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OPUS 4 | Theatermagazin 14

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Magazin#14

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Liebe Besucher des Hans Otto Theaters,

was gibt es Schöneres als lebenspralles Sommertheater unterm aufgehenden Mond? Das Hans Otto Theater lädt Sie ein zu Molières Komödie »Die Schule der Ehemänner«. Für zwei Paare geht es um nicht weniger als das Eheglück.

Noch vor der Heirat soll sich erweisen, welche Strategie einen klugen Ehemann macht: der Zukünftigen ganz zu vertrauen oder ihr lieber gleich feste Zügel anzulegen. Es versteht sich von selbst, daß ob dieser Frage bald die Fet- zen fliegen. Nur soviel sei verraten: Die Klugen gewinnen, und zum Schluß wird geheiratet … Philippe Besson in- szeniert das Stück in einer Neubearbeitung von Katharina Schlender mit viel Musik. Dieses Sommer-Open-Air des Hans Otto Theaters findet im denkmalgeschützten Gasometer am Neuen Theater statt, Premiere ist am 15. Juni.

Bereits am 14. Juni kommt »Waisen« von Dennis Kelly heraus. Alles scheint in Ordnung bei Christian und Nicole.

Das Kind ist im Bett, man sitzt beim gepflegten Essen – da erscheint blutverschmiert Nicoles Bruder Marco. Er wollte einen verletzten Jungen retten, so seine erste Erklärung. Die Polizei soll nichts erfahren, denn Marco ist vorbestraft. Lange versucht das Paar, die häßliche Wahrheit, die Stück für Stück zutage tritt, zu einem schönen Bild zu kitten. Bis Danny sich bereiterklärt, die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen – zu einem hohen Preis

… Teilung des Wohlstands, Schutz der Schwachen, gleiche Chancen für alle – diese Vereinbarungen haben ihre Geltung verloren. Einfache Gesetze treten an ihre Stelle: Wer zuerst angreift, gewinnt. Dennis Kelly beschreibt diese beunruhigende Entwicklung mittels einer Kriminalgeschichte in Szenen von soghafter Eindringlichkeit. Erstmalig inszeniert Regisseur Stefan Otteni in Potsdam.

22.000 Gäste versammelten sich im letzten Jahr in der »Stadt für eine Nacht« zum 24-Stunden-Fest der Schiffbau- ergasse. Am 7./8. Juli steigt die Neuauflage, mit noch mehr Ideen und noch mehr Angebot – ein Marathon-Pro- gramm rund um Kunst, Kultur, Wissenschaft und Handwerk, zum Ausprobieren und Erleben, mit Kreativen aus ganz Potsdam und der Region, für die ganze Familie und jeden Geschmack! Dazu Musik, Theater, Kunst, Film, Literatur und Tanz. Beginn um 14 Uhr. Kommen Sie vorbei, verweilen Sie, feiern Sie mit!

Wir freuen uns auf Sie! Ihr

Theaterkasse Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr außer an Feiertagen Telefon (0331) 98 11- 8 Fax (0331) 98 11-900

e-Mail kasse@hansottotheater.de

Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.

Abonnementbüro Mo / Do 10-12 Uhr und 16-18 Uhr Telefon (0331) 98 11-950 Fax (0331) 98 11-980 e-Mail abo@hansottotheater.de

Öffentlichkeitsarbeit / Marketing Telefon (0331) 98 11-120 Fax (0331) 98 11-128 e-Mail m.schoenfeld@hansottotheater.de herausgeber Hans Otto Theater GmbH Potsdam | Schiffbauergasse 11 | 14467

Potsdam intendant Tobias Wellemeyer geschäftsführender direktor Volkmar Raback Kuratoriumsvorsitzende Dr. Iris Jana Magdowski | Amts- gericht Potsdam, HRB 7741 Redaktion Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit Layout Thomas Matauschek fotografie HL Böhme Druck Buch- und Off- setdruckerei H. Heenemann GmbH & Co. KG Berlin Ein Unternehmen der Lan- deshauptstadt Potsdam, gefördert mit Mitteln der Landeshauptstadt Potsdam und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.

2 intro

#14 Mai-Juli 2012 www.hansottotheater.de

Krebsstation

von alexander solschenizyn

»… eine großartige Ensembleleistung.«

Radio Mensch

»Man kann Tobias Wellemeyer und John von Düffel nur dankbar dafür sein, dass sie dieses Wagnis eingegangen sind.«

PNN

3 im spielplan

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4-5 premiere

Das Käthchen von Heilbronn

von heinrich Von KleisT

Regie Ingo Berk

Bühne+kostüme Magda Willi musik Patrik Zeller

mit Patrizia Carlucci Marianna Linden Sabine Scholze Andrea Thelemann Friederike Walke Carlo Degen Friedemann Eckert Bernd Geiling Dennis Herrmann Christoph Hohmann Michael Schrodt

Premiere 25. Mai 2012 vorstellungen 31. Mai / 1. Juni / 8. Juni

Spielort Neues Theater

In Koproduktion mit

Re gis se ur I ng o Be rk

Das Käthchen von Heilbronn ist eine 15-jährige Bürgers- tochter, die beim Anblick des Grafen Wetter vom Strahl wie vom Blitz getroffen scheint und ihm fortan auf Schritt und Tritt folgt. Kleist hat über sein Käthchen geschrieben, sie sei

»mächtig durch gänzliche Hingabe«. Worin besteht Käthchens Macht?

Die Figuren in Kleists »Käthchen von Heilbronn« sind aus dem Paradies Vertriebene, sie haben den Zustand der Unschuld längst verlassen. Nur das Käthchen scheint noch das Paradies in sich zu tragen, nur sie hat eine ursprüngliche Reinheit nicht verloren.

Vielleicht hat Kleist selbst genau das Zeit seines Lebens vergeb- lich gesucht: den unerschütterlichen Glauben, das reine Gefühl, die wahre innere Stimme, die man auch gegen das allgegenwärti- ge Rauschen der Welt noch hören kann. Dem Käthchen wird es aber im Laufe des Stücks schwer gemacht, diese innere Stimme wahrzunehmen. Ihre »Feuerprobe«, wie das Stück im Untertitel heißt, besteht darin, dass ihr ursprünglicher Glaube immer wie- der überprüft wird. Sie geht aus diesen Prüfungen teils erschüt- tert, teils gestärkt heraus.

Käthchen ist also eine Gläubige?

Käthchen ist gläubig im Sinne einer christlichen Prägung. Eben- so ist es ihr Vater, der Waffenschmied Theobald Friedeborn, der um nichts weniger als um das Seelenheil seiner Tochter bangt, wenn er den Grafen Wetter vom Strahl anklagt, sie mit Hilfe schwarzer Magie verführt zu haben. Käthchen ist darüber hin- aus eine Wissende. Sie weiß, in dem Moment, in dem sie Graf Wetter vom Strahl sieht, dass er der Mensch ist, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen will, und sie folgt von da an diesem inneren Wissen bedingungslos. Er ist von nun an ihre höchste Instanz, sie setzt ihn Gott gleich.

Ist Käthchen eine Närrin?

Wenn mir so jemand begegnen würde im Leben, würde ich das wahrscheinlich denken. Denn niemand von uns könnte auf ihre ungeschminkte, unverstellte Art fühlen und handeln, ohne dabei zu Schaden zu kommen. Im Gegensatz zu Käthchen haben wir uns mit den Spielregeln der Welt arrangiert, mit den Masken, den Verstellungen, die notwendig sind, um sich in einer Gesellschaft zu bewegen. Kleists Käthchen erscheint auch den anderen Figu- ren im Stück als seltsam; niemand weiß, was in ihr vorgeht, sie funktioniert nicht so, wie es sich gehört. Wie die Figur der Grace in Lars von Triers Film »Dogville« wird ihr übel mitgespielt, sie lässt alles über sich ergehen, sie steht trotzdem immer wieder auf und läuft weiter. Das Stück zeigt eben auch, was es kostet, seinem Glauben zu folgen. Am Ende hat Käthchen sich ihr Glück red- lich verdienen müssen. Sie ist keine »Terroristin der Liebe«, auch nicht ein nerviges Kind, das trotzig durch die Welt stapft und darauf beharrt, dass das, was sie in ihrem Herzen fühlt, aber das Richtige sei. Das Käthchen ist schlicht und einfach ohne Falsch.

Während der Graf Wetter vom Strahl gegen seine Natur lebt?

Graf Wetter vom Strahl ist programmiert auf einen bestimmten Lebenslauf. Er hat sich sklavisch gefügt in ein Schicksal, das für ihn als Adligen nur eine adlige Frau vorsieht.Der Graf lebt unwis- sentlich gegen seine Natur. Auch er hat in sich eine Stimme, eine Sehnsucht, die derjenigen von Käthchen sehr ähnlich ist, aber

er entscheidet sich dafür, dieser Stimme kein Gehör zu schen- ken. Er befindet sich in einem fortwährenden Konflikt, in einer großen inneren Zerrissenheit, er ist überfordert von den Wid- rigkeiten, die ihm das Leben bereitet. Der Graf hat keine intakte raue Schale der Männlichkeit, die irgendwann mal aufgebrochen wird durch Käthchen, sondern er wird von Kleist als ein Mensch gezeigt, der an seinem Dasein leidet und der von diesem Leiden am Schluss durch Käthchen befreit wird. Unser Graf Wetter ist ein sehr junger Graf, der vor der Aufgabe steht, die großen Er- wartungen an seine Männlichkeit zu erfüllen, und der das Gefühl hat, diesen Erwartungen nicht gerecht werden zu können. Er ist allein und leidet darunter, dass er die Frau, die ihn lieben kann, noch nicht gefunden hat. Aber es gibt Gott sei Dank die Hilfe eines Engels!

In einem Doppeltraum werden der Graf und Käthchen fündig . Die Annahme, dass zwei Menschen zur gleichen Zeit träumen und sich in ihrem Traum begegnen, ist eine wunderschöne, trös- tende Vorstellung in Kleists Stück. Den Glauben an eine überge- ordnete Macht, die uns wiegt und beschützt, wollte Kleist Zeit seines Lebens bestätigt wissen. Traum und Wirklichkeit treffen im Werk Kleists immer wieder aufeinander, für die Figuren aber bleiben es voneinander getrennte Reiche. Das Käthchen folgt dem Grafen nicht, weil sie ihn aus ihrem Traum wiedererkennt, ihr »Stalking« gründet sich vielmehr auf einem diffusen Gefühl.

Sie hat zur Welt ihrer Träume tatsächlich nur Zugang im Schlaf, in der Holunderbuschszene, in der sie vom Grafen ausgefragt wird.

Woher kommen die Figuren im »Käthchen von Heilbronn«, wohin gehen sie? Gibt es ein Happy End?

Die Figuren in Kleists Werk hängen wie Marionetten im Schrank, sie werden durch ein bestimmtes Ereignis wie durch einen Stromstoß erweckt und laufen dann los. Bei Kohlhaas ist es das Unrecht, das ihm widerfährt, in »Die Familie Schroffen- stein« z. B. ist es der abgeschnittene Kinderfinger. Die Figuren haben keine Biografie im eigentlichen Sinne. Alles, was vor die- sem einschlagenden Ereignis gewesen ist, ist nicht wichtig. Auch das, was den Figuren nach Stückende widerfahren könnte, ist schwer vorstellbar. Der interessante Lebensbereich befindet sich zwischen einem Erweckungsereignis und der Auflösung. Wie lebt Prinz Friedrich von Homburg weiter nach seiner Begna- digung? Wie lebt das Ehepaar vom Strahl? Schwer vorstellbar!

Kleist erzählt Geschichten von seelischen Ausnahmezuständen.

Diese Ausnahmezustände sind aber psychologisch beschreibbar, als eine Psychologie der Krise wahrscheinlich, und diese Psy- chologie ist nicht durch eine Vorgeschichte zugänglich, sondern folgt einer inneren Logik. Kleist ist in die dunkelsten Schächte der menschlichen Existenz hinab gestiegen, immer und immer wieder und hat dort Licht gefunden. Es gibt ein Happy End, weil dem Grafen am Ende tatsächlich Erlösung zukommt. Während Käthchen in Ohnmacht fällt.

Aufgeschrieben von Remsi Al Khalisi

Ein tröstender Traum

Ein Gespräch mit dem Regisseur Ingo Berk zu Heinrich von Kleists

»Das Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe«.

Mit freundlicher Unterstützung

(4)

6-7 premiere

Waisen

von dennis Kelly

Mit freundlicher Unterstüzung

Wahrheit versteckt sich gern

Alles scheint in Ordnung bei Christian und Nicole. Das Kind ist im Bett, man sitzt bei Kerzenschein und gepflegtem Essen – da erscheint plötzlich Nicoles Bruder Marco. Er ist blutverschmiert. Seine wirren Erklärungen haben mit einem verfolgten Jungen zu tun, den er retten wollte. Die Polizei soll nichts erfahren, denn Marco ist vorbestraft. Lange versucht das Paar, die häßliche Wahrheit, die Stück für Stück zutage tritt, zu einem schönen Bild zu kitten. Bis Christian sich bereiterklärt, die Angelegenheit ein für allemal aus der Welt zu schaffen – zu einem hohen Preis … Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Unsere Gesellschaft steht für diese Grundvereinbarungen. Aber woran können wir uns noch halten, mitten in den Sturm einer entfesselten Markt- wirtschaft geworfen, die sich neoliberal nennt? Laufend werden die Regeln der Zivilgesellschaft übertreten: Schutz der Schwa- chen, Teilung des Wohlstands, Respekt, Toleranz und gleiche Chancen für alle – nichts davon kann mehr allgemeine Geltung beanspruchen. Die Übertretung von Regeln führt zu ihrer Vernichtung. Einfache, archaische Gesetze treten an ihre Stelle: Wer zuerst angreift, gewinnt. Dennis Kelly beschreibt diese zutiefst beunruhigende Entwicklung mittels einer Kriminalgeschichte in Szenen von soghafter Eindringlichkeit.

Regisseur Stefan Otteni gibt mit »Waisen« sein Regiede- büt in Potsdam. Zuletzt inszenierte er am Staatstheater Nürnberg »Immer noch Sturm« von Peter Handke, für das Kritikenportal »nachtkritik« die »beste Aufführung der laufenden Saison« in Nürnberg.

Re gis se ur S te fa n O tte ni

Regie Stefan Otteni

bühne+kostüme Peter Scior Mit Franziska Melzer

Raphael Rubino Alexander Finkenwirth Premiere 14. Juni 2012

vorstellungen 17. und 23. Juni spielort Reithalle

Dennis Kelly, Jahrgang 1970 und aufgewachsen in einer kommu- nalen Wohnsiedlung im Norden Londons, ist seit seinem ersten Stück, das 2003 erschien, zu einem der erfolgreichsten Dra- matiker von den britischen Inseln geworden. Er wird weltweit nachgespielt, und stets finden seine neuen Stücke sehr schnell den Weg auch auf die deutschsprachigen Bühnen. Dennis Kel- ly schreibt Stücke, die die Zuschauer tief hinein in das Gesche- hen ziehen. Im Grunde erzählen sie Alltagsgeschichten mit ganz alltäglichen Figuren, doch sie sind spannend wie Thriller. Diese Figuren leben in der Stadt, sie haben Nachbarn und Freunde, sie kommunizieren per E-Mail, sie arbeiten in aufreibenden Jobs, haben mehr oder weniger Geld – und sie suchen Antworten auf die ganz alltäglichen Fragen: Wie gut kenne ich eigentlich meine Ehefrau oder meinen Ehemann? Kann mein Freund mir vertrau- en? Wie verteidige ich meinen Arbeitsplatz, wenn ein Konkur- rent auftaucht? Was bedeutet mir Geld? Bin ich erfolgreich, oder lebe ich einfach auf Kosten anderer? Bin ich gut oder nur feige?

Darf ich einem einzelnen Menschen schaden, wenn ich damit vielen anderen helfe? … Dennis Kelly setzt seine Figuren extre- men Konflikten aus und stellt dabei ihre ethische Widerstands- kraft auf die Probe. Sie geraten in Versuchung, und sie begehen Fehler; sie laden Schuld auf sich. Denn sie sind Menschen, sie tragen das ganze Potential menschlichen Handelns in sich: von rührender Hilfsbereitschaft bis zu brutaler Grausamkeit. In Kel- lys Geschichten unterliegen die Figuren ihren Konflikten, sie versagen. Aber gerade dadurch bestätigen sie die Existenz mora- lischer Grundwerte. Mittels seiner Geschichten registriert Den- nis Kelly leistete Verschiebungen in unserer Mentalität, feinste Brüche in unserer Gedanken- und Gefühlswelt. Er zeigt auf, wie sich in der Zeit des Marktradikalismus unsere Auffassungen vom Gegenüber und von der gesamten Gesellschaft verändern, wie wir Demokratie infragestellen und unsere eigene Weltsicht aus- wechseln.

Dennis Kelly hat für sein Stück den Titel »Waisen« gewählt, weil es »sich auf unser Gefühl bezieht, sich mitten in der Gesellschaft verwaist zu fühlen. Wir fühlen uns irgendwie verlassen von de- nen, die sich eigentlich um uns kümmern sollen.« Gefühle – sie sind für Dennis Kelly der Dreh- und Angelpunkt von Theater.

»Unsere Gefühle regieren uns und nicht unser Verstand. Und ge- nau hier setzt die Wirkung von Theater ein. Theater funktioniert über Gefühle, Theater ist ein emotionales Medium, und sicher- lich kein besonders intellektuelles.« Aus diesem Grund beharrt Kelly auf Spannung und Emotion als wichtigen Theatermitteln:

»Wir rümpfen gern die Nase über Spannungsmomente am The- ater; aber ich finde das sehr schade. Ursprünglich sind Spannung und Emotion Mittel des Theaters. Jetzt haben Film und Fernse- hen sie sich angeeignet – warum sollen wir sie uns nicht zurück- holen?« Sein Bekenntnis zum Theater ist ein sehr persönliches.

Er hat als junger Mensch, als Mitspieler im Jugend-Amateurthea-

ter seines Wohnviertels, die Kraft von Theater am eigenen Leib erfahren. »Eigentlich glaube ich wirklich aufrichtig, daß Theater die Welt verändern kann. Ich denke, daß Theater diese Verände- rung in einem kleinen Maßstab schafft bei den Leuten, die mit dem Theater in Kontakt kommen. Ich kann das aus meiner eige- nen Erfahrung bestätigen – auch wenn ich kein Autor geworden wäre, hätte das Theater mein Leben dadurch verändert, daß es für mich da war. Das Theater hat meinen Geist freigesetzt, es hat mir neue Denkweisen gezeigt und die Freude am Denken ver- mittelt, und daß ich überhaupt höhere Bildung bekommen habe, verdanke ich dem Theater. Aber ich glaube, daß Theater die Welt auch in einem weiterführenden Sinn verändert, einem politi- schen Sinn, wenn man denn so will. Ich glaube einfach, daß es dies tut zusammen mit anderen Gegebenheiten. Ich glaube, daß Theater subtiler wirkt, auch wenn es ein Publikum wohl nicht dazu bringt, direkt vom Zuschauerraum aus auf die Barrikaden zu stürmen, und jede Erwartung an eine solche direkte Wirkung von Theater einfach unfair ist.«

Weil Dennis Kelly an das Theater glaubt, stellt er die höchsten Ansprüche an sein eigenes Schreiben: »Meiner Meinung nach ist das, wonach ein Autor wirklich tasten und suchen sollte, Wahr- heit. Wahrheit ist aber eine verzwickte Sache. Sie sieht sich selbst manchmal gar nicht ähnlich und versteckt sich sehr gern. Aber jeder kann versuchen, sich der Wahrheit zu nähern. Es gibt die Möglichkeit, in Richtung Wahrheit zu streben, und die Hoffnung, in die Nähe von ihr zu gelangen. Was die Reise zur Wahrheit schwierig macht, sind die Schichten von anderem Zeug, welches sich uns dabei in den Weg stellt – unsere Egos und Vorurteile, unsere Wut, unsere Liebe, unser Haß und unser Wunsch, etwas gut zu machen. Aber unter all diesen Schichten gibt es Wahrheit.

Es ist oft sehr schwer für einen Theaterautor zu wissen, ob er nun gerade wirklich die Wahrheit schreibt. Aber unglücklicherweise, für uns arme Autoren, weiß ein Publikum sehr oft, wenn wir es nicht schaffen, etwas Wahres zu sagen. Ich bin dahin gekommen, an Wahrheit als etwas Reales zu glauben, etwas nicht Relatives, etwas nicht Abstraktes, etwas, was stark ist und existiert. Und ich bin mittlerweile der Überzeugung, daß es die Aufgabe von Theatermachern ist – von solchen, die wirklich an das Theater glauben –, daß sie versuchen sollten, Wahrheit nahe zu kommen, wie schwer das auch sein mag«.

So überrascht es nicht, wenn die drei Figuren in »Waisen« sich genau daran abarbeiten: Was ist Wahrheit, und was ist die Wahr- heit ihrer eigenen Geschichte? Welche Verantwortung trägt jede einzelne von ihnen gegenüber dieser Wahrheit? Kellys Lust an Geschichten und packendem Theater sorgt dafür, daß das Publi- kum dabei die Zeit vergißt.

Ute Scharfenberg

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sommer-open-air

Die Schule der Ehemänner

von Molìere

Neu übertragen von Katharina Schlender Regie Philippe Besson

bühne+kostüme Henrike Engel musik Andreas Dziuk

choreografie Marita Erxleben mit Meike Finck

Nele Jung

Elzemarieke de Vos Matthias Hörnke Philipp Mauritz René Schwittay Wolfgang Vogler

live-musik Christian Deichstetter, Andreas Dziuk, Bela Brauckmann Premiere 15. Juni 2012

vorstellungen

16., 17., 21., 22., 23., 24., 29. und 30. Juni / 1. Juli Spielort Denkmalgeschützter Gasometer am Neuen Theater

8-9 premiere

»Die Bühne ist ein öffentlicher Spiegel, aber niemand braucht zu- zugeben, dass er sich selber gesehen hat.« – Mit diesem aphoristi- schen Gedanken im Gepäck wagt Molière Ende 1658 gemeinsam mit seiner Theatertruppe den Sprung zurück auf die Pariser Büh- ne. Nachdem seine erste hauptstädtische Theaterunternehmung, das »Illustre Théâtre«, 1643 grandios gescheitert war, zogen die Schauspieler 13 Jahre lang durch die französische Provinz. Diese Lehr- und Wanderjahre waren aber keine verlorene Zeit, reifte Molière doch gerade hier zum erfahrenen Theaterdirektor, Re- gisseur und Schauspieler heran und begann erste Texte zu schrei- ben, als er die Notwendigkeit sah, das Repertoire durch zugkräf- tige Stücke anzureichern. Wo immer er dabei die in der Provinz fortlebenden Gaukler- und Farcentraditionen beobachten konn- te, machte er sie sich zu eigen. Mit untrüglichem Gespür schaute er den Leuten »aufs Maul« und brachte pralle Figuren lebensecht auf die Bühne. So hat er dem Theater eine Reihe von Figuren und Geschichten geschenkt, die in sich eine solche Fülle menschli- cher Ursituationen bergen, dass jede Generation sich ihnen wie- der neu nähern kann.

Eine dieser Figuren ist Sganarelle, der das erste Mal 1660 als titelgebende Hauptfigur in der Farce »Sganarelle oder Der ver- meintliche Hahnrei« auftritt. Schon mit diesem ersten Auftre- ten ist klar, dass Sganarelle vor allem die Vorstellung ängstigt, von seiner Frau betrogen und zum »Hahnrei«, zum »gehörnten Mann«, gemacht zu werden. Sein Name lässt sogleich an die seit der Mitte des 16. Jahrhunderts vom französischen Theater nicht mehr wegzudenkende Commedia dell'Arte denken. Und in der Tat gehört die obligatorische Witzfigur des Betrogenen ebenso zum festen Figurenrepertoire der italienischen Stegreifkomödie wie der französischen Farcentradition. Das Stück wird auf der Pariser Bühne zum vollen Erfolg, und so kehrt Sganarelle bereits im Nachfolgestück, in der 1661 uraufgeführten Komödie »Die Schule der Ehemänner«, wieder. Hier stellt ihm der Autor zur Kontrastierung einen älteren Bruder zur Seite: Ariste. Ist dieser ein aufgeklärter Mann, maßvoll und vernünftig, gut Freund mit allen, so sieht Sganarelle in seinen Mitmenschen nur Spinner und Jammerlappen, blöde Schafe und Betrüger. Ein ungleiches Brü- derpaar also – und gerade der 20 Jahre Jüngere ist der halsstar- rige Griesgram, der sich von allem geselligen Umgang fern hält und eine lustlose Moral verkündet: das ist Molièresche Komik!

Die Brüder sind Vormünder zweier Waisen, die sie als Kinder adoptiert haben und die nun als junge Frauen unter ihrer Obhut leben. Doch während Leonore bei Ariste lebt und von ihm mit Nachsicht und Güte behandelt wird, sperrt der übellaunige Sga- narelle Leonores Schwester Isabelle wie eine Verbrecherin ein.

Ariste plädiert (wie schon Montaigne) für eine »Schule der Welt«, für Bälle und Gesellschaften, wo man fürs Leben mehr lerne als aus Büchern. Doch Isabelle wird von jeglichem Amusement fern gehalten und soll sich einzig dem Haushalt widmen. Der- einst sollen die beiden jungen Frauen die Gattinnen ihrer Vor- münder werden: Auf Leonore wartet ein gutes Los, auf Isabelle eine Ehehölle an der Seite des halsstarrigen Jungen.

Dabei verkörpert Sganarelle mit seinem verqueren Wesen nicht mehr und nicht weniger als den platonischen Kern der Komik:

Er verweigert sich in der Verblendung und im Starrsinn der Selbsterkenntnis und trägt damit eine »Verkehrtheit« in sich, die lächerlich ist. Doch mit dieser Ignoranz ist Sganarelle nicht al- lein – man denke an Harpagon, »den Geizigen«, oder an »den eingebildeten Kranken« Argan, der sich von seiner krampfhaften Medizingläubigkeit ebenso wenig löst wie Alceste, »der Men- schenfeind«, von seinem Eigenbrötlertum. In all diesen »Ver- steifungen« und Unbeweglichkeiten, im Fixierten und Mechani- schen ist das Komische beheimatet: »Wo immer sich Lebendes starr präsentiert, da löst dies Lachen aus«, so der französische Philosoph Henri Bergson. Im Lachen rächt sich der Zuschauer für diese »Versündigung am Lebendigen«, weist die soziale Stö- rung zurück und bringt das Leben wieder in den Fluss. Das La- chen ist dabei immer ein Verlachen, eine »Schikane« durch die Gesellschaft, die den komischen Protagonisten durch allgemei- nes Gelächter bestraft.

Und so ist auch Sganarelle in der »Schule der Ehemänner« ein

»Narr der Gesellschaft« (Molière), den es gilt, zur Preisgabe sei- ner Schrullen zu bringen. Wer als Mann seine Frau einsperrt und drangsaliert, braucht sich nicht zu wundern, wenn sie ihm Hörner aufsetzt – und so erwacht in Isabelle die Hoffnung, als der junge Valère nebenan einzieht, einzig, um ihr nahe zu sein.

Doch wie stellt sie es an, den verliebten Valère zu treffen, wenn Sganarelle sie Tag und Nacht bewacht? Eine List muss helfen.

Unter dem Vorwand, unehrenhafte Anträge tugendhaft abwei- sen zu wollen, überlistet Isabelle Sganarelle gleich dreimal, ihrem Verehrer Botschaften zu übermitteln. Botschaften, die ein Lie- besgeständnis und eine weitere Abstimmung der Liebenden erst ermöglichen. Der rückständige Tyrann macht sich damit zum ahnungslosen Kuppler – das ist eine komödiantische List. Mit großem Vergnügen beobachtet man, wie Isabelle auf der einen Seite etwas vorspielt, was nicht der Fall ist, und auf der anderen Seite das, was wahr und wirklich ist, verheimlicht. Meisterhaft täuscht sie Sganarelle, lässt ihn angesichts seiner vermeintlich erfolgreichen »Erziehung« triumphieren, so dass er sich zeitwei- se ausnimmt wie ein vom schlauen Diener düpierter Pantalone.

Damit schlägt sich Molière auf die Seite der Frauen, die ihren Anspruch auf Freiheit und Lebensgenuss gegen die Männer, die sie daran hindern wollen, durchsetzen – und auf die Seite der jungen Liebenden, die schließlich zu ihrem Glück kommen. Und so entspricht auch der Ausgang des Stückes den Erwartungen, die der Ruf des Autors Molière, des großen Komödienschreibers, weckte: ein lachhaftes Fiasko für den Starrkopf.

Stefanie Eue

Von gewitzten Frauen

und gehörnten Männern

Philippe Besson bringt Molières Komödie »Die Schule der Ehemänner«

als Sommer-Open-Air zur Premiere

(6)

»Max Raabe in Israel« »Die Schwanenprinzessin«

11 potsdamer porträt

Prof. Dr. Dr. h. c.

Michael Daxner

Konflikt- und Friedensforscher an der FU Berlin Mitglied und Vorstandskandidat des Förderkreises HOT Welcher ist Ihr Lieblingsort in Potsdam? Die Lennéparks.

Was ist Ihre erste persönliche Theatererinnerung? »Die Pup- penfee« (Ballett von Joseph Haßreiter und Josef Bayer), der Ma- gier Kalanag (Zauberrevue im Ronacher, Wien), das Mozart-Ma- rionettentheater Salzburg (ca. 1956).

Welcher Stoff, welches Werk oder welche Aufführung hat Sie in letzter Zeit besonders angesprochen? »Krebsstation«

(HOT), »Die vier Himmelsrichtungen« (Deutsches Theater Ber- lin), »Murmel Murmel« (Volksbühne).

Welche Musik soll Sie auf eine einsame Insel begleiten?

Schuberts Streichquintett C-Dur; Mozarts Streichquintett g-moll, K516; Harry Belafonte.

Welches Buch würden Sie niemals weggeben? Das Buch Exo- dus der Bibel.

Wenn Ihr Lebensweg Sie ans Theater geführt hätte – als was würden Sie heute heute dort arbeiten wollen? In der Dramatur- gie oder als Monologist.

Wenn Ihr Lebensweg Sie in ein Orchester geführt hätte – was wäre Ihr Instrument? Das Cello.

Mit welchem Künstler – historisch oder zeitgenössisch – wür- den Sie gern einmal zu Abend essen? Olafur Eliasson.

MP3, CD oder Schallplatte – was ist Ihre Vorliebe? CD.

Wann fühlen Sie sich am lebendigsten? Wenn ich nicht schlafe.

Woran glauben Sie? – k. A. –

Worüber können Sie nicht lachen? Über Satire, die alle sofort verstehen.

Welches Bildungserlebnis ist Ihnen in Erinnerung geblieben?

Ein Lehrer, der im Deutschunterricht Shakespeare und Murdoch las.Worüber haben Sie sich zuletzt gefreut? Über recht sichere Ar- beit in Afghanistan, heute.

Was war Ihr größter Erfolg? Das sollen andere beurteilen.

Potsdam in 10 Jahren – was ist Ihr Traum? Eine weitgehend autofreie Stadt, die weder museal noch nur zeitgeistig sich ent- wickelt, also urban, selbstbewusst, bürgernah und ironisch zum GROSSEN Berlin hinüberschaut, vielleicht als Hauptstadt eines vereinten Bundeslandes.

(per E-Mail aus Kabul)

Gastspiel

Mit »Halt mir meinen Platz frei, bis ich anders wieder da bin« gastiert das Berliner Tanzkollektiv Two Fish im Mai am Hans Otto Theater. Sprechende Körper oszillieren zwischen Mensch und Urzeitwesen, Körper und Landschaft, Subjekt und Objekt und erforschen Möglichkeit und Unmöglichkeit von Verwandlung in einer Welt des rasanten Wandels. Dieses Körperduett von Tänzerin Angela Schubot und Schauspieler Martin Clausen besticht durch Poesie und Kraft seiner Dialoge. Im Rahmen der Potsdamer Tanztage am 27. und 28. Mai in der Reithalle.

Gala und Weltpremiere

Mit einer feierlichen Gala und der Weltpremiere des Films »Max Raabe in Israel« wird das 18. Jüdische Filmfestival Berlin & Potsdam am 4. Juni um 19:30 Uhr im Neuen Theater eröffnet. Festivalpaten sind die Schau- spieler Richy Müller und Meret Becker, das Festival steht unter der erneuten Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Matthias Platzeck. Max Raabe und das Palast Orchester werden als Ehrengäste erwartet und live auftreten.

Theaterjugendclub HOT

»was wäre, wenn« – so heißt die neue Produktion des Jugendclubs HOT. Mit wel- chen Konsequenzen müssen wir rechnen, wenn wir Entscheidungen treffen? Können wir einmal Geschehenes rückgängig machen?

Wenn ja, zu welchem Preis? Unter der Leitung von Nadine Hiller stellt sich der Jugendclub diesen Fragen. Premiere ist am 20. Juni um 18:00 Uhr in der Reithalle.

Kinderballett

Zum Ausklang dieser Spielzeit zeigt das Hans Otto Theater in einer Koproduktion mit dem Ballettstudio Marita Erxleben und dem Verein »Spaß am Tanz« e. V. »Die Schwanenprinzessin« für Kinder ab vier und die ganze Familie. Odette ist eine verzauberte Prinzessin. Tagsüber ist sie ein Schwan, und nur in den Vollmondnächten erhält sie ihre menschliche Gestalt.

Wird es dem Prinzen gelingen, Odette aus der Macht des bösen Zauberers Rotbart zu befreien? – Ein Kinderballett für die ganze Familie. Premiere der Aufführung ist am 9. Juni um 14:00 Uhr im Neuen Theater.

»was wäre, wenn«

Don Carlos von Friedrich schiller

»Alle Darsteller haben große, beklemmende Momente.«

rbb kulturradio

»Chapeau! Franziska Melzer als Königin Elisabeth und Meike Finck als Prinzessin Eboli setzen darstellerische Glanzpunkte.«

zitty (3 von 4 Sternen)

10 im spielplan

Foto: Olaf Heine

11 nachrichten

(7)

13 hinter den kulissen

Was macht einen guten Requisiteur aus?

Ein hohes Maß an Eigeninitiative, die Bereitschaft zu entscheiden und ein großes Interesse an allem. Des Weiteren möglichst nicht zwei linke Hände, also eine gewisse Begabung bzw. Ausbildung im handwerklichen Bereich, und die Fähigkeit, mit Klebeband und Pappe zu improvisieren. Ein Schlüsselwort ist Verhältnis- mäßigkeit, also die Fähigkeit abzuwägen zwischen dem, was der Regisseur sich wünscht, und dem, was der Zuschauer am Ende sieht. Ein guter Requisiteur muss außerdem in der Lage sein, den Spagat auszuhalten, im selben Moment die Bühne von zertrete- nen Kartoffelpuffern zu säubern und dabei ein paar kluge Worte mit dem Regisseur zu wechseln. Das darf kein Widerspruch sein, man darf sich für das eine nicht zu fein, für das andere nicht zu doof sein.

Und man sollte sich gut bücken können.

Wie bitte, warum denn das?

Weil wir viel krabbeln müssen. Wir müssen Sachen aufheben, wir müssen Kisten tragen, da ist eine gewisse Fitness nicht ganz unerheblich.

Macht man eigentlich sein Hobby zum Beruf, wenn man Re- quisiteur wird?

Ja, kann man so sagen. In unserer Abteilung gibt es z. B. einen Kollegen, der fertigt zu Hause sehr hochwertige historische Ei- senbahnmodelle an. Sein Vater war Regisseur, er selbst bringt diese Kunstfertigkeit mit, da ist also ein Stück aus seinem Leben auch in seinem Beruf vorhanden. Ich habe als Elfjähriger in der Kinderballettgruppe in der Schule meiner Schwester Wolken ge- baut, habe Marionettentheater gemacht und immer irgendetwas gebastelt oder geschnipselt. Heute werde ich glücklicherweise für so etwas Ähnliches bezahlt.

Was genau macht die Abteilung Requisite am Theater?

Das lässt sich am besten anhand unseres Fundus erklären. Der Fundus, das ist ein riesengroßer Flohmarkt. Es sollte so sein, dass im Fundus von allem, was es auf der Welt gibt, ein Teil oder zumindest etwas Ähnliches zu finden ist. Das, was dann nicht da ist, müssen wir herstellen. Pappe und Klebeband sind bei der Requisite immens wichtig – die Kunst des Klebens. In den Requi- sitenbesprechungen mit den Regisseuren erfahren wir, was benö- tigt und gewünscht wird. Daraufhin beginnen wir zu recherchie- ren, zu kaufen oder selbst anzufertigen.

Was war denn das Spektakulärste, das Du mit Deinen Kolle- gen angefertigt hast?

(überlegt lange) Unsere ferngesteuerte Blume in »Fritz«. Das ist schon ein gutes, schönes Objekt.

Robin Struhl

Leiter der Abteilung Requisite am Hans Otto Theater

Ihr seid, mit Dir als Leiter, vier Kollegen und zwei Praktikan- ten in der Abteilung. Wie sieht Euer Arbeitsalltag aus?

Es gibt den vorstellungsfreien Alltag, da betreuen wir die Pro- ben, sind immer telefonisch erreichbar, so dass wir jederzeit etwas kaufen, bauen oder besorgen können. Ansonsten wird aufgeräumt und geputzt, repariert, der Fundus auf Vordermann gebracht und recherchiert, um für die kommenden Stücke die Requisiten vorzubereiten. Und dann gibt es die Endproben- und Vorstellungsbetreuung.

Wie bereitet Ihr eine Vorstellung vor?

Die Requisiten für die jeweilige Inszenierung werden hinter der Bühne ausgepackt. Im Idealfall ist das der Requisitentisch, aber es ist eben auch oft so, dass Dinge schon auf der Bühne liegen. Es gibt die unterschiedlichsten Orte, und die werden entsprechend bestückt. Dafür haben wir eine schriftliche Dokumentation und Fotos. Vor der jeweiligen Vorstellung werden Kartoffelpuffer ge- backen, Eier gebraten, Pyrotechnik vorbereitet oder Wasser mit Lebensmittelfarbe zu Rotwein gemischt. Manche Vorstellungen verlaufen ganz ruhig, bei anderen hat man ständig etwas hinzu- werfen, anzureichen, abzunehmen, das ist sehr unterschiedlich.

Und hinterher muss man sich furchtbar sputen, damit man vor dem Bühnenabbau alle Requisiten wieder einsammeln kann.

Das führt am Anfang von Inszenierungen dazu, dass man zuwei- len etwas sucht, bis man – so etwa nach der zehnten Vorstellung – ein inneres Bild entwickelt hat und weiß, wo man die Dinge wiederfindet.

Das Gespräch führte Dörte Richter.

12 im spielplan Tschick von wolFgang herrndorF

Das Spiel von

Liebe und Zufall von MariVaux

»Jutta Hoffmann hat mit vier bemerkenswerten Schauspielschul-

absolventen, sekundiert von Rita Feldmeier als Vater, einen federleichten, sprachmusikalisch bestechenden Siebzigminüter aus dem Geiste

des Rokoko geschaffen.«

Berliner Zeitung

»Ein Stück, das alle Generationen zu begeistern versteht.«

PNN

»Die Potsdamer Inszenierung gibt (der Vorlage) nicht nur die Stimme, sie trifft ihren besonderen Sound.«

rbb kulturradio

12 rückblick

(8)

»Die Reithalle ist als Austragungsort exklusiver Überraschungen eindeutig

die erste Wahl Potsdams.« PNN

14 schiffbauergassefest

Stadt für eine Nacht

7./8. Juli 2012, 24 Stunden, von 14:00 bis 14:00 Uhr

Am zweiten Wochenende im Juli lädt die Schiffbauergasse bereits zum dritten Mal ein zum großen 24-Stunden-Fest mit Kunst und Kultur, Wissenschaft und Handwerk. Von 14 bis 14 Uhr erwecken Kreative aus Potsdam und der Region eine »Stadt für eine Nacht«

zum Leben. Diese künstlerische Rauminstallation aus Pavillons, Hütten und kleinen Bühnen wird auch in diesem Jahr besiedelt von Wissenschaftlern, Forschern, Galeristen, Handwerkern, Vereinen und Aktiven jeder Kunst und Profession, die erneut zum Entdecken, Experimentieren, Hören, Sehen und Erleben einladen. Das gesamte Areal gerät in Bewegung, wenn die Künstler und Macher der Schiffbauergasse 24 Stunden lang ein Marathon-Programm für die ganze Familie und jeden Geschmack auf die Beine stellen: mit Musik, Theater, Kunst, Film, Literatur und Tanz. Kommen Sie vorbei, verweilen Sie, feiern Sie mit!

15 spielplan Juni Juli

fr 1. 19:30 Das Käthchen von Heilbronn Mit Einführung 10+14 Moritz in der Litfaßsäule (6+)

22:00 nb late show DAS RUNDE MUSS INS ECKIGE sa 2. 19:30 Krebsstation UA Mit Einführung

so 3. 11:00 Vorstellung der Spielzeit 2012-2013 19:30 Fritz! UA Mit Einführung

19:30 Frau Müller muss weg mo 4. 10+14 Moritz in der Litfaßsäule (6+)

19:30 Eröffnungsgala des 18. Jüdischen Filmfestivals Berlin & Potsdam

die 5. 10:00 Moritz in der Litfaßsäule (6+) letztmalig fr 8. 19:30 Das Käthchen von Heilbronn

sa 9. 17:00 Premiere Die Schwanenprinzessin (4+) 19:30 Die Räuber Mit Einführung

so 10. 10:00 Die Schwanenprinzessin (4+) 18:00 Frau Müller muss weg mo 11. 10:00 Die Schwanenprinzessin (4+) die 12. 10:00 Die Schwanenprinzessin (4+)

10:00 FlussPferde (6+) letztmalig mi 13. 10:00 Die Schwanenprinzessin (4+) d0 14. 10:00 Die Schwanenprinzessin (4+)

19:30 Premiere Waisen 21:00 nb premierenparty

fr 15. 10:00 Die Schwanenprinzessin (4+) 18:00 Tschick (14+)

21:00 Open-Air-Premiere Die Schule der Ehemänner sa 16. 10:00 Die Schwanenprinzessin (4+)

21:00 Die Schule der Ehemänner Sommer-Open-Air s0 17. 10+15 Die Schwanenprinzessin (4+)

18:00 Waisen

18:00 Die Schule der Ehemänner Sommer-Open-Air mo 18. 10:00 Die Schwanenprinzessin (4+)

10+14 Motte & Co (6+)

die 19. 10:00 Die Schwanenprinzessin (4+) 10:00 Motte & Co (6+)

19:30 Tschick (14+)

mi 20. 18:00 Premiere was wäre, wenn jugendclub HOT do 21. 21:00 Die Schule der Ehemänner Sommer-Open-Air fr 22. 18:00 was wäre, wenn jugendclub HOT

21:00 Die Schule der Ehemänner Sommer-Open-Air sa 23. 18:00 Waisen

21:00 Die Schule der Ehemänner Sommer-Open-Air 21:30 nb late show KUNSTVEREIN

so 24. 21:00 Die Schule der Ehemänner Sommer-Open-Air die 26. 19:30 Adams Äpfel

mi 27. 19:30 Tschick (14+)

fr 29. 21:00 Die Schule der Ehemänner Sommer-Open-Air 21:00 nb live ALINA MANOUKIAN

sa 30. 15:00 Öffentliche Theaterführung

21:00 Die Schule der Ehemänner Sommer-Open-Air 21:00 nb late show MACH MA’ ANDERS

14 nachtboulevard

so 1. 21:00 Die Schule der Ehemänner Sommer-Open-Air mi 4. 19:30 Der nackte Wahnsinn

Stadt für eine Nacht

samstag 7. Juli

14:00 Eröffnung auf der Kinder-Open-Air-Bühne ab 14:00 Ausstellung Arbeiten von Martin Scherm

15:00 Der nackte Wahnsinn Komödie von Michael Frayn 15:00 Die Schatzinsel (9+) von Robert Louis Stevenson 17:00 Schwarzmarkt der Fragen

17:30 Ausblick auf die Spielzeit 2012-2013 mit Schauspielern und Musik

18:30 … denn wovon lebt der Mensch Konzert mit Schauspielstudenten der HFF

19:30 Clyde und Bonnie von Holger Schober

20:00 Romeo meets Julia Oxymoron Dance Company 20:30 HOT-Sisters Swing and more

21:00 Finnisch von Martin Heckmanns 21:00 Gebrauchsanweisung für Potsdam

und Brandenburg von und mit Antje Rávic Strubel 22:00 Das Käthchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist 22:15 Romeo meets Julia Oxymoron Dance Company 23:30 Cuba Libre von und mit Philipp Mauritz s0nntag 8. juli

ca. 0:30 Sommertanz am Tiefen See mit DJ Rengo ca. 0:30 Sehsüchte Studentenfilmfestival on tour

10:00 Märkische Leselust Des König Friedrichs II.

Entfernung von allen Frauenzimmern

12:00 Der Diener und sein Prinz (6+) von Gertrud Pigor 13:00 Karl-May-Festspiele Das Ensemble spielt Cowboy und Indianer

29. 6. 21:00 live

ALINA MANOUKIAN

Traditionelle armenische Songs, neu und frei von Folklore-Klischees arrangiert.

Foto: Göran Gnaudschun

Preise Neues Theater regulär 31,00 € / 20,00 € / 10,00 €;

ermäßigt 21,50 € / 14,00 € / 7,00 €

Musiktheater regulär 40,00 € / 27,00 € / 17,00 €, ermäßigt 28,00 € / 19,00 € / 12,00 €

Reithalle regulär 20,00 €; ermäßigt 14,00 € Studenten und Schüler 7,00 € / Vorstellungen Jugendclub 4,00 €

Für junge Zuschauer regulär 11,00 €; ermäßigt 7,50 €;

Kinder 5,50 €

Sommer-Open-Air regulär 25 € / 20 €; ermäßigt 17,50 € / 14 €

(9)

Der Eisvogel

UA tellkamp

r: Stefan Otteni

Ein Volksfeind

ibsen

r: Markus Dietz

Drei Mal Leben

reza

r: Tobias Wellemeyer

Orfeo ed Euridice

gluck

ml: Antonello Manacorda r: Martin Schüler potsdamer winteroper

Jugend ohne Gott

horváth

r: Alexander Nerlich

Draußen vor der Tür

borchert

r: Peter Zimmermann

Das Wintermärchen

shakespeare r: Tobias Wellemeyer

Von Mäusen und Menschen

steinbeck

r: Niklas Ritter

Außer Kontrolle

cooney

r: Andreas Rehschuh

Wellen

UA keyserling

r: Barbara Bürk

Torquato Tasso

goethe

r: Tina Engel

Alle sechzehn Jahre im Sommer

düffel

r: Tobias Wellemeyer

Minna von Barnhelm

lessing

r: Isabel Osthues

N. N.

r: Michael Talke

Der Widerspenstigen Zähmung

shakespeare

r: Andreas Rehschuh sommer-open-air

für junge zuschauer

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

ende

r: Peter Kube

Marnie fliegt

DSE karasik

r: Kerstin Kusch

Der Teufel mit den drei goldenen Haaren

grimm

r: Stephan Beer

Der König hinter dem Spiegel

UA

herfurtner r: Marita Erxleben

Werther. Sprache der Liebe

Šagor

nach goethe r: Jens Heuwinkel

Blauer als sonst

DE rottmann r: Kerstin Kusch

16 vorschau

Referenzen

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