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Masterarbeit. Zur Erlangung des akademischen Grades des Master of Science

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Zerstören von Lebensmitteln (M&Ms) in der mentalen Vorstellung: Auswirkungen dieser Imagination auf das Craving sowie EEG-Amplituden bei der Betrachtung

von M&M-Bildern bei Frauen.

Masterarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades des Master of Science

Vorgelegt am Institut für Psychologie der Karl-Franzens-Universität Graz bei Univ.- Prof.

Dr. rer. nat. Anne Schienle

Verfasst von: Laura Hecht, BSc Matrikelnummer: 01514007

E-Mail: laura.hecht@edu.uni-graz.at Graz, Oktober 2021

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Zusammenfassung

Für den menschlichen Organismus ist es essenziell, genug Nahrung aufzunehmen. Der heutige Lebensstil vieler Kulturen begünstigt Essstörungen, die z. B. dazu führen, dass wir zu viel oder zu wenig Nahrung aufnehmen. Neuere Therapieansätze beschäftigen sich damit, ob man mithilfe von mentalen Vorstellungen wie z. B. Imaginationen, das Craving nach Nahrungsmitteln reduzieren kann. Diese Arbeit beschäftigt sich insbesondere damit, ob die Manipulation eines Nahrungsmittels (Zerstörung mit Hammer) in der mentalen Vorstellung, eine Auswirkung auf oben genannte Punkte hat. Hierbei behält dieses nicht seine natürliche Form, in der wir es normalerweise konsumieren.

In der hier vorgestellten Forschungsarbeit haben sich 83 Frauen wiederholt (30-mal) einen Vorgang mit M&Ms oder Murmeln vorgestellt. Es gab drei randomisierte Gruppen, entweder mussten mental M&Ms mit einem Hammer zerstört werden, M&Ms nach Farbe sortiert werden oder Murmeln nach Farbe sortiert werden. Anschließend betrachteten die Teilnehmerinnen Bilder von M&Ms und Murmeln und bewerteten diese dahingehend, wie gerne sie diese gerade essen würden/hätten. Während der Bildbetrachtungen wurden EEG-Aufzeichnungen gemacht, um festzustellen, ob sich die Imaginationsgruppen in ihrer Reaktion auf Murmel- bzw. M&M- Bilder unterscheiden. Genauer betrachtet wurde das frühe (300-600ms) und das späte Late Positive Potential (LPP; 600-3000ms). Anschließend konnten Teilnehmerinnen aus einer Schüssel mit M&Ms (1000g) so viele essen, wie sie mochten. Diese Schüssel wurde nach der Untersuchung abgewogen und es wurden Differenzwerte gebildet.

Die Ergebnisse zeigten, dass der Inhalt der Imaginationen keinen Einfluss darauf hat, wie viele M&Ms konsumiert werden. Das Craving nach M&Ms war in der Gruppe „M&Ms zerstören“

und in der Gruppe „Murmeln sortieren“ signifikant geringer als in der Gruppe „M&Ms sortieren“. Im EEG konnte in einem parieto-okzipitalen Cluster (frühes LPP) eine erhöhte Reaktivität auf M&M-Bilder festgestellt werden, wenn sich vorher ein Vorgang mit M&Ms vorgestellt wurde. Die Imagination „M&Ms zerstören“ führt zu keinem Habituationsprozess, die Reaktivität im EEG ist erhöht, was darauf zurückgeführt werden kann, dass M&Ms in den Bildern plötzlich wieder ganz sind, nachdem sie zuvor in der mentalen Vorstellung zerstört wurden. Es konnte kein Einfluss der Imagination auf den appetitiven Wert von M&Ms festgestellt werden.

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Abstract

It is essential for the human organism to have enough food-intake. Today’s lifestyle that many cultures promote favours the development of abnormal eating patterns. As a result, people consume too much or too little food. Recent therapeutic approaches focus on mental imaginary and if for example imaginations can reduce the appetitive value and craving for a certain food. This thesis has its focus on the manipulation of food (destroying it with a hammer) and if the mental imaginary of this act has an impact on the points mentioned above. In this occasion the food does not keep its natural shape in which we normally consume it.

In our experiment, 83 women had to repeatedly (30 times) imagine a process that either involved M&Ms or marbles. There were three randomized groups, one group that had to imagine destroying M&Ms with a hammer, one group that had to imagine sorting M&Ms according to their colour and one group that had to imagine sorting marbles according to their colour. Subsequently they had to view pictures of M&Ms and marbles and rate them depending on how strongly they want to eat them/have them in that moment. EEG- Measurements were recorded simultaneously to evaluate if there is a difference in how the brain reacts to M&M-pictures and marble-pictures depending on which imagination has been listened to before. There was a special interest laid on recording the late positive potential (LPP) which was further segmented in an early (300-600ms) and a late interval (600- 3000ms). Afterwards, probands were given a bowl full of M&Ms (1000g) and they could eat as much as they wanted to. The bowl was weighed and difference-scores were calculated after the experiment.

Results showed that the content of the imaginations had no impact on how many M&Ms were consumed in total. The craving for M&Ms has been significantly lower in the “M&M destroying”- group and in the “Marble sorting”-group than in the “M&M sorting”-group. In the EEG-recordings you could see heightened reactivity in a parieto-occipital cluster while viewing M&M-pictures when you had to imagine a process with M&Ms involved, before.

More precisely, these findings can be found in an interval of 300-600ms (early LPP) after stimulus-onset. The imagination “M&M-destroying” does not lead to a process of habituation but rather to a heightened reactivity in the EEG which could be caused by the surprise reaction that follows when you suddenly see whole M&Ms again after you destroyed them in your mental imagination before. There was no measurable influence on the appetitive value of M&Ms found.

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Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung………2

Abstract………...3

1. Einleitung/Theoretischer Teil………6

1.1. Relevanz der Forschung………..…...9

1.2. Verarbeitung von Nahrungsmittelbildern im Gehirn……….…..10

1.3. Ereigniskorrelierte Potentiale (EKPs)………..………15

1.4.Fragestellungen/Hypothesen………. ………..18

2. Methode ………..………..19

2.1.Stichprobenbeschreibung...19

2.2. EDE-Q-2………..………20

2.3. Gruppenbildung………..……….20

2.4. Stimuli und Untersuchungsdesign…………..……….21

2.4.1. Versuchsablauf..………..………..21

2.4.2. EEG-System (Aufzeichnung und Datenanalyse).………...23

2.4.3. Clusterbildung…………. ………….………...24

2.5. Stimuli.………...………...…....25

2.5.1. Imaginationen…...………...………..25

2.5.2. Bildmaterial…………...………....26

2.6. Statistische Analyse…………...………...26

3. Ergebnisse………..……….... ………...27

3.1. Überprüfung von Voraussetzungen und Gruppenunterschieden………..………27

3.2. M&M-Konsum…………..………..28

3.3. M&M-Craving und generelles Mögen von Murmeln und M&Ms………...………29

3.4. Unterschiede zwischen den Gruppen im EEG………..………30

3.4.1. Parieto-okzipitaler Cluster………...………..31

3.4.1.1. Frühes LPP...……….31

3.4.1.2. Spätes LPP....…………....……….32

3.4.2. Frontaler Cluster…..……….……….32

3.4.2.1. Frühes LPP………...32

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3.4.2.2. Spätes LPP……….34

3.5. Weitere Berechnungen………...………...34

4. Diskussion………..………35

4.1. LPP……….……….35

4.2. Craving nach M&Ms……….………..37

4.3. M&M-Konsum………..………..38

4.4. Restraint Eating, Emotional Eating und Einflüsse des weiblichen Zyklus………....……...39

4.5. Messung der Menge an konsumierten M&Ms: Schwierigkeiten und Alternativen...42

5. Schlussfolgerung…………..………..…...43

Literaturverzeichnis………...45

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1. Einleitung

Diese Arbeit basiert auf den Ergebnissen von Zorjan, Schwab & Schienle (2020) und dient zur Überprüfung und dem Vergleich weiterer möglicher Imaginationen und deren Auswirkungen auf das Essverhalten von Frauen. Zorjan und Kolleginnen haben 2019 aufbauend auf den Studienergebnissen von Morewedge, Huh & Vosgerau (2010) ein Experiment entwickelt und durchgeführt. Morewedge et al. (2010) überprüften in ihrer Studie, ob die Vorstellung ein Nahrungsmittel zu konsumieren, den tatsächlichen Konsum, nach der Phase der mentalen Vorstellung, reduziert. Entgegen der Annahme, dass der appetitive Wert eines Nahrungsmittels steigt, wenn man sich dieses vorstellt und mentale Bilder erzeugt (Food-Cue-Reactivity), gibt es auch die Theorie, dass dieser durch den Prozess der Habituation in Folge wiederholter mentaler Vorstellung wieder gesenkt werden kann. Zum Beispiel ist der Hunger auf Schokolade beim ersten Bissen größer als beim zehnten. Morewedge et al. (2010) überprüften, ob die Habituation auf Nahrungsmittel auch bei der reinen mentalen Vorstellung des Essens eintritt. Sie führten hierbei mehrere Experimente durch.

Im ersten Experiment mussten sich die Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteilnehmer vorstellen, dass sie entweder Münzen in eine Waschmaschine einwerfen oder dass sie M&Ms konsumieren. Insgesamt musste sich jeweils 33-mal etwas vorgestellt werden. Die Experimentalgruppe stellte sich hierbei drei Mal vor, dass sie eine Münze in die Waschmaschine wirft und 30-mal, dass sie eine Schokolinse (M&Ms) isst. Die Vergleichsgruppe stellte sich 30-mal vor eine Münze in die Waschmaschine zu werfen und anschließend drei Mal, eine Schokolinse zu essen. Die Kontrollgruppe stellte sich 33-mal vor eine Münze in eine Waschmaschine zu werfen. Diese Vorgänge wurden gewählt, weil sie jeweils einen mechanischen Prozess beinhalten. Anschließend bekamen alle eine Schüssel mit einem Inhalt von genau 40g M&Ms und wurden aufgefordert, einen Geschmackstest durchzuführen. Wenn die Probanden/Probandinnen signalisierten, dass sie fertig waren, wurde abgewogen, wie viele M&Ms konsumiert wurden.

Die Durchführung einer Varianzanalyse ergab, dass abhängig davon, welche Inhalte sich vorgestellt wurden, eine unterschiedliche Menge an M&Ms konsumiert wurde.

Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteilnehmer, die sich vorgestellt hatten, 30-mal ein M&M zu essen, haben anschließend signifikant weniger M&Ms konsumiert als in den zwei anderen Gruppen (𝑝 < .05). Die zwei Kontrollbedingungen unterschieden sich hier aber nicht voneinander. In einem weiteren Experiment wurde als zusätzliche Bedingung die

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Vorstellung, M&Ms in einer Schüssel zu platzieren, hinzugefügt. Die Ergebnisse implizieren, dass diese Vorstellung möglicherweise zu einem Priming führt und somit mehr M&Ms konsumiert werden als in der Kontrollbedingung. Die Vorstellung 30 M&Ms zu essen, führte hier wieder zum gleichen Ergebnis und es wurden im Vergleich zur Kontrollgruppe weniger M&Ms konsumiert. Somit kann angenommen werden, dass bei der mentalen Vorstellung eines Essvorgangs andere Prozesse involviert sind als bei der Vorstellung weiterer motorischer Vorgänge, die Nahrungsmittel betreffen. Beim vorgestellten Essen habituiert man auf den Reiz und der appetitive Wert sinkt.

In Missbach, Florack, Weissmann und König (2014) wurden ebenso wie in Morewedge et al. (2010) die Auswirkungen von imaginativen Essen auf das Craving und den Konsum von Nahrungsmitteln überprüft. Zusätzlich wurde überprüft, ob die Habituation geringer ist, wenn nur wenig Ressourcen im Bereich der Selbstregulation vorhanden sind. In der ersten Studie mussten sich die Versuchspersonen entweder vorstellen, dass sie wiederholt (18- bzw. 36-mal) ein Gummibärchen essen oder Münzen in den Stromzähler einer Waschmaschine werfen. Die Versuchspersonen, die sich vorgestellt haben, Gummibärchen zu essen, haben danach signifikant weniger konsumiert, unabhängig davon, wie oft sie sich dies vorgestellt hatten. In einer zweiten Studie haben sie untersucht, welchen Einfluss das Vorhandensein von Ressourcen zur Selbstregulation auf den Habituationsprozess hat. Dafür mussten die Versuchsteilnehmerinnen entweder mathematische Aufgaben lösen, während sie auf einem Bein balancierten oder sie zählten in 5er-Schritten von 500 hinunter. Ersteres sollte dazu führen, dass kognitive Ressourcen erschöpft werden. Danach mussten sie sich vorstellen, dass sie entweder 18-mal eine Walnuss essen oder 18-mal eine Münze in den Stromzähler einer Waschmaschine werfen.

Die Versuchsteilnehmerinnen, die die anstrengendere Aufgaben ausgeführt hatten, haben nicht auf die Walnüsse habituiert. Ob imaginatives Essen als kognitive Strategie zur Regulation von Craving und Essensaufnahme funktioniert, hängt dementsprechend davon ab, ob gerade genug Ressourcen im Gehirn vorhanden sind.

Haasova et al. (2016) untersuchten aufbauend auf den Ergebnissen der bisher erwähnten Studien, welche Faktoren das Craving nach Nahrungsmitteln beeinflusst. Hierbei wurde getestet, wie oft man sich etwas vorstellen sollte, damit sich der Hunger bzw. das Craving reduziert, weil zu zeitintensive Intervention für Therapien nicht sinnvoll sind und man feststellen wollte, ob sich der Effekt von Morewedge et al. (2010) auch bei weniger Wiederholungen replizieren lässt. Haasova et al. (2016) konnten in ihrer Untersuchung feststellen, dass weniger von einem Lebensmittel konsumiert wird, wenn sich der Konsum

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dessen vorher drei Mal vorgestellt wurde, als wenn man sich den Konsum 15-mal vorgestellt hat.

Zorjan, Schwab & Schienle (2020) haben ein Untersuchungsdesign zur weiteren Überprüfung der aufgestellten Theorien entwickelt. Das Nahrungsmittel, dass hierbei gewählt wurde, sind Schokolinsen (M&Ms), weil auf diese in der Studie von Morewedge et al. (2010) gut habituiert wurde. Außerdem sind hochkalorische Nahrungsmittel, in denen z.

B. Schokolade enthalten sind, besonders attraktiv für einen und man zeigt eine stärkere Reaktivität im Vergleich zu niedrigkalorischen Nahrungsmitteln (Chao, Grilo, & Sinha, 2016; Schwab, Giraldo, Spiegl & Schienle, 2017). Zorjan et al. (2020) erstellten drei verschiedene Imaginationen, zwei in denen sich ein Prozess mit M&Ms als zentrales Element vorgestellt werden musste und eine Kontrollbedingung, in denen sich ein Vorgang mit Murmeln vorgestellt wurde. Konkret mussten sich die Probandinnen entweder vorstellen, dass sie M&Ms aus einer Schüssel nehmen und essen, M&Ms aus einer Schüssel nehmen und nach Farbe sortieren oder Murmeln aus einer Schüssel nehmen und nach Farbe sortieren.

Anschließend an das mentale Vorstellen dieser Prozesse, wurden Bilder von M&Ms und Murmeln bewertet, während eine EEG-Messung durchgeführt wurde. Mit der EEG- Messung wollte man feststellen, ob die Bilder unterschiedlich verarbeitet werden, abhängig davon, welche der drei Imaginationen davor abgespielt wurde. Die Bewertungen der Bilder bezogen sich auf das Craving nach dem Objekt. Am Ende der Untersuchung wurde den Probandinnen eine Schüssel mit 1000g M&Ms angeboten, während ein Fragebogen ausgefüllt werden musste. Sie konnten hierbei so viele essen, wie sie mochten. Nach jeder Untersuchung wurde diese Schüssel abgewogen. In ihren Ergebnissen konnten Zorjan et al.

(2020) die Ergebnisse der Vorgängerstudien (Haasova, Elekes, Missbach & Florack, 2016, Morewedge et al., 2010), die sich damit beschäftigten ob mentale Vorstellungen bezogen auf den Umgang mit Essen, die Reaktivität auf Essensreize verringern, nicht replizieren.

Vielmehr wurden teilweise kontroverse Ergebnisse erzielt und es konnte nicht festgestellt werden, dass sich das Craving nach Nahrungsmitteln reduziert hat oder das weniger M&Ms gegessen wurden. Um zu testen, ob möglicherweise weitere Prozesse einen Einfluss auf das Craving von Nahrungsmitteln hat, wurden weitere Imaginationen, nämlich die Vorstellung, M&Ms mit einem Hammer zu zerstören und die Vorstellung, M&Ms an Kinder zu verschenken, überprüft. In der hier vorgestellten Arbeit wird die neu aufgestellte Hypothese, dass der appetitive Wert eines Nahrungsmittel sinkt, wenn dieses in der mentalen

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Vorstellung zerstört wird, mit den Ergebnissen der Imaginationen von Zorjan et al. (2020) verglichen.

1.1.Relevanz der Forschung

Der Konsum von Nahrungsmitteln ist essenziel für das Überleben eines jeden Menschen, wenn wir nicht essen würden, würden wir verhungern. Doch welche Mechanismen bestimmen wie viel wir konsumieren sollen und wann wir uns satt fühlen?

Grundsätzlich sind verschiedene Systeme im Gehirn dafür verantwortlich, unter anderem erwähnen Farr, Li & Mantzoros (2016) den Hypothalamus, Aufmerksamkeitssysteme (parietale und visuelle Areale), Systeme in denen Erinnerungen und Emotionen verarbeitet werden (Amygdala, Hippocampus) sowie jene in denen die kognitive Kontrolle stattfindet und ebenso Belohnungssysteme (Ventrales Tegmentales Areal, Striatum). Davon kann man ableiten, dass Essen auf vielen Ebenen gleichzeitig verarbeitet wird. Man nimmt ein Nahrungsmittel visuell war, verbindet Erinnerungen damit, versucht mitunter den Konsum bewusst zu kontrollieren und auch Belohnungssysteme spielen eine Rolle. Ein gesunder Mensch hat ein Sättigungsgefühl und weiß, wann er oder sie aufhören sollte zu essen und empfindet Hunger, wenn er oder sie länger nichts gegessen hat, dies wird auch körperlich wahrgenommen (Magenknurren, Schwindel etc.). Es kann passieren, dass die oben erwähnten Systeme aus dem Gleichgewicht kommen und dann entweder zu viel oder zu wenig gegessen wird, z. B. wenn das Belohnungssystem stärker reagiert als das hypothalamische System (Amin & Merzer, 2016). Dies kann zu Übergewicht und Essstörungen wie dem Binge-Eating-Disorder (BED) führen.

Die BED, ist die am häufigsten vorkommende Form von Essstörungen und entwickelt sich zu einer zunehmenden Bedrohung für das Gesundheitssystem. Sie ist definiert durch wiederkehrende Essanfälle, wobei keine Gegenmaßnahmen (z. B. Erbrechen, Abführmittel) getroffen werden. Die Essanfälle dauern meist mehrere Stunden und es wird eine übermäßig große Menge an Nahrungsmitteln konsumiert. Außerdem muss ein gefühlter Kontrollverlust gegeben sein. Für eine Diagnose müssen diese Essanfälle mindestens ein Mal in der Woche für drei aufeinanderfolgende Monate auftreten. Die Betroffenen fühlen sich nach ihren Essanfällen oft schuldig und versuchen diese zu verbergen. Oft wird diese psychische Erkrankung übersehen und nicht richtig behandelt. Betroffene bekommen Anleitungen zur Gewichtsreduktion, um negative, langfristige gesundheitliche Auswirkungen zu minimieren. Jedoch wird die psychische Ebene, die die Störung

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aufrechterhält, zu wenig beachtet. Man behandelt die Symptome, aber nicht die Gründe.

(Guerdjikova, Mori, Casuto & McElroy, 2017)

1.2.Verarbeitung von Nahrungsmittelbildern im Gehirn

Chen, Papies und Barsalou (2016) beschreiben in ihrer Arbeit ein Core Eating Network, welches beim Konsum von Nahrungsmitteln aktiviert wird. Mittels funktioneller Magnetresonanztomographie konnte festgestellt werden, dass auch beim reinen Betrachten von Essen-Stimuli eine Aktivierung in diesem Netzwerk stattfindet. Es gibt einige Faktoren, die diese Prozesse beeinflussen, d.h. die Aktivierung erhöhen oder erniedrigen. Unter anderem wird die Signifikanz eines Nahrungsmittels in Bezug auf die Befriedigung eines Hungerbedürfnisses und ebenso wie schmackhaft bzw. attraktiv ein Nahrungsmittel für eine Person ist, erwähnt. Auch der Body-Mass-Index (BMI) und ob eine Essstörung vorhanden ist oder nicht, spielen eine wesentliche Rolle. Abschließend ist noch zu erwähnen, dass auch persönliche Ziele in Bezug auf Nahrungszufuhr einen Faktor bilden, hier sind zum Beispiel Abnehmziele, der Wunsch einem gesunden Lebensstil nachzugehen oder der hedonische Wert eines Nahrungsmittels angeführt.

Je nachdem ob ein Nahrungsmittel nur konsumiert wird, das heißt, ohne es visuell wahrzunehmen oder ob wir Essensstimuli auch visuell wahrnehmen, sind andere Areale im Gehirn stärker aktiviert. Bei dem Vergleich von fMRI-Studien die sich dieser Thematik angenommen haben, konnte man einige Areale lokalisieren, die immer aktiviert sind, wenn wir uns mit einem Nahrungsmittel auseinandersetzen. Diese Areale wurden von Chen et al.

(2016) als Core Eating Network beschrieben. Unter anderem findet eine Aktivierung in den jeweiligen sensorischen Zentren statt, mit welchen der Essensreiz wahrgenommen wird.

Darüber hinaus kann es zu einer Aktivierung in der Amygdala, im orbitofrontalen Kortex, im anterioren cingulären Kortex, im dorsolateralen präfrontalen Kortex, parietalen Kortex sowie im ventralen und im dorsalen Striatum kommen. Hierbei arbeiten zwei Systeme zusammen, ein dorsales Kontrollsystem und ein ventrales Belohnungssystem (Kaye et al., 2009). Im Kontrollsystem findet die allgemeine kognitive Kontrolle (dlPFC), die Bewertung von Nahrungsmitteln und die Evaluierung der zukünftigen Konsequenzen des Nahrungsmittelkonsums statt. Im Belohnungssystem findet eine Bewertung bezüglich der erwarteten Belohnung, die die Nahrungsaufnahme mit sich bringt, statt.

Vor allem Areale, die die kognitive Kontrolle betreffen, sind bei von der Norm abweichendem Essverhalten und bei Essstörungen wie Anorexia Nervosa (AN), Bulimia Nervosa (BN) vermehrt aktiviert (Chen et al., 2016). Beim Binge-Eating-Disorder (BED)

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sind diese vermindert aktiviert (Eichen et al., 2017). Eine verminderte Aktivierung im PFC führt dazu, dass die inhibitorische Kontrolle nicht in einem gesunden Maß gegeben ist. Bei der BED konnte weiterführend festgestellt werden, dass es zu einer vermehrten Aktivierung im ventralen Belohnungspfad kommt, diese betrifft vor allem den OFC, die Insula und das ventrale Striatum. Mittels Voxel-basierter Morphometrie konnte eine Atrophie an grauer Maße in ebendiesen Bereichen bei BED-Patientinnen und Patienten im Vergleich zu einer übergewichtigen Normstichprobe festgestellt werden (Woolley et al., 2007). Schädigungen in diesen Bereichen konnten mit übermäßigem Essverhalten in Zusammenhang gebracht werden. Da in dieser Studie festgestellt werden soll, ob das Verlagen nach und der Appetit auf ein Nahrungsmittel durch Interventionen auf kognitiver Ebene reduziert werden können, ist es wichtig zu wissen, wo im Gehirn mögliche Veränderungen mittels EEG sichtbar gemacht werden können.

Eichen et al. (2017) beschreiben in ihrer Studie, dass sich Verhaltenstherapeutische Maßnahmen zur Behandlung von Essstörungen in ihren Grundkonzepten meist sehr ähnlich sind, unabhängig davon, welche Erkrankung behandelt wird. Es wird darauf fokussiert Essverhalten zu normalisieren, kognitive Verzerrungen bewusst zu machen und emotionale Dysregulationen aufzulösen. Wichtig hierbei wäre es, Unterschiede zwischen den verschiedenen Erkrankungen auf neuro-kognitiver Ebene bewusst zu machen und diese in die Therapie miteinzubeziehen. Dies kann man erreichen, indem man alternative Methoden zur Behandlung von Essstörungen entwickelt und deren Wirksamkeit wissenschaftlich validiert. Weiterführend werden neue Therapieformen dargestellt, die auf die Beeinflussung der kognitiven Kontrolle abzielen.

Bei der Behandlung von BED werden Attention-Bias-Modification-Programme eingesetzt die ursprünglich zur Behandlung von Angststörungen entwickelt wurden. Hierbei wird die Aufmerksamkeit bewusst weg von den Essensreizen gelenkt, so dass die fehlerhafte inhibitorische Kontrolle nicht primär die Aufnahmemenge der Nahrungsmittel bestimmt. In anderen Worten, das Nahrungsmittel vor einem hat nicht mehr den Hauptfokus (Renwick, Campbell & Schmidt, 2013).

Eine weitere Möglichkeit, um auf kognitiver Ebene zu intervenieren, sind Verfahren, die auf Imaginationstechniken und mentaler Vorstellung basieren. Schon in den 1890er- Jahren hat man herausgefunden, dass es bestimmte Muster gibt, mit denen wir auf Reize reagieren. Ein berühmter Physiologe, der erstmal das Phänomen der Konditionierung beschrieben hat, ist Iwan Petrowitsch Pawlow. Wenn ein Reiz sehr oft mit einem anderen

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Reiz gekoppelt wurde, dann benötigt es irgendwann nur mehr einen der beiden Reize, um eine Reaktion auszulösen. Im ursprünglichen Experiment von Pawlow ist das so dargestellt, dass ein Hund immer zu Speicheln beginnt, wenn er sein Futter sieht. Läutet man dabei parallel mit einer Glocke, reicht es irgendwann, nur die Glocke zu läuten, um ein Speicheln beim Hund zu bewirken. Auch das hier öfter thematisierte Craving nach Nahrungsmitteln entsteht durch einen solchen Konditionierungsprozess (Sun & Kober, 2020). Wir reagieren in bestimmter Weise auf Reize (Cues), die wir mit Nahrungsmitteln verbinden und dadurch steigt das Craving an. Solche Cues können Gerüche, Essensbilder in Werbungen, aber auch als negativ empfundene Emotionen sein (Chen, Papies & Barsalou, 2016). (Pavlov, 1927;

Yerkes & Morgulis, 1909)

Im Laufe weiterer Forschung, hat man entdeckt, dass es bei der Reizexposition zu einer Habituation oder einer Sensibilisierung kommen kann. Habituation bedeutet, dass man zunächst stark auf einen Reiz reagiert, es aber eine Schwelle gibt. Wenn diese Schwelle erreicht wird, nimmt die Reaktion wieder ab, veranschaulicht ist das in Abbildung 1. Bei der Sensibilisierung hingegen nimmt die Reaktion mit der Dauer der Exposition zu und verbleibt für diesen Zeitraum auf einem hohen Niveau. Kommt es danach wieder zu einer Abschwächung der Reaktion, so kann man wiederum von Habituation sprechen. Diese Phänomene werden sehr häufig bei der Therapie von z. B. Angststörungen genutzt. Dabei wird die Klientin oder der Klient mit dem angstauslösenden Reiz konfrontiert, dies kann in vivo oder in sensu geschehen. In sensu bedeutet hier, dass die Person sich in Gedanken mit dem Reiz konfrontiert und diesem nicht direkt ausgesetzt ist. Diese Exposition erzielt vergleichbare Effekte wie die Auseinandersetzung mit einem realen Reiz. Weiterführend werden Parallelen zwischen der Reizexposition in sensu und den in dieser Arbeit angewandten Imaginationstechniken beschrieben. (Foa, 2011; Rosas, 2020)

Abbildung 1. Darstellung einer typischen Habituationskurve (https://hollymastersfearphotography.wordpress.com/2016/01/21/the-affects-of-fear-panic-and- stress/)

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Wenn die Informationen, die zum Gehirn gelangen, mental oder durch bereits abgespeicherte Informationen beeinflusst werden, findet mentale Vorstellung statt (Kiortsis et al., 2018). Hier unterscheidet man genauer zwischen visueller Wahrnehmung und visueller mentaler Vorstellung. Bei dem Vorgang der visuellen Wahrnehmung wird zum Beispiel ein Bild betrachtet und bewertet. Hierbei finden Bottom-up und Top-down-Prozesse im Gehirn statt. Neue Informationen aus dem Bild werden wahrgenommen und bereits vorhandene Informationen werden abgerufen und beides wird miteinander verknüpft. Wenn hingegen visuelle mentale Vorstellung stattfindet, dann gibt es keinen sensorischen Input, die Bilder werden ausschließlich im Gehirn generiert. Wir sind hier rein auf die Informationen angewiesen, die wir schon abgespeichert haben und erstellen innere Bilder, die auf unserer Wahrnehmung und unseren Erinnerungen basieren (Kosslyn, 2005). Visuelle Wahrnehmung und visuelle mentale Vorstellung aktivieren aber trotz ihren Unterschieden, zu einem großen Teil die gleichen Bereiche im Gehirn und somit kann davon ausgegangen werden, dass es reicht sich etwas mental vorzustellen, ohne tatsächlich Bilder betrachten zu müssen (Morewedge et al., 2010). Boswell und Kober (2015) beschreiben ergänzend, dass beim reinen Betrachten von visuellen Essensstimuli, ähnliche Effekte erzielt werden können, wie bei der realen Auseinandersetzung mit einem Lebensmittel. Es konnten durchwegs bessere Effekte erzielt werden als bei dem Einsatz von olfaktorischen Stimuli.

Vergleichbar ist das Ganze mit einer geführten Meditation. Meditation an sich, wird hauptsächlich dazu eingesetzt Stress zu reduzieren, Aufmerksamkeitsprozesse zu verbessern und Emotionen zu regulieren (Tang, Hölzl & Posner, 2015). Aus der Studie von Morewedge et al. (2010) geht nicht hervor, ob die Probandinnen und Probanden durch eine Sprachaufnahme angeleitet wurden, sich vorzustellen, die M&Ms zu essen oder Münzen in einen Münzzähler zu werfen. Jedoch wurde dies in der Studie von Zorjan et al. (2020) so praktiziert. Mit Hilfe dieser sprachlichen Anleitung kann die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, dass sich die Personen tatsächlich mental die erwähnten Prozesse vorstellen.

Bisherige Forschung hat gezeigt, dass man mit Hilfe von Meditationen einen positiven Einfluss auf die Selbstregulationsfähigkeiten eines Menschen nehmen kann. Bei verschiedenen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Substanzabhängigkeiten und weiteren, wurden bereits positive Erfolge erzielt. Die Annahme, dass man das Craving auf ein Nahrungsmittel regulieren kann, indem man sich mental damit auseinandersetzt, ergibt also durchaus Sinn (Tang et al., 2015).

Es gilt herauszufinden, wie eine solche Imagination oder auch geführte Meditation aufgebaut sein muss, damit sie eine Wirkung auf die Selbstregulation hat. Zorjan et al. (2020)

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konnte keine relevanten Effekte mit der Vorstellung M&Ms mental zu konsumieren, erzielen. Es stellt sich die Frage, ob es andere Prozesse gibt, die möglicherweise das Craving reduzieren. Hier wäre es wie oben erwähnt, wichtig, dass Habituationsprozesse in Gang gesetzt werden und es nicht zu einer Sensibilisierung kommt. Eine Sensibilisierung könnte nämlich dazu führen, dass eine gegensätzliche Wirkung einsetzt und das Craving gesteigert wird, anstatt es zu reduzieren. Epstein, Temple, Roemmich & Bouton (2009) haben sich in ihrer Arbeit damit beschäftigt, wie Menschen auf Essen habituieren und wie diese Habituation durch innere und äußere Bedingungen, beeinflusst wird. Sie beschreiben, dass es grundsätzlich bei jeder Nahrungsaufnahme eines gesunden Menschen zu einem Habituationsprozess kommt. Eine Habituation in dem Sinne, dass sich der Hunger durch die Nahrungsaufnahme reduziert und diese gestoppt wird, sobald ein Sättigungsgefühl wahrgenommen wird. Es kann aber auch in der Hinsicht habituiert werden, dass die Motivation ein Nahrungsmittel zu konsumieren, sinkt. Dies ist z. B. möglich, wenn etwas sehr häufig konsumiert wird und das Bedürfnis danach längerfristig gestillt ist. Zieht man alle diese Überlegungen in Betracht, so könnte man daraus schließen, dass es auch noch andere Prozesse gibt, die unsere Motivation, etwas zu essen, mindern. Zum Beispiel, wenn etwas in der dargebotenen Form, nur sehr schwer zu konsumieren ist, weil es zum Beispiel gefroren ist, noch gekocht werden muss, verdorben ist oder sehr unappetitlich präsentiert wird.

Eine Imagination, die in Betracht gezogen werden kann und bisher noch nicht überprüft wurde, ist das Zerstören von Nahrungsmitteln und somit auch das Zerstören der Form eines Nahrungsmittels, in der es üblicherweise konsumiert wird. Wenn wir auf etwas besonders viel Lust haben, dann sehen wir den Gegenstand in seiner optimalen und besonders attraktiven Form mental vor uns. Zerstört man diese Form, dann sollte auch die Attraktivität und weiterführend das Craving reduziert werden. In der hier untersuchten und beschriebenen Imagination müssen sich die Versuchsteilnehmerinnen vorstellen, dass sie 30 M&Ms mit einem Hammer zerstören und diese zersplittern. Am Ende bleibt nur mehr eine braune Masse übrig. In Meiselmann (1992) wird beschrieben, dass die Zusammensetzung, die Form und der Ort, an dem wir ein Nahrungsmittel oder ein Gericht konsumieren, ausschlaggebend dafür ist, wie gerne wir dieses essen möchten. Auch ist es wichtig, wie vertraut wir mit dem Präsentiertem sind und ob es Ähnlichkeiten mit uns bereits bekannten Nahrungsmitteln gibt. Davon abgeleitet ergibt es Sinn, zu überprüfen, ob die Manipulation eines Nahrungsmittels dazu führt, dass man dieses weniger begehrt und im Folgeschluss auch weniger davon konsumiert.

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1.3.Ereigniskorrelierte Potenziale (EKPs)

Wie schon in Zorjan et al. (2020) beschrieben, wurden im Unterschied zu den Verfahren, mit denen Reaktionen in anderen ähnlichen Studien gemessen wurden, die Wirkung der Imaginationen auch zusätzlich mit einer EEG-Messung überprüft. Mit dem EEG können Gehirnwellen aufgezeichnet werden, dies kann auch parallel zu der Ausführung von bestimmten Aufgaben geschehen. Dieses Verfahren ist besonders interessant, wenn man überprüfen möchte, ob eine Intervention zu einer tatsächlichen Veränderung im Gehirn führt.

Das Gehirn verarbeitet Stimuli nach einem bestimmten Muster. In den Gehirnwellen kann man dies anhand von Positivierungen oder Negativierungen in einem Zeitintervall nach der Stimuluspräsentation sehen. Ein Beispiel für eine solche EEG-Kurve ist in Abbildung 2 dargestellt. Wenn man diese Muster in Zusammenhang mit einem bestimmten Auslöser oder Event bringt, kann man ereigniskorrelierte Potentiale (EKPs) bilden. Da das Rauschen bei einzelnen Messungen sehr groß ist, müssen wiederholte Messungen innerhalb eines Versuchsdurchgang stattfinden. Diese Messungen werden dann gemittelt und man bekommt ein durchschnittliches Reaktionsmuster auf den Stimulus. Mit Hilfe von EKPs kann man zum Beispiel darstellen welche kognitiven Prozesse wie z. B. Aufmerksamkeit oder inhibitorische Kontrolle in der Verarbeitung von Reizen involviert sind und wie sich die Aktivierung dieser bei der Betrachtung von unterschiedlichen Stimuli unterscheidet. Dies kann man auch anwenden, wenn man herausfinden möchte, wie essensspezifische Stimuli im Gehirn verarbeitet werden (Carbine et al., 2018; Luck, 2014).

Abbildung 2. Darstellung einer typischen EEG-Kurve mit Positivierungen und Negativierungen (Luck, 2014, S.76)

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Carbine et al. (2018) haben in diesem Kontext Studien zusammengefasst und verglichen, welche sich mit der Verarbeitung von Essensreizen im Gehirn beschäftigen. Bei der Betrachtung von visuellen essensbezogenen Stimuli sind bei den EKPs wichtige Zeitintervalle P100, N100, P200 und N200. Diese Werte beziehen sich auf Ausschläge in der EEG-Kurve in eine bestimmte Richtung, in einem definierten Intervall (ms) nachdem ein Stimulus präsentiert wurde. Auch werden in der Literatur öfter das P300, also eine Positivierung in einem Intervall von 250-500ms nach Stimulus-Onset und ein Late Positive Potential (LPP) erwähnt. Das LPP wird meist in einem späteren Zeitintervall abgelesen. Man kann es in ein frühes LPP (300-600ms), welches vergleichbar mit P300 ist und in ein spätes LPP (600-3000ms) aufteilen (Carbine et al., 2018; Hajcak et al., 2010; Olofsson et al., 2008;

Zorjan et al., 2020).

Die Unterteilung in diese Intervalle ist deswegen von Relevanz, weil unterschiedliche Prozesse im Gehirn stattfinden, je nachdem welcher Zeitraum nach dem Stimulus-Onset genauer begutachtet wird. Auch macht es einen Unterschied wie der Stimulus, der betrachtet wird, beschaffen ist. Wir verarbeiten neutrale Stimuli anders als solche, die für uns einen emotionalen Wert haben (Hajcak et al., 2010). Im Zeitintervall von 300-600ms (P300, frühe LPP) nachdem der Stimulus präsentiert wurde, kann man ablesen wie motiviert eine Person ist, die Aufmerksamkeit auf diesen zu lenken. Im Zeitintervall von 600-3000ms (späte LPP) kann man die anhaltende Aufmerksamkeit beobachten und auch Prozesse der Verarbeitung der Reize im Gedächtnis (Olofsson et al., 2008). Prozesse wie das Craving nach einem Nahrungsmittel werden mit Aufmerksamkeitsprozessen, die vor allem im Intervall des späten LPP stattfinden, in Zusammenhang gebracht. Das Craving kann mit dem Prozess der Rumination verglichen werden, es wird sich wiederholt mit der Lust auf ein Nahrungsmittel auseinandergesetzt (Hardman et al., 2020).

Zusammenhänge von Craving, Hungergefühl und Gewicht mit EKP-Komponenten werden in Nijs, Muris, Euser und Franken (2010) näher beschrieben. Diese haben ein Zeitintervall von 300-450ms (P300) nach Stimulus-Onset in einem parieto-okzipitalen Cluster (P3, P7, PO3, O1, P4, P8, PO4, O2, Pz, Oz) genauer betrachtet. Hierbei mussten sich normalgewichtige und übergewichtige Frauen, Bilder von Nahrungsmitteln und neutrale Bilder anschauen. Ein Teil dieser Frauen war wiederum entweder in einem Stadium der Sättigung oder des Hungers. Den Ergebnissen dieser Studie ist zu entnehmen, dass Frauen stärker auf Essensbilder als auf neutrale Bilder reagieren. Bei normalgewichtigen Frauen unabhängig davon, ob sie Hunger verspüren oder satt sind und bei übergewichtigen Frauen nur wenn diese sich satt fühlen. Sichtbar werden diese Effekte durch eine erhöhte P300-

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Amplitude, alle erwähnten Gruppen scheinen vermehrte Aufmerksamkeit den Essensbildern zukommen zu lassen.

Den Zusammenhang zwischen Emotionen, Essen und Verarbeitung von Essensbildern im Gehirn haben Blechert, Goltsche, Herbert und Wilhelm (2014) genauer untersucht. Hierbei fanden sie in einem Intervall von 300-600ms (LPP) nach Präsentation der Essensbilder signifikante Amplitudenunterschiede in einem parieto-okzipitalen Cluster.

Frauen, die hohe Ausprägungen im Emotional-Eating haben, haben höhere LPP-Amplituden gezeigt als Frauen, die niedrige Ausprägungen im Emotional-Eating haben. Emotional- Eating bezeichnet eine Nahrungsaufnahme, die primär durch Emotionen induziert ist und auch auftritt, wenn kein physiologisches Hungergefühl besteht. Da die LPP dahingehend interpretiert werden kann, dass vermehrt Aufmerksamkeit auf einen Reiz gelenkt, dieser evaluiert und mit abgespeicherten Erinnerungen in Zusammenhang gebracht wird, erklären sich die Autoren die gefundenen Effekte durch die erhöhte motivationale Relevanz von Essen, für Frauen mit ausgeprägtem Emotional-Eating. Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass das Craving von Frauen mit hohen Werten im Emotional-Eating zugenommen hat, wenn negative Emotionen induziert wurden, während das Craving bei geringen Ausprägungen gesunken ist.

Schwab, Giraldo, Spiegel und Schienle (2016) untersuchten, ob die Aufnahme eine bitteren Flüssigkeit, die Wahrnehmung von Essensstimuli beeinflusst. Es wurden Bilder, auf denen Süßigkeiten, Fleisch oder Gemüse abgebildet waren, präsentiert. Die Kontrollgruppe, welche vor dem Experiment keine bittere Flüssigkeit zu sich genommen hat, reagierte mit signifikant mehr Arousal auf Bilder, auf denen Fleisch oder Süßigkeiten abgebildet wurden, als auf Bilder, auf denen Gemüse abgebildet war. Dies war auch in der parallel erfolgten EEG-Untersuchung, 400-700ms (LPP) nach Bildpräsentation, in einem frontalen Cluster (F3, Fz, F4), ersichtlich. Die Kontrollgruppe reagierte auch hier stärker auf Bilder von Fleisch und Süßigkeiten als auf Bilder von Gemüse. In der Experimentalgruppe kam es zu keinen signifikanten Unterschieden bei der Betrachtung der Bilder. In einem parietalen Cluster (P3, Pz, P4) konnte ein Effekt der Bilderkategorie festgestellt werden, auch hier wurde stärker auf Fleisch und auf Süßigkeiten reagiert als auf Gemüsebilder. Man kann somit davon ausgehen, dass im EEG in frontalen und parietalen Arealen, eine Reaktion auf hochkalorische Nahrungsmittel zu beobachten ist. Eine erfolgreiche Manipulation des Cravings und des Appetites nach hochkalorischen Nahrungsmitteln, sollte somit in diesen Zeitfenstern gut sichtbar sein.

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1.4.Fragestellung/Hypothesen

Nach Evaluierung der bisherigen Forschung stellt sich nun die Frage, ob die mentale Vorstellung Essen zu konsumieren bzw. das dargebotene Nahrungsmittel so zu manipulieren, dass es der appetitive Wert reduziert wird, tatsächlich einen Einfluss auf den Konsum und das Verlangen nach Nahrungsmitteln hat und ob es Unterschiede in den aufgezeichneten EEG-Amplituden bei der visuellen Wahrnehmung und Bewertung der Lebensmittel gibt. Da wie in Zorjan et al. (2020) beschrieben, der vorgestellte Konsum von M&Ms den Appetit, das Craving und die Amplituden nicht reduziert hat, stellt sich die Frage, ob andere Imaginationsinhalte, wie das Zerstören von M&Ms, dies möglicherweise tun. Lebensmittel sind für uns in ihrer gewöhnlichen Form am attraktivsten, wenn M&Ms in Splitter zertrümmert werden, sind diese schwerer zu essen und verwandeln sich sozusagen in eine braune Masse. In dieser Arbeit wurde untersucht ob diese Umstände einen Einfluss auf oben genannte Punkte hat. Abgeleitet von den oben präsentierten Studien und Theorien sind folgende Hypothesen aufgestellt worden.

Hypothese 1

Frauen, die sich die Imagination „M&Ms zerstören“ angehört haben, konsumieren nach dem Experiment weniger M&Ms (in g) als Frauen, die sich die Imaginationen „M&Ms sortieren“

oder „Murmeln sortieren“ angehört haben. (z. B. Haasova, Elekes, Missbach & Florack, 2016; Missbach, Florack & König, 2015; Morewedge et al., 2010)

Hypothese 2

Frauen, die sich die Imagination „M&Ms zerstören“ angehört haben, zeigen weniger Verlangen (Craving) nach M&Ms (auf einer Skala von 1-9) als Frauen, die sich die Imaginationen „M&Ms sortieren“ oder „Murmeln sortieren“ angehört haben. (z. B. Epstein, Temple, Roemmich & Bouton, 2009)

Hypothese 3

Frauen, die sich die Imagination „M&Ms zerstören“ angehört haben, zeigen geringere Amplituden bei einer EEG-Aufzeichnung im frühen LPP (300-600ms) und im späten LPP (600-3000ms) als Frauen, die sich die Imaginationen „M&Ms sortieren“ und „Murmeln sortieren“ angehört haben. (z. B. Carbine et al., 2018)

Weitere untersuchte Hypothesen

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Der Einfluss von Restraint Eating auf die Entscheidung, ob man M&Ms isst oder nicht, wurde mit Hilfe der Restraint-Skala des EDE-Q überprüft. Es wird ein Zusammenhang dahingehend vermutet, dass Frauen, die höhere Werte auf der Skala Restraint erreichen, sich öfter dazu entscheiden, keine M&Ms im Labor konsumieren. (Bublitz, Perrachio & Block, 2010)

Basierend auf der Beantwortung dieser Hypothesen wurde nun das weitere Experiment entwickelt und durchgeführt.

2. Methode 2.1.Stichprobenbeschreibung

Insgesamt wurden für diese Untersuchung Daten von 98 Frauen erhoben. Die Daten von 64 dieser Frauen wurden hierbei schon 2019 im Rahmen einer Vorgängerstudie (Zorjan, Schwab & Schienle, 2020) von Kolleginnen und Kollegen erhoben und für Vergleichszwecke und Berechnungen zu Verfügung gestellt. Im Sommer 2020 wurde eine Imaginationsgruppe mit weiteren 34 Personen getestet. Von den 98 Frauen wurden 15 exkludiert. Die Gründe hierfür waren, dass diese keine M&Ms mochten, sie sich vegan ernährten, EEG-Aufzeichnungen fehlerhaft waren, psychische Erkrankungen vorhanden waren oder sich sehr stark von den anderen Personen in den Gruppen unterschieden. Dies war z. B. der Fall, wenn der BMI mehr als drei Standardabweichungen vom Mittelwert abgewichen ist. In die endgültigen Berechnungen flossen somit die Daten von 83 Teilnehmerinnen ein. Rekrutiert wurden diese in der diesjährigen sowie in der vorjährigen Studie an der Universität, über soziale Netzwerke und über den Freundeskreis. Die Berechnung der Power anhand der gefundenen Effektstärken (𝜂2 = .11 𝑏𝑧𝑤. 𝜂𝑝2 = .12) von Zorjan et al. (2020) ergab, dass es eine Power von ca. . 80 − .85 bei einer Gruppengröße von 28 Personen, gegeben sein sollte. Insgesamt werden ungefähr 84 Teilnehmerinnen benötigt, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.

Die Teilnehmerinnen waren zwischen 18 und 37 Jahren alt (𝑀𝑊 = 23.86, 𝑆𝐷 = 4.22). Alle teilnehmenden Frauen hatten zum Zeitpunkt der Testung entweder die Hochschulreife (49) erreicht oder bereits einen Hochschulabschluss (34) an einer Universität, Fachhochschule oder Akademie erhalten. Der BMI (Body-Mass-Index) der Frauen bewegte sich in einem Bereich von 17.30 und 29.41 Punkten (𝑀𝑊 = 22.27, 𝑆 = 2.66). Fünf Frauen fielen hierbei in die Gruppe der Untergewichtigen (𝐵𝑀𝐼 < 18.5), dreizehn Frauen in die Gruppe der Übergewichtigen (𝐵𝑀𝐼 25.0 − 29.9) und der Rest war

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normalgewichtig. Da bei dieser Studie M&Ms als Essensreiz gewählt wurden, war es wichtig, dass gegen diese keine Aversion besteht, weil sonst die Konditionierung nicht funktioniert hätte. Deswegen wurden die Frauen zuvor gefragt, wie gerne sie M&Ms haben.

Gemessen wurde dies mittels fünf-stufiger Likert-Skala (𝑂 = ü𝑏𝑒𝑟ℎ𝑎𝑢𝑝𝑡 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑔𝑒𝑟𝑛𝑒; 4 = 𝑒𝑥𝑡𝑟𝑒𝑚 𝑔𝑒𝑟𝑛𝑒) im Rahmen einer Vortestung über eine Online-Umfrage. Frauen, die einen Wert < 2 erreichten, konnten nicht am zweiten Teil der Studie (Experiment) teilnehmen.

2.2.EDE-Q 2

Das Vorhandensein von Essstörungen, welche den Konsum von Nahrungsmitteln beeinflussen könnten, wurde mit Hilfe des Eating Disorder Examination – Questionaire 2 (Hilbert & Tuschen-Caffier, 2006) überprüft. Der Fragebogen unterteilt sich in vier verschiedene Skalen und es kann auch ein Gesamtwert über alle Skalen gebildet werden. Er gliedert sich in die Skalen Restraint Scale, Eating Concern Scale, Weight Concern Scale und Shape Concern Scale. Aus Gründen der einfacheren Vergleichbarkeit, wurde der Gesamtwert des EDE-Q mit dem Cut-Off-Wert klinisch relevanter Populationen verglichen.

Der minimale Wert, der hier von den Teilnehmerinnen erzielt wurde, war 0.00 und der maximale Wert war 3.45 (𝑀𝑊 = 1.09, 𝑆 = .91). In Mond, Hay, Rodgers und Owen (2006) wurde ein Cut-Off-Wert von 4 zur Unterteilung zwischen normalen und extremen Werten angegeben, somit mussten hier keine weiteren Personen ausgeschlossen werden. Wenn man den Mittelwert des Gesamtwertes mit dem Mittelwert der gesunden Population von Hilbert und Tuschen-Caffier (2006) vergleicht, ist dieser signifikant geringer, 𝑡(409) = −3.6, 𝑝 <

.001. Die Reliabilität für die Gesamtskala des Fragebogens wurde mittels Cronbachs Alpha berechnet und ergab einen Wert von 𝛼 = .85, welcher als ausreichend gewertet werden kann.

2.3.Gruppenbildung

Für die hier untersuchte Fragestellung wurden die Teilnehmerinnen randomisiert drei Gruppen zugeteilt. Die Gruppen wurden wie folgt nach dem Inhalt der Imaginationsbedingung benannt: „M&Ms sortieren, Murmeln sortieren und M&Ms zerstören“. Den Gruppe M&Ms sortieren und M&Ms zerstören werden in der endgültigen Analyse jeweils 28 Teilnehmerinnen zugeordnet und der Gruppe Murmeln sortieren 27.

Wenn angegeben werden musste, wie gerne die teilnehmenden Frauen M&Ms haben (M&M-liking), wurde dies mit durchschnittlich 3.07 𝑃𝑢𝑛𝑘𝑡𝑒𝑛 (𝑆𝐷 = .76) bewertet.

Zwischen den Gruppen gab es keinen signifikanten Unterschied in den Ausprägungen der

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Variable M&M-liking (𝐹(2, 80) = .80, 𝑝 = .45), alle drei Gruppen mochten M&Ms im Durchschnitt gleich gerne.

Frauen, die zum zweiten Teil der Studie eingeladen wurden, mussten zu Beginn der Testung angeben, wie viele Stunden ihre letzte Mahlzeit zurückliegt und wie groß ihr aktuelles Hungergefühl auf einer Skala von 1-9 (1 = 𝑔𝑎𝑟 𝑘𝑒𝑖𝑛 𝐻𝑢𝑛𝑔𝑒𝑟; 9 = 𝑠𝑒ℎ𝑟 𝑔𝑟𝑜ß𝑒𝑟 𝐻𝑢𝑛𝑔𝑒𝑟) ist. Teilnehmerinnen wurden im Vorfeld gebeten ungefähr drei Stunden vor der Testung keine Lebensmittel mehr zu konsumieren. Die letzte Mahlzeit lag im Durchschnitt 6.88 Stunden (𝑆𝐷 = 5.36) zurück. Die Gruppen unterschieden sich hier nicht signifikant voneinander, 𝐹(2, 80) = 2.86, 𝑝 = .06. Der empfundene Hunger zum Zeitpunkt des Experimentes wurde mit 3.94 (𝑆𝐷 = 2.38) angegeben. Auch hier gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen, 𝐹(2, 80) = 2.36, 𝑝 = .10.

Auch bei weiteren Parametern wie dem BMI (𝐹(2, 80) = 1.12, 𝑝 = .34), dem durchschnittlichen Alter (𝐹(2, 80) = .73, 𝑝 = .49) und dem durchschnittlichen Ausbildungsniveau (𝜒2 = 4.47, 𝑝 = .11) gab es keine signifikanten Unterschiede. Die Probandinnen, die keine M&Ms konsumiert haben, unterschieden sich nicht in ihrer Häufigkeit, in der sie in den drei Imaginationsgruppen vorkommen, 𝜒2 = 1, 𝑝 = .61. In Tabelle 1 können die durchschnittlichen Werte für die einzelnen Gruppen abgelesen werden.

Tabelle 1. Angabe von Mittelwerten und Standardabweichungen (in Klammer) für verschiedene Variablen.

Veranschaulichung der Verteilung zwischen den drei Gruppen.

M&Ms sortieren Murmeln sortieren M&Ms zerstören

Alter 24.57 (4.69) 23.78 (4.00) 23.21 (3.97)

M&M-liking [0-4] 3.18 (.67) 2.93 (1.00) 3.11 (.57)

BMI 22.86 (2.83) 21.84 (2.61) 22.09 (2.51)

Letzte Mahlzeit [in h] 6.07 (4.41) 8.85 (5.10) 5.79 (6.07) Hungergefühl [1-9] 4.61 (2.57) 3.96 (2.41) 3.25 (1.99) EDE-Gesamtscore [1-7] 1.20 (.99) 1.01 (1.00) 1.02 (.75)

2.4.Stimuli und Untersuchungsdesign 2.4.1. Versuchsablauf

Frauen, die den Online-Fragebogen ausgefüllt hatten und die erforderlichen Kriterien erfüllten (keine psychischen oder neurologischen Erkrankungen, keine

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Psychopharmakaeinnahme, M&M-liking) wurden mittels E-Mail zum zweiten Teil der Untersuchung eingeladen. Wie oben erwähnt, wurden sie bei dieser Einladung schon angewiesen, drei Stunden vor der Untersuchung keine größeren Mengen an Nahrungsmitteln zu verzehren, damit die Intervention nicht durch die komplette Abwesenheit von Hunger beeinflusst wird (Reents, Seidel, Wiesner & Pedersen, 2020). Die Probandinnen wurden vor dem Universitätsgebäude von den jeweiligen Versuchsleiterinnen abgeholt und mussten eine Covid-19-Checklist ausfüllen. Des Weiteren musste während der kompletten Untersuchung ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, eine Ausnahme hierbei gab es für die Zeiträume, in denen die Probandinnen allein in der Versuchskabine waren. Nachdem sie in das EEG- Labor der klinischen Psychologie gebracht wurden, mussten sie auf einem Sessel Platz nehmen und es wurde ein Probandinnencode für die spätere Zusammenführung der Daten generiert. Auch wurde hier abgefragt, wann das letzte Mal etwas gegessen wurde und wie groß das Hungergefühl ist. Anschließend wurde der Kopfumfang gemessen, vom Nasion zum Inion und von Ohr zu Ohr, um die am besten sitzende EEG-Haube zu finden und die Elektroden richtig positionieren zu können. Für die EEG-Aufzeichnung wurde das actiCHamp-System verwendet. Im nächsten Schritt wurde die Probandinnen in die Versuchskabine begleitet, dass EEG-System wurde installiert, und sie bekamen eine Erklärung des Ablaufes des weiteren Experimentes.

Zuerst wurde eine Imagination (ca. 8-10 Minuten, je nach Bedingung) eingespielt und die Probandinnen mussten sich mit geschlossenen Augen die erwähnten Inhalte vorstellen. Hierbei wurden bereits EEG-Daten aufgezeichnet, die aber Thema einer anderen Studie sind und hier nicht weiter Erwähnung finden werden. Nach diesem ersten Teil des Experimentes wurden die Probandinnen über ein Mikrofon gefragt, ob alles in Ordnung ist und ob sie bereit für den zweiten Teil der Untersuchung sind. Danach startete der zweite Teil, bei dem sie Bilder von M&Ms und Murmeln gezeigt bekommen haben und diese an verschiedenen Zeitpunkten bewerten mussten. Auch dieser Teil dauerte ungefähr 10 Minuten. Zum Schluss wurde den Probandinnen noch ein Fragebogen vorgelegt, der per Hand auszufüllen war und ihnen wurde eine Schüssel, die genau 1000g M&Ms enthielt, hingestellt. Sie durften so viele M&Ms konsumieren, wie sie wollten. Abschließend gab es die Möglichkeit, die Haare im Labor zu waschen und Studentinnen des Bachelorstudiums Psychologie konnten einen Versuchsschein erwerben.

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2.4.2. EEG-System (Aufzeichnung und Datenanalyse)

Die Messung und Aufzeichnung der Gehirnwellen erfolgte über das actiCHamp-System (actiCHamp, Brain Products GmbH, Gilching, Deutschland). In der Untersuchung wurden 63 aktive actiCap-Snapelektroden, angeordnet nach dem 10-10-System, an der EEG-Haube befestigt. Folgende Elektroden wurden hierbei verwendet: „Fp1, Fz, F3, F7, FT9, FC5, FC1, C3, T7, TP9, CP5, CP1, Pz, P3, P7, O1, Oz, O2, P4, P8, TP10, CP6, CP2, Cz, C4, T8, FT10, FC6, FC2, F4, F8, Fp2, AF7, AF3, AFz, F1, F5, FT7, FC3, C1, C5, TP7, CP3, P1, P5, PO7, PO3, POz, PO4, PO8, P6, P2, CPz, CP4, TP8, C6, C2, FC4, FT8, F6, AF8, AF4, F2“. Die Referenzelektrode wurde an der Position FCz montiert und Ground-Elektrode an der Position FPz. Die Referenzelektrode dient als Basis, zu der alle anderen Elektroden in ein Verhältnis gebracht werden und die Ground-Elektrode dient primär dazu elektronische Wellen aus der Umgebung und elektronische Potentiale, die z. B. durch Muskelzuckungen entstehen, zu minimieren (Lei & Liao, 2017; Paukkunen & Sepponen, 2008). Aufgezeichnet wurden die Gehirnwellen mittels BrainVision Rekorder (Version 1.21). Um die Impedanz zwischen Kopfhaut und Elektrode auf unter 30kΩ zu halten, wurde ein durchsichtiges Elektrolytgel mit Hilfe einer Spritze mit stumpfer Nadel appliziert und auf der Kopfhaut verrieben. Die EEG-Daten wurden mit einer Abtastrate von 2500Hz und einer Durchlässigkeit von 0.016-1000Hz aufgezeichnet. Die Daten vom ersten und zweiten Teil des Experimentes wurden als separate Dateien abgespeichert.

Die Analyse der Rohdaten erfolgte mittels BrainVision Analyzer (Version 2.0.4). Mit Hilfe dieses Programmes wurden die Daten in mehreren Schritten für die Auswertung bereinigt. Im ersten Schritt wurde die Abtastrate auf 250Hz geändert und die Daten wurden einer aus zwei Mastoidlektroden (TP9, TP10) gewonnenen Baseline neu zugeordnet. Auch wurden Artefakte, die durch Augenbewegungen entstanden sind, mit Hilfe der implementierten Augenbewegungskorrektur-Software ICA bereinigt. In einem weiteren Schritt wurden kritische Bereiche in der jeweiligen EEG-Aufzeichnung begutachtet und Episoden mit relevanten Artefakten exkludiert. Ausgeschlossen wurden auch jene Teilnehmerinnen, deren Aufzeichnungen weniger als 70% artefaktfreie Episoden aufwiesen.

Im Durchschnitt waren 92.16% (𝑆𝐷 = 6.36%) der Durchgänge ohne Artefakte. Die Gruppen unterschieden sich in der Fehlerrate (𝐹(2, 80) = 3.088, 𝑝 = 0.051), da die Unterschiede aber nicht extrem groß sind, werden diese nicht weiter beachtet.

Die aufgezeichneten Daten wurden in 3200ms andauernde Intervalle segmentiert.

Dass ist so zu verstehen, dass 200ms vor der Stimuluspräsentation und 3000ms danach,

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Daten aufgezeichnet wurden. Nach Bildung der Intervalle, wurde noch ein 30Hz-Tiefpass- Filter angewandt, der die Frequenzen abschwächt, sodass sie auf ein Intervall beschränkt werden (Cheveigné & Nelken, 2019). Die Daten wurden für die jeweiligen Bedingungen und Gruppen gemittelt. Man bekommt somit Daten für jede verwendete Elektrode pro Bedingung und pro Gruppe. Innerhalb der aufgezeichneten 3200ms pro Stimulus gibt es mehrere kleine Zeitintervalle, die von Bedeutung sein können. In dieser Studie wurde entschieden, das Late-Positive-Potential (LPP) genauer anzusehen. Das LPP kann weiterführend in ein frühes LPP (300-600ms) und ein spätes LPP (600-3000ms) zerlegt werden. Die genauen Werte können von Studie zu Studie variieren und beziehen sich meist auf den Zeitraum, in dem sich eine typische Kurve abzeichnet (z. B. Asmaro et al., 2014;

Wolz et al., 2015; Zorjan et al., 2020).

2.4.3. Clusterbildung

Um die neu hinzugefügte Versuchsbedingung mit den Ergebnissen der Vorgängerstudie vergleichen zu können, wurde der gleiche Cluster an Elektroden gebildet (P3, P1, PO3, Pz, POz, P2, P4, PO4). Diese Elektroden decken den parietalen-okzipitalen Bereich des Gehirns ab. Es gibt Studien, die herausgefunden haben, dass besonders in diesem Bereich Nahrungsmittelbilder verarbeitet werden (Asmaro et al., 2014; Wolz et al., 2015) und die Aufmerksamkeit auf emotional relevante Reize im Vergleich zu neutralen Reizen, abgebildet werden kann (Hajcak et al., 2010). Wenn man besonders viel Lust auf ein Nahrungsmittel hat, dann wird das vor allem in der LPP ersichtlich. Man beschäftigt sich vermehrt kognitiv mit dem Lebensmittel und es kann zu einer Rumination kommen, das heißt, die Gedanken kreisen immer wieder um das gleiche Produkt (Hardman et al., 2020).

Um sich auch noch andere Gehirnareale anzusehen, wurde ein zweiter, frontaler Cluster (Fz, F3, F4) gebildet. In diesem Cluster kann die Verarbeitung von visuellen Stimuli z. B. im präfrontalen Cortex (PFC) genauer untersucht werden. Aus der Literatur kann abgeleitet werden, dass im PFC, bezogen auf die Verarbeitung von Essenstimuli, eine Bewertung der persönlichen Relevanz von Lebensmitteln sowie die kognitive Kontrolle des Konsums jener, stattfindet (z. B. Toepel, Knebel, Hudry, Le Coutre & Murray, 2012). In Abbildung 3 sind die gebildeten Cluster dargestellt.

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Abbildung 3. Farbliche Markierung der gebildeten Cluster in einer schematischen Darstellung des 10-10-EEG-Systems. Die roten Kreise markieren den frontalen Cluster und die grünen Kreise markieren den parieto-okzipitalen Cluster.

2.5.Stimuli

2.5.1. Imaginationen

Das Abspielen der Imagination gehörte zum ersten Teil des Experiments im Labor. Dabei mussten sich die Probandinnen entspannt auf einen Stuhl setzen. Sie wurden angewiesen, sich möglichst wenig zu bewegen, weil nebenbei schon eine EEG-Messung durchgeführt wurde. Die verschiedenen Imaginationen dauerten durchschnittlich 10 Minuten. Man hörte aus einem Lautsprecher eine Frauenstimme, die einen dazu aufforderte, die Augen zu schließen und sich die folgend beschriebenen Szenarien vorzustellen. Je nach Bedingung, wurde sich entweder vorgestellt, dass 30 bunte M&Ms mit einem Hammer zerschlagen werden, 30 bunte M&Ms nach Farbe sortiert werden oder 30 Murmeln nach Farbe sortiert werden. Sie mussten sich im Weiteren vorstellen, dass sie in einem bequemen Stuhl in einem hellen Raum sitzen, vor ihnen steht ein Tisch, auf dem entweder eine Schüssel voller M&Ms oder eine Schüssel voller Murmeln stand. In der M&M zerstören-Bedingung, mussten sie nach und nach M&Ms aus der Schüssel nehmen, diese mit einem Hammer zerschlagen und

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sich vorstellen, dass viele bunte Splitter entstehen bis zum Schluss nur mehr eine braune Masse übrigbleibt. In der M&M sortieren-Bedingung, mussten sie M&Ms nach und nach aus der Schüssel nehmen und diese je nach Farbe in kleinere Schüsseln ordnen. In der Murmeln sortieren-Bedingung, mussten sie Murmeln aus der Schüssel nehmen und diese je nach Farbe in kleinere Schüsseln ordnen.

2.5.2. Bildmaterial

Im zweiten Teil des Experiments wurden den Probandinnen 60 Bilder präsentiert. Dabei handelte es sich um 30 Bilder auf denen M&Ms abgebildet waren und 30 Bilder auf denen Murmeln abgebildet waren. Die Bilder unterschieden sich in der Anzahl, in der Murmeln oder M&Ms abgebildet waren und es wurden auch Bilder gewählt, in denen M&Ms verarbeitet waren (z. B. Kuchen). Die Auswahl erfolgte auch aufgrund bestimmter Kriterien (Kontrast, Farbe, Komplexität), sodass diese Faktoren zwischen den Kategorien stabil gehalten werden konnten und eine gute Vergleichbarkeit erzielt werden konnte.

Während eines Versuchsdurchlaufes wurde vor jedem Bild ein Fixationskreuz für 500-1000ms eingeblendet und anschließend eines der Bilder für jeweils 3500ms. Alle Probandinnen haben die gleichen Bilder präsentiert bekommen, jedoch in einer randomisierten Reihenfolge. Während des Durchlaufes mussten fünf Mal Fragen zu M&M- Bildern und fünf Mal Fragen zu Murmelbildern beantwortet werden. Die Fragen zu den M&M-Bildern bezogen sich auf das empfundene Craving (Verlangen) beim Betrachten der Bilder („Wie gerne würden sie das oben Abgebildete gerade essen?“) und wie gerne man M&Ms im Allgemeinen hat („Wie gerne haben sie das oben Abgebildete im Allgemeinen?“). Zu den Murmelbildern gab es nur eine Frage, nämlich: „Wie gerne haben sie das oben Abgebildete im Allgemeinen?“. Die Bewertung wurde mittels Computermaus auf einer 9-stufiken Likertskala (1= gar nicht; 9=sehr) abgegeben, indem der Mauszeiger zu dem Punkt bewegt wurde, der am ehesten zutreffend war. Unabhängig davon welche Imagination zuvor angehört wurde, mussten von allen Teilnehmerinnen, für die gleichen Bilder, Bewertungen abgegeben werden. Die fünf Bewertungen wurden jeweils für eine Person gemittelt und dienen als Variable zur Überprüfung, ob die Imaginationen eine Auswirkung auf das Craving nach M&Ms haben.

2.6.Statistische Analyse

Zur Überprüfung der in der Einleitung aufgestellten Hypothesen, wurden folgende Verfahren ausgewählt. Es wurde untersucht ob Probandinnen, die der Bedingung M&Ms

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zerstören zugeteilt waren, weniger M&Ms konsumiert haben als Probandinnen der anderen Bedingungen (M&Ms sortieren, Murmeln sortieren). Zur Überprüfung dieser Hypothese wurde am Ende der Untersuchung die Schüssel mit den M&Ms gewogen und ein Differenzwert für jede Probandin eingetragen. Ob es zwischen den Gruppen Unterschiede im M&M-Konsum gab, wurde mit Hilfe einer einfaktoriellen Varianzanalyse (one-way ANOVA) überprüft.

Auch Unterschiede im Craving nach M&Ms wurden mittels einer einfaktoriellen Varianzanalyse überprüft. Hierbei wurde sich angesehen, ob das Craving in der Gruppe M&Ms zerstören geringer ist, als in den anderen zwei Gruppen (M&Ms sortieren, Murmeln sortieren). Relevant waren hier die gemittelten Werte der Bildbewertungen. Signifikante Gruppenunterschiede wurden mit geeigneten Post-Tests genauer untersucht. Dies wurde anhand von gegebenen und verletzten Voraussetzungen entschieden.

Die nächste Hypothese beschäftigt sich mit der Frage, ob die Imaginationsbedingungen einen Einfluss auf die EEG-Amplituden im Zeitraum von 300- 3000ms haben. Dabei wurden Berechnungen separat für ein frühes LPP (300-600ms) und ein spätes LPP (600-3000ms) durchgeführt. Es wurde überprüft welchen Einfluss die Bilderkategorie, also Murmelbilder oder M&M-Bilder und die Imaginationsbedingung auf die zwei LPP-Intervalle haben. Dafür wurden für den parieto-okzipitalen und den frontalen Cluster für beide Intervalle jeweils eine Varianzanalyse mit Messwiederholung durchgeführt (repeated-measures ANOVA bzw. mixed ANOVA). Die Bilderkategorie war hier der within-subject-Faktor und die Imaginationsgruppe der between-subject-Faktor. Signifikante Ergebnisse wurden mit Hilfe von Games-Howell-Post-Tests untersucht, um exakt feststellen zu können, wo Unterschiede liegen. Im Falle von signifikanten Interaktionseffekten wurden Differenzen zwischen den EEG-Amplituden der beiden Bilderkategorien gebildet und mit Hilfe einer einfaktoriellen Varianzanalyse überprüft und interpretiert.

3. Ergebnisse

3.1.Überprüfung von Voraussetzungen und Gruppenunterschieden

Vor der Überprüfung der Hypothesen wurde festgestellt, ob sich bestimmte Variablen bezüglich ihrer Verteilung in den drei Gruppen unterscheiden. Hierbei handelt es sich um das Alter der Probandinnen, wie gerne diese M&Ms vor der Untersuchung hatten, deren BMI, deren letzte Mahlzeit und Hungergefühl vor der Untersuchung sowie deren Gesamtscore in einem Test zur Überprüfung von Essstörungstendenzen. Die Ergebnisse

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dieser Tests sind aus dem Methodenteil zu entnehmen. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Überprüfung der Hypothesen erläutert.

3.2.M&M-Konsum

Die Menge an M&Ms die über alle Bedingungen hinweg konsumiert wurde, bewegte sich zwischen minimal 0𝑔 und maximal 97𝑔. Probandinnen aus der M&Ms zerstören- Gruppe aßen durchschnittlich 15 (𝑀𝑊 = 14.82, 𝑆𝐷 = 12.95) M&Ms, Probandinnen aus der M&Ms sortieren-Gruppe aßen durchschnittlich 16 (𝑀𝑊 = 16.39, 𝑆𝐷 = 23.86) M&Ms und Probandinnen aus der Murmeln sortieren-Gruppe aßen durchschnittlich 13 (𝑀𝑊 = 13.33, 𝑆𝐷 = 20.27) M&Ms. Der M&M-Konsum innerhalb der Gruppen war gemäß Shapiro-Wilk-Test nicht normalverteilt (𝑝 < .05). Der Levene-Test wurde nicht signifikant (𝑝 = .22) und somit kann von einer Gleichheit der Varianzen ausgegangen werden. Da die Relevanz der Normalverteilung innerhalb der Gruppen, umstritten ist, wurden weitere Berechnungen wie geplant durchgeführt und die Verletzung der Voraussetzung vernachlässigt (z. B. Schmider, Ziegler, Danay, Beyer, & Bühner, 2010) Die Berechnungen mittels einfaktorieller Varianzanalyse ergaben, dass es keine signifikanten Unterschiede im Konsum von M&Ms zwischen den drei Imaginationsbedingungen gab, 𝐹(2, 80) = .17, 𝑝 = .85. In Abbildung 4 ist der durchschnittliche M&M-Konsum pro Bedingung grafisch veranschaulicht.

Abbildung 4: Darstellung des durchschnittlichen Konsums von M&Ms (in g) pro Imaginationsbedingung. Die Fehlerbalken geben den Standardfehler an.

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3.3.M&M-Craving und generelles Mögen von Murmeln und M&Ms

Beim Betrachten der Bilder wurden für die M&M-Bilder zwei Fragenkategorien bearbeitet und für die Murmelbilder eine. Die Kategorien bezogen sich auf den jetzigen Appetit auf M&Ms und auf das generelle Verlangen nach M&Ms bzw. wie gerne man M&Ms oder Murmeln im Allgemeinen hat. Ein Shapiro-Wilk-Test ergab, dass die Werte für die Appetitratings für keine der drei Gruppen normalverteilt waren, 𝑝 < .05. Beim generellen Verlangen nach M&Ms waren die Werte für die Gruppe M&Ms sortieren nicht normalverteilt (𝑝 < .05), die anderen zwei Gruppen erfüllen diese Voraussetzung. Bei der Bewertung zum generellen Mögen von Murmeln, waren die Werte aller drei Gruppen normalverteilt. Der Levene-Test für Gleichheit der Fehlervarianzen wurde für die Appetitbewertungen signifikant (𝑝 = .01), für die anderen zwei Bewertungskategorien kann gemäß dem Test von einer Gleichheit der Varianzen ausgegangen werden. Wie oben schon erwähnt, kann die Verletzung der Voraussetzung der Normalverteilung vernachlässigt werden und auch die Signifikanz des Levene-Tests wird in weiteren Berechnungen nur in den Post-Tests berücksichtigt (Kim & Cribbie, 2017).

Um Unterschiede zwischen den Imaginationsbedingungen zu untersuchen, wurden folgende Verfahren ausgewählt. Zuerst wurde mit Hilfe einer einfaktoriellen Varianzanalyse überprüft ob sich die drei Gruppen in ihrem Appetit auf M&Ms zum Zeitpunkt der Betrachtung der Bilder unterscheiden. Hier kam es zu einem signifikanten Unterschied zwischen den drei Gruppen, 𝐹(2, 80) = 4.647, 𝑝 = .01, 𝜂𝑝2 = .10. Um zu untersuchen, wo und in welche Richtungen diese Unterschiede liegen, wurden Games-Howell-Post-Tests durchgeführt. Diese ergaben, dass die M&Ms zerstören-Gruppe (𝑀𝑊 = 5.89, 𝑆𝐷 = 2.18; 𝑡(54) = 2.78, 𝑝 = .02) und die Murmeln sortieren-Gruppe (𝑀𝑊 = 5.82, 𝑆𝐷 = 2.26; 𝑡(53) = 2.85, 𝑝 = .02) signifikant weniger Appetit auf M&Ms hatten als die M&Ms sortieren-Gruppe (𝑀𝑊 = 7.26, 𝑆𝐷 = 1.39).

In einem weiteren Schritt wurde eine weitere einfaktorielle Varianzanalyse berechnet, mit der überprüft wurde, ob sich die drei Gruppen darin unterscheiden, wie gern sie M&Ms im Allgemeinen haben. Hierbei gab es wiederum signifikante Unterschiede, 𝐹(2,80) = 4.329, 𝑝 = .016, 𝜂𝑝2 = .10. Die Posttests ergaben, dass die Gruppe M&Ms zerstören (𝑀𝑊 = 6.68, 𝑆𝐷 = 1.40; 𝑡(54) = 2.76, 𝑝 = .02) und die Gruppe Murmeln sortieren (𝑀𝑊 = 6.90, 𝑆𝐷 = 1.15; 𝑡(53) = 2.35, 𝑝 = .04), M&Ms in diesem Teil der Untersuchung signifikant weniger gern hatte, als die Gruppe M&Ms sortieren (𝑀𝑊 = 7.59, 𝑆𝐷 = 1.03).

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