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Academic year: 2022

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Mutter schafft

Dass Mutterschaft bedeutet, dass Mutter schafft – selbst wenn sie nicht noch zu- sätzlich berufstätig ist –, weiss jedes Kind.

Aber obs Mutter schafft, jetzt die Mutter- schaftsversicherung zu erhalten, war vor Redaktionsschluss noch fraglich. Die Old Boys der SVP trompeteten für ihr Referen- dum wieder Opas Sprüche herum. Beson- ders abstrus war ihr «frauenbewegtes»

Argument: «Die Arbeitgeber werden im- mer weniger ein Interesse daran haben, junge Frauen einzustellen». Dem kann frau ruhig ins Auge sehen: ausser Blochers Tochter gibt es wenig Frauen, die prestige- trächtige Jobs in SVP-Firmen innehaben.

Zudem ist die Arbeitswelt auf qualifizierte Frauen angewiesen – auch wenn diese sich das kostspielige und zeitintensive Privileg leisten, Kinder zu haben. Da auch die Dienstleistenden in Armee, Zivilschutz und Zivildienst höher entschädigt werden sollen, sind die Chancen für die schaffen- den Mütter besser. Die Vorlage könnte angenommen werden, weil sie verwässert ist – in der Politikersprache heisst das

«ausgewogen» oder «nicht überladen».

Worum es wirklich geht, zeigen die Pla- kate. Sicher nicht um Mutti. Allenfalls um biologische Gefässe, welche das Produkt Baby liefern. Um den Fortbestand des Schweizervolks. Um eine funktionierende Wirtschaft. Sichere Renten. Gebärmüden Schweizer Frauen muss mittels besserem Lohnersatz das Kinderkriegen schmack- hafter gemacht werden – sonst könnten die Überalterungs- und Verarmungssze- narios unserer Gesellschaft eintreffen.

Die Plakatmacher setzen auf das «Kind- chenschema»: Statt erwerbstätigen ver- sicherten Mutterschafterinnen bilden sie Babys ab. Selten strahlten in der Schweiz so viele kleine Wonneproppen von Plakat- wänden. Schon bei der letzten Abstim- mung bangten die kleinen Generations- verträger blauäugig um die Zukunft der IV/AHV. Nun macht ein merkwürdig fri- siertes SP-Plakatkind den Lätsch – kein Wunder, ihm wurde mit einem slogan- bedruckten Nuggi das Mäulchen gestopft.

Herziger dagegen das ernste Buscheli vom SVP-Plakat mit dem Slogan «Staatskind».

Handelt es sich hierbei um ein Prachtkind, mit dem Staat zu machen ist? Oder gehört dieses Kind dem Staat (tun wir das nicht irgendwie alle?), weil seine Mama mit we- niger als insgesamt 17 Mille gesponsort wurde? Wohlgemerkt aus dem Topf, den die Mama mit ihren Beiträgen selbst füllt!

Aber vielleicht will Papa Staat den nieder- kunftsgebeutelten Gebärwilligen ermögli- chen, sich in den 14 Wochen post partum körperlich und seelisch zu erholen und den Kleinen einen guten Start zu geben?!

Allerorts wächst die Erkenntnis, dass die strahlenden Jungmuttis auf der Babyfood- Reklame kinderlose Models sein müssen und unmöglich echte Mütter sein können.

Die sind nämlich nicht fotogen – sie haben Augenringe wegen des Kinder- geschrei-bedingten Schlafmankos. Da sich immer mehr Väter und Grossväter um Kinder und Enkel kümmern, ahnt allmäh- lich auch die Männerwelt, was «Betreu- ungsarbeit» bedeutet. Selbst das Magazin

«Eltern», das auf Hochglanzpapier meist Mutterglück und Elternwonne preist, schildert plötzlich Schwangerschaftsstrei- fen, Beckenbodenschäden, Hängebrüste, Wochenbettdepressionen und andere Ri- siken und Nebenwirkungen des Mutter- werdens. Ein Erfolg der Frauenemanzipa- tion: Es wird thematisiert, dass das Elterndasein körperliche, psychische und finanzielle Belastungen mit sich bringt und dass es ein legitimer Wunsch von er- wachsenen Frauen ist, weiterhin zu arbei- ten – auch wenn sie es finanziell nicht müssten. Als Frau im Oma-Alter wünsche ich den jungen Frauen einen Erfolg an der Urne. Vor 20 Jahren habe ich nicht nur am eigenen Leib erlitten, was Mutterschaft bedeutet. Sondern auch, wie kontra- produktiv die Berufsumwelt sein kann:

Chefärzte, denen neu ist, dass auch bei Ärztinnen das Eintreten einer Schwanger- schaft physiologisch ist. Kollegen, die er- zwingen, dass Schwangere bis zum Be- ginn der Presswehen Kardiomobil- und Wochendenddienste leisten. Oberärzte, die sieben Wochen nach der Niederkunft die vorzeitige Rückkehr aus den zuvor ge- nehmigten, unbezahlten Ferien fordern – weil männliche Assistenzärzte eine Sabba- tical-Woche machen wollen und die an- deren im WK sind ... Die Änderung des Erwerbsersatzgesetzes ist Muttis Minimal- forderung. Würde sie abgelehnt, zeigte sich die Schweiz einmal wieder als frauen-, fortpflanzungs- und kinderfeindlich.

von Gastkolumnistin Annette Thommen

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