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6 Die ersten Tage in der Redaktion

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Academic year: 2022

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in der Redaktion

Der Weg zum schwarzen Chefledersessel vor einem Mahagoni- tisch mit Chrombeinen ist noch weit. Diese Erfahrung machen die meisten Praktikanten, wenn sie am ersten Tag unter Bergen von Altpapier den Schreibtisch der urlaubenden Redakteurin suchen müssen, an dem sie die nächsten vier Wochen verbrin- gen sollen – mit Glück, denn sie können auch an täglich wech- selnden Plätzen sitzen, wenn gerade niemand im Urlaub ist.

Enttäuschung – wo ist mein Büro?

Auch der Blick in das Zimmer für Freie und Praktikanten kann oft eher Platzangst als Begeisterungsstürme auslösen. Solche

»Parkplätze« für Mitarbeiter, die nicht richtig dazu gehören, sind durchaus üblich. Ändern können Praktikanten daran wenig, also sollten sie sich der Vorteile bewusst werden: Der Informationsaustausch ist hier groß, man lernt schnell Mit- Praktikanten kennen und es besteht kaum Gefahr, sich isoliert zu fühlen.

Es gibt aber auch Redaktionen, vor allem die großer Zei- tungen und Zeitschriften, in denen Praktikanten allein oder zu zweit in Büros von urlaubenden Mitarbeitern sitzen. Das ist natürlich angenehm, kann aber dazu führen, dass man vom Geschehen nicht immer alles mitbekommt – oder auch einfach mal vergessen wird, beispielsweise wenn Ressortkonferenzen eher informell eingeläutet werden.

Es kann durchaus passieren, dass Praktikanten den »Katzen- tisch« bekommen. Zwischen Drucker und Fax auf einem unbe- quemen Stuhl vor einem Bildschirm aus der Elektronik-Stein- zeit zu sitzen, ist sicher kein Vergnügen. Aber bevor man zu laut

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protestiert, sollte man sich diskret in der Redaktion umsehen:

Journalisten arbeiten mitunter täglich mit erstaunlich altem Gerät und völlig überholten Programmen auf erbärmlich schlechten Stühlen. Nur wenn es an ausnahmslos allen anderen Plätzen deutlich besser aussieht, kann man – allerdings nicht am ersten Tag – mit höflicher Kritik Erfolg haben und vielleicht an einen besseren Platz wechseln.

Im Gegensatz zum eigenen Schreibtisch ist der Zugang zu einem funktionierenden Computer wirklich wichtig. Mög- lichst bald sollte man sich mit den für die Produktion benutzten Programmen und den Internetzugängen für die Recherche ver- traut machen, was in der Regel eine kurze Einführung erfordert.

Dafür kann man sich durchaus auf die Hilfe von Sekretärinnen, Redakteuren oder erfahreneren Praktikanten verlassen, sollte allerdings eine gute Zeit abpassen. Wichtig ist auch, nach der

Tipp

Wer im Praktikum einen eigenen Schreibtisch be- kommt, sollte diesen regelmäßig aufräumen. Natür- lich können auch unter Praktikanten kreative Genies sein, die das Chaos beherrschen. Allerdings werden die Kollegen zunächst davon ausgehen, dass sie es mit einem ganz normalen Praktikanten und nicht mit einem Genie zu tun haben. Wer sich Schreibtische mit anderen teilt – was bei Fernsehsendern in den Zimmern der Freien und Praktikanten sowie in den Großraumbüros von Nachrichtenagenturen und -re- daktionen weit verbreitet ist – wird dort oft selbst eine gewisse Unordnung vorfinden. Dass man das Chaos der anderen nicht einfach in die Ablage P(apierkorb) sortiert, versteht sich von selbst. Wen die Unordnung stört, hat wenig andere Chancen, als sich damit für ein paar Wochen zu arrangieren und zu versuchen, seine eigenen Unterlagen beieinander zu halten.

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Telefonnummer eines Technikers zu fragen, der helfen kann, wenn ein Computer nicht funktioniert. Da dies meist im größ- ten Zeitdruck kurz vor Abgabetermin passiert, ist es wichtig, dann den richtigen Ansprechpartner zu wissen – und ihn auch zu erreichen.

Gut haben es Praktikanten, die einen eigenen Betreuer bekommen, der sich tatsächlich für sie zuständig fühlt. Die Aufgaben eines solchen Ansprechpartners sind DJV-Vertreterin Eva Werner zufolge vielschichtig: »Dieser zuständige Redakteur soll die Praktikantinnen und Praktikanten dabei unterstützen, ihre Aufträge umzusetzen und ihr Praktikumsziel zu erreichen.«

Es sei wichtig, dass Praktikanten bei der Einarbeitung ange- leitet werden und dass sie regelmäßig Feedback bekommen, wie sie sich verbessern können. »All das funktioniert natürlich nur, wenn der Ansprechpartner für seine Aufgabe auch tatsächlich qualifiziert ist.«

Doch auch ohne Betreuer und Schreibtisch kann ein Prakti- kum ein großer Erfolg werden. An dieser Stelle ist Eigeniniti- ative und Improvisationskunst der Praktikanten gefragt – und man muss das Glück haben, auf freundliche und hilfsbereite Kollegen zu treffen.

Tipp

Für Praktikanten bei ausländischen Medien ist ein Be- treuer noch wichtiger. Kulturelle Unterschiede bei der Arbeit oder im Umgang mit Kollegen und Intervie- wpartnern sollte man mit diesem Betreuer unbedingt besprechen. Wie verhält es sich mit Interviewmit- schnitten? Ist ein Glas Sekt zum Einstand willkom- men? Oder ist Alkohol tabu? Wer keinen Betreuer hat, sollte sich nicht scheuen, in Zweifelsfällen alle anderen Redakteure zu fragen.

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Enthüllung – wer, wo, was, wann?

Wer das Glück hat, einen guten Praktikumsbetreuer zu bekom- men, wird von ihm oder ihr wahrscheinlich durch die Redak- tion geführt und den Kollegen vorgestellt. Dabei sollte man versuchen, sich möglichst viel zu merken: Wie die Kollegen heißen, wo sie ihren Platz haben, was ihre Aufgaben sind und ob sie eher unzugänglich oder aufgeschlossen wirken. Konzen- trieren sollte man sich dabei vor allem auf die Kollegen in der nächsten Umgebung, also des Ressorts, in dem man die nächs- ten Wochen verbringen soll. Eine gute Idee ist es, sich frühzei- tig um eine Mitarbeiter- oder Telefonliste zu bemühen, so dass man die Namen immerhin schon einmal gesehen hat.

Um eine solche Liste könnte man beispielsweise bei den Sekretärinnen und Assistenten des Ressorts oder des Chefs bit- ten – sie haben nicht selten den größten Überblick und einen Einfluss, der weit über das mit der Position verbundene Maß hinausgeht. In ruhigen Minuten können sie viel über den Redaktionsalltag, über Abläufe und durchaus auch über Mitar- beiter erzählen. »Ein meist bedeutender (und oft angenehmer!) Machtfaktor sei nicht vergessen: die Sekretärinnen der Macht- haber« schreiben Wolf Schneider und Paul-Josef Raue in ihrem Werk »Das neue Handbuch des Journalismus« (2009, S. 239).

»Der Neue, der noch gar nichts weiß, sollte seinen Rundgang bei der Sekretärin des Chefs vom Dienst beginnen und bei ihr gut Wetter machen.«

Doch auch Sekretärinnen und Assistenten können mitunter schwierig sein. Diese Spezies wacht über die Kaffeekasse wie über einen Geldtransport und über ihren Chef wie Bodyguards über einen Popstar. Kugelschreiber und Blöcke werden ratio- niert und nur gegen Antrag ausgegeben, jede Arbeit wird als Zumutung empfunden. Hier haben Praktikanten besonders schlechte Karten, weil sie keine Macht, aber dafür umso mehr

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Fragen haben. Die Devise lautet hier, den Kontakt so freundlich und eingeschränkt wie möglich zu gestalten und sich schnell andere Informanten zu suchen.

Manchmal werden Praktikanten auch auf Redaktions- oder Abteilungskonferenzen offiziell vorgestellt. Nachteil dieser Vorstellung ist, dass die Praktikanten dabei kaum die Chance haben, die Namen der Kollegen zu erfahren. Es ist also eher eine höfliche Geste, die »Neuen« zu begrüßen, die in der zweiten Reihe Platz genommen haben. Bei großen Redaktionen ist es tatsächlich manchmal der Fall, dass Praktikanten traditionell auf einer Art Zuschauertribüne hinter den Redakteuren am großen Konferenztisch sitzen. Bei kleineren Redaktionen oder Ressortkonferenzen geht es dagegen meist ungezwungener zu.

Wer in solchen Konferenzen gänzlich ignoriert wird, keinen Betreuer hat und auch nicht von der Sekretärin eine Vorstel- lungsrunde durch die Redaktion angeboten bekommt, sollte sich im Laufe des Praktikums einfach selbst bekanntmachen.

Eine solche Vorstellung könnte etwa so verlaufen:

»Guten Tag Frau Hoffmann, mein Name ist Mareike Möchtegern. Ich bin hier seit Anfang der Woche Prak- tikantin und wollte mich kurz vorstellen.«

»Oh, das ist aber nett. Wie gefällt es Ihnen denn bei uns?«

»Sehr gut, danke. Ich habe schon einiges gesehen und hoffe, dass ich möglichst bald auch ein wenig mitar- beiten kann.«

»Das ist gut. Hilfe ist uns immer willkommen. Viel- leicht habe ich ja bald etwas für Sie«

»Das wäre natürlich prima. Jetzt will ich aber nicht weiter stören. Auf Wiedersehen also.«

»Auf Wiedersehen«, sagt Redakteurin Hoffmann und denkt: »Brauchbare Praktikantin«.

Beispiel

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Eine Vorstellung auf eigene Faust erfordert einiges Selbstbe- wusstsein und kann natürlich auch deutlich schlechter laufen, beispielsweise wenn der An-gesprochene gerade keine Zeit hat. Das sollte man erkennen, es nicht gleich als persönliche Ablehnung auffassen und sagen, dass man auch später noch einmal wiederkommen könnte. Wenn man nach dem zwei- ten Anlauf ein oder zwei Tage später wieder abgewiesen wird und das Gefühl hat, wirklich nicht willkommen zu sein, dann ist vielleicht gerade dieser Kollege nicht an Praktikanten inte- ressiert und generell eher von ihnen genervt. Also, einfach auf die Suche nach hilfsbereiten Kollegen gehen! Und wer in der Redaktion schon jemanden kennt, sollte ihn oder sie gleich in den ersten Tagen besuchen. Neben wertvollen Informationen ist so ein Kontakt auch gut gegen das Gefühl der Isolation, das sich in den ersten Wochen einschleichen kann.

Auch deshalb sollte man versuchen, möglichst schnell die Antworten auf folgende Fragen zu finden:

x Wie ist der Tagesablauf? Wann sind die Konferenzen, wann die Mittagspause, wann die Sendezeit oder der Andruck, wann machen die meisten Kollegen Feierabend?

x Wie ist die Infrastruktur in der Redaktion oder der Abtei- lung? Wo steht das Fax? Wo ein Kopierer? Wie telefoniert man nach draußen?

x Wie findet man sich im Haus zurecht? Wo ist das Archiv, die Technik, die Kantine? Wo sind die Schnittplätze, die Auf- nahmestudios und die Konferenzräume?

Praktikanten sollten sich auch bemühen, möglichst schnell die Machtstrukturen der Redaktion zu durchschauen. Hier gilt dasselbe, was Schneider und Raue (2009, S. 237) allgemein Journalisten auf einem neuen Posten raten: »Der Anfänger, aber auch der erfahrene Journalist an einem neuen Arbeitsplatz ist gut beraten, wenn er Augen und Ohren offen hält, um sich

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gleich an den ersten Tagen über die Machtverhältnisse in der Redaktion zu informieren. So einfach ist es nämlich nicht, dass der Chefredakteur die dominierende Figur überall und in allen Lebenslagen wäre.« Für die wahre Macht gebe es keine Faust- regel, und das Impressum allein sage wenig oder nichts über sie aus. (S. 289) Als Auftrag geben Schneider und Raue den Anfän- gern mit auf den Weg: »Machtstrukturen zu durchschauen und sich auf sie einzurichten, gehört zum Wichtigsten, was man sich in der neuen Redaktion vornehmen muss.«

Zwar nicht mit höchster Priorität, aber auf jeden Fall sinnvoll ist es auch für Praktikanten, die Strukturen zu erfassen. Sinn- voll ist dies allein schon deshalb, weil es Praktikumsbeauftragte oft nur in großen Redaktionen gibt. Und selbst mit diesen haben Praktikanten im Alltag weniger zu tun als beispielsweise mit dem Ressortleiter oder dem Redakteur im Nachbarzim- mer. Wer für Praktikanten zuständig ist, variiert ohnehin von Redaktion zu Redaktion. Manchmal ist es der Ressortleiter, häufig auch der Chef vom Dienst (Schneider, Raue, 2009, S. 238–239). Ein Überblick über die Funktionen und Kom- petenzen der einzelnen Mitarbeiter kann Praktikanten die Zeit in der Redaktion erleichtern, denn so können sie leichter ent- scheiden, an wen sie sich mit welchen Fragen, Anliegen und Vorschlägen am besten wenden.

Entfaltung – Redaktionssklave oder Starreporter?

Wer hofft, bei seinem Praktikum im Außenbüro des Privatra- dios schon bald als Starreporter live von einem lokalen Großer- eignis berichten zu können, wird sicher enttäuscht sein, wenn er am ersten Tag gegen zwölf Uhr erst einmal aufgefordert wird, für die Redaktion eine Runde Pommes vom Imbiss an der Ecke zu holen. Was tun? Eine große Wahl haben Praktikanten am

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Anfang nicht. Sich gleich zu verweigern, kann arrogant erschei- nen und das Verhältnis zu den Kollegen schon am ersten Tag beeinträchtigen. »Klar, kann ich schon machen«, würde wohl die beste Antwort lauten – zumindest in den ersten Tagen. Mit allzu großer Begeisterung sollte man seine Butleraufgaben aller- dings nicht absolvieren, sonst läuft man Gefahr, vier Wochen lang nichts anderes zu tun.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, muss sich der Prak- tikumsbetrieb nach den Vorstellungen des DJV deutlich zu seinem Ausbildungsauftrag »bekennen«: »Ein Medienunter- nehmen, das einen Praktikumsplatz anbietet, verpflichtet sich damit, der Praktikantin bzw. dem Praktikanten – entsprechend der vereinbarten Ziele im Praktikumsplan – relevante Kennt- nisse und Fertigkeiten zu vermitteln«, sagt DJV-Vertreterin Eva Werner. »Redaktionspraktikantinnen und -praktikanten sollen nur solche Tätigkeiten und Aufgaben übertragen werden, die tatsächlich dem vereinbarten Praktikumszweck dienen.«

Selbst wenn Praktikumsbetriebe dies tun, kann es aber unter- schiedliche Auffassungen darüber geben, was »dem vereinbar- ten Praktikumszweck« dient. Kaffeekochen sicher nicht. Aber was ist mit Archiv aufräumen, Leserpost sortieren, Zuschauer- E-Mails beantworten und ähnlich unbeliebten Jobs, die jedoch zumindest ein Gefühl für die Themen der Redaktion und die Interessen von Lesern und Zuschauern vermitteln? Auch diese werden Praktikanten im Zweifel einige Zeit machen müssen.

Sie sollten aber bald versuchen, sich davon zu emanzipieren oder zumindest parallel auch anspruchsvollere Aufgaben zu übernehmen – sonst drohen sie als Redaktionssklaven ihre gesamte Praktikumszeit zu verschwenden.

Um diese Gefahr auszuschließen, empfiehlt der DJV aus- drücklich, die formalen Rahmenbedingungen des Prakti- kums – also vor allem die Aufgaben und Ziele – schriftlich zu

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fixieren. Ein solcher »Praktikumsvertrag« sollte laut DJV im Idealfall folgende Sachverhalte regeln:

x die Dauer des Praktikums,

x den Arbeitsplatz bzw. die Redaktion und die Arbeitszeit, x den Praktikumszweck mit einem Praktikumsplan,

x die Pflichten des Praktikumsbetriebs und des Praktikanten, x sonstige Vereinbarungen wie Praktikumsvergütungen, Ur-

laubstage, Versicherungsstatus und Möglichkeiten der Teil- nahme an Weiterbildungen.

»Aufgaben und Inhalte des Praktikums müssen von Anfang an sowohl dem Praktikanten als auch dem Betreuer klar sein und als Richtschnur dienen«, betont Eva Werner vom DJV.

Entsagung oder Entlohnung?

Reich werden die meisten durch ein Praktikum nicht. Nicht wenige Praktikanten werden gar nicht bezahlt, manche bekom- men Honorare für einzelne Beiträge. Nur wenige, zumeist große Redaktionen, gewähren eine »Ausbildungsbeihilfe« oder Pauschale. Hier handelt es sich zumeist um ein paar hundert Euro, in seltenen Fällen bis zu 1.000 Euro.

Wenn es nicht schon bei der Zusage für einen Praktikums- platz deutlich geworden ist, ob es Geld gibt, kann eine Nach- frage allerdings nicht schaden. »Praktika sind grundsätzlich unbezahlt«, könnte die erste Auskunft lauten. Doch Prinzipien erweisen sich mitunter als nicht so grundsätzlich wie zunächst angenommen. Wenn ein Praktikant gute Arbeit leistet, ist viel- leicht auf Anfrage doch ein Honorar möglich. Fair von den Redaktionen wäre es, wenn sie ihren Praktikanten zumindest das für Freie übliche Honorar für gedruckte oder gesendete Bei- träge zahlten.

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Von der Bezahlung sollte man ein Praktikum allerdings nicht abhängig machen, auch wenn es noch so ärgerlich ist, unent- geltlich zu arbeiten. Zum einen sind die Erfolgsaussichten beim Verhandeln um eine Bezahlung gering, da die Zahl der Bewerber praktisch immer größer ist als die der Praktikumsplätze. Es wird sich im Zweifel auch immer jemand finden, der für die Redak- tion kostenfrei ein Praktikum absolviert. Zum anderen sind Praktikanten einfach noch nicht in der Position, Verlagen oder Rundfunkanstalten ihre Gehaltsvorstellungen mitzuteilen.

Bewusst machen sollte man sich allerdings immer wieder, dass Praktikanten mitunter von den Redaktionen durchaus als billige Arbeitskräfte gesehen werden. Manche Privatradios zahlten eine monatliche Pauschale von ein paar hundert Euro

Tipp

Nicht zögern sollten Praktikanten, sich Auslagen von der Redaktion ersetzen zu lassen. Wer mit seinem Privatwagen für die Regionalzeitung kilometerweit übers Land fährt, sollte sich Benzingeld erstatten las- sen. Es ist nichts »dabei«, von der Redaktion dieses Geld zurückzuverlangen. Man sollte sich allerdings vorher vergewissern, in welchem Umfang Kosten er- stattet werden: Wird Praktikanten ein Taxi spendiert, oder müssen sie mit Bus oder Bahn fahren? Wer aus- wärts übernachtet, sollte bei der Auswahl des Hotels erfahrene Sekretärinnen oder Redaktionsassistenten zu Rate ziehen. Manchmal steigen Praktikanten durchaus in den nobelsten Häusern ab, was vorher aber auf jeden Fall geklärt werden muss. Auch »Be- wirtungen« gehören zu durchaus üblichen Spesen, beispielsweise beim Recherchegespräch. Allerdings sollten sich Praktikanten hier erst recht im Voraus er- kundigen, wie spendabel sie für wen sein dürfen. Spe- senrittertum fällt bei Praktikanten im Zweifel auf, da bei ihnen verdächtige Rechnungen besonders sorgfäl- tig geprüft werden.

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an ihre Praktikanten, auf die sie aber für ihre Existenz ange- wiesen seien, sagt die ehemalige Leiterin der HENRI-NANNEN- SCHULE, Ingrid Kolb. Praktika seien zudem nicht selten »Billig- Probezeiten«, bei denen der Sender zu nichts verpflichtet sei.

»Die Praktikumsanbieter nutzen dies einseitig aus und haben die Chance, die Goldfische aus dem Teich zu angeln.« Wenn am Ende des gering oder gar nicht bezahlten Praktikums eine bezahlte Mitarbeit steht, ist dies natürlich auch zum Vorteil der Praktikanten. Aber die Gefahr der Ausbeutung ist auf Dauer durchaus gegeben. Dies ist einer der Gründe, warum nach einer Reihe von Praktika der Übergang zur freien Mitarbeit vollzogen werden sollte (vgl. auch Kapitel 9).

So startet man erfolgreich

• Ein eigener Schreibtisch und Computer, ein Prak- tikumsplan und dazu noch ein aufmerksamer Be- treuer wären optimal. Doch auch an einem über- füllten Gemeinschaftsschreibtisch mit Steinzeit-PC und dem einen oder anderen hilfsbereiten Kolle- gen kann ein Praktikum zum Erfolg werden.

• Die ersten Tage sollten intensiv dafür genutzt wer- den, sich in der Redaktion zurechtzufinden. Von den Namen der Kollegen über den Tagesablauf bis hin zu den Lokalitäten sollte möglichst viel in Er- fahrung gebracht werden. Vorstellungsrunden, Te- lefonlisten und freundliche Redaktionsassistenten können dazu entscheidend beitragen.

• In den ersten Tagen sollten sich Praktikanten nicht zu sehr zieren, mal ein Fax abzuschicken oder auch die gefürchtete Kaffeemaschine zu bedienen. Frü- her oder später sollten sie sich aber von diesen Ar- beiten emanzipieren und – zumindest zusätzlich – auch lehrreichere Aufgaben übernehmen.

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• Reich wird man durch ein Praktikum nicht. Die Fi- nanzen sollten geklärt werden. Eine Bezahlung be- rechtigt eine Redaktion nicht, Praktikanten allein für Hilfstätigkeiten einzusetzen. Spesen müssen ersetzt werden.

Checkliste

Referenzen

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