gemeindereport marienfelde
www.marienfelde-evangelisch.de 12 ·15 – 1 ·16 /Nr. 361
Die drei Weisen aus dem Morgenland (Erfurter Dom, 1470)
… der Konferfahrt in Plöwen
neulich auf … editorial
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on weither kamen die „Weisen aus dem Morgenland“, aus dem Orient – dem Nahen oder Mittleren Osten, der damals schon die Wiege des Christentums und später des Islam war. Sie brachten nicht nur Geschenke (S. 16), sondern erinnern uns auch an die tiefe Ver- bundenheit dieser alten Kulturen und ihrer Religionen. Weihnachten symbolisiert und mahnt, dass Menschlichkeit, Barmherzigkeit und Respekt die künstlichen Gegensätze zwischen Ost und West, Morgen- und Abendland (S. 12), Freund und Feind überwinden können. Das geschieht heute vielerorts in den vielfältigen Hilfsaktionen für und mit Flüchtlingen (S. 8 –11) . Weihnachten mag dieses Jahr überschat- tet sein durch ein Jahr, das mehr Schrecken und Terror bereit hielt, als wir uns vorstellen konnten, es wird sich verändern durch das Leid und die Schicksale der Menschen, die zu uns kommen und unsere Hilfe brauchen.Möge es deshalb ganz besonders ein Fest des Friedens wer- den, bei dem wir über die kleinlichen Streitereien über Lametta am Baum oder das Festtagsmenü hinaus wachsen, weil wirklich anderes wichtiger ist. Wir wünschen Ihnen gesegnete Feiertage und ein gutes Neues Jahr.
Ihre Redaktion
D
ie diesjährige K o n f e r f a h r t wurde zu einer ganz besonderen Begeg- nungsfahrt, denn in der Jugendbe- gegnungsstätte in Plöwen, wo unsere Fahrt vom 19.–23.Oktober stattfand, leben zur Zeit rund 50 Flüchtlinge. Die meisten kommen aus Syrien. Einige
Familien mit ganz kleinen Kindern sind dabei. Wir teilten uns während einer Wo- che den Essensraum und das Gelände, spielten bald zusammen Fußball, Basketball und Volleyball und kamen immer mehr ins Gespräch. Am Donnerstag verabredeten wir uns alle vormittags. Die Konfirmanden hatten Fragen vorbereitet, und die Geflüch-
teten waren sehr froh, uns erzählen zu kön- nen von ihrer Flucht und von der Situation in Syrien. Es war bedrückend, direkt zu hören von den Kriegserlebnissen und den Schicksalen auf der Flucht. Es war berüh- rend, die Herzlichkeit und das Vertrauen dieser Menschen zu erleben. Es war beein- druckend zu hören, was für Berufe sie vor ihrer Flucht ausübten.
Am Freitag feierten mehrere Syrer mit uns den Abendmahlsgottesdienst und waren äußerst dankbar dafür. Der Abschied war herzlich und zugleich schwer, da wir die Menschen in einer immer noch sehr unge- wissen Situation zurückließen.
Die Begegnungen waren ein Ge- schenk für uns alle. Sie haben uns verändert.
Danke – shukran!
Christine Rosin
Magnificat, magnificat anima mea Dominum …
gedanken zum glauben gedanken zum glauben
E
in in unseren Gottesdiensten sehr gelieb- ter Kanon ist der Lobgesang der Maria aus dem Lukas-Evangelium. Ein Psalm, den Maria betet, nachdem der Engel ihr verkün- digte: „Siehe, du wirst einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Der wird groß sein undSohn des Höchsten genannt werden!"
Zunächst erscheint Maria als demütige, schüch- terne „Magd des Herrn“, die nach ei- nem zaghaften Ein- wand („Wie soll das zugehen …?“) ein- willigt. Und sie singt ihr Jubellied nicht gleich, sondern erst, als sie ihre Cousine Elisabeth trifft, die gleichzeitig mit Jo- hannes dem Täufer schwanger ist. Und da hören wir: Sie ist gar kein zurückhal- tendes kleines Mäd- chen mit gesenktem Haupt! „Dieses Lied
der Maria ist … das leidenschaftlichste, wil- deste, ja man möchte sagen revolutionärste Adventslied, das je gesungen worden ist. Es ist nicht die sanfte, zärtlich verträumte Ma-
ria, wie wir sie auf Bildern dargestellt sehen, sondern es ist die leidenschaftliche, hinge- rissene, stolze, begeisterte Maria, die hier spricht“ – so Dietrich Bonhoeffer im Jahr 1933, kurz bevor er sich entschied, nicht im sicheren England zu bleiben, sondern ins na-
tionalsozialistische Deutschland zu- rück zu kehren, wo er sich dann später dem Widerstand an- schloss. Er hat sich also ermutigen las- sen von dem Jubel über die „großen Taten Gottes“ – vor denen wir eigentlich erschrecken müss- ten, denn es geht ja in dem Lied richtig zur Sache: „Er stößt die Gewaltigen vom Thron“, „Er lässt die Reichen leer ausgehen“.
So legt- Dorothee Sölle das Lied 1974 deutlich auf die politische Situation ihrer Zeit hin aus: „Heute sagen wir das so / meine seele sieht das land der freiheit / und mein geist wird aus der verängstigung herauskommen / die leeren gesichter der frauen werden mit leben erfüllt / und
wir werden menschen werden / von generationen vor uns den geopferten erwartet …“.
Das passt nun so gar nicht zur Ad- ventszeit mit Lichterfahrt und „Jingle Bells“.
Es passt viel besser zu unseren Fragen und Sehnsüchten in einer Zeit, in der scheinbar das Unrecht siegt, da Mord und Totschlag, Kriegstreiberei und Terror an der Tages- ordnung sind, da die Staaten ihre Muskeln spielen lassen und gleichzeitig die an Leib und Leben Bedrohten aus den Kriegsgebie- ten, die Verfolgten, Unterdrückten und zur Flucht Gezwungenen genauso wenig sicher zu sein scheinen wie diejenigen, die sich ihrer Nöte annehmen und ihnen helfen wollen. Da ist einem vielleicht nicht mehr wirklich nach Singen zumute, nach Jubelliedern schon gar nicht – genauso wie Maria selber wahrschein- lich zunächst mal nicht nach Singen zumute war. Sie musste erst mal nachfragen, sich an ihre Situation gewöhnen, sich dann auf den Weg „übers Gebirge“ machen, um ihre ältere Cousine aufzusuchen, und in deren Armen schließlich neuen Mut schöpfen.
Vergessen wir das nie: Weihnachten ist kein Friede-Freude-Eierkuchen-Fest, so sehr uns das die Industrie, der Handel und die allgemeine Sehnsucht nach friedlicher Atmosphäre auch einreden wollen. Erinnern wir uns dagegen: An Weihnachten kommt Gott als Kind zu uns, das Schutz und Hilfe braucht. Das in ein fremdes Land flüchten muss vor einem Gewaltherrscher, und das bewahrt wird, um später viel Leid und so- gar den Tod für andere auf sich zu nehmen – um gerade so die Gottesherrschaft aufzu- richten. Die Liebe Gottes macht verwundbar
und verletzlich, und wir sollen so begreifen:
Durch die Stärke des Militärs, die Potenz der Throne und die Macht der Reichen wird in dieser Welt kein einziges Problem gelöst.
Widerstehen wir also der aktuell um sich greifenden Rhetorik der Macht und Gewalt.
Der Widerstand dagegen muss anders aus- sehen: Wie Maria das Kind – also neues Le- ben – hervorbringt, gilt es daran zu arbeiten, Leben zu ermöglichen. Ob wir den Flücht- lingskindern bei den Hausaufgaben helfen oder den fremdenfeindlichen Äußerungen des Nachbarn widersprechen: Marias Lied kann uns Ermutigung sein. Ein Lied, das uns lehrt, nach den Wurzeln vieler Übel zu fragen und Armut, Erniedrigung und Verfol- gung nicht unwidersprochen hinzunehmen.
Ein Lied, das uns vor Vor- und Fehlurteilen schützt. Dass Gott die Erniedrigten erhöht, heißt, dass er den Machtlosen Anteil an sei- ner Herrschaft gibt – und diese Herrschaft geschieht nicht im Zeichen der geballten Fäuste, sondern im Zeichen der durchbohr- ten Hände des Gekreuzigten.
Das macht das Revolutionäre dieses Liedes aus, dass es nicht aufruft zur Gewalt, sondern dass es ermutigt zu einer Wider- standsbewegung gegen die Hoffnungslosig- keit. Noch einmal Dorothee Sölle: „Heute sagen wir das so / die große veränderung die an uns und durch uns geschieht / wird mit allen geschehen – oder sie bleibt aus / barmherzigkeit wird geübt werden wenn die abhängigen / das vertane leben aufgeben können / und lernen selber zu leben.“
Carola Enke-Langner Meine Seele erhebt den Herrn,
und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.
Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder, denn er hat
große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.
Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten.
Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.
Lukas-Evangelium 1, 46 – 55
menschen in marienfelde menschen in marienfelde
Wer ist Veronika Ekkert-Rettig?
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anche Gemeindemitglieder erinnern sich sicher, dass sie dich, liebe Veronika, vor zwei Jah- ren zum Mitglied des Gemeindekir- chenrates gewählt haben.Abgesehen davon, dass ich dich in der Kantorei als ruhige, freundliche und sangesfeste Person erlebte, habe ich zum ersten Mal näheren Kontakt zu dir und dei- nem Mann aufgenommen, als sich anlässlich eines Chorbesuchs aus England einige Kantoreimitglieder mit ihren englischen Gästen bei mir zum Frühstück trafen.
Beim Osterfrühgottes- dienst erlebte ich, dass du nicht nur gut singen kannst, sondern auch mit deinem Flötenspiel zur musikalischen Ausgestaltung bei- trägst.
Du bist in Duisburg ge- boren und aufgewachsen und zur
Schule gegangen. Du hast eine vier Jahre jüngere Schwester, zu der du bis heute enge familiäre Bindungen pflegst. Nach dem Ab- itur wolltest du, weil du dich immer schon für Bücher und Musik interessiert hast, Bi- bliothekarin mit Schwerpunkt Musik wer- den. Da das in deiner Heimatstadt nicht möglich war, studiertest du in Stuttgart und hast dort die Zusatzqualifikation zur Musik- bibliothekarin erworben.
Nach Esslingen führte nun dein
Weg. In der dortigen öffentlichen Bibliothek bautest du eine kleine Musikabteilung auf.
In deiner Zeit in Stuttgart hast du im Chor der Universität gesungen und lerntest dort deinen späteren Mann, Wolfgang, kennen.
Nach seinem Abschluss gingt ihr beide für ein Jahr nach England. Dort entdecktet ihr eure Leidenschaft fürs Gärt- nern. Eure nächste und vorerst letzte Station wurde Berlin. Hier habt ihr 1978 geheiratet.
In Steglitz bautet ihr nun euer gemeinsames
Leben auf. Du fandest eine Stelle in der Mu- sikbibliothek Steglitz, der zweitgrößten in Berlin. Der Kontakt mit musikbegeisterten Leuten, vom Vorschulkind bis zum Dirigen- ten, machte dir sehr viel Freude. Auch kleine musikalische Veranstaltungen bereicherten dein Arbeitsgebiet. Euer erster Sohn wurde 1979 geboren und zwei Jahre später der zweite.
Eure gärtnerischen Interessen ka- men natürlich auch nicht zu kurz. Weil ich selbst begeisterte Gärtnerin bin, hat mir dein Bericht besonders gefallen. Hier lasse ich dich mal selbst erzählen:
Von Anfang an war die ganze Fami- lie schon nach Marienfelde ausgerichtet, wo wir mit unseren beiden kleinen Söhnen an der Fried- richrodaer Straße-Ecke Malteser Straße unter vielen alten Obstbäumen eine Oase fanden. Zum Lagerfeuermachen, Baumhäuserbauen, Klettern und Buddeln war das in alten Westberliner Zeiten ohne Ausweichmöglichkeit ins Umland unglaub- lich wertvoll. Mit drei Familien bewirtschafteten wir dieses 2000 qm große Grundstück: die Kinder konnten an der frischen Luft spielen, die Erwach- senen erste gärtnerische Erfahrungen sammeln, mit Hügelbeeten, Kürbissen auf dem Kompost und Himbeeren, Kirschen, Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Nüssen, manchmal mehr, als man verarbeiten konnte. Das endete ca. 1996, als wir den großen Garten an jüngere Familien weitergaben.
Heute ist von diesem Paradies – auf dem Gelände von Penny und KiK – nur ein ein- ziger Rosskastanien-Baum übrig geblieben, aus einer Kastanie selbst gezogen, nicht ganz legal im Garten eingepflanzt und dann in einer Ecke des großen Grundstücks vergessen. Glücklicherweise war der Baum groß genug, als all die schönen
Obstbäume für den Supermarktbau gefällt wur- den, und so durfte er als einziger überleben … Jeden Herbst schicke ich ein paar von den glän- zenden Kastanien zum Basteln an die Enkel in Finnland und freue mich an dem frechen starken Baum!
Nachdem euer großes Gartenpro- jekt beendet war (einen Schrebergarten habt ihr immer noch), entdecktet ihr 1996 die Kantorei Marienfelde und tragt seitdem zum Gelingen unserer Konzerte bei. Viele gute Freunde habt ihr hier gefunden.
Die Umbenennung des Gemeinde- zentrums in Dorothee-Sölle-Haus nahmst du zum Anlass, dich nach Marienfelde umge- meinden zu lassen. Dorothee Sölle als Pro- gramm – das ist schon die Art Gemeinde, wie Du sie Dir wünschen würdest, und deshalb arbeitest du auch seit 2013, dem Beginn dei- nes Vorruhestandes, gern im GKR mit.
Vor deiner Haustür, am Markus- platz in Steglitz, fandest du noch ein ande- res Betätigungsfeld. Durch Eure Initiative wurde der ziemlich verwahrloste Platz von Anwohnern in Absprache mit dem Grünflä- chenamt neu gestaltet und lädt heute mit Bänken, Beeten, einem nun wieder funktio- nierenden Springbrunnen und, was dir sehr wichtig war, einer „BücherboXX“ („Bring ein Buch, nimm ein Buch“) in einer bunten Telefonzelle zum Verweilen ein. Liebe Le- ser, schauen Sie einfach mal vorbei, vielleicht lädt das zum Nachmachen ein!
Dir, liebe Veronika, wünsche ich weiterhin viele Ideen und viel Power, sie umzusetzen.
Hildegund Fischer
Lehrer in einer Willkommensklasse – eine anspruchsvolle Aufgabe
flüchtlinge
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m Gespräch mit Grundschullehrern/innen dieser Klassen ist mir eines klar geworden:Wer die Herausforderung annimmt, hier zu unterrichten, macht keinen Beruf, sondern folgt einer Berufung! Dafür reicht es nicht aus, nur Lehrer zu sein. Man muss die Kin- der unterrichten sowie ihnen aus tiefsten Herzen helfen und sie unterstützen wollen.
Sie sollen sich in der Klasse und Schule wirk- lich willkommen fühlen. Mit Begeisterung, Einfallsreichtum, Flexibilität, Spontaneität und Freude wird daher der Unterricht ge- staltet.
Da die meisten Kinder kein Deutsch sprechen und der Lehrer ihre Sprache nicht spricht, wird die Sprachbarriere mit Bildern, Gesten, Mimik, Geräuschen und Pantomime überbrückt. Vieles wird durch Spiele und Lieder singen erlernt. Verschie- dene Projekte (Basteln, Spieletage) gemein- sam mit den Regelklassen und Schüler-Pa- tenschaften fördern nicht nur das Lernen sondern auch die Einbindung in die Ge- meinschaft. Zudem werden zeitnahe Erleb- nisse (z.B. Theater-/Zoobesuch) mit in den Unterricht eingebaut. Hilfe bekommt der Lehrer auch von den Schülern, die schon weiter fortgeschritten sind. Sie sind Dolmet- scher und schlüpfen gerne mal in die Rolle des Lehrers. Sie helfen sich auch gerne ge- genseitig.
Eine weitere Schwierigkeit ist, dass neue Schüler mitten im Schuljahr in die Klassen hinzu kommen und andere so-
weit sind, dass sie in die regulären Klassen wechseln. So hat eine Klasse keinen einheit- lichen Leistungsstand, sondern jedes Kind ist unterschiedlich schnell und weit mit dem Lernstoff fortgeschritten. Das bedeutet für den Lehrer noch individueller als in Regel- klassen mit jedem Schüler umzugehen um ihn zu fördern. Ein weiterer, wichtiger Punkt ist, bei den oft traumatisierten Kindern das richtige Maß an Behutsamkeit, aber auch Disziplin zu finden. Es braucht Zeit, eine Vertrauensbasis zwischen Schüler und Leh- rer aufzubauen. Doch wenn sie entstanden ist und die Verständigung auf Deutsch recht gut funktioniert, nutzen die Kinder gerne den Lehrer als Vertrauensperson, um über ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Ängste zu sprechen. Dabei kommen Dinge zu Tage, die oft betroffen machen.
Warum übernehmen Lehrer/innen eine Willkommensklasse? Sie besitzen eine große Empathiefähigkeit. Daher möchten sie den Kindern die gleichen Chancen auf gute Bildung und Ausbildung ermöglichen, die alle anderen Kinder hier bei uns auch haben.
Die Dankbarkeit und Hilfsbereit- schaft der Kinder sowie ihre Motivation zum Lernen und die Lernerfolge sind für die Lehrer eine Bestätigung, dass sich ihr Einsatz lohnt. Und was kann in diesem Beruf mehr Freude bereiten?!
Sabine Jacobs
Schulmaterial-Sammel-Aktion für „Willkommensklassen“
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er selber Kinder hat, weiß, dass immer etwas verloren oder kaputt geht, vor allem Schulmaterial. So geht es auch den Familien mit Kindern in den Willkommens- klassen. Wir sammeln deshalb folgendes Ma- terial, gerne auch gebraucht, aber in gutem Zustand:– Schnellhefter DIN A4: vor allem in rot (aus Kunststoff) und blau, auch in grün, gelb und anderen Farben
– Buntstifte, Filzstifte, dreieckige Bunt- stifte in jeder Farbe + passenden An- spitzer dazu
– Anspitzer, Radiergummis, Bleistifte (HB) (wünschenswert: Faber-Castell, JumboGrip)
– Postmappen bzw. Sammelmappen in DIN A4 (möglichst stabil)
– Papier A4 liniert
– A4-Papier für Aquarellbilder – Federtaschen (gerne gefüllt) – Kugelschreiber
– Hefthüllen (blau, rot), A4 – Bücher (Anfänger-Niveau)
Auch Lernspiele (vollständig) zum Lesen-, Schreiben- und Rechnen-Lernen sind willkommen sowie Bastelmaterial (Ton-/ Transparent-/ Buntpapier) und Mal- blöcke.
Sie können die Sachen bis zum 17.
Dezember zu den Bürozeiten in der Küste- rei im Dorothee-Sölle-Haus abgeben – au- ßerhalb dieser Zeiten steht eine beschriftete Kiste vor dem Büro, die täglich geleert wird.
Damit die Kinder auch ohne Ein- schränkung am gesellschaftlichen und kul- turellen Leben teilhaben können, wäre jeder noch so kleine Betrag in das Sparschwein neben der Kiste im Büro eine Hilfe. Davon werden Theater-, Museumsbesuche und ähnliches finanziell unterstützt – und weil hier keine Verwaltungsgebühren anfallen, kommt jeder Euro und Cent direkt den Schülern der Willkommensklassen zugute.
Auch auf unserem Weihnachtsmarkt rund um die Dorfkirche werden Sie die Möglich- keit haben, diese Aktion zu unterstützen.
Die Schule hat außerdem geplant, dass jedes Kind ein kleines Weihnachtsge- schenk erhalten soll. Wir suchen Spielsachen (Lego, Mitbringspiele etc.) bis ca. 5 €. Un- sere Konfis werden diese Geschenke dann liebevoll einpacken!
Allen, die sich an diesen Aktionen beteiligen, danke ich jetzt schon mal!
Ihre Sabine Jacobs
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Willkommensklassen in der Oberschule
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as große Thema, das uns alle bewegt, sind die Flüchtlinge, die zu uns kommen.Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir helfen können. Eine große Hilfe sind – wie schon im November-Gemeindereport berich- tet – die Willkommensklassen in den Schulen.
Dort können die Schüler, die kein Deutsch sprechen, sofort in die Schule gehen. Sie blei- ben dort, bis sie so gut Deutsch sprechen, dass sie in die Regelklasse gehen können.
Die Klassen gibt es schon seit 1980.
Sie hießen damals Vorbereitungsklassen, dann Förderklassen, und heute nennt man sie Willkommensklassen. Ich arbeite in einer integrierten Sekundarschule, und wir haben dort auch so eine Klasse. Demnächst wird noch eine weitere eingerichtet. Ich habe mir von Herrn Erman, dem Lehrer dieser Klas- se, davon erzählen lassen. Er arbeitet schon seit vielen Jahren als Lehrer einer Willkom- mensklasse, und sein Herz hängt an diesen Schülern. Oft sind viele Nationalitäten zu- sammen in seiner Klasse. Es braucht große Flexibilität, um allen Kindern gleichermaßen gerecht zu werden. Früher waren ungefähr 20 Schüler in einer Klasse, heute sind es zwölf. Es wird bei der Zusammensetzung der Klasse darauf geachtet, dass die Schüler altersgemäß zusammenpassen, ob sie bereits lesen und schreiben können und schon etwas schulische Bildung haben.
Um allen gerecht zu werden, muss der Lehrer bei zwölf Schülern zwölf verschie- dene Unterrichtspläne anbieten. Der Unter-
richt wird mit Händen und Füßen, mit viel Theaterspielen, Pantomime und Gestik gestal- tet. Manchmal kommen auch ältere Schüler aus der Regelklasse hinzu und übersetzen, wenn die Verständigung gar nicht funktio- nieren will. Gerade heute haben die Flücht- lingskinder große Orientierungsprobleme.
Sie sind viele Tage und Wochen unterwegs gewesen, mussten sich immer woanders zu- rechtfinden und haben somit große Schwierig- keiten, in Berlin Fuß zu fassen. Besonders die Kriegskinder haben schon seit langem keine Schule mehr besucht. Sie sind traumatisiert und müssen ihr Leben oft allein fortsetzen.
Sie sind mit Sorgen belastet, freuen sich aber darüber, dass ihr Leben nun wieder in nor- male Bahnen kommt. Sie gehören wieder da- zu, haben eine Aufgabe, werden beachtet und wichtig genommen. Sie brauchen keine Angst mehr vor dem Tod zu haben. Es sind Schüler mit unterschiedlichem Wissensstand. Es zeigt sich sehr schnell, in welche Regelklasse sie dann kommen, nachdem sie mit der deutschen Spra- che weniger Probleme haben. Viele bleiben bei uns bis zum Schulende, aber einige gehen auch weiter auf das Gymnasium. In der Regel kom- men diese Schüler gern in die Schule, weil sie sehr wissbegierig sind. Sie wollen lernen!
Manchmal müssen sie auch zu Hause bleiben, um dort zu helfen, zu dolmetschen und mit den Eltern Behördengänge zu erledigen. Es ist schwer, mit den Eltern in Kontakt zu kommen.
Die Kinder dagegen sind viel offener und bereit, sich auf das neue Leben einzulassen.
Warum übernimmt man so eine Klasse? Herr Erman hat eine Schwäche und ein weites Herz für das Fremde. Die Viel- falt der Kulturen liegt ihm am Herzen. Er liebt es, mit unterschiedlichen Menschen zu arbeiten. Man kann nicht alle Schüler auf den richtigen Weg bringen, aber jedes Jahr verlassen einige die Schule mit einem guten Abschluss. Dafür lohnt sich sein emotional
und körperlich anstrengender Einsatz. Die Leitung einer Willkommensklasse ist eine schwierige Aufgabe, aber man kann auch viel erreichen und damit die Schüler glücklich machen, weil sie eine Chance erhalten, ihr Leben in den Griff zu bekommen.
Monika Hansen
Wie kann ich den Flüchtlingen helfen?
(Informationen der Koordinatoren für die Flüchtlingsarbeit in den Kirchenkreisen Tempelhof, Schöneberg und Neukölln; Anfragen über a.katir@diakoniewerk-simeon.de oder c.eichhorst@diakoniewerk-simeon.de.
Über www.volunteer-planner.org läuft die Organisation der Unterstützung für die Unterkünfte im Tempelhofer Flughafen und in der Großbeerenstraße. Sie müssen sich zunächst auf der Website registrieren. Danach können Sie sich in Schichten eintragen, z.B.
für die Kleiderkammer, Übersetzungsdienste etc.
Derzeit beginnt der Aufbau von Sprachkursen im Tempelhofer Flughafen. Wer Interesse hat, Deutsch zu unterrichten, kann sich in den folgenden Verteiler eintragen: https://lists.spline.
inf.fu-berlin.de/mailman/listinfo/dekurs-hangars
Aktuell wird auch in der Turnhalle auf dem Buckower Damm 282 Unterstützung benötigt.
es sind dort 200 Personen untergebracht. Koordinierung über Doodle Liste: http://doodle.
com/poll/ciwnap5hwrsge7gw (Ausdruck des Doodleeintrags bitte mitbringen, um Einlass zu erhalten).
Patenschaftsprogramm: Sollten Sie sich dafür interessieren, eine Patenschaft für geflüchtete Menschen zu übernehmen, fordern Sie bitte den Fragebogen für Interessenten per Mail an.
Wir möchten gerne jeweils gut passende Teams für die geflüchteten Menschen bilden. Zum Thema „Patenschaften“ – was bedeutet das konkret? Wie viel Zeit sollte ich investieren? An wen kann ich mich mit Fragen wenden? … gibt es am 28. Januar 2016 einen Themenabend.
Eine ausführliche Einladung folgt – Nachfragen für Interessenten ebenfalls per Mail (s.o.).
„Abendland“
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ie Pegida-Fans haben es in ihrem Na- men: „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“, und auch die Partei AfD führt dieses merkwürdige Land ständig im Munde.Dazu kann man sich ein paar weihnachtliche Gedanken machen, denn es heißt ja auch „christliches Abendland“.
Die Pegida-Marschierer haben in Dresden zusammen Weihnachtslieder gesungen, um dem Beiwort „christlich“ Nachdruck zu ver- leihen.
Aber was mögen sie sich gedacht haben, wenn sie etwa gesungen haben: Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein? Zu Betlehem im Morgenland, nicht in Freital.
Nichts zu machen, Ihr Patrioten!
Vielleicht haben sie ja eher an den Nikolaus oder den Weihnachtsmann ge- dacht, aber dieser Bischof hat seinerzeit in Smyrna, dem heutigen Izmir, gelebt und war von hier aus gesehen ein Ausländer. Ganz zu schweigen von den heiligen drei Königen, die von weither kamen und alle eine unter- schiedliche Herkunft hatten.
Nach dem Historiker Wolfgang Benz bezeichnete das „Abendland“ zu- nächst die lateinische Christenheit, die sich dadurch von Byzanz abgrenzte. Nach der Eroberung von Konstantinopel durch das Osmanische Reich wurde der Begriff ein Kampfbegriff für ein einheitliches christli- ches Abendland, das aber in den Koalitionen der damaligen Zeit (Türken und katholische
Franzosen gegen das Haus Habsburg) keine Entsprechung fand. Im 17. und 18. Jahrhun- dert stand der Begriff für eine Definition, nach der sich der christliche Gedanke erst zusammen mit der griechischen und römi- schen Antike vollendet hat. 1918/20 veröf- fentlichte Oswald Spengler sein kulturpessi- mistisches Buch „Der Untergang des Abend- landes“. Für ihn waren Feindbilder sowohl die kapitalistischen demokratischen Staaten Frankreich und England als auch der bol- schewistische Osten.
Diese Vorstellung fand Anklang bei den Nationalsozialisten. Ein Tagesbe- fehl Adolf Hitlers von Ende Januar 1943, unmittelbar nachdem Stalingrad verloren war, lautete: „Die Armee hält ihre Position bis zum letzten Soldaten und zur letzten Pat- rone und leistet durch ihr heldenhaftes Aus- harren einen unvergesslichen Beitrag zum Aufbau der Abwehrfront und zur Rettung des Abendlandes.“
Auch in den Fünfzigerjahren wur- de dieser Begriff von nationalkatholischer Seite als Kampfbegriff gegen den atheisti- schen Osten gerne verwendet. Dabei wurde das katholische Mittelalter als Referenzrah- men benutzt und als eine uniforme Bewe- gung dargestellt, die es so nie gewesen ist.
Der Außenminister Heinrich von Brentano begründete im Jahre 1955 bei seiner ersten öffentlichen Rede vor 70 000 Menschen im Augsburger Rosenaustadium den Vertei- digungsauftrag des Abendlandes in einer
Rückführung der Verteidigungsgeschichte bis auf die Schlacht auf dem Lechfeld, bei der es gegen die Magyaren ging. Man sieht, das Feindbild wechselt.
In Wirklichkeit ist der Begriff Abendland ein ungenaues Konstrukt zur Ausgrenzung, der dem Gehirn verunsi- cherter konservativer deutscher Bürger entstammt und sich gegen das fremde, ge- gen den Fremden richtete. Nach den Fünf- zigerjahren des vergangenen Jahrhunderts geriet die Idee in Vergessenheit. Pegida und AfD haben sie wieder aus der Mottenkiste
geholt und beschwören sie jetzt als Kampf- begriff gegen Muslime und Einwanderer. In der globalisierten Welt, wie sie sich auch im world wide web ausdrückt, wird er als peinli- cher Provinzialismus deutlich.
Lasst es uns besser mit Goethe hal- ten:
Gottes ist der Orient, Gottes ist der Okzident!
Nord und südliches Gelände ruh’n im Frieden seiner Hände.
Elke Neukirch
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Kirchenmusik in der Dorfkirche
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2. Advents-Wochenende, Weihnachtsmarkt Freitag, 4. Dezember, 14 – 20 Uhr Samstag, 5. und Sonntag, 6. Dezember 12 – 20 Uhr
Samstag, 15 Uhr, Weihnachtslieder für Kin- der mit David Menge Samstag, 17 Uhr, Kantorei – Adventskonzert Sonntag, 15 Uhr, Seniorinnenchor
Sonntag, 17 Uhr, Ökumenische Andacht Sonntag, 19 Uhr, Marienfelde Gospel Choir
Samstag, 12. Dezember 2015, 18 Uhr
„Carol Evening“ in der Dorfkirche Die schönsten englischen Carols (Weih- nachtslieder);
Lesung der Weihnachtsgeschichte Gospel Choir Marienfelde Leitung: Bernard Devasahayam (Einlass ab 17.30 Uhr)
Eintritt frei / Kollekte am Ausgang!
Sonntag, 13. Dezember 2015, 17 Uhr Nina Hill – Weihnachtliches Gospel- und Soulkonzert in der Dorfkirche
Lust auf bezaubernde Weihnachtsstim- mung? Bei „Real Good. Feel Good. Music.“
erleben Sie die Vorfreude aufs Fest in ih- rer schönsten Form! Mitreißende Gospel- songs, gefühlvoller Soul und unvergessliche Christmas-Klassiker – Nina Hill sorgt für einen weihnachtlichen Musikgenuss der Extraklasse. Die Sängerin aus Los Angeles
beeindruckt mit ihrer einzigartigen Stimme und einer atemberaubenden Ausstrahlung.
Sie überzeugte bereits an der Seite von Mu- sik-Legenden wie Ike Turner und B.B. King und tourte erfolgreich durch Amerika, Asien und Europa. Ob besinnlich oder beschwingt – Nina Hill lässt beim Publikum ein ganz besonderes „Christmas Feeling“ entstehen.
Ein einfach unvergessliches Konzerterlebnis im Advent!
Karten und Reservierung: (030) 436 54 837 oder an der Abendkasse.
Eintritt: € 15,00 (erm. € 10,00 – Schüler, Stu- denten, ALG-II-Empfänger)
Heilig Abend, 24. Dezember, 22 Uhr Kantorei: Jon Rutter, Magnificat Näheres zum Konzert: s. nächste Seite
Heilig Abend, 24. Dezember 2015, 23 Uhr Turmblasen
Silvester, 31. Dezember 2015, 20 Uhr Festliches Silvesterkonzert für Trompete und Orgel
Werke von Purcell, Händel und anderen Jochen Schnepf, Trompete / David Menge, Orgel
Eintritt € 10,00 (erm. € 8,00 für Berlinpass- inhaber) – Ermäßigung jeweils € 1,00 für Besucher des „Magnificat“
Heilig Abend, 24. Dezember 2015, 22 Uhr John Rutter, Magnificat
Alexandra Koch, Sopran – Kantorei Marienfelde – orchester ad-hoc Leitung: David Menge
Karten zu € 15,00 (erm. € 10,00) – erhältlich am Stand der Kantorei beim Weihnachts- markt am 2. Advent rund um die Dorfkirche Marienfelde und im Büro DSH
Der Lobpreis Gottes der Maria an Heilig Abend in der Dorfkirche
Das Magnificat ist eine Lobpreisung Gottes, und John Rutters Vertonung ist wahrhaft jubilierend. Vom ersten Takt an werden Pu- blikum und Ausführende von der Musik mit- gerissen und schwelgen in der Lobpreisung.
John Rutter, geb. 1945 in London, gilt gegenwärtig als einer der erfolgreichsten und bekanntesten Komponisten der heuti- gen Zeit im Bereich der Chor- und Kirchen- musik. Er studierte Musik am Clare College in Cambridge und war von 1975 bis 1979 dort Musikdirektor. 1981 gründete er den Chor „Cambridge Singers“, den er seitdem leitet, einen professionellen Kammerchor.
Musikalisch kann Rutter der Post- moderne zugeordnet werden. Seine Werke sind in der europäischen Kadenzharmonik verankert, behandeln diesen Bezugsrahmen aber höchst souverän und originell. Eine vielschichtige Harmonik und Rhythmik, die auch Jazz-Elemente aufnimmt, und ein großer melodischer Erfindungsreichtum ge- ben Rutters Musik suggestive Kraft. Dabei werden auch textliche und melodische Zitate aus weit zurück liegenden Epochen auf über- raschend frische Art eingearbeitet.
Die als Magnificat bekannte Text-
stelle, die der Evangelist Lukas Maria für den Augenblick in den Mund legt, in dem sie erfährt, dass sie Christus gebären wird, ist durch die Verwendung in der katholischen Vesper und im anglikanischen Evensong be- kannt und beliebt.
Es war John Rutter schon seit län- gerer Zeit ein Anliegen, sich mit dem Ma- gnificat auseinanderzusetzen. Doch einige Unsicherheiten über den Umgang mit dem Text hinderten ihn an der Ausführung.
Schließlich fand er in der überschwängli- chen Freude der Menschen bei den Mari- enfesttagen z.B. in Spanien oder Mexiko ei- nen Ausgangspunkt für die Gestaltung des Werks. John Rutter sagt von sich selbst, dass das Bild des Feierns im Freien, während er komponierte, in seinem Kopf gewesen sei.
Die Vorstellung des Singens, Tanzens und der großen Freude spiegelt sich im Charak- ter des Stückes wider.
Das Werk wurde ergänzt durch das alte englische Gedicht „Of a rose“, das Gebet
„Sancta Maria“, sowie das Gregorianische
„Sanctus“ (nach dem Gesang der Missa cum Jubilo). Die Uraufführung fand im Mai 1990, dem Jahr seiner Entstehung, in der Carnegie Hall in New York statt.
David Menge
kultur ii
… und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe
kultur ii
I
m zweiten Kapitel des Matthä- us-Evangeliums können wir lesen: „… da kamen die Weisen vom Morgenland gen Jerusalem und sprachen: ,wo ist der neugebo- rene König der Juden?‘ … da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mut- ter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“Den Bericht kennen wir alle, aber heute sprechen wir
eher von drei Königen, wohl auch, weil sie so kostbare Geschenke brachten. Etwa seit dem 6. Jahrhundert tragen sie Namen: Caspar (Schatzmeister), Melchior (König des Lichts) und Balthasar (Gott schütze den König) und man ordnete sie sogar Erdteilen zu: Afrika, Asien, Europa. Später verkörperten sie auch drei Lebensalter.
Der Kölner Dom beherbergt seit 1164 die angeblichen Reliquien der Weisen.
Die erlesenen Gaben der Weisen haben symbolischen Charakter: Gold für Reichtum, Weihrauch für eine göttliche Gabe, denn der aufsteigende Rauch baut eine Brücke zu Gott, und Myrrhe für Ge- sundheit. Aber man balsamierte auch Lei- chen mit Myrrhe, deshalb könnte dies außer- dem ein Hinweis auf die Todesbestimmung des Jesuskindes sein.
Das Räuchern mit Weihrauch war schon den alten Ägyptern bekannt. Er wurde als Opfer dargebracht, sollte desinfizieren, die Luft in den Versammlungsorten verbes- sern und wurde zu Parfums verarbeitet.
Weihrauch ist das Harz des Weih- rauchbaumes. Der knorrige Baum wächst fast ausschließlich in Oman in der Region Dhofar.
Eine warme Gegend, die in der Zeit, in der es im Land besonders heiß ist, trüb bis neblig ist. Durch die Feuchtigkeit dort gedeiht der Baum gut, auch der Boden ist geeignet. In der Regel wird der Baum bis 3,50 Meter hoch. Er hat recht unscheinbare Blüten, kleine Blätter und spitze Äste. Man gewinnt das Harz drei- mal im Jahr, indem man die Rinde anschnei- det. Der erste Schnitt bringt weißliches Harz, der zweite gelbliches und der dritte Schnitt bringt das teuerste, das dunkelgelbe Harz.
Man verbreitete eine Sage von Dämonen, die unter dem Stamm wohnen und bei un- rechtmäßigem Gebrauch hervorkommen. So wollte man wohl die ungeschützt in der Land-
schaft stehen- den Bäume vor Dieben sichern. Weil dieses Ge- wächs so sel- ten ist, wur- de das Land schon damals sehr reich, denn Weihrauch war begehrt und teuer. Der 100 Tage dau- ernde Transport durch große Wüsten auf der Weihrauchstraße zum Mittelmeer ver- langte den Karawanen einiges ab. Man wog
die Weihrauchkörner sogar gegen Gold auf.
Noch heute wird der Weihrauch in Dhofar gewonnen. Inzwischen versetzt man ihn auch gern mit anderen Ingredienzien.
Die Myrrhe ist ein Baum von ähnli- chem Aussehen und ebenfalls kleinem, knor- rigem Wuchs. Die Blätter sind größer und zahlreicher, die Blüten größer und sichtbarer.
Auch ihm entnimmt man das Harz, aber bis zu sechsmal im Jahr, und danach muss er ei- nige Jahre ruhen, ehe ein erneuter „Aderlass“
erfolgen kann. Die Früchte sind bitter. Er ist weiter verbreitet als der Weihrauchbaum. Er
wächst im arabischen Raum und östlichen Af- rika. Beide Baumarten gehören zur Gattung der Balsambaumgewächse und sind nicht kul- tivierbar. Seine sehr heilsame Wirkung war auch schon im alten Ägypten bekannt.
Das gekörnte Harz beider Bäume ähnelt unbearbeitetem Bernstein. Das Räu- chern damit ist nicht ganz einfach, denn das Aroma entwickelt sich nur, wenn die Glut nur raucht, nicht brennt, aber sie darf auch nicht verlöschen. Durch das Hin- und Herschwen- ken wird der Rauch verteilt und durch den Luftzug wiederum erhalten die Harzkörner die richtige Temperatur.
In der katholischen Kirche wird Weihrauch in den Gottesdiensten verwen- det. Der sich im Raum verteilende Rauch soll unter anderem ein Zeichen für das zu Gott aufsteigende Gebet und die Verehrung sein.
Die evangelische Kirche hat den Brauch nicht übernommen. Luther sah darin keinen Sinn.
Er sagte: Wichtiger als Weihrauch sind Gottes Ge- bote und sein Wort.
Sieglinde Dürr
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gottesdienste
Die Gottesdienste finden sonntags um 9.30 Uhr in der Dorfkirche (DK),
um 11.00 Uhr im Dorothee-Sölle-Haus (DSH) statt, sofern nicht anders angegeben.
Abendkirche jeden Freitag, 18 Uhr in der Dorfkirche (nicht am 4.12., 25.12., 1.1.) (A) = Abendmahlsgottesdienst
im Dezember 2015 und im Januar 2016
gottesdienste
29. November – 1. Advent 9.30 Uhr – Pfrn. U. Senst-Rütenik
11.00 Uhr – Taufgottesdienst – C. Rosin + Team, 11.00 Uhr – anschließend Brunch im Dorothee-Sölle-Haus 6. Dezember – 2. Advent
9.30 Uhr – Pfrn. U. Senst-Rütenik (A) 11.00 Uhr – Pfrn. U. Senst-Rütenik
17.00 Uhr – Dorfkirche – Ökumenische Vesper – Pfrn. U. Senst-Rütenik + Team 13. Dezember – 3. Advent
9.30 Uhr – Pfr. i.R. E. Park 11.00 Uhr – Pfr. i.R. E. Park (A) 20. Dezember – 4. Advent
9.30 Uhr – Pfrn. C. Enke-Langner 11.00 Uhr – Pfrn. C. Enke-Langner
24. Dezember – Hl. Abend, in der Dorfkirche Alt-Marienfelde
14.30 Uhr – Familiengottesdienst mit Krippenspiel – Pfrn. C. Rosin + Team 15.30 Uhr – Familiengottesdienst mit Krippenspiel – Pfrn. C. Rosin + Team 16.30 Uhr – Christvesper – Pfrn. C. Enke-Langner
17.30 Uhr – Christvesper – Pfrn. C. Enke-Langner 18.30 Uhr – Christvesper – Pfn. U. Senst-Rütenik
22.00 Uhr – Weihnachtskonzert der Kantorei: J. Rutter, Magnificat 11.00 Uhr – (Eintritt; s. Rückseite)
24.00 Uhr – Christmette – Pfr. i.R. K. Grammel
24. Dezember – Hl. Abend, im Dorothee-Sölle-Haus, Waldsassener Straße 9 15.00 Uhr – Familiengottesdienst mit Krippenspiel – B. Devasahayam + Team 17.00 Uhr – Christvesper – Pfrn. U. Senst-Rütenik
24.00 Uhr – Jugendgottesdienst – Pfrn. C. Rosin, B. Devasahayam + Team 25. Dezember – 1. Weihnachtsfeiertag
9.30 Uhr – k.Gd.
11.00 Uhr – Superintendentin I. Böhm
26. Dezember – 2. Weihnachtsfeiertag
9.30 Uhr – Singegottesdienst – Pfrn. C. Enke-Langner 11.00 Uhr – k.Gd.
27. Dezember – 1. Sonntag nach dem Christfest 9.30 Uhr – k.Gd.
11.00 Uhr – Singegottesdienst – Pfrn. C. Enke-Langner
Donnerstag, 31. Dezember – Altjahrsabend, im Dorothee-Sölle-Haus, 16.00 Uhr – Gottesdienst mit Tisch-Abendmahl –
11.00 Uhr – Pfrn. U. Senst-Rütenik, Pfrn. C. Enke-Langner Freitag, 1. Januar 2015 – Neujahr
14.00 Uhr – Dorfkirche – Gottesdienst (A) – Pfrn. C. Rosin 3. Januar – 2. Sonntag nach dem Christfest
9.30 Uhr – Pfrn. C. Enke-Langner 11.00 Uhr – Pfrn. C. Enke-Langner 10. Januar – 1. Sonntag nach Epiphanias 9.30 Uhr – Pfrn. C. Rosin
11.00 Uhr – Pfrn. C. Rosin (A)
17. Januar – Letzter Sonntag nach Epiphanias 9.30 Uhr – Pfrn. U. Senst-Rütenik
11.00 Uhr – Pfrn. U. Senst-Rütenik 24. Januar – Septuagesimä 9.30 Uhr – Pfrn. U. Senst-Rütenik 11.00 Uhr – Pfrn. U. Senst-Rütenik 31. Januar – Sexagesimä
9.30 Uhr – Pfrn. C. Enke-Langner 11.00 Uhr – Pfrn. C. Enke-Langner 7. Februar – Estomihi
9.30 Uhr – Pfr. Veit Hoffmann (A) 11.00 Uhr – Pfr. Veit Hoffmann
Nächste Taufgottesdienste: im Januar nach Vereinbarung – 14. Februar – 13. März Anmeldung bitte bis 3 Wochen vorher im Büro.
Sölle-Gesprächskreis: 16. Dezember + 27. Januar, 19.30 Uhr im DSH Freitagsrunde: 18. Dezember + 29. Januar, 19.45 Uhr im DSH
aus unserem kirchenbuch
Bestattungen:
Herr Klaus-Dieter Papke (Mfd.) 66 Jahre Frau Elfriede Augat, geb. Schulze (Mfd.) 88 Jahre Frau Traute Abisch, geb. Sengstock (Mfd.) 98 Jahre Frau Angelika Behrendt, geb. Ott (Lankwitz) 64 Jahre Frau Gerda Grünig, geb. Fossberg (Mfd.) 73 Jahre
Herr Gerald Hannemann (Mfd.) 58 Jahre
Frau Waltraud Milz, geb. Kötz (Mfd.) 85 Jahre
Taufen:
Ella Wojakowska (Lankwitz); Malea Krischak (Lankwitz);
Hannes Wiese (Tempelhof); Mia Wittig (Lichtenrade)
Goldene Hochzeit:
Herr Horst und Frau Rita Busche, geb. Boehnke (Mfd.)
reformationsjubiläum
EKD-Jahr „Reformation und die Eine Welt“
M
it dem 31. Oktober hat das vorletzte thematische Jahr der Vorbereitung auf der große Jubiläum „500 Jahre Refor- mation“ am 31. Oktober 2017 begonnen.Die EKD richtet mit ihrem neuen Vorberei- tungsheft ihren Blick darauf, dass das, was vor 500 Jahren in Wittenberg begann, eine gewaltige globale Wirkung erzielt hat. Heu- te gibt es weltweit 400 Mio. protestantische Christen. Der frisch im Amt als Ratsvorsit- zender der EKD bestätigte bayrische Lan- desbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm sieht in der „Reformation als Weltereignis“
eine Herausforderung, die „Reformations- bedürftigkeit unseres Handelns, unseres Verhaltens in der Welt“ immer wieder an- zunehmen, durch das Hören auf das Evan- gelium das eigene Handeln immer wieder zu überprüfen.
Diesem eindeutig und klar erschei- nenden Programm folgt in dem Heft ein merkwürdig konzeptlos erscheinende Auf- fächerung einer Unzahl von Themen. Zwar wird versucht, sie unter drei großen Über- schriften („One Word – One World – One Work“) zu ordnen. Doch insgesamt fällt die Orientierung schwer – bestenfalls ist es ein wenig wie der „Markt der Möglichkeiten“ auf dem Kirchentag. Von Kolonialgeschichte bis Klimagipfel, von Kirchenpartnerschaften bis Auslandsgemeinden, von Bibelübersetzung bis Finanzierungsmodellen der Kirchen welt- weit wird alles irgendwie und niemals länger als auf zwei Seiten abgehandelt. Die Artikel
sind übrigens meist von (kirchenleitenden) Männern verfasst – „Frauen“ kommen auch thematisch kaum vor, wenn überhaupt, dann als „Problem“ für die Ökumene („Frauenor- dination“, S. 27). Der obligatorische Artikel von Margot Käßmann muss also reichen … Aber auch die eurozentristische Perspektive wird kaum verlassen, selbst wenn pflichtschul- digst von Partnerschaften und ökumenischen Begegnungen berichtet und vier „reforma- torische Gestalten“ aus Afrika, Indien und China vorgestellt werden. Was man aus den politischen Debatten des Alltags und auch nach dem Vorwort erwarten sollte, eine The- matisierung des Klimawandels und die mög- liche kirchliche Auseinandersetzung damit, fehlt ganz.
Aber nun ja – vielleicht hatte ich falsche Erwartungen? Vielleicht ist unsere Kirche einfach so? Die „Eine Welt“ scheint mir interpretiert als „Die Eine Welt des Pro- testantismus in verschiedenen kulturellen und konfessionellen Kontexten“. Wer aber eine solche Angebotspalette einfach einmal wahrnehmen möchte, wer sich für die breite Vielfalt von Fragestellungen konfessionel- ler Natur interessiert, wer einen Überblick über den innerevangelischen ökumenischen
„Stand der Dinge“ präsentiert bekommen möchte, der kann das Heft im Internet on- line lesen und dort auch kostenlos bestellen (www.reformation-und-die-eine-welt.de).
Carola Enke-Langner
W
as war das für ein wunderschöner Anblick, rund um den Altar standen gespendete haltbare Lebensmittel für LAIB und SEELE. Meine beiden mitgebrachten Kisten reichten da leider nicht aus, um alles in unser Lager zu transportieren.Insgesamt neun prall gefüllte Kis- ten sind da zusammen gekommen. Marme- lade, Konserven, Zucker, Mehl, Reis, Kaffee, Nudeln und nicht zu vergessen: Süßigkeiten
für die Kinder! – Im Namen des gesamten LAIB und SEELE-Teams möchte ich mich hiermit bedanken. Helfen uns Ihre Spenden doch, den Menschen, die jeden Freitag zu uns kommen, auch mal wieder etwas anderes anzubieten als nur Obst und Gemüse.
Vielen Dank.
Heidelore Müller
laib und seele sagt „danke“
kinderseite
Advent- und Weihnachtszeit – feiern wir alle gleich?
kinderseite
J
etzt ist es wieder soweit. Der Advent und die Weihnachtzeit machen uns die oft trü- ben Wintertage fröhlicher. Was gehört für dich alles dazu? Adventkranz und -kalender, Kerzen, Plätzchen backen, Basteln, die Schu- he für den Nikolaus aufstellen und später dann Weihnachtsbaum, Krippe, leckeres Essen, Geschenke und ein Kirchenbesuch?So feiern viele in Deutschland, aber wie sieht es in anderen Ländern aus? Feiern die Men- schen dort auch so? Schauen wir doch mal zu unseren Nachbarländern, die direkt an Deutschland grenzen. Von Berlin aus liegt Polen am nächsten. Fangen wir da an und gehen im Uhrzeigersinn weiter.
Polen: Am 1. Advent fängt die Fas- tenzeit an (die gibt es ja nicht
nur vor Ostern). Der Nikolaus bringt am 6. Dezember kleine Geschenke. Am 24.12. werden der Weihnachtsbaum oder im Haus verteilte Nadelbaumzwei- ge geschmückt. Ist der erste Stern am Himmel zu sehen,
endet das Fasten. Dann gibt es „Wigilia“, ein Festessen, das aus zwölf verschiedenen Gerichten besteht, die an die zwölf Apostel erinnern sollen. Fleisch gibt es dabei nicht, aber Fisch und Gemüse. Pilz- oder Rote-Bee- te-Suppe gehört immer dazu und als Nach- tisch eine Süßspeise mit Mohn. Der Tisch wird für einen mehr gedeckt, falls unerwartet ein Gast kommt. Dieser soll sich so gleich willkommen fühlen. Vor dem Essen wird die
Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Danach wird die Oblate, die auf jedem Teller liegt, mit allen anderen am Tisch geteilt. Dabei wünscht man sich gegenseitig alles Gute und Glück fürs nächste Jahr. Nach dem Essen wird gesungen und die Geschenke ausge- packt, die der „Gwiazdka“ (der kleine Stern) gebracht hat. Danach geht die ganze Familie zur Mitternachtsmesse.
Tschechien: am Abend des 5. De- zembers kommt der „Mikuláš“ mit einem Engel und Teufel zu den Kindern. Wer ein Lied singt oder ein Gedicht aufsagt und brav war, bekommt vom Engel Süßigkeiten. Den anderen gibt der Teufel nur ein paar Kar- toffeln oder Kohlestücke und droht ihnen,
sie mit in die Hölle zu nehmen, wenn sie sich nicht bessern. Der 24. Dezember heißt „Šteˇdrý večer“ (großzügiger Abend).
Bis zum Weihnachtmahl soll man den ganzen Tag fasten.
Wer sich daran hält, soll am Abend ein goldenes Schwein- chen sehen können und hat im nächsten Jahr ganz viel Glück. Das Essen besteht meist aus Fischsuppe, Karpfen und Kartoffelsalat.
Am 25. und 26.12. gibt es Gans oder Ente mit Kraut und Knödeln. Nach dem Essen werden die vom Christkind gebrachten Geschenke ausgepackt. Später geht es zur Mitternachtsmesse. Der Christbaum ist mit Äpfeln, Nüssen, Kugeln, Strohsternen und Kerzen geschmückt. Der Heiligabend soll
magische und wundersame Kräfte haben.
Daher gibt es viele Bräuche, um die Zukunft vorauszusagen.
Österreich: Früher hatte hier der Adventskranz 24 Kerzen, nun sind es vier.
Der 4. Dezember ist Barbara-Tag, an dem Kirsch- oder Apfelbaumzweige
abgeschnitten und in eine Vase gestellt werden. Blühen die Zweige bis zum Heiligabend, hat die Familie Glück und Gesundheit im nächsten Jahr.
Der „Nikolo“ kommt mit dem
„Krampus“ am 6.12. und bringt für brave Kinder Nüsse, Manda- rinen und Schokolade, für die
bösen eine Rute. Zum Abend des 24.12. hin wird im Wohnzimmer ein Fenster geöffnet und die Türe abgeschlossen. So kann das Christkind hinein und in Ruhe die Geschen- ke unter den Christbaum neben die Krippe legen. Wenn es hinaus fliegt, erklingt ein Glöckchen. Der Baum ist mit Kerzen, Na- schereien und in Rot geschmückt. Abends gibt es Karpfen oder Gans, aber viel wich- tiger sind die selbstgebackenen Plätzchen, vor allem Vanillekipferl. – Es gibt außerdem zwölf Räuchernächte, um die bösen Geister aus dem Haus zu vertreiben. Dazu werden in der Glut Weihrauch, Kräuter und Palmzwei- ge von Ostern verbrannt. Mit dem Rauch geht man in jeden Raum. Die wichtigsten Nächte sind die Thomasnacht (21.12.), Hei- ligabend, Silvester und die Dreikönigsnacht (5.1.). In der Thomasnacht gibt es Bräuche, mit denen man angeblich in die Zukunft schauen kann.
Schweiz: Es gibt einen Adventkranz und -kalender. Besonders gerne werden in
dieser Zeit „Guetzli“ (Plätzchen), wie Zimt- sterne, Mailänderli und Anischräbeli geba- cken. Der „Samichlaus“ bringt in Begleitung des „Schmutzli“ und eines Esels Lebkuchen, Nüsse, Äpfel und Mandarinen, doch erst muss ein Gedicht aufgesagt werden. Am Hei-
ligabend wird gemeinsam gut und reichlich gegessen. In den verschiedenen Gegenden gibt es unterschiedliche Festtags- speisen. Karpfen, Gans, Fondue Chinoise und Schüfeli (eine Art Kassler) sind am häufigsten.
Nach dem Essen wird gesungen und dann die Geschenke ausge- packt. Es gibt eine Krippe und einen Christbaum mit Strohsternen, Äpfeln und echten Kerzen. Zuletzt geht man zur Christnachtfeier in die Kirche.
Frankreich: Adventskranz und -kalender gibt es nicht, dafür hat der Weih- nachtsbaum eine große Bedeutung. Die ersten Christbäume gab es im französischen Elsass. Von hier aus verbreitete sich die- ser Brauch weltweit. Oft gibt es auch eine Krippe. An Heiligabend geht die Familie in die Weihnachtsmesse. Danach findet „le Réveillon“ (Weihnachtsschmaus) statt, ein großes, fröhliches und ausgiebiges Fest- mahl, das mehrere Stunden dauern kann.
Alles, was gut und teuer ist, kommt auf den Tisch. Dabei darf ein Truthahn, mit Walnüs- sen oder Esskastanien gefüllt, nicht fehlen.
Zum Nachtisch gibt es „Bûche de Noël“
(Weihnachtsholzscheit), eine rechteckige mit Schokolade überzogene Biskuitrolle in Form eines abgesägten Baumstamms. In der Nacht zum 25.12 kommt „Père Noël“ (Weih- nachtsvater) mit seinem großen Korb und
kinderseite buchempfehlung
„Adressat unbekannt“
von Kathrine Kressmann Taylor
D
ieses kleine Buch enthält eine Korre- spondenz zwischen einem Juden und einem Nichtjuden. Ich habe es an einem Nachmittag „verschlungen“. Es besteht ei- gentlich nur aus 18 Briefen, die aber nach und nach soviel Sprengstoff entwickeln, dass ich mit dem Lesen nicht mehr aufhören konnte.Hier schreiben sich zwei Freunde, Max Eisenstein und Martin Schulse, die nach dem ersten Weltkrieg gemeinsam in die USA nach Kalifornien ausgewandert sind. Sie haben dort eine erfolgreiche Kunstgalerie aufgebaut. Max, der Jude, ist alleinstehend, Martin hat seine Familie mitgebracht.
Der Briefkontakt beginnt mit der Rückkehr Martins 1932 nach Deutschland.
Er möchte seine Söhne mehr mit der deut- schen Sprache und
Kultur aufziehen. Der zweite Grund ist das Heimweh seiner Frau Elsa.
Ihre geschäftli- che Verbindung soll un- ter der Trennung nicht leiden. Deshalb wird Mar- tin Gemälde, die er in dem nach dem ersten Weltkrieg völlig verarm- ten Deutschland preis- wert erwerben kann, zum Gewinn bringenden Ver- kauf zu Max schicken.
Wir erleben in den ersten Briefen in welcher Harmonie und mit welchem Er- folg Max und Martin in Amerika ihr Leben gestaltet haben. Auch beteuern sie ihre tiefe, wie sie meinen unzerstörbare Freundschaft.
Wir erfahren auch noch von einer außerehe- lichen Liebesbeziehung Martins mit Max’
jüngerer Schwester Griselle, die sich da- mals, als Martin noch in Deutschland lebte, abgespielt hatte. Griselle ist jetzt als Erfolg versprechende Schauspielerin in Wien enga- giert und hat ein Angebot aus Berlin.
Anfänglich beschreibt der nun als reicher Mann heimgekehrte Martin in seinen Briefen sein neues Leben in Deutschland eu- phorisch aber noch abwartend kritisch dem nunmehr neuen Hitler-Regime gegenüber.
Dies ändert sich von Brief zu Brief. Max
„Der Jurist, der nicht mehr ist als ein Jurist, ist ein arm Ding“ (Luther)
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legt die Geschenke unter den Baum neben die aufgestellten Schuhe.
Luxemburg: Am 5. Dezember stel- len die Kinder ihr Schuhe vor die Haustü- re, denn der „Kleeschen“ und sein Gehilfe
„Houseker“ kommen und stecken Süßig- keiten sowie Früchte dort hinein. Der Hei- ligabend wird mit der Familie und guten Freunden verbracht bei Stampfkartoffeln mit Apfelsoße und Blutwurst. Zusammen wird die Mitternachtsmesse besucht. Danach werden die unterm Weihnachtsbaum liegen- den Geschenke ausgepackt.
Belgien: Einen Adventkranz oder -kalender gibt es nicht. Der Weihnachts- baum steht schon ab dem 2. Advent im Wohnzimmer. Am 24.12 kommt die Krippe dazu. Die großen Geschenke gibt es schon am Nikolaustag. Ab dem 4. Dezember reitet
„Sinterklaas“ auf einem Schimmel (weißes Pferd) von Haus zu Haus und fragt, ob die Kinder artig waren. Ihn begleitet der „Zwar- te Piet“ (schwarze Peter). In der Nacht zum 6.12. kommen sie dann wieder mit einer Rute oder vielen Geschenken. Am Heilig- abend wird meist gefüllte Pute und danach Schokoladen-Weihnachtskuchen gegessen.
Später wird die Mitternachtsmesse besucht.
Niederlande: Auch hier gibt es keinen Adventskranz und der „Sinter Klaas“
bringt in der Nacht zum 6. Dezember die Geschenke. Am letzten Samstag im Novem- ber kommen er und der „Zwarte Piet“ mit dem Schiff aus Spanien an. Das wird sogar im Fernsehen gezeigt. Er reitet dann auf einem Schimmel durchs Land. Die Kinder stellen ihre Schuhe vors Haus sowie Was- ser, Heu oder eine Möhre für das Pferd.
Sobald er das Land wieder verlassen hat,
wird der Weihnachtsbaum aufgestellt und geschmückt. An Weihnachten trifft man sich mit der Familie zum Essen mit Braten aus Rind- oder Wildfleisch, Fondue oder eine Art Raclette („Gourmetten“). Viele besuchen eine Weihnachtsfeier in der Kirche.
Dänemark: Eine „Kalenderlys“
(Kalenderkerze) gab es schon vor Advents- kalender und -kranz, die jeden Tag um ei- nen der 24 Striche abgebrannt wird. Am 23.
oder 24.12. wird der Weihnachtsbaum selbst gefällt und mit besonderem Schmuck aus Glanzfolie, geflochtenen Herzen und Girlan- den behangen. Der 13. Dezember ist der Tag der heiligen Lucia, die Licht in den winter- dunklen Norden bringt. An diesem Tag tra- gen die ältesten Töchter ein weißes Gewand mit einem roten Gürtel und einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf. Das Fest beginnt am Morgen in der Familie und wird dann auf der Arbeit, in Schulen und im Kindergarten fortgeführt. Am 24.12., dem „Juleaften“, geht man nachmittags in die Kirche. Als Festessen gibt es Gans, Ente oder Schweinebraten sowie Rotkohl und in Zucker angebratene Kartof- feln. Der Nachtisch ist die Weihnachtsgrütze
„Julegrød“, eine Art Milchreis, in der eine Mandel versteckt ist. Wer diese in seiner Grütze findet bekommt eine „Mandelgave“, meist ein Marzipanschwein. Eine Schüssel Grütze wird auf den Dachboden oder vor die Haustür für die Nissen (Wichtel mit roter Mütze und Helfer des „Julemand“), gestellt.
Nach dem Essen wird gesungen und Hand in Hand um den Weihnachtsbaum getanzt.
Dann gibt es die Geschenke, die der „Jule- mand“ aus Grönland mitgebracht hat.
Sabine Jacobs
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Das Jahresprogramm 2016 ist da
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Schauen Sie doch mal rein! Die Evangelische Familienbildung Berlin hat wieder bewährte und neue Angebote im Programm für alle Generationen. Die Programme liegen in den Gemeindehäusern und Bibliotheken aus (In- ternet: www.familienbildung-tempelhof.de/
page/93/jahresprogramm-pdf). Beratung, Information, Gemeinschaft, Unterstützung und Freizeit – Wir sind für Sie da.
Tipp: Verschenken Sie einen Familienbil- dungskurs zu Weihnachten als Gutschein!
Evangelische Familienbildung Tempelhof-Schöne- berg, Götzstraße 22, 12099 Berlin und in Ihrer Gemeinde Tel.: 755 151636 www.familienbildung-tempelhof.de familienbildung@kk-tempelhof.de
Liebe Familien, Eltern, Großeltern, Paten, Nachbarn und Freunde,
die Evangelische Familienbildung Tempelhof wünscht Ihnen eine frohe und gesegnete Ad- vents- und Weihnachtszeit. Wir danken Ihnen für ein spannendes Familienbildungsjahr und freuen uns auf das nächste Jahr mit Ihnen.
Ihr Team der Familienbildung
Dr. Christiane Solf – Veronika Wyss – Gabriele Joelsohn – Birgit Ibrom und unsere Kursleiterinnen und Kursleiter vertraut jedoch ihrer Freundschaft und will
anfangs die gefährliche Wandlung seines Freundes nicht wahrhaben. Dieser wendet sich nun mehr und mehr der Ideologie des Nationalsozialismus zu, tritt in die Partei ein und wird sogar Regierungsmitglied.
Zu einem Eklat kommt es, als Gri- selle als Jüdin in Schwierigkeiten gerät und Max seinen Freund um Hilfe bittet. Martin ist inzwischen ein so überzeugter Nazi, dass er Griselle die Hilfe verweigert.
Max, der noch einmal versucht, seine Schwester schriftlich zu erreichen, be- kommt seinen Brief an sie zurück mit dem Aufdruck: Adressat unbekannt, was bedeu- tet, dass man sie ins Konzentrationslager verschleppt hat.
Martin, der der Nazi-Ideologie ent- sprechend glaubt, dass Juden feige sind und Max sich sowieso nicht wehren kann, erfährt nun durch die folgenden Briefe die Rache seines ehemaligen Freundes. Wie das ge- schieht, überlasse ich der Neugier des Lesers.
Diese Briefe veröffentlichte die amerikanische Journalistin und Werbe-
texterin Kathrine Kressmann Taylor 1938 erstmals in der New Yorker Zeitschrift Story, bevor sie 1939 wegen ihres großen Erfolges als Buch verlegt wurden. Sie geben einen fiktiven Briefwechsel wieder, der aus der Vorlage einiger realer Briefe entstanden ist.
1992 druckte Story die Geschichte aufgrund der gewachsenen Fremdenfeind- lichkeit in vielen Ländern der Erde noch einmal ab.
Wegen des auch diesmal großen Erfolges wurde das Buch mit der 2. Auflage 2014 als Atlantik Taschenbuch noch einmal veröffentlicht.
Die deutsche Autorin und Journa- listin Elke Heidenreich hat ein sehr emotio- nales Nachwort dazu geschrieben.
Dies Buch ist unbedingt auch für junge Menschen zu empfehlen. Es eignet sich meiner Meinung nach hervorragend als Diskussionsgrundlage zum Thema Ho- locaust.
Hildegund Fischer
veranstaltungen
2. Dezember Mittwoch 16.15 Uhr DSH Kindergottesdienst 4. – 6. Dez. Fr. – So. 14 – 20 Uhr Dorfkirche Weihnachtsmarkt
9. Dezember Mittwoch 19.30 Uhr DSH GKR-Sitzung (nicht öffentlich) 12. Dezember Samstag 14.30 Uhr Kinderhaus Abenteuernachmittag
12. Dezember Samstag 19.00 Uhr Dorfkirche Carol Singing – Gospel Choir 16. Dezember Mittwoch 19.30 Uhr DSH Sölle-Gesprächskreis
18. Dezember Freitag 18.00 Uhr Dorfkirche letzte Abendkirche 18. Dezember Freitag 19.45 Uhr DSH Freitagsrunde
21. Dezember Montag 16.00 Uhr HILDE Offenes Weihnachtssingen 24. Dezember Donnerstag 22.00 Uhr Dorfkirche Kantorei Mfd. „Magnificat“
24. Dezember Donnerstag 23.00 Uhr Dorfkirche Turmblasen
28. Dezember Montag 16.00 Uhr DSH Senioren-Geburtstagsfeier 31. Dezember Donnerstag 16.00 Uhr DSH Tischabendmahl
31. Dezember Donnerstag 20.00 Uhr Dorfkirche Silvesterkonzert mit Trompete und Orgel 6. Januar Mittwoch 16.15 Uhr DSH Kindergottesdienst 8. Januar Freitag 18.00 Uhr Dorfkirche erste Abendkirche 11. Januar Montag 16.00 Uhr HILDE Gottesdienst 15. Januar Freitag Redaktionsschluss Gemeindereport Februar 16. Januar Samstag 14.30 Uhr Kinderhaus Abenteuernachmittag 27. Januar Mittwoch 19.30 Uhr DSH Sölle-Gesprächskreis 29. Januar Freitag 19.45 Uhr DSH Freitagsrunde
2./3. Februar 9 –16 Uhr Kinderhaus Kinder-Kunst-Workshop (s.u.)
Neuer Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg
aktuell
Kids und Kunst – zweitägiger Workshop während der Winterferien
Farben selber mischen, malen mit Watte oder gestalten mit Naturmaterialien … Probiere an zwei Tagen aus, wie Du Dich mit Farbe ausdrücken kannst. Lerne neue Techniken kennen, und stelle Werke her, die am Ende des Workshops in einer Vernissage präsentiert werden.
Dienstag und Mittwoch, 2. und 3. Februar 2016, jeweils 9.00–16.00 Uhr – für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Kostenbeitrag: 5.– Euro, inkl. Material und Mittagessen.
Leitung und Information: Birgit Dilßner, Mfd., 756 56 324.
Anmeldung bis 20. Januar 2016 an: Pfrn C. Rosin, kinder@marienfelde-evangelisch.de, 030 755 12 20-24
A
m 1. Januar 2016 ist es so weit: Die beiden Kirchenkreise Tempelhof und Schöneberg werden zu einem neuen Kir- chenkreis vereint. Die beiden Synoden fass- ten im September den entscheidenden Be- schluss zur Fusion, und zwar überraschend eindeutig – hatten sich doch beide Kirchen- kreise in ihrer über fünfzigjährigen Ge- schichte durchaus unterschiedlich entwickelt.Doch die Probleme konnten von den stets in den Prozess eingebundenen Kreissynoden beiseite geräumt und wichtige Erfahrungen aus den Gemeinden, aus den Arbeitszweigen und aus der Mitarbeiterschaft eingebracht werden. Nun wird durch eine gemeinsame Kommission ein neuer Superintendent / eine neue Superintendentin gesucht; die Vorstel- lungsgottesdienste dafür finden im Februar statt.
Am 24. Januar feiern wir den Beginn des Kirchenkreises Tempelhof- Schöneberg mit einem Gottesdienst. Zu 18 Uhr laden wir herzlich herzlich in die Apostel-Paulus-Kirche in Schöneberg ein (Grunewaldstraße/Ecke Akazienstraße). Die Predigt hält Bundestagspräsident Dr. Nor- bert Lammert. Sagen Sie es gern weiter, denn in der großen Hallenkirche haben viele Mitglieder des neuen Kirchenkreises Platz. Und im Anschluss an den Gottesdienst wird weltlich weitergefeiert: Zum anschlie- ßenden Empfang sind Sie ebenso herzlich eingeladen!
(aus Newsletter Nr. 19,
„Auf dem Weg zu einem neuen Kirchenkreis“)
Die Spur der Steine
Die Dorfkirche Marienfelde
kunst und kirche reformationsdekade
N
iemand kennt das genaue Alter unserer Dorfkirche. Die später wieder entfernte Jahreszahl ‚1192‘ über dem Eingang dürfte eine Erfindung Bruno Möhrings gewesen sein, der die Kirche 1921 tiefgreifend ‚er- neuerte‘ und mit der Umstellung dieses Da- tums auf die symbolischen Zusammenhänge zwischen der mittelalterlichen Baukunst und seinem eigenen ‚gotisch-expressionistischen‘Architekturstil verweisen wollte. Wir können lediglich sagen, dass sie ungefähr 800 Jahre alt ist und im Laufe ihrer Geschichte hat sie sich in ihrem äußeren und inneren Erschei- nungsbild so umfassend verändert, dass ihre Erbauer sie kaum wiedererkennen würden.
Sie gilt zwar als die älteste Dorfkirche Berlins, aber ‚original‘ sind lediglich die Steine ihres Mauerwerks.
Errichtet wurde sie aus den vie- le Millionen Jahre alten Findlingen, die vor allem die letzte Eiszeit, die sogenannte Weichsel-Kaltzeit, vor ca. 12.000 Jahren im Gebiet des heutigen Brandenburg, Sachsen- Anhalts und Mecklenburg-Vorpommerns zurückgelassen hatte. In dieser relativ klei- nen Region entstanden im hohen und späten Mittelalter an die 1500 Dorfkirchen, überwie- gend schlicht und schmucklos und aus Feld- steinen. Dieses Geschiebe aus Granit, Gneis und Quarziten, das die Bauern von den Fel- dern sammelten (daher ‚Feldsteine‘), ist das Baumaterial unserer Dorfkirche. Sie waren der einzige, dafür aber reichlich vorhande- ne Naturstein, der die Feldarbeit erschwer-
te und deshalb an den Rändern zu Mauern aufgeschichtet wurde. Die Errichtung unserer Dorfkirche war ein mühevolles, aufwändiges und zeitintensives Bauvorhaben. Bemer- kenswert ist, dass die ein bis fast zwei Meter starken Mauern von Anfang an auf einem kompletten Grundriss begonnen wurden (während man z.B. an der uns benachbar- ten Dorfkirche in Giesensdorf deutlich die Baunaht erkennen kann, die den präzise ausgeführten Beginn im 13. Jhdt. von der nachlässigeren Arbeitsweise des 14. Jhdts.
trennt). Noch heute leuchten die von den Steinmetzen der mittelalterlichen Bauhütte meisterlich in Quadertechnik behauenen und mit großer Regelmäßigkeit zusammengefüg- ten Steine bunt glitzernd in der Sonne.
Die trutzige Massivität des Mau- erwerks (besonders eindrucksvoll sichtbar an der ganz aus Feldsteinen aufgeführten Klosterkirche in Zinna) führte zu ihrer Be- zeichnung als ‚Wehrkirchen‘, ein besonders
im Dritten Reich gerne beförderter Mythos, dienten sie doch wahrscheinlich nicht einmal als Schutzräume. Vielmehr waren sie ‚Heilige Räume‘, gebaut für die Ewigkeit und – nach dem Prinzip ‚form follows function‘ – nahezu
‚modern‘ in ihrer Konzeption. Auch in Ma- rienfelde können wir von einem hölzernen Vorgängerbau über einer Begräbnisstätte ausgehen. Bis vor wenigen Jahren erinnerte das unter einer Glasplatte sichtbare Skelett im Turmeingang an die zwanzig in den 90er Jahren freigelegten Grabstellen unter der Kirche (erst 1889 wurde der neue Friedhof nördlich der Dorfaue eingeweiht). Zwischen den Bauernkaten der Dörfler ragte der West- turm weit sichtbar als Landmarke empor.
Wer um die Kirche herumgeht, ist auch heute noch beeindruckt von ihrer
‚schlichten Größe‘. Üblicherweise wurde der Bau im Osten mit dem Chor begonnen. Hier jedoch vermittelt die Einheitlichkeit des Mau- erwerks und die Art und Weise, wie die vier gemeinsam ausgeführten Bauteile – Apsis, Chor, Langhaus und Turm – in ihren ausge- wogenen Proportionen aufeinander bezogen sind, ein einzigartiges Gefühl der Vollkom- menheit, vor allem dann, wenn wir uns die späteren ‚Zutaten‘, die gotische Sakristei aus dem 14. und den (ursprünglich unter einem abgeschleppten Dach organisch integrierten) auf der Nordseite zu Beginn des 15. Jhdts.
angefügten Anbau (ehemals Patronatsloge, heute Raum für Toiletten und Heizung), so- wie vor allem den unseligen Dachvorbau, die kleine Vorhalle am ‚Westwerk‘, wegdenken – ein steingewordener ‚Windfang‘, der dem Turm seine ganze grandiose Wucht nimmt – und dem originalen mittelalterlichen Portal seine gesamte Wirkung.
Um eine vage Ahnung vom ur- sprünglichen Aussehen der ältesten Dorf- kirche Berlins zu erhalten, müssen wir aber auch die großen Fenster wieder entfernen, die schon nach der Reformation in das Mau- erwerk gebrochen wurden, um mehr Licht zum Lesen in den neu eingeführten Gesang- büchern zu schaffen. Die Anordnung der eigentlich rundbogigen, extrem schmalen lanzettförmigen Fenster ist über den ‚neu- en‘ im Mauerwerk noch deutlich erkennbar;
ebenso die spätromanischen Türen an der Nord- und Südseite, durch die wir ‚Laien‘ die Kirche früher betreten hätten.
Wir hätten dann in einem quadra- tischen, kaum von Tageslicht erhellten, von einer flachen Holzdecke abgeschlossenen Raum ehrfürchtig stehend der katholischen Messe, dem feierlichen Gesang und dem Ge- murmel der Mönche, abgetrennt hinter einer Wand im ‚Allerheiligsten‘ des Chorraums, gelauscht und uns auf den unverständlichen
‚Hokuspokus‘ (das ‚hoc est corpus‘ der latei- nischen Liturgie) bestimmt keinen rechten Reim machen können. Davon geblieben ist lediglich das leere Tabernakel, der Aufbe- wahrungsort der konsekrierten (geweihten) Hostien in der linken Seitenwand des Chores.
Von der Wirkmächtigkeit der Ge- schichte zeugt heute nur noch das um einen knappen Meter angestiegene Erdreich, das uns einige Stufen hinabführt, wenn wir die Kirche betreten. Nachdem sie bereits zu Be- ginn des 20. Jhdts. als ‚arg verschandelt‘ galt, haben ihr die substanziellen Eingriffe Bruno Möhrings zu Beginn der 20er Jahre in ihrer Gesamtwirkung buchstäblich ‚den Rest gege- ben‘. Seine Umbaumaßnahmen setzten sich über die konservatorischen Vorgaben hinweg
Dorfkirche Marienfelde ohne ‚Vorhalle‘, 1910