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Selbstbestimmt und in Würde lernen

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Academic year: 2022

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Selbstbestimmt und in Würde lernen

Kurzfassung des Pädagogischen Konzepts der FALTER Schule Schwarzwald

Schule neu denken

Wir glauben, ein Kind ist von Anfang an darauf aus zu lernen. Es ist ein Grundbedürfnis. Das Kind lernt gerne und kann gar nicht anders als zu lernen. Diese Entfaltungskraft ist schon bei Babys und Kleinkindern zu beobachten, wenn sie innerhalb weniger Monate und Jahre eine Vielzahl unglaublich komplexer Fähigkeiten aus eigenem Antrieb lernen: Sprechen und Laufen lernen, Fahrrad fahren, Malen, die Welt erforschen. All das tun Kinder aus ihrem inneren Antrieb heraus, ohne dass wir ein System von Belohnung oder Bestrafung benötigen. Leidenschaft, Neugier und Freude sind zentraler

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Antrieb und genau den verlangt die Welt von morgen. Im 21.Jahrhundert braucht es Menschen, die lernbegeistert, anpassungsfähig, selbstsicher und optimistisch sind. Menschen mit sozialen Fähigkeiten und Gemeinschaftssinn. Menschen, die durch Kreativität mit neuen Situationen und unvorhersehbaren Problemen zurechtkommen und den Mut haben, neue Wege zu gehen und für sich und andere Verantwortung zu übernehmen. Menschen, die die richtigen Fragen stellen und Maschinen an die entsprechenden Bedürfnisse anpassen können. Die durch starke Veränderung und schnellen Wandel geprägte Welt verlangt darüber hinaus Achtsamkeit, Empathie und Konfliktfähigkeit als wichtige Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben. Und globale Krisen in den verschiedensten Bereichen können nur mit einer starken Resilienz und innerer Festigkeit gemeistert werden. All das möchten wir an der FALTER Schule stärken und gemeinsam erleben. In Würde, Selbstbestimmung und in Beziehung zueinander möchten wir Kinder stark machen für das Leben und dazu beitragen, dass die kindliche Freude am Lernen erhalten bleibt und sich ein Leben lang weiterentwickeln kann.

Die FALTER Schule soll ein Ort sein, an dem Menschen jeglichen Alters zusammenkommen, sich miteinander austauschen und lernen. Mobiles, vernetztes und vor allem informelles Lernen ist dort möglich. Es gibt keinen einheitlichen Stundenplan, keine für alle gleichen Lernvorgaben, sondern das Lernen entsteht im Miteinander, im Dialog und berücksichtigt die Interessen und Entwicklung des Einzelnen. Diese Schule ist mehr als nur ein Ort des Lernens. Gerade in und nach der schwierigen Zeit der Pandemie, wollen wir Schule wieder erlebbar machen als einen Lebensort, an dem sich jeder zugehörig fühlt, authentisch sein darf und mit seinen Interessen, Befindlichkeiten und Ideen gesehen wird. Ein Ort, an dem Bildung begeistert, verbindet und stark macht. Wo junge Menschen über sich selbst hinauswachsen und alles mit auf den Weg bekommen, um zu verantwortungsvollen Gestaltern ihres Lebens und ihres Zusammenlebens mit anderen heranzureifen. In Würde. Würde ist für uns kein abstrakter normativer Wert, sondern die tragende Grundhaltung für all unser pädagogisches Tun. Wir wollen mitten im schulischen Alltag die eigene Würde und die Würde des Gegenübers wahren und schützen und einander auf Augenhöhe, in Wertschätzung, Respekt, Authentizität und Klarheit begegnen.

Wie wir uns das konkret vorstellen, beschreiben wir im Folgenden.

Vorbereitete Umgebung, Projekte und Angebote

„Das Kind ist der Baumeister seiner selbst.“, erkannte Maria Montessori. Jedes Kind bringt seinen eigenen inneren Bauplan mit, unsere Aufgabe ist es, eine geeignete Umgebung zu schaffen und eine respekt- und liebevolle Begleitung anzubieten, sodass jedes Kind seine Potentiale voll entfalten kann.

An der FALTER Schule finden Kinder aller Altersstufen, auch Kinder mit besonderen Bedürfnissen und Behinderungen, eine reichhaltig vorbereitete Umgebung vor, die auf die Bedürfnisse der jeweiligen

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Entwicklungsetappen abgestimmt ist. Die Umgebung ermöglicht vielfältige Tätigkeiten in Bewegung und mit allen Sinnen, sie lädt immer wieder zu neuen Erfahrungen ein und erlaubt Kindern, Handlungen beliebig oft zu wiederholen. Durch konkretes eigenes Tun kann sich jedes Kind in den verschiedensten Gebieten vernetztes Verständnis und Wissen aufbauen. Von den Gegebenheiten der Natur, über gesellschaftliche, technologische und wirtschaftliche Zusammenhänge, bis hin zu den Elementen unserer Kultur wie Schrift und Zahl kann alles ganzheitlich und in einem natürlichen Lernprozess begriffen werden. Es geht nicht mehr um vorgegebenes, instruiertes und auswendig gelerntes Wissen, sondern um individuelle Potentialentfaltung und Persönlichkeitsentwicklung in einem kollaborativen Setting.

Neben ständig verfügbaren Angeboten, wie z.B. vielfältigem Montessori-Material, einer Holz-Werkstatt, einem Malatelier, einer gemütlichen Leseecke, einem Außengelände mit Bewegungsangeboten, dem Schulgarten, der Forscherecke, etc. gibt es zusätzlich Projekte und Kurse als offene Angebote. Hier orientieren wir uns an den Wünschen und Interessen der Kinder, vom Theaterprojekt über Sport, bis hin zur Schreibwerkstatt.

Eigene Entscheidungen

Die komplette Umgebung an der FALTER Schule ist für das eigenständige Tun der Kinder vorbereitet, sodass jeder immer wieder selbst entscheiden kann, was er tun möchte, mit wem er etwas tun möchte, wie lange und auf welche Art und Weise.

Die Kinder erfahren immer wieder aufs Neue die befriedigende Qualität eigenmotivierter Tätigkeiten.

Selbstständigkeit und Eigeninitiative lassen echtes Interesse an unterschiedlichen Fragestellungen und Aktivitäten zu. Durch vielfältige Erfahrungen werden tagtäglich Kreativität, Problemlösekompetenz, Ausdauer und Konzentration aufgebaut.

Die Kinder erleben, dass sie wirksam sind und etwas gestalten können. Dies wiederum führt dazu, dass sie sich hohe Ziele setzen, leistungsbereit sind und auch in schwierigen Situationen daran glauben selbständig und einflussreich handeln zu können. Diese hohe Selbstwirksamkeitserwartung kann ihnen ein Leben lang zugute kommen.

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Und in Ruhe langweilen darf man sich bei uns auch. So lange, bis man selbst wieder weiß, was als nächstes interessant ist. Es gibt viel Raum, um individuelle Fähigkeiten zu üben und Talente zu entdecken. Die Kinder haben Zeit, alles auszuprobieren, was sie interessiert und die Freiheit, selbst zu entscheiden, welches Thema für sie gerade „dran“ ist.

Respektvolle Begleitung

In einer Lernumgebung, die einlädt sich auszuprobieren, Verantwortung zu übernehmen und über sich selbst hinauszuwachsen braucht es eine Atmosphäre des Vertrauens und Zutrauens. An der FALTER Schule werden die Kinder in allen Aktivitäten auf Augenhöhe und in Wertschätzung begleitet. Es ist Aufgabe der Lernbegleiter, jedes Kind anzuerkennen, fürsorglich zu unterstützen und ein Klima der gegenseitigen Akzeptanz und Wertschätzung zu schaffen. Dabei unterscheiden sie abhängig von der Autonomiefähigkeit des Kindes, ob und wann sie gebraucht werden – immer im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe. Kinder werden nicht im Stich gelassen, wenn sie nicht mehr weiterkommen, denn die letzte Verantwortung dafür, dass Lernprozesse gelingen, liegt immer bei den Lernbegleitern. Sie greifen in den Lernprozess ein, wenn die Situation es erfordert, ermutigen und bieten Lösungsmöglichkeiten an. Ziel ist es, die Kinder in ihrem Autonomiestreben achtsam zu begleiten und sie zu befähigen, eigenständig und eigeninitiativ Lern- und Lebensprozesse zu gestalten. Die Lernbegleiter nehmen jedes Kind in seiner Einzigartigkeit und in seinen Möglichkeiten wahr, ohne es in eine Norm bringen oder zu einem Ergebnis motivieren zu wollen. Somit entsteht ein Lernraum, in dem jedes Kind gesehen wird und sich geborgen und sicher fühlen kann. Wie wir aus der Hirnforschung wissen, fördert ein solches Lernumfeld die Motivation und Aufnahmefähigkeit des Lernenden.

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Lesen, Schreiben, Rechnen … kann man bei uns auch lernen J

Die sogenannten Kulturtechniken – Lesen, Schreiben, Rechnen, begegnen auch den Kindern an der FALTER Schule auf Schritt und Tritt von Anfang an.

Sei es, weil bei der Vesperpause überschlagen werden muss, wie viele Äpfel in Achtel geschnitten werden müssen, damit alle 30 Kinder mindestens zwei Stücke bekommen (und wie verteilt man bitte den Rest gerecht?), oder weil beim Kochen ein Rezept für vier Personen natürlich nicht für 15 Kinder reicht, oder weil es Diskussionen darüber gibt, ob der gelbe Lernraum größer als der blaue ist, das lässt sich ja einfach abmessen… Und wenn eine selbst erfundene Geschichte besonders originell ist, will sie aufgeschrieben werden, genauso wie die Erlebnisse und Rätsel für die Schülerzeitung. Und zwar so, dass es andere, auch Eltern, gut lesen können. Wie gut, dass es Leute – Lernbegleiter und erfahrene Kinder – gibt, die schon wissen, wie das geht und die den Lernenden bei all dem gerne unterstützen oder auch mal zu schwierige Aufgaben abnehmen.

So lassen sich Kulturtechniken gar nicht vermeiden, ihre Wichtigkeit für das Zusammenleben ist offensichtlich und niemand verlässt unsere Schule ohne sie gelernt zu haben.

Allerdings gibt es in unserem Konzept keine Vorgaben, zu welchem Zeitpunkt sich die Kinder mit welchen Aspekten des Lesens, Schreibens und Rechnens beschäftigen müssen oder wann sie etwas Bestimmtes können sollen.

Begleiten statt beurteilen – Schule ohne Noten

Noten können der Komplexität des individuellen Lernweges in vieler Hinsicht nicht gerecht werden und fast alle Tätigkeiten entziehen sich einer benotenden Bewertung.

Weshalb sollte ich ein Kind dafür benoten, dass es Konflikte eigenständig löst, Kontakte knüpft und Freundschaften pflegt, den Umgang mit Emotionen einübt und sich einfach in die Gemeinschaft der Schule einbringt?

Wie soll ein Erwachsener beurteilen, welcher Note es entspricht, dass ein Kind sich spezielles Fachwissen aus eigener Motivation angeeignet hat und anschließend anderen davon berichtet?

Welchem Zweck dient es, wenn eine Gruppe von Kindern eine Note für ihre täglichen Kleinstprojekte erhalten, wie z.B. spontane naturwissenschaftliche Experimente oder das selbstständige, gegenseitige Anleiten von Skateboardfahren oder einen Überschlag im Trampolin einzutrainieren?

Der Glaube, Heranwachsende bräuchten Druck oder Noten zum Lernen, ist nach aktueller Forschungslage zum Glück längst widerlegt. An der FALTER Schule gehen wir einen Weg ohne Noten und Bewertung. Wir teilen Schüler nicht in begabt oder unbegabt ein. Auch legen wir sie nicht fest durch Belobigungen oder Noten, sondern befördern in jedem Kind ein flexibles Selbstbild. An der FALTER Schule betreut jedes Teammitglied ca. 10 Kinder als Vertrauensperson. Mit diesen Kindern führt er/sie in regelmäßigen Abständen individuelle Beratungs- und Lerngespräche. Dabei gibt er/sie ein wertfreies und konstruktives Feedback, das den Schülern ermöglicht ihr eigenes Tun mit einem Blick von außen zu reflektieren und Fähigkeiten und Potential für ihre Weiterentwicklung zu erkennen. Gemeinsam mit dem Kind wird im Laufe des Jahres ein Portfolio zusammengestellt, das am Ende des Schuljahres mit

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nach Hause genommen werden kann, ergänzt mit Dokumentationen der Lernbegleiter. Zusätzlich erhält jedes Kind einen persönlichen Brief von seiner Vertrauensperson.

Schulversammlung

In unserer Schule werden die Kinder und Jugendlichen bewusst dazu ermutigt, Verantwortung für die Schulgemeinschaft zu übernehmen und die Schule als ihren Lern- und Lebensort aktiv zu prägen. Das Herzstück ist dabei die Schulversammlung. Einmal in der Woche findet sie mit allen Kindern und Lernbegleitern statt. In der Schulversammlung können sämtliche Bereiche des Schulalltags besprochen und verhandelt werden: Die an der Schule geltenden Regeln, die Formen und Inhalte des Unterrichts und die Gestaltung von Innen- und Außenräumen. Gäste werden hier vorgestellt, Organisatorisches besprochen und Wünsche geäußert. Die Kinder erleben, dass sie Einfluss- und Veränderungsmöglichkeiten haben und dass sich ihr persönlicher Einsatz lohnt.

Regeln, Grenzen und Konfliktbewältigung

Kinder können sich nur dann mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit und mit vollem Engagement dem Lernprozess widmen, wenn sie sich wohl fühlen und ihr grundlegendes Bedürfnis nach physischer und emotionaler Sicherheit erfüllt ist. Einfache Regeln und klare Grenzen bieten einen sicheren Rahmen innerhalb dessen sich jedes Kind orientieren kann. In unserer Schule finden die Schüler ein unterstützendes Umfeld, in welchem die Beziehungskompetenz gefördert wird und Werkzeuge zur Konfliktlösung vermittelt werden.

Während zwischenmenschliche Konflikte im Erziehungs- und Bildungskontext traditionellerweise als

„Störungen“ betrachtet werden, werden sie in unserer Schule als wichtiges Lernpotential begrüßt und bewusst zur Förderung der kommunikativen, emotionalen und sozialen Intelligenz nutzbar gemacht. Ein guter Teil alltäglicher Konflikte kann mittels klärender Gespräche, nötigenfalls im Beisein von Erwachsenen, spontan beigelegt werden. Die Mitarbeitenden unserer Schule gehen den Kindern dabei als Vorbilder voraus: Sie sprechen schwelende Konflikte aktiv an, sie animieren die Kinder zur

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eigenständigen Lösung ihrer Konflikte und leben den achtsamen Dialog sowie die empathische Grundhaltung der „gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg. Im Kern geht es dabei darum, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und zu erfüllen und gleichzeitig die Bedürfnisse anderer zu erkennen und ihnen bei deren Erfüllung zu helfen – ohne zu werten.

Falls jedoch ein Konflikt nicht zur Befriedigung aller Beteiligten gelöst werden kann, hat jedes Mitglied der Schulgemeinschaft die Möglichkeit, zwei ausgebildete Streitschlichter (Kinder und/oder Erwachsene) zur Vermittlung herbeizuziehen. Diese versuchen, die Bedürfnisse hinter unlösbaren Konflikten und mutmaßlichen Verletzungen von Abmachungen auf unparteiische und transparente Weise aufzuzeigen und mit den Konfliktbeteiligten Lösungswege abzuleiten, welche zur Befriedigung der Bedürfnisse beider Parteien beitragen.

Altersmischung

Lernen findet bei uns in altersgemischten Gruppen statt. Es stellt den natürlichen Rahmen einer Lernumgebung dar, wie wir es aus der Familie kennen. Maria Montessori beobachtete, dass sich Kinder in altersgemischten Lerngruppen eher zu sozialen und verantwortungsvollen Menschen entwickeln. In der Jahrgangsmischung haben sie mehr und besondere Möglichkeiten aufgrund ihrer größeren Unterschiedlichkeit von- und miteinander zu lernen. Auch wird das Konkurrenzverhalten abgeschwächt.

Unterschiedliche Entwicklungsstände werden als „normal“ wahrgenommen.

Die Kinder erfahren sich in immer wieder wechselnden Konstellationen. Mal sind sie die Älteren, mal die Jüngeren, mal Könner, mal Lernende oder beides zugleich. Das verhindert die Fixierung auf eine bestimmte Rolle und macht flexibel. „Verhaltensmuster werden erprobt, Grenzen erfahren, Empathie und soziale Kompetenzen gebildet. Das alles kommt einer breiteren Entfaltung ihrer Persönlichkeit zugute.

Über die Altersgruppen hinweg bilden sich Lerngruppen entsprechend dem Entwicklungsstand. Kinder werden nicht künstlich in ein Lernniveau gepresst, sondern können sich mit anderen für bestimmte Lerninhalte zusammentun, um auf einem ähnlichen Niveau zu arbeiten.

In selbstorganisierten Lernkulturen lässt sich beobachten, dass Kinder am liebsten von Kindern lernen, die nur wenig älter sind als sie, sich also in der „Zone der nächsten Entwicklung“ befinden. Da diese die betreffende Lernsituation vor kurzem selber zu bewältigen hatten, können sie sich bestens mit den spezifischen Herausforderungen identifizieren und die Lerninhalte oft angemessener erläutern als Erwachsene.

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Integration & Inklusion

Die FALTER Schule ist eine Schule für alle Kinder. Wir sehen die Vielfalt und Unterschiedlichkeit unserer Schüler als Reichtum und Chance für die Lernprozesse von uns allen. Deshalb sind wir offen für jedes Kind, das an unsere Schule kommen möchte. Unser Anliegen ist es, einen Lern- und Lebensort zu schaffen, wo alle Beteiligten in ihrer Unterschiedlichkeit Wertschätzung erfahren und ihr Potential entfalten können. Wir sind überzeugt, dass grundsätzlich jedes Kind besondere Begabungen hat. Bei uns zählen nicht nur kognitive Fähigkeiten. Gleichberechtigt anerkennen und fördern wir auch künstlerische, sportliche, musische, handwerkliche, unternehmerische, soziale, organisatorische und sonstige Fähigkeiten. Das bedeutet für uns, dass wir Inhalte gleichwertig behandeln und es über die typischen schulischen und auf die vier Jahrgangsstufen begrenzten Lerninhalte hinaus, auch andere Möglichkeiten gibt, um ganz individuelle Begabungen unserer Schüler zu fördern.

Wir bieten eine Lernumgebung, in denen ihnen Freiräume eröffnet werden, ihre Erfahrungen und Kompetenzen auf eigene Art zum Ausdruck zu bringen. Wir betonen die Individualität und Einzigartigkeit jedes Einzelnen und verabschieden uns damit von einem medizinisch definierten Menschenbild, das sortiert in gesund und krank, normal und nicht normal, mit Regelförderbedarf und besonderem Förderbedarf. Deshalb bilden wir keine Kategorien und Klassen, in denen alle das Gleiche leisten müssen.

Wir begleiten jedes Kind in seinem individuellen Lern- und Lebensprozess. Das bedeutet auch, dass wir die Kinder unterstützen, wenn es für ihren eigenen Prozess förderlich ist. Unsere Lernbegleiter sind darin geschult, Lernblockaden oder sonstige Lernschwierigkeiten und daraus resultierende Verweigerungshandlungen zu erkennen und mit lerntherapeutischen Methoden Kindern über Hürden zu helfen – immer achtsam und im Sinne „Hilf mir es selbst zu tun“. Hier arbeiten wir mit außerschulischen Partnern zusammen, wie Logo-, Ergo-, Physio- und anderen Therapeuten und Instituten für Lernschwierigkeiten wie LRS oder Dyskalkulie.

Nachhaltigkeit & Achtsamkeit

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Wir möchten junge Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen: Wie beeinflussen meine Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen oder in anderen Erdteilen? Welche Auswirkungen hat es, wie ich konsumiere, welche Fortbewegungsmittel ich nutze oder welche und wie viel Energie ich verbrauche? Wir wünschen uns, dass Kinder die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen treffen. Dabei soll bereits an unserer Schule Nachhaltigkeit eingeübt werden – im umfassenden Sinn, nämlich verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen, der Umwelt und unseren Mitmenschen.

Eine gute Grundlage für nachhaltiges Leben und Handeln ist die Achtsamkeit. Sie kann dabei helfen, Entscheidungen bewusst zu überdenken und eine nachhaltige Variante zu wählen. In verschiedenen Studien wurde festgestellt, dass Achtsamkeit das Wohlbefinden von Menschen steigert und zu einer Zufriedenheit führt, die unabhängig von materiellem Konsum ist. Mittel- und langfristig kann durch Achtsamkeit das allgemeine Konsumniveau gesenkt werden, ohne dass Menschen an Lebensqualität verlieren. Ganz im Gegenteil wird oft weniger Konsum als befreiend erlebt. Andere Studien haben festgestellt, dass Achtsamkeit dazu beiträgt, einmal gefasste Absichten (z.B. im Bereich Ernährung oder Sport) auch in Verhalten umzusetzen. Achtsamkeit ist eng verbunden mit der Entwicklung von Mitgefühl und pro-sozialem Verhalten. Die Fähigkeit sich in die Nöte von Menschen heute (auch in anderen Weltteilen) oder mögliche Nöte künftiger Generationen hineinversetzen und diese nachempfinden zu können, korreliert positiv mit nachhaltigem Verhalten.

Wir möchten an unserer Schule nachhaltig und achtsam handeln und uns Schritt für Schritt zu einer nachhaltigen Lebensweise ermutigen. Das tägliche Mittagessen besteht z.B. vorwiegend aus biologischen und fair gehandelten Lebensmitteln. Die Schüler bekommen praktischen Einblick in den Anbau und die Zubereitung von Nahrung. Wir achten darauf, möglichst wenig Verpackungsmaterial und typische Abfälle überhaupt in die Schule kommen zu lassen (Zero Waste). Für die Umgebung zugänglich gibt es ein Repair-Cafe und vielfältige Möglichkeiten, um Dinge selbst herzustellen (DIY). Wir ermöglichen Kindern und Erwachsenen gleichermaßen, gute und tragfähige Beziehungen aufzubauen und zu erhalten. Wir stehen für eine offene und achtsame Kommunikation und eigenverantwortliche Konfliktlösung. Wir inspirieren und motivieren unsere Schüler, Eltern, Lernbegleiter und sonstige Mitarbeiter den öffentlichen Nahverkehr oder andere umweltfreundliche Fortbewegungsmöglichkeiten zu nutzen. Wir sind uns sicher: wir werden noch mehr Ideen haben und diese ausprobieren.

Zwei Schwerpunkte des Lernens an der FALTER Schule:

Entrepreneurship & Informatische Bildung und Künste

Entrepreneurship

Wir sehen es als unsere Aufgabe, den Unternehmergeist in Kindern und Jugendlichen zu wecken und sie zu befähigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich gestaltend in die Gesellschaft einzubringen. Das heißt die Kinder haben an unserer Schule die Möglichkeit schöpferisch-kreativ tätig zu werden, eigenverantwortlich zu agieren, Lösungen zu entwickeln und sich auszuprobieren. Sie sind nicht passive Konsumenten eines vorgegebenen Lernstoffs, sondern sie dürfen sich mit ihren Ideen und Interessen selbst ausprobieren und sich als wirksam erleben.

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Wir befördern ein entrepreneuriales Mindset. Typische entrepreneuriale Haltungen sind:

» Growth Mindset

Im Mittelpunkt wirksamer unternehmerischer Bildung steht die Förderung von Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitserwartung. Das setzt ein dynamisches Selbstbild (Growth Mindset) voraus. Im Gegensatz zum festgelegten Selbstbild (Fixed Mindset) eröffnet das dynamische Selbstbild Möglichkeiten. Es macht Unmögliches möglich. Ein Mensch mit dynamischem Selbstbild geht davon aus, dass er so ziemlich alles schaffen kann und wächst über sich selbst hinaus. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild suchen nicht nur Herausforderungen, sondern sie ziehen sogar Energie aus ihnen. Es kommt nicht auf angeborene Talente oder Fähigkeiten an, sondern es braucht Zeit das eigene Potential zu entwickeln. Daraus ergeben sich Ausdauer und Zähigkeit – wichtige Voraussetzungen für Kreativität. An unserer Schule legen die Lernbegleiter deshalb Kinder nicht durch eine Einteilung in intelligent, weniger intelligent oder dumm auf ein Selbstbild fest, sondern ermutigen Kinder sich und ihre Fähigkeiten jeden Tag neu zu erproben und ein dynamisches Selbstbild zu gewinnen. Die Lernbegleiter glauben an die Entwicklung von Intellekt und Talent und schaffen ein lernfreundliches Umfeld, in dem Kinder vor Verurteilung geschützt sind, ihr Wachstumspotential gesehen und ihr Lernprozess bedingungslos unterstützt wird.

» Ambiguitätstoleranz

Ambiguitätstoleranz bedeutet, dass Personen mit widersprüchlichen, unstrukturierten, offenen und mehrdeutigen Situationen umgehen können. Es beschreibt den Umgang mit Unsicherheit durch Experimentieren und die Fähigkeit auch ohne vollständige Information, also auch unter Unsicherheit, zu entscheiden. Dies befördern wir beispielsweise dadurch, dass es für Fragestellungen nicht zwingend eine Lösung und einen Lösungsweg gibt, den der Lernbegleiter kennt, sondern dass Lösungen gesucht und erarbeitet werden. Dabei gibt es kein Richtig oder Falsch. Probleme können vielschichtig gedeutet werden. Ambiguitätstoleranz ist eine wichtige Eigenschaft in einer zunehmend komplexen und mehrdeutigen Welt, um trotz aller Unsicherheit handlungsfähig zu bleiben. Wichtig ist sie auch, um Verständnis zu haben für andere Denkweisen und Kulturen – eine wesentliche Voraussetzung für demokratische Entscheidungsfindung, aber auch für Inklusion.

» Misslingen und Scheitern als Teil des Lernens

Experimentierfreude, iteratives Vorgehen und agiles Lernen bestimmen die Lernkultur in unserer Schule. Misslingen oder auch Scheitern ist Teil dieser Kultur. In einer vertrauensvollen Umgebung können Dinge ausprobiert, reflektiert und entsprechend optimiert werden. Fehler schlagen sich nicht wie üblicherweise in schlechte Noten wieder, sondern sie sind ganz normaler Teil eines Lernprozesses, wenn auch manchmal ein sehr schmerzhafter Teil. Wer es gelernt hat, Misserfolge und Scheitern zu

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bewältigen, gewinnt innere Stärke. Diese psychische Widerstandsfähigkeit, die täglichen Herausforderungen zu bewältigen und sich angesichts von Enttäuschungen rasch wieder zu fangenwird in der Pädagogik und Psychologie als Resilienz bezeichnet.

» Optimistische Grundhaltung gegenüber Problemen

Wer Probleme als Chancen sieht, wächst in seiner Persönlichkeit und in seinem Selbstvertrauen daran.

Ganz im Sinne des Ausspruches von Albert Einstein: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ befördert eine optimistische Grundhaltung gegenüber Problemen kreatives Denken. Üblicherweise entstehen Unternehmensgründungen aufgrund von Problemen. Auch in der Schule bieten wir Raum und unterstützen die Schüler, damit Probleme in einen kreativ-schöpferischen Prozess münden.

» Risikobereitschaft

Unternehmerische Entscheidungen werden immer unter Risiko getroffen. Die Schule ist aber gewöhnlich ein System von Sicherheit, in dem der Lernstoff vorgegeben ist, die Lehrbücher, aber auch Lösung und Lösungswege sind dem Lehrer bekannt. Wir ermuntern unsere Schüler und Lernbegleiter, sich etwas zuzutrauen und Risiko einzugehen.

Informatische Bildung und Künste

Informatische Bildung wird gemeinhin auf den Einsatz digitaler Medien verkürzt. Üblicherweise stehen ein oder auch mehrere Computer in einem Klassenraum zur Verfügung, auf denen die Schüler Recherchen betreiben oder Lernspiele, bzw. digitale Arbeitsblätter nutzen können. Selbst an Modellschulen bilden der Einsatz des Computers als methodisch-didaktisches Hilfsmittel, als Werkzeug zur Herstellung von Medien, als Lerngegenstand und als Mittel der Kommunikation die Schwerpunkte.

Unser Anspruch geht jedoch weit über die übliche Schulpraxis hinaus. Unser Fokus liegt nicht auf der Nutzung von digitalen Endgeräten. Wir haben den Anspruch, dass die Schüler Informatikkonzepte begreifen lernen und sich so die neue Kulturtechnik des 21.Jahrhunderts aneignen. Wir bieten die Möglichkeit, mit Kleincomputern erstes Programmieren zu lernen. Aber nicht jedes Kind muss programmieren lernen. Viel wichtiger ist uns, dass Kinder informatische Konzepte verstehen lernen und später darauf aufbauen können, damit sie nicht hilflos der digitalen Technik ausgesetzt sind, sondern vielmehr selbstbestimmt gestaltend in einer zunehmend digitalisierten Welt leben können. Auch befähigen wir die Kinder zu einem mündigen Umgang mit persönlichen Daten (Datensicherheit).

Darüber hinaus sehen wir künstlerisches und handwerkliches Schaffen als ganzheitliche Form der Weltaneignung und der Persönlichkeitsentwicklung. Kreativität ist eine Grundfähigkeit für

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problemlösendes Denken (auch in naturwissenschaftlichen und informatischen Fragestellungen) und allgemein eine Schlüsselqualifikation.

Gestaltungskraft wird immer mehr zum (Über-)Lebensmotor. Die Künste sind deshalb in unserer Schule kein Nebenfach, wie es in der Praxis öffentlicher Schulen der Fall ist, sondern haben zentrale Bedeutung.

Bei den Künsten reduzieren wir uns auch nicht wie üblicherweise auf die bildende Kunst und Musik, sondern bieten ein breites Spektrum an und lassen zu, dass sich künstlerische Prozesse spontan entwickeln. Insbesondere in Rollenspielen (selbst erfunden oder im inszenierten Theater) und Handwerk (Kochen, Schneidern, Holzverarbeitung, Schmieden, …) ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, kreative Schöpferkraft (weiter) zu entwickeln.

Wir hoffen, dass jetzt ein bisschen klarer geworden ist, wie wir uns das Leben und Lernen an der FALTER Schule vorstellen. Für Rückfragen sind wir jederzeit offen. Falls du an der ganz ausführlichen Version des pädagogischen Konzepts über 150 Seiten Interesse haben solltest, darfst du uns gerne schreiben. Dann schicken wir es dir zu.

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