häuslicher Gewalt

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Academic year: 2022

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Bekämpfung häuslicher Gewalt

Häusliche Gewalt – Ein Thema im ärztlichen und zahnärztlichen All- tag?

Aufruf zur Teilnahme an einer sachsenweiten Befragung zur Bekämpfung häuslicher Gewalt

J. Schellong1, G. Märtens2, U. Böhm3

Frau H. besucht die hausärztliche Sprechstunde wiederholt wegen starker chronischer Rückenschmer- zen, für die jedoch keine körperliche Ursache gefunden werden kann. Die Patientin wirkt ängstlich und depres- siv, ihr Partner begleitet sie häufig zu den Untersuchungen und weicht nur widerwillig von ihrer Seite. Obwohl der Hausarzt den Verdacht hegt, dass Frau H. körperlicher und psychi- scher Gewalt durch ihren Partner ausgesetzt ist, scheut er sich, die Patientin auf seine Vermutung anzu- sprechen.

Gewalt macht krank – körper- lich und seelisch. Jede dritte bis fünfte Frau wird Opfer häuslicher Gewalt.

Häusliche Gewalt bezeichnet gewalttätige Übergriffe innerhalb einer aktuellen, sich auflösenden und aufgelösten partnerschaftli- chen Beziehung oder zwischen erwachsenen Personen, die in einem Angehörigenverhältnis zu einander stehen und/oder in einem gemeinsamen Haushalt leben (zum Beispiel Gewalt gegenüber Ehepartnern, pflege- bedürftigen Angehörigen), auch unabhängig vom Ort des Gesche-

hens (Hornberg et al., 2008).

Beleidigung, (sexuelle) Nötigung, Freiheitsberaubung, Körperver- letzung, Vergewaltigung bis hin zu Totschlag sind Formen häusli- cher Gewalt.

Im Jahr 2014 wurden in Sachsen 3.153 Fälle häuslicher Gewalt, die überwiegend Körperverlet- zungen umfasst, polizeilich erfasst. Zwei Todesfälle als Folge häuslicher Gewalt sind in diesem Zeitraum zu verzeichnen.

■ Viele Opfer häuslicher Gewalt wenden sich an Ärztinnen und Ärzte und Zahnärztinnen und Zahnärzte aller Fachgebiete, ohne ihnen die Ursache ihres Lei- dens zu nennen. Dies bedeutet, dass diesen eine Schlüsselfunk- tion im Erkennen der Gewalt als Ursache zukommt – und in der Weitervermittlung betroffener Personen an die Hilfenetzwerke zur Bekämpfung häuslicher Gewalt.

■ Um Fachkräften im Gesundheits- wesen in Sachsen Handlungssi- cherheit im Umgang mit Patien- tinnen und Patienten, die Opfer häuslicher Gewalt sind, zu geben, wurde im Jahr 2007 der Leitfa- den für Ärztinnen und Ärzte in Sachsen „Zum Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt“ her- ausgegeben, im Jahr 2010 wurde diesem der Dokumentationsbo- gen bei häuslicher Gewalt hinzu-

gefügt, der die gerichtsfeste Dokumentation erlittener Verlet- zungen ermöglicht.

Wie wird der Leitfaden ge - nutzt? Diese Umfrage erhebt die Nutzung von Leitfaden und Dokumentationsbogen und ihren Beitrag zur Handlungssicherheit im Umgang mit von häuslicher Gewalt betroffenen Personen.

Erfasst werden soll auch der Grad der Vernetzung der ärztli- chen und zahnärztlichen Kolle- gen und Kolleginnen mit den professionellen Hilfeinstitutionen in Fällen häuslicher Gewalt.

Die bestehenden Unterstützungs- instrumente bedürfen kritischer Prüfung und zeitnaher Anpas- sung. Je zahlreicher die Rückmel- dungen sind, desto praktikabler können in Zukunft die Dokumen- tationshilfen und der Zugang zu den Hilfenetzwerken für von häuslicher Gewalt betroffene Personen gestaltet werden. Alle ärztlichen und zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen wer- den daher herzlich gebeten, sich an der Befragung zu beteiligen.

Sachsenweite Befragung zur Rolle des Gesundheitswesens im Netzwerk zur Bekämpfung häuslicher Gewalt. Im Auftrag des Sächsischen Staatsministeri- ums für Soziales und Verbrau- cherschutz und in Kooperation mit der Sächsischen Landesärzte-

Gesundheitspolitik

Ärzteblatt Sachsen 12 / 2015 529

1 Klinik und Poliklinik für Psychothe- rapie und Psychosomatik, Universi- tätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden

2 Koordinierungs- und Interventions- stelle gegen Häusliche Gewalt und Stalking (KIS), Beratungszentrum für Frauen für Frauen e.V., Leipzig

3 Praxis für Rechtsmedizin/Verkehrs- medizin, Leipzig

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kammer und der Landeszahnärz- tekammer Sachsen findet sach- senweit eine Befragung von Ärz- tinnen und Ärzten sowie Zahn- ärztinnen und Zahnärzten statt.

■ Sie erhalten in den nächsten Tagen per Briefpost Fragebögen, die schriftlich oder online beant- wortet werden können. Die Beantwortung der Fragen dauert etwa zehn Minuten. Die Daten werden pseudonymisiert erho- ben.

■ Zeitgleich zur schriftlichen Befra- gung werden strukturierte Inter-

views mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller sächsischen Interventionsstellen gegen häus- liche Gewalt und Stalking, aus- gewählten Beratungsstellen der Opferhilfe Sachsen e.V. und deren Kooperationspartnern im medizinischen Bereich geführt.

Die Befragung findet als Koopera- tion des Universitätsklinikums Dres- den, Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik mit dem Leipziger Verein Frauen für Frauen e.V. sowie der Praxis für Rechtsmedizin/Ver- kehrsmedizin Leipzig statt.

Durch Ihre Teilnahme tragen Sie zur Optimierung der Versorgung von Opfern häuslicher Gewalt bei!

Bitte machen Sie mit!

Literatur bei den Verfassern Korrespondierende Autorin:

Dr. med. Julia Schellong Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und

Psychosomatik, Haus 18 Fetscherstraße 74, 01307 Dresden Tel.: +49 351 458 7092 oder 458 7094 Fax.: +49 351 458 6334 E-Mail: Julia.Schellong@uniklinikum-dresden.de

Gesundheitspolitik

530 Ärzteblatt Sachsen 12 / 2015

Medizinische Fachangestellte

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