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Dokumentation des Fachtages "Kooperation im Umgang mit Familien mit psychisch kranken Eltern"

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Academic year: 2022

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Dokumentation des Fachtages

„Kooperation im Umgang mit Familien mit psychisch kranken Eltern“

am 16.06.2010

im Fontane-Haus

(2)

Inhalt Seite

1. Grußwort und Einleitung 2

1.1 Grußwort, Andreas Höhne 2

1.2 Einleitung in das Thema, Christoph Pewesin 3

2. Informationsaustausch 5

2.1 Einführungsvorträge 5

2.1.1 Eine Darstellung aus dem Erleben eines Kindes von Viola Mönter 5 2.1.2 Eine Darstellung aus dem Erleben einer Mutter von Christine Teller 9 2.1.3 Eine Darstellung aus der Perspektive einer betreuenden Institution von

Mechthild Flemming

11

2.2 Kaffeepause 14

2.3 Beispielhafte Fallbesprechung in Kleingruppen 14

2.4 Mittagspause 15

3. Modelle bezirklicher Kooperation 16

3.1 Berichte aus der Kleingruppenarbeit vom Vormittag 16 3.2 Diskussion von Modellen verbesserter Kooperation in Kleingruppen 16

3.2.1 Gruppe 1, Moderatorin Ilonka Bakos 16

3.2.2 Gruppe 2, Moderatorin Ulrike Sydow-Germershausen 17

3.2.3 Gruppe 3, Moderatorin Helga Dröscher-Gärtner 18

3.2.4 Gruppe 4, Moderator Dieter Blume 20

3.3 Kaffeepause 21

4. Abschlussplenum, Diskussion der Ergebnisse 21

4.1 Wo hat die Kooperation funktioniert? 21

4.2 Welche Hemmnisse? Welche Erwartungen? 21

4.3 Modellvorschläge 22

4.4 Blick in die Zukunft 22

4.5 Resümee und Diskussion der AG-Mitglieder „psychisch belastete Familien“

nach dem Fachtag vom 16. Juni 2010

23

5. Impressum 24

6. Anlagen 24

6.1 Literaturliste „Kinder psychisch kranker Eltern“ 24 6.2 Kinder- und Jugendbücher „Kinder psychisch kranker Eltern“ 25

6.3 Literaturliste Erfahrungsberichte 26

6.4 Organisation der EFB des Jugendamtes Reinickendorf 27 6.5 Organigramm der Regionalteams des Jugendamtes Reinickendorf 29

(3)

1. Grußworte und Einleitung

1.1 Grußwort, Andreas Höhne

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich freue mich sehr, dass fast 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes und des Gesundheitsamtes heute unserer Einladung zu einem fachlichen Austausch mit dem Titel „Kinder psychisch kranker Eltern“ gefolgt sind.

Warum ist dieses Thema so wichtig?

Wir wissen aus Sicht des Jugendamtes, wie mit Kindern und Jugendlichen umzugehen ist, insbesondere, wenn sie auffällig werden.

Wir wissen aus Sicht des Gesundheitsamtes, wie mit psychisch kranken Erwachsenen oder mit psychisch kranken Kindern umzugehen ist.

Und wir wissen natürlich auch, wie und wann Übergänge vom Gesundheitsamt zum Ju- gendamt stattzufinden haben, genauso wie wir den Übergang junger Erwachsener vom Jugend- zum Gesundheits- und Sozialamt durch klare Absprachen an den Schnittstellen geregelt haben.

Aber wie können wir gemeinsam Familien unterstützen, in denen die Eltern psychische Erkrankungen und Suchterkrankungen aufweisen? Kinder und Jugendliche haben oftmals Schwierigkeiten, sich in diesem Kontext zu verhalten. Wie unterstützen wir die Kinder in dieser schwierigen Situation?

Der heutige Fachtag will genau diese Fragestellungen in den Vordergrund rücken. Die Schnittstellen zwischen den Ämtern, die gemeinsame Aufgabe, aber auch die unter- schiedliche Sichtweise soll thematisiert werden, gemeinsame Strategien für die Zukunft sollen erörtert werden.

Dass dieses Thema so wichtig ist, zeigen sowohl das große Interesse Ihrerseits als auch die Anwesenheit der Amtsleitungen. Ich wünsche der Tagung einen harmonischen, vor allem aber einen konstruktiven Verlauf.

Ihr Andreas Höhne, Bezirksstadtrat für Gesundheit und Soziales

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1.2 Einleitung in das Thema

Das Moderatorenteam Helga Meyenberg und Christoph Pewesin

Zahlen:

• 2,65 Mio. Kinder sind im Laufe ihres Lebens zeitweise oder dauerhaft von elter- licher Alkoholabhängigkeit betroffen, 30% der Kinder werden selbst suchtge- fährdet sein.

• 2-3 Mio. Kinder und Jugendliche wachsen in einer Familie mit einem psy- chisch kranken Elternteil auf, ca. 500 000 davon bei einer Mutter oder einem Vater mit einer schweren psychischen Störung.

Je nach psychischer Erkrankung des Elternteils ist das Risiko, selbst an einer entspre- chenden psychischen Störung zu erkranken, um das Doppelte bis 10-fache erhöht.

Das sind große Dimensionen bei einem Thema, mit dem wir uns heute beschäftigen wol- len, uns allen fallen- denke ich- sofort Familien ein, bei denen uns diese Problematik be- gegnet ist.

Viele von diesen Kindern kommen trotz innerer und äußerer Belastungen damit zurecht, entwickeln sich altersgerecht und sind in die Schule und in ihr soziales Umfeld ange- messen integriert.

• Das sind etwa ein Drittel der Kinder und Jugendlichen, die mit einem psychisch kranken oder suchtkranken Elternteil aufwachsen.

• 22% zeigen subklinische Auffälligkeiten wie z.B. motorische Unruhe oder Konzentrationsstörungen und

• 44% haben behandlungsbedürftige psychische Probleme, zum Beispiel Entwicklungsstörungen, psychosomatische Beschwerden, Ängste, die bis zur Schuldistanz führen und die vielen Schattierungen von Depressionen, die sich auch als aggressive Verhaltensstörungen zeigen können.

Besonders folgenreich sind die beschriebenen Konstellationen

• bei Säuglingen und Kleinkindern, bei denen es zu Störungen der Bindungsent- wicklungen kommen kann und

(5)

• bei Jugendlichen und Heranwachsenden, deren Autonomie- und Verselbstän- digungsbestreben oft massiv durch die Folgen der Krankheit der Eltern behindert ist.

Wir im KJPD gehen davon aus, dass 30-40% der Eltern, die ihre Kinder bei uns vor- stellen (oder der Jugendlichen, die selbst zur Beratung kommen) eine entsprechende Problematik haben.

Das Aufwachsen mit einem psychisch kranken oder suchtkranken Elternteil stellt für die Kinder ein einschneidendes Lebensereignis dar, das mit einer immensen Zunahme an alltäglichen Anforderungen, Konflikten und Spannungen sowohl innerhalb der Familie als auch im sozialen Umfeld verbunden ist.

Für die psychisch kranken Erwachsenen mit Kindern ist ihre Elternschaft häufig eine große Belastung und erheblicher zusätzlicher Stress-Faktor, kann Auslösefaktor für eine erneute Krankheitsphase sein, insbesondere Überforderungssituationen belasten das familiäre Klima, können zu Eskalationen und gefährlichen familiären Krisen füh- ren, wenn sich Überforderung, Stress bei den Eltern und die Verhaltensauffälligkeiten der Kinder gegenseitig hochschaukeln und keine Hilfe oder Entlastung gegeben ist.

Andererseits kann die Anwesenheit von Kindern stabilisierend auf das Familiensys- tem mit einer kranken Mutter oder einem kranken Vater wirken, z.B. bei depressiven Müttern, die versuchen für ihre Kinder da zu sein, deshalb auch nicht suizidal werden, die Kinder aber mit ihrer großen Angst und Unsicherheit übermäßig an sich binden, oder aber die sorgende Mutter, die den alkoholkranken Vater „wegen der Kinder“ nicht verlassen will.

In solchen Fällen stellt sich die Frage des Kinderschutzes für die betroffenen Kinder, die häufig jahrelang in solchen Familienkonstellationen leben, erst durch die Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Symptomen unbewusst als die so genannten Symptomträger mit ihrem Leiden auf ihre schwierige Situation hinweisen.

Die Arbeit mir dieser Problemgruppe stellt für uns eine große Herausforderung dar.

Wir alle wissen, wie schwer es im Einzelfall sein kann, die psychische Erkrankung im Hin- tergrund der Problematik des Kindes zu sehen und sie anzusprechen, da aus verschiede- nen Gründen häufig mit einer großen Abwehr der Familie zu rechnen ist.

• Bei den psychisch belasteten Erwachsenen besteht eine große Scheu, sich mit den eigenen Problemen dem Berater anzuvertrauen aus Angst, bei Offenlegung der Probleme die Kinder zu verlieren oder aus Scham über die eigene Schwäche.

• Das Gespräch über die eigene Krankheit kann als Schuldzuweisung verstanden werden, insbesondere bei fehlender Krankheitseinsicht, und sofort zum Bera- tungsabbruch führen.

• Aus Gründen der Unübersichtlichkeit der komplexen Situation oder eigener diagnostischer Unsicherheit können wir die Eltern zwar als „schwierig“ im Umgang mit den Kindern und uns Beratern beschreiben, kommen aber alleine nicht zu einer umfassenden Einschätzung der wirklichen Hintergründe.

• Beim Fokus auf die psychischen Probleme des Erwachsenen können die Kinder aus dem Blickfeld gelangen.

• Die Familien haben es meist mit vielen Helfersystemen zu tun, die die Familie mit unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten.

Mit dieser Veranstaltung wollen wir die spezielle Problematik dieser Familien untersuchen, uns sensibilisieren, informieren und Zusammenarbeit fördern.

(Christoph Pewesin,

Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Gesundheitsamt Reinickendorf)

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2. Informationsaustausch 2.1 Einführungsvorträge

2.2 Eine Darstellung aus dem Erleben eines Kindes von Viola Mönter

1. Einleitung

Ich möchte mich dem Fachgebiet aus Sicht der betroffenen Kinder nähern. Zunächst werde ich zwei kleine Fallvignetten vorstellen, um die emotionale und soziale Betroffen- heit der Kinder anschaulich zu machen. Ich werde keine Kinderschutzfälle, die ein sofor- tiges Eingreifen gefordert hätten, beschreiben, sondern „ganz normale“ psychisch be- lastete Familien.

Anschließend werde ich kurz über Entwicklungsbedingungen, Belastungsfaktoren und einige Forschungsergebnisse berichten.

Ein hoher Prozentsatz der von uns betreuten Kinder und Jugendlichen ist betroffen von psychischer- oder auch Suchterkrankung der Eltern.

Meist werden die Kinder bei uns vorgestellt, wenn sie schon Auffälligkeiten vorweisen - also zu einem sehr späten Zeitpunkt. In den wenigsten Fällen sprechen die bei uns vor- gestellten Kinder oder Jugendlichen über die Erkrankung ihrer Eltern, ist es ihnen doch teilweise gar nicht bekannt, dass ihre Eltern an einer psychischen Krankheit leiden. Für die Kinder ist es eine Selbstverständlichkeit mit diesen Eltern zusammen zu leben, und häufig lieben sie ihre Eltern sehr. Besonders die jüngeren Kinder sind ja bedingungslos abhängig von ihren Eltern, können nicht bemerken, dass etwas ungewöhnlich oder son- derbar ist. Dass ihre Eltern und deren Lebensstil anders sind, erkennen sie erst, wenn sie schon älter sind. Aber auch dann trauen sie sich meist nicht, darüber zu sprechen und bleiben mit ihren Ängsten, Sorgen und Schuldgefühlen allein.

Nur in sehr wenigen Fällen kommen besorgte psychisch erkrankte Eltern zu uns mit der Bitte um Beratung und Begutachtung der Kinder, und mit der Frage, ob ihre Kinder eine Hilfe benötigen, um trotz der Erkrankung der Eltern für das Leben „fit gemacht“ werden zu können. Das sind die Familien, mit denen die Zusammenarbeit oft sehr lohnenswert ist, auch wenn der Kontakt zu den Eltern, bedingt durch deren Erkrankung, oft recht kompliziert ist und man viele Gesprächs- und Behandlungsschleifen drehen muss.

Viel mehr Sorgen jedoch bereiten die Kinder jener Eltern, bei denen wir eine (schwere) psychische- oder Suchterkrankung vermuten, die jedoch keine Krankheitseinsicht zeigen, geschweige denn, dass sie sich behandeln lassen würden. Diese Eltern können wir nicht zum Sozialpsychiatrischen Dienst, zu einem Psychiater oder Therapeuten oder zu einer Hilfeeinleitung oder weiteren Beratung ins Jugendamt schicken, denn sie würden das ent- rüstet ablehnen und eventuell würden sie den Kontakt zu uns abbrechen. Mein erster Fall handelt von einer solchen Familie.

Egal jedoch, ob die psychisch erkrankten Eltern sich behandeln lassen oder nicht, sind die Lebensumstände für die Kinder immer besonders schwierig und belastend, manchmal auch dramatisch und traumatisierend.

2. Fallvorstellung

Aus Gründen des Datenschutzes werden die Fallvorstellungen des Vortrages hier nicht veröffentlicht. Wir bitten um Verständnis!

3. Entwicklungsbedingungen und Belastungsfaktoren

Nachdem ich von 2 Kindern aus unserer Arbeit berichtet habe, möchte ich Ihnen nun ei- nige Hintergründe und Forschungsergebnisse vermitteln, die sich mit den Lebens- und evtl. Erkrankungsrisiken dieser Kinder beschäftigen.

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Es ist Ihnen natürlich bekannt, dass diese Kinder beinahe ohne Ausnahme unter er- schwerten Entwicklungsbedingungen aufwachsen.

Je nach Schwere der Krankheit sind die Eltern oft mit sich selbst beschäftigt und können sich auf die Bedürfnisse und häufig auch auf die Pflege der Kinder nicht einlassen. Dabei sind die Folgen umso gravierender, je jünger die Kinder sind. Dies bezieht sich einerseits auf die Pflege der Kinder: Es kann zu Situationen von schwerer Vernachlässigung, Ver- wahrlosung, Misshandlung und Missbrauch kommen. Wir werden in den Kleingruppen Fälle vorgestellt bekommen, in denen das körperliche Wohl von kleinen Kindern in höchs- tem Grad gefährdet war und immer wieder um die Entscheidung gekämpft wurde, ob das Kind in der Familie bleiben kann. Aber auch die fehlende Fähigkeit und Kraft der Eltern, auf die sozialen und emotionalen Bedürfnisse der Kinder einzugehen, kann zu gravieren- den Folgeschäden führen. So ist häufig der wichtige Aufbau einer sicheren Eltern/ Mutter- Kind-Bindung gefährdet, die Kinder erleben selten ein Gefühl der Geborgenheit.

Besonders betroffen sind Kinder, deren Eltern an paranoiden Psychosen oder borderline Erkrankungen leiden. Die Kinder können die heftigen emotionalen Ausbrüche ihrer Eltern - wir sprechen hier von „high-expressed-emotions“ - nicht einordnen. Die Kinder müssen immer auf der Hut sein, jederzeit könnte ein „Gewitter“ über sie hereinbrechen.

Auch werden die Kinder viel kritisiert, es finden Machtkämpfe und eine starke Kontrolle statt. Insgesamt fehlen die leisen und vorsichtigen Zwischentöne. Die Kinder werden da- durch verletzlicher und das Bindungsverhalten wird nachhaltig beeinflusst.

Die Kinder erhalten aber auch eingeschränkte Kommunikations- und Beziehungs- angebote. Die Kommunikation in den Familien ist häufig wenig offen, konstruktiv und problemorientiert. Die Kinder haben keine Möglichkeit, über ihre Gefühle und Ängste zu sprechen, vor allem in Bezug auf die Erkrankung der Eltern. Das kindliche Bedürfnis nach Kommunikation wird nicht befriedigt und die Kinder haben keine positiven Modelle. So bleiben sie mit ihren unbeantworteten Fragen und den nicht erwiderten Gefühlen allein.

Da die Familien häufig sehr isoliert leben, haben die Kinder oft auch keinen erwachsenen Gesprächspartner, mit dem sie sich über ihre Sorgen austauschen können.

Häufig werden keine sozialen Kontakte aufrechterhalten und den Kindern wird Kontakt zu Gleichaltrigen untersagt. Das beginnt schon im Vorschulalter, wenn Kinder nicht den Kin- dergarten besuchen dürfen und geht im Schulalter weiter, wenn die Kinder manchmal sogar vom Schulbesuch abgehalten werden.

Ein weiteres Problem liegt darin, dass die psychisch kranken Eltern die Kinder oft zur eigenen Stabilisierung brauchen. Die Eltern überfordern die Kinder mit ihrer Un- sicherheit, Ängstlichkeit, Unselbständigkeit und Abhängigkeit. Die Kinder werden so in die Rolle gedrängt, früh Verantwortung zu übernehmen, und zwar nicht nur für sich selbst, sondern auch noch für die Eltern. In der Literatur gibt es erschütternde Berichte von er- wachsenen Kindern psychisch kranker Eltern, die über den Rollenwechsel zwischen Eltern und Kinder berichten und über ihre maßlose Überforderung.

4. Welche Probleme haben diese Kinder und was erleben sie?

Mattejat beschreibt diese in dem von ihm herausgegebenen Buch „nicht von schlechten Eltern“

• Sie sind geängstigt und verwirrt, weil sie die Probleme der Eltern nicht einordnen können.

• Sie glauben, dass sie an den psychischen Problemen der Eltern Schuld sind: „Ma- ma ist durcheinander, weil ich böse war und weil ich mich nicht genug um sie ge- kümmert habe“.

• Sie haben den – meist begründeten - Eindruck, dass sie über ihre Familienprob- leme mit niemanden sprechen dürfen. Sie haben die Befürchtung, dass sie ihre El- tern verraten, wenn sie sich an Personen außerhalb der Familie wenden.

• Sie wissen nicht, an wen sie sich mit ihren Problemen wenden können und haben niemanden, mit dem sie darüber sprechen können. D.h., sie sind allein gelassen.

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• Sie erhalten zu wenig Aufmerksamkeit und Zuwendung und ihnen fehlt die not- wendige elterliche Führung bzw. Anleitung, weil die Eltern schon mit ihren eigenen Problemen überfordert sind.

• Sie sind durch zusätzliche Aufgaben (z.B. Haushaltsführung bei Klinikaufenthal- ten) belastet, so dass ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund treten.

• Sie fühlen sich für die Eltern und die Familie verantwortlich und übernehmen teil- weise elternhafte Funktionen (z.B. psychische Stabilisierung der Eltern, Elternrolle gegenüber den Geschwistern), mit denen sie überfordert sind.

• Sie erleben, dass ihre Eltern und sie selbst von außenstehenden Personen, z.B.

von Freunden, abgewertet werden.

• Sie werden in Konflikte zwischen den Eltern einbezogen und haben dabei den Ein- druck, sich für einen Elternteil entscheiden zu müssen.

• Sie schämen sich vor Freunden und Bekannten für ihre Eltern und sind zwischen Loyalität und Distanzierung hin und her gerissen.

5. Vulnerabilität / High-risk-Forschung

In Folge der schwierigen Bedingungen in diesen Familien können die Kinder die unter- schiedlichsten psychischen und sozialen Auffälligkeiten entwickeln. Die Kinder von psy- chisch kranken Eltern haben ein ca. 10-fach höheres Risiko, selbst sichtbare psychische Probleme zu bekommen. Ich möchte diese im Einzelnen nicht ausführen, sie umfassen jedoch beinahe den ganzen Katalog der emotionalen und sozialen Störungen, mit denen wir in unserer Arbeit täglich zu tun haben.

Wovon hängt es nun jedoch ab, ob ein Kind psychische Auffälligkeiten oder gar eine psy- chische Erkrankung entwickelt? Die Forschung beschäftigt sich seit einiger Zeit mit die- sem Thema, denn das Erkennen der Ursachen und Bedingungen spielt eine bedeutende Rolle bei der Frühbehandlung, Vorsorge und dem Versuch, den betroffenen Kindern mög- lichst fördernde Entwicklungsbedingungen zu schaffen.

Die Faktoren, welche die Entwicklung dieser Kinder beeinflussen, werden in zwei Haupt- komplexe unterteilt.

die Verletzlichkeit des Gehirns (Vulnerabilität):

diese kann genetisch veranlagt oder aber im Laufe des Lebens, insbesondere in der frü- hen Reifungsphase des Gehirns erworben sein. Psychische Traumatisierungen unter- schiedlichster Gestaltung können hierbei eine Rolle spielen. Für viele psychische Erkran- kungen, insbes. für bipolare Störungen, rezidivierende Depressionen und für schizophre- ne und auch Suchterkrankungen ist heute eine solche Verletzlichkeit, Anfälligkeit – Vul- nerabilität- des Gehirns als sicher festgestellt… Das heißt: die Rate erhöhter Vulnerabili- tät liegt bei Kindern von Eltern mit den erwähnten Krankheiten höher, es besteht also ein verstärktes Erkrankungsrisiko.

Das heißt ausdrücklich nicht, dass es sich um eine Erbkrankheit oder um eine organische Hirnkrankheit handelt.

Es kommt auf Faktor 2,

die psychosozialen Belastungsfaktoren,

an. Denn oft ist es nicht nur die Erkrankung, sondern auch die Folgeprobleme, die be- lasten.

Ich möchte hier nur einige der vielfältigen Belastungsfaktoren erwähnen, welche die Ent- wicklung beeinflussen können,

wie den Schweregrad der elterlichen Erkrankung, die Einbeziehung des Kindes in das Wahnsystem, die Tabuisierung der Erkrankung, die soziale Situation der Familie, Armut, wächst das Kind mit dem psychisch kranken Elternteil allein auf und gibt es weitere Be- zugspersonen, etc., etc.

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6. Resilienzforschung

Viele Kinder jedoch wirken trotz der erheblichen Belastungen auf uns relativ unverletzt und stabil. Warum entwickeln diese sich trotz widriger Umstände so gut und welche Schutzfaktoren wirken gegen das Risiko, selbst zu erkranken? Mit diesem Thema be- schäftigt sich die Resilienzforschung, das ist die Forschung über die psychische Wider- standsfähigkeit.

Es wurde herausgefunden, dass diejenigen Kinder gute Chancen haben, nicht selbst zu erkranken oder auffällig zu werden, wenn sie folgende Eigenschaften haben:

• Wenn sie in ihrer eigenen Persönlichkeit robust, aktiv und kontaktfreudig sind

• eine ausgeprägte emotionale Einfühlungs- und Ausdrucksfähigkeit haben

• ein positives Selbstwertgefühl haben

• und auch die Intelligenz ist ein Schutzfaktor, nicht selbst zu erkranken.

Daraus ergeben sich für die Arbeit mit den Familien folgende Schwerpunkte:

• die Kinder sollen über die Erkrankung der Eltern und deren Behandlung altersent- sprechend aufgeklärt sein, damit sie die Verhaltensweisen der Eltern einordnen können.

• Sie sollen eine sichere emotionale Bindung an eine Bezugsperson, welche evtl. auch außerhalb der Familie sein kann, haben

• Sie sollen in einem konstruktiven Erziehungsklima, also empathisch, freundlich, zugewandt aufwachsen

• Sie sollen in einem geordneten und überschaubaren Familienklima, welches auch in schwierigen Situationen Sicherheit und Geborgenheit bietet, aufwachsen können

• Sie sollen auf ein stabiles sozialen Netzwerks zurückgreifen können

• Bei den erkrankten Eltern soll die innere Einstellung zu ihrem Leiden konstruktiv sein, sowie die Krankheitseinsicht und Kooperationsfähigkeit

Ich zitiere noch einmal Fritz Mattejat:

Kinder von psychisch kranken Eltern haben dann gute Entwicklungschancen, wenn Eltern, Angehörige und Fachkräfte lernen, in sinnvoller und angemessener Weise mit der Erkrankung umzugehen, und wenn sich die Pa-

tienten und ihre Kinder auf tragfähige Beziehungen stützen können.

Schlussworte

Die Arbeit mit diesen Kindern und die Betreuung der Familien setzt das fachliche Wissen um die Situation der erkrankten Eltern und deren Kinder voraus. Dann können wir den Familien wirksame Hilfestellungen geben, damit die Kinder möglichst mit ihren Eltern, die sie lieben, zusammenleben können. Dazu ist auch die konstruktive Kommunikation der an der Beratung und Betreuung beteiligten Personen notwendig. In unserem Fall unserer Dienste, also dem Jugend- und Gesundheitsamt mit allen Diensten und dem Schulpsy- chologischem Beratungszentrum. Und ich begrüße es sehr, dass wir einen ersten Schritt dazu tun. Wir können heute gemeinsam miteinander lernen - um wechselseitiges Ver- trauen zu entwickeln - vielleicht aber gelingt es uns auch, eine Idee oder Phantasie zu entwickeln, um neue Wege einer besseren Betreuung zu entwerfen.

(Viola Mönter, KJPD)

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2.1.2 Eine Darstellung aus dem Erleben einer Mutter von Christine Teller

Vor einem Vierteljahrhundert:

Im Februar diesen Jahres hörte ich auf meinem Anrufbeant- worter die Stimme von Prof. Dörner. Eigentlich schreibt er lieber, als solche Kommunikationsmaschinen zu benutzen. Es musste also etwas Besonderes sein. Er hatte einen Brief bekommen, den er mir dann auch gleich vorlas:

Sehr geehrter Herr Prof. Dörner,

Mein Name ist Anna Böhm, geborene Rauner. Meine Mutter war Luise Rauner, geborene Leichsenring.

Ich melde mich bei Ihnen, weil ich mich ganz herzlich bei ihnen bedanken möchte, dafür, dass sie sich damals, April 1985 und die darauf folgenden Monate, mit so viel Kraft und Leidenschaft für mich und meine Familie eingesetzt haben.

Dank ihres Einsatzes bin ich heute eine junge, gesunde, glückliche Ehefrau und Mutter zweier gesunder Kinder. Meine Tochter Greta ist zwei Jahre alt und mein Sohn Axel wird Anfang März ein Jahr alt.

Sie fragen sich sicher, warum ich mich gerade jetzt bei Ihnen melde. Nun, ich wollte mich bei dem Mann bedanken, dem ich mein Leben verdanke.

Ich weiß, es ist Ihr Job, aber in Ihrem Fall kann man sagen, Sie haben Ihre Berufung getroffen. Ich glaube nicht, dass das jeder getan hätte, was Sie damals für mich getan haben.

Vielen, vielen Dank!

Ihre Anna Böhm

Ich hatte die Briefschreiberin vor 25 Jahren als neugeborenes Baby kennengelernt. Da ich wusste, dass ihre Eltern nicht mehr lebten, habe ich ihr folgenden Brief geschrieben:

Berlin, den 2.3.10

Liebe Frau Böhm,

Sie haben auch mir mit Ihrem Brief an Prof. Dörner eine große Freude gemacht. Wie schön zu erfahren, dass es Sie gibt, dass es Ihnen gut geht und Sie außerdem ihren Dank so angemessen formulieren können. Ich finde das nicht einfach und es ist Ihnen perfekt gelungen. Uns damals Beteiligte hätte schon jede einfache Nachricht gefreut. Ihr Dank geht übrigens an die einzig richtige Adresse, weil unserer damaliger Chef Prof. Dör- ner das Wichtigste geleistet hat, nämlich die Verantwortung zu übernehmen. Mir und anderen hat er damals ermöglicht, in der Begleitung ihrer Familie wichtige Erfahrungen zu machen.

(Christine Teller, SpD)

(11)

Damals war ich als Ärztin in der psychiatrischen Klinik in Gütersloh tätig und Prof. Dörner berichtete uns, dass Ihre Mutter in Bethel ein Mädchen geboren hatte. Man sei dort nicht bereit ihrer Mutter das Kind anzuvertrauen, wenn nicht besondere Bedingungen vorlägen.

Das Kind sei zu früh geboren, müsste bzgl. seiner Atmungsfunktion überwacht werden.

Das verlangte ärztliche Präsenz und die keineswegs selbstverständliche Bereitschaft ihrer Mutter mit Ihnen erst einmal in die psychiatrische Klinik zu ziehen und eine solche um- fassende Überwachung zuzulassen. Ihr Vater und Ihre Mutter waren in der Klink bekannt und hatten sich auch dort kennen gelernt, wenn ich mich recht erinnere.

Ihre Mutter zog also mit Ihnen in zwei leer stehende Räume im Theodor Winkler Haus.

Ihre Mutter versorgte Sie dort und nachts schlief eine Ärztin in Ihrem Zimmer falls das Atmungsüberwachungsgerät Alarm schlug. Die für ein so kleines Kind notwendige nächt- liche Versorgung übernahm Ihre Mutter. Auch ich habe einige Male dort übernachtet und natürlich schlug das Atmungsüberwachungsgerät Alarm (lockere Elektrode). Der einzige Mensch, der in diesem Zimmer ruhig atmete, waren Sie. Trotzdem habe ich Sie hochge- nommen, wie uns das gesagt worden war. Das habe ich aber nur einmal gemacht, son- dern bei späteren Alarmen die lockere Elektrode befestigt. Ich weiß nicht, wie medizi- nisch nicht geschulte Eltern, mit solchen Situationen klar kommen. Auch ich habe mich beim ersten Mal ziemlich erschrocken. Mit Ihnen waren einige Nachsorgetermine in Be- thel zu absolvieren, zu denen ich Ihre Mutter begleitet habe. So war man damals der Meinung, dass Babys, die längere Zeit wie Sie in einem Brutkasten verbracht hatten, au- genärztlich untersucht werden sollten, ob Ihre Augen Schaden genommen hatten. Als wir in Bethel eintrafen, warteten dort schon viele Menschen mit Babys auf diese Untersu- chung. Ich wunderte mich, weil einige identische Babytaschen hatten, bis ich begriff, dass das Zwillinge und Drillinge waren, deren Mütter zu dieser Untersuchung unterstützt von Vätern, Großmüttern und Tanten angereist waren. Ich glaube wir waren der einzige

„Einzelfall“.

Dann mussten wir noch mal zu einer ausführlichen kinderärztlichen Untersuchung nach Bethel. Ihre Mutter, Sie und ich wurden in einen großen Raum gebracht, in dem vor einer großen Spiegelwand ein Wickeltisch stand. Ich merkte schnell, dass der Spiegel ein Ein- wegspiegel war. Ich hoffte nur, dass ihre Mutter nicht merkte, dass sie durch den Spiegel beobachtet wurde, wie sie mit Ihnen umging. Ihre Mutter war aber so auf Sie bezogen, dass Sie die sonstige Umgebung nicht groß beachtete. Wie das jede Mutter tut, ging sie liebevoll mit Ihnen um, sprach mit Ihnen, während Sie sie für die Untersuchung auszog.

Ich fand es ziemlich schlimm, dass sie in dieser sehr intimen Situation heimlich beobach- tet wurde. Dann kam die Ärztin durch eine Tür in der Spiegelwand und untersuchte Sie.

Bis auf einige kleinere neurologisch Abweichungen, wie sie bei Menschen fast regelhaft sind, die sich zu früh in diese Welt gewagt haben, wurden Sie für gesund befunden. Ihrer Mutter wurde gesagt, dass Sie spezielle Gymnastik benötigten. Diese Übungen wurden Ihrer Mutter von einer ambulant tätigen Krankengymnastin in Gütersloh beigebracht.

Diese war sehr zufrieden damit, wie ihre Mutter diese Übungen mit Ihnen machte. Sie meinte, dass nur wenige Mütter es schaffen, diese Übungen so sorgfältig und so geduldig mit ihrem Kind durchzuführen. Ich habe das auch einmal miterlebt. Ihre Mutter schaffte es tatsächlich, Sie während diesen nicht unbedingt angenehmen Übungen, bei Laune zu halten. Einmal während Ihrer Babyzeit habe ich Sie und Ihre Eltern zu Hause besucht.

Sie schienen mir glücklich miteinander zu sein. Anfang 1990 bin ich aus Gütersloh wieder nach Berlin gezogen und habe dort irgendwann in den 90er Jahren erfahren, dass Sie sowohl Ihren Vater als auch ihre Mutter verloren haben. Da war es jetzt ein richtiges Ge- schenk von Ihnen zu hören.

Ihnen und Ihrer Familie mit allen guten Wünschen Ihre Christine Teller

Damals habe ich Prof. Dörner gefragt, warum wir uns solche Mühe machten. Er sagte mir, die Erfahrung persönlich gemeint zu sein, wie man es eben in der Beziehung zu sei- nen Eltern erlebe, sei durch nichts zu ersetzen. Dem habe ich nichts hinzu zufügen.

(Natürlich habe die Namen aller Beteiligten verändert außer Prof. Dörners und meinem).

(12)

2.1.3 Eine Darstellung aus der Perspektive einer Institution von Mechthild Flemming

Probleme von Familien mit psychisch kranken Elternteilen - aus Sicht des RSD Zahlen (Deutschland):

• Rein statistisch bekommt jeder Dritte im Lauf seines Lebens eine psychische Störung

• Jährlich begeben sich ca. 1,6 Mio. Erwachsene in psychiatrische Behandlung, davon haben ca. 20% minderjährige Kinder, davon sind ca. 20 unter 3 Jahre alt

• Eines von vier Kindern zeigt Symptome einer psychischen Auffälligkeit

• Jedes dritte Kind in der Kinder-und jugendpsychiatrischen Klinik hat einen Elternteil, der psychisch erkrankt ist

• Bei 27% der Sorgerechtsverfahren wegen Kindeswohlgefährdung war ein Elternteil psychisch krank

• 1/3 aller Kinder psychisch kranker Eltern werden selbst psychisch krank

• Ich habe keine offiziellen Zahlen über den Anteil dieser Familien in der Arbeit des RSD gefunden, ein Schätzwert liegt bei ca. 25%

Denn: „Es steht nicht immer drauf, was drin ist.“

Hohe Dunkelziffer

Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen von Kindern können unterschiedlichste Ursachen haben, oft ist es eine Kumulation von Belastungsfaktoren.

Stärkster Risikofaktor ist die psychische Erkrankung der Eltern. Weit weniger hat die Art der Erkrankung der Eltern, sondern vielmehr der Schweregrad (z.B.

gemessen an Klinikaufenthalten) Einfluss auf die Probleme und Belastungen der Kinder

Psychisch kranke Eltern haben extreme Berührungsängste mit dem Jugendamt

Probleme in der Arbeit im RSD mit psychisch kranken Eltern:

Ängste der Eltern vor dem Jugendamt, die Nachfrage nach Hilfen beim Jugendamt ist sehr gering, die öffentliche Jugendhilfe und die über sie getragenen

Maßnahmen sind bei psychisch kranken Eltern unpopulär und mit Ängsten besetzt.

Aufgrund von Ängsten und Stigmata bei den Eltern sind Hilfen für die Kinder oft ambivalent besetzt

Aber:

Erkennen und Wahrnehmen der Probleme ihrer Kinder macht die Suche und Inanspruchnahme von Hilfe für die Kinder erst möglich

(13)

Drei wesentlich Beteiligte in der Arbeit mit psychisch kranken Eltern:

• Erwachsenenpsychiatrie – Versorgung der Patienten

• Kinder können aus der Sicht der Erwachsenenpsychiatrie stabilisierend für den Patienten sein

• Aus Kinder-und Jugendpsychiatrischer Sicht – Parentifizierung bei Kindern

psychisch kranker Eltern ist entwicklungspsychologisch kontraindziert und schadet der Entwicklung

• Jugendamt – Unterstützung und Beratung der Eltern, Kinderschutz

Das Jugendamt erscheint den Helfern der Patienten oft „wenig hilfreich“, wenn es dann kommt, um eine mögliche Kindeswohlgefährdung zu überprüfen

Die Versorgung der Kinder stellt für die Eltern oft die letzte Stabilisierung des Selbstwer- tes dar und wird von ihnen zudem als die einzige Ressource in ihrem Leben empfunden, andererseits auch als Belastung.

Hilfen gegen den Willen der Eltern können destabilisierend auf die Eltern wirken.

Aufgabe des Jugendamtes u.a.

§ 8a SGB VIII

• Betont Wächterfunktion des Jugendamtes

• Verpflichtet zur Kooperation im Rahmen von Kindeswohlgefährdung

In der Fachliteratur gibt es Diskussionen darüber,

Inwieweit das Wächteramt aktiv wahrgenommen werden kann.

Inwieweit Institutionen außerhalb des Jugendamtes zu einer Wahrnehmung dieser Aufgaben verpflichtet werden können?

Moment, in dem wir vom RSD uns oft alleine fühlen.

Grundgedanke des SGB VIII – Hilfsangebot kann von Eltern freiwillig in Anspruch ge- nommen werden = Komm-Struktur

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass

Psychisch kranke Eltern die Probleme ihrer Kinder oft sehr gut erkennen, dennoch ist für psychisch kranke Eltern die Schwelle, zum Jugendamt zu gehen, sehr hoch angelegt.

Diese „Komm-Struktur“

kann für psychisch kranke Eltern zur unüberwindbaren Schwelle werden.

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Arbeit mit psychisch kranken Eltern heißt immer auch Vernetzung:

Sämtliche an der Versorgung psychisch kranker Eltern beteiligte Hilfesysteme benötigen einander, um zielgerechte, passgenaue und erreichbare Hilfen anzubieten.

Das Jugendamt benötigt die Einschätzung der Erwachsenenpsychiatrie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie,

über den Bedarf der Kinder

ob die Erziehungsschwierigkeiten der Eltern auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen sind

Darüber, ob das Kind selbst Gefahr läuft, eine psychische Erkrankung zu entwickeln

Hilfen: präventiv auf die Entwicklung von Störungen von Kindern, die der Verschlechte- rung der Erkrankung der Eltern entgegenwirkt

Netzwerk um psychisch kranke Eltern und ihre Kinder:

Familie, Nachbarn, Kita, Schule, Arzt, Therapeut, Fachdienste, Familienhelfer, Einzelfall- helfer, gesetzliche Betreuer, Jobcenter, Gerichte, Polizei …

Arbeit des RSD: Kommunikation in diesem Netzwerk, um die Situation der Kinder einschätzen zu können und die

passgenauen Hilfen für die Kinder/Familie zu koordinieren.

Schnittstelle Jugend – Gesundheits- und Eingliederungshilfe

Hilfeplanverfahren in Jugendhilfe und Eingliederungshilfe müssen besser aufeinander abgestimmt sein

Denn:

In der engen Verzahnung zwischen Gesundheitssystem und den Fachkräften der Jugendhilfe liegen große Potentiale zur

Vermeidung sozialer und gesundheitlicher Probleme von Kindern!

Oder: „Um ein Kind zu erziehen, braucht man ein ganzes Dorf“ (afrikanisches Sprich- wort).

(Mechthild Flemming, Jugendamt)

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2.2 Kaffeepause

2.3 Beispielhafte Fallbesprechung in Kleingruppen

An dieser Stelle werden die Stichpunke der Gruppen 1 und 2 von insgesamt fünf Klein- gruppen aufgelistet.

Schilderung der Problematik - Vorstellung im KJPD

- 12-jähriger Junge mit Schulangst, mehr als 30 Fehltagen, Bauchschmerzen, Erbrechen, kann nicht von den Eltern getrennt sein, diffuse Ängste

- Mutter: Panikstörung mit Zwangssymptomatik seit 18 Jahren - Verlässt das Haus seit 2 Jahren nicht

- Vater versorgt die Familie

- Älterer Bruder mit leichter Symptomatik - Keine Kita

- Soziale Isolation

- Keine anderen Bezugspersonen Wer war beteiligt?

- Schule, Schulpsychologie?

- Klinik - KJPD - Hausarzt - Jugendamt

Wie war die Kooperation/Zusammenarbeit mit anderen Diensten?

- Psychotherapie Mutter

- Aufsuchende Familientherapie (gem.

Gespräch JA/KJPD)

(16)

Besonderheiten der Diskussion

- viel Druck (Familie ist geschlossenes System) - gesunde Anteile der Familie sehen

- viel Zeit ist nötig, um mit der Familie zu arbeiten - Krankheitseinsicht der Mutter ist positiv

- Viel Zeit vergangen, bevor gehandelt wurde - Mehr Druck oder weniger Druck machen?

- Mehr Infos für die Schulen: Wo können sich Eltern hinwenden?

Fallschilderung

- getrennt lebende Mutter - 2 Kinder (3½ und 9 Jahre)

- gesetzliche Betreuung ist schon vorhanden - schizoaffektive Störung, Psychosomatik

- September tel. Kontakt zum Jugendamt, Dezember tel. Kontakt zum SpD - Überlegung: Kind rausnehmen, Maßnahme Familienhilfe

- Kind wurde über die Feiertage aus der Familie genommen in Pflegestelle - Auflagen Behandlung, KJPD, Kita

- Auflagen wurden nicht eingehalten Wer war beteiligt?

- August bis Februar: Institutsambulanz, SpD

- Kindesherausnahme: Jugendamt, Pflegemutter, Kindsmutter - Februar: Kindsmutter – betreutes Wohnen

- begleiteter Umgang, Kind bleibt in Familienhilfe

Wie war die Kooperation/Zusammenarbeit mit anderen Diensten?

- tel. Kontakt mit dem Jugendamt

- Fallkonferenz mit Jugendamt/KJPD/SpD (kurz vor Herausnahme) - Frage nach Erziehungsfähigkeit

- Vorbereitung der Herausnahme der Kinder gemeinsam möglich?

Besonderheiten der Diskussion

- Mutter hat keine Krankheitseinsicht - möchte keine Kooperation der Helfer

2.4 Mittagspause

(17)

3 . Modelle bezirklicher Kooperation

3.1 Berichte aus den Kleingruppen vom Vormittag

3.2 Diskussion von Modellen verbesserter Kooperation in Kleingruppen

3.2.1 Gruppe 1

Moderatorin Ilonka Bakos

Am Vormittag ging es um die Schilderung der Problematik, die beteiligten Dienststellen, deren Zusammenarbeit und Besonderheiten im dargestellten Fall.

Im vorliegenden Fall (12-jähriger Junge mit starker Schulangst und psychisch kranker Mutter bei vollständiger Herkunftsfamilie) wandte sich die Familie zunächst an den KJPD;

hier erfolgte dann eine Kontaktaufnahme zum Klinikum Buch. Ebenfalls waren Schule, Hausarzt und Jugendamt beteiligt. Zur Einleitung einer Psychotherapie der Kindesmutter kooperierte der KJPD mit ihrem Hausarzt. Letztlich konnte eine aufsuchende Familienthe- rapie in einem gemeinsamen Gespräch mit Eltern, Jugendlichen, Jugendamt und KJPD eingeleitet werden.

In der Kleingruppenarbeit am Vormittag sollte es ja im Wesentlichen um eine Sensibilisie- rung für das Thema „Umgang mit psychisch belasteten Familien“ gehen, wobei in unserer Gruppe vor allem der Druck auf das Helfersystem deutlich wurde: Der Leidensdruck der einzelnen Familienmitglieder konnte schnell deutlich werden, ebenso der Wunsch nach Unterstützung bei einer beratenden Institution, dennoch trat die Familie als ein derart

„geschlossenes System“ auf, dass es zunächst schwierig war, einen Ansatzpunkt für eine Verhaltensänderung zu finden. Hieraus entstand dann die Frage, ob es auf der Seite der Beratenden eher sinnvoll ist, den Druck von außen zu erhöhen oder zu reduzieren.

Im vorliegenden Fall war es aufgrund der langen Fehlzeiten in der Schule sowohl zu einer sozialen Isolation als auch zu erheblichen Leistungsdefiziten beim Jugendlichen gekom- men.

Ebenfalls wurde deutlich, wie wichtig es ist, bei dem betroffenen psychisch erkrankten Elternteil eine Krankheitseinsicht generieren zu können, um überhaupt das geschlossene Familiensystem ein Stück zu öffnen und die geeignete Hilfe einleiten zu können. Hierfür sind Feinfühligkeit im Umgang mit der Familie und auch die entsprechende Zeit für die Beratung gleichsam unerlässlich.

Die lange Verzögerung der Hilfeleistungen im vorliegenden Fall und auch im Allgemeinen könnten durch mehr Transparenz für die Arbeit der anderen Dienste ein Stück weit ver- hindert werden. So wäre es beispielsweise sinnvoll, die Schulen, in denen die Verhal- tensauffälligkeiten der Kinder häufig am schwerwiegendsten zum Tragen kommen, mit dem Angebot der verschiedenen Beratungsmöglichkeiten für Kinder und Eltern vertraut zu machen, damit diese dann eventuell weitervermitteln können.

(18)

Bei der Diskussion am Nachmittag, in der es vor allem um die Verbesserung der Koope- ration zwischen den einzelnen Dienststellen, aber auch um Hemmnisse, Erwartungen und Wünsche der Beteiligten ging, wurde deutlich, dass es wichtig war, zu entscheiden, wer im jeweiligen Fall entscheidungsbefugt ist.

Bei der Zusammenarbeit so vieler Dienststellen, wie es mit Familien mit psychisch er- kranktem Elternteil oft notwendig ist, muss es letztlich einen Ort geben, an dem die Fä- den zusammen laufen oder eine Person / Institution, die „den Hut aufhat“. Dies zu bestimmen, kann schon aufgrund verschiedener Zielsetzungen der unterschiedlichen Dienste schwierig sein. Im Sinne einer Verantwortungsgemeinschaft ist es notwendig, diese Funktion bindend festzulegen und für die Beteiligten erkennbar zu machen.

Aus pragmatischer Sicht käme hierfür sicher auch diejenige Dienststelle in Betracht, an die sich die Eltern zunächst gewandt haben.

Weitere Probleme in der Kooperation stellten Themen wie Datenschutz und Transparenz hinsichtlich der Arbeit des je- weils anderen dar. Eine funktionierende Kooperation erfordert ja die Zusammenarbeit der Beteiligten, die aber beispielswei- se durch eine fehlende Krankheitseinsicht des psychisch be- lasteten Elternteils und die Verweigerung einer Schwei- gepflichtsentbindung nicht möglich wäre. Denkbar wären regelmäßige anonyme Fallkonferenzen.

Ein Verständnis für die Arbeitsweisen der Beteiligten Dienste, deren Möglichkeiten und Grenzen hielt die Gruppe für sehr wirkungsvoll, um möglichen Missverständnissen vorzubeugen und die Basis für eine gute Zusammenarbeit zu schaffen.

3.2.2 Gruppe 2

Moderatorin Ulrike Sydow-Germershausen

An der Arbeitsgruppe 2 nahmen gut durchmischt Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den Bereichen Jugend- und Gesundheitsamt teil. Der erste Eindruck belegte anschaulich die weibliche Dominanz und die fehlende männliche Präsenz in diesen Arbeitsgebieten.

Der Vormittag war bestimmt durch eine Falldarstellung und anschließende Diskussionen. Es gab durchaus gelungene Kooperationen zwischen den Fachdiensten, trotzdem konnte die Hilfe nicht konstruktiv greifen. Das Spezifische an der geschilderten Falldarstellung war, dass wir Fachleute auch zu lernen und zu akzeptieren haben, dass psychische Er- krankungen und ihre Folgen mögliche Kooperationen und Maßnahmen in ihrer Wirksamkeit begrenzen bzw.

verunmöglichen. Psychische Erkrankung lässt sich nicht in jedem Fall “verregeln”, auch bei guten Absichten der Beteiligten.

Die nachfolgende Diskussion machte besonders den Bedarf nach mehr Informationen über die Aufgaben und Arbeitsweisen und damit auch verbundenen Handlungsgrenzen der einzelnen Fachdienste deutlich. Es entstanden Informations- und Kooperationswün- sche, die in der zweiten Phase am Nachmittag konkretisiert wurden.

(Ilonka Bakos, KJPD)

(Ulrike Sydow-Germershausen, SpD)

(19)

Herauskristallisiert haben sich folgende Fragestellungen und Wünsche:

1. Wie arbeiten die einzelnen Fachdienste? Was sind die Aufgaben? Mögliche Hilfs- angebote, mögliche Schnittstellen.

2. Wie sind die unterschiedlichen Zugangswege und Anmeldemodalitäten? Z.B.: Wie und woher kommen die Klienten?

3. Wünsche nach zeitnaher und unbürokratischer fachlicher Unterstützung zwischen den Fachdiensten, z.B. kurzfristige telefonische Beratung von Mitarbeitern, wenn psychi- sche Erkrankungen eine Rolle spielen, durch den SpD.

4. Installation und Aktivierung der Möglichkeit, an den “übergreifenden” Helferkonfe- renzen teilzunehmen.

5. “Wer hat den Hut auf?” bei Kooperation der Fachdienste, bzw.

Wie viele Ansprüche auf diesen Hut gibt es und wie soll damit umgegangen werden?

6. Fragen zum Umgang mit dem Thema Datenschutz, Schweigepflicht und Freiwilligkeit.

Fazit:

Die Stimmung in der Diskussionsrunde war engagiert und es entstand zunehmend mehr Neugier auf den Einblick und die Arbeitsweise der einzelnen Fachdienste. Annäherung durch “Aha-Erlebnisse” (“Ach, so ist das dort!”) und daraus resultierende Nachfragen und Suche nach konstruktiven Wegen einer besseren und schnelleren Kooperation.

Ein wichtiges Ergebnis war auch die Erkenntnis, dass es bereits viele Kooperationsmög- lichkeiten gibt und diese wieder aktiviert werden müssen.

Es bestand der einhellige Wunsch nach weiteren Fachgesprächen!

3.2.3 Gruppe 3

Moderatorin Helga Dröscher-Gärtner

1. Fallvorstellung:

Alleinerziehende Mutter mit Sohn Dennis. Dennis ist im RSD angebunden (Zuordnung zum § 53 SGB XII, da Intelligenzminderung), die Mutter ist über Jug. dem SpD be- kannt geworden.

(20)

Eingesetzte Hilfen für Dennis: Einzelfallhilfe

Für die Mutter: Einzelfallhilfe über die Eingliederungshilfe- Soz (§ 53/54 SGB XII) Mutter geriet in eine psychische Ausnahmesituation, welches einer Krisenintervention für sie und damit auch für Dennis notwendig machte. Sie wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, Dennis kurzfristig in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung.

Einweisungen bzw. Aufsuchen der Klinik von der Mutter geschehen häufig.

2. Wer war beteiligt?

Jug.: Fallmanagerin, Sozialarbeiterin RSD, Einzelfallhelfer, Elisabethstift (stationäre Einrichtung),

Ges: Sozialarbeiterin SpD, Einzelfallhelferin, behandelnde Ärzte

3. Kooperation und Besonderheiten:

die Kooperation mit den anderen Diensten wurde als gut beschrieben. Jedoch ent- stand, da Mutter häufig die Klinik zum Wochenende aufsuchte und Dennis dann eine Betreuung brauchte, Druck zur raschen Handlung. Dabei gab es offene und versteckte Forderungen untereinander, die am Ende nicht mehr klar zu benennen waren. Die Ar- beitsgruppe hatte dazu folgende Fragen gesammelt, diskutiert:

1. Wer trifft die Entscheidungen?

2. Organisation des Hilfeprozess, wer kann, wann angesprochen werden?

3. Wie kann aus agieren reagieren werden? Was ist dazu notwendig?

4. Wer hat welche Rolle gehabt?

5. Was hat den Druck/Zeitdruck ausgemacht?

6. Wer hatte den Hut auf? Woran ist das für alle Beteiligten zu erkennen?

7. Schwierig war die neue Situation/Aufgabenverteilung im Jugendamt Ergebnis/Motto/Schlagwort:“ Viele Köche verderben den Brei!“

4. Hemmnisse, Wünsche, Erwartungen in Bezug auf die Kooperation:

Hemmnisse:

- Vereinzelte Helfer

- Unausgesprochene Haltung des Helfers bzgl. der Hilfen zur Frage des Verbleib des Kindes in der Familie

- Die Mutter hat das Helfersystem benutzt - Zu späte psychiatrische Behandlung der Mutter - Zu viele Helfer

Wünsche:

- gemeinsamen Focus haben

- Info über Gesundheitszustand der Mutter (von Jug.) durch die behandelnden Ärzte/SpD

- Info über Diagnose und Medikamentenbedarf (von Jug.) der Mutter - 1 Person, die den „Hut“ auf hat

- schnelle An- bzw. Absprache Möglichkeiten um vor Handeln Absprachen zu er- möglichen

- mehr Wissen um die Rechts-, Verfahrenslage

- einen guten Unterbringungsort für Mutter und Kind gemeinsam auch als ambulan- te Maßnahme im Betreuten Einzelwohnen

(Helga Dröscher-Gärtner, SpD)

(21)

- Kooperation mit der Klinik, Behandlern der Mutter

- Klarheit im Helfersystem, klare Abgrenzungen, klare Rollenverteilung 5. Wo hat die Kooperation funktioniert?

- Kooperation zwischen RSD und SpD durch klare Aufgabenteilung

- Energien wurden frei als 1 Person den „Hut“ aufsetzte, Handlungsüberblick behielt - Helfer waren gut an RSD und SpD angedockt

- Kooperation der Einzelfallhelfer untereinander - Abstimmung, Information zwischen Schule und Jug.

6. Was kann verbessert werden? Woran wollen wir weiter arbeiten?

- Auftragsklärung der Beteiligten im Helfersystem,

- Rollenklärung unter den Helfern, Aufgabenverteilung, Federführung, - Fm und RSD Splittung in der Fallzuständigkeit,

- Finden/Anregen zum Aufbau geeigneter Einrichtungen, - Über den Helferkreis - das Helfersystem hinausschauen, - Alle Helfer an einem Tisch,

- Focus auf die Kompetenzen der Mutter richten/behalten.

3.2.4 Gruppe 4

Moderator Dieter Blume

• Deutlich wurde für die Beteiligten, dass die Strukturen wer, wann und auch wie eingeschaltet werden kann nicht klar sind.

• Bei einer Kooperation sollte möglichst im Vorfeld geklärt werden, wer für welche Fragen oder Entscheidungen den Hut aufhat.

• Mehr unbürokratische Zusammenarbeit wurde von allen Seiten gewünscht.

• Ein gemeinsames Kennenlernen der unterschiedlichen Strukturen hilft die Zu- sammenarbeit zu verbessern.

• Eine Weitergabe von Informationen sollte vorher transparent gemacht werden.

• Ein frühzeitiges Einschalten des anderen Dienstes wurde für günstig befunden.

• Eine entsprechende Schweige- pflichtentbindung verbessert die Kooperati- on.

• Ein regelmäßiger Fachaustausch sollte etabliert werden, zur Verbesserung der Zu- sammenarbeit zwischen dem RSD, dem SpD, der EFB, wie auch der Schulpsycho- logie und den Schulen.

(22)

3.3 Kaffeepause

4. Abschlussplenum, Diskussion der Ergebnisse 4.1 Wo hat die Kooperation funktioniert?

- Kooperation zwischen Jugendamt und KJPD gut,

- Maßnahme konnte eingerichtet werden - Es klappt, wenn man sich persönlich kennt.

- Gute Kooperation zwischen RSD und SpD,

weil gegenseitige Möglichkeiten und Rollen klar waren.

- Zwischen zwei Einzelfallhelfern, weil die Zuständigkeiten gut abgesprochen waren

4.2 Welche Hemmnisse?

Welche Erwartungen?

- mangelhafte Klarheit über:

- „Wer hat den Hut auf?“

was heißt „den Hut aufhaben“ konkret?

- mangelnde Kenntnisse über die anderen Dienste - zeitliche Koordination von Terminen

- doppelte Zuständigkeit, wenig Zeit, viele Akten, - Anonymität der einzelnen Dienste

- mangelnder Austausch, z.B. Nutzung des Fallteams - Unterschiedliche Definition von Krise / Kindes-

wohlgefährdung

- Strukturen von Zusammenarbeit gibt es noch nicht

- Zu spätes Einschalten der Dienste

- Nicht vorhandene Schweigepflichtentbindung - Mangelndes Wissen über

Unterbringungsmöglichkeiten von psychisch kranken Eltern mit Kindern

- Datenschutz

(23)

4.3 Modellvorschläge

- Veranstaltungen wie heute

- Bewusstmachen der vorhandenen Ansätze

- Strukturen der Zusammenarbeit zwischen den Diensten soll erarbeitet werden. Bisher ist nicht klar, wer wann zu beteiligen ist.

- Frühzeitiges Einschalten der anderen Dienste - Umfangreichere Schweigepflichtsentbindungen - Freiwillige dienstübergreifende Supervision

- Zusammenarbeit zwischen Schule – RSD – EFB verbessern

- „Task Force“ des SpD - Definition „Notfall“

- Kinderschutzschulung des Klinikpersonals - Blick für Ressourcen der Familie nicht verlieren - Gemeinsame Fallbesprechungen / Fallteam - Gemeinsame Notfallplanerstellung

- Fachberatung

- Herr Deter kommt in die Teams und gibt Informationen über psychiatrische Situation/Dienste

4.4 Blick in die Zukunft

- Transparenz zu/über andere Dienste - Gemeinsame Falldarstellungen - Regelmäßiger Austausch - Schnelle gemeinsame Fall- und

Fachkonferenzen unter einer verantwortlichen Koordination - Gemeinsame Schulungen etc.

- Fahrpläne werden im Hilfeplan erstellt - Betreuung Behinderter ist wieder in

die RSD-Arbeit reintegriert

- Kooperationsmodell ist erarbeitet.

(24)

4.5 Resümee und Diskussion der AG-Mitglieder „psychisch be- lastete Familien“ nach dem Fachtag vom 16. Juni 2010

Frau H.: sieht den Tag insgesamt positiv, es habe viel mehr Stoff gegeben als in den einen Tag hineinging. Die Fallvorstellung war total interessant, besonders auch die ent- standenen Ideen zu weitergehenden Hilfen. Es ist deutlich geworden, wie viele Wissens- lücken es in Bezug auf die Arbeitsweise der Sozialarbeiter jeweils in den anderen Diens- ten gibt.

Frau B.: betont, wie wichtig das Zusammenkommen und Hineinschnuppern in die ande- ren Dienststellen ist, um mehr Wissen über die Arbeitsweise der anderen zu bekommen, die anderen Blickwinkel, die das eigene Wissen erweitern. Wichtig sind auch Informatio- nen über Zugangs- und Informationswege. Die Falldiskussion hat gezeigt, wie wichtig es ist, wer den Hut aufhat, wer die Fäden in der Fallbearbeitung in der Hand hat. Der Tag schreit nach Wiederholung!

Frau M.: Das schönste ist, dass wir uns fachübergreifend getroffen haben, das hohe In- teresse der Kollegen, es war eine echte Kontaktbörse. Wir wissen noch zu wenig über die Hilfsmöglichkeiten der anderen Dienststellen, die Offenheit und das Engagement ermög- licht eine bessere Zusammenarbeit. Der vorgestellte Fall war sehr schwierig, es konnte deshalb auch keine Lösung gefunden werden. Gefehlt hat ein „normaler“ Fall, bei dem die Eltern Hilfe wollen, denn dann kann man auch was tun….

Frau L.: Den Kollegen vom KJGD sei aufgefallen, wie viele Fälle im KJGD bekannt sind, die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe sei deshalb wichtig, insbesondere der Austausch mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst.

Frau M., Herr S.: Die Vorarbeit sei gut, der Tag gut strukturiert gewesen, wir haben uns gut an die Vorgaben gehalten. Wir sind näher zusammen gerückt, haben auch den Schulpsychologischen Dienst näher kennengelernt. Sie ist gespannt auf die weitere Um- setzung der angesprochenen Themen. Wir müssen uns mehr austauschen und den Ar- beitsalltag organisieren, brauchen ein Organigramm für die weitere Zusammenarbeit, die Zugangswege zu den beteiligten Diensten müssten noch besser dargestellt werden.

Frau S.: Die Fallkonferenz hat gezeigt, wie schwierig es ist, etwas zu entwickeln, wenn bei dem psychisch kranken Elternteil die Krankheitseinsicht fehlt. Die Fallkonferenz ermu- tigt dazu, Kollegen aus anderen Bereichen anzurufen oder einzuladen und sich zu bera- ten.

Es ist leichter geworden, eine Falleinschätzung vom Sozialpsychiatrischen Dienst zu be- kommen, das Wissen über psychiatrische Erkrankungen müsse weiter vertieft werden.

Herr S.: bedauert, dass er nicht dabei war, die Ergebnisse gehen für ihn weit über das hinaus, was er erwartet hatte.

Herr G.: ist auch positiv überrascht, es komme jetzt darauf an, von der Zuständigkeit zu einer Verantwortungsgemeinschaft zu kommen. Wichtig sei, wer bei dem Verfahren den Hut aufhat.

Alle sind der Meinung, dass das Feld der beteiligten Dienste enger zusammengerückt ist, die Arbeitsgruppe mit Elan an die weiteren Planungen herangehen kann, auch ein be- zirkliches Netzwerk mit den Trägern im Bezirk zu entwickeln und einen weiteren Fachtag nach einem Jahr zu planen, mit Vertretern der in diesem Bereich engagierten Träger, die in der Arbeitsgruppe schon präsent sind. In der Zwischenzeit werden wir einen Flyer für die niedergelassenen Ärzte und die psychiatrische Klinik Am Nordgraben entwickeln mit Informationen und Adressen der beteiligten Dienststellen im Bezirksamt Reinickendorf.

Ch. Pewesin

(25)

5. Impressum

Herausgeber:

Bezirksamt Reinickendorf von Berlin Abt.: Gesundheit und Soziales QPK

Eichborndamm 215-239 13437 Berlin

Die Texte wurden von den Autoren eigenverantwortlich erstellt.

Die Dokumentation wird im Internet unter

http://www.berlin.de/ba-reinickendorf/org/gesplanleit/index.html zum download angeboten.

Der Fachtag wurde geplant und organisiert von der dienststellenübergreifenden Arbeits- gruppe „psychisch belastete Familien“

Die Vorbereitungsgruppe des Fachtages „Kooperation im Umgang mit Familien mit psychisch kranken Eltern“ bedankt sich bei allen Teilnehmern und Teilneh- merinnen für das Interesse und die rege Mitarbeit in den Kleingruppen sowie die vielen Gesprächsbeiträge, die maßgeblich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben.

Besonderer Dank gilt den Moderatorinnen und Moderatoren der Kleingruppen und denen, die in den Gruppen einen Fall vorgestellt haben. Wir danken Frau Mönter, Frau Teller und Frau Flemming für die anschaulichen Einführungsvor- träge und dem Moderatorenteam Helga Meyenberg und Christoph Pewesin.

Wir würden uns sehr freuen, alle zum weiterführenden Fachtag am 19.10.2011 in der Tietzia wieder begrüßen zu dürfen!

6. Anlagen

6.1 Literaturliste „Kinder psychisch kranker Eltern“

kipsy.net: Literatur | Fachbücher und www. Adressen:

Gute Adresse: www.kipsy.net und www.bapk.de Fachbücher

* Beardslee, W.R. (2002): Out of the Darkened Room. When Parent is Depressed.

Boston.

* Deegener, G., Körner, W. (2006): Risikoerfassung bei Kindesmisshandlung und Ver- nachlässigung. Lengerich.

(26)

* Fegert, J.M.; Becker, T. (2008): Kinder psychisch kranker Eltern (Einführung zum Themenheft). In: Nervenheilkunde. Zeitschrift für interdisziplinäre Fortbildung. 27 (6) S.

489-490.

* Göpfert, M.J.; Webster, J.; Seeman, M.V. (Hg.) (2004): Parental Psychiatric Disor- der. Cambridge.

* Heinrichs, N.; Bodenmann, G.; Hahlweg, K. (2008): Prävention bei Paaren und Fa- milien. Göttingen.

* Lenz, A. (2005): Kinder psychisch kranker Eltern. Göttingen.

* Lenz, A. (2007): Interventionen bei Kindern psychisch kranker Eltern. Göttingen.

* Lenz, A.; Jungbauer, J. (2008): Kinder und Partner psychisch kranker Menschen.

Tübingen.

* Mattejat, F. (2001): Kinder psychisch kranker Eltern im Bewusstsein der Fachöffent- lichkeit (Einführung zum Themenheft). In: Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsy- chiatrie, 7, 491-497.

* Mattejat, F.; Remschmidt, H. (2008): Kinder psychisch kranker Eltern. In: Deut- sches Ärzteblatt, Jg. 105, Heft 23, Juni 2008. S. 413-422.

* Mattejat, F.; Lisofsky B. (2008): Nicht von schlechten Eltern. Kinder psychisch Kran- ker. Balance buch + medien Verlag, Bonn

* Remschmidt, H.; Mattejat, F. (1994): Kinder psychotischer Eltern. Göttingen.

* Schone, R.; Wagenblass, S. (2002): Wenn Eltern psychisch krank sind… Kindliche Lebenswelten und institutionelle Handlungsmuster. Münster.

* Wortmann-Fleischer, S.; Downing, G.; Hornstein, C. (2006): Postpartale psychische Störungen. Ein interaktionszentrierte Therapieleitfaden. Stuttgart.

* Ziegenhain, U.; Fegert, J.M. (Hg.) (2007): Kindeswohlgefährdung und Vernachlässi- gung. München. Reinhardt.

6.2 Kinder- und Jugendbücher „Kinder psychisch kranker Eltern“

kipsy.net: Literatur | Kinder- und Jugendbücher Kinder- und Jugendbücher

* Bock, Thomas (2003): Pias lebt gefährlich. Psychiatrie-Verlag, Bonn.

Eine Gruppe Jugendlicher, die in einer leerstehenden Villa Musik machen will, lernt den obdachlosen Pias kennen, der Stimmen hört, aber doch vollkommen in Ordnung ist und ihre Hilfe braucht, als er zusammen geschlagen wird.

* Boie, Kirsten (2005): Mit Kindern redet ja keiner. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main.

Charlottes Mama fängt auf einmal an, ständig zu schimpfen. Oder sie liegt nur noch traurig im Bett und kümmert sich gar nicht mehr um den Haushalt. Charlottes Vater ist wütend. Ständig streiten die Eltern, aber mit Charlotte redet keiner. Erst als die Mutter ihrer besten Freundin ihr erklärt, was Depressionen sind und wie Charlottes Mutter sich fühlt, kann sie endlich auch über ihre Gefühle sprechen. Für Kinder ab 11.

* Cave, Kathryn ; Riddell, Chris (1994): Irgendwie anders. Oetinger, Hamburg.

Vermittelt grundsätzliche Werte wie Toleranz, Respekt und Achtung vor dem Anderen für Kindergartenkinder.

* Haugen, Tormod (2003): Die Nachtvögel. dtv junior, München.

Joachim steckt voller Angst, besonders abends fürchtet er sich allein in seinem Zim- mer, wenn die Nachtvögel im Schrank rumoren – auch wenn seine Eltern sagen, dass es sie gar nicht gibt. Schließlich gelingt es Joachim, mit der Angst fertig zu werden. Für Kin- der ab 10.

* Mannsdorf, Peter (2005): Fliegen ohne Flügel. Shift (Selbst) Verlag

Jugend- und Erwachsenenroman über einen 9-jährigen Jungen, der mit seinem ver- wirrten Vater in den Dschungel fahren muss …

* Mannsdorf, Peter (2005): Robbi und sein ungezähmter Vater. Selbst (Shift) Verlag.

Robbis Vater ist wegen seiner psychischen Erkrankung in der Klinik und Robbi quält die Frage, ob er nun in ein Heim muss. DerRoman ist die Fortsetzung von „Fliegen ohne Flügel“.

(27)

* Minne, Brigitte (2004): Eichhörnchenzeit oder Der Zoo in Mamas Kopf. Sauerländer Verlag.

Das Mädchen Amber möchte unbedingt in eine Fussballmannschaft aufgenommen werden, muss sich aber gleichzeitig oft um den kleinen Bruder und den Haushalt küm- mern, weil die Mutter entweder nur in Ruhe gelassen werden und schlafen möchte – wie ein Eichhörnchen, das Winterschlaf hält – oder sich benimmt sich wie ein Zirkusaffe, mit Pfannkuchen jongliert oder mit Papa um den Küchentisch tanzt. Für Kinder ab 8.

* Mosch, Erdmute von (2008): Mamas Monster. Balance buch + medien, Bonn.

Erklärt sehr einfühlsam Depressionen für Kindergartenkinder.

* Homeier, Schirin (2006): Sonnige Traurigtage (inklusive Informationen für Eltern und Angehörige). Mabuse-Verlag.

Erzählt von Depressionen für Grundschulkinder.

* Homeier, Schirin, Schrappe, Andreas: Flaschenpost nach irgendwo, Mabuse Verlag, Kinderfachbuch für Kinder Suchtkranker Eltern

* Lund Eriksen, Endre (2007): Beste Freunde oder der ganz normale Wahnsinn. Cecile Dressler Verlag, Hamburg.

Als zwei Vertreter vom Jugendamt auftauchen und sich mächtig für das Zuhause des dreizehnjährigen Terjes interessieren, schmieden er und sein Freund Jim einen Plan, wie sie Terjes trinkenden Vater und Jims ängstliche Mutter als perfektes Elternpaar in Szene setzen können.

* Rees, Gwyneth (2005): Erde an Pluto oder als Mum abhob. Ravensburger Buchver- lag, Ravensburg.

Der zwölfjährige Daniel ist wütend. Wie kann Mum bloß an seiner neuen Schule Di- rektorin werden? Und als Dad dringend nach Neuseeland fliegen muss, kommt Mum eine verrückte Idee nach der anderen. Irgendetwas stimmt da nicht, doch Abby zeigt ihm, dass es verdammt viele Dinge gibt, die vermeintlich unnormal sind, aber für die man sich noch lange nicht schämen muss.

* Stratenwerth, Irene; Bock, Thomas (2003): Die Bettelkönigin. Balance buch + me- dien, Bonn.

Zeigt einem Jungen und einem Mädchen am Beispiel ihrer »Wahloma«, was Psycho- sen sind – für Kinder ab 9.

* Wilson, Jacqueline (2005): Ausgeflippt hoch drei. Ravensburger Buchverlag, Ra- vensburg (früher bei Sauerländer unter dem Titel »Tattoo Mum« erhältlich). Sehr bewe- gende Schilderung der typischen Erfahrungen zweier Kinder im Zusammenleben mit ihrer manisch-depressiven Mutter. Für Kinder ab 10.

6.3 Literaturliste Erfahrungsberichte

kipsy.net: Literatur | Erfahrungsberichte

Erfahrungen Erwachsener Kinder psychisch Kranker

• Gibbons, Kaye (1997): Verdeckte Blicke. btb, München.

Die 12-jährige Hattie muss mit den zwei Gesichtern ihrer Mutter zurechtkommen:

An guten Tagen ist sie erfüllt von unbändiger Lebenslust, an schlechten ver- schließt sich Maggie Barnes vor der Welt.

• Ohana, Katharina (2006): Ich, Rabentochter. Nymphenburger, München.

Wenn Katharina Ohana als Kind von der Schule heimkam, »roch es manchmal nach Essen, manchmal nach Ärger und manchmal nach Depression«. Sie erzählt, wie sie aus einer traumatisierten Familie den Weg zu sich selbst und in ein erfolg- reiches Berufsleben gefunden hat.

• Soria, Corinna (2007): Leben zwischen den Seiten, Wieser-Verlag, Klagenfurt (früher Suhrkamp). Eine Tochter berichtet über ihre Kindheit, ihre Beziehung zur verrückten Mutter und ihr Leben als Außenseiterin in der katholisch geprägten Welt der Pflegeeltern.

(28)

6.4 Organisation der EFB des Jugendamts Reinickendorf

Die EFB des Jugendamtes Reinickendorf

(Stand: Juli 2010)

drei Standorte:

• Nimrodstr. 4-14 (mit 5 Berater/inne/n und dem Sekretariat)

• Teichstraße 65, Haus 2 (mit 3 Beraterinnen)

• Wilhelmsruher Damm 142 c, im Fontanehaus, Rückseite (mit 3 Berater/inne/n)

Wir bilden ein Team mit einer Leitung, einem Sekretariat, arbeiten eng zusammen, ge- meinsame Fallverteilung, gemeinsame Teamsitzungen.

Mitarbeiter:

8 Fachberaterstellen multiprofessionell durch 11 Berater/innen besetzt:

Dipl.-Psychologen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Diplom-Sozialpädagogen – alle haben eine oder mehrere Psychotherapeutische oder familientherapeutische Zu- satzqualifikationen.

Das Beratungsangebot

Die Erziehungs- und Familienberatungsstelle ist eine gesetzlich vorgeschriebene Einrich- tung nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz § 28 (SGB VIII).

Wir bieten psychotherapeutisch fundierte Beratung und psychosoziale Hilfe für Kinder, Jugendliche, Eltern und andere Erziehungsberechtigte

Wir beraten bei

individuellen Problemen, Konflikten, Unsicherheiten; familienbezogenen Problemen; allen allgemeinen und individuellen Erziehungsfragen; Trennung und Scheidung der Eltern und daraus erwachsener Folgeprobleme wie Umgangsregelungen.

Neben den Beratungen, die individuell oder auch als Sitzungen mit der Familie oder Fa- milienmitgliedern erfolgen können, bieten wir zur Zeit fünf Projekte an:

• Therapie-Gruppe für 8 Jugendliche von 15 bis 18 Jahren (gemischt)

• Mädchengruppe "Selbstbewusst durch Kreativität" für Mädchen von 10-12 Jahren, die gemeinsam mit der Mädcheneinrichtung "Tietzia" angeboten wird

• Gruppe für Junge Erwachsene (gemischt) ab 18 Jahren mit dem Schwerpunkt Ablöseproblematik / Verselbständigung

• offene Gruppe „ZUSAMMEN WACHSEN“ im Familienzentrum DiBs für Eltern mit Kinder von 0 – 3 Jahren

(29)

• „Null bis Drei“, spezielle Beratung für Eltern mit als schwierig erlebten Säuglin- gen und Kleinkindern - tiefenpsychologisch und familientherapeutisch ausgerich- tet, angelehnt an das Konzept von Papoucek.

Eltern kommen insbesondere wegen folgender Problemlagen, Krisen- und Schwellensi- tuationen:

• Geburt von Kindern / Problemen im Säuglings- und Kleinkindalter / Krise der Be- ziehung durch die kindbedingte Veränderung der Beziehung und des Familienall- tags

• Erziehungsprobleme wie Regeln setzen, Grenzen setzen, Ermutigung statt Ver- wöhnung usw.

• Eintritt des Kindes ins Schulalter

• Pubertät

• Ablösung vom Elternhaus / misslingende Schulabschlüsse, Ausbildungen

• Paarkrisen, Trennung, Scheidung, Stieffamilien, Patchwork-Familien

• Probleme alleinerziehender Eltern

Alle Angebote sind freiwillig, kostenfrei und unterliegen der Schweigepflicht.

EFB als Fachdienst des Jugendamtes

Daneben sind wir als Teil des Jugendamtes auch psychologischer Fachdienst. D.h. wir arbeiten in bestimmten Fällen eng mit den Kollegen des Regionalen Sozialpädagogischen Dienstes (RSD) zusammen und erstellen Gutachten bei Fragen der Erziehungsfähigkeit, bei Unterbringung von Jugendlichen außerhalb des Elternhauses, bei der Feststellung von besonderem Förderbedarf von Pflegekindern, zur Notwendigkeit von Familientherapien oder Psychotherapien für Kinder und Jugendliche usw.

Anmelde-Modus:

Anmeldung telefonisch oder persönlich im Sekretariat: von 9-16 Uhr, Do. von 10-18 Uhr, Fr. von 9-14 Uhr.

Daten und Beratungsanlass werden erfragt, damit der Fall im nächsten Mittwochs-Team vorgestellt und verteilt werden kann. Danach kann der erste Beratungstermin von den Klienten telefonisch abgefragt werden.

Die Mitarbeiter/innen sind am sichersten über das Sekretariat (App. 6349) zu erreichen, dieses kann verbinden, aber auch benachrichtigen, informieren, wenn der / die ge- wünschte Berater/in im Gespräch oder nicht im Hause ist.

Referenzen

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