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Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur

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Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

Texte und Untersuchungen

zur Geschichte der altchristlichen Literatur

Archiv für die Ausgabe der Griechischen Christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte

(TU)

Begründet von

O. von Gebhardt und A. von Harnack herausgegeben von

Christoph Markschies

Band 147

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Biblia Sahidica

Ieremias, Lamentationes (Threni), Epistula Ieremiae et Baruch

Herausgegeben von

Frank Feder

Walter de Gruyter · Berlin · New York

2002

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Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Einvernehmen mit der

Patristischen Kommission der Akademien der Wissenschaften in Berlin, Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Leipzig, München und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz

von Christoph Markschies Gedruckt mit

Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft D3

Gutachter dieses Bandes:

Hans-Gebhard Bethge und Jürgen Tubach

ISSN 0082-3589

© Copyright 2002 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und straf- bar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein-

speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Printed in Germany

Konvertierung und Satz: Readymade, Berlin Einbandentwurf: Christopher Schneider, Berlin Die Deutsche Bibliothek – CIP Einheitsaufnahme

1Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

Biblia Sahidica : Ieremias, Lamentationes (Threni), epistula Ieremiae et Baruch / hrsg. von Frank Feder. - Berlin ; New York : de Gruyter, 2002

(Texte und Untersuchungen zur Geschichte der alt- christlichen Literatur ; Bd. 147)

ISBN 3-11-017404-9

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ou)k e)/stin ou)de\n krei=sson h)\ fi/loj safh/j.

ou) plou=toj, ou) turanni/j! a)lo/giston de/ ti to\ plh=qoj a)nta/llagma gennai/ou fi/lou.

Euripides, Orestes 1155-57

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Vorwort

Die vorliegende Edition ist, was die Textausgabe betrifft, im wesentlichen während meiner Mitarbeit am Projekt „Koptische Septuaginta“ des Institutes für Orientalistik (Seminar Christlicher Orient und Byzanz) der Martin-Luther-Universität Halle-Witten- berg entstanden. Das Projekt hatte sich die vollständige Edition des koptisch-sahidischen Alten Testamentes zur Aufgabe gemacht und zu diesem Zwecke umfangreiches Mate- rial (u.a. Photos der Handschriften) zusammengetragen. Die Projektarbeit wurde in den Jahren 1994-1997 von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziert und stand unter der Lei- tung von Prof. Dr. W. Beltz, in Koordination mit dem Initiator des Projektes Prof. Dr.

Dr. P. Nagel (Bonn). Trotz einer Anschlußfinanzierung aus Mitteln der DFG konnte bis heute kein Weg gefunden werden, das Projekt in Halle oder an einem anderen Standort mit Drittmitteln fortzuführen.

Mit der Erweiterung um die Kapitel zur Textgeschichte und zur Problematik der textkritschen Bewertung der sahidischen Bibelübersetzung wurde die Arbeit unter dem Titel „Die koptisch-sahidische Textgestalt der Bücher Jeremias, Lamentationes, Epistula Jeremiae und Baruch als Übersetzung der Septuaginta“ im Jahre 1999 von der philoso- phischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg als Dissertations- schrift angenommen und im Jahre 2000 verteidigt.

Der Fritz-Thyssen-Stiftung sei an dieser Stelle für ihre großzügige Förderung ge- dankt. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft bin ich für die Gewährung einer Druckkostenbeihilfe sehr zu Dank verpflichtet.

Für ihre stete Bereitschaft, Rat und Hilfe zu geben sowie Kritik zu üben, bin ich Prof. Dr. Beltz und Prof. Dr. Dr. Nagel überaus dankbar. Herrn Prof. Dr. J. Dummer und Herrn Prof. Dr. C. Markschies schulde ich Dank für die Aufnahme des Buches in die Reihe „Texte und Untersuchungen“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Das Maß des Dankes, den ich Jürgen Horn für seine mannigfache Hilfe und freundschaftliche Unterstützung in Rat und Tat schulde, läßt sich schwerlich in wenige Zeilen pressen, und so sei ihm dieses Buch gewidmet.

Der Titel des Buches soll das baldige Erscheinen weiterer Editionen des koptisch- sahidischen Alten Testamentes in Aussicht stellen und der Hoffnung Ausdruck geben, daß diese, wie ich meine, wichtige Aufgabe weitergeführt werden kann.

Berlin, im Januar 2002 Frank Feder

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Inhaltsverzeichnis

Abkürzungs- und Literaturverzeichnis . . . IX

Einleitung . . . 1

1. Einführung zur Textausgabe . . . 11

1.1 Die Lektionare . . . 15

1.2 Die Zitate . . . 18

1.3 Weitere Quellen . . . 26

2. Die Textzeugen . . . 27

2.1 Die Texthandschriften (Codices) . . . 27

2.2 Die Lektionare . . . 40

2.3 Die Zitate . . . 46

2.4 Weitere Quellen zum Bibeltext . . . 50

3. Die textgeschichtliche Stellung des Corpus Jeremiae als Version der LXX . . . 53

3.1 Die innersahidische Textgeschichte . . . 55

3.1.1 Die Bewertung der Zitate . . . 57

3.1.2 Das Buch Jeremia . . . 58

3.1.3 Die Lamentationes und Epistula Jeremiae . . . 61

3.1.4 Das Buch Baruch . . . 64

3.2 Die textgeschichtliche Stellung der sahidischen Version der LXX . . 69

3.2.1 Zusätze gegen LXX (+) . . . 70

3.2.2 Auslassungen gegen LXX (-) . . . 72

3.2.3 Umstellungen gegen LXX . . . 72

3.3 Der Textcharakter von Sa . . . 74

4. Der Einfluß der Übersetzung auf die Textkritik . . . 79

4.1 Typische übersetzungsbedingte Lesarten . . . 86

4.1.1 Die Wiedergabe von kai/ . . . 86

4.1.2 Komplementierung . . . 94

4.1.3 Wortstellung . . . 99

4.1.4 Koptisches Futur für griechisches Präsens . . . 102

5. Text und Apparat . . . 104

5.1 Der Text . . . 105

5.2 Der Apparat . . . 106

Verzeichnis der fehlenden Verse und Kapitel in Jer und Bar . . . 109

(10)

X Inhaltsverzeichnis

Textteil . . . 111 Index

1. Griechische Lehnwörter . . . 241 2. Eigennamen und Geographika . . . 246

(11)

Abkürzungs- und Literaturverzeichnis

Im Text und in den Fußnoten finden sich kursive Kurztitel (meist Name und Jahr), die in diesem Verzeichnis ausführlich zitiert werden. Alle Abkürzungen von Zeitschriften und Reihen richten sich nach dem Lexikon der Ägyptologiebzw. nach Schüssler BC 1.1, 8 ff.

(siehe unten). Allein die Publikationen, aus denen die Zitate gewonnen wurden, sind nur in Kapitel 2.3 aufgeführt. Die Einzelpublikationen der weit verstreuten Blätter der Text- handschriften 826 und 827 sind vollständig bei Schüssler BC1.2 (Sa 42 u. 43) erfaßt und werden deshalb hier nicht noch einmal gegeben.

A Achmimischer Dialekt des Koptischen

AT Altes Testament

B Bohairischer Dialekt des Koptischen

Balestri P.J. Balestri, Sacrorum Bibliorum fragmenta Copto-Sahidica Musei Borgiani. Vol. III: Novum Testamentum, Romae 1904.

Barr J. Barr, The Typology of Literalism in ancient biblical translations, MSU 15 (= NAWG 11) (1979), 275-325.

Beltz 1978/80 W. Beltz, Katalog der koptischen Handschriften der Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin (Teil I), APF26 (1978), 57-119; (Teil II),APF 27 (1980) 121-222.

Bibliographie LXX S. Brock, C.T. Fritsch, A. Jellicoe, A Classified Bibliography of the Septuagint(Arbeiten zur Literatur und Geschichte des Hellenistischen Judentums VI), Leiden 1973.

C. Dogniez, Bibliography of the Septuagint / Bibliographie de la Sept- ante (1970-1993)(Supplements to Vetus Testamentum LX), Leiden 1995.

BL British Library, London

BN Bibliothèque Nationale, Paris

BNM Biblioteca Nazionale Marciana, Venedig

BNU Bibliothèque Nationale et Universitaire, Strasbourg

Bo Bohairische Version des Corpus Jeremiae, s. Tattamund Bsciai Bogaert P.M. Bogaert, „La Septante“, Supplément au Dictionnaire de la Bible

(DBS), Vol. XII.3, Paris 1993, 536-692.

Boud’hors 1987 A. Bouvarel-Boud’hors, Catalogue des fragments coptes. I: Fragments bibliques nouvellement identifiés, Paris 1987.

Boud’hors 1998 A. Boud’hors, Catalogue des fragments coptes de la Bibliothèque Natio- nale et Universitaire de Strasbourg. I. Fragments bibliques(CSCO.Sub 571), Louvain 1998.

Bouriant U. Bouriant, Rapport au ministre de l’Instruction publique sur une mission dans la Haute Égypte (1884-5), MMAF1 (1887), 367-408.

Brock S. Brock, Aspects of Translation Technique in Antiquity, Greek, Roman and Byzantine Studies, Durham, N.C., XX (1979), 69-87.

Bsciai A. Bsciai, Liber Baruch Prophetae1, Typis S. Congregationis de Pro- paganda Fide, Romae 1870.

1 H. Brugsch veröffentlichte denselben Text, den er einer Abschrift „des gelehrten Kopten Herrn Kabis in Cairo“ verdankte, die oft recht fehlerhaft ist, in ZÄS10 (1872), 134-136; 11

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XII Abkürzungs- und Literaturverzeichnis

BV Bibliotheca Vaticana, Rom

CE The Coptic Encyclopedia, ed. by A.S. Atiya, 8 Bde., New York 1991.

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Cramer M. Cramer, Koptische Paläographie, Wiesbaden 1964.

Crum 1905 W.E. Crum, Catalogue of the Coptic Manuscripts in the British Muse- um, London 1905.

Crum 1909 W.E. Crum Catalogue of the Coptic Manuscripts in the Collection of the John Rylands Library Manchster, Manchster 1909.

Crum CD W.E. Crum, A Coptic Dictionary, Oxford 1939.

Deiber A. Deiber, Fragments coptes inédits de Jérémie, RB5 (1908), 554-566.2 Delaporte L. Delaporte, Catalogue sommaire des manuscrits coptes de la Biblio- thèque Nationale. Manuscrits sahidiques, ROC 7(= 17) (1912), 390- 394; ROC8 (= 18) (1913), 84-91.

Depuydt L. Depuydt, Catalogue of Coptic Manuscripts in the Pierpont Morgan Library, Leuven 1993.

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Erman A. Erman, Bruchstücke der oberaegyptischen Uebersetzung des alten Testamentes, NGWG12 (1880).

F Fajjumischer Dialekt des Koptischen

Fa Fajjumische Version von EpJer, s. Quatremère.

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(1873), 18-21; 12 (1874), 46-49. Vgl. Till, Le Muséon46 (1933), 35 Anm. 1. Der zuverläs- sigere Text ist der von Bsciai.

2 Deibers Publikation sollte eigentlich nicht mehr genannt werden, da er bis auf Jer 33,13-34,3 nur schon von Masperopublizierte Texte veröffentlichte. Überdies sind seine Abschriften so fehlerhaft, daß man auf die Handschrift zurückgehen muß.

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XIII Abkürzungs- und Literaturverzeichnis

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XIV Abkürzungs- und Literaturverzeichnis

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Polotsky CP H.J. Polotsky, Collected Papers, Jerusalem 1971.

PS Papyrussammlung Wien

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XV Abkürzungs- und Literaturverzeichnis

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Schulte A. Schulte, Die koptische Übersetzung der vier grossen Propheten, Münster 1892.

Schüssler BC K. Schüssler, Biblia Coptica – Die koptischen Bibeltexte. Das sahidische Alte und Neue Testament.Vollständiges Verzeichnis mit Standorten, Bd. 1, Lieferung 1-4, Wiesbaden 1995 (Lfg. 1), 1996 (Lfg. 2), 1998 (Lfg.

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Tov 1987 E. Tov, Die griechischen Bibelübersetzungen, ANRWII.20,1, Berlin/

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Vgl. auch RB29-31 (1920-22) und Le Muséon43 (1930) und 46 (1933).

Weigandt P. Weigandt, Zur Geschichte der koptischen Bibelübersetzungen, Biblica 50 (1969), 80-95.

Wessely C. Wessely, Griechische und koptische Texte theologischen Inhalts I (Studien zu Paläographie und Papyruskunde IX), Leipzig 1909.

Westendorf KH W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, Heidelberg 1992 (Neu- druck der Auflage von 1977).

Zoega G. Zoega, Catalogus codicum copticorum manu scriptorum qui in museo Borgiano velitris adservantur, Romae 1810.

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Einleitung

Das wohl erste große Übersetzungsunternehmen der Weltgeschichte, die Übertra- gung des Alten Testamentes (AT), der heiligen Schrift der Juden, aus dem Hebräi- schen in die lingua franca des hellenistischen Orients, das Griechische, ging im 3.

Jh. v.Chr. von dem bedeutendsten der hellenistischen Länder, Ägypten, aus. Die jüdische Gemeinde von Alexandria unternahm es aus eigenem Willen und fand in Ptolemaios Philadelphos den königlichen Förderer und Protektor, der in Alexan- dria die wichtigste Bibliothek und Forschungsstätte der Antike einrichten ließ.

Wenn auch vieles an dieser eigentlich so überzeugenden Geschichte nur als Legen- de überliefert ist, so hat die Septuaginta1 (LXX), wie man diese Übersetzung bis heute nach ihrem legendenhaften Ursprung nennt2, viel weiter gewirkt, als das selbst ihre Initiatoren erahnen konnten, und Anteil genommen an der Epoche, die die Antike ablösen sollte: das christliche Mittelalter.

Die Verbreitung der LXX erfolgte, zusammen mit dem Neuen Testament (NT), durch die Verbreitung des Christentums, denn die LXX etablierte sich als christ- liche Kirchenbibel für das Alte Testament. Die christliche Mission war eine Mis- sion in griechischer Sprache und erreichte so vor allem die hellenisierten Bürger der Städte, die des Griechischen mächtig waren, nicht zuletzt in Ägypten. Mit der in Ägypten vom 1.-3. Jh. sich immer erfolgreicher ausbreitenden christlichen Lehre kam aber die Zeit und die Notwendigkeit, das Evangelium, d.h. das Alte und das Neue Testament, der breiten Masse der ägyptischen Bevölkerung in ihrer Sprache zugänglich zu machen. Und wieder kam es zu einem Übersetzungsunternehmen in Ägypten, das dieses Mal von den Ägyptern selbst ausging: die Übersetzung des Alten Testamentes (aus der LXX) und des Neuen Testamentes in die ägyptische Sprache. Diese Übersetzung prägte und entwickelte die Literatursprache Ägyptens3 bis zur Ablösung der alten ägyptischen Sprache durch das Arabische zu Beginn des zweiten nachchristlichen Jahrtausends und wurde in einem Schriftsystem nie- dergelegt, das die letzte und konsequenteste schriftliche Fixierung der altägyptischen Sprache in ihrer letzten Entwicklungsperiode bedeutet. Dieses Schriftsystem ver- wendet das griechische Alphabet zuzüglich 6 (oder 7 in anderen Dialekten) aus der Schriftform der vorhergehenden Sprachstufe, dem Demotischen, entwickelten Buchstaben. Die letzte Sprachstufe des Altägyptischen nennt man das Koptische.

1 Im folgenden LXX abgekürzt.

2 Vgl. Tov 1987, 129.

3 Sehr schön und konzise hat Peter Nagel den Einfluß der Übersetzung des AT auf die in Kunst und Literatur faßbare Lebenswelt des christlichen Ägyptens in Nagel 1980, 216 zusammen- gefaßt. Ein Blick in die in Ägypten besonders aufblühende homiletische Literatur in ägypti- scher Sprache zeigt, wie sehr die Bibel und ihre sprachlichen Bilder diese Literatur geprägt haben; die dichte Folge von Zitaten verstärkt diesen Befund erheblich.

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2 Einleitung

So steht die Literatursprache des christlichen Ägypten und der sich bald formieren- den christlich ägyptischen Nationalliteratur, die vor allem von den in Ägypten besonders erfolgreichen Klöstern ausging, auf dem Fundament dieses ersten Aktes der Übertragung der christlichen Botschaft in die ägyptische Sprache. Der ägypti- sche Kirchenvater und Klostervorsteher Schenute von Atripe, der „Klassiker“ der christlichen Originalliteratur Ägyptens, der selbst an den großen christologischen Ereignissen des 5. Jh. in der römischen Reichskirche (Konzil von Ephesos 431) teilnahm, wie noch die späte Volkspoesie4 schöpften aus der Quelle der Überset- zung des AT und NT.

So ist die Übersetzung der christlichen Bibel nicht nur Basis und Quelle der letzten genuin ägyptischen Literatur vor der Arabisierung des Landes, sie ist das umfangreichste Zeugnis der letzten Entwicklungsstufe einer Sprache, deren Spuren man über mehr als vier Jahrtausende Schriftlichkeit verfolgen kann. Zum ersten Mal, dank der Schreibung der Vokale, haben wir vom Klang dieser Sprache eine Vorstellung, die uns vorhergehende Schriftsysteme (die Hieroglyphen oder von ihnen entlehnte Schriftsysteme) fast vollständig verwehrten. Zum ersten Mal treten in den wiederentdeckten Schriftdokumenten die immer in der weiten Ausdehnung des Niltales vermuteten Dialektunterschiede deutlich zutage. Natürlich lassen der Wortschatz der Bibeltexte und der Vergleich mit seinem griechischen Äquivalent, aus dem er übertragen wurde – aber auch mit dem Wortschatz der älteren Sprach- stufen –, interessanteste Erkenntnisse für die Sprachforschung erwarten. Das ägyp- tische AT und NT ist daher ein einmaliges Dokument für die Sprachgeschichte, die Literaturgeschichte, die Religionsgeschichte und damit auch für die Kulturgeschichte Ägyptens. Man könnte noch so manches Detail anfügen, das den Eindruck, hier eines der faszinierendsten Kapitel antiker Literaturschöpfung vor sich zu haben, noch verstärken würde. Zumal die Übersetzung der Bibel aus dem Hebräischen in das Griechische und folgend in das Ägyptische, das Syrische, das Lateinische, das Armenische, das Äthiopische und das Arabische an Internationalität schwerlich zu übertreffen ist.

Die Stellung des ägyptischen Bibeltextes in der Geschichte der Bibelüber- setzungen, die uns über den ägyptischen Rahmen hinausführt, ist von weitreichen- der Bedeutung. Hier wird zumeist der Kern des Interesses der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der ägyptischen Bibelversion gesehen: die textkritische und textgeschichtliche Erschließung der ägyptischen Bibelübersetzung zur Bestimmung des Alters und der Entwicklung des sehr verzweigt überlieferten griechischen Bibeltextes. Denn die ältesten Textzeugen der ägyptischen Bibel in verschiedenen Dialekten sind älter oder etwa zeitgleich mit den Hauptzeugen der LXX5, etwa dem

4 Hermann Junker, Koptische Poesie des 10. Jahrhunderts, Teil I-II, Berlin 1908-1911.

5 Z.B. Papyrus Bodmer VI (Protosahidisch, 3. Jh.); Papyrus Bodmer XVI, XVIII + British Library Or. 7594, XXI, XXII und XXIII (Sahidisch, 4. Jh.); Papyrus Bodmer III (Bohairisch, 4. Jh.); Pap. Bil. I (Fajjumisch, 3.-4. Jh.); Ms. Berolin. orient. oct. 987 (3.-4. Jh.), vgl. A.

Böhlig,Das Achmimische Proverbienbuch, München 1958. Zusammenfassend zu den Hand- schriften der Bibliothek Bodmer vgl. R. Kasser, in: CEVIII, 48-53. Zu den ältesten Hand- schriften des NT vgl. Mink, in TRE VI (1980), 198.

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Codex Vaticanus gr. 1209 (Codex B nach der Zählung des Göttinger LXX- Unternehmens) aus dem 4. Jh. oder dem Codex Alexandrinus (Codex A, London BM Royal 1 D. VI) aus dem 5. Jh. Die koptische Bibelübersetzung scheint bereits im 3. Jh. wenigstens begonnen worden zu sein, wie zunächst die heute vorliegende, nicht gerade geringe Anzahl von qualitätvollen Bibelhandschriften aus dem 4. Jh.

zeigt, für die man wohl eine gewisse Vorgeschichte voraussetzen muß. Überdies besitzen wir Handschriften, wenn auch in geringer Zahl, die in das 3. Jh. datiert werden können: die frühesten sind sicherlich die koptischen Glossen zu Hosea und Amos im Mittelägyptischen Dialekt (M)6 und zu Jesaja in Fajjumisch (F)7, jeweils zu griechischem Text, dann die fragmentarische sahidische Handschrift des Ecclesiastes aus Louvain (vgl. Schüssler BC1.4, 93 [sa 120]), ein Johannesfragment aus Dublin (vgl. Kasser, Le Muséon97, 274) im Lykopolitanischen Dialekt (L), ein sahidisches Fragment mit Text von 1Rg aus Durham (vgl. Schüssler BC1.3, 75 [sa 77]), oder die liturgische sahidische Handschrift aus London mit Melito von Sardes, 2 Mac, 1Pt, Jon und einer Homilie (vgl. Schüssler BC 1.2, 72-73 [sa 40lit]).

Allerdings, im Gegensatz zu den griechischen Codices, sind in den heute bekannten ägyptischen (koptischen) Handschriften nur einige biblische Bücher bzw. Teile einiger Bücher (z.B. Codex London BL Or. 5984 – Job, Prv, Eccl, Ct, Sap, Sir, vgl.

Schüssler BC 1.3, 71-73 [sa 75]; Pentateuch-Codex New York Pierpont Morgan Library M 566 – Lv, Nu, Dt, Schüssler BC 1.1, 46-47 [sa 6]; Pap. Bodmer XXII – Jer, Lam, EpJer, Bar) oder ein Buch bzw. Teile eines Buches (z.B. der Psalmencodex London BL Or. 5000, vgl. Schüssler BC 1.2, 43-44 [sa 31]; Pap. Bodmer VI [Prv], XVI [Ex], XVIII [Dt], XXI [Jos] und XXIII [Is]) erhalten. Dann gibt es auch Handschriften mit Teilen des AT und NT (z.B. Pap. Bodmer III [Gen, Joh]; London BL Or. 7594 – Dt, Jon, Act, ApcEl, vgl. Schüssler BC 1.1, 84-88 [sa 15]) und sog.

Bilinguen oder Graeco-Coptica, die griechische und koptische Bibeltexte – nicht unbedingt desselben Buches – enthalten (z.B. Pap. Bil. 1– Ct, Lam, Eccl gr./kopt.;

Wiener Psalmencodex gr./kopt., Schüssler BC 1.3, 56-67 [sa 72]). Das bedeutet, wir besitzen keine koptische Handschrift, die auch nur einen überwiegenden Teil des AT bietet, zumeist nicht einmal ein Buch vollständig. Leider sind zum Teil umfangreiche Handschriften noch immer unpubliziert, die eine kritische Edition einiger Bücher wesentlich beeinflussen könnten8.

Der eigentliche Gegenstand dieser Edition ist aber die ägyptische Version des AT, und konkret des Corpus Jeremiae im zeitlich und räumlich am weitesten verbreiteten Dialekt, der die meisten alten Textzeugen und die umfangreichste Überlieferung beisteuert: dem Sahidischen. Da die ägyptische Übersetzung des AT, neben der syrischen, die am besten erhaltene Textüberlieferung unter den Versio- nen der LXX bietet, ist sie für die Geschichte des griechischen Bibeltextes von

6 H.I. Bell, H. Thompson, A Greek Coptic Glossary to Hosea and Amos, JEA 11 (1925), 241-246.

7 W.E. Crum, The Coptic Glosses, in: F.G. Kenyon, The Chester Beatty Biblical PapyriVI, Isaiah, Jeremiah, Ecclesiasticus, London 1937, p. IX-XII und 1-25.

8 Hier besonders die Handschriften M 566 (Leviticus, Numeri, Deuteronomium) und M 568 (Isaias) der Pierpont Morgan Library in New York (vgl. Depuydt).

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hervorragender Bedeutung. Dem tragen auch die Editionen des großen Göttinger Septuaginta-Unternehmens Rechnung9, die sich um die Einbeziehung möglichst aller verfügbaren ägyptischen (koptischen) Textzeugnisse in die Textkritik bemü- hen. Dies bedeutet aber einen erheblichen Arbeitsaufwand und ist von vornherein nicht ohne Mißverständnisse und Fehler möglich, da die publizierten Textzeugen des ägyptischen AT ebenso in alle möglichen Publikationen zerstreut sind wie die Blätter der Handschriften in alle Welt. Für das Göttinger Unternehmen muß es äußerst mühsam sein – denn es werden ja in den Textausgaben alle schon o.g.

Versionen der LXX berücksichtigt, nicht nur die ägyptische –, die ägyptischen Textzeugen zusammenzustellen. Der Bearbeiter muß sich auf Kenntnisse des Kopti- schen stützen können, um überhaupt beurteilen zu können, welchen textkritischen Wert der ägyptische Text hat, weil eigentlich keine Publikation auf textkritische oder textgeschichtliche Probleme eingeht. Die Ursache für diese „Aporie“, so sehr es bei dem eingangs Gesagten verwundern mag, ist leider evident: es gibt bis heute keine textkritische Edition des ägyptischen (koptischen) AT in irgendeinem Dialekt.

Der Wert und die hervorragende Bedeutung der ägyptischen Version des AT ist niemals unterschätzt worden. Und es ist fast genau einhundert Jahre her, daß – auf dem Höhepunkt der Publikationstätigkeit zu den koptischen Bibeltexten im vor- letzten Jahrhundert – Henri Hyvernat10 eine erste historische Bestandsaufnahme der bis dahin bekannten koptischen Bibeltexte vorstellte, die vor allem in der Präsentation der fragmentierten und über viele Museen und Bibliotheken verstreu- ten Handschriftenblätter bestehen mußte, um der Wissenschaft überhaupt einen Zugang zu diesen verschaffen zu können. Hatte man doch gerade erst begonnen zu verstehen, daß man mit Bibeltexten in mindestens fünf Dialekten zu rechnen hatte und daß man nur mit einer klar formulierten wissenschaftlichen Fragestel- lung, aus der eine Methode zu entwickeln wäre, des umfangreichen Materials Herr werden konnte. Für Hyvernat standen zunächst zwei wesentliche Fragen im Vor- dergrund: Wann wurde die Bibel in das Ägyptische übersetzt, und wie alt sind die erhaltenen Handschriften der ägyptischen Bibel11? Darüber wußte man eigentlich nichts, denn eine koptische Paläographie blieb noch zu etablieren12. Die einzige Publikation, die überhaupt ein textkritisches Arbeiten erlaubte, da sie ein Varianten- apparat – der allerdings aus heutiger Sicht sehr selektiv ist – begleitet, ist die Edition der Handschriften der Sammlung Borgia durch den Kardinal A. Ciasca13. Daran hat sich, wie man leider gestehen muß, bis heute nichts geändert, auch wenn die Mehrzahl der Publikationen des 19. Jh. nach heutigen Kriterien der Textedition unzureichend ist und wir heute über weit ältere, umfangreichere und hervorragend

9 Vgl.Nagel 1980, 223, Anm. 18.

10 Hyvernat 1896/97.

11 Hyvernat 1897, 63.

12 Hyvernat wollte auch hier einen Anfang machen: Album de Paleographie Copte, Paris-Rome 1888. Leider gibt es bis heute keine fest etablierte und gesicherte koptische Paläographie, so daß Datierungen meistens der Intuition des Editors geschuldet sind.

13 Ciasca I u. II.

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edierte Handschriften (z.B. Bibliothèque Bodmer) verfügen als Hyvernat. Eine textkritische Edition existiert nicht, und es gilt der Satz Hyvernats14: „On comprendra par là qu’il est difficile, qu’il serait même téméraire, de se prononcer définitivement sur la valeur critique des versions coptes avant que nous en ayons des éditions correctes“. Die Weitsicht Hyvernats besticht auch an anderer Stelle seines Artikels.

Die nach den von Hyvernat und anderen geschaffenen Grundlagen zu erwar- tende Flut kritischer Editionen und von ihnen ausgehender wissenschaftlicher Arbei- ten blieb aber aus, und eine kritische Edition wurde nur für das besser überlieferte NT im bohairischen und sahidischen Dialekt vorgelegt, die jedoch wegen des Zu- wachses an Handschriften und auch methodisch heute als überholt gelten muß15. In jeder Form eine Fortsetzung der Arbeit Hyvernats, was die Zusammenstellung der publizierten Handschriften der ägyptischen (koptischen) Bibel betrifft und damit den Zugang zu einem fragmentierten und weit verstreuten Material wesentlich er- leichterte, sind die zwischen 1919 und 1922 sowie 1930 und 1933 erschienenen AufsätzeVaschaldes, bis heute unentbehrliche Referenzkataloge für die ägyptischen Bibeltexte in allen Dialekten. Den Stand der Arbeiten am ägyptischen AT bis in die 30er Jahre faßte F.A. Hallock 1933 in einem Artikel, erstmals nach Hyvernat, zusammen. Trotz aller Fortschritte bei der Erfassung und Publikation der Hand- schriften des AT16fühlte Hallock die Notwendigkeit des Hinweises an die Fachwelt, daß „… seems to be room for a revival of interest in the study of the Coptic Old Testament, or, even, the beginnings of serious study. The value of these versions, a value which they possess both on account of their intrinsic importance and on account of their antiquity, has been almost universally neglected“17. Mit hoffnungs- vollem Blick auf die auf dem besten Wege befindlichen kritischen Editionen der griechischen LXX in Göttingen und Cambridge und ebenso der arabischen und äthiopischen Versionen, denen die ägyptische Version des AT schon wegen ihres hohen Alters kritischer Gradmesser sein mußte, blieb ihm nur der beinahe wehmü- tige Satz: „In contrast with all these it is not an exaggeration to term the Coptic an unworked field“18. Nach einer kurzen Geschichte der bisherigen Arbeiten am ägyp- tischen AT und einer versuchten Rekonstruktion des Alters der ägyptischen Überset-

14 Hyvernat 1897, 68.

15 George Horner, The coptic Version of the NT in the Northern Dialect, 4 Bde., Oxford 1898- 1904; idem, The Coptic Version of the NT in the Southern Dialect, 7 Bde., Oxford 1911- 1924 (u. weitere Auflagen). Zur Bewertung der Ausgaben Horners aus heutiger Sicht vgl.

Kahle, 14; sowie Mink, TRE VI (1980), 198-199.

16 Mehr und mehr wurden auch die Handschriftenschätze der Museen und Sammlungen der USA publiziert, wobei besonders die Arbeiten von W.H. Worrell zu nennen sind, der mit seiner Publikation des Proverbienmanuskriptes aus Chicago (The Proverbs of Solomon in Sahidic Coptic according to the Chicago Manuscript, Chicago 1931) eine bis heute als vorbildlich zu bezeichnende Textpublikation vorlegte; leider keine kritische Textausgabe.

Hallock wußte bereits von den umfangreichen Handschriften der Pierpont Morgan Collection in New York (vgl. 331, Anm. 23), die ja bis heute nicht vollständig publiziert sind.

17 Hallock, 325.

18 Ibidem, 326.

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zung gab auch Hallock eine Bestandsaufnahme der bis hierhin bekannt gewordenen Bücher (-fragmente) in den verschiedenen Dialekten, sicherlich um die Fachwelt zu ermutigen, die vielversprechenden und teilweise schon sehr vollständigen Bücher (besonders den Pentateuch) einer kritischen Ausgabe zuzuführen. Bis zu Beginn der 40er Jahre waren die Bestände der ägyptischen Biblica in den größeren Sammlungen und Bibliotheken von London, Manchester, Oxford und Wien weitgehend durch Publikationen und Kataloge bekannt, die immense Sammlung der Pariser Biblio- thèque Nationale zumindest in ihren Beständen erschlossen, auch wenn ein Katalog nicht zur Verfügung stand – den es bis heute nicht gibt. Rechnet man die schon erwähnten Bestände in den USA19 hinzu – natürlich müssen die schon im 19. Jh.

veröffentlichten Texte der Bibliotheken in Rom (Vatikan), Venedig und Neapel noch addiert werden –, so war genügend Material vorhanden, wenigstens einige Bücher kritisch zu edieren. Die systematische Erfassung, Ordnung und Zuordnung der Handschriften einer Sammlung zu einstigen Codices war allerdings nur von Hebbelynck für die Handschriften des Weißen Klosters bei Achmim der weit ver- streuten Sammlung Borgia und von Till 1940 für die Wiener Papyrussammlung begonnen worden. Walter Till veröffentlichte in den 30er Jahren zahlreiche Hand- schriften verschiedener Dialekte der Sammlungen aus Wien und Manchester und wurde so zu einem der besten Kenner der ägyptischen Bibeltexte. Die Berliner Papyrussammlung war zu dieser Zeit hinsichtlich der ägyptischen Biblica fast ein unbeschriebenes Blatt20. In Berlin wirkten seinerzeit so hervorragende Kenner des Koptischen und seiner Literatur wie Carl Schmidt und Hans Jakob Polotsky, die sich im wesentlichen den gnostischen und den 1930 von Schmidt in Ägypten erworbenen umfangreichen manichäischen Handschriften widmeten. Alle Bemühungen, die zu kritischen Textausgaben des ägyptischen AT und wissenschaftlichen Studien über diese hätten führen können, wurden durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges in Europa unmöglich gemacht, da sie nur in internationaler Zusammenarbeit oder Konsultation denkbar waren.

Die ersten Jahrzehnte nach dem Kriege gaben der Wissenschaft durch Neufunde oder Erwerbungen, wie die schon genannten Bodmer Papyri der Bibliothèque Bodmer in Cologny (Schweiz), oder durch die Publikation lange bekannter Hand- schriften, wie die von Kahle1954 publizierten Texte aus Bala’izah, neues Material des ägyptischen AT beträchtlichen Umfangs und hohen Alters in die Hand. Zu- nächst führte Till die verdienstvolle Arbeit Vaschaldes weiter, indem er 1960 alle seit den Aufstellungen Vaschaldes bekannt gewordenen Publikationen von Hand- schriften des AT in einem Aufsatz vorstellte21. Vielleicht hat er sich auch selbst mit

19 Erwähnenswert sind noch die von Shier veröffentlichten Handschriften in dem von Worrell 1942 herausgegebenen Band: Coptic Texts in the University of Michigan Collection.

20 Bemerkenswert ist, daß der Nestor des Göttinger Septuaginta-Unternehmens, Alfred Rahlfs, eine Psalterhandschrift aus Berlin publizierte: Die Berliner Handschrift des sahidischen Psalters, Berlin 1901. Der Stand der Publikation der Coptica aus Berlin, auch wenn mittler- weile ein Handschriftenverzeichnis vorliegt (Beltz 1978/80), ist heute nicht viel besser. Die Teilung der Papyrussammlung in Ost- und Westberlin nach dem 2. Weltkrieg hat sicher das Ihrige zu dieser Situation beigetragen.

21 Till 1960.

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dem Gedanken getragen, eine kritische Edition der Bücher des AT zu beginnen?

Jedenfalls hat er durch seine Publikationen die Grundlage dafür wesentlich befe- stigt. Die mustergültige Veröffentlichung der bisher ältesten und noch zusammen- hängenden Textzeugen des AT der Bibliothèque Bodmer durch Rodolphe Kasser in den 60er Jahren und der Handschrift M 567 der Pierpont Morgan Collection 1970 durch James Drescher machten eine kritische Edition zumindest einiger Bücher des ägyptischen AT (Pentateuch, Königsbücher oder Proverbien) geradezu unausweichlich, da endlich genügend Material zur Verfügung stand, um die seit einem Jahrhundert unbeantworteten Fragen einer Antwort zuführen zu können.

Wie alt ist die ägyptische Übersetzung der LXX, und wie verhält sich die ägyptische Version zum Text der LXX, oder welchen rezensierten oder anderen Text der LXX verwendete sie als Vorlage? Wie verhalten sich die Textzeugen des ägyptischen AT zueinander? In welchem Verhältnis stehen die Versionen des ägyptischen AT in den verschiedenen Dialekten zueinander und zur LXX?

Rodolphe Kasser, durch seine Publikationen der ägyptischen Teile der Bodmer- papyri ein ausgewiesener Kenner dieser Texte des AT, entwarf in einem Aufsatz von 196522 eine sehr anschauliche und in die Geschichte der ägyptischen Kirche eingebettete Darstellung der Geschichte der ägyptischen Bibelversion in den ver- schiedenen Dialekten. Diese bestach vor allem durch ihre – innerhalb der von Kasser angenommenen Umstände der Entstehung und Verbreitung der ägyptischen Bibelversion – plausible und dem historischen Kontext verpflichtete Darlegung der Entwicklung des Bibeltextes in sieben historischen Stufen. Für die früheste an- nehmbare Zeit der Entstehung eines ägyptischen Bibeltextes mußte Kasser sich mangels Quellen auf die Kirchengeschichte stützen. Sicher ist es auch mehr als wahrscheinlich, daß die ersten Bibeltexte Ad-hoc-Übersetzungen griechischer Le- sungen oder Predigten waren (vor allem des NT), jedoch kommt man hier über Vermutungen nicht hinaus. Eine Diskussion dieses Aufsatzes ist in diesem Kontext nicht notwendig, doch müssen einige Punkte herausgestellt werden, die den Wert dieses Beitrages für die Textkritik und Textgeschichte der ägyptischen Bibelvers- ionen relativieren. Zunächst muß man Kasser für seine ingeniöse und plausible Darstellung der wahrscheinlichen Geschichte der ägyptischen Bibelversionen in den verschiedenen Dialekten Respekt zollen. Das grundsätzliche Problem seiner Argumentation liegt darin, daß er keine textkritischen Untersuchungen präsentiert oder diskutiert, bzw. zur Beweisführung seiner Thesen einbringt, während es sehr den Anschein hat, daß er sich im wesentlichen auf die von ihm edierten einzelnen Handschriften der Bibliothèque Bodmer stützte. Eine Aussage zur Textgeschichte auch nur eines Buches der ägyptischen Bibel setzt die textkritische Auswertung aller verfügbaren Textzeugen dieses Buches voraus, eine Geschichte der ägypti- schen Bibelversionen aller verfügbaren Textzeugen aller belegbaren biblischen Bücher in allen Dialekten. Da es das bisher nicht einmal für ein biblisches Buch gibt, konnte Kasser nur eine plausible Theorie entwickeln, da auch er eine solche Vorarbeit nicht bewältigen konnte. Allerdings wird auch deutlich, daß Kasser seine

22 Kasser 1965.

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Darstellung der Geschichte der ägyptischen Bibelversionen ausgehend von einigen Thesen Kahles entwickelt, die unbewiesen oder zumindest unwahrscheinlich sind und daher lebhaften Widerstand hervorriefen. Kahle wollte in erster Linie die Geschichte der griechischen Bibelübersetzung aus dem Hebräischen erklären23. Für die ägyptischen Bibelversionen könnte man, ohne textkritische Vorarbeiten, gegen Kasser aber seiner Methode folgend, ebenso die These plausibel machen, daß es für jedes biblische Buch eine Erstübersetzung (Urtext) wohl in Sahidisch gab, die verschiedene Rezensionen durchlief. Eine konsequente Neuübersetzung, die sich um größte Nähe zur griechischen LXX bemühte, wurde relativ spät im bohairischen Dialekt verfertigt, und diese Version blieb allein bis in die Neuzeit erhalten. Man könnte zum Teil auch mit Kassers eigenen Argumenten in diese Richtung gehen, denn die Präponderanz des Sahidischen für die frühen Stadien postulierte auch er.

Allerdings mit Kahle die Herkunft des Sahidischen bis nach Alexandria zu verle- gen, entbehrt jedes Beweises und auch jeder Plausibilität. Dann zeigt der früheste bohairische Textzeuge, der von Kasser publizierte Papyrus Bodmer III, wohl eine sahidische Vorlage. Wie dem auch sei, es gilt weiterhin der oben zitierte Satz von Hyvernat: Ohne textkritische Editionen und ihre Auswertung kann keine Ge- schichte der ägyptischen Bibelversionen geschrieben werden. Und ich will an dieser Stelle das Ergebnis der Analyse der vorliegenden Textausgabe vorwegnehmen. Für das sahidische Corpus Jeremiae gilt ohne Zweifel, daß wir es mit einer später rezensierten Erstübersetzung (Urtext) zu tun haben. Damit ist für diesen Teil des ägyptischen AT Kassers Annahme einer Vielzahl und Vielfalt der Übersetzungen vor der Standardisierung relativiert. Der bohairische Text ist nur in der späten Neuübersetzung erhalten.

Kasser legte aber wenig später eine umfangreiche Arbeit vor, in der er seine Theorien an einem biblischen Buch des NT nachweisen wollte. Die Bearbeitung des Johannesevangeliums24lag für ihn mehr als nahe, da das NT weit besser überliefert ist und der nahezu vollständige Text dieses Evangeliums in sieben Dialekten verfolgt werden kann. Zudem war ja das NT in Sahidisch und Bohairisch von Horner schon zu Beginn des Jahrhunderts kritisch ediert worden, jedoch durfte und darf die Hornersche Edition als überholt gelten. In diesem Buch wollte Kasser nicht weniger leisten als eine kritische Auswertung des Johannesevangeliums unter Einbeziehung aller Dialekte, geordnet nach den sieben historischen Stadien, die er in dem vorher- gehenden Artikel entwickelt hatte, mit einer Auswertung des gesamten Materials für die neutestamentliche Textkritik neben Verzeichnissen der griechisch-koptischen Äquivalente, Wortlisten und einer Diskussion der Übersetzungstechnik und ihrer Bedeutung für die Textgeschichte. Kurz, Kasser wollte mit seinem Buch wohl die textgeschichtliche und textkritische Erschließung der ägyptischen Version des vier- ten Evangeliums für die neutestamentliche Textkritik abschließen und überdies die Richtigkeit seiner Theorie zur Geschichte der ägyptischen Bibelversionen exempla- risch demonstrieren. Trotz der immensen Arbeit, die er in sein Buch steckte, und seiner herausragenden Kompetenz für eine solche Arbeit war die Vorstellung, das

23 Vgl. hierzuTov 1987, 131f.; Nagel 1980, 217/218.

24 Kasser 1966.

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auch leisten zu können, recht téméraire. Das, verglichen mit dem AT, so überreiche Material des NT verführt ja geradezu, es komplex und erschöpfend behandeln zu wollen. Allerdings, ohne sich auf wirkliche Vorarbeiten, vor allem methodische, stützen zu können, wird man bei der Komplexität der selbstgestellten Aufgabe entweder die Vollendung dieser Arbeit um einiges in die Zukunft verschieben müs- sen oder kann nur in sehr oberflächlicher Weise dieser Aufgabe gerecht werden. Und diese unvermeidliche Oberflächlichkeit legte Weigandt 1969 in seiner Rezension bloß, in der er bis ins Detail die methodischen Mängel von Kassers Buch verfolgte.

Obwohl Kasser die Erschließung der ägyptischen Version des Johannesevangeliums für die neutestamentliche Textkritik und der Beweis für die Richtigkeit seiner Theo- rie zur Geschichte der ägyptischen Bibelversionen mit dieser Arbeit nicht gelungen ist, ja nicht gelingen konnte, bleibt seine Studie Grundlage und Ausgangspunkt für alle weiteren Studien zur ägyptischen Version des vierten Evangeliums. Mehr noch, Kassers Buch ist bis heute die einzige Arbeit, die sich der textkritischen und text- geschichtlichen Analyse eines Buches der ägyptischen Bibelversionen in Ausführlich- keit widmet. Und auch Weigandt hätte dies zum Ende seiner Rezension bemerken können. Bei aller berechtigten Kritik und getrübten Hoffnung, die ägyptischen Bibel- texte des Johannesevangeliums nun endlich für die Textkritik parat zu haben, ohne Kassers Arbeit hätte man nicht einmal einen Gegenstand der Kritik. Kasser, so scheint es, ließ sich bedauernswerterweise von dieser Kritik entmutigen, denn er legte keine weitere Arbeit auf diesem Gebiet vor.

Mit der Publikation der gnostischen Texte von Nag Hammadi in internationa- ler Zusammenarbeit und der großen Euphorie, die diese in der Fachwelt auslöste, geriet die schon historische Aufgabe der Edition des ägyptischen AT in den 70er Jahren nahezu in Vergessenheit. Es war Peter Nagel, der anläßlich des 2. Kongres- ses für Koptische Studien 1980 in Rom auf diesen Umstand verwies und auch selbst mit seinen Mitarbeitern in Halle die Edition zunächst des sahidischen AT in Angriff nahm. Hier beginnt die direkte Vorgeschichte der vorliegenden Arbeit, die letzt- endlich nur Fortsetzung und Umsetzung des damals initiierten Projektes ist, das, auch wegen der politischen Ereignisse nach 1989, erheblich verzögert wurde. Erst 1994 wurde die Arbeit – unter der Leitung von Walter Beltz, da Peter Nagel nach Bonn wechselte – am Institut für Orientalistik der Universität Halle-Wittenberg mit neuen Mitarbeitern wieder aufgenommen.

Die von Nagel auf dem römischen Kongreß vorgestellten Grundsätze zur Edi- tion der sahidischen Septuaginta25sind der prinzipielle und methodische Ausgangs- punkt für die 1994 wieder aufgenommene Projektarbeit und die vorliegende Edi- tion des Corpus Jeremiae als erster Textausgabe, die veröffentlicht wird. Diese Grundsätze sollen an dieser Stelle in ihren wesentlichen Elementen noch einmal aufgeführt werden, da ich sie zur Edition des Corpus Jeremiae in einigen Punkten erweitert (Übersetzungstechnik, Sprachvergleich) bzw. modifiziert habe (LXX- Apparat). Die Einzelheiten meines methodischen Ansatzes zur Edition des Corpus Jeremiae finden im folgenden Kapitel Erläuterung.

25 Nagel 1980, 218-220.

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10 Einleitung

Nach den bisherigen Erfahrungen, die bei der Arbeit mit der ägyptischen Version des AT gemacht wurden, ist der einzige gangbare Weg, ihre Textgeschichte zu erschließen, die Edition nach Büchern und Dialekten getrennt vorzunehmen. Es sollte mit dem sahidischen Dialekt begonnen werden, da er die älteste, umfang- reichste und in Ägypten zeitlich und räumlich am weitesten verbreitete Überliefe- rung bietet.

Peter Nagel hatte folgende Grundsätze zur Vorgehensweise bei der Edition der sahidischen Septuaginta vorgeschlagen.

Die gesamte erreichbare Textüberlieferung wird als Korpusedition geordnet nach dem Kanon der LXX, nicht nach dem hebräisch-masoretischen, unter Einbe- ziehung sogenannter apokrypher und pseudepigraphischer Bücher26 vorgelegt.

Zunächst muß eine Bestandsaufnahme der direkten und indirekten Textzeugen (Texthandschriften, Lektionare und – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – Zitate sowie die griechisch-koptischen Glossen) vorangehen mit dem Ziel, für jedes Buch einen möglichst vollständigen Text herzustellen, nach Möglichkeit die ehemaligen Codices zu rekonstruieren und intertextuelle Abhängigkeiten festzustellen. Für die Textausgabe schlug Nagel zwei methodische Verfahrensweisen vor, sofern nicht ausschließlich unikale oder ganz und gar fragmentarische Überlieferung vorliegt:

1) ein vom Editor rezensierter Text, der die älteste erreichbare Textform wie- derherzustellen sucht (wie die editio maior der Göttinger Septuaginta);

2) ein „privativer“ Text, bei dem eine vollständige oder mehrere unvollständige Handschriften sukzessive einen Grundtext bilden und die Varianten im Apparat geordnet, aber ohne Wertung notiert werden.

Eine in überschaubarer Zeit realisierbare Ausgabe läßt sich nur durch den

„privativen“ Text herstellen.

In einem zweigeteilten Apparat werden im ersten bei Konjekturen die Schrei- bungen der Handschrift, im zweiten die eigentlichen Lesarten nach Texthand- schriften, Lektionaren und Zitaten gegliedert notiert. Der zweite Apparat ist ein Variantenapparat der sahidischen Lesarten, in den andere Dialekte nur aufgenom- men werden, wenn sie eine sahidische Vorlage voraussetzen.

Den letzten Abschnitt von Peter Nagels Kongreßbeitrag will ich, gewissermaßen als Schlußwort zu dieser Einleitung aus berufenem Munde, hier zitieren, weil er in sehr treffender und uneingeschränkt gültiger Form das formuliert, was eine Erst- edition des ägyptischen AT leisten kann und muß: „Die vorgesehene Form der Textausgabe soll eine zuverlässige Grundlage für die Arbeit an und mit dem sahidischen Text der LXX bieten. Wir vermessen uns nicht, das vorwegzunehmen, was die Ausgabe erst ermöglichen soll: eine ‚Recensio‘ der sahidischen Text- geschichte vorzulegen und ihr Verhältnis zur griechischen Überlieferung zu klären.

Gleichwohl wird die Ausgabe dazu beitragen, eine Lücke in der Wiedergewinnung und Aufarbeitung der koptischen Sprache und Literatur zu schließen, die Septua- gintaforschung zu unterstützen und die internationale Zusammenarbeit auf koptologischem Gebiet in gleichem Maße zu fördern, wie diese Aufgabe auf eine solche Zusammenarbeit angewiesen ist.“

26 Vgl.Nagel 1980, 218.

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1. Einführung zur Textausgabe

Die Edition der koptisch-sahidischen Version der großen Propheten wird mit den Büchern Jeremias, Lamentationes, Epistula Jeremiae und Baruch (Jer, Lam, EpJer, Bar) eröffnet. Die extreme Fragmentierung der erhaltenen (bekannten) Handschrif- ten des sahidischen AT1 machte besonders die Rekonstruktion des Buches Jer kompliziert, da kein einziger Codex, bzw. das, was von ihm übrig blieb, auch nur einen überwiegenden Teil dieses Buches erhalten hat. Von den 52 Kapiteln des Jer sind gerade einmal 14 vollständig (33 und 40-52). Die Kapitel 8, 20, 31 sowie 35- 37 fehlen ganz (abgesehen von einigen Zitaten aus der sahidischen Literatur). Alle anderen sind mehr oder weniger lückenhaft. Die Erhaltung der letzten 13 Kapitel des Jer und der Bücher Lam, EpJer und Bar (bis auf Bar 5,6-9) verdanken wir einem Codex aus dem 4. Jh., der in der Reihe Papyrus Bodmer von Rodolphe Kasser (Pap. Bodmer XXII, 8222) 1964 publiziert wurde. Leider ist die Herkunft dieser nach 1945 erworbenen Handschrift nicht bekannt. Der Textmenge nach folgen die Reste zweier Codices aus dem Weißen Kloster bei Achmim (826 und 827) aus dem Zeitraum vom 9.-11. Jh., die wohl noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts vollständig waren. Heute sind ihre Blätter auf beinahe alle bedeutenden Sammlungen Europas und Ann Arbor (Michigan) in den USA verstreut. Dazu treten fragmentarische Reste von acht (801-808, sicherlich weniger, wenn man wagte, weitere Zuordnun- gen nach dem Photo vorzunehmen) Codices, deren Bestand von fünf Blättern bis zu einem Blattfragment reicht. Sie stehen zeitlich zumeist zwischen Pap. Bodmer XXIIund den Handschriften aus dem Weißen Kloster. Damit sind alle erhaltenen und (mir) derzeit bekannten Texthandschriften (Codices) schon genannt. Dieser Befund erforderte die Einbeziehung nicht kodifizierter Quellen, um einen möglichst vollständigen Text bieten zu können. Hier kamen in erster Linie die sahidischen Lektionare der koptischen Kirche in Betracht, des weiteren natürlich die Bibelzitate

1 Eine Bestandsaufnahme der Handschriften mit dem Versuch der Wiederherstellung der Codices und der Lektionare liegt bisher nur für die Handschriften der ehemaligen Kollektion Borgia aus dem Weißen Kloster bei Achmim bei Hebbelynckund Nagel 1983/84 vor. Till hatte Ähnliches, allerdings nicht so detailliert, für die Pergamente der Papyrussammlung in Wien begonnen; vgl. Till 1940.

2 Die systematische Numerierung der Texthandschriften folgt einem von mir erarbeiteten und in der Arbeitsgruppe „Koptische Septuaginta“ abgestimmten Modus, nach dem die Bücher in bestimmten Gruppen geordnet von 100 bis 800 durchgezählt werden. Die Codices des Corpus Jeremiae fallen danach unter die 800 (große Propheten). Zu den Einzelheiten dieses Systems, auch für die Lektionare, vgl. Feder 1998. Leider ist die Gruppierung der Bücher des AT bei den Nummern 400 und 700 durch die Darbietung in den Halleschen Beiträgen mißverständlich, da das Schema auf zwei Seiten statt auf einer abgedruckt wurde. Ich konnte das bedauerlicherweise nicht mehr richtigstellen. Zu den einzelnen Handschriften vgl. das Kapitel 2.

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