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Streitfragen!

Die Energie- und Wasserwirtschaft im Dialog Das Magazin 02|2013

im netz d es Dr. r egulus

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hinter den zahlreichen Einzelmaßnahmen, Teilprojekten und politischen Initiativen im Rahmen der Energiewende vollzieht sich ein Paradigmenwechsel, der unserer Branche, letztlich aber auch allen Bürgern und Kunden Sorge bereiten muss: das Prinzip der Liberalisierung. So viel Markt wie möglich und so viel Regulierung wie nötig – dieses Prinzip wird stückweise aufgegeben. Vor 15 Jahren wurde der deutsche Energiemarkt für alle geöffnet. Die wettbewerblichen Auswirkungen sind so positiv, dass die EU-Kommission den deutschen Energiemarkt als Vorbild für ganz Europa sieht. Doch der Schein trügt. Wachsender Dirigismus und zunehmende Regulierung sorgen schon jetzt dafür, dass die Erfolge der Marktöffnung zum Teil wieder zunichte­

gemacht werden.

LiEbE LEsErin, LiEbEr LEsEr,

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Jeder kleinste Schritt, der die Erneuerbaren Energien dazu bringt, Marktrisiken und Systemverantwortung zu übernehmen, muss gegen Widerstände hart erkämpft werden. Umgekehrt versucht die Politik auf fatale Weise, Marktlösungen wie zum Beispiel die vom BDEW vorgeschlagene Strategische Reserve zugunsten von Zwangsmaßnahmen beiseitezuschieben – Stichwort „Winterverordnung“! Der wach­

sende Zuspruch aus verschiedenen Bereichen für die Strategische Reserve zeigt aber, dass immer mehr Akteure den Wert des Marktes neu erkennen.

Das vorliegende Magazin spitzt diesen Konflikt mit Bildern zu, die Ihnen hoffentlich viel Spaß machen werden, die aber vor allem auch das Grundsätzliche und die Rich­

tungsentscheidung klarmachen, um die es spätestens nach der Bundestagswahl geht.

Welche Partei wird sich zum „Marketman“, zum Verteidiger der marktwirtschaft­

lichen Ordnung und zum Protagonisten eines neuen Marktdesigns bekennen? Wer übernimmt die Rolle des „Dr. Regulus“, der sicher das Gute will, aber mit den falschen Methoden nur Negatives erreicht?

Darüber streiten die Protagonisten in diesem Heft. Nicht nur die Bilder sind stark, sondern vor allem auch die Argumente. Ich wünsche Ihnen viel Spaß – und einen hoffentlich neuen und klaren Blick auf die anstehenden Herausforderungen!

Ihre

Hildegard Müller

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stratEgischE rEsErvE: Licht aM horizont

Peter Altmaier, Bundesminister, Hildegard Müller, BDEW, und Dietmar Schütz, BEE, diskutieren den effizientesten Weg zum Erhalt einer sicheren Stromversorgung.

Prof. Peter Hennicke vom Wuppertal Institut und dena-Chef Stephan Kohler streiten über die Konsequenzen aus der EU-Energieeffizienzrichtlinie.

EinE FragE DEr zEit unD DEr KostEn

Jörg Müller, Enertrag, plädiert für die Windkraft- nutzung an Land, Andreas Wagner von der Stiftung Offshore-Windenergie hält dagegen.

s.40 s.10

baustELLE struKtur-anpassung

In einigen ostdeutschen Regionen schrumpft und al- tert die Bevölkerung besonders schnell. Wie Versorger gegensteuern können, erklärt Jürgen Schleier, Was- serwerke Zwickau.

s.24

s.30

WiE sparEn Wir gEnügEnD EnErgiE?

(5)

iMprEssuM

hErausgEbEr BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V.

Reinhardtstraße 32 10117 Berlin

streitfragen@bdew.de www.bdew.de

rEDaKtion Mathias Bucksteeg Sven Kulka

KonzEpt unD rEaLisiErung Kuhn, Kammann & Kuhn GmbH, unter redaktioneller Mitarbeit von Wolf Szameit; Ricarda Eberhardt (BDEW). Kreation/Bildwelt Meltem Walter (BDEW)

DrucK unD vErarbEitung Druck Center Drake + Huber, Bad Oeynhausen

biLDnachWEis

Agustin Graham Nakamura:

Comic-Zeichnungen,

Illustrationen und Foto-Paints;

Roland Horn: S. 06, 09, 17, 22, 26, 32, 42 Redaktionsschluss:

Mai 2013

s.06 s.10

s.16

s.22

s.24

s.30

s.36

s.40

s.44

s.46

s.47

EnErgiEMarKt DEr zuKunFt

DiE MärKtE brauchEn KEinEn rEguLiErEr Dr. Rolf Martin Schmitz, RWE, und Ewald Woste, Thüga, über die Anforderungen an den Strommarkt der Zukunft.

stratEgischE rEsErvE: Licht aM horizont Peter Altmaier, Bundesminister, Hildegard Müller, BDEW, und Dietmar Schütz, BEE, diskutieren den effizientesten Weg zum Erhalt einer sicheren Stromversorgung.

»2050 KönnEn Wir uns KEin KohLEKraFtWErK MEhr LEistEn.«

Grünen-Politikerin Bärbel Höhn plädiert für einen breiten Mix an Markt- und Regulierungsinstrumenten.

EnErgiEprojEKtE sinD attraKtiv Für vErsichErEr

Die Assekuranzbranche könnte mehr Mittel für Energieprojekte bereitstellen. Dr. Alexander Erdland, GDV, nennt die Bedingungen.

WassErWirtschaFt

baustELLE struKtur-anpassung

In einigen ostdeutschen Regionen schrumpft und altert die Bevölkerung besonders schnell. Wie Versorger reagieren können, erklärt Jürgen Schleier, Wasserwerke Zwickau.

FoKus EnErgiEEFFiziEnz

WiE sparEn Wir gEnügEnD EnErgiE?

Prof. Peter Hennicke vom Wuppertal Institut und dena-Chef Stephan Kohler streiten über die Konsequenzen aus der EU-Energieeffizienzrichtlinie.

»DiE gEgEnWärti gEn zErtiFiKatsprEisE sinD Ein probLEM, Da siE invEstitionEn EntschLEunigEn.«

Dr. Fatih Birol von der Internationalen Energieagentur sieht die niedrigen Preise für CO2-Zertifikate als Hindernis für Investitionen in effizientere Technik.

FoKus ErzEugung

EinE FragE DEr zEit unD DEr KostEn

Jörg Müller, Enertrag, plädiert für die Windkraftnutzung an Land, Andreas Wagner von der Stiftung Offshore- Windenergie hält dagegen.

»grünEr stroM Muss KontinuiErLich prEisWErtEr WErDEn.«

Die Energiewende schafft für Hersteller von Erzeugungs- anlagen und Netztechnik Risiken, aber auch Chancen, meint Alf Henryk Wulf von Alstom.

ErnEuErbarE EnErgiEn

Der BDEW hat eine Stabsstelle Erneuerbare Energien eingerichtet. Dr. Martin Grundmann, ARGE Netz, kommentiert.

EnErgiE Macht schuLE

RheinEnergie-Chef Dr. Dieter Steinkamp unterstützt das Informationsprojekt des BDEW für Kinder und Jugendliche.

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Dunkle Mächte bedrohen das freie Spiel der Kräfte und den Markt.

Doch Marketman kämpft mit aller Energie für die Freiheit und die wirtschaftliche Vernunft. Sein Ideal ist der faire Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Denn er will die Menschen günstig, verläss- lich und umweltfreundlich mit Strom und Wärme versorgen. Die rasch wachsenden Kräfte von Wind und Sonne muss Marketman zur Verant- wortung für das System zwingen und in den freien Markt führen

um das Chaos zu bannen.

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EWaLD WostE

amtiert seit 2010 als Präsident des BDEW.

Seit 2007 ist er Vorstandsvorsitzender der Thüga AG in München.

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» DiE MärKtE

brauchEn KEinEn übErgEorDnEtEn rEguLiErEr. «

› Die langfristige Gestaltung des Energiesektors ist eine der spannendsten Fragen im Rahmen der Energiewende.

Dr. Rolf Martin Schmitz, RWE, und Ewald Woste, Thüga, im Gespräch über die Anforderungen an den Strommarkt der Zukunft.

Die Energiewende in Deutschland braucht einen neuen Rah- men, damit der Rollentausch zwischen Erneuerbaren und Konventionellen gelingen kann. Welche Kriterien muss für Sie ein neues, zukunftsfähiges Marktdesign erfüllen?

roLF Martin schMitz Wir haben eine funktionierende Marktordnung. Der europäische Großhandelsmarkt für Strom gleicht Angebot und Nachfrage zuverlässig und effizient aus. Er bietet gleiche Wettbewerbschancen für alle Marktteilnehmer.

Deshalb ist es wichtig, die Erneuerbaren Energien zügig in den Markt zu integrieren. Wer einen Marktanteil von 25 Prozent hat, kann nicht länger dem Motto „produce and forget“ folgen. Ein Ka­

pazitätsmarkt könnte in Zukunft „gesicherter Leistung“, die vor allem von Gas­ und Kohlekraftwerken bereitgestellt wird, einen eigenen Wert geben. Er würde den heutigen Großhandelsmarkt aber nur ergänzen, sozusagen eine Erweiterung um kapazitive Elemente, und sollte den gleichen Kriterien genügen: sicher, effi­

zient, europäisch und ohne Diskriminierung.

EWaLD WostE Wir haben in der Thüga­Gruppe bereits im letzten Jahr einen Lösungsansatz für ein integriertes Marktdesign entwickelt.  Dieser beruht  unter anderem auf folgenden Kriterien:

Die Ziele der Energiewende müssen in dem Modell darstellbar sein, es sollte einen langfristigen Rahmen aufzeigen und wettbe­

werblich organisiert sein, viele Lösungswege sowie ­anbieter er­

möglichen und mit dem Ziel eines EU-Binnenmarktes kompatibel sein. Diese Kriterien sollten aber nicht nur auf der Angebots­, son­

dern auch auf der Nachfrageseite gelten. Dann wird es effizienter.

Die Bundesregierung scheint derzeit – Stichwort Reserve- kraftwerksverordnung – eher auf Regulierung zu setzen.

Kommen Modelle für die Zukunft überhaupt ohne einen übergeordneten Regulierer aus, der Quoten festsetzt und Kapazitäten zentral bestellt?

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» Die viel DiSkutierten

kapazitätSmärkte SinD keine reregulierung. «

schMitz Das hieße „zurück in die Zukunft“, ist aber weder nötig noch sinnvoll. Es ist heute ohne Weiteres möglich, den Er­

neuerbaren Energien eine Rolle mit gleichen Rechten und Pflich­

ten im freien Energiemarkt zu geben. Auch die viel diskutierten Kapazitätsmärkte sind keine Reregulierung, im Gegenteil. In Frankreich ist ein wettbewerblicher, technologieneutraler und de­

zentraler Kapazitätsmarkt beschlossen. Für Deutschland hat der VKU einen ähnlichen Vorschlag gemacht. Beide Modelle können funktionieren, sie sind marktwirtschaftlich und fair.

WostE Ja, wir sind der Meinung, dass dies funktionieren kann. Es sind die marktgetragenen Modelle, die schnell und effizi­

ent auf Veränderungen reagieren können und dabei eine hohe Lö­

sungsvielfalt schaffen. Dies gelingt besonders dann, wenn auch die Nachfrageseite unmittelbar in das Marktdesign integriert ist.

Auch in einigen europäischen Nachbarländern werden Än- derungen im Marktdesign angeschoben. Brauchen wir über- haupt nationale Kapazitätsmechanismen in einem künftigen europäischen Energiebinnenmarkt?

schMitz Ein Wildwuchs nationaler Kapazitätsmechanismen würde den europäischen Energiebinnenmarkt aus den Angeln he­

ben – was fatal wäre. Deshalb brauchen wir einheitliche europäi­

sche Gestaltungsregeln für Kapazitätsmärkte, die festlegen, was geht und was nicht.

WostE Fast alle unserer Nachbarn haben dies positiv beant­

wortet, denn wir sind nahezu das letzte Land ohne einen Kapazi­

tätsmechanismus. Die Logik hinter einem Kapazitätsmechanis­

mus ist doch, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Aus meiner Sicht spricht auch nichts dagegen, wenn ein ausländischer

Anbieter von gesicherter Leistung zur Versorgungssicherheit von Kunden in Deutschland beiträgt. Er müsste nur gewährleisten, dass er in Zeiten der Knappheit seine vertraglich zugesicherte Leistung dem Kunden in Deutschland zur Verfügung stellt.

Es gibt immer mehr Vorschläge für ein neues Marktdesign, neue Modelle kommen auf den Tisch. Bis wann muss ein tragfähiges Konzept von der Politik beschlossen werden, da- mit Investitionen rechtzeitig realisiert werden können?

schMitz Es gibt keinen ganz kurzfristigen Bedarf für ein neu­

es Marktdesign. Für die Politik steht jetzt ein Zeitfenster offen, gründlich nachzudenken, wie die Erneuerbaren Energien in den Markt integriert werden können und wie ein guter, diskriminie­

rungsfreier Kapazitätsmarkt aussehen soll. Entscheidungen dür­

fen aber nicht auf die lange Bank geschoben werden. Immer mehr Gas­ und Kohlekraftwerke werden unwirtschaftlich, wenn sub­

ventionierter EEG-Strom weiter den Markt flutet. Frankreich wird seinen Kapazitätsmarkt 2016 umsetzen – das ist für Deutschland ein „game changer“. Und eine gemeinsame europäische Lösung – zumindest in Kerneuropa – im Jahr 2016, das wäre ein wirkliches Zeichen für einen funktionierenden und gewollten europäischen Energiemarkt.

WostE Ich freue mich über die Diskussion und die Lösungs­

ansätze. Das ist vor allem aus zwei Gründen wichtig: Wir sollten uns für die beste Lösung entscheiden, daher ist die Vielzahl zu be­

grüßen, und die Gründe der Entscheidung für oder gegen einen Lösungsansatz sollten transparent sein, denn wir brauchen eine tragfähige Konsenslösung, die von möglichst vielen Stakeholdern aus unserer Gesellschaft mitgetragen wird. Die Entscheidung, wie der Energiemarkt langfristig gestaltet wird, sollte aus unserer Sicht innerhalb weniger Monate nach der Bundestagswahl getrof­

fen werden.

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roLF Martin schMitz

ist seit Juli 2012 Stellvertretender Vorstands- vorsitzender der RWE AG. Von 2008 bis 2010 war er Präsident des BDEW.

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stratEgischE rEsErvE: Licht aM horizont

› BMU, BEE und BDEW haben sich für eine Strategische Reserve ausgesprochen. Im Gespräch erläutern Peter

Altmaier, Bundesumweltminister, Hildegard Müller vom BDEW und Dietmar Schütz vom BEE ihre Sichtweise.

Mit dem aktuellen Entwurf zur Reservekraftwerksverord- nung verfolgt die Bundesregierung – hinsichtlich der Absi- cherung ausreichender konventioneller Kraftwerkskapazi- täten in den kommenden Wintern – einen regulatorischen Ansatz. BMU, BEE und BDEW sprechen sich dagegen für eine Strategische Reserve aus, die marktbasiert funktioniert. Wel- che Chancen auf Umsetzung hat dieser Vorschlag noch?

hiLDEgarD MüLLEr Wenn die sogenannte Reservekraft­

werksverordnung kommt, ist dadurch nicht automatisch die Stra­

tegische Reserve ad acta gelegt. In der Verordnung ist der Blick vorrangig auf Netzengpässe in Süddeutschland gerichtet. Dies mag als Ultima Ratio sinnvoll sein, ist perspektivisch aber zu kurz gedacht. Die Strategische Reserve verzahnt hingegen die Lösung der Probleme in Süddeutschland mit der Absicherung der Versor­

gungssicherheit in ganz Deutschland. Sie ist europakompatibel und lässt sich in Richtung eines neuen Marktdesigns weiterent­

wickeln. Sie könnte die Reservekraftwerksverordnung ergänzen.

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Wir stehen hierzu weiter für Gespräche bereit. Die Frage ist, ob sich die Politik dafür einsetzen wird, das Marktprinzip in der kon­

ventionellen Erzeugung zu erhalten oder auch diesen Bereich in die Regulierung zu führen. Unabhängig davon arbeiten wir im BDEW auch an einem langfristigen Marktdesign, das konventio­

nelle und Erneuerbare Energien miteinander verbindet.

pEtEr aLtMaiEr Das Wintergesetz und die dazugehörige Verordnung sind wichtig als Sofortmaßnahme. Damit können wir kurzfristig sicherstellen, dass Kraftwerke, die für die Netzstabi­

lität gebraucht werden, nicht stillgelegt werden. Aber ein solcher regulatorischer Eingriff in den Strommarkt sollte nicht zum Dau­

erzustand werden, deshalb sind die Maßnahmen ja auch bis 2017 befristet. Wir sollten aus meiner Sicht zügig zu einem wettbe­

werblichen Verfahren für die Beschaffung von Reservekraftwerken übergehen.

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DiEtMar schütz Aus Sicht des BEE hat die Strategische Re­

serve eine Reihe von Vorteilen im Vergleich zu konkurrierenden Modellen, daher sehen wir gute Umsetzungschancen. Immerhin handelt es sich um den marktkonformsten Vorschlag für einen Kapazitätsmechanismus. Dem sollte auch das Bundeswirtschafts­

ministerium offen gegenüberstehen. Im Gegensatz zu anderen Modellen stellt die Strategische Reserve effektiv Versorgungssi­

cherheit her und bewahrt dabei die Funktionsfähigkeit des beste­

henden Strommarktes. Die konkurrierenden Vorschläge zu Kapa­

zitätsmärkten erscheinen hingegen noch nicht ausgereift und lassen zudem Marktverzerrungen befürchten. Weitere Pluspunk­

te der Strategischen Reserve: Sie begünstigt zwar die vorhande­

nen Marktteilnehmer, aber sie ist einfach umzusetzen, kosten­

günstig und stellt nur geringe Anforderungen an die Regulierung.

Auch ein regulatorisches Modell kann ja zunächst mehr Sicherheit schaffen. Was genau wären denn die Vorteile einer Marktlösung?

aLtMaiEr Die Strategische Reserve, wie wir sie gemeinsam mit Wissenschaftlern und Verbänden vorgeschlagen haben, beruht auf der öffentlichen Ausschreibung von Reservekapazitä­

ten. Das Verfahren ist transparent, gut mit dem europäischen Strommarkt vereinbar und auch mit anderen Instrumenten kom­

patibel. Es schafft Versorgungssicherheit und ist kostengünstig.

MüLLEr Die Strategische Reserve gewährleistet nicht nur eine sichere Stromversorgung. Sie ist ein transparentes und wettbe­

werbsnahes Instrument, das den Markt nicht verzerrt und den Be­

treibern von konventionellen Kraftwerken einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglicht. Derzeit sehen wir schon, dass die Reserve­

kraftwerksverordnung eher mit intransparenten, bilateralen Ver­

handlungen einhergeht. Zudem könnten wir mit der Strategi­

schen Reserve sofort starten. Es ist unverständlich, warum das Bundeswirtschaftsministerium dagegen auf ein bürokratisches und dirigistisches Verfahren setzt, das einer Zwangsregulierung gleichkommt. Diese Art staatlich verursachte Wettbewerbsverzer­

rung sollte sich in einem liberalisierten Strommarkt von selbst verbieten.

schütz In erster Linie bietet eine Marktlösung eine bessere Kosteneffizienz. Darüber hinaus übt sie keinerlei Zwang aus, die Betroffenen nehmen freiwillig an den Ausschreibungsverfahren teil – ebenfalls ein klarer Vorteil.

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Die Strategische Reserve soll eine „Brückenlösung“ sein.

Wenn sie die Brücke bildet – wie sieht dann das andere Ufer aus? Was sind die wichtigsten Eckpunkte für ein neues Marktdesign?

MüLLEr Gerade weil wir noch nicht genau wissen, wie ein zu­

kunftsfähiges Marktdesign im Detail aussehen könnte, haben wir als Übergangslösung die Strategische Reserve vorgeschlagen. Be­

vor nicht wichtige energiepolitische Grundsatzfragen geklärt sind, wie zum Beispiel künftig der weitere Ausbau der Erneuerba­

ren ausgestaltet wird, kann kein langfristig tragfähiges Konzept entwickelt werden. Im Grunde muss aber ein neues Marktdesign sicherstellen, dass das Zusammenspiel zwischen den fluktuieren­

den Erneuerbaren Energien und den notwendigen konventionel­

len Back­up­Kapazitäten dauerhaft funktioniert – und zwar tech­

nisch und wirtschaftlich. Dabei müssen auch die Anpassung der Energienetze, die Verknüpfung mit dem Zertifikatehandel und die Anforderungen des europäischen Energiebinnenmarktes be­

rücksichtigt werden. Der BDEW arbeitet derzeit an einem umfas­

senden Vorschlag.

schütz Ich kann mir gut vorstellen, dass die Strategische Re­

serve auf der Basis von Gasturbinen und Motoren auch längerfris­

tig eine Rolle spielen wird. Aber: Für alle Akteure ist das „andere Ufer“ ein bislang unbekanntes Gefilde. Ich wäre daher mit Schnell­

schüssen vorsichtig. Klar ist aber, dass die fluktuierenden Erneu­

erbaren Energien in Zukunft im Mittelpunkt des Strommarktes stehen werden. Sie bilden das leitende System, an dem sich die Energieversorgungsstruktur orientieren muss. Das Gebot der Stunde lautet dabei: Flexibilität. Je flexibler das Back­up­System sein wird, desto besser. Und das bedeutet auch, dass der künftige Markt diese Flexibilitäten abbilden und anreizen muss. Das künf­

tige Back­up­System wird ganz anders aussehen als die konventi­

onelle Kraftwerksstruktur wie wir sie heute kennen.

aLtMaiEr Ich würde lieber von einem „Sicherheitsnetz“ für die Stromversorgung sprechen. Was das zukünftige Marktdesign angeht, so warne ich vor überzogenen Erwartungen an ein einzel­

nes Instrument. Das Marktdesign der Zukunft wird sich aus meh­

» Di E str a tE gisch E rE sE r v E st ELL t EFFEK - tiv vE rsorgungs - sich Erh Eit h Er.« » Di E vE ror D nung ist p Ersp EK tivisch z u K urz g ED a cht .« » Ein r Egu La torisch Er Eingri FF in DE n stro MM ar K t so LL tE nicht z u M D a u Er - zust an D WE r DE n.«

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reren Bausteinen zusammensetzen: Dazu gehört, dass wir die Er­

neuerbaren weiter an den Markt heranführen, Preissignale für Erzeuger und Verbraucher stärken, Hemmnisse für Flexibilität abbauen, Märkte für Reserveleistung und andere Systemdienst­

leistungen weiterentwickeln, das CO2­Preissignal verlässlicher machen und die 27 Strommärkte in Europa enger verbinden.

Parallel müssen die Erneuerbaren Energien auf einen Re- formpfad geführt werden, der sie Richtung Markt führt. Es wird einen Rollentausch zwischen Erneuerbaren und kon- ventionellen Energien geben. Was sind auf diesem Weg die nächsten Schritte?

MüLLEr Das EEG ist an seine Grenzen gekommen. Das ist mittlerweile allen Akteuren klar. Nach der Bundestagswahl im Herbst muss daher eine grundlegende Reform des EEG erfolgen.

Die Förderung und der Ausbau der Erneuerbaren müssen markt­

orientiert weiterentwickelt werden. Die Energiewende kann aus unserer Sicht nur gelingen, wenn die Erneuerbaren Systemver­

antwortung übernehmen und ihren Beitrag zur Versorgungssi­

cherheit und Systemstabilität leisten. Erst dann können wir sie ernsthaft als künftiges Leitsystem betrachten. Der BDEW wird auch hierzu Vorschläge unterbreiten.

aLtMaiEr Das EEG hat hervorragende Arbeit geleistet, um die erneuerbaren Energien aus einer Nische bis zu dem heutigen Niveau von rund 23 Prozent zu führen. In der nächsten Legislatur­

periode brauchen wir aber eine grundlegende Reform, ein EEG 2.0, zur Integration der Erneuerbaren Energien in das Stromversor­

gungssystem und in die Strommärkte. Dazu besteht im Grund­

satz breites Einvernehmen. Zwei Ziele stehen dabei im Vorder­

grund. Das eine ist eine kosteneffizientere Förderung. Das andere ist das Zusammenspiel zwischen Erneuerbaren, konventionellen Kraftwerken, dem Netz, Speichern und der Nachfrage. Hier müs­

sen wir zu einer Optimierung kommen, zu der auch die Erneuer­

baren beitragen müssen.

schütz Diejenigen, die für die Erneuerbaren gebetsmühlen­

artig mehr Markt fordern, übersehen leider häufig, dass es bislang keinen vollständig funktionierenden Markt gibt. Ein umfassender Strommarkt würde Preise vollständig abbilden und externe Kos­

ten internalisieren. Das aber ist bislang nicht der Fall. Der Emissi­

onshandel liegt am Boden, Kosten für Umwelt­ und Gesundheits­

schäden werden erst gar nicht beziffert. Abgesehen davon muss der Markt an die Spezifika der Erneuerbaren Energien angepasst werden. Beispielsweise müssen die Handelsfristen verkürzt wer­

den. Denn je kürzer die Fristen, desto zutreffender die Prognosen.

Insgesamt sollten die Erneuerbaren mehr Systemverantwortung übernehmen. Zwar wurde hier schon einiges erreicht – viele not­

wendige Schritte wie der erleichterte Zugang zum Regelenergie­

markt stehen aber noch aus.

DiEtMar schütz

ist seit 2008 Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE). Insgesamt 25 Ver- bände mit insgesamt 30 000 Einzelmitgliedern sind im BEE organisiert.

hiLDEgarD MüLLEr vertritt als Hauptgeschäftsführerin des BDEW die Interessen von über 1 800 Unternehmen.

pEtEr aLtMaiEr

ist seit vergangenem Jahr Bundesumwelt- minister. Vor seiner Ernennung war er Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

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» 2050 KönnEn Wir uns KEin KohLE-

KraFtWErK MEhr LEistEn.«

› Die energiepolitischen Vorstellungen von Bündnis 90/Die Grünen bieten reichlich Diskussionsstoff: Kohlekraftwerke lehnt die Partei ab, Kapazitätsmärkte will sie nur regional zulassen. Bärbel Höhn plädiert für einen breiten Mix von Markt­ und Regulierungsinstrumenten – und für eine stärkere Einbindung der Kommunen in die Energiewende.

Frau Höhn, zusammen mit zwei Fraktionskollegen und dem baden-württembergischen Umweltminister haben Sie 2012 das Papier „Die Energiewende braucht Kapazitätsmärkte“

veröffentlicht. Welche Kriterien muss ein neues Marktdesign aus Ihrer Sicht erfüllen?

bärbEL höhn Wir sehen: Der Energy­only­Markt funktio­

niert nicht mehr. Deshalb müssen wir über andere Instrumente nachdenken. Kapazitätsmärkte gibt es schon in anderen Ländern.

Wir wollen dieses Instrument restriktiv handhaben, damit wir nicht unnötig Überkapazitäten schaffen. Denn dann wird es sehr teuer. Wir haben klare Vorgaben gemacht: Die Lösung soll flexibel sein und klimafreundlich, das heißt, wir wollen auf Kohlekraft­

werke verzichten. Wir wollen eine kostengünstige Regelung und eine regionale Beschränkung, weil sich das Problem nicht in allen Bundesländern stellt.

(19)
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Wo könnten Sie sich einen Kapazitätsmarkt am ehesten vorstellen?

höhn Betroffen ist insbesondere Baden­Württemberg. Dort sind Atomkraftwerke abgeschaltet worden, aber der Ausbau der Erneuerbaren Energien kommt erst jetzt in Schwung. In unserem Parteiprogramm sprechen wir übrigens inzwischen von Kapazi­

tätsmechanismen, weil der Begriff der Kapazitätsmärkte oft zu eng im Sinn konventioneller Kraftwerkskapazitäten verstanden wird. Daneben gibt es aber noch viele andere Instrumente, etwa Lastmanagement und regelbare Erzeugung aus Erneuerbaren Energien.

Sie nannten gerade Regionalität als Kriterium für eine ver- nünftige Lösung. Wie passt ein regionaler Kapazitätsmarkt in unser grenzüberschreitend vernetztes Energiesystem?

Wäre es nicht sinnvoller und billiger, durch Leitungsausbau räumlich begrenzte Insellösungen überflüssig zu machen?

höhn Das eine schließt das andere doch gar nicht aus. Wir müssen sehen, welches das günstigste Instrument in der jeweili­

gen Situation ist. Das kann ein Leitungsausbau sein, aber auch ein zusätzliches Gaskraftwerk. Regionale Lösungen wollen wir, damit daraus kein bundesweit nutzbares Subventionsinstrument wird.

Uns ist bewusst, dass gerade unter europapolitischen Gesichts­

punkten noch einiges zu klären ist. Aber ich finde es gut, dass wir mittlerweile über viele Instrumente diskutieren – die Debatte wurde ja lange Zeit sehr abstrakt geführt. Jetzt kommen immer mehr konkrete Vorschläge auf den Tisch.

Gibt es überhaupt die eine Lösung, den großen Wurf?

höhn Wichtig ist, dass wir einen Instrumentenkasten be­

kommen, aus dem wir jeweils den effizientesten Ansatz auswäh­

len können. Und wir müssen beweglich bleiben. Wir haben in den vergangenen Jahren viele Entwicklungen gehabt, die wir nicht vorhersehen konnten. Ich denke beispielsweise an die niedrigen Kohlepreise und den derzeit niedrigen Börsenpreis für Strom. Da halte ich es nicht für verantwortbar, wenn wir uns für zehn oder sogar 20 Jahre festlegen.

Der BDEW hat vorgeschlagen, die Versorgungssicherheit kurzfristig durch eine Strategische Reserve zu erhalten.

Dabei würden Kraftwerke, die man unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten eigentlich abschalten müsste, als Reserve zusätzlich zu den Kapazitäten des Strommarkts zur Verfü- gung stehen. Eingesetzt würden diese Anlagen erst, wenn an der Strombörse keine Deckung der Nachfrage möglich wäre.

Wie bewerten Sie dieses Konzept?

höhn Das ist ein interessanter Vorschlag. Wir sind für einen Instrumentenmix, da könnte das eine wichtige Rolle spielen. Am Ende ist der Unterschied zwischen einer Strategischen Reserve und einem restriktiv gehandhabten Kapazitätsmarkt wahrschein­

lich gar nicht so groß. Bei den Kostenschätzungen, mit denen argumentiert wird, wäre ich aber noch vorsichtig. Bisher haben sich Kalkulationen für Energiepreise nicht immer als trag­

fähig erwiesen.

Sie wollen auf Kohlekraftwerke verzichten. Diese Anlagen liefern aktuell 46 Prozent unseres Stroms. Sollen wir nach der Atomenergie auch aus der Kohleverstromung aus steigen?

höhn Der Punkt ist doch, dass wir auch die Klimaziele erfül­

len müssen. Im Moment tun wir das nicht, das liegt unter ande­

rem am niedrigen Kohlepreis und an den geringen Kosten für Emissionsrechte. Aus klimapolitischen Gründen müssen wir nach der Atomkraft als Nächstes die Kohlekraftwerke in den Blick nehmen.

Wäre es aus Sicht des Klimaschutzes vernünftig, alte Kohle- kraftwerke durch neue, effizientere zu ersetzen?

höhn Man muss vor Augen haben, dass diese Kraftwerke über Jahrzehnte laufen. Tun sie das nicht, weil sie sich plötzlich nicht mehr rechnen, dann sind sie eine Fehlinvestition. Bleibt die neue Anlage aber 40 Jahre in Betrieb, das ist eine normale Lebensdauer, dann läuft sie noch im Jahr 2050. Zu dem Zeitpunkt müssen wir unseren CO2­Ausstoß um 80 bis 95 Prozent reduziert haben. Da können wir uns kein einziges Kohlekraftwerk mehr leisten.

bärbEL höhn

ist als stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfrak- tion von Bündnis 90/Die Grünen unter anderem für die Bereiche Umwelt und Energie zuständig. Von 1995 bis 2005 war sie Umweltministerin des Landes Nordrhein- Westfalen.

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Sie argumentieren, dass die Umstellung auf Erneuerbare Energien die Schaffung einer „Sekundärstruktur“ erfordert, um Schwankungen der Einspeisungen aus erneuerbaren Quellen auszugleichen. Das bedeutet: Wir schaffen Über- kapazitäten. Wie lassen sich diese Investitionen finanzieren?

höhn Wir haben momentan schon Überkapazitäten – 2012 war das Rekordjahr für unseren Stromexport. Daher sehe ich mo­

mentan keinen großen Bedarf für neue Anlagen – außer beispiels­

weise in bestimmten Teilen von Süddeutschland. In einem Kapa­

zitätsmarkt wird die Finanzierung der Kraftwerke über die Netzentgelte erfolgen. Man muss den Verbrauchern ehrlich sagen:

Versorgungssicherheit hat ihren Preis. Aber Reserve­Kraftwerke sind nur ein Mittel, um Versorgungssicherheit zu erhalten. Es ist immer gut, eine Auswahl von Instrumenten zu haben.

Wie hoch darf der Preis der Versorgungssicherheit sein? Der Strompreis sorgt ja jetzt schon für Diskussionen, eine Umla- ge für Kapazitätsmechanismen würde den Preis weiter nach oben treiben. Wo sehen Sie die Grenze?

höhn Ich glaube, dass man die Energiekosten eines Haushalts insgesamt betrachten und im Griff behalten muss, nicht nur den Strompreis. Momentan gibt der Durchschnittshaushalt mehr für Heizung aus als für Strom, viele bezahlen auch fürs Autofahren mehr als für Elektrizität. Wir haben Vorschläge gemacht, um Fa­

milien mit kleinem Einkommen zu entlasten. Und wir wollen eine fairere Verteilung der Kosten. Energieintensive Betriebe sollten stärker an der EEG-Umlage beteiligt werden. Wegen der – auch im internationalen Vergleich – niedrigen Börsenpreise für Strom können die Unternehmen das verkraften, ohne an Wettbewerbs­

fähigkeit zu verlieren.

Die Energiewende ist eines der wichtigsten innenpolitischen Projekte, für viele sogar das wichtigste. Bisher sind die Zu- ständigkeiten aber auf verschiedene Ressorts verteilt. Finden Sie, dass wir die Zuständigkeiten in einem eigenen Energie- ministerium bündeln sollten?

höhn Ein Energieministerium mit allen nötigen Kompeten­

zen müsste einen großen Teil des Ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung bekommen, außerdem einen großen Teil des Umwelt­ und des Wirtschaftsministeriums. Dazu kämen noch Bereiche des Forschungs­ und des Landwirtschaftsressorts. Das wäre also sehr groß – und damit nicht unbedingt zielführend. Wir wollen lieber einige Kompetenzen aus dem Wirtschafts­ ins Um­

weltministerium verlagern. Erneuerbare Energien, Markt design und Netze gehören zusammen – es wäre sinnvoll, das zu bündeln.

Entscheidend ist aber, dass sich die Koalitionspartner über die Ausgestaltung der Energiewende einig sind. Grundsätzlich wol­

len wir auch viel stärker in den Kommunen ansetzen, denn dort findet die Energiewende am Ende statt.

Was kann denn eine Kommune, was der Bund nicht kann?

höhn Großbritannien und Dänemark machen es uns vor:

Dort müssen die Kommunen Energie einsparen und dürfen dafür auf einen zentralen Fonds zugreifen. Unsere Städte und Gemein­

den könnten die Mittel nutzen, um durch Maßnahmen zur Wär­

medämmung und zum Stromsparen gezielt Haushalte mit gerin­

gem Einkommen zu unterstützen. Das würde die kommunalen Haushalte entlasten, denn ihre Ausgaben für die Energierechnun­

gen von Hilfeempfängern würden sinken. Wir wollen dafür einen Fonds auflegen und mit drei Milliarden Euro ausstatten.

» aM EnDE ist DEr untErschiED

zWischEn EinEr stratEgischEn rEsErvE unD EinEM rEstriKtiv gEhanDhabtEn Kapazitäts-

MarKt gar nicht so gross.«

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(23)

Was wäre der Superheld ohne Liberty Girl? Wo er nicht weiter weiß, hat sie die rettende Idee. In dunklen Stunden erinnert sie ihn an seine Prinzipien und Überzeugungen. Sie warnt vor Fallstricken und kon- tert die Attacken des Gegners mit intelligenten Manövern. Liberty Girl steht für alle, denen bewusst wird, dass es nur gemeinsam geht.

Sie sammelt die Verteidiger des Gemeinwohls und kämpft gegen die Eigennützigen und Separatisten. Liberty Girl denkt voraus — damit

eine neue Marktordnung entstehen kann.

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EnErgiEprojEKtE

sinD attraKtiv Für vErsichErEr

In welchem Umfang ist die Branche der- zeit in der Energiewirtschaft engagiert, welche Funktionen übernimmt sie?

Dr. aLExanDEr ErDLanD Versiche­

rer übernehmen für die Energiewirtschaft zahlreiche Risiken. Sie versichern den Bau und Betrieb regenerativer Techniken wie Wind, Sonne und Biogas sowie konventio­

nelle Kraftwerke. Vom ersten Spatenstich bis zum Abriss braucht jede Phase ver­

schiedene Versicherungen für Personen und Sachwerte oder auch Betriebsunter­

brechungen. Viele Entwicklungen, wie

etwa der Ausbau der Onshore­Windener­

gie, wären ohne das fachliche und versi­

cherungstechnische Engagement der Ver­

sicherer nicht möglich gewesen. Nun richtet sich der Blick auf die Offshore­

Energieerzeugung. Die Zahl der Wind­

parks auf See steigt. Die Parks, deren Kon­

verterplattformen und Kabeltrassen benötigen ebenfalls Versicherungsschutz.

Das Risikopotenzial für großflächige Schä­

den ist bei Offshore­Anlagen enorm und übersteigt alle bekannten Szenarien an Land. Über die Risikoabsicherung hinaus sind die deutschen Versicherer auch als Ka­

pitalanleger im Energiesektor aktiv. Lang­

fristiges Versicherungsgeschäft und Kapi­

talanlage in ökonomisch nachhaltige Energie­ und Infrastrukturprojekte passen vom Grundsatz her gut zusammen. Versi­

cherer haben aktuell bereits mehrere Milli­

arden Euro in Energie­ oder Infrastruktur­

projekte investiert – Tendenz steigend.

› Die Assekuranzbranche spielt in der Energiewirtschaft eine Doppelrolle: Ihre Unternehmen versichern Anlagen und treten als Investoren auf. Dr. Alexander Erdland,

Präsident des Branchenverbands GDV, nennt die Voraus­

setzungen für ein noch stärkeres Engagement.

(25)

Dr. aLExanDEr ErDLanD

ist Präsident des Gesamtverbandes der Deut- schen Versicherungswirtschaft (GDV), der als Dachverband rund 470 Unternehmen vertritt.

Zugleich ist Erdland Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot & Württembergische AG (W&W).

Wo wäre es für die Assekuranzbranche interessant, stärker als Investor aufzu- treten?

ErDLanD Versicherer gehen als Anbie­

ter von Risikoschutz und privater Alters­

vorsorge langfristige Verpflichtungen ge­

genüber ihren Kunden ein. Deswegen benötigen sie ein stabiles Investitionsum­

feld: Langfristigkeit, Planbarkeit und Si­

cherheit haben hohe Priorität bei der Wahl ihrer Investments. Nicht alle Investitionen in Energie und Infrastruktur sind deshalb gleichermaßen geeignet.

Interessant sind vor allem einfach und klar strukturierte Projekte, die sich weniger durch komplexe Risiken als durch bewährte Technologien auszeichnen und damit die Risikobeurteilung erleichtern.

Das trifft beispielsweise auf Investitionen in Windkraft an Land zu; für Offshore­

Windkraft gibt es dagegen noch kaum Er­

fahrungswerte. Vergleichsweise geringe Risiken, dafür aber sichere Erträge bringen auch Investitionen in regulierte Netzinfra­

strukturen.

Auch die Struktur der Gläubiger ist für uns relevant. Eine homogene Inves­

torenbasis hilft, Interessenkonflikte zwi­

schen Gläubigern zu vermeiden und eine stabile Finanzierungsstruktur zu gewähr­

leisten. Von Vorteil ist es, wenn die Inves­

toren, die bei einem Projekt über lange Zeit

„in einem Boot“ sitzen, auch ähnliche Vor­

stellungen von Art, Dauer und Bedingun­

gen der Reise haben.

Welche regulatorischen und sonsti- gen Hemmnisse bremsen den Ausbau des Engagements? Wer müsste welche Maßnahmen ergreifen, um die Bremse zu lösen?

ErDLanD Versicherer würden gerne mehr Geld für Energie­ und Infrastruktur­

projekte in die Hand nehmen als bisher. Im Moment müssen die Unternehmen vor ei­

nem Investment aber noch zu viele Klip­

pen in Form von nationalen und europäi­

schen Vorschriften umschiffen. Einige Klippen liegen im Versicherungsaufsichts­

recht selbst. So sind vor allem die Grenzen, wie viel Kapital wir auf welche Art in Ener­

gie und Infrastruktur investieren dürfen, zu eng gesetzt. Viele dieser Projekte sind vom Risiko her gut überschaubar; zudem haben wir unser Risikomanagement in den letzten Jahren deutlich professionalisiert.

Deshalb könnte der Gesetzgeber unser zulässiges Anlagespektrum verbreitern, ohne dass dies zu Lasten der Sicherheit der Kapitalanlage ginge. Die spezifischen Risi­

ken sollten sich dann auch in geringeren Eigenkapitalanforderungen niederschla­

gen, die Versicherer künftig nach europäi­

schem Recht erfüllen müssen.

Manche Hürden sind aber auch

„Kollateralschäden“ anderer Regulierun­

gen. Ein Beispiel: Aufgrund der gelten­

den Entflechtungsvorschriften darf heu­

te prinzipiell ein Investor, der an einem portugiesischen Stromnetz beteiligt ist, in Deutschland keinen Windpark mehr finanzieren. Dadurch reduzieren sich die Investitionsmöglichkeiten deutlich. Die an sich sinnvollen Vorschriften treiben hier ungewollte Blüten, denn Finanzinvestoren verfolgen keine strategischen Interessen im Energiemarkt und standen bei Einfüh­

rung der Gesetze auch nicht im Fokus. Der

Gesetzgeber sollte die Vorschriften deshalb pragmatischer auslegen, um private Inves­

toren aus einem unnötigen „Entweder/

oder“­Konflikt zu befreien.

Gibt es aus der Sicht der Versicherungs- wirtschaft kreative Lösungen, neue Partnerschaften o.Ä., die wir im Inter- esse einer gelingenden Energiewende erproben sollten?

ErDLanD Die Energiewende steht und fällt mit der Frage, inwieweit es gelingt, die Risiken für neue Technologien so weit wie möglich zu reduzieren. Risikomini­

mierung muss zum Leitbild für Wind­

parks und deren Infrastruktur werden, um Milliardenschäden zu verhindern, Versi­

cherungsprämien zu stabilisieren und Ver­

sorgungssicherheit zu gewährleisten. Ver­

sicherer haben hier großes Know­how:

Konkrete Vorschläge, welche Anforderun­

gen schon bei der Planung neuer Anlagen berücksichtigt werden müssen, haben wir mehrfach in die politische Diskussion ein­

gebracht und zuletzt nochmals auf der Hannover Messe bekräftigt. Beispielsweise sollten Netzanschlusskabel künftig in grö­

ßerer Tiefe verlegt werden. Auch der Ab­

stand der Konverterplattformen unterein­

ander ist zu vergrößern. Politik und Energiewirtschaft müssen sich mit unse­

ren Forderungen noch intensiver ausein­

andersetzen. Es geht hier nicht um techni­

sche Feinheiten, sondern um die Stabilität der Energieversorgung für die kommen­

den Jahre und Jahrzehnte.

(26)

baustELLE struKtur-

anpassung

jürgEn schLEiEr

ist Geschäftsführer der Wasserwerke Zwickau GmbH. Der kommunale Betrieb ist für die Trinkwasserversorgung und Abwasser beseitigung von 210 000 Menschen in der Region zuständig.

(27)

baustELLE struKtur-

anpassung

(28)

Herr Schleier, ist der demografische Wandel in Mitteldeutsch- land besonders ausgeprägt? Welche Auswirkungen hat das?

jürgEn schLEiEr Der demografische Wandel betrifft unser gesamtes Land, wobei regional große Unterschiede zu verzeich­

nen sind. Sicherlich sind die neuen Bundesländer auch aufgrund der Abwanderungswellen nach der politischen Wende besonders betroffen. Dabei sind auch zum Beispiel in Sachsen mit Dresden und Leipzig Zentren mit wieder zunehmendem Bevölkerungs­

anteil zu verzeichnen und andere Regionen haben mit starkem Rückgang zu kämpfen. Die Auswirkungen betreffen alle Lebens­

bereiche – von der öffentlichen Infrastruktur bis zum Fachkräfte­

mangel.

Wie sind die weiteren Prognosen? Nimmt die Bevölkerungs- zahl weiter ab?

schLEiEr Leider zeigen die Prognosen, dass sich der Rück­

gang und die Überalterung der Bevölkerung fortsetzen werden.

Durch den Weggang vieler junger Menschen aus Ostdeutschland in den 90er Jahren fehlen Familien und es werden weniger Kinder geboren. Daher ist auch mit einer Trendumkehr kaum zu rechnen.

Wie reagiert die Branche?

schLEiEr Die Ver­ und Entsorgungsinfrastruktur muss im­

mer in der Lage sein, den Anforderungen der Menschen gerecht zu werden. Da der Rückgang der Bevölkerung jedoch ein Prozess ist, der sich über einen langen Zeitraum erstreckt, muss die Ver­

und Entsorgungsbranche langfristig planen und entsprechende Konzepte erstellen. Hierzu gehört auch die Anpassung der Tarif­

modelle, wie sie der Praxisleitfaden des BDEW erörtert. Oberstes Gebot bleibt bei der Trinkwasserversorgung die qualitativ ein­

wandfreie Lieferung des Lebensmittels Nummer eins. Die Erar­

beitung von Spülzyklen, Strategien zur Nachdesinfektion, aber auch eine entsprechende Kommunikation in der Öffentlichkeit sind daher genauso wichtig wie Dimensionsverringerung oder Herstellung von Ringschlüssen bei Ersatzbaumaßnahmen.

Wie steuern Sie gegen?

schLEiEr Im Versorgungsgebiet der Wasserwerke Zwickau GmbH stehen wir in engem Kontakt mit den Stadtplanern, um den Stadtumbau wie zum Beispiel den Rückbau von unattraktiven Wohnquartieren im Sinne einer sicheren Ver­ und Entsorgung mit zu begleiten. Bei notwendigen Ersatzbaumaßnahmen, egal ob im Trinkwasserver­ oder Abwasserentsorgungssystem, werden konsequent die Nenndurchmesser angepasst. Durch den stufen­

› Die Deutschen werden älter und weniger – so weit, so be­

kannt. Doch in den östlichen Bundesländern trifft es einige Regionen besonders hart. Das stellt die Wasserversorger vor neue Herausforderungen. Das Beispiel Zwickau zeigt:

Gegensteuern ist möglich.

(29)

» Ein W ichtig Er a u Ftr a g DE r ‚gro ssE n po Liti K ‘ so LL tE E s sE in, D iE a us g EW og Enh Eit z W i sch En öK o Logi E un D öK ono M iE , z W isch En vE rbr a uch Erschutz un D F inanzi ELLE r vE r br a uch Erb EL astung zu W ahr En. «

weisen Ausbau der Zentralen Kläranlage Zwickau konnten wir auch auf die Entwicklung gut reagieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Änderung unseres Preismodells im Jahr 2005. Da­

bei sind wir auf das sogenannte Wohneinheitenmodell umgestie­

gen und konnten eine Stärkung des Grundpreisanteiles erreichen.

Bei einer Kostenverteilung von 80 Prozent fixen und 20 Prozent variablen Kosten sowie rückläufigen Absatzmengen ist aus unse­

rer Sicht ein höherer Grundpreis und eine Verbreiterung der Be­

zugsbasis ein geeignetes Instrument für die wirtschaftliche Stabi­

lität unseres Unternehmens. Informationen über unsere Arbeit, etwa Tage der offenen Tür oder die Zusammenarbeit mit Schulen, die wir seit Jahren pflegen, gehören auch dazu.

Sollte die Politik eingreifen?

schLEiEr Die Politik kann und muss entsprechende Rahmen­

bedingungen schaffen. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung als Grundlage gehören zweifellos auch die „weichen Standortfak­

toren“ wie Familienfreundlichkeit, Bildungsmöglichkeiten, Kul­

tur, Sport, Gesundheit und Freizeit dazu. Denen kommen die poli­

tisch Verantwortlichen sicherlich in den meisten Gebieten unseres Landes auch nach.

Ein wichtiger Auftrag der „großen Politik“ sollte es sein, die Ausgewogenheit zwischen Ökologie und Ökonomie, zwischen Verbraucherschutz und finanzieller Verbraucherbelastung zu wahren.

- - -

(30)
(31)

Vertrauen ist gut? Kommandowirtschaft ist besser! So lautet das Credo von Dr. Regulus. Er will das Richtige. Dafür tut er aber zu oft das Falsche. Der Mensch ist schwach und dumm und braucht die feste Hand des Regulierers — so ist sein Auftrag. Dem Markt misstraut Dr. Regulus zutiefst. Der Dirigismus-Champion hat ein klares Ziel: die Herrschaft über die ganze Energiewelt. Darun- ter macht er es nicht. Aber erst, wenn Marketman ihm ins Netz

gegangen ist, kann er die Macht übernehmen.

(32)

» DiE vorhanDEnEn

instruMEntE bringEn KEinE trEnDWEnDE.«

» Wir können unSere

einSparziele erreichen.«

(33)
(34)

Herr Prof. Hennicke, Herr Kohler, laut EU-Ener- gieeffizienzrichtlinie müssen alle Mitgliedsstaa- ten zwischen 2014 und 2020 den Energieverbrauch jährlich um 1,5 Prozent senken. Gemessen wird das am Absatzvolumen der Energiewirtschaft. Kann Deutschland dieses Ziel erreichen?

proF. Dr. pEtEr hEnnicKE Ich finde das Ziel gar nicht besonders ambitioniert. Wirklich ehrgeizige Ziele setzt das Energiekonzept der Bundesregierung:

Bis 2050 soll der Primärenergieverbrauch um 50 Pro­

zent sinken. Dazu müssten wir die Energieproduktivi­

tät jährlich um durchschnittlich 2,1 Prozent pro Jahr steigern. Szenarienstudien sagen: Das ist machbar, allerdings nur mit zusätzlichen Maßnahmen.

stEphan KohLEr Deutschland ist zwar im Welt­

maßstab schon eine der effizientesten Volkswirtschaf­

ten, aber wir halten das Einsparziel von 1,5 Prozent für machbar. Wir müssen es sogar schaffen, denn nur mit höherer Energieeffizienz kann die Energiewende gelingen.

Herr Prof. Hennicke, Deutschland hat bisher vor- rangig auf marktwirtschaftliche Instrumente ge- setzt, um die Energieeffizienz zu erhöhen. Sie da- gegen treten für eine stärkere Reglementierung ein: Sie wollen die Energieversorger verpflich- ten, bei den Kunden für Einsparungen zu sorgen.

Warum?

hEnnicKE Die Debatte „Markt oder Regulierung?“

halte ich für eine Gespensterdebatte. Es geht um die Frage, wie wir die ambitionierten Ziele der Energie­

wende am schnellsten und kosteneffektivsten errei­

chen. Markt und Regulierung sind lediglich Mittel, sie sind nicht das Ziel. Wir haben schon viele sinnvolle Regulierungen, etwa die Energieeinsparverordnung und die Subventionsprogramme der KfW. Wir sollten nicht den Gegensatz zwischen Markt und Regulierung aufbauen, denn erst durch Regulierung im Sinne von verbindlichen Rahmenbedingungen wird der Markt für Energiedienstleistungen funktionsfähig.

Aber wieso sollen ausgerechnet die Energieversor- ger verpflichtet werden, ihre Kunden zum Sparen zu ermuntern?

hEnnicKE Die Energieeffizienz­Richtlinie schreibt vor, dass die EU-Staaten Verpflichtungssysteme für jährliche Reduktionsziele einrichten müssen – Ver­

pflichtete können auch die Energieanbieter sein. Die Frage ist: Wie setzen wir es um? Ich möchte den natür­

lichen Gegensatz auflösen zwischen den Unterneh­

men, die Strom und Wärme verkaufen wollen, und ihren Kunden, für die sich das Sparen lohnen würde.

Wenn wir nichts tun, arbeiten die Versorger still­

› Energieeffizienz ist nicht nur eine tragende Säule der Energie­

wende in Deutschland. Auch die EU hat in einer neuen Richt­

linie verbindliche Ziele formu­

liert. Wie kann Deutschland diese Vorgaben erfüllen? Prof.

Peter Hennicke, ehemaliger Präsident des Wuppertal Insti­

tut, und Stephan Kohler von der Deutschen Energie­Agentur vertreten gegensätz liche Auf­

fassungen.

(35)

schweigend weiter auf Absatzmaximierung hin. Ein klug gestaltetes Verpflichtungs­ und Anreizsystem bindet sie als Marktöffner für Energiedienstleistungen ein, ohne dass sie gegen ihre wirtschaftlichen Interes­

sen handeln müssen.

KohLEr Eine Verpflichtung der Energieversorger lehne ich strikt ab. Denn das würde den Markt verzer­

ren. Teil des Vorschlags ist ja, dass die Versorger die Kosten ihrer Effizienzprogramme über die Netzentgel­

te refinanzieren. Wir wollen aber, dass alle, die Leis­

tungen zur Steigerung von Energieeffizienz anbieten, dieselben Chancen haben. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn ein Versorger solche Angebote freiwil­

lig und auf eigene Kosten macht. Aber wenn er seine Kosten per Umlage decken kann, sind alle anderen An­

bieter im Nachteil, die das nicht können. Handwerker, Ingenieurbüros und Contracting­Anbieter haben kei­

ne Chance mehr. Die Effizienzmärkte müssen so ge­

staltet werden, dass die vielfältig kreativen und inno­

vativen Projekte sich optimal entfalten können.

Spar-Verpflichtungen für Energieversorger gelten schon in Großbritannien, Frankreich, Dänemark und in mehr als 20 Bundesstaaten der USA. Kön- nen wir von diesen Beispielen gar nichts lernen?

KohLEr Die Effektivität und die Umsetzungseffizi­

enz sprechen ebenfalls dagegen. Wir haben das unter­

sucht: Die Verpflichtungssysteme in anderen europäi­

schen Ländern sind nicht effizienter als unser markwirtschaftlicher Ansatz in Deutschland. Natür­

lich wissen wir, dass unser Markt für Leistungen zur Steigerung der Energieeffizienz nicht vollkommen ist.

Deshalb wollen wir mehr Eigenverantwortlichkeit, viel Markttransparenz, ein gutes Beratungsangebot und ein einheitliches Förderregime. Dann bekommen wir einen Markt, der sich selbst organisiert.

Herr Prof. Hennicke, Sie fordern zusätzliche An- strengungen zur Steigerung der Energieeffizienz.

Beispielsweise soll ein neuer Fonds gebildet wer- den, der durch einen Aufschlag auf den Energie- preis gespeist wird. Welche Funktion soll dieser Fonds übernehmen?

» uM

D iE E FF izi Enz - zi ELE z u Err Eich En, b Enö tig En W ir Ein En na tiona LE n Kü MME r Er un D v Erbin DL ich E Ein - sp arzi ELE .«

» Wir

brauchen keinen Sy Stem- W ech Sel – W ir mü SS en D ie vorhan - D enen in Strumente be SS er nutzen. «

(36)

hEnnicKE Ich bestreite, dass ein Umlagesystem den Markt verzerrt oder sich in anderen europäischen Ländern und in den USA nicht bewährt hat. Der Auf­

schlag sollte 0,2 Cent pro Kilowattstunde Gas und Strom betragen. Das wäre marginal, etwa im Vergleich zur EEG-Umlage von mehr als 5 Cent. Der Fonds er­

hielte dadurch rund 1,5 Milliarden Euro jährlich, um Programme für effizientere Haushaltsgeräte, Wärme­

pumpen und die energetische Sanierung von Gebäu­

den auszuschreiben und mit Anreizen die Umsetzung zu beschleunigen. Im Wesentlichen dienen Umlage und Fonds also zur Vorfinanzierung und zum Abbau von Hemmnissen für die Steigerung von Energie­

effizienz.

KohLEr Ein Fonds zur Vorfinanzierung? So etwas haben wir doch längst: das Gebäudesanierungspro­

gramm der KfW, das hervorragend läuft. Es muss nur noch besser finanziell ausgestattet werden.

Herr Prof. Hennicke, Sie haben auch vorgeschla- gen, eine neue Instanz zu schaffen: eine Energie- effizienz-Agentur. Welche Aufgaben würden Sie dieser Einrichtung übertragen?

(37)

hEnnicKE Wir brauchen einen gesamtwirtschaft­

lich verantwortlichen Intermediär, der den Effizienz­

markt organisiert. Auf diesem Markt sind Hemmnisse heute nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Wir ha­

ben weder Transparenz noch jemanden, der die ge­

samtwirtschaftliche Prozessverantwortung für die Er­

reichung der Energiesparziele trägt, noch haben wir Möglichkeiten, Energiesparprogramme für Tausende Anbieter und Millionen Nachfrager zu organisieren.

Einer Energieeffizienz­Agentur könnten wir die Ge­

samtverantwortung für die Konzipierung und Aus­

schreibung solcher Programme übertragen.

KohLEr Also, wer soll denn jetzt verantwortlich sein fürs Erreichen der Einsparziele? Die neue Agen­

tur oder die Energieversorger?

hEnnicKE Wir brauchen zunächst einen nationa­

len Prozessverantwortlichen, das sollte die Agentur sein. Was die Verpflichtung der Versorger angeht, da lässt uns die EU-Energieeffizienzrichtlinie die Wahl, ob sie mitverantwortlich für die Umsetzung sein sollen. Ich meine: ja!

Es gibt eine Reihe von Organisationen, die sich den sparsameren Umgang mit Energie auf die Fahne geschrieben haben. Die Deutsche Energie-Agentur gehört dazu, ebenso die Bundesstelle für Energie- effizienz. Wie sollte die Aufgabenteilung mit der neuen Instanz aussehen?

hEnnicKE Ich vermute, dass bei Stephan Kohler die Urangst vorherrscht, dass eine Effizienz­Agentur irgendwie der dena ans Leder will …

KohLEr Ich bin da ganz gelassen, vielleicht werde ich ja Präsident der neuen Agentur … (lacht)

hEnnicKE Eine „dena++“ und die Bundesstelle für Energieeffizienz könnten gebündelt den Nukleus einer Effizienz­Agentur bilden, allerdings mit verändertem Mandat und verantwortlich für die Umsetzung der verbindlichen Ziele aus der EU-Energieeffizienz­

richtlinie.

KohLEr Die dena braucht keinen neuen Arbeits­

auftrag, und der Effizienzmarkt braucht keine zentrale Stelle, sondern viele innovative Energiedienstleister.

Wie gesagt haben wir schon das Gebäudesanierungs­

programm der KfW – das ist ein Effizienzfonds. Jeder, der Geld haben will von der KfW, braucht den bedarfs­

orientierten Energieausweis, den die dena entwickelt hat. Und er braucht einen qualifizierten Energieexper­

ten. Diese Fachleute findet man in unserer Datenbank.

Also: Wir haben vieles schon. Dass wir Nachbesse­

rungsbedarf haben, gebe ich zu. Aber wir brauchen keinen Systemwechsel, wir brauchen eine Verbesse­

rung der vorhandenen Instrumente.

Herr Prof. Hennicke, Herr Kohler, in einem sind Sie sich offenbar einig: Die Bundesrepublik muss mehr tun, um Energie immer effizienter zu nutzen.

Was erwarten Sie konkret von der Politik?

hEnnicKE Als Erstes müsste die Politik klären:

Welche Vor­ und Nachteile haben Verpflichtungssys­

teme? Zweitens sollten wir überlegen, wer der zu Ver­

pflichtende sein soll und welche Rolle die Energiean­

bieter dabei spielen sollen. Meine Position lautet: Man benötigt einen Kümmerer. Der braucht ein Mandat und Finanzen. Das vorhandene Instrumentarium muss ausgebaut und gebündelt werden – aber es reicht nicht, um die Trendwende beim Energiesparen her­

beizuführen und um Energieanbieter dabei wettbe­

werbsneutral und verbindlich einzubinden.

KohLEr Die Politik muss endlich die Bedeutung der Energieeffizienz erkennen. Die Politik setzt immer noch sehr stark auf Erneuerbare Energien, da muss eine Umorientierung her. Dann brauchen wir eine ein­

heitliche, verlässliche Energieeffizienz­Politik. Das be­

deutet etwa ein KfW-Programm für die nächsten zehn Jahre, das jährlich 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. In derselben Größenordnung brauchen wir die steuerliche Abschreibung für Effizienzmaßnahmen.

Wenn wir die Mittel aufstocken und die vorhandenen Instrumente besser nutzen, erreichen wir die Einspar­

ziele der Bundesregierung.

proF. Dr. pEtEr hEnnicKE leitete bis 2008 das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Heute ist er der Einrichtung als Berater und Principal Advisor für eine weltweite Gebäudeeffizienzplattform verbunden.

stEphan KohLEr (LinKs) ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena). Die dena versteht sich als Kompetenzzentrum für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente Energiesysteme.

(38)

» DiE gEgEnWärti gEn zErtiFiKatsprEisE

sinD Ein probLEM,

Da siE invEstitionEn EntschLEunigEn.«

› Ob Kohlekraftwerke, Emissionshandel oder Subventionen für Erneuerbare Energien: Dr. Fatih Birol von der Internationalen Energieagentur betrachtet die Effekte über Ländergrenzen hinweg. Er warnt: Die niedrigen Preise für CO 2 ­Zertifikate bremsen die nötigen Investitionen. Die Klimaschutzziele können nur erreicht werden, wenn im Jahr 2020 energieeffi­

zientere Technologien oder Erneuerbare Energien umfäng­

lich verfügbar sind.

(39)

Während der Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland voranschreitet, steigt gleichzeitig die Kohleverstromung an. Ist die Energiewende am Ende schädlich für das Klima?

Dr. Fatih biroL Es ist durchaus möglich, dass der Ausstieg aus der Kernenergie zu einer verstärkten Nutzung der Kohle zur Stromerzeugung führt. Nach vorläufigen Berechnungen ist das letztes Jahr in Deutschland teilweise auch so gewesen, obwohl auch die Nutzung der Erneuerbaren Energien anstieg. Aber das muss so nicht bleiben: ein verstärkter Ausbau von Erneuerbaren Energien oder mehr Energieeffizienz im Gebäudesektor und in der Industrie sind sicherlich langfristig der klimaverträglichere Weg, um den Aus­

stieg aus der Kernenergie zu kompensieren. Aber das geht nicht von heute auf morgen und braucht Zeit, die wir vielleicht nicht haben, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen. Wir haben gerade einen neuen Re­

port „Redrawing the energy­climate map” im Rahmen unseres World Energy Outlooks veröffentlicht, in dem wir Vorschläge machen, wie die Tür zum Zwei­Grad­

Ziel etwas länger offen gehalten werden kann. Ener­

gieeffizienz gehört dazu, aber Kohlekraftwerke nicht, zumindest dann nicht, wenn sie ineffizient sind.

Für den Klimaschutz gibt es ein System in Europa, das den Kohlendioxidausstoß deckelt. Ist der mo- mentan sehr niedrige Preis für die Emissionszerti- fikate ein Problem?

biroL Die Frage der CO2­Preise in Europa ist kom­

pliziert, da die wirtschaftliche Lage hier eine gewichti­

ge Rolle spielt. Wenn aufgrund der wirtschaftlichen Situation in Europa weniger CO2 ausgestoßen wird, dann drückt das natürlich den Bedarf an Zertifikaten und den Preis. Für die Erreichung von Klimaschutz­

zielen im Jahr 2020 ist das erst mal nicht unbedingt ein Problem, da die wirtschaftliche Situation vermut­

lich zu geringer als erwarteten Emissionen führt und die Emissionsziele damit erreicht werden sollten.

Aber im Jahr 2020 müssen energieeffizientere Techno­

logien oder Erneuerbare Energien in großem Umfang

verfügbar sein, wenn die Klimaschutzziele erreicht werden sollen. Insofern sind die gegenwärtigen Zerti­

fikatspreise ein Problem, da sie nötige Investitionen für die im Jahr 2020 benötigten Technologien ent­

schleunigen. Gleichzeitig stellen sich aber auch wei­

tergehende Fragen im Umgang mit Zertifikatspreisen, zum Beispiel die Frage der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie im globalen Kontext. Bei ho­

hen Energiepreisen und einer möglichen Erhöhung der Zertifikatspreise stellt sich schnell die Frage nach einer reinen Verlagerung von Emissionen, Stichwort

„Carbon Leakage“. Hier muss man Antworten finden.

Grundsätzlich wird die Frage der Wettbewerbsfähig­

keit vor dem Hintergrund der derzeitigen Entwick­

lung von Energiepreisen, unabhängig von den CO2­ Preisen, ohnehin immer wichtiger. Wir befassen uns derzeit mit solchen Fragestellungen für den World Energy Outlook 2013, der im November erscheint.

Sehen Sie eine Lösung, um die enormen Subven- tionen für die Erneuerbaren Energien in den Griff bekommen?

biroL Subventionen in neue Technologien müs­

sen zeitlich begrenzt sein und die Entwicklung am Markt muss genau beobachtet werden, um zu starke Subventionierung zu vermeiden. Das gilt natürlich auch für Erneuerbare Energien. Aber man darf auch nicht vergessen, dass Erneuerbare Energien eine ge­

wisse Anschubhilfe benötigen, um ihren Weg in den Technologie­Mainstream zu finden. Und man darf auch nicht vergessen, dass die fossile Energienutzung heute noch sechsmal so viele Subventionen weltweit erhält wie Erneuerbare Energien: im Jahr 2011 waren das 523 Milliarden Dollar, verglichen mit 88 Milliarden für Erneuerbare Energien.

Dr. Fatih biroL

ist Chefökonom der Internationalen Energie- agentur (IEA). Hinter der IEA stehen 28 Mitgliedsstaaten. Unter ihnen sind viele der führenden Industrienationen.

(40)

Im Windpark ist die Hölle los: Dr. Regulus wirft sein engmaschiges Netz und will Mar- ketman und Liberty Girl zum Rückzug zwin- gen. Er sieht das üppige Wachstum seiner Schützlinge von den Zumutungen des Mark- tes bedroht. Dr. Regulus versteht nicht, dass Marketman ebenso für die neuen Energien kämpft — aber in einer neuen, freiheitlichen Ordnung! Noch behält er die Kontrolle. Mit der unerschöpflichen Energie des Windes im Rücken kann er sich durchsetzen — jeden-

falls bis zur nächsten Flaute.

(41)
(42)

anDrEas WagnEr (LinKs) führt die Geschäfte der Stiftung Offshore- Windenergie. Ihr Ziel lautet, den Aufbau der Stromerzeugung auf See voranzutreiben.

jörg MüLLEr

ist Vorstandsvorsitzender der Enertrag AG.

Das Unternehmen produziert Strom ausschließlich aus erneuerbaren Quellen.

(43)

EinE FragE DEr zEit unD DEr KostEn

Beim Bau von Windparks auf dem Meer sind viele Hürden zu überwinden: Die Maschinerie muss Salzwasser, Wellen und Stürmen trotzen, eine Netzanbindung erst geschaffen werden. Naturschützer melden Bedenken an, Investoren halten sich zurück. Sollen wir trotzdem weiter auf Wind­

strom aus der Nord­ und Ostsee setzen? Ein Streitgespräch.

Herr Wagner, die Bundeskanzlerin hat kürzlich den küstennahen Wind als die effizienteste Art der Gewinnung von Windenergie bezeichnet. Sehen Sie darin ein klares Signal der Bundesregierung für den Ausbau der Offshore-Windenergie?

anDrEas WagnEr Ich hätte mir ein noch deutli­

cheres Signal gewünscht, vor allem nach der Diskussi­

on um die Strompreisbremse. Wir erwarten von der Bundesregierung eine Klarstellung, wie sie mit den Ver­

zögerungen umgehen will. Die sind zum einen beim Netzanschluss entstanden, zum anderen durch die Ver­

unsicherung der Investoren. Man muss als Investor mehr als eine Milliarde Euro in die Hand nehmen, um einen Offshore­Windpark mit 300–400 Megawatt Leis­

tung zu bauen. Da braucht es Planbarkeit, verlässliche politische Rahmenbedingungen und eine langfristige Perspektive.

Herr Müller, Ihr Unternehmen produziert Strom in knapp 40 Windparks. Die liegen in Deutsch- land, Frankreich und Großbritannien – und an Land. Warum geht Enertrag nicht aufs Wasser?

jörg MüLLEr Mein Geschäft ist preiswerte und langfristig sichere Energie. Als Anlagenbauer und Physiker halte ich Onshore­Windenergie für die ver­

nünftigere Lösung, übrigens völlig unabhängig von politischen Rahmenbedingungen. Ich weiß natürlich, dass man auf hoher See Windräder bauen kann. Aber ich weiß auch, dass es an Land nur die Hälfte kostet, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das dauerhaft so bleiben wird. Für mich bleibt da nur die Frage: Wann wollen wir uns Offshore leisten und warum?

(44)

Herr Wagner, ist der Windstrom aus dem Meer wirklich doppelt so teuer wie der an Land erzeugte?

WagnEr Diese Rechnung stimmt allenfalls, wenn man die besten Landstandorte betrachtet, also die Windräder direkt hinter dem Deich. Aber in Bayern oder Baden­Württemberg sind die Produktionskosten für Windstrom in etwa dieselben wie auf dem Meer.

Zwar sind die Installationskosten pro Megawatt auf See tatsächlich etwa doppelt so hoch wie an Land – aber ich habe auf dem Meer auch mindestens doppelt so hohe Stromerträge wie im Binnenland.

MüLLEr Offshore­Windkraft wird immer teurer bleiben als an Land erzeugter Windstrom. Darum fra­

ge ich: Warum wollen wir jetzt schon mit der Strom­

produktion auf See anfangen? Wir sind mit dem Aus­

bau der Windkraft an Land noch nicht mal in der Mitte angekommen. Warum warten wir mit dem Ausbau in der Nord­ und Ostsee nicht, bis wir das Potenzial an Land ausgeschöpft haben?

WagnEr Für mich sind auch die Technologieent­

wicklung und die industriepolitische Bedeutung der Offshore­Windkraft entscheidende Argumente. Wenn wir jetzt aussteigen würden, gingen die Jobs, das Know­how und die technologischen Entwicklungs­

potenziale verloren. Der Aufbau und die Wartung der Windparks in Nord­ und Ostsee schafft Arbeit in strukturschwachen Küstenregionen. Und die Ferti­

gung der Komponenten hat große Bedeutung für den deutschen Maschinen­ und Anlagenbau. Es gibt euro­

paweit Pläne für 40 000 Megawatt Offshore­Wind­

energie, da sollte die deutsche Industrie dabei sein!

Bisher gestaltet es sich schwierig, den Strom vom Meer zu den Verbrauchern zu transportieren. Das Verlegen der Seekabel ist aufwändig und geht langsamer als geplant voran. An Land tun wir uns schwer mit dem Bau neuer Leitungen, die den Süden der Republik mit Windstrom von der Küs- te versorgen sollen. Sollten wir den Ausbau der Windkraft auf See überdenken?

MüLLEr Wir verbauen unendlich viel Geld im Meer, um die Windparks anzuschließen. Aber diese Leitun­

gen braucht keiner außer den Erzeugern. An Land sieht das ganz anders aus. Ich frage mich schon lange:

Warum denken wir so viel über Netzanbindungen in der Nord­ und Ostsee nach, wenn wir dieselbe Energie­

menge ein bisschen weiter östlich an Land zum halben Preis herstellen könnten? Ich sehe noch großes Poten­

zial in Ländern wie Polen, Rumänien und Bulgarien.

Dort gibt es die nötigen Flächen. Dort leben Millionen von Menschen – die wären uns für eine Verstärkung und Verbesserung ihrer elektrischen Netze sehr dank­

bar.

WagnEr Aber diese Länder haben auch einen ei­

genen Bedarf, weil sie ihre konventionellen und ato­

maren Kapazitäten irgendwann ablösen wollen. Polen verfolgt eigene Ziele für den Ausbau von Erneuerba­

ren Energien. Den dort erzeugten Strom werden Sie wird nicht ohne Weiteres für Deutschland nutzen kön­

nen. Unsere Windparks in Nord­ und Ostsee stehen sozusagen vor der eigenen Haustür, nicht Tausende Kilometer entfernt.

MüLLEr Von München nach Polen ist es nicht wei­

ter als zur Nordseeküste. Wir als Unternehmen arbei­

ten jedenfalls daran, in Polen Windräder zu errichten.

Herr Müller, gegen neue Windkraftwerke an Land regt sich häufig Widerstand. Wäre das nicht ein guter Grund, die Anlagen aufs Meer und hinter den Horizont zu verbannen?

MüLLEr Aus meiner Sicht haben wir da gar nicht das große Problem. 85 Prozent der Deutschen leben in mehr oder weniger großen Städten und Gemeinden.

Die sehen die Windenergie­Anlagen so gut wie nie. In den wirklich ländlichen Gebieten leben die allerwe­

nigsten. Aber die profitieren ungeheuer von der Wind­

kraft – sie finden dadurch Arbeit. Übrigens finde nicht mal ich alle Windparks schön. Aber der Ausweg aus

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