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Gestohlene Mendelssohn-Büste auf IrrfahrtGeänderte Gremien an der HMT

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JO U R N A L Z E I T S C H R I F T D E R H O C H S C H U L E F Ü R M U S I K U N D T H E A T E R

» F E L I X M E N D E L S S O H N B A R T H O L D Y « L E I P Z I G

H M T A K T U E L L

Gestohlene Mendelssohn- Büste

auf Irrfahrt Geänderte Gremien an der HMT

Aktionstag zur Musikalischen Bildung

A L U M N I

N A C H R I C H T E N 2. Alumni-Treffen an der HMT

B E R I C H T E

Sommertheater Romeo und Julia Max-Reger-Forum an der HMT

2 8 |2 0 1 0 | W IN T E R S E M E S T E R

Musiktheater- produktion

„Alle Wünsche sind dahin“

im Spiegel der Presse Erste HMT-Ehren- doktorwürde für Prof. Klaus Huber B E R I C H T E

A U S S E R H A L B

Förderpreis Musical für Katharina Eirich tonalrausch

in Taiwan B E I L A G E Gründung

der Stiftung der HMT Leipzig

am 4. November 2009

gang Zeyen

(2)

I N H A L T

No 28

M T - J O U R N A L

Januar 2010

1

Editorial 3

HMT AKTUELL

Stiftungder HMt Leipzig am 4. November 2009 gegründet 4 Gewandhauskonzert des HSO und CD-Neuerscheinung 5

Geänderte Strukturen und Gremien an der HMT 6

Mendelssohn-Büste auf Irrfahrt zum Friedhof 8

Aktionstag zur Musikalischen Bildung – ein Interview 9 CMM und CEKM – 500 neue Notenbände in der Bibliothek 14 DAAD-Preisträger und Bayreuth-Stipendiaten der HMT gekürt 14

Vergessene Jubiläen 16

Musikgeschichte(n) 17

„Höre Er und konzentriere sich!“ – Die Anekdote 19 ALUMNI NACHRICHTEN

2. Alumni-Treffen am 4. November 2009 in der HMT 20 Zum „Zehnjährigen“ des VocaLconSortS Leipzig 24 Alumni hinter den Reglern – die FWL Tonstudios in Wachau 25 BERICHTE

MAI – Reger-Forum an der Hochschule 26

JUNI – Die Musiktheaterproduktion Alle Wünsche sind dahin

im Spiegel der Presse 28

JUNI – City of Angels in der Musikalischen Komödie 30

JUNI – Improvisationsfestival an der HMT 31

JULI – Romeo und Julia – Sommertheater der Schauspielstudierenden –

eine Bildergeschichte 32

JULI/AUGUST – euro MuSic feStiVaL und Academy an der Hochschule 35

AUGUST – 2. Europäische Orgelakademie 36

SEPTEMBER – Singing day 37

OKTOBER – Scatworkshop mit Norbert Gottschalk 38 NOVEMBER – Song-Interpretationsworkshop mit Musicalstar

Ethan Freeman 38

OKTOBER/NOVEMBER – Orgelimprovisationswettbewerb 39

NOVEMBER – Arbeitstagung der FR Dramaturgie 40

NOVEMBER – Ehrendoktorwürde für Prof. Klaus Huber 42 NOVEMBER – Workshop Beatboxing und Vocalarranging 43 BERICHTE AUSSERHALB

Jazzabende im Schille-Theaterhaus 44

JugendkuLtureLL förderpreiS 2009 „Musical“ in Hamburg

für Katharina Eirich (HMT) 45

Interview mit den Jazz-Nachwuchsstipendiaten der Marion-erMer-Stiftung von 2008 und 2009 46

Das Ensemble tonaLrauScH in Taiwan 47

Impressionen vom 2nd SoLHi aL Wadi piano coMpetition

fortHe youtH in Damaskus 48

Zu Gast beim 5. Kongress für interdisziplinäre Musikologie in Paris 49

JO U R N A L

28|2010|WINTERSEMESTER

(3)

I N H A L T

20. Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender

vom 21. bis 27. Juni 2009 in Zürich 50

Wagner-Stipendiat und Dirigierstudent als Tastenzauberer:

Cheng Jie Zhang 51

Über vergangene und zukünftige Gewinner des a-cappeLLa-Festivals 52 Preis für Ausstellung MuSikinder BiBeL in Bad Elster 53 Einblicke in den Internationalen aeoLuS-BLäSerWettBeWerB 2009

an der Hochschule Düsseldorf 54

AUS DEM FREUNDESKREIS

Bericht von den Jahreshauptversammlungen 2009 56

NOTIZEN 57

PERSONALIA

Neu an der HMT: Prof. Hartmut Hudezeck, Matthias Maierhofer,

Steffen Reinhold und Jörg Singer 60

Neue Personalia aus der Bibliothek 62

Prof. em. Gerd Schlotter zum 80. Geburtstag am 15. Januar 2010 63

25-jährige Dienstjubiläen 63

Zum Gedenken an Prof. Achim Beyer 64

NEUERSCHEINUNGEN

CD von Pianistin Alexandra Oehler 66

Hochschulschriftenreihe öffentlich präsentiert 67

Das Mendelssohn-Werkverzeichnis 68

Briefedition zu Robert und Clara Schumann 69

VORSCHAU

Leipziger Musikgeschichten am 8./9. Mai 2010 70

Die Zauberflöte im Schloss Brandis – Premiere am 8. Juni 2010 71 Die Lybische Talestris in Bad Lauchstädt und Leipzig im Juni 2010 72 iMproWinter an der paLucca-ScHuLe Dresden vom 8. – 12. Februar 2010 72 BEILAGE

Zur Gründung der Stiftungder HMt Leipzig am 4. November 2009

Rede von HMT-Rektor Prof. Robert Ehrlich 2

Grußworte der Präsidenten und Porträts der Stiftungsgründer 8

Herausgeber:

Der Rektor der Hochschule für Musik und Theater, Prof. Robert Ehrlich Dr. Katrin Schmidinger/Leitung (KS) Gilda Abbey

Martina Föhrig Johanna Steinborn Christian Fischer Redaktionsschluss:

1. Dezember 2009 Anschrift der Redaktion:

Grassistraße 8, 04107 Leipzig Telefon (0341) 2144 645 Fax (0341) 2144 521 presse@hmt-leipzig.de www.hmt-leipzig.de

Layout: graphik/design Jürgen B. Wolff Herstellung: PögeDruck Leipzig-Mölkau Hinweis: Mit vollem Namen gekenn- zeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder. Kürzungen und redaktionelle Änderungen behält sich die Redaktion vor.

(4)

E D I T O R I A L

M T - J O U R N A L 3

No 28 Januar 2010

Liebe Leserinnen und Leser,

der 4. November 2009 war im jetzt zu Ende gehenden Wintersemester ein bedeutender Tag für unsere Hoch- schule: Am 162. Todestag von Konservatoriumsgründer und Namenspatron Felix Mendelssohn Bartholdy wurde die Stiftungder HocHScHuLefür MuSikund tHeater

Leipzig ins Leben gerufen. Vom Gründungsakt berichtet die Beilage dieses MT-JournaLS ausführlich.

Doch auch noch andere wichtige Veranstaltungen hatte jener Tag zu bieten: Am Vormittag fand das 2. Alumni- Treffen statt, worüber Sie sich in der Rubrik Alumni Nachrichten informieren können. Und am Abend lud das Hochschulsinfonieorchester (HSO) wie schon seit einigen Jahren üblich in den Großen Saal des Gewandhauses ein.

Premiere dabei: Alle Besucher erhielten eine Geschenk- CD mit einer Aufnahme des HSO, die bei dem Konzert im Jahr zuvor entstand. Über diesen Abend und die CD lesen Sie bitte in der Rubrik HMT aktuell.

Eine Veranstaltung ganz anderer Art fand am 19.

November 2009 statt. Die HMT beteiligte sich wie alle anderen deutschen Musikhochschulen auch am bundes- weit stattfindenden aktionStag MuSikaLiScHe BiLdung. In einem farbenfrohen musikalischen Marsch zogen Studierende und etwa 270 Schüler Leipziger Schulen zu Musik von Michael Jackson, Wolfgang Amadeus Mozart und Samba-Rhythmen vom Bachdenkmal in die Hochschu- le. Über Hintergründe und Details dieser Kampagne gibt ein ausführliches Interview nebst zahlreichen Fotos ebenso in HMT aktuell Auskunft.

Selbstverständlich finden Sie in diesem Heft auch wieder zahlreiche andere Berichte – dieses Mal aus Syrien, Taiwan oder aus Zürich sowie eine bebilderte Übersicht zu neuen Gremien an der Hochschule und und und ...

Eine angenehme, bereichernde Lektüre und eine erholsame, studienfreie Zeit wünscht Ihnen

Ihre Pressereferentin Dr. Katrin Schmidinger

Sehr geehrte, liebe Leserinnen und Leser des MT- Journals,

da ich in der Beilage zur Stiftungsgründung ausführlich zu Wort komme, fasse ich mich an dieser Stelle absichtlich kurz. Sie halten die bislang umfangreichste Ausgabe des MT-Journals in Ihren Händen, in der Sie neben vielen anderen Beiträgen Hinweise auf die folgenden Verände- rungen finden werden:

„ E N D E “ Kuratorium Vorläufiger Senat Diplomstudiengänge Fachrichtung Musikwissenschaft/

Musikpädagogik/Sprachen Fachrichtung Schulmusik

Fachrichtung Schauspiel

„ N E U “  Hochschulrat

Senat Kanzler

Bachelor- und Masterstudiengänge Institut für Musikpädagogik Institut für Musikwissenschaft Schauspielinstitut Hans otto

Stiftung der HMT

Falls Sie sich fragen, ob die HMT bei so vielen Neuig- keiten ihre Bodenhaftung zu verlieren droht, so hoffe ich, dass die vielseitigen Beiträge des Journals Sie beruhigen werden. Am Besten überzeugen Sie sich jedoch selbst und in Person: Die Ergebnisse unserer Arbeit stellen wir während der Unterrichtszeit jeden Tag in mehreren – meist kostenlosen oder sehr günstigen – öffentlichen Veranstaltungen unter Beweis. Nach wie vor bleibt die HMT der größte Kulturträger der Stadt und Region Leipzig. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Ihr Prof. Robert Ehrlich Rektor

E ndE n Eu

auch in dEr

hMT?

(5)

H M T A K T U E L L

100 000 € als kapitaler G rundstock

„S tiftung der H ocHScHuLe für

M uSik und t Heater L eipziggegründet

M

it einem öffentlichen Festakt wurde am 4. November 2009, dem 162. Todestag von Hoch- schulnamenspatron Felix Mendelssohn Bartholdy, die „Stiftung der Hochschu- le für Musik und Theater Leipzig“ ins Leben gerufen. Als deren Präsidenten konnten die Schauspielerin Nadja Uhl und der Dirigent Fabio Luisi gewonnen werden. Als Gründungsstifter beteilig- ten sich neben dem Freundeskreis der Hochschule, der zugleich Träger der Stiftung ist, die namhaften Unterneh- men Verbundnetz Gas AG, Aengevelt Immobilien GmbH & Co. KG Düssel- dorf, Leipziger Stadtbau AG und die Stiftung 100 Jahre Yamaha e.V.

Mit der Stiftungsgründung schloss sich historisch gewissermaßen ein Bo- gen: Als Mendelssohn 1843 das dama- lige Conservatorium der Musik ins Leben rief, spielte privates Stiftungska- pital eine Rolle. Denn 1839 hinterließ Oberhofgerichtsrat Heinrich Blümner für König Friedrich August II. eine Summe von 20 000 Talern zur Förde- rung eines Instituts für Kunst oder Wis- senschaft. Mendelssohn gelang es, den

Monarchen für die Schaffung eines Conservatoriums der Musik – dem da- mals ersten in Deutschland – zu gewin- nen.

Nach der Unterstützung von Lehre und Studium durch private Stiftungen auch während der folgenden 100 Jahre bedeutete die Zeit des NS-Regimes ei- nen dramatischen Einschnitt für die Hochschule: Durch den Krieg wurden wichtige Gebäude, Instrumente und an- dere Bestände zerstört. Auch fand die frühere Art der privaten Förderung dort ebenso wenig Platz wie im späteren Staatssystem der DDR.

Als 2001 der Neubau des Großen Saals in der Hochschule eingeweiht

werden konnte, war wieder bürgerli- ches Engagement ausschlaggebend: Der Freundeskreis der HMT brachte da- mals eine Summe von einer Million DM auf, die als Voraussetzung für eine Bau- finanzierung durch den Freistaat Sach- sen galt.

Auch wenn jetzt die Häuser, Säle, Bühnen und das Instrumentarium wei- testgehend wiederhergestellt sind, steht die Leipziger Bildungsstätte heute vor einer neuen großen Herausforderung:

Für die Sicherung von Lehre und Stu- dium muss sie erneut mit einem unab- hängigen Vermögen ausgestattet wer- den, um Stipendien, Stiftungsprofes- suren und Stiftungslehraufträge finan- zieren zu können.

Als kapitaler Grundstock steht dafür jetzt ein Vermögen von 100 000 Euro zur Verfügung. Damit wurde ein deut- liches Zeichen für die Zukunft der HMT gesetzt.

Professoren der Hochschule um- rahmten den Festakt musikalisch. Dar- geboten wurden einige Sätze aus Schu- berts Forellenquintett.

RE/KS v.l.n.r.: Die Gründungsstifter Dr. Peter Syska (3. Vorsitzender des Freundes- kreises der Hochschule für Musik und Theater), Dr. Wulff O. Aengevelt (Aengevelt ImmobIlIen & Co. KG Düsseldorf), Klaus-Dieter Barbknecht (Vorstand Kaufmännisches Personal VNG – verbundnetz gAs AG), Patrik Fahrenkamp (Vorstand leIpzIger stAdt-

bAu AG und 1. Vorsitzender des Freun- deskreises), Olaf Krüger (AcAdemIc

relAtIons „stIftung 100 JAhre YAmAhA e.v.“) sowie Prof. Robert Ehrlich (Hoch- schulrektor und 2. Vorsitzender des Freundeskreises)

Foto: WolFgaNg ZeyeN

Ausführlicher befasst sich mit der Stiftungsgründung die BEILAGE dieses MT-JournaLS. Dort finden Sie die Rede von Hochschulrektor Prof. Robert Ehrlich anlässlich des Festaktes, Grußworte der Präsi- denten der Stiftung sowie Porträts der Gründungsstifter.

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M T - J O U R N A L 5

No 28 Januar 2010

H M T A K T U E L L

S

eit 2006 ist es unterdessen Tradi- tion, dass das Hochschulsinfonie- orchester (HSO) sich an einem Abend pro Jahr im Großen Saal des Leipziger Gewandhauses hören lässt.

Konzerttag ist meist der 4. November, also der Todestag von Konservatoriums- gründer, Namenspatron und – in die- sem Zusammenhang nicht zu vergessen – Gewandhauskapellmeister Felix Men- delssohn Bartholdy.

2009 gab es jedoch eine Premiere: Je- der Konzertbesucher erhielt an den Ge- wandhaus-Saaltüren von Studierenden der Hochschule eine CD geschenkt. In diesen Genuss gekommen waren am Vormittag schon die Teilnehmer des 2. Alumni-Treffens (siehe Alumni-Nach- richten, S. 20f.) und am Nachmittag das Publikum, das zur Stiftungsgründung anwesend war (siehe S. 4 und die MT- Journal-Beilage). Eingespielt ist – quasi als Erinnerung an das Gewandhauskon- zert vom 8. November 2008 – das Kon- zert für Orchester (Sz 116) von Béla Bartók unter der Leitung von HSO-Chef Prof.

Ulrich Windfuhr. Natürlich sollte die CD auch einen gewissen Werbezweck

erfüllen: So wies das Booklet auf die kurz zuvor gegründete Stiftung hin. Und ein dezent hinter dem Booklet verborgener Überweisungsträger wird unterdessen vielleicht den Einen oder Anderen dan- kenswerterweise zu einer Spende für die Stiftung animiert haben.

Besonders erfreulich an diesem Abend:

Offiziell erschienen 999 Besucherinnen und Besucher zum Konzert. Auf dem Programm stand zunächst Mendels- sohns Konzertouvertüre Die Hebriden op. 26, danach das immer wieder gern gehörte 1. Klavierkonzert b-Moll op. 23 von Peter Tschaikowski. Den an- spruchsvollen Solopart übernahm der erst 20-jährige Südkoreaner Da Sol Kim, der an der HMT bei Prof. Gerald Fauth studiert und die Medien sogar im Nachhinein noch interessierte. Nach der Pause (dieser zweite Konzertteil war der Universität anlässlich ihres 600-jährigen Jubiläums gewidmet) hob das HSO die Zwei Orchesterstücke des Düsseldorfer Komponisten und Profes- sors Manfred Trojahn aus der Taufe, der an diesem Abend gemeinsam mit seiner Frau anwesend war.

DüsselDorfer UraUfführUng UnD leipziger CD-ge sChenk

Zum Abschluss er- klangen Modest Mus- sorgskis Bilder einer Ausstellung in der In- strumentierung von Maurice Ravel. Wie auch schon nach den einzelnen Werken (und besonders nach Tschaikowski) gab

es großen Jubel im Saal, vor allem durch die zahlreichen Kommilitonen, die zuhörten.

Von den insgesamt 1 300 CDs sind übrigens bereits 1 200 verschenkt wor- den – so auch auf der kleinen Konzert- tournee, die das HSO am 5. November nach Dresden (Hochschule für Musik Carl Maria von Weber) und am 6. No- vember nach Berlin (Universität der Künste) unternahm.

Ein Gewandhauskonzert gibt es si- cherlich wieder im November 2010 zu hören. Vielleicht dürfen sich die Besu- cher dann auch über eine neue CD des Orchesters freuen.

Dr. Katrin Schmidinger

Foto: gert Mothes

999 Besucher beim Gewandhauskonzert des Hochschulsinfonieorchesters

am 4. November 2009

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a

uswirkungen des neuen Sächsi- schen Hochschulgesetzes (Sächs HSG), das bereits am 10. Dezember 2008 erlassen wurde, zeigen sich durch geänderte Strukturen und Gremien nun auch an der HMT.

So gibt es künftig statt des Kura- toriums einen fünfköpfigen hoch- schulrat. Die Ernennungsurkunden überreichte Rektor Prof. Robert Ehrlich im Beisein der beiden Pro- rektoren Prof. Dirk Vondran und Prof. Hanns-Martin Schreiber und des Kanzlers Wolfgang Korneli am 3. Dezember im Rektorat. Die Mitglieder des Hochschulrates sind bekannte Persönlichkeiten des öffent- lichen Lebens und beraten künftig unter der Leitung von Dr. Eckart Hien (Präsident des Bundesverwaltungsge- richts a. D.): Iris Weidinger (Finanz- vorstand european energy excHange

AG Leipzig), Prof. Monika Harms

(Generalbundesanwältin des Bundes- gerichtshofes), Prof. Frithjof Martin Grabner (unterrichtet an der HMT im Fach Kontrabass) und Dr. Martin Krumbiegel (unterrichtet am HMT- Institut für Musikwissenschaft).

Der Hochschulrat ist in der Art eines Aufsichtsrates einer Aktienge- sellschaft in grundlegende wirtschaft- liche und strategische Entscheidungen eingebunden. Laut § 86 Abs. 6 des SächsHSG tagt er im Grundsatz ohne das Rektoratskollegium.

Die erste Sitzung fand im Anschluss an die Ernennung statt. Bei dieser wur- de ein Zeitplan für die Rektorenwahl im Sommer 2010 erstellt und die Ent- scheidung getroffen, welche Mitglieder des Hochschulrates mit zur Auswahl- kommission gehören sollen, die nach

§ 82 Abs. 5 eine Vorschlagsliste er- stellen soll. Erstmals wird sich auch ein Außenstehender auf das Rektorenamt

bewerben können (vgl. § 82 Abs. 3).

So soll einer der vorgeschlagenen Kandidaten auch ein Nicht-HMT- Angehöriger sein.

Mit dem Hochschulrat an der HMT hat sich unter den vier Leipziger staat- lichen Hochschulen das erste Gremium dieser Art etabliert.

z

udem wurde am 24. und 25.

November 2009 für fünf Jahre Amtszeit ein neuer senat gewählt.

Dessen Tätigkeitsbereiche umfassen u. a. den Erlass von fakultätsübergrei- fenden Ordnungen, Stellungnahmen zur Einrichtung und Aufhebung von Studiengängen, gemeinsame Sitzungen mit dem Hochschulrat einmal jährlich, Wahl der Prorektoren oder Stellung- nahmen zum Jahresbericht des Stu- dentenwerks und zum Tätigkeitsbe- richt der Gleichstellungsbeauftragten.

Mitglieder sind:

H M T A K T U E L L

Hochschulrat statt Kuratorium,

erweiterter Senat statt Konzil und umbenannte Institute

Philipp Richter, Jazzklavier h oc hsc h ull e hre r:

M it ar be it e r: stu di e re n d e:

Prof. Roland Schubert, Gesang

Prof. Dr. Constanze Rora, Musikpädagogik

Prof. Werner Neumann, Jazz/Popularmusik (instr.)

Prof. Dr. Petra Stuber, Dramaturgie

Prof. Ulf Manhenke, Schauspiel

Prof. Jörg Michael Thomé, Fagott

Dr. Ute Fries, Ltr. Referat Studienangelegenheiten

Kornelia Pfau, Ltr. Referat Finanzen/Haushalt/Personal

Prof. Frank Peter, Klavier/Musikpädagogik

Julia Keiling, Schauspiel

(8)

fakUltät i

Dekan: Prof. Wolfgang Mäder – FR Streichinstrumente/Harfe – FR Blasinstrumente/Schlagzeug – FR Jazz/Popularmusik

(instrumental)

– FR Dirigieren/Korrepetition – FR Klavier

fakUltät ii

Dekanin: Prof. Anne-Kathrin Gummich – FR Gesang/Musiktheater – Schauspielinstitut HanS otto

– FR Alte Musik

– FR Jazz/Popularmusik (vokal)/

Musical

fakUltät iii

Dekan: Prof. Martin Kürschner – Institut für Musikpädagogik – Kirchenmusikalisches Institut – FR Dramaturgie

– FR Komposition/Tonsatz – Institut für Musikwissenschaft

No 28

M T - J O U R N A L

Januar 2010

7

D

em erweiterten senat, der die Aufgaben des früheren Konzils wie die Abstimmung über die Grund- ordnung und die Wahl des Rektors übernimmt, gehören zusätzlich an:

die Hochschullehrer und Professoren Berthold Schmid, Stefan Engels, Silvia Zygouris, Dr. Christopher Wallbaum, Uta Ernst, Rainer Lautenbach, Dietmar Nawroth, Ulrich Windfuhr, die HMT-Mitarbeiter Stefan Schön- knecht, Martina Thomasius, Prof.

Helga Sippel, Dr. Barbara Wiermann und die Studierenden Charlotte Hacker, Felix Görg, Milena Schuster und Nedime Ince.

a

uch einige Umbenennungen traten in Kraft:

So sind die Fachbereiche I bis III jetzt als Fakultäten I bis III zu bezeich- nen. Die Leipziger Schauspieleraus- bildung, die vormalige Fachrichtung Schauspiel der HMT, ist jetzt das Schauspielinstitut HanS otto. Damit kehrt der Name des deutschen Schauspielers, der 1933 im Alter von nur 33 Jahren von den Nazis ermor- det wurde – ein Fenstersturz sollte einen Selbstmord vortäuschen – nach Leipzig zurück. Bis 1992 trug die Leipziger Theaterhochschule diesen Ehrennamen und wurde dann der damaligen Musikhochschule „Felix Mendelssohn Bartholdy“ angegliedert.

U

mbenannt worden sind zudem die Fachrichtung Schulmusik (jetzt: Institut für Musikpädagogik) und die Fachrichtung Musikwissen- schaft/Musikpädagogik/Sprachen (jetzt: Institut für Musikwissenschaft).

Außerdem wurde die Fachrichtung Jazz/Popularmusik/Musical geteilt (siehe Kasten), und auch die Zuord- nung der Fachrichtungen bzw.

Institute zu den einzelnen Fakultäten hat sich geändert:

H M T A K T U E L L

geänDerte strUktUren UnD greMien an Der hoChsChUle

Der neue Hochschulrat: Dr. Eckhart Hien, Prof. Monika Harms, Dr. Martin Krumbiegel, Iris Weidinger und Prof. Frithjof Martin Grabner (v.l.n.r.)

a

ußerdem neu gewählt wurden die Fakultätsräte, die Gleichstel- lungsbeauftragten, die Fachschaftsräte und der Studentenrat.

n

eu im Amt ist auch Oliver Grimm. Der Jurist trat die Nachfolge von Wolfgang Korneli an, der vom 1. Januar 2002 bis 31.

Dezember 2009 an der Hochschule tätig war. Eine ausführlichere Vorstel- lung des neuen und eine Verabschie- dung des alten Kanzlers finden Sie im nächsten MT-JournaL.

KS

Foto: Ks

(9)

K urz vor Weihnachten sorgte der wohl erste Kunstraub in der Geschich- te der HMT für gehörige Aufregung – und einen ent- sprechenden überregionalen Medienrummel gab’s gratis dazu: Die Mendelssohn- Büste des Düsseldorfer Bildhauers Karl-Heinz Klein war in der Nacht vom 15.

zum 16. Dezember 2009 vom Hof des Gebäudes Dittrichring 21 gestohlen worden. In der Regel ist dieses Areal bis 22 Uhr frei zugänglich. Der oder die Täter hatten den etwa 15 Kilogramm schweren Bronzeguss vom Granitsockel fachmännisch abgeschraubt, vermutlich sofort in ein Auto geladen und abtransportiert. Den Wert des Kunstwerks schätzte die Polizei auf etwa 9 000 Euro.

Bürger um ihre Mithilfe und setze 1000 € Belohnung zur Er- greifung der Täter und hoffentlich Wiederbeschaffung aus.

Gemeinsam können und müssen wir erreichen, dass die von dem renommierten Bildhauer Karl-Heinz Klein geschaffene Mendelssohn-Büste an ihren Platz zurückkehrt.“

Als dieser Aufruf am Freitag und Sonnabend (18. und 19.

Dezember) in den Medien erschien, nahmen die Ereignisse ihren Lauf: Noch am Sonnabend ging ein anonymer Anruf bei der Krinminalpolizeiinspektion Leipzig ein, und Beamte konnten den Mendelssohn-Kopf gegen 17 Uhr auf dem Con- newitzer Friedhof sicher stellen. Die Büste war in einen Kar- ton verpackt worden und glücklicherweise unversehrt ge- blieben. Nach einem Montag mit wieder viel Medienrummel in der Pressestelle rief am Dienstagmorgen bereits um 7.05 Uhr Kriminalhauptkommisar Günter Gehrke an und hin- terließ als Nachricht auf dem Anrufbeantworter: „Die Büste kann wieder abgeholt werden.“ Wie der HMT-Pressestelle knapp vier Stunden später außerdem mitgeteilt wurde, konnten keine Fingerspuren, jedoch durch den Hand- schweiß der Täter DNA-Spuren gesichert werden. Außer- dem lag dem Karton ein Bekennerschreiben bei – ein mit zittriger Schrift verfasster Aufruf an die Leipziger Bürger, wachsam mit ihren Kunstwerken umzugehen ...

Die Spurenauswertung wird nun etwa vier Monate in An- spruch nehmen. Bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse den Untersuchungen folgen.

Inzwischen herrscht natürlich Erleichterung – sowohl an der Hochschule als auch bei Aengevelt Immobilien in Düs- seldorf. Und aufgrund des (nur) anonymen Hinweises kann Dr. Wullf Aengevelt die ausgelobten 1 000 Euro nun gerne anderweitig verwenden.

Ja, und die Büste? Da das HMT-Referat Innerer Dienst erst zum neuen Jahr wieder vollzählig besetzt war, musste sie das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel auf dem Polizei- revier verbringen. Doch dort war sie wenigstens eines: in absoluter Sicherheit.

Dr. Katrin Schmidinger

H M T A K T U E L L

nach raub vom hof des hMt-gebäudes Dittrichring:

Mendelssohn-Büste auf irrfahrt zum friedhof

oben: Der Düssel- dorfer Bild- hauer Karl- Heinz Klein

mit dem Gipsmodell der Mendels-

sohn-Büste

Rektor Prof. Robert Ehrlich sprach von einem „unermess- lichen ideellen Verlust“. Denn die Hochschule hatte die Bü- ste anlässlich der Einweihung des Zweitgebäudes im No- vember 2002 als Geschenk erhalten. Spender und Sponsor war Dr. Wulff Aengevelt (Aengevelt Immobilien Düssel- dorf), der der HMT schon seit vielen Jahren als enger Freund und Förderer verbunden ist – nicht zuletzt durch seine Mit- gliedschaft im Kuratorium des Freundeskreises der Hoch- schule, dem er seit 2009 vorsteht.

Aengevelt reagierte ebenfalls mit Entsetzen, als er von dem Diebstahl erfuhr: „Gleichgültig, ob Kunst- oder Buntmetall- raub: Der Raub der Büste aus solch niederen Motiven macht mich fassungslos und wütend. Ich bitte deshalb die Leipziger

Foto: archiv

(10)

M T - J O U R N A L 9

No 28 Januar 2010

Eine experimentelle Massenimprovisation anlässlich des bundesweiten A ktionstAges M usikAlische B ildung

MT-JournAl: Was halten Sie überhaupt von der Kampagne AktIonstAg musIkAlIsche bIldung, die in den nächsten Jahren fortgesetzt werden soll?

C.W. Ich finde es sympathisch, dass die Musikhochschulen sich mit einer Kampagne positionieren wollen. Und dass sie darauf aufmerksam machen, dass es in diesen Institutionen nicht al- lein um das Hervorbringen von kompe-

tenten Musikern, sondern auch von Pädagogen für alle Bereiche der musi- kalischen Bildung geht. Den Aktions- tag selbst halte ich für eine geeignete Idee, wenngleich der Termin am 19.

November 2009 eher suboptimal war.

Wir mussten bei der Planung damit rechnen, dass es in Strömen regnet und kalt ist. Petrus blieb uns dann zwar gnä- dig gesonnen, aber darauf konnte man

sich nicht verlassen. Auch entspricht das Datum nicht der Semesterlogik: Alle, die etwas aufführen wollen, kriegen das normalerweise am Ende eines Seme- sters fertig und nicht am Anfang. Wir mussten die Planung also bereits im Se- mester davor anschieben und die Span- nung über die Sommerferien halten. Es wäre schön, wenn der Aktionstag künf- tig im Sommer stattfinden könnte.

H M T A K T U E L L

D

Meutschlandweit begingen alle Hochschulen für Musik (und Theater) am 19. November 2009 den AusikAlische Bildung. Dazu hatte die Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen (RKM) aufgerufen, ktionstAg

die mit einem Aktionsjahr – wenngleich erst 2010 – ihr 60-jähriges Bestehen feiert.

Die RKM wirbt mit dieser Kampagne engagiert für die Musik als ein konstitutives Element des Lebens und möchte damit auch in Zukunft auf die wichtige Rolle der künstlerisch ausbildenden Hochschulen aufmerksam machen. Die Initiatoren erhoffen sich davon, dass mit einigen ungewöhnlichen, medienwirksamen Aktionen das öffentliche Interesse für dieses Thema geweckt wird – und das nicht nur 2009 sondern auch in den folgenden Jahren.

Prof. Dr. Christopher Wallbaum, Leiter des Instituts für Musikpädagogik, Ideengeber und weiß behandschuhter

„Dirigent“ der HMT-Aktion an diesem Tag ließ einige Wochen danach mit Pressereferentin Dr. Katrin Schmidinger den Leipziger Kampagnenbeitrag Revue passieren.

„Jackson groovt Mozart“

Fotos: acW/Ks

(11)

Wie sind Sie überhaupt als HMT-Professor dazu gekommen, ein Projekt im Rahmen die- ser Aktion zu realisieren?

Unser Rektor hatte den Auftrag für die Hochschule erhalten, dass wir uns an dieser Aktion beteiligen und hat dann sogleich mich damit betraut …

… weil der Weg von musikalischer Bildung zum Bereich Musikpädagogik halt nicht weit ist …

… genau, bei dem Wort „Bildung“

fällt einem das Wort „Pädagogik“ ein, obwohl eigentlich jeder Lehrende einer Hochschule und jeder Künstler mit Bil- dungsprozessen zu tun hat.

Hatten Sie denn genügend Mitstreiter, oder fühlten Sie sich eher als Einzelkämpfer?

Ich habe deutliche Hilfssignale erhal- ten, besonders von den Kollegen in der Musikpädagogik, aber auch vom Fach- gebiet Musical und Tanz. Alle anderen haben sich zurückgehalten. Konkret fanden schließlich Steffen Reinhold, Prof. Frank Peter und Vivian Hanner eine Gelegenheit, sich in die Gestaltung des Aktionstages einzuklinken. Da ich mich selbst gerade in einem For- schungssemester befand, wollte ich den Ball flach halten. Nach einigen Vorge- sprächen hatte ich mir vorgenommen, das Projekt im Wesentlichen aus der Fachrichtung Schulmusik heraus zu be- streiten und zwar aus Kontexten, die dort sowieso anliegen. So müssen unsere Studierenden im Rahmen der schul-

praktischen Studien in die Schulen. Ich hatte die Idee, dass alle dort mit dem- selben Musikstück erscheinen. 16 Studis haben im Sinne von projektorientierter Teamarbeit Aufgaben übernommen.

Diese reichten von der Kontaktaufnah- me mit Lehrern, Schulklassen, Schullei- tungen, Passagenbetreibern, mit der Thomaskirche und dem Ordnungsamt über die Beschaffung von Regencapes bis zur Herstellung der Klassen- Schilder, die für die musikalische Ori- entierung wichtig waren. Außerdem wurde die Aktion mit drei Kameras do- kumentiert; ein weiterer Student mit professionellen Vorkenntnissen erstellt aus dem Material einen Kurzfilm ... Als Arbeitsbegriff entstand das Wort „Mas- sengroove“, also ein Groove, an dem sich alle Schüler beteiligen können. Und diesen Groove sollten die Studierenden dann in den Schulen erarbeiten.

Beschreiben Sie doch bitte für diejenigen, die nicht dabei waren, was am 19. November zu- nächst in der Leipziger Innenstadt zu sehen war!

Die Grundform, die wir uns vorge- stellt haben, könnte man als Rondoform beschreiben. Dabei war der Refrain ein Stück Musik, das alle Beteiligten ge- meinsam in live arrangierten Varianten musizieren sollten. Wir haben uns von einem Stück von Michael Jackson – They Don’t Care About Us – anregen lassen, von dem es auf youtube die „Pri- son-Version“ zu sehen gibt ...

…, ja, ein beeindruckendes Video …

Die Rondostrophen bestritten dann unterschiedliche Gruppen und Beset- zungen. Die Idee war, es ähnlich zu ma- chen, wie ich es von der Samba-Batuca- da kenne: Der Bandleiter gibt Handzeichen, die mit bestimmten Pat- terns verbunden sind und diese werden dann live kombiniert. Die Schüler hat- ten selbst Patterns und wechselnde Rufe, die wir Solobreaks nannten, ein- studiert. Was tatsächlich stattgefunden hat, nahm am Bachdenkmal seinen Be- ginn. Wir zogen danach in die Thomas- kirche, in der beispielsweise ein Bläser- quartett aus der FR Schulmusik spielte, und marschierten anschließend durch die Innenstadt – etwa 270 Schüler und

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mittendrin eine Samba-Batucada. Zu- nächst gingen wir durch die Burgstraße, dann in das Sporergäßchen, wo es durch die eng beieinander stehenden hohen Häuser akustisch unterstützt gut groovte. Das haben viele Teilnehmer im Nachhinein als besonders schönen Mo- ment beschrieben. Dann sind wir von der Petersstraße in den Petersbogen musizierend hineingegangen. 15 Strei- cher vom Collegium musicum der Fachrichtung Schulmusik, die im Raum verstreut „Cage-mäßig“ vor sich hin ge- spielt hatten, waren dort bereits positio- niert. Mirga Grazinyte hat mit ihrer Leitung des Collegiums wunderbar den Geist der ganzen Aktion gestützt.

[Anm. d. Red.: siehe ihre Wahrneh- mungsbeschreibung, S. 13] Im Peters- bogen verstummte die Samba-Band und der Jackson-Refrain mündete in ei- nen Summton, während die Streicher den Refrain-Rhythmus aufgenommen hatten und den dann harmonisch wei- terführten. Als weitere Strophe des Rondos folgte der erste Satz aus Mo- zarts Divertimento KV 136, zwischen- durch von „Ja!“-Rufen aus 250 Kehlen ergänzt, für die es ein Handzeichen gab.

So kam es auch zu unserem Aktionstitel Jackson groovt Mozart …

… wobei der Bezug zu Michael Jackson durch seinen Tod im Juni 2009 klar ist. Aber wieso kombinierten Sie seinen Song ausgerechnet mit Mozart?

Das war ein bisschen Zufall, so wie einiges andere an dem Konzept auch.

Das Collegium musicum hatte das Di- vertimento ohnehin in seinem Reper- toire und wollte es bei der Aktion auf- führen. Dazu überlegten sich die Musi- ker dann noch spezielle Übergänge:

Zum Beispiel wie man aus dem Jack- son-Refrain in den Mozart kommt und auch wieder zurück.

Nach der Station im Petersbogen ging der Um- zug durch die Innenstadt ja noch weiter ...

Ja, in der Passage des Bauwens- Hauses sang eine Schülergruppe aus der Waldorf-Schule mehrstimmig What Shall We Do With The Drunken Sailor, und die Samba-Band präsentierte ihre Stro- phenteile, womit sie ganz allein im Vor- dergrund stand. Zwischen Sambistas

und allen anderen gelang noch aus dem Augenblick ein Ruf-Antwort-Wechsel.

Danach sind wir dann ohne Musik – man muss sich ja auch mal ein bisschen erholen – zur Hochschule in die Grassi- straße gelaufen.

Und was haben Sie dort veranstaltet?

Ursprünglich sollte alles noch einmal wiederholt werden, aber dieser Plan hat sich mit der Zeit etwas gewandelt, da

wir zum Beispiel die Rockband und un- sere „Doppelgänger-Präsentation“, also Schuberts bekanntes Lied aus dem Zy- klus Schwanengesang mit Sologesang, Flügelbegleitung und Tänzergruppe (Anm. d. Red.: siehe Beitrag oben) auf der Straße nicht hätten realisieren kön- nen. Ebenso gab es im Großen Saal die Möglichkeit, die Ursprungsidee zu die- ser Aktion, nämlich ein Kartonkonzert zu veranstalten, zu verwirklichen.

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enn Schulmusikstudierende ei- ner Gesangs- und einer Klavier- klasse Schuberts Schwanengesang zu einer gemeinsamen Aufführung brin- gen können, ist das zwar schon nichts Selbstverständliches, aber vielleicht nicht unbedingt einer Erwähnung im MT-JournaL wert. Wenn diese Annä- herung an eines der bedeutendsten Meisterwerke der Liedliteratur jedoch auf unübliche, besonders persönliche Weise durch selbst verfertigte Colla- gen, Bilder, Gedichte und Prosastücke (köstlich: eines aus der Sicht des Tau- benpostillons), umfangreiche Reflexi- onen und die gemeinsame Erarbeitung einer Bewegungsstudie begleitet wird, schon eher. Wenn die Aufführung des Doppelgängers anlässlich des aktionS-

tageS MuSikaLiScHe BiLdung in Verbin- dung mit der von Jana Ressel be- treuten Choreographie mehr als 100 Schüler zu größter Stille und Aufmerk- samkeit führt, umso mehr. Und wenn schließlich der Schwanengesang im Ja-

nuar 2010 Gegenstand einer Unter- richtsstunde im Musikalisch-Sportli- chen Gymnasium Leipzig wird, sind wir sicher, dass unsere Studierenden in der Lage und motiviert sein werden, nach- folgenden Generationen Schönheit und Tiefe Schubertscher Musik zu erschlie- ßen und damit seelische Erfahrungs- horizonte der Schüler weiten können.

Vivian Hanner (LA Gesang/Institut für Musikpädagogik) Prof. Frank Peter (Klavier/Institut für Musikpädagogik)

am Projekt beteiligt waren:

Uta habbig (gesang), Michèle Drautz, Melanie heide, Maria Jauck, Friederike Mühl, susanne Nentwig, viola rötzsch, carolin schweizer (gesang und Bewegung), Katrin ast, Martin von der ehe, Kilian Komma, Julia Kopczak, Jenny Kühl (Klavier), simon leisterer und sebastian Büttner (sprecher)

„Schwanengesang“ – eine Annäherung

Szenenfoto von der Aufführung am Aktionstag im Großen Saal

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Was hat man sich unter einem Kartonkonzert vorzustellen? Da raschelt es oder wie?

Im Prinzip geht das Kartonkonzert auf eine Performance des Künstlers Akio Suzuki zurück, der dies für eine einzige Person konzipierte. Wir haben es für eine größere Gruppe arrangiert.

Dabei werden große Klebeband-Rollen abgezogen. Das allein gibt schon ein be- sonderes Geräusch. Dann wird das braune Band um Kartons gewickelt, wobei diese wie Resonanzkörper wir- ken. Auf der Bühne wuchsen die 24 Umzugskartons allmählich zu einem einzigen, riesigen Karton zusammen.

Ich hätte gern einen klaren Quader ge- habt, aber wie man auf dem Foto sieht, wollten die Schüler eine andere Form.

Das alles ist im Grunde ZEN-orientiert, indem es um das Zelebrieren von All- tagsklängen als Musik geht und gelang bei der Aufführung recht gut. Sonst lässt die Aufmerksamkeit bei Schülern ja irgendwann nach und die Unruhe wächst, aber bei dem Kartonkonzert im Großen Saal lief es anders herum.

Sie selbst sahen an diesem Tag fast ein biss- chen mystisch aus – mit den weißen Hand- schuhen und der goldenen Trillerpfeife um den Hals, die aus der Ferne an ein großes Kreuz erinnerte …

(Lacht) Das war eine Samba-Pfeife, auch Apito genannt, also eine Triller-

pfeife mit zwei verschiedenen Tonhö- hen, mit der gleichsam akustisch diri- giert werden kann. Durch die weißen Handschuhe wurden meine vielen Hand- und Fingerzeichen weithin sicht- bar.

Die Einbindung von etwa 270 Schülern aus etwa zehn verschiedenen Leipziger Grund- schulen, Mittelschulen und Gymnasien von der dritten bis zur neunten Klasse war ja sicher- lich schon rein organisatorisch eine schwierige Aufgabe? Wie ging das konkret vonstatten?

Haben Sie vor dem 19. November mehrmals miteinander geprobt?

Nicht ganz. Die Studenten haben die Proben in den Schulen übernommen, unterstützt von den Schulleitungen.

Und auch die Musiklehrer haben sich insofern darauf eingelassen, indem sie die Aktion unterstützt oder zumindest nicht boykottiert haben. Allerdings war H M T A K T U E L L

diese Form des Musikma- chens für einige Kollegen doch wohl recht fremd, so dass unsere Studierenden nicht alle von Wogen der Un- terstützung getragen worden sind, wie sie mir erzählten.

Ein reines Kartonkonzert- Festival mit den Schulklassen wäre sicher noch gewöh- nungsbedürftiger gewesen.

Dafür hätte man vermutlich nicht mehr als drei Lehrer ge- wonnen. Zu Ihrer Frage: Un- sere Schulmusiker veranstal- teten mit ihren Klassen im Schnitt drei Musikstunden nach den Schulferien. Zu- sammen hatten wir eine ein- zige Probe im Großen Saal, zu der etwa 150 Schüler ka- men. Wir wollten ja einmal ein Gespür für das Ganze bekommen.

Da groovte es auch richtig, was mit der großen Menge am 19. November nur stellenweise gelang. Denn die Schüler konnten sich auf der Straße nicht gut hören und waren bei der Ankunft in der Hochschule nach dem langen Stadt- marsch, der aus guten Gründen uner- wartet lange dauerte, ein bisschen müde. Obendrein war einiger Unter- richt wegen Grippe ausgefallen, so dass zwei Schulklassen am Morgen vor dem Groove noch einmal intensiv proben mussten. Es gab also ein paar Widrig- keiten, vermeidbare und unvermeid- bare. Aber nach der schön konzen- trierten Tanz- und Gesangsdarbietung des Doppelgängers vor dem Hinter- grund des Karton-Monuments ging es auch noch richtig los, als die Rockband mit Kai Schweiger (g), Wolfgang Bret- schneider (b) und Günter Janocha (dr) erst in den Refrain einstieg, dann eine furios ins Rauschen sich steigernde Strophe im passenden Tempo hinlegte und schließlich – die Musiker kannten die Handzeichen – Wechselspiele mit allen anderen Akteuren machte, bis alle auf den Punkt zusammen verstummten.

Auf die zahlreichen spontanen Zuschauer in der Innenstadt hat sicher die Samba-Band eine besondere Wirkung ausgeübt. Das Leip- zig-Fernsehen brachte eine Sendung, die LVZ

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Nachlese zum

A

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Mozart mit Nachwuchs – „Ein guter Moment!“

von Mirga Grazinyte

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veröffentlichte ein großes Bild der jungen Leute am nächsten Tag. Waren das auch Schüler?

Ja, das waren Schüler aus verschie- denen Klassen des Brockhaus-Gymna- siums, die unser Schulmusik-Student Simon Kutzner leitete. Die Band grün- dete sich etwa vor zwei Jahren, ausge- hend von einem Seminar, das ich gab.

Ich selbst habe früher mal einige Jahre eine solche Samba-Band geleitet, auch mit Schülern. Für Auftritte draußen, Umzüge etc. ist sie ideal, denn der Rhythmus macht Druck, ist populär, entspricht den Hörgewohnheiten der Menschen auf der Straße. Von den üb- lichen Spielmannszügen unterscheidet sie sich dadurch, dass die Musik groo- viger ist. Dass die Samba-Band bei un- serem Umzug schon so früh eine tra- gende Rolle bekam, war zwar nicht geplant, aber doch sehr willkommen.

Wir haben als Basisgroove einen ge- stampften Rhythmus gehabt, der im Saal wunderbar klingt. Auf einer as- phaltierten Straße kommt da aber nicht viel mehr als ein „Tiptappetip“ – das war’s. Vielleicht lässt sich ja ein Leser dieses Interviews zu einer Erfindung in- spirieren: Es müsste eine preiswerte Möglichkeit geben, Schuhsohlen mit entsprechendem Material zu präparie- ren, um bass-drum-mäßige Klänge zu erzeugen, wenn man auf der Straße da- mit stampft – ich meine analog zu den Schellenkränzen von Straßenmusikern, die an den Knöcheln getragen werden.

Nur: Schellen haben nicht den richtigen Sound. Der Erfinder dieser Klang- schuhe wird reich, das verspreche ich!

An die Pressestellen der deutschen Musik- hochschulen wurden im Vorfeld Plakate und Flyer geschickt, die aufgrund ihrer allgemeinen Schlagworte kaum zu verwenden waren. Auch fehlte es an speziellen Werbemitteln, um den Zuschauern beispielsweise in der Innenstadt mit einem Blick vermitteln zu können, wa- rum hier eigentlich ein solcher musikalischer Umzug stattfindet. Zum Glück waren Presse, Radio und Fernsehen da. So haben einige Zu- schauer im Nachhinein zumindest aus den Me- dien erfahren, was los war. Hätten Sie da für die Zukunft Verbesserungsvorschläge?

Die Plakate könnten Freiräume las- sen für die regionale Konkretion. Zum anderen müssten sie früher eintreffen.

Die Studis haben sogar diese Kampa- gnen-Schlagworte „Feuer – Wasser – Erde – Luft – Musik“ noch gut in den Refrain-Rahmen gerappt, aber das war alles sehr kurzfristig. Vielleicht könnten Transparente oder Spruchbänder wie auf einer Demo helfen? Ich bin nicht sicher. Wahrscheinlich war der Akti- onstag 2009 auch erst einmal nur als Testballon anzusehen.

Können Sie sich denn vorstellen, einen solchen Kampagnenbeitrag 2010 wieder auszurichten oder sollte das dann jemand anderes in die Hand nehmen?

Ich hätte nichts dagegen, wenn es nächstes Jahr jemand anderes macht. So etwas bindet doch Ressourcen – fürs nächste Jahr arbeitet die Schulmusik an einem großen Zauberflöten- Projekt mit Beteiligung von Schülern (siehe Vorschau, S. 71).

Vielleicht danach wieder. Wir haben viele Ideen für einen Aktionstag entwickelt. Dieser

Tag schafft bei den Schulmusik-Studie- renden auf jeden Fall eine Grundatmo- sphäre, die ich als sehr positiv betrachte:

Speziell diese experimentelle und im- provisatorische Refrain-Aktion mit ih- ren offenen Überlappungen und Ver- knüpfungen zu den Strophen erlaubt es, ganz verschiedene Stilrichtungen und Fähigkeiten zu integrieren und ist dem Hören und der Bewegung zugewandt, dem aufmerksamen Vernehmen der Gegenwart.

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

i

ch stehe im petersbogen, von der mittagssonne, die gerade durch die fen- ster großzügig eindringt, beleuchtet, die augen fast zu ... die leisen und liebevollen, im raum zerstreuten klänge kommen durch das chaos der ge- schäfte und vieler menschen gerade durch. das sind die verträumten, im universum wandernden collegen, die gerade eine aleatorische improvisation kreieren und an die ewige harmonie erinnern. nicht nur ein guter, ein gesegneter moment. nach einigen sekunden/minuten (vielleicht noch anderen zeitmaßen) nimmt man einen rhythmus wahr. ganz in der ferne, so dass man zuerst noch gar nicht weiß – gab’s das wirklich, oder war das nur eine illusion. das wahrgenommene wird aber immer stärker, man versteht sogar, dass es trommeln sind, und hände, die klatschen vielleicht. man spürt jedenfalls eine masse, die sich nähert.

und die beiden ebenen, die beiden sphären überlappen sich langsam. zerschmelzen. das verträumte der einsamen streicher und das bestimmte marschieren der jungen menge.

besser hätte stockhausen es nicht geschafft ...

von diesem treffen im petersbogen, von dieser berührung, wird dann der mozart gebo- ren. wolfgang amadeus. und an selbem tag, nur eine gute stunde später dann der neue W. a., der unserer hmt gehört – der Wieland amadeus Klaußner, der an die welttür geklopft hat, als er seinen vater matthias im großen saal das divertimento dirigieren hörte ...

das sind doch göttliche momente!

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nde des Jahres 2008 musste man sich als Besucher der Biblio- thek an einem Stapel von etwa 80 Kartons vorbei winden, um ins Foyer zu gelangen. Nachdem mehrere Hände stundenlang ausgepackt und sortiert hatten, kamen knapp 500 No- tenbände zum Vorschein – teils gebun- den, teils zur großen Verwunderung als Einzelseiten in Plastiktüten. Bei der Neuerwerbung aus den USA handelt es sich um zwei zentrale Denkmäler- reihen: Corpus Mensurabilis Musicae (CMM) und Corpus of Early Keyboard Music (CEKM).

Die Reihe Corpus Mensurabilis Musi- cae (CMM) beinhaltet ein umfang- reiches Repertoire an polyphoner Mu- sik vom 14. bis zu den Anfängen des 17. Jahrhunderts aus Europa. Bedeu- tende italienische, französische, flä- mische und spanische Komponisten aus

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en diesjährigen DAAD-Preis für ausländische Studierende erhielt am 9. Juli 2009 Takahiro Nagasaki.

Er studiert jetzt Dirigieren im 3.

Semester seines Ergänzungsstudiums bei Prof. Ulrich Windfuhr, außerdem Klavierkammermusik/Liedgestaltung vokal im Aufbaustudium (ebenfalls 3. Semester von insgesamt vier) bei Prof. Philipp Moll. Rektor Prof.

Robert Ehrlich übergab die Urkunde im Kammermusiksaal innerhalb der Absolventenfeier.

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500 neue Notenbände in der Bibliothek

dieser Zeit von Agricola bis Willaert sind darin zu finden, zudem auch An- thologien und Werke anonymer Her- kunft. Die Reihe Corpus of Early Key- board Music (CEKM) umfasst Musik für Tasteninstrumente aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Die Werke haben ihren Ursprung in Italien, Spanien, Deutschland und Polen. In beiden Fäl- len handelt es sich um wissenschaft- lich-kritische Ausgaben, die unter Ver- wendung der Originalquellen, Hand- schriften und Frühdrucke, entstanden.

Sie werden vom aMerican inStitute of MuSicoLogy verlegt.

Die knapp 500 Notenbände wurden im Laufe des Jahres 2009 katalogisiert und gebunden. Sie sind nun im Online- Katalog verzeichnet und befinden sich im Präsenzbestand des Ausleihbe- reichs der Bibliothek.

Lilian Hertel, Bibliothekarin

CMM und CEKM

Verleihung des DAAD-Preises 2009

Foto: Birgit heNDrich

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um 17. Mal vergab der Richard- Wagner-Verband Leipzig e.V. in Kooperation mit der Richard-Wagner- Stipendienstiftung Bayreuth ein Stipendium an Studierende der HMT.

Am 20. Mai 2009 wurden die Urkun- den an die diesjährigen Stipendiaten Cheng Jie Zhang (Dirigieren), Steffi Lehmann (Gesang) und Agnes Selma Weiland (Gesang) von dem Vorstands- vorsitzenden des Richard-Wagner-Ver- bandes Thomas Krakow und Stefan Aust als Vertreter der Sparkasse Leipzig feierlich übergeben.

Die Verleihung fand im Rahmen der Festveranstaltung anlässlich des 196.

Geburtstages von Richard Wagner und des 600-jährigen Jubiläums der Universität Leipzig im Mediencampus Villa Ida statt.

Die Stipendien-Übergabe sowie der Festvortrag von Dr. Nike Wagner

wurden musikalisch umrahmt von Marie-Luise Dreßen (Sopran), Johannes Weinhuber (Bariton) und Henri Bonamy (Klavier).

Das Bayreuth-Stipendium ermög- lichte den Stipendiaten den kosten- losen Besuch von Opernaufführungen im Festspielhaus Bayreuth im August

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HMT-Bayreuth-Stipendiaten 2009 gekürt

Lesen Sie dazu auch in den Berichten außerhalb (S. 51 f.) über ein Matinee- konzert, das Stipendiat Cheng Jie Zhang in Leipzig gab.

Alle drei Stipendiaten werden sich in einem Konzert am 13.2.2010, 19.30 Uhr im Kammermusiksaal der HMT hören lassen.

Es erklingen Werke von Catalani, Cilea, Mendelssohn, Schumann, Verdi und Wagner.

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ines jeden Sängers und Dirigenten Traum ist es wohl, einmal in seinem Leben eine Wagner-Oper live im Festspielhaus Bayreuth erleben zu können. Diesen konnten die beiden Sopranistinnen Steffi Lehmann und Agnes Selma Weiland und der chinesische Dirigierstudent Cheng Jie Zhang im Sommer 2009 verwirkli- chen. Nicht nur wie üblich drei Opern durften die diesjährigen Stipendiaten des Wagner-Verbandes-Leipzig besuchen, sondern hatten durch den Ring des Nibelungen sogar vier erleb- nisreiche Abende im Bayreuther Festspielhaus. Die bildhafte Inszenie- rung von Tankred Dorst, das bemer- kenswerte Sängerensemble, der beeindruckende Orchesterklang unter dem Dirigat von Christian Thielemann und das Festspielflair an sich boten viel Diskussionsstoff. Einzigartig

Der Ring des Nibelungen in Bayreuth

vorträge, aber auch die Stadt mit ihrem wunderschönen Opernhaus, dem Schloss und nicht zuletzt Haus Wahnfried, wo man den Geist der Familie Wagner noch förmlich spüren kann. Seien wir nun gespannt, welcher der drei diesjährigen Stipendiaten das Festspielhaus als erster durch den Bühneneingang betreten wird.

Agnes Selma Weiland Studentin FR Gesang

Agnes Selma Weiland, Steffi Lehmann, Cheng Jie Zhang, Stefan Aust, Thomas Krakow (v.l.n.r.)

Foto: richarD-WagNer-verBaND

2009 (siehe dazu auch den unten stehenden Kurzbericht von Agnes Selma Weiland). Damit knüpft die Förderung an einen Gedanken Wagners an, der die Festspiele für jedermann kostenlos zugänglich machen wollte.

Birgit Hendrich

Foto: Birgit heNDrich

machte diese knappe Woche auch der Austausch mit den anderen Stipendi- aten, die unterhaltsamen Einführungs-

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Vergessene Jubiläen

d

as Jahr 2009 war vor allem als Haydn-, Händel- und Mendels- sohn-Jahr im Bewusstsein – Jubiläen, die in der Musikwelt mit Recht ausgiebig gefeiert wurden. Auch Bohuslav Mar-

tin˚u wurde bedacht (wenn auch in wesentlich beschei- denerem Umfang). Daneben wären aber weitere wichtige

„runde“ Komponisten-Gedenktage zu würdigen gewesen, die meinem Ein- druck nach jedoch völlig vergessen

wurden: Maria Theresia von Paradis (250. Geburtstag), Grazyna Bacewicz (100. Geburtstag) und Franz Schreker (75. Todestag).

Auch 2010 stehen Tonsetzer-Jubiläen ins Haus, an die man sich neben denen von Schumann, Chopin, Mahler und Wolf wohl nicht

automatisch erin- nern wird: z. B.

Leopoldine Bla- hetka und Egon Wellesz. Im Jahr darauf gilt es, u.a.

Ilse Fromm-Mi- chaels und Mar- guerite Monnot zu

würdigen, 2012 Mélanie Bonis, Marian- ne von Martinez, Hans Gál und Ernst Toch und – um einmal weiter voraus zu greifen – 2015 Viteslava Kaprálova, Josephine Lang und Élisabeth-Claude Jaquet de la Guerre.

Manche(r) wird beim Lesen dieser Auswahl vielleicht ratlos feststellen, nicht einmal die Namen zu kennen.

Und doch waren all die hier genannten Komponisten und Komponistinnen (und noch etliche mehr) zu ihrer Zeit berühmte Namen, gehörten zur „ersten Garnitur“ – und gerieten aus Gründen in Vergessenheit, die nichts mit ihrem Können zu tun hatten. Bei einer ganzen Reihe von ihnen wurde sogar versucht, sie gewaltsam aus der Musikgeschichte zu tilgen – dieses Geschichtskapitel ist schon vielfach und gründlich erörtert worden. Warum jedoch ihre Rehabilita- tion teilweise bis heute auf sich warten

lässt – die Erörterung darüber steht im- mer noch aus.

Allzu lang wurde auf dem Gebiet der Komponistinnen wie auch der einst ver- femten Komponisten teils überhaupt nicht informiert, teils Desinformation betrieben.

Ich befasse mich schon sehr lange mit beiden Gebieten. Es ist für mich immer wieder faszinierend festzustellen, dass man – entgegen einem landläufigen Vorurteil – hier tatsächlich unbekannte Genies entdecken kann, mit eigenen

Stilmerkmalen und ungewohnten stili- stischen Herausforderungen für Inter- preten. Zudem wird deutlich, welch reiche Palette an tonal orientierten Kompositionsstilen die Zeit zwischen 1900 und 2000 hervorgebracht hat. All diese Stile können sich mit gleichem Recht „Musik des 20. Jahrhunderts“

nennen wie atonale Strömungen.

Es ist mir ein besonderes Anliegen, dazu beizutragen, dass für die nächste Musikergeneration die Gruppe der oben angesprochenen Tonsetzer und Tonsetzerinnen keine unbekannten

Namen mehr sind und dass deren Werke wieder ihren gebührenden Platz im Konzertleben zurückbekommen – nicht nur zu Jubiläumsterminen. Und da freue ich mich über jeden Mitstreiter.

Prof. Hartmut Hudezeck FR Dirigieren/Korrepetition

Prof. hartmut hudezeck ist seit dem 1. September 2009 neu an der Hoch- schule (siehe dazu auch die Rubrik Per- sonalia, S. 60).

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Vergessene Jubiläen

Mélanie Bonis

v.l.: F. Schreker G. Bacewicz E. Wellesz M. Monnot I. Fromm-Michaels E. Toch M. T. von Paradis

v.l.: J. Lang M. v. Martinez H. Gál V. Kaprálova É.-C. Jaquet de la Guerre

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No 28 Januar 2010

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er blättert zuweilen noch in alten Lexika? Man stößt dort auf Funde wie Platos Vergleich sei- nes allzu eigensinnigen Schülers Aristoteles mit einem jungen Maul-Esel, „der, wenn er sich satt gesoffen, sich umzukehren und seine Mutter zum gratial mit den Hinder-Füssen in die Ribben zu schlagen pfleget“.

So steht es in Johann Gottfried Walthers Musicalischem Lexicon (Leipzig 1732), dem ersten universalen Musiklexikon überhaupt. Walther war Organist, Komponist und Musikwis- senschaftler, mit Bach befreundet und entfernt auch verwandt (seine Großmutter war eine Halbschwester von Bachs Mutter).

Die Ergebnisse seiner umfassenden Bemühungen finden sich in zahlreichen späteren Lexika weitergeführt. Das eine oder andere freilich fiel in den Zeitläuften zumindest als unabding- bares Basiswissen auch wieder heraus. Nicht mehr geläufig etwa ist der Zusammenhang der Erfindung der Musik mit dem Durst der Kantoren:

Die Music sey nach der Sündfluth von den Egyptern zu allererst am Fluss Nilo wiederum erfunden und ange- richtet worden; von selbigen halten sie nachgehends die Griechen und von diesen die Lateiner und andre Nationen überkommen. Etliche fügen, als eine Neben-Ursache, noch folgendes hinzu: weil die Music ohne Feuchtigkeit nicht be- stehen könne: allein, hierdurch wolle niemand das bekann- te Sprichwort: cantores amant humores, entschuldigen oder rechtfertigen.

Walthers Lexikon weiß von eigenartigen Gesangsmanieren und einzigartigen Sängereigenschaften zu berichten:

Ardire ist ein zitternder Tremul und schlechte Bewe- gung, oder Nicken des Halses und der Gurgel bey der letzten Note einer Clausul, welches mehr ein vitium, als ein Kunst- Stück des Singens ist, und gemeiniglich von alten Sängern, welche wegen des sielen Athems die Gurgel nicht wohl mehr regieren können, gebraucht wird, absonderlich von denen Baßisten, die von Natur kein gut trillo im Halse haben.

Bodinus (Michael) ist ein sehr guter Musikus und Can- tor zu Coburg gewesen, der bey ziemlichen Jahren nicht nur einen starken Baß, sondern auch noch den Discant sin- gen können.

Luceia, eine berühmte Sängerin beym Plinio, welche hundert Jahre lang sich auf dem theatro soll haben hören lassen.

Oesterreich (Georg) ist zu Magdeburg anno 1664 ge- boren, Schüler des Leipziger Thomascantors Schelle, hat zu dessen Verwunderung die ihm zu singen gegebene Partie das unterste oben gekehret und solche also weggesungen.

Außergewöhnliche Gewohnheiten finden sich zuweilen auch bei Instrumentalisten oder Komponisten:

Aspendius, ein Citharist, ist dadurch berühmt worden, weil er sein Instrument nur mit der lincken Hand allein, und zwar so leise soll tractirt haben, daß es niemand, als er selbst, hören können.

Crispus, ein Pater und Music-Director bey den Jesuiten zu Hildesheim, hat so viele Noten geschrieben, daß selbige wegzutragen kaum ein Pferd vermögend seyn soll, und ist um’s Jahr 1722 gestorben.

Walther gibt zahllose Beispiele der Nützlichkeit und Wirkungs- macht von Musik und Musikern:

Antigenidas, ein zu alexandri magni Zeiten berühmt gewesener Pfeiffer, als er einst den modum harmatium ge- spielet, Alexander dadurch dergestalt sey aufgebracht wor-

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Musikgeschichte(n) XI Musikgeschichte(n) XI Musikgeschichte(n) XI Musikgeschichte(n) XI

gesammelt und erläutert von Prof. Dr. Thomas Schipperges

Im Kaminfeuer verbrannt oder

am Kern einer Weinbeere erstickt

Merkwürdige Todesfälle und andere Notizen aus dem Musicalischen Lexicon

von Johann Gottfried Walther (Leipzig 1732)

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den, daß er die Waffen ergriffen und schier die Hände an die Anwesenden gelegt hätte.

Demarets, ietziger Capellmeister des Hertzogs von N.

hat sich 1721 den 12. Januarii in der Pariser Capelle aus Dankbarkeit hören lassen, daß Seine Majestät ihn, da er wegen Entführung eines jungen Frauenzimmers zum Tode verurtheilet gewesen, Pardonirt haben.

Empedocles, ein 444 vor Chr. berühmt gewesener PhilosoPhus, medicus, Poet und Redner, soll durch einen wohlgesetzten Gesang einen unsinnigen Jüngling wieder- um zurechtgebracht haben.

Hipparchion, ein berühmter Griechischer citharœ-

dus, welcher, als das theatrum einfallen wollen, dergestalt erschrocken, daß er kein Wort mehr singen können. Daher das Sprüchwort: mutus hiPParchion entstanden, so von de- nen gebraucht wird, welche, wenn man etwas grosses und sonderliches von ihnen erwartet, gehling stille schweigen.

Jsmenias, ein sehr guter Pfeiffer von Theben aus Boeo- tien gebürtig, hat, wie Boëthius meldet, mit der Musik vielen seiner Lands-Leute vom Hüfften-Wehe geholffen.

Musik heilt Krankheiten und schützt vor allerlei Ungemach.

Zuweilen aber kommt es auch unter Musikern zu merkwür- digen Todesfällen:

Anacreon, ein lyrischer Poet. Soll sonsten ein lustiger Bruder und Liebhaber eines guten Glas Weins gewesen, auch an einem Weinbeer-Kern im 85ten Jahr seines Alters erstickt sein.

Beer, oder Bähr (Johann) war Hochfürstlicher Säch- sischer Weissenfelsischer concert-Meister und wurde anno 1706 bei einem im August-Monat angestellten Vogelschies- sen, durch übele Vorsicht eines unweit von ihm mit der Büchse gestandenen Hauptmannes erschossen. Seine Schrif- ten sind: Ursus murmurat, oder der Bär brummet, 1697 ge- druckt. Ursus saltat, der Bähr tantzet. Ursus triumphat, der Bähr triumphiret. Ursus vulpinatur, List wider List, oder die Musicalische Fuchs-Jagd, 1697 gedruckt. Sämtlich wider den Gothaischen rectorem Herrn Vockerodt seel. gerichtet.

Bellum musicum oder Musicalischer Krieg, 1701. Der Wohl- Ehren-Veste Bier-Fiedler.

Gosselin (Jean), Königs caroliIX. und henrici III.

in Franckreich Bibliothecarius hat anno 1571 La Main Harmonique, ou les principes de Musique antique & moderne herausgegeben, und darinnen die Eigenschafft, so die Music von den 7 Planeten herhaben soll, bemercket. Ist in sehr hohem Alter ins Camin-Feuer gefallen und also verbrannt.

Lucretius Carus, der 68 Jahr vor Christi Geburt be- rühmt gewesene Römische Poet und PhilosoPhus von des ePicuri secte, welcher durch einen Liebes-Trunck, welchen ihm seine Maitresse lucillia soll gegeben haben, in Raserey

gefallen und sich selbst entleibt hat, handelt im 5ten Buche

dererumnatura etwas weniges vom Ursprunge der Music.

Walthers Lexikon enthält immer wieder aber auch Dinge, die man so genau wirklich nicht (oder modern gesprochen: nicht wirklich) wissen will:

Gräfenthal (Martin) ist 43 Jahr Organist in Zwickau, hat auch daselbst, nachdem er mit seinem ersten Weibe 34 Jahr gelebt, und 6 Söhne und 3 Töchter gezeuget, mit dem zweiten Weibe aber ins 12te Jahr gehauset und anno 1604 im 72. Jahre seines Alters gestorben.

Grave, ein blinder, aber berühmter Organist auf dem Dom zu Amsterdam. Nach Bericht eines sichern Freundes heisset er Johann Jacob; ist aus Amsterdam gebürtig, ohn- gefehr 60 Jahr alt und hat rothe trieffende Augen.

Jacobi (Christian Gothilff) ist gebohren in Magde- burg anno 1696. Im 2. Jahre seines Lebens hat er die Bo- cken bekommen. Nachdem er 19 Wochen beständig blind gelegen, ist das lincke Auge ausgeschworen, und nach Ver- lauff eines Viertel-Jahres der Stern aus dem rechten Auge der Wärterin, die ihm eben eine Suppe geben wollen, in den Löffel gefallen. Diesen äusserlichen Sinn-Verlust aber hat Gott mit einem lebhafften Geiste und einer unvergleich- lichen memorie desto reichlicher ersetzet. Innerhalb 2 Jah- ren hat er es durch göttliche Hülffe dahin gebracht, daß er ziemlich Praeludiren und die Chorale auf der Orgel [hat]

mitspielen können.

Halten wir uns zum Schluss lieber noch an ein paar Sach- artikel:

Capistrum (lat.), also hieß ehemahls die Binde, welche die Musicanten, so sich bey öffentlichen Festen und Schau- Spielen starck mit Blasen angreiffen mußten, um den Mund zu binden pflegten, damit sie die Backen nicht allzu sehr aufblasen oder sich sonsten Schaden thun möchten.

Giga (ital), Gigue (gall.). Es kann seyn, daß dieser Tantz vom Schlenckern der Beine, dessen sich so wohl die Seil- Täntzer als andere bedienen, und giguer genennet wird, die Benennung bekommen hat. Wie denn auch im Teutschen das Wort giguen nicht unbekannt ist, sondern vom unge- wöhnlichen Gehen eines Menschen gebraucht wird.

Menestriers, also hiessen ehemals bey den alten Frant- zosen die Instrumentisten, so die Sänger accompagnirten.

In Frischens lexico bedeutet menestrier einen Bier-Fied- ler, Kirchweih-Geiger, Spielmann.

Gewiss: Lexika dienen der Information, nicht Amüsement und Abschweifung. Zuweilen freilich geht es einem mit ihnen wie mit dem Wein: je älter, desto genussreicher!

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