6.2 Dijkstras Algorithmus f¨ ur sssd
Gegeben sind ein (Di)Graph G = (V, E), ein Knoten s ∈ V und eine Gewichtsfunktion w : E → R + ∪ {∞}.
algorithm Dijkstra F :=V \{s }
for all v ∈ F do d [v ] := w (s ,v ) od co d [s ]=0 oc
while F 6=6 0 do
bestimme v ∈ F mit d [v ] minimal F :=F \{v }
for all w ∈ N (v ) do
d [w ] := min { d [w], d [v ]+w (v ,w ) } od
od end
Diskrete Strukturen 6.2 Dijkstras Algorithmus f¨ur sssd 527/566
c
Ernst W. Mayr
Satz 316
Dijkstras Algorithmus berechnet d(s, v) f¨ ur alle v ∈ V ; der Zeitaufwand ist O(n 2 ), der Platzbedarf O(n + m).
Beweis:
Zeit- und Platzbedarf sind aus dem Algorithmus ersichtlich. Die Korrektheit zeigen wir mit einem Widerspruchsbeweis:
Annahme: v sei der erste Knoten, so dass d(s, v) falsch (d. h. zu groß) berechnet wird.
Diskrete Strukturen 6.2 Dijkstras Algorithmus f¨ur sssd 528/566
c
Ernst W. Mayr
Beweis (Forts.):
Diese Situation illustriert folgendes Bild:
Nach Annahme muss dann gelten:
d(w) + w(w, v) < d(s, v 0 ) + w(v 0 , v) = d(v) .
Damit w¨ are d(w) aber kleiner als d(v), und der Algorithmus h¨ atte w und nicht v gew¨ ahlt.
Diskrete Strukturen 6.2 Dijkstras Algorithmus f¨ur sssd 529/566
c
Ernst W. Mayr
Bemerkung:
Mit besseren Datenstrukturen (priority queues – z. B. Fibonacci heaps) kann Dijkstras Algorithmus so implementiert werden, dass er z. B. in Zeit O(m + n · log n) l¨ auft.
Diskrete Strukturen 6.2 Dijkstras Algorithmus f¨ur sssd 530/566
c
Ernst W. Mayr
7. Matchings
Definition 317
Sei G = (V, E) ein Graph.
1
M ⊆ E heißt Matching, falls alle Kanten in M paarweise disjunkt sind.
2
M heißt maximales Matching, falls es kein Matching M 0 in G gibt mit M ( M 0 .
3
M heißt Matching maximaler Kardinalit¨ at (aka Maximum Matching), falls es in G kein Matching M 0 mit |M 0 | > |M| gibt.
4
m(G) ist die Kardinalit¨ at eines Maximum Matchings in G.
Diskrete Strukturen 7.0 Dijkstras Algorithmus f¨ur sssd 531/566
c
Ernst W. Mayr
Beispiel 318
Diskrete Strukturen 7.0 Dijkstras Algorithmus f¨ur sssd 532/566
c
Ernst W. Mayr
7.1 Matchings in bipartiten Graphen Satz 319 (
” Heiratssatz“)
Sei G = (U, V, E) ein bipartiter Graph. Dann ist m(G) = |U | genau dann, wenn gilt:
(∀A ⊆ U )
|A| ≤ |N (A)|
Beweis:
” ⇒“
Offensichtlich.
Diskrete Strukturen 7.1 Matchings in bipartiten Graphen 533/566
c
Ernst W. Mayr
” ⇐“
Sei M ein Maximum Matching in G.
Annahme: Ein Knoten u = u 0 ∈ U sei in M ungematcht.
Wir beginnen in u 0 eine BFS, wobei wir in den ungeraden Schichten (also von U aus) nur ungematchte und in den geraden Schichten (also von V aus) nur gematchte Kanten verwenden. Querkanten bleiben außer Betracht.
Fall 1: Die BFS findet in V einen ungematchten Knoten v. Dann stoppen wir.
Fall 2: Nach Vollendung einer geraden Schicht (mit gematchten Kanten) sind alle Bl¨ atter des BFS-Baums gematcht. Seien U 0 (bzw. V 0 ) die Knoten des aktuellen BFS-Baums in U (bzw. V ). Gem¨ aß Annahme ist |U 0 | > |V 0 |, die alternierende BFS kann also fortgesetzt werden. Da G endlich ist, muss schließlich Fall 1 eintreten.
Diskrete Strukturen 7.1 Matchings in bipartiten Graphen 534/566
c
Ernst W. Mayr
Beweis (Forts.):
” ⇐“(Fortsetzung)
Also existiert per Konstruktion ein Pfad wie in folgender Abbildung:
Ein solcher Pfad, bei dem sich gematchte und ungematchte Kanten abwechseln, heißt alternierender Pfad. Sind, wie hier, Anfangs- und Endknoten ungematcht, heißt der Pfad auch augmentierend.
Vertauscht man auf diesem Pfad gematchte und ungematchte Kanten, erh¨ alt man dadurch ein Matching M 0 mit |M 0 | = |M | + 1, was wiederum einen Widerspruch darstellt:
Diskrete Strukturen 7.1 Matchings in bipartiten Graphen 535/566
c
Ernst W. Mayr
Definition 320
Man definiert f¨ ur einen bipartiten Graphen G = (U, V, E) die Kenngr¨ oße:
δ := δ(G) := max
A⊆U
|A| − |N (A)|
Da bei der Maximumsbildung auch A = ∅ sein kann, ist δ ≥ 0.
Satz 321 Es gilt:
m(G) = |U | − δ .
Diskrete Strukturen 7.1 Matchings in bipartiten Graphen 536/566
c
Ernst W. Mayr
Beweis:
Dass m(G) ≤ |U | − δ gilt, ist offensichtlich. Wir zeigen nun noch, dass auch m(G) ≥ |U | − δ gilt, damit ist der Satz bewiesen.
Betrachte folgenden Graphen:
Man f¨ ugt nun δ neue Knoten hinzu. Von diesen gehen Kanten zu allen Knoten in U , so dass ein K |U|,δ entsteht.
Diskrete Strukturen 7.1 Matchings in bipartiten Graphen 537/566
c
Ernst W. Mayr
Beweis (Forts.):
Der neue Graph erf¨ ullt die Voraussetzungen des Heiratssatzes. Damit gibt es im neuen Graphen ein Matching M 0 mit |M 0 | = |U |. Daraus folgt, dass es im alten Graphen ein Matching der Kardinalit¨ at ≥ |U | − δ geben muss.
Diskrete Strukturen 7.1 Matchings in bipartiten Graphen 538/566
c
Ernst W. Mayr
Definition 322
D ⊆ U ] V heißt Tr¨ ager oder Knoten¨ uberdeckung (vertex cover, VC ) von G, wenn jede Kante in G zu mindestens einem u ∈ D inzident ist.
Beispiel 323
In den F¨ allen a, b und d sind Tr¨ ager gezeigt, in c nicht.
Diskrete Strukturen 7.1 Matchings in bipartiten Graphen 539/566
c
Ernst W. Mayr
Satz 324 Es gilt:
max
|M |; M Matching = min
|D|; D Tr¨ ager
Diskrete Strukturen 7.1 Matchings in bipartiten Graphen 540/566
c
Ernst W. Mayr
Beweis:
” ≤“ Offensichtlich.
” ≥“ F¨ ur ein geeignetes A ⊆ U gilt m(G) = |U | − δ(G) = |U \ A| + |N(A)|:
(U \ A) ∪ N (A) ist Tr¨ ager von G.
Diskrete Strukturen 7.1 Matchings in bipartiten Graphen 541/566
c
Ernst W. Mayr
Sei
M = m ij
1≤i≤n 1≤j≤n
eine (quadratische) Matrix mit m ij ≥ 0. Alle Zeilen- und Spaltensummen von M seien gleich r > 0.
Man ordnet nun M den bipartiten Graphen G = (U, V, E) zu mit
U = {u
1, . . . , u
n}, V = {v
1, . . . , v
n} und {u
i, v
j} ∈ E ⇔ m
ij> 0.
Ein Matching in G entspricht einer Menge von Positionen in M , die alle in verschiedenen Zeilen und Spalten liegen.
Diskrete Strukturen 7.1 Matchings in bipartiten Graphen 542/566
c
Ernst W. Mayr
Beispiel 325 Die Matrix
3 1 1 0
0 1 2 2
0 0 2 3
2 3 0 0
entspricht dem Graphen
Diskrete Strukturen 7.1 Matchings in bipartiten Graphen 543/566
c
Ernst W. Mayr