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Hyperbolische Modelle der Fluiddynamik : Wohlgestelltheit und Vergleich mit der klassischen Navier-Stokes-Gleichung

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Hyperbolische Modelle der

Fluiddynamik – Wohlgestelltheit und Vergleich mit der klassischen

Navier-Stokes-Gleichung

Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.)

vorgelegt von

Alexander Schöwe

an der

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Sektion Fachbereich Mathematik und Statistik Tag der mündlichen Prüfung: 9. Juni 2015

Referenten:

Prof. Dr. Reinhard Racke (Universität Konstanz) Prof. Dr. Jürgen Saal (Universität Düsseldorf)

Konstanz, 2015

Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-0-296207

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Danksagung

Bei der Erstellung der vorliegenden Arbeit am Fachbereich Mathematik und Statistik der Univer- sität Konstanz haben mich viele Personen in den unterschiedlichsten Formen unterstützt, wofür ich mich an dieser Stelle herzlichst bedanken möchte.

Zuerst und besonders danke ich meinem Betreuer Prof. Dr. Reinhard Racke, der mir die Mög- lichkeit gegeben hat, meine in der Diplomarbeit begonnene Forschung in Form der vorliegenden Dissertation weiter zu vertiefen. Prof. Dr. R. Racke hat sich stets Zeit für meine Fragen und Diskussionen genommen und mir die Teilnahme an mehreren internationalen Konferenzen er- möglicht. Hervorheben möchte ich hierbei meinen Forschungsaufenthalt am Institute of Applied Physics and Computational Mathematics in Peking und mich gleichzeitig bei Prof. Dr. Song Jiang und Dr. Yuxi Hu für die zahlreichen Fachgespräche und die Gastfreundschaft bedanken.

Prof. Dr. Jürgen Saal danke ich vielmals für die Einladung an die Universität Düsseldorf, die fachlichen Diskussionen und für die Übernahme des Koreferats.

Für die sehr gute Zusammenarbeit und insbesondere auch für die Unterstützung in der Endphase der Promotion möchte ich einen besonderen Dank an Prof. Dr. Robert Denk und Marco Ritter aussprechen. Neben Prof. Dr. R. Racke und Prof. Dr. R. Denk haben weiter meine Kollegen und Freunde Karin Borgmeyer, Dr. Mario Kaip, Felix Kammerlander, Dr. Patrick Kurth, Max Nendel, Dr. Michael Pokojovy, Dr. Martin Saal, Dr. Johannes Schnur und Dr. Tim Seger stets für eine tolle Zusammenarbeit in Forschung und Lehre und ein sehr gutes Arbeitsklima gesorgt.

Ganz besonders möchte ich mich bei meinen Eltern Karin und Hellmut Schöwe und meiner Freun- din Julia Lang bedanken, die mir stets den nötigen Rückhalt gegeben haben und unter anderem durch ihre motivierenden Worte maßgeblich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.

Nicht zuletzt danke ich der Studienstiftung des deutschen Volkes für die Unterstützung in Form eines Promotionsstipendiums.

Vielen Dank!

Konstanz, im März 2015 Alexander Schöwe

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(7)

Inhaltsverzeichnis

Danksagung v

Einleitung 1

1 Singuläre Grenzwerte in der hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung 5

1.1 Viskositätsgrenzwert in der Differentialgleichung . . . 5

1.1.1 Beschränktheit von uµ,τ . . . 6

1.1.2 Konvergenzbeweis für µ→0. . . 11

1.2 Energieabschätzung und Viskositätsgrenzwert in der Integroformulierung . . . 17

1.2.1 Energieabschätzung in der Integroformulierung . . . 17

1.2.2 Viskositätsgrenzwert in der Integroformulierung . . . 20

1.3 Globaler Grenzwert τ →0 . . . 21

2 Globale Resultate zur hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung 27 2.1 Globale Lösung mitτ-unabhängiger Kleinheitsbedingung an die Anfangsdaten . . 28

2.2 Globale glatte Lösung in R2 ohne Kleinheitsbedingung an die Anfangsdaten . . . 42

2.3 Globale Lösung in R3 und der Zusammenhang zum Millennium-Problem . . . 52

2.3.1 Globale Existenz in R3 in Spezialfällen . . . 52

2.3.2 Zusammenhang zum Millennium-Problem . . . 54

2.4 Regularitätskriterium . . . 56

3 Semilineare hyperbolische Fluidmodelle 61 3.1 Lokale Existenzsätze und Fortsetzbarkeit von Lösungen . . . 62

3.2 Globale Lösbarkeit von (sHNSα) . . . 86

3.3 Grenzwert α→0in (sHNSα) . . . 91

3.4 Modelle mit Blow-up . . . 94

Anhang 103 A.1 Notationen . . . 103

A.2 Fourieranalysis . . . 103

A.2.1 Fouriertransformation . . . 104

A.2.2 Besselpotentialräume . . . 109

A.2.3 Besovräume . . . 109

A.3 Helmholtzprojektion . . . 122

A.4 Sonstige Hilfsmittel . . . 123

Literaturverzeichnis 127

(8)
(9)

Einleitung

Der Modellierung von Strömungen inkompressibler Flüssigkeiten liegen im Allgemeinen die bei- den, aus dem Gesetz der Impuls- bzw. Massenerhaltung stammenden, Gleichungen

ut+ (u· ∇)u+∇p= div 2S und divu= 0

für das Geschwindigkeitsvektorfeldu, den Druckp und den SpannungstensorS zu Grunde (vgl.

[AS09]). Zur Vervollständigung der Beschreibung muss weiter ein Zusammenhang zwischen dem Spannungs- und dem Verzerrungstensor E = 12 ∇u+ (∇u)>

angenommen werden. Dieser be- schreibt die Viskosität der Flüssigkeit und muss folglich passend zur jeweiligen Anwendung ge- wählt werden (vgl. [Jos90]).

In der vorliegenden Arbeit sollen vom mathematischen Standpunkt her einige Modellprobleme mit hyperbolischem Charakter auf deren Wohlgestelltheit und Zusammenhang zur klassischen Navier-Stokes-Gleichung

vt−µ∆v+ (v· ∇)v+∇p= 0 divv= 0 v(0,·) =v0

in(0, T)×Rn, in(0, T)×Rn, inRn,

(NS)

die man durch die Annahme S = µE für ein µ > 0 erhält, untersucht werden. Hyperbolische Fluidmodelle wurden im Gegensatz zur klassischen Navier-Stokes-Gleichung (vgl. z.B. [LR02], [Soh01] und [Tem79] sowie die Referenzen darin) bislang weniger intensiv studiert. Zentral wird in dieser Arbeit das, nach [RS12a] als hyperbolische Navier-Stokes-Gleichung bezeichnete, System

τ utt−µ∆u+ut+τ(u· ∇)ut+ (τ ut+u)· ∇

u+∇p+τ∇pt= 0 divu= 0 u(0,·) =u0, ut(0,·) =u1

in(0, T)×Rn, in(0, T)×Rn, inRn

(HNS)

betrachtet. Dieses erhält man durch die AnnahmeτSt+S = µE mit einem kleinen Parameter τ >0, was formal vergleichbar ist mit dem aus der Theorie der Wärmeleitung bekannten Über- gang vom Gesetz von Fourier auf das Gesetz von Cattaneo (vgl. [Cat49], [CM72], [CR81] und [RS12a]). Ein erster heuristischer Vergleich mit der klassischen Navier-Stokes-Gleichung zeigt, dass der Übergang auf τSt +S = µE einen Übergang von einer semilinearen parabolischen Gleichung auf eine quasilineare hyperbolische Gleichung darstellt, was zum Beispiel zusätzliche Schwierigkeiten bei Untersuchungen zur Wohlgestelltheit vermuten lässt.

(10)

Der genauere Zusammenhang zwischen den beiden Gleichungen wurde bereits in [Sch12] unter- sucht, indem lokal in der Zeit fürτ →0die Konvergenz der Lösungen der hyperbolischen Navier- Stokes-Gleichung gegen die Lösung der klassischen Navier-Stokes-Gleichung bewiesen wurde. In der vorliegenden Arbeit werden wir in Kapitel 1 zeigen, dass dieser singuläre Grenzwert sogar global und gleichmäßig in der Zeit gilt. Formal scheint die Einführung des kleinen Parametersτ vernachlässigbar, sodass man ein entsprechendes Ergebnis für τ →0 erwarten könnte, an dieser Stelle sei jedoch zum Beispiel an die Arbeiten [FSR09] und [DQR09] erinnert. Diese zeigen, dass für vergleichbare Systeme die Einführung eines Relaxationsparametersτ oder formale Taylorent- wicklungen des retardierten Terms große Auswirkungen auf das Lösungsverhalten haben können und zum Beispiel die Wohlgestelltheit verloren gehen kann.

Weiter wird in Kapitel 1 die von der klassischen Navier-Stokes-Gleichung bekannte (vgl. z. B.

[Kat72], [Kat75] und [Mas07]) Fragestellung des Viskositätsgrenzwerts µ → 0 in (HNS) un- tersucht. Es geht dabei um die Frage, ob bei vernachlässigbarer innerer Reibung (µ → 0) die Euler-Gleichung für eine ideale Flüssigkeit eine hinreichend gute Approximation von (HNS) dar- stellt. Dieser singuläre Grenzwert kann in Kapitel 1 unter der Bedingung einer Kopplung des Parameters τ an µoder für kompatible Anfangsdaten inklusive Konvergenzrate gezeigt werden.

Hinsichtlich Wohlgestelltheit wurde die Gleichung (HNS) bereits in [Osk85], [Lad97] und [Kar05]

untersucht und mittels Galerkin-Ansätzen die schwache Lösbarkeit, insbesondere auch in be- schränkten Gebieten, gezeigt. Im Gegensatz zu diesen Arbeiten soll hier jedoch die starke Lös- barkeit im Ganzraum, wie sie lokal nach [RS12a] bekannt ist, im Mittelpunkt stehen. Mit einer Methode von Klainerman und Ponce, die zum Beispiel in [Rac92] allgemein beschrieben ist, konn- te in [RS12b] ein globaler Existenzsatz für kleine Daten in R2 und R3 bewiesen werden, der in [Sch11] bzw. [Sch12] im dreidimensionalen Fall durch Ausnutzung der stärkeren Konvergenzra- ten verbessert werden konnte (vgl. [Sch12, Remark 2.3]). Außerdem wurde in [Sch12] durch eine Spiegelungstechnik ein globaler Existenzsatz für das Halbraumproblem mit Sliprandbedingungen bewiesen, jedoch ebenfalls nur für kleine Daten.

Im Vergleich dazu hat die klassische Navier-Stokes-Gleichung bekanntlich fürn= 2 und im Fall n = 3 für (fast-)symmetrische Daten auch für große Daten eine globale Lösung, deren Ener- gie in der Zeit abfällt (vgl. [PRST94] und [SW96]). Weiter ist nach [Sch12] bekannt, dass die lokale Lösung u der hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung für kleine Zeiten t ≤ T1 in einer τ-Umgebung der Lösung v der klassischen Navier-Stokes-Gleichung bleibt und somit ebenfalls abfällt. Eine Idee um auch die globale Lösbarkeit der hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung für große Daten zu beweisen, ist zu zeigen, dass die Lösunguzum ZeitpunktT1soweit abgefallen ist, dass dort die Kleinheitsbedingung des globalen Existenzsatzes für kleine Daten erfüllt ist, dieser sich folglich anwenden lässt und man somit auch für große Anfangsdaten bei entsprechend klein gewähltem Parameter τ eine globale Lösung erhält.

Diese grundsätzliche Idee geht auf [HL02] zurück, wo allgemein hyperbolisch-parabolisch gekop- pelte Systeme, die von einem kleinen Parameter abhängen, betrachtet werden. Das allgemeine Theorem lässt sich aber nicht direkt anwenden um die globale Lösbarkeit für große Daten der hy- perbolischen Navier-Stokes-Gleichung zu zeigen und auch bei der Anwendung der grundsätzlichen Idee ergeben sich direkt einige Fragen und technische Probleme, die es zum Beispiel erfordern eineτ-unabhängige Variante des globalen Existenzsatzes für kleine Daten aus [RS12b] zu bewei- sen. Wir werden diese Idee jedoch in Kapitel 2 erfolgreich verwenden und die globale Lösbarkeit inklusive zeitlicher Asymptotik von (HNS) inR2, sowie in den genannten Spezialfällen desR3, für

(11)

große Daten bei entsprechend klein gewähltem Parameterτ zeigen – ein bis dahin unbekanntes Resultat. Die Kleinheitsbedingung an den Parameterτ wird dabei durch die Größe der Anfangs- daten festgelegt, was mit der physikalischen Vorstellung eines, in Bezug zu den anderen Größen der Gleichung, kleinen Parametersτ übereinstimmt. Weiter ist das Ergebnis mit den Resultaten in [BNP04], [PR07] und [Hac14] zum semilinearen hyperbolischen Fluidmodell

τ utt+ut+ (u· ∇)u−∆u+∇p= 0 divu= 0 u(0,·) =u0, ut(0,·) =u1

in(0, T)×Rn, in(0, T)×Rn, inRn

(sHNS)

vergleichbar, wo eine analoge Kleinheitsbedingung an den Parameter τ gestellt wird. Die Frage nach einer globalen Lösung von (HNS) für große Daten und große Parameter τ bleibt durch diesen Satz aber offen, scheint jedoch der in [RS12b] geäußerten Vermutung eines Blow-ups der hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung inR2 zu widersprechen.

Im Gegensatz dazu kann die globale Lösbarkeit der klassischen Navier-Stokes-Gleichung in R2 sehr leicht behandelt werden, da man sofort zeigen kann, dass das Beale-Kato-Majda Kriteri- um [BKM84] erfüllt ist (vgl. [MB02, Abschnitt 3.3]). Auch für die hyperbolische Navier-Stokes- Gleichung wurde in [FO12] ein Regularitätskriterium bewiesen, welches wir in dieser Arbeit deut- lich verallgemeinern werden. Konkret werden wir für die hyperbolische Navier-Stokes-Gleichung das direkte Analogon des verallgemeinerten Beale-Kato-Majda Kriteriums nach [KOT02] zeigen.

Dennoch kann die oben genannte Vermutung damit nicht widerlegt werden, sodass in Kapitel 3 zur Abgrenzung und noch besseren Einordnung der globalen Resultate fürα >0undβ ∈Rdas System

τ utt+ut−∆u−α1∇divu+ (u· ∇)u+β(divu)u= 0 u(0,·) =u0, ut(0,·) =u1

in(0, T)×Rn, inRn

(sHNSα) betrachtet wird.

Die Gleichung (sHNSα) wurde im Spezialfallβ = 0in [Hac13] betrachtet und die endliche Aus- breitungsgeschwindigkeit sowie in R2 die globale Lösbarkeit für große Anfangsdaten und kleine Parameterαundτ gezeigt. Weiter wurden dort die singulären Grenzwerteα→0undτ →0un- tersucht und der Übergang des Systems in (sHNS) bzw. (NS) bewiesen. Diese Resultate können in der vorliegenden Arbeit aufβ ∈Rverallgemeinert werden. Außerdem wird die Lösbarkeit im Gegensatz zu [Hac13] in unterschiedlichen Regularitätsklassen, von homogenen Besovräumen bis zu klassischen Lösungen, untersucht. Besonders interessant ist der Fall β = 1, denn wir werden mit der Theorie von [Sid84] zeigen, dass (sHNSα) fürβ = 1 für große Anfangsdaten und große Parameterα undτ einen Blow-up in endlicher Zeit besitzt. In diesem Sinne ist der globale Exis- tenzsatz fürβ= 1optimal. Weiter kann analog zu den Arbeiten [MS01], [GP09] und [Tao14] zur klassischen Navier-Stokes-Gleichung die Schlussfolgerung gezogen werden, dass (sHNSα) auch für andere Werte vonβ sowie (sHNS) nur dann global für große Daten gelöst werden kann, wenn im Beweis die spezielle Struktur der Nichtlinearität genutzt wird. Ebenso werden wir fürγ >−2 die zur hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung assoziierten Systeme

τ utt+ut−∆u−α1∇divu+ 1 +τ∂t

div(u⊗u) + γ 2

1u22

2u21

= 0 in(0, T)×R2, u(0,·) =u0, ut(0,·) =u1 inR2

3

(12)

betrachten und ein Blow-up Resultat beweisen, was insgesamt die Komplexität der Frage nach globalen Lösungen für große Daten von den in dieser Arbeit betrachteten hyperbolischen Fluid- modellen in R2 und die Bedeutung von globalen Existenzsätzen für große Daten und kleine Parameter verdeutlicht.

Aspekte dieser Arbeit wurden vom Autor bereits in Kurzform in [Sch14] veröffentlicht und wer- den nun in der vorliegenden Arbeit im Detail bewiesen und ergänzt.

Die Struktur der vorliegenden Arbeit sei in folgender Übersicht nochmals kurz zusammengestellt.

Kapitel 1: Singuläre Grenzwerte in der hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung Es wird der Grenzwert µ→0in (HNS) untersucht und für kompatible Anfangsdaten oder einen an µ gekoppelten Parameter τ der Übergang in die Euler-Gleichung bewiesen. Weiter wird ein in der Zeit globaler und gleichmäßiger Grenzwertτ →0in (HNS) bewiesen.

Kapitel 2: Globale Resultate zur hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung

In diesem Kapitel wird zunächst ein globaler Existenzsatz mitτ-unabhängiger Kleinheitsbedin- gung inklusive τ-unabhängiger Konvergenzraten für (HNS) bewiesen. Anschließend wird in den von der klassischen Navier-Stokes-Gleichung bekannten Fällen die globale Lösbarkeit für große Anfangsdaten und kleine Parameter τ von (HNS) gezeigt. Abschließend wird ein Regularitäts- kriterium im Stile von Beale-Kato-Majda präsentiert.

Kapitel 3: Semilineare hyperbolische Fluidmodelle

Hier werden lokale und globale Existenzsätze zu den semilinearen Fluidmodellen (sHNS) sowie (sHNSα) bewiesen. Weiter wird der singuläre Grenzwertα→0in (sHNSα) untersucht und letzt- lich der Zusammenhang zur klassischen Navier-Stokes-Gleichung hergestellt. Schließlich werden Blow-up Resultate zu einigen hyperbolischen Fluidmodellen bewiesen.

Anhang

Nach einer Darstellung der in der Arbeit verwendeten Notationen werden die wesentlichen Hilfs- mittel zusammengefasst. Insbesondere wird ein Einblick in die Theorie homogener Besovräume gegeben und eine Produktabschätzung bewiesen, wie sie in Kapitel 3 benötigt wird.

(13)

Kapitel 1

Singuläre Grenzwerte in der hyperbolischen

Navier-Stokes-Gleichung

In diesem Kapitel sollen singuläre Grenzwerte in der hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung τ utt−µ∆u+ut=−P((u· ∇)u)−P((τ ut· ∇)u)−P((τ u· ∇)ut)

u(0,·) =u0, ut(0,·) =u1

in(0, T)×Rn, inRn

(HNS) füru∈L2σ(Rn)betrachtet werden. Als ein Beispiel für einen solchen Grenzwert wurde in [Sch12]

bereits der Grenzwertτ →0untersucht und gezeigt, dass zumindest lokal in der Zeit die Lösungen uτ der hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung in die Lösung v der klassischen Navier-Stokes- Gleichung übergehen.

Im Folgenden soll zunächst der sogenannte Viskositätsgrenzwertµ→0betrachtet werden, wobei dies sowohl in der Differentialgleichung als auch in der Integroformulierung der hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung geschehen soll, was interessante Unterschiede aufweist (siehe Ende Ab- schnitt 1.2.2).

Schließlich wenden wir uns noch einmal der Betrachtung des singulären Grenzwertsτ →0zu und können mit einem kleinen Vorgriff auf Abschnitt 2.2 einen in der Zeit globalen und gleichmäßigen Grenzübergang beweisen.

1.1 Viskositätsgrenzwert in der Differentialgleichung

Bekanntlich wird das Verhalten einer Flüssigkeit ohne innere Reibung durch die Helmholtz- projizierte Euler-Gleichung fürv∈L2σ(Rn)

vt+P((v· ∇)v) = 0 v(0,·) =v0

in(0, T)×Rn, inRn

(1.1) beschrieben, während die Navier-Stokes-Gleichung bei Flüssigkeiten mit innerer Reibung Anwen- dung findet. Es ergibt sich daraus die typische Fragestellung, ob für verschwindende Reibung die Lösung der Navier-Stokes-Gleichung in die Lösung der Euler-Gleichung übergeht. Dies wurde für

(14)

die klassische Navier-Stokes-Gleichung zum Beispiel in [Kat72], [Kat75] und [Mas07] untersucht.

In direkter Analogie lässt sich dieselbe Frage nach dem Viskositätsgrenzwertµ→0auch für die hyperbolische Navier-Stokes-Gleichung

τ utt−µ∆u+ut=−P((u· ∇)u)−P((τ ut· ∇)u)−P((τ u· ∇)ut)

≡N1+N2+N3

u(0,·) =v0, ut(0,·) =−P((v0· ∇)v0) =:v1

in(0, T)×Rn, inRn

(1.2)

für u∈L2σ(Rn) stellen. Der Anfangswert für vt(0,·) ergibt sich dabei als natürliche Kompatibi- litätsbedingung aus (1.1) (vgl. unten).

Ein wesentlicher Unterschied zu der Frage für die klassische Navier-Stokes-Gleichung liegt in den Nichtlinearitäten, denn bei der klassischen Navier-Stokes-Gleichung fallen zum Beispiel bei Energieabschätzungen nichtlineare Terme vom Typh(u· ∇)u, uiL2(Rn) weg, sprich man muss die höchsten Ableitungen nicht gegen µk∇uk2L2(Rn) abschätzen, was in den oben genannten Veröf- fentlichungen genutzt wird. Dahingegen bleiben bei der hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung nichtlineare Terme wie zum Beispiel h(u· ∇)u, utiL2(Rn) übrig, was die Angelegenheit offensicht- lich erschwert.

Die Fragestellung soll hier mit der Multiplikatormethode, angewendet auf eine Gleichung für die Differenz w := u−v, behandelt werden. Analog wie für den Grenzwert τ → 0 in [Sch12]

wird zunächst die Beschränktheit der Lösungsfolge (uµ)µ gezeigt werden, wobei das konkrete Vorgehen deutlich aufwendiger wird, denn die höchsten Ableitungen müssen getrennt behandelt werden. Außerdem wird es bereits für die Beschränktheit der Lösungsfolge(uµ)µ nötig sein den Zusammenhang τ ∈ O(µ) zu fordern, was zugleich bedeutet, dass die Energieabschätzung so- wohl unabhängig von τ als auch µ sein muss (vgl. Ende Abschnitt 1.2.2). Da jedoch z.B. der Termh∇m+1N1,∇m+1uti keinen Vorfaktor τ hat, wird zusätzlich der nichtlineare Multiplikator

α ut+P(u· ∇)u

benötigt.

Das Ergebnis formuliert sich in etwa wie folgt: Im Ganzraumfall Rn mit n = 2oder n= 3 für hinreichend glatte Anfangsdaten,T1>0geeignet, m > n2 undτ ∈ O(µ) gilt

sup

0≤t≤T1

uµ,τ(t)−v(t)

m+1,2 =O(√

µ) für µ→0. (1.3)

1.1.1 Beschränktheit von uµ,τ

In diesem Abschnitt soll die Beschränktheit der Lösungsfolge (uµ,τ)µ,τ zu (1.2) gezeigt werden.

Die Folge ist für m > n2 undv0 ∈Wm+3,2(Rn)∩L2σ(Rn)nach [RS12a] wohldefiniert und uµ,τ ∈C0 [0, Tµ,τ], Wm+3,2(Rn)∩L2σ(Rn)

∩C1 [0, Tµ,τ], Wm+2,2

∩C2 [0, Tµ,τ], Wm+1,2 , denn nach Satz A.52 und dem Sobolevschen Einbettungssatz (Satz A.51) gilt

kv1km+2,2=k −P((v0· ∇)v0)km+2,2 ≤ckv0k2m+3,2.

Es gelte ohne Einschränkung τ, µ ≤ 1. Das Argument (t) wird der Übersichtlichkeit halber weggelassen. Außerdem wird u statt uµ,τ geschrieben, insbesondere auch deshalb weil später gezeigt wird, dass T1 >0 unabhängig von µ undτ so gewählt werden kann, dass alle Lösungen

(15)

1.1. Viskositätsgrenzwert in der Differentialgleichung

auf dem Intervall[0, T1]existieren.

Definiere fürm > n2 die Energie Em(u) := X

|α|≤m+1

τ 2

α ut+P(u· ∇)u

2 22

2k∇αuk22

+ X

|α|≤m

τ

2k∇αutk22+µk∇α∇uk222

2 k∇m+1utk22+τ µ

2 k∇m+1∇uk22+ µ

2k∇m+1∇uk22, wobei0< ε2 < 12 fest gewählt wird und weiter definiere

Eem(u) :=Em(u) +ε2τ X

|α|≤m+1

h∇αut,∇αui

als Lyapunov-Funktional. Dieses Lyapunov-Funktional ist unabhängig von µ und τ äquivalent zur Energie, denn

eEm(u)−Em(u) =

ε2τ X

|α|≤m+1

h∇αut,∇αui

≤ X

|α|≤m+1

1

32τ2k∇αutk22+

3 2

22k∇αuk22

!

ε2<1

2 X

|α|≤m+1

2 3 ·τ2

2 k∇αutk22+3 4 ·ε2

2k∇αuk22 τ≤1

≤ 3

4Em(u), (1.4) woraus direkt die Behauptung folgt. Damit lässt sich der folgende Satz beweisen.

Satz 1.1

Es gelteτ ∈ O(µ), dann existiert einT1 >0so, dass für m > n2 undv0 ∈Wm+3,2(Rn)∩L2σ(Rn) sup

0≤t≤T1

Em(u(t)) =O(1) fürµ→0.

Beweis:

Unter der Annahme dass(uµ,τ)µ,τ auf einem gemeinsamen Intervall[0, T]mitT unabhängig von µundτ existieren, wird fürµund τ klein genug eine a priori Abschätzung der Form

Eem(u(t))≤Eem(u(0)) +c

t

Z

0

Eem(u(r)) + 12

dr (1.5)

hergeleitet. Anschließend wird dann eine Variante des Lemmas von Gronwall (Lemma A.54) angewendet werden.

Sei |α| ≤ m+ 1. Wendet man ∇α auf (1.2) an und multipliziert mit ∇α ut+P(u· ∇)u in L2(Rn), so erhält man

τ 2

d dt

α ut+P(u· ∇)u

2 2

2 d

dtk∇α∇uk22+

α ut+P(u· ∇)u

2 2

=µh∇α∆u,∇αP(u· ∇)ui.

(1.6)

7

(16)

Die rechte Seite kann mit Satz A.52 abgeschätzt werden durch µh∇α∆u,∇αP(u· ∇)ui=−µh∇α∇u,∇α∇(u· ∇)ui

=−µh∇α∇u,∇α∇(u· ∇)u−(u· ∇∇α∇)u+ (u· ∇∇α∇)ui

divu=0

=−µh∇α∇u,∇α∇(u· ∇)u−(u· ∇∇α∇)ui

≤cµk∇α∇uk2 k∇ukk∇m+1+1−1∇uk2+k∇ukk∇m+1+1uk2

≤cµ2k∇α∇uk22k∇m+1∇uk22+ck∇uk2m,2 ≤c(Em(u) + 1)2. (1.7) Wendet man nun∇αjedoch nur für |α| ≤m auf (1.2) an und multipliziert mit∇αutinL2(Rn), so erhält man

τ 2

d

dtk∇αutk22+µ 2

d

dtk∇α∇uk22+k∇αutk22 =

3

X

j=1

h∇αNj,∇αuti. (1.8) Es müssen nun die nichtlinearen Terme abgeschätzt werden.

|h∇αN1,∇αuti| ≤c(kukk∇m∇uk2+k∇ukk∇muk2)k∇αutk2

≤c kuk2m,2k∇m∇uk22+k∇uk2m,2k∇muk22

+18k∇αutk22

≤cEm(u)2+18k∇αutk22. (1.9)

Weiter gilt

|h∇αN2,∇αuti| ≤cτ(kutkk∇m∇uk2+k∇ukk∇mutk2)k∇αutk2

≤cτ kutk2m,2k∇m∇uk22+k∇uk2m,2k∇mutk22

+cτk∇αutk22

≤cEm(u)2+c(Em(u) + 1)2. (1.10)

Ebenso erhält man

|h∇αN3,∇αuti| ≤cτ(kukk∇m∇utk2+k∇utkk∇muk2)k∇αutk2

≤cτ2 kuk2m,2k∇m∇utk22+k∇utk2m,2k∇muk22

+ 18k∇αutk22

≤cEm(u)2+18k∇αutk22. (1.11)

Wie bereits erwähnt werden die höchsten Ableitungen getrennt behandelt, sodass die mit∇α für

|α|=m+ 1differenzierte Gleichung mit τ∇αut multipliziert wird und man τ2

2 d

dtk∇αutk22+τ µ 2

d

dtk∇α∇uk22+τk∇αutk22

3

X

j=1

h∇αNj,∇αuti (1.12) erhält.

Analog wie oben werden die Nichtlinearitäten abgeschätzt, wobei die Abhängigkeiten der Kon- stanten µundτ anders behandelt werden müssen. Es ergibt sich

|τh∇αN1,∇αuti| ≤cτ kukk∇m+1∇uk2+k∇ukk∇m+1uk2

k∇αutk2

≤cτkuk2m,2k∇m+1∇uk22+τ8k∇αutk22+ck∇uk2m,2k∇m+1uk22+cτ2k∇αutk22

≤c(Em(u) + 1)2+τ8k∇αutk22. (1.13)

(17)

1.1. Viskositätsgrenzwert in der Differentialgleichung

Bemerkung 1.2

Wie schon in der Einleitung angedeutet, erklärt sich an dieser Abschätzung das gewählte Vorge- hen. Mit dem Multiplikator ∇αut ließe sich der Term k∇m+1∇uk2 nicht behandeln, sodass der Multiplikatorτ∇αut gewählt wurde, was aber zur Folge hatte, dass sich der Term k∇αutk22 nur mit Vorfaktorτ auffangen ließ und somit der zusätzliche Multiplikator∇α ut+P(u· ∇)u

nötig war.

Ferner gilt

|τh∇αN2,∇αuti| ≤cτ2 kutkk∇m+1∇uk2+k∇ukk∇m+1utk2

k∇αutk2

≤cτ2 kutk2m,2k∇m+1∇uk22+k∇uk2m,2k∇m+1utk22

+cτ2k∇αutk22

≤c(Em(u) + 1)2. (1.14)

Der Term|τh∇αN3,∇αuti|kann aufgeteilt werden und dadivu= 0, gilt

|τh∇αN3,∇αuti| ≤cτ2k∇α((u· ∇)ut)−(u· ∇α∇)utk2k∇αutk2

≤cτ2 k∇ukk∇m∇utk2+k∇utkk∇m+1uk2

k∇αutk2

≤cτ2 k∇uk2m,2k∇m∇utk22+k∇utk2m,2k∇m+1uk22

+cτ2k∇αutk22

≤c(Em(u) + 1)2. (1.15)

Zuletzt wird∇α für |α| ≤ m+ 1auf (1.2) angewendet und mit ε2αu inL2(Rn) multipliziert.

Es ergibt sich ε2τ d

dth∇αut,∇αui −ε2τk∇αutk222µk∇α∇uk222

d dt

1

2k∇αuk222 3

X

j=1

h∇αNj,∇αui. (1.16) Dadivu= 0 gilt, kann der Term|h∇αN1, ε2αui|aufgeteilt werden und es gilt

|h∇αN1, ε2αui| ≤ck∇α((u· ∇)u)−(u· ∇α∇)uk2k∇αuk2

≤c k∇ukk∇m+1−1∇uk2+k∇ukk∇m+1uk2

k∇αuk2

≤c k∇uk2m,2k∇m∇uk22+k∇uk2m,2k∇m+1uk22

+ck∇αuk22

≤c(Em(u) + 1)2. (1.17)

Weiter gilt

|h∇αN2, ε2αui| ≤cτ kutkk∇m+1∇uk2+k∇ukk∇m+1utk2

k∇αuk2

≤cτ2 kutk2m,2k∇m+1∇uk22+k∇uk2m,2k∇m+1utk22

+ck∇αuk22

≤c(Em(u) + 1)2. (1.18)

Bei der Abschätzung von|h∇αN3, ε2αui| werden die Fälle|α|= 0 bzw.|α| 6= 0 unterschieden.

Für|α|= 0 gilt

|hN3, ε2ui| ≤cτk(u· ∇)utk2kuk2≤cτkukk∇utk2kuk2

≤cτk∇utk22+cτkuk4m,2≤c(Em(u) + 1)2. (1.19)

9

(18)

Für|α| 6= 0existiert ein 1≤k≤n mit αk6= 0. Es ergibt sich mit partieller Integration

|h∇αN3, ε2αui| ≤cτ(kukk∇m∇utk2+k∇utkk∇muk2)k∇α+ekuk2

≤cτkuk2m,2k∇α+ekuk22+ τ

8Nk∇m∇utk22 +cτk∇muk22k∇α+ekuk22+ τ

8Nk∇utk2m,2

≤c(Em(u) + 1)2+ τ

4Nkutk2m+1,2, (1.20)

wobeiN die Anzahl Multiindices kleiner gleich m+ 1bezeichnet.

Summiert man die Gleichung (1.6) über |α| ≤m+ 1 und verwendet die Abschätzung (1.7), so ergibt sich

X

|α|≤m+1

τ 2

d dt

α ut+P(u· ∇)u

2 2

2 d

dtk∇α∇uk22+

α ut+P(u· ∇)u

2 2

≤c(Em(u) + 1)2. Summiert man die Gleichung (1.8) über |α| ≤ m und verwendet die Abschätzung (1.9), (1.10) und (1.11), so erhält man

X

|α|≤m

τ 2

d

dtk∇αutk22+ µ 2

d

dtk∇α∇uk22+k∇αutk22−1

4k∇αutk22

≤c(Em(u) + 1)2.

Summiert man die Gleichung (1.12) über |α| = m+ 1 und verwendet die Abschätzung (1.13), (1.14) und (1.15), so ergibt sich

X

|α|=m+1

τ2 2

d

dtk∇αutk22+τ µ 2

d

dtk∇α∇uk22+τk∇αutk22− τ

8k∇αutk22

≤c(Em(u) + 1)2.

Summiert man die Gleichung (1.16) über |α| ≤ m+ 1 und verwendet die Abschätzung (1.17), (1.18) und (1.19) bzw. (1.20), so folgt

X

|α|≤m+1

ε2τ d

dth∇αut,∇αui −ε2τk∇αutk222µk∇α∇uk222 d dt

1

2k∇αuk22− τ

4Nkutk2m+1,2

≤c(Em(u) + 1)2. Addiert man diese vier Abschätzungen und fasst zusammen, so erhält man

d

dtEem(u) + X

|α|≤m

(1−14 −ε2τ−τ4)k∇αutk22+ X

|α|=m+1

(τ−τ8−ε2τ−τ4)k∇αutk22 ≤c(Em(u) + 1)2 und somit mit den Voraussetzungen anε2 und τ

d

dtEem(u)≤c(Em(u) + 1)2 ≤c Eem(u) + 12

.

(19)

1.1. Viskositätsgrenzwert in der Differentialgleichung

Integriert man nun in der Zeit von0 bist, so erhält man

Eem(u(t))≤Eem(u(0)) +

t

Z

0

c Eem(u(r)) + 12

dr

(1.4)

≤ 7

4Em(u(0)) +

t

Z

0

c Eem(u(r)) + 12

dr.

Auf diese Ungleichung kann nun analog zu [Sch12, Abschnitt 3.1] das Lemma A.54 angewendet werden und man erhält für

h(t) := h0+ 1

1−tc(h0+ 1)−1 für t∈h 0,c(h1

0+1)

, mith0:= 74Em(u(0)) die Abschätzung

1

4Em(u(t))≤Eem(u(t))≤h(t). (1.21) Das Existenzintervall vonhwird fürµ, τ →0größer. Setzt manδgleich dem Wert von 74Em(u(0)) für µ = 1 und τ = 1 und wählt T1 mit 0 < T1 < c(δ+1)1 , so kann man h als stetige Funktion h=h(t, τ, µ) : [0, T1]×[0,1]×[0,1]→R betrachten und erhält

sup

0≤t≤T1

h(t)≤C für µ, τ ∈[0,1].

und damit mit (1.21) die Behauptung des Satzes. Es bleibt zu zeigen, dassuµ,τ für µ, τ ∈[0,1]

beliebig auf[0, T1] existiert. Dies folgt aber analog wie in [Sch12, Abschnitt 3.1], denn die eben gezeigte Beschränktheit der Lösung ermöglicht ein Fortsetzen der lokalen Lösung bis zuT1. 1.1.2 Konvergenzbeweis für µ→0

Wie bereits erwähnt, soll der Viskositätsgrenzwert mit der Multiplikatormethode, angewendet auf eine Gleichung für die Differenzw:= u−v, behandelt werden. Die Gleichung für die Differenz w ergibt sich wie folgt (vgl. [Sch12, Abschnitt 3]). Zunächst differenziert man die Helmholtz- projizierte Euler-Gleichung (1.1) für v ∈L2σ(Rn) nach tund addiert nach Multiplikation mit τ die entstehende Gleichung zur ursprünglichen und erhält

τ vtt+vt=−P((v· ∇)v)−P((τ vt· ∇)v)−P((τ v· ∇)vt) v(0,·) =v0, vt(0,·) =−P((v0· ∇)v0) =:v1

in(0, T)×Rn,

inRn. (1.22)

Der Anfangswert für vt(0,·) ergibt sich als natürliche Kompatibilitätsbedingung aus (1.1), ob- gleich diese Bedingung, wie der Beweis zeigt, nicht notwendig ist. Subtrahiert man diese Glei- chung von der Helmholtz-projizierten hyperbolischen Navier-Stokes-Gleichung (1.2) für u ∈ L2σ(Rn), so ergibt sich für L2σ(Rn)3w:=u−v die Gleichung

τ wtt+wt−µ∆u=

6

X

j=1

Mj in(0, T)×Rn, w(0,·) = 0, wt(0,·) = 0 inRn.

(1.23)

11

(20)

Dabei sind die Mj bestimmt durch

−P(u· ∇)u+P(v· ∇)v=−P(u· ∇)(u−v)−P(u· ∇)v+P(v· ∇)v

=−P(u· ∇)(u−v)−P((u−v)· ∇)v=−P(u· ∇)w−P(w· ∇)v≡M1+M2, bzw.

−τ P(ut· ∇)u−τ P(u· ∇)ut+τ P(vt· ∇)v+τ P(v· ∇)vt

=−τ P(ut· ∇)w−τ P(wt· ∇)v−τ P(u· ∇)wt−τ P(w· ∇)vt

≡M3+M4+M5+M6.

Für m∈Nund v0 ∈Wm+5,2(Rn)∩L2σ(Rn)) besitzt die Gleichung (1.1) und damit auch (1.22) nach [Kat75, Abschnitt 14] eine Lösung

v∈C0 [0, Tv], Wm+5,2(Rn)∩L2σ(Rn)

∩C1 [0, Tv], Wm+3,2(Rn)

∩C2 [0, Tv], Wm+2,2(Rn) . Definiert man die Energie

Em(w) := X

|α|≤m

τ

2k∇αwtk22+ ε2

2k∇αwk222

2 k∇m+1wtk222

2k∇m+1wk22, wobei0< ε2< 12 fest gewählt wird und das Lyapunov-Funktional

Eem(w) :=Em(w) +ε2τ X

|α|≤m+1

h∇αwt,∇αwi

und wählt wieder ohne Einschränkung µ, τ ≤1, so zeigt die gleiche Rechnung wie in (1.4), dass dieses Lyapunov-Funktional unabhängig vonµundτ äquivalent zur Energie ist. Damit lässt sich der folgende Satz formulieren.

Theorem 1.3 (Verhalten für µ→0)

Es gelte τ ∈ O(µ). Für m > n2 und v0 ∈Wm+5,2(Rn)∩L2σ(Rn) existiert ein T1 >0 so, dass sup

0≤t≤T1

Em(w(t))≤cµ fürµ, τ ∈[0,1].

Beweis:

Ohne Einschränkung sei T1 ≤Tv.

Weiter sei für m∈Ndie Energie vonv durch Em(v) := X

|α|≤m+1

k∇αvtk22+k∇αvk22

definiert.

Ähnlich wie oben wird zunächst für µ, τ klein genug und R1, R2 >0 geeignet eine Abschätzung der Form

d

dtEem(u)≤c Em(u) +Em+1(v) + 1

Eem(w) +cτ R1+cµ2R2 (1.24)

(21)

1.1. Viskositätsgrenzwert in der Differentialgleichung

hergeleitet.

Zur besseren Übersicht wird das Argument (t) weggelassen. Sei |α| ≤ m. Wendet man ∇α auf (1.23) an und multipliziert mit∇αwt inL2(Rn), so erhält man

τ 2

d

dtk∇αwtk22+k∇αwtk22 =hµ∇α∆u,∇αwti+

6

X

j=1

h∇αMj,∇αwti. (1.25) Wie oben erhält man

|h∇αM1,∇αwti| ≤c kukk∇m∇wk2+k∇wkk∇muk2

k∇αwtk2

≤cEm(u)Em(w) +121 k∇αwtk22. (1.26) Analog folgt

|h∇αM2,∇αwti| ≤c kwkk∇m∇vk2+k∇vkk∇mwk2

k∇αwtk2

≤cEm(v)Em(w) +121 k∇αwtk22. (1.27) Weiter gilt

|h∇αM3,∇αwti| ≤cτ kutkk∇m∇wk2+k∇wkk∇mutk2

k∇αwtk2

≤cτ kutk2m,2k∇m∇wk22+k∇wk2m,2k∇mutk22

+cτk∇αwtk22

≤cEm(u)Em(w) +cEm(w). (1.28)

Für|h∇αM4,∇αwti| gilt die Abschätzung

|h∇αM4,∇αwti| ≤cτ kwtkk∇m∇vk2+k∇vkk∇mwtk2

k∇αwtk2

≤cEm(v)Em(w) +cEm(w). (1.29)

Weiter schätzt man ab

|h∇αM5,∇αwti| ≤cτ kukk∇m∇wtk2+k∇wtkk∇muk2

k∇αwtk2

≤cτ2 kuk2m,2k∇m∇wtk22+k∇wtk2m,2k∇muk22

+121k∇αwtk22

≤cEm(u)Em(w) +121 k∇αwtk22. (1.30) Der letzte Term|h∇αM6,∇αwti| wird abgeschätzt durch

|h∇αM6,∇αwti| ≤cτ kwkk∇m∇vtk2+k∇vtkk∇mwk2

k∇αwtk2

≤cEm(v)Em(w) +cEm(w). (1.31)

Die Skalarprodukte schätzt man ab durch

|hµ∇α∆u,∇αwti| ≤cµ2k∇α∆uk22+121k∇αwtk22 ≤cµ2Em+1(u) +121 k∇αwtk22. (1.32) Sei nun|α|=m+ 1. Wendet man∇α auf (1.23) an und multipliziert mitτ∇αwt inL2(Rn), so erhält man

τ2 2

d

dtk∇αwtk22+τk∇αwtk22 =τhµ∇α∆u,∇αwti+τ

6

X

j=1

h∇αMj,∇αwti. (1.33)

13

(22)

Es ergibt sich

|τh∇αM1,∇αwti|

≤cτ kukk∇m+1∇wk2+k∇wkk∇m+1uk2

k∇αwtk2

≤cτkuk2m,2k∇m+1∇wk22+ τ

12k∇αwtk22+ck∇wk2m,2k∇m+1uk22+cτ2k∇αwtk22

≤cτ Em(u) Em+1(u) +Em+1(v) + τ

12k∇αwtk22+cEm(u)Em(w) +cEm(w). (1.34) Weiter gilt

|τh∇αM2,∇αwti| ≤cτ kwkk∇m+1∇vk2+k∇vkk∇m+1wk2

k∇αwtk2

≤c kwk2m,2k∇m+1∇vk22+k∇vk2m,2k∇m+1wk22

+cτ2k∇αwtk22

≤cEm+1(v)Em(w) +cEm(w). (1.35)

Außerdem schätzt man ab

|τh∇αM3,∇αwti| ≤cτ2 kutkk∇m+1∇wk2+k∇wkk∇m+1utk2

k∇αwtk2

≤cτ2 kutk2m,2k∇m+1∇wk22+k∇wk2m,2k∇m+1utk22

+cτ2k∇αwtk22

≤cτ Em(u) Em+1(u) +Em+1(v)

+cEm(u)Em(w) +cEm(w). (1.36) Für|τh∇αM4,∇αwti|gilt die Abschätzung

|τh∇αM4,∇αwti| ≤cτ2 kwtkk∇m+1∇vk2+k∇vkk∇m+1wtk2

k∇αwtk2

≤cτ2 kwtk2m,2k∇m+1∇vk22+k∇vk2m,2k∇m+1wtk22

+cτ2k∇αwtk22

≤cEm+1(v)Em(w) +cEm(w). (1.37)

Beim Term|τh∇αM5,∇αwti|nimmt man die übliche Aufteilung vor und erhält

|τh∇αM5,∇αwti| ≤cτ2k∇α((u· ∇)wt)−(u· ∇α∇)wtk2k∇αwtk2

≤cτ2 k∇ukk∇m∇wtk2+k∇wtkk∇m+1uk2

k∇αwtk2

≤cτ2 k∇uk2m,2k∇m∇wtk22+k∇wtk2m,2k∇m+1uk22

+cτ2k∇αwtk22

≤cEm(u)Em(w) +cEm(w). (1.38)

Der letzte Term |τh∇αM6,∇αwti|wird durch

|τh∇αM6,∇αwti| ≤cτ2 kwkk∇m+1∇vtk2+k∇vtkk∇m+1wk2

k∇αwtk2

≤cEm+1(v)Em(w) +cEm(w) (1.39)

abgeschätzt. Die Skalarprodukte schätzt man ab durch

|τhµ∇α∆u,∇αwti| ≤cµ2k∇α∆uk222k∇αwtk22 ≤cµ2Em+2(u) +cEm(w). (1.40) Nun wenden wir ∇α für alle |α| ≤m+ 1auf (1.23) an und multiplizieren mit ε2αwinL2(Rn) um einen Term dtdk∇αwk22 zu erhalten. Es ergibt sich

ε2τ d

dth∇αwt,∇αwi −ε2τk∇αwtk222 d dt

1

2k∇αwk22

2hµ∇α∆u,∇αwi+ε2

6

X

j=1

h∇αMj,∇αwi.

(1.41)

Referenzen