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Prognose der österreichischen Wirtschaft 2010-2011

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SPERRFRIST: Freitag, 26. März 2010, 11:00 Uhr

Prognose der österreichischen Wirtschaft 2010-2011

März 2010

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Prognose der österreichischen Wirtschaft 2010-2011

Jahresmodell LIMA/05

März 2010

Die ökonometrischen Modellprognosen werden von einer Arbeitsgruppe der Abteilung Ökonomie erstellt:

Bernhard Felderer Ines Fortin Daniela Grozea-Helmenstein Jaroslava Hlouskova Helmut Hofer Robert M. Kunst

Ulrich Schuh Wolfgang Schwarzbauer Edith Skriner Ludwig Strohner Klaus Weyerstraß

Ökonometrisches Forschungsprogramm des Instituts für Höhere Studien

Institut für Höhere Studien (IHS), Wien

Institute for Advanced Studies, Vienna

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Helmut Hofer

: +43/1/599 91-251 email: hofer@ihs.ac.at Ulrich Schuh

: +43/1/599 91-148 email: schuh@ihs.ac.at Tanja Gewis

Public Relations

: +43/1/599 91-122 email: gewis@ihs.ac.at

Das Institut für Höhere Studien (IHS) wurde im Jahr 1963 auf Initiative von Paul F. Lazarsfeld und Oskar Morgenstern mit Unterstützung durch die Ford Foundation, das Österreichische Bundes- ministerium für Unterricht und die Stadt Wien als ein privater gemeinnütziger Verein gegründet. Seit seinen Anfängen ist das IHS dem Prinzip verpflichtet, dass wissenschaftliche Forschung und Zusammenarbeit eine Plattform für kritische Diskussion, Konsensfindung und sowohl offene als auch kritische wissenschaftliche Expertise bietet. Das höchste Organ des Instituts ist ein Kuratorium, das sich aus bedeutenden Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zusammensetzt.

Außerdem wird das Institut von einem international besetzten Beirat unterstützt. Die Finanzierung erfolgt über Subventionen des Bundes (BM für Finanzen und BM für Wissenschaft und Forschung), der Oesterreichischen Nationalbank, der Gemeinde Wien und sonstiger Institutionen. Über 40 % des Institutsbudgets wird durch Auftragsforschung erwirtschaftet.

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1. Einleitung und Zusammenfassung 1

Texttabelle: Wichtige Prognoseergebnisse ... 4

Abbildungen: Wichtige Prognoseergebnisse ... 5/6

2. Die internationale Konjunktur 7

2.1 Internationale Konjunkturprognosen ... 7

2.2 Länderprognosen ... 9

Texttabelle: Internationale Rahmenbedingungen ... 18

3. Die österreichische Außenwirtschaft 19

Abbildung: Wachstumsbeiträge der realen Endnachfragekomponenten ... 20

4. Perspektiven der Inlandskonjunktur 21

Abbildung: Sparquote der privaten Haushalte ... 21

Abbildung: Beurteilung der Auftragsbestände ... 23

Abbildung: Produktionstätigkeit der nächsten drei Monate ... 23

Abbildung: Kapazitätsauslastung in der österreichischen Industrie ... 24

Abbildung: Gesamtstaatliche Defizitquoten in ausgewählten europäischen Ländern . 26 Abbildung: Inflationsrate ... 28

Texttabelle: Arbeitsmarktentwicklung 2010 ... 29

5. Monetäre Prognose 31

Texttabelle: Leitzinsen ... 31

Abbildung: Ergebnisse der monetären Prognose ... 33

Tabellenanhang 34

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Zusamm e

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1. Einleitung und Zusammenfassung

Budgetkonsolidierung ab 2011 notwendig

Die österreichische Wirtschaft ist im Jahresdurchschnitt 2009 laut der vorläufigen Quartalsrechnung um 3.6 % geschrumpft. Im Vergleich dazu betrug der Wirtschaftsrückgang im Euroraum 4.1 %. Die weltweite Rezession führte zu starken Einbrüchen bei den Exporten und den Investitionen. Unterstützt durch die staatlichen Stimulierungspakete (insbesondere die Steuerreform), ist die Konsumnachfrage in Österreich relativ stabil geblieben. Nach den starken BIP-Rückgängen im vierten Quartal 2008 und im ersten Quartal 2009 überwand die österreichische Wirtschaft die Rezession im dritten Quartal 2009 mit einem Wachstum von 0.5 % gegenüber dem Vorquartal. Im vierten Quartal hat die Wirtschaft um 0.4 % zugelegt. Die vorliegenden Frühindikatoren deuten weiterhin auf eine verhaltene Wirtschafts- belebung hin. Vor diesem Hintergrund lässt das Institut seine BIP-Prognose unverändert und erwartet für den Jahresdurchschnitt 2010 ein Wachstum von 1.3 %. Für 2011 wird ein Wert von 1.7 % pro- gnostiziert.

Nach der schwersten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2009 wieder auf einen Wachstumskurs eingeschwenkt. Beim Expansionstempo zeichnen sich allerdings deutliche regionale Unterschiede ab. Besonders kräftig entwickelten sich die Volkswirt- schaften in Asien. Mit einem Wachstum um 1.4 % gegenüber dem Vorquartal legte auch die US-Wirt- schaft im Schlussquartal 2009 kräftig zu. Nach einer spürbaren Beschleunigung im dritten Quartal ver- langsamte sich das Wirtschaftswachstum in Europa im vierten Quartal hingegen auf 0.1 %. Die vorlie- genden Informationen deuten weiterhin auf einen eher zögerlichen Aufschwung hin, insbesondere in Europa. Zusätzlich dämpft der lange und strenge Winter die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal.

Dieser Prognose liegt daher folgende Einschätzung der internationalen Konjunktur zugrunde: Die Industrieländer wachsen im Prognosezeitraum um rund 2 %. Dabei wird die US-Wirtschaft heuer um 2.8 % expandieren, nächstes Jahr sollte das Wachstum 2.4 % betragen. Für den Euroraum wird hingegen nur ein Wachstum von 1 % erwartet, das sich 2011 auf 1.5 % beschleunigen sollte. Mit 1.4 % bzw. 2.6 % bleibt das Wirtschaftswachstum auch in Mittel- und Osteuropa verhalten.

Es bestehen weiterhin beträchtliche Risiken für die Weltkonjunktur. So könnte ein zu schnelles Auslau- fen der äußerst expansiven Wirtschaftspolitik, aber auch ein zu langes Hinauszögern der Rückführung der Budgetdefizite das Wachstum, letzteres eher in mittlerer Frist, spürbar negativ beeinflussen. Allfäl- lige durch die realwirtschaftliche Krise verursachte hohe Kreditausfälle könnten den Bankensektor be- lasten und die Finanzierungsbedingungen für Haushalte und Unternehmen verschlechtern.

Nachdem der private Konsum in Österreich bereits im Vorjahr stabilisierend wirkte, geht das Institut von einer Zunahme um 0.7 % bzw. 1.1 % im Prognosezeitraum aus. Die Prognose unterstellt dabei, dass sich vor dem Hintergrund der mäßigen Einkommensdynamik die Tendenz einer steigenden Spar- quote nicht fortsetzt, diese fällt laut Prognose um 0.2 bzw. 0.4 Prozentpunkte.

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Laut den Daten der vorläufigen Quartalsrechnung ist die Investitionsnachfrage im Vorjahr aufgrund der Konjunkturkrise massiv eingebrochen. Zwar verbessert sich das internationale Umfeld, andere Fak- toren, insbesondere die niedrige Kapazitätsauslastung, aber auch ungünstige Finanzierungsbedingun- gen, die weiterhin bestehenden Unsicherheiten über die Wirtschaftsentwicklung sowie die notwendi- gen Konsolidierungsbemühungen dämpfen aber die Investitionsnachfrage. Daher erwartet das Institut für das heurige Jahr nur ein Wachstum von 1 % bei den Ausrüstungsinvestitionen und eine Stabilisie- rung bei den Bauinvestitionen (-0.5 %). Die gesamten Bruttoinvestitionen legen um 0.7 % zu. Auch nächstes Jahr wird die Investitionsnachfrage nur wenig dynamisch ausfallen. Laut Prognose wachsen die Bruttoinvestitionen um 1.7 %.

Die Rezession hat voll auf den Welthandel durchgeschlagen. Die österreichische Außenwirtschaft wurde schwer getroffen, die realen Güterexporte laut VGR sind 2009 um 17.7 % eingebrochen. Auf- grund der schwachen Binnennachfrage und der Vorleistungsverflechtungen sind auch die Importe markant zurückgegangen (-13.6 %). Erstmals seit 2003 ging von der Außenwirtschaft ein negativer Wachstumsbeitrag aus. Die deutlich verbesserten internationalen Rahmenbedingungen im Verein mit dem etwas schwächeren Euro sollten in diesem Jahr zu einer spürbaren Belebung der Exportdynamik führen. Das Institut geht davon aus, dass die realen Warenexporte um 6.4 % steigen. Für die Exporte im weiteren Sinn laut VGR wird eine Ausweitung um 5.3 % erwartet. Die Güterimporte wachsen laut Prognose um 5.2 %, die Importe im weiteren Sinn laut VGR um 4.6 %. Im nächsten Jahr dürfte sich die Außenhandelsdynamik marginal abschwächen. Von der Außenwirtschaft wird in beiden Jahren ein positiver Wachstumsbeitrag ausgehen.

Aufgrund der rückläufigen Energie- und Rohstoffpreise sowie der äußerst schwachen Konjunktur be- trug die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt 2009 nur 0.5 %. Seit einigen Monaten pendelt der Preis- auftrieb um die 1-Prozent-Marke. Die kräftige Erhöhung der Lohnstückkosten im Vorjahr sowie die an- ziehenden Energiepreise, auch aufgrund der Abwertung des Euro, sollten im Prognosezeitraum zu einer Belebung des Preisauftriebs führen. Von der verhaltenen Konjunktur gehen allerdings keine preistreibenden Impulse aus und der Überwälzungsspielraum für die Unternehmen bleibt gering. Folg- lich erwartet das Institut für den Jahresdurchschnitt 2010 eine Inflationsrate von 1.3 %. Nächstes Jahr könnte der Preisauftrieb etwas zunehmen, mit 1.6 % aber immer noch moderat bleiben.

Die Folgen des tiefen Wirtschaftseinbruchs zeigen sich am Arbeitsmarkt. Im Vorjahr kletterte die Arbeitslosenquote von 5.8 % auf 7.2 %. Dabei haben die Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik (etwa die Kurzarbeit und die Ausweitung der Schulungsmaßnahmen) den Anstieg der Arbeitslosigkeit begrenzt. Nachdem im Vorjahr die Beschäftigung um 1.4 % zurückgegangen ist, wird für heuer eine Stabilisierung erwartet, im Jahresdurchschnitt dürfte die Beschäftigung aber noch um 0.3 % zurückge- hen. Die Zahl der als arbeitslos vorgemerkten Personen wird um 20,000 Personen zunehmen, sodass heuer mit einer Arbeitslosenquote von 7.7 % gerechnet werden muss. 2011 legt die Beschäftigung laut Prognose moderat zu (0.6 %) und auch das Arbeitskräfteangebot weitet sich wieder etwas aus, somit verharrt die Arbeitslosenquote auf dem Wert von 2010. Die Arbeitslosenquote laut Eurostat-Definition wird in beiden Prognosejahren 5.5 % betragen.

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Die Rezession hat weltweit zu äußerst hohen Budgetdefiziten geführt. Auch in Österreich wird die Budgetentwicklung im Prognosezeitraum von den Folgen der Wirtschaftskrise dominiert. Laut den gegenwärtig vorliegenden Informationen belief sich das Defizit der öffentlichen Haushalte im Vorjahr auf 3.5 % des BIP und ist damit etwas geringer als erwartet ausgefallen. Für 2010 erwartet das Institut nunmehr eine Defizitquote von 4.7 %. Für 2011 wird ein Wert von 4 % unterstellt. Das Institut begrüßt die Konsolidierungsanstrengungen der österreichischen Bundesregierung. Notwendig erscheint aber insbesondere in mittlerer Frist eine stärkere Dämpfung der Ausgabendynamik. Die Ausschöpfung aller Effizienzpotenziale, etwa die Umsetzung der Verwaltungsreform, bei der Regelung der Beziehung der Gebietskörperschaften untereinander, aber auch im Bildungs- und Gesundheitswesen, ist unbedingt erforderlich. Nur so können ein über den Konjunkturzyklus ausgeglichener Haushalt erreicht und die Finanzierung von notwendigen Zukunftsinvestitionen (etwa im Bereich der Bildung oder Infrastruktur) gesichert werden.

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Wichtige Prognoseergebnisse

Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent

*) absolute Werte

2009 2010 2011

Bruttoinlandsprodukt, real -3.6 1.3 1.7

Privater Konsum, real 0.4 0.7 1.1

Bruttoinvestitionen insgesamt, real -9.3 0.7 1.7 Ausrüstungsinvestitionen, real -9.7 1.0 3.0 Bauinvestitionen, real -6.1 -0.5 0.0

Inlandsnachfrage, real -1.8 0.9 1.0

Exporte i.w.S., real -15.5 5.3 5.4

Waren, real (laut VGR) -17.7 6.4 5.9 Reiseverkehr, real (laut VGR) -5.5 -1.0 1.0

Importe i.w.S., real -13.6 4.6 4.6

Waren, real (laut VGR) -14.7 5.2 4.8 Reiseverkehr, real (laut VGR) -1.1 -1.0 1.0

Unselbständig Aktiv-Beschäftigte -1.4 -0.3 0.6

Arbeitslosenquote: Nationale Definition*) 7.2 7.7 7.7

Arbeitslosenquote: Eurostat-Definition*) 4.9 5.5 5.5

Bruttolohnsumme pro Aktiv-Beschäftigten 2.8 1.1 1.7

Preisindex des BIP 1.9 1.1 1.3

Verbraucherpreisindex 0.5 1.3 1.6

3-Monats-Euribor*) 1.2 1.0 1.8

10-Jahres-BM-Rendite öst.Staatsanleihen*) 3.9 3.8 4.4

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WICHTIGE PROGNOSEERGEBNISSE / 1

-10 % -8 % -6 % -4 % -2 % 0 % 2 % 4 % 6 %

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

% gegenüber Vorjahr

BIP - Konsum - Investitionen real

BIP Konsum Investitionen

-2 % -1 % 0 % 1 % 2 % 3 % 4 %

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

% gegenüber Vorjahr

Löhne - Preise - Beschäftigung

Löhne Preise Beschäftigung

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WICHTIGE PROGNOSEERGEBNISSE / 2

2 % 3 % 4 % 5 % 6 % 7 % 8 %

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Arbeitslosenquote

Nationale Definition EUROSTAT Definition

-20 % -15 % -10 % -5 % 0 % 5 % 10 % 15 %

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

% gegenüber Vorjahr

Importe (i.w.S.) - Exporte (i.w.S.)

Importe Exporte

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Internationale Konjunktur

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2. Die internationale Konjunktur

2.1 Internationale Konjunkturprognosen

Im Krisenjahr 2009 ist die globale Wirtschaftsleistung voraussichtlich um 0.9 % zurückgegangen. Der- zeit befindet sich die Weltwirtschaft jedoch auf dem Weg einer schrittweisen Normalisierung. Die Impulse kommen vorwiegend aus den Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien. Auch in den großen Wirtschaftsräumen USA, Japan und Europäische Union hat die Konjunktur inzwischen wieder angezogen. Die Erholung der Weltkonjunktur dürfte 2010 aber voraussichtlich holprig verlaufen. Rück- schläge könnten sich durch eine zu restriktive Geldpolitik oder zu rasch steigende Rohstoffpreise ergeben. Am Arbeitsmarkt dürften die Probleme gravierend bleiben. Viele Länder haben im Kampf gegen die Krise milliardenschwere Konjunkturpakete aufgelegt und damit die Staatsverschuldung in die Höhe getrieben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) empfiehlt trotzdem, dass sich die meisten Industriestaaten mit einem Ausstieg aus den Konjunkturhilfen bis mindestens 2011 Zeit lassen sollten. Eine konsequente Sanierung der Staatsfinanzen steht daher erst in den folgenden Jahren bevor.

Die Stimmung in der Weltwirtschaft ist zum Jahresauftakt 2010 so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Im Februar wies etwa der JPMorgan Global Manufacturing and Services Purchasing Managers’ Index zum siebenten Mal in Folge auf eine Ausweitung der Weltwirtschaft hin. Demgemäß könnte das globale Wirtschaftswachstum zwischen 3 % und 4 % liegen. Eine starke Belebung verzeichnet insbe- sondere die Güterverarbeitende Industrie, für den Dienstleistungssektor wird hingegen eine schwä- chere Entwicklung angezeigt. Auch der vom ifo Institut erhobene Weltwirtschaftsklimaindikator stieg zum vierten Mal in Folge. Vor allem die Entwicklung in Asien hat zum überdurchschnittlich guten Wirt- schaftsklima beigetragen. In allen anderen großen Wirtschaftsregionen liegt der Indikator dagegen weiterhin unter seinem langjährigen Mittelwert. Weltweit schätzen die befragten Experten die derzei- tige Wirtschaftslage jedoch besser ein als im vergangenen Herbst. Auch die Entwicklung in den kom- menden sechs Monaten wird zuversichtlicher beurteilt, was für eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung der Weltwirtschaft spricht. Die Entwicklung des Baltic Dry Index, ein verlässlicher Frühindika- tor für den Welthandel, stützt diese Erwartungen.

Seit Mitte 2009 hat sich der Welthandel wieder belebt. Laut Prognose wird er im Jahresdurchschnitt 2010 um 9 % zulegen, nach einem Rückgang um 13.2 % im Jahr 2009. Die globale Wirtschafts- leistung könnte 2010 um 3 % wachsen, verglichen mit einem Rückgang um 0.9 % 2009. In den OECD-Ländern ist das BIP im Jahr 2009 um 3.5 % gesunken. 2010 dürfte es um 1.9 % zulegen. Die gesamtwirtschaftliche Produktion im Euroraum ist 2009 um 4.1 % geschrumpft. Die weltweite konjunk- turelle Erholung sollte 2010 ein BIP-Wachstum von 1 % ermöglichen.

Die globale Konjunkturbelebung hat zu Preissteigerungen bei Rohstoffen geführt. Der Ölpreis ist im Februar auf durchschnittlich 85.8 USD geklettert. Er war somit um 70.1 % höher als im Vergleichszeit- raum des Vorjahres. Die Rohstoffpreise ohne Energie haben im Vorjahresvergleich um 26 % zugelegt.

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Nach 61.7 USD im Jahresdurchschnitt 2009 wird für 2010 ein Ölpreis von 85 USD pro Fass unterstellt.

Im Februar kostete ein Euro im Monatsdurchschnitt 1.37 USD. Der Wechselkurs hat im Vergleich zum Vorjahr um 6.9 % nachgegeben. Für den Jahresdurchschnitt 2010 wird ein Wert von 1.35 USD/EUR angenommen, nach 1.39 USD/EUR 2009.

Auch die Wirtschaft Lateinamerikas bekam 2009 die globale Wirtschaftskrise zu spüren. Laut IWF ist die Wirtschaftsleistung um 2.3 % gesunken. Der Rückgang ist somit weniger dramatisch ausgefallen als in den entwickelten Volkswirtschaften. Beschäftigungsprogramme, Steuersenkungen und niedrige Kreditkosten haben dazu beigetragen, dass sich die brasilianische Wirtschaft rascher als erwartet erholen konnte. Am Beginn 2010 erweist sich die Inlandsnachfrage als sehr belebt. Die Wirtschaft ver- zeichnet derzeit hohe Kapitalzuflüsse und einen starken Beschäftigungszuwachs. Der IWF erwartet, dass Brasilien 2010 ein BIP-Wachstum von 4.7 % erzielen könnte, nach einem Rückgang um 0.4 % 2009. Aufgrund der zunehmenden Nachfrage aus dem In- und Ausland dürfte die mexikanische Wirt- schaft 2010 um 4 % wachsen. Durch die auflebende internationale Nachfrage nach Rohstoffen werden die Exporte des gesamten Wirtschaftsraums 2010 wieder steigen, das BIP wird dabei um 3.7 % zulegen.

Die asiatischen Schwellenländer haben die Weltwirtschaft aus der Krise geführt. Die Konjunktur in China und Indien wurde von der Inlandsnachfrage getragen, gestützt durch umfangreiche Konjunktur- programme. China und Indien wiesen somit 2009 mit 8.7 % bzw. 5.6 % ein vergleichsweise kräftiges Wirtschaftswachstum auf. Chinas Wirtschaft wird 2010 um 9.5 % wachsen. Begünstigt wird die Ent- wicklung von den steigenden Investitionen und vom zunehmenden Konsum der privaten Haushalte.

Hinzu kommen neue Impulse aus dem Außenhandel. Die größte Herausforderung für die chinesische Wirtschaftspolitik besteht darin, eine mögliche Überhitzung abzuwehren. Derzeit steigen die Immo- bilienpreise und die Kreditnachfrage stark an. In Indien könnte die Wirtschaft 2010 laut Regierung um 8.2 % wachsen. In beiden Ländern nimmt der Inflationsdruck zu, daher wird eine restriktivere Geldpoli- tik erwogen. Die Tigerstaaten, deren Volkswirtschaften einen sehr hohen Offenheitsgrad aufweisen, haben den zu Beginn 2009 erlittenen drastischen Wirtschaftseinbruch rasch überwunden. Im vierten Quartal 2009 verzeichneten alle Länder im Vorjahresvergleich ein positives Wirtschaftswachstum.

2010 dürfte die Wirtschaftsentwicklung weiterhin robust bleiben. Der IWF erwartet in den asiatischen Schwellenländern inklusive China und Indien ein Wirtschaftswachstum von 8.4 %, verglichen mit 6.5 % 2009.

In der Europäischen Union hat 2009 der globale Nachfrageeinbruch tiefe Spuren hinterlassen. In der EU-27 und im Euroraum betrug der Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion 4.2 % bzw.

4.1 %. Die deutsche und die italienische Wirtschaft wurden vom globalen Nachfrageeinbruch beson- ders stark getroffen. Für 2010 wird für die EU-27 und für den Euroraum jeweils ein Zuwachs von 1 % prognostiziert. Im Jahr 2009 hat vor allem der massive Einbruch des Welthandels die Wirtschafts- entwicklung im Euroraum geprägt. Starke Zurückhaltung gab es auch bei den privaten Investitionen.

Fallende Inflationsraten und die schlechten Wirtschaftsaussichten bewogen die Europäische Zentral- bank im Mai 2009, den Leitzins auf 1 % zu senken, und bis zum Jahresende ist kein weiterer Zins- schritt erfolgt. 2009 erreichte der Leitzins somit das niedrigste Niveau seit der Euro-Einführung im Jahr

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1999. Die stärkste Dynamik für die Wirtschaften im Euroraum wird 2010 voraussichtlich von der Nachfrage aus den Ländern außerhalb der Währungsunion ausgehen. Davon werden die exportorien- tierten Ökonomien, wie beispielsweise Deutschland, am meisten profitieren. Die Konsumnachfrage bleibt wegen der hohen Arbeitslosigkeit und der Einkommensentwicklung gedämpft. Aufgrund der schwachen Binnennachfrage erwartet das Institut auch für die kommenden Monate keinen weiteren Zinsschritt. Ein Inflationsdruck könnte von den Rohstoffpreisen verursacht werden, von der Binnen- nachfrage dürfte hingegen kein Preisdruck ausgehen.

Nach einem kräftigen Wachstum im dritten Quartal ist der Aufschwung im Euroraum im vierten Quartal vorübergehend fast zum Stillstand gekommen. Das BIP ist um 0.1 % gegenüber dem Vorquartal ge- stiegen, gegenüber dem Vorjahresquartal ist es um 2.1 % geschrumpft. Nur die Exportnachfrage konnte im Quartalsvergleich zulegen. Im ersten Quartal dieses Jahres dürfte die Konjunktur des Euro- raums etwas an Fahrt aufgenommen haben. Der Markit-Einkaufsmanagerindex unterstreicht diese Erwartung. Laut der zugrunde liegenden Umfrage wird die Erholung von den Exporten getrieben. Der ifo Indikator für das Wirtschaftsklima im Euroraum stieg im ersten Quartal 2010 zum vierten Mal in Folge. Sowohl die Urteile zur aktuellen wirtschaftlichen Situation als auch die Erwartungen für die nächsten sechs Monate haben sich aufgehellt. Das Wirtschaftsklima hat sich insbesondere in Deutschland und Italien sowie in Österreich, Belgien und den Niederlanden verbessert. Hingegen ver- schlechterte es sich in Frankreich, Portugal, Slowenien, Griechenland und Zypern.

Im Jänner 2010 betrug die Arbeitslosenquote im Euroraum 9.9 %. Die höchste Arbeitslosigkeit ver- zeichnete Spanien mit 18.3 %. Die niedrigste Quote gab es in den Niederlanden mit 4.2 %. Die Infla- tionsrate im Euroraum, gemessen am Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), be- trug im Februar 0.9 %. Unter dem Durchschnitt des Euroraums lagen die Preissteigerungsraten in Irland und der Slowakei mit -2.4 % bzw. -0.2 %. Im Vergleich dazu stiegen die Preise in Österreich um 0.9 %. Zypern und Griechenland verzeichneten mit 2.8 % bzw. 2.9 % die höchsten Inflationsraten.

2.2 Länderprognosen

Deutschland wurde vom Einbruch der Weltkonjunktur besonders hart getroffen. Das BIP ist 2009 um 5 % geschrumpft. Nach einem drastischen Rückgang im ersten Quartal haben sich jedoch die Wirt- schaftsbedingungen im Jahresverlauf verbessert. Die Impulse kamen vom Welthandel und den Kon- junkturpaketen im In- und Ausland. Trotz des starken Euro ging es mit den deutschen Exporten Schritt für Schritt aufwärts. Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge und andere Investitionsgüter wurden besonders in Asien und im arabischen Raum nachgefragt. Durch das belebte Wachstum im zweiten Halbjahr hat die Wirtschaft Ende 2009 bereits ein Viertel des Produktionseinbruchs aufgeholt. 2010 hält das Institut einen verhaltenen Konjunkturaufschwung für wahrscheinlich. Demnach könnte die Wirtschaftsleistung um 1.4 % zunehmen. Die Erholung dürfte erneut von der Exporttätigkeit angetrieben werden. Der private Konsum könnte hingegen wieder langsamer wachsen, was auf auslaufende Konjunkturpakete und auf die sich weiter verschlechternden Arbeitsmarktbedingungen zurückzuführen ist. Die Preise werden 2010 voraussichtlich wieder etwas anziehen.

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Nach einem starken Aufschwung im dritten Quartal ist das deutsche BIP im vierten Quartal 2009 nicht mehr weiter gewachsen, zum Vorjahresquartal sank es um 2.4 %. Abgesehen von den Exporten haben sich alle BIP-Komponenten abgeschwächt. Im ersten Quartal 2010 dürfte die deutsche Kon- junktur etwas Fahrt aufgenommen haben, die Impulse gingen wiederum von den Exporten aus, eine Belebung könnte auch in der Investitionstätigkeit eingesetzt haben. Eine Beschleunigung des Kon- junkturaufschwungs im zweiten Quartal ist sehr wahrscheinlich.

Die schlechten Witterungsbedingungen zu Jahresbeginn haben die Baukonjunktur lahmgelegt. Positiv entwickelte sich hingegen die Industrieproduktion. Die Güterverarbeitende Industrie hält die deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs. Der Sektor steigerte seine Umsätze so kräftig wie seit über zweiein- halb Jahren nicht mehr, wie das Markit-Institut zu seiner Umfrage mitteilte. Leicht abgeschwächt setz- ten die Dienstleister ihren Aufschwung fort. Das ifo Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft ist im Februar zum ersten Mal seit zehn Monaten nicht mehr gestiegen. Verantwortlich für den Rückgang ist insbesondere die Entwicklung im Einzelhandel, bei dem es im Februar zu einem Rückschlag ge- kommen ist. Insgesamt bewerten die Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage etwas ungünstiger als im Vormonat. Ihre Geschäftsperspektiven für das nächste Halbjahr schätzen sie dagegen positiver ein als zuletzt. Die wirtschaftliche Erholung dürfte sich daher nach dem Winter fortsetzen. Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erwartet bessere Geschäftsbedingungen, und erstmals seit längerem überwiegt bei den befragten Unternehmen der Optimismus. Insgesamt wird daher die Investitionstätigkeit, wenngleich ausgehend von einem niedrigen Niveau, in diesem Jahr einen positiven Konjunkturimpuls setzen. Das Vertrauen der Konsumenten hat sich laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) etwas verschlechtert, was auf die zunehmend schwieriger werdende Situation am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten und auf die stagnierenden Einkommenser- wartungen zurückzuführen ist. Die Arbeitslosenquote betrug im Jänner 7.5 %. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar um 0.4 %. Die Erzeugerpreise lagen im Februar noch immer um 2.9 % unter dem Vorjahresniveau. Sie beeinflussen die allgemeine Teuerung zwar nicht direkt, schlagen aber erfah- rungsgemäß mit einiger Verzögerung zumindest teilweise auf die Verbraucherpreise durch.

Das italienische BIP ist 2009 um 5 % geschrumpft. Die exportorientierten Branchen haben dabei den größten Einbruch erlitten, und aufgrund der geringen Kapazitätsauslastung sind auch die Investitionen deutlich zurückgegangen. Nach dem drastischen Rückgang in der ersten Jahreshälfte hat sich die Konjunktur in den Sommermonaten stabilisiert. Die Exportwirtschaft verzeichnete eine leichte Bele- bung und die Fahrzeug- und Maschinenindustrie profitierte von den öffentlichen Hilfsprogrammen und von Steuererleichterungen. 2010 wird die wirtschaftliche Dynamik schwach bleiben. Leichte positive Impulse werden von der Inlandsnachfrage ausgehen. Mit der auflebenden Nachfrage aus dem In- und Ausland dürften die Ausrüstungsinvestitionen wieder zunehmen. Für die Baubranche bleiben hinge- gen die Aussichten für das laufende Jahr weiterhin düster. Am Arbeitsmarkt könnten sich die Bedin- gungen im Jahresverlauf etwas aufhellen. Der private Konsum wird sich daher langsam erholen. Somit könnte die italienische Wirtschaft 2010 um 0.5 % wachsen. Der Preisauftrieb dürfte dabei moderat ausfallen.

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Im vierten Quartal 2009 ist das BIP zum Vorquartal um 0.2 % bzw. um 2.8 % zum Vorjahresquartal gesunken. Zum Rückgang beigetragen haben alle Hauptkomponenten der Inlandsnachfrage, und die Exportnachfrage fiel deutlich verhaltener aus als im Vorquartal. Auch im ersten Quartal 2010 dürfte die italienische Konjunktur noch nicht in Schwung gekommen sein. Für die kommenden Monate ist jedoch mit einer positiven BIP-Wachstumsrate zu rechnen. Laut Istituto di Studi e Analisi Economica (Isae) ist der Vertrauensindex der Güterverarbeitenden Industrie im Februar weiter angestiegen, weil die Unter- nehmen erwarten, dass die schärfste Rezession innerhalb der letzten sechs Jahrzehnte inzwischen überwunden wurde. Die Verbraucherpreise sind im Februar gegenüber dem Vorjahr um 1.2 % gestie- gen, die Produktionspreise sanken im Jänner um 0.3 %. Die Arbeitslosenquote belief sich auf 8.6 %.

Die französische Wirtschaft ist 2009 voraussichtlich um 2.2 % geschrumpft. Nach dem starken Ein- bruch im ersten Quartal verzeichnete sie drei Quartale in Folge positive Wachstumsraten. Der Jahres- rückgang ist somit deutlich schwächer ausgefallen als in den großen Nachbarländern. Einkommens- zuwächse haben den Konsum gestützt, und auch die Stimulierungsmaßnahmen im Bereich Infrastruk- tur und in der Fahrzeugindustrie haben ein weiteres Abrutschen in die Rezession verhindert. Die Fahr- zeugbranche profitierte 2009 darüber hinaus von den Stimulierungsmaßnahmen (Abwrackprämien) in den Nachbarländern. 2010 wird die französische Wirtschaft an Dynamik gewinnen, die Impulse werden primär von der Inlandsnachfrage ausgehen. Durch die erwartete Stabilisierung am Arbeits- markt gewinnt der private Konsum an Fahrt und die Investitionstätigkeit wird sich wieder ausweiten.

Demnach dürfte das französische BIP 2010 um 1.5 % zulegen. Die Inflation wird voraussichtlich etwas anziehen.

Das BIP ist im vierten Quartal 2009 im Vergleich zum Vorquartal um 0.6 % gewachsen, gegenüber dem Vorjahr ging es um 0.3 % zurück. Der private Konsum und die Staatsausgaben haben zum positi- ven Quartalsergebnis beigetragen. Im ersten Quartal 2010 dürfte sich die Wachstumsdynamik jedoch etwas verlangsamt haben. Der Markit-Einkaufsmanagerindex deutet darauf hin, dass im Februar das Expansionstempo in der Güterverarbeitenden Industrie und im Dienstleistungssektor etwas nachge- lassen hat. Die Auslandsaufträge haben hingegen deutlich zugenommen, was von den Unternehmen primär auf die Wechselkursentwicklung zurückgeführt wird. Die Inflation nimmt wieder zu. Im Februar sind die Verbraucherpreise um 1.3 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Produktionspreise stiegen im Jänner um 0.4 %. Die Arbeitslosenquote ist im Februar auf 10.1 % geklettert.

Das Vereinigte Königreich verzeichnete 2009 einen BIP-Rückgang um 5 %. Neben dem krisenge- schüttelten Dienstleistungssektor hat sich – wie in den anderen Ländern der EU – der konjunkturelle Abschwung in der Außenwirtschaft und bei den Investitionen niedergeschlagen. Aufgrund der rück- läufigen Wirtschaftsentwicklung haben sich im Jahresverlauf die Bedingungen am Arbeitsmarkt deut- lich verschlechtert. Wegen der schleppenden Nachfrage und der Rohstoffpreisentwicklung ist die Infla- tion markant gesunken. Der Leitzins erreichte ein Rekordtief von 0.5 %. 2010 könnte die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs um 0.8 % wachsen. Die Korrektur am Immobilienmarkt dürfte dann abge- schlossen sein. Die Exportwirtschaft wird von der Wechselkursentwicklung profitieren. Die privaten Haushalte werden sich hingegen bei den Ausgaben zurückhalten. Die notwendigen Konsolidierungs- maßnahmen der öffentlichen Hand dürften den Aufschwung bremsen. Der starke Anstieg der Inflation

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am Beginn 2010 ist auf temporäre Faktoren zurückzuführen. Im Jahresverlauf ist daher mit einem Ab- flachen der Teuerung zu rechnen. Die Arbeitslosigkeit dürfte 2010 leicht sinken. Aufgrund des erwartet schwachen Aufschwungs wird die Bank of England den Kurs der expansiven Geldpolitik voraussicht- lich auch 2010 beibehalten.

Im vierten Quartal 2009 ist die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs im Vergleich zum Vorquartal um 0.3 % gewachsen bzw. um 3.3 % zum Vorjahresquartal geschrumpft. Zum Quartalswachstum haben der private und der öffentliche Konsum sowie die Exporte beigetragen. Im ersten Quartal 2010 dürfte sich die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs moderat ausgeweitet haben. Nach einem witterungs- bedingten Rückgang im Jänner hat die Produktion in der Güterverarbeitenden Industrie etwas Fahrt aufgenommen. Laut Chartered Institute of Purchasing and Supply (CIPS) verzeichnete der Dienst- leistungssektor im Februar das stärkste Wachstum seit drei Jahren. Die Auftragslage in der Güterver- arbeitenden Industrie und im Dienstleistungssektor weist auf eine Ausweitung der Geschäfte in den kommenden Monaten hin. Seit dem Jahresbeginn stabilisiert sich der Arbeitsmarkt. Die Recruitment and Employment Confederation (REC) und die KPMG registrierten im Februar eine Zunahme der Voll- zeit-Einstellungen und einen Rückgang bei den Teilzeitkräften. Die Arbeitslosenquote ist auf 4.9 % ge- fallen. Die Produktionspreise legten um 4.1 % zu. Der Preisanstieg zu Jahresbeginn ist auf die Erhö- hung der Mehrwertsteuer und auf die Teuerung von Energie zurückzuführen. Die Verbraucherpreise sind im Jänner um 3.4 % gestiegen.

Die Wirtschaft der Schweiz ist 2009 in eine Rezession abgerutscht. Der BIP-Rückgang betrug 1.5 %.

Der größte Einbruch wurde in der Außenwirtschaft verzeichnet, gefolgt von den Ausrüstungsinvestitio- nen. Trotz freier Kapazitäten und deutlicher Gewinnrückgänge hat sich der Beschäftigungsabbau in Grenzen gehalten, weil viele Firmen die Möglichkeit der Kurzarbeit ausgeschöpft haben. Die Verbrau- cherpreise sind 2009 um 0.5 % gesunken. Zu Beginn des laufenden Jahres gewinnt die konjunkturelle Erholung an Fahrt. 2010 könnte die Wirtschaft um 1.6 % wachsen. Die Dynamik wird von der Export- nachfrage und den Investitionen ausgehen. Positiv auf die Konjunkturbelebung wirkt sich die geringe Teuerungsrate aus. Trotz der expansiven Geldpolitik in der Schweiz und im Ausland rechnet das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mit einer niedrigen Inflationsrate von 0.8 % im laufenden Jahr.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte daher das Zielband für den Dreimonats-Libor unverän- dert auf dem im März 2009 erreichten Tiefstand von 0 % – 0.75 % belassen.

Das BIP der Schweiz ist im vierten Quartal 2009 im Vergleich zum Vorquartal um 0.7 % gestiegen. Im Vorjahresvergleich stieg es um 0.1 %. Alle Hauptkomponenten des BIP haben im Quartalsvergleich eine positive Wachstumsrate aufgewiesen, am stärksten legten die Ausrüstungsinvestitionen zu. Im ersten Quartal 2010 dürfte sich der Konjunkturaufschwung fortgesetzt haben. Die Konsumenten zeig- ten sich überraschend ausgabefreudig. Nach einem leichten Rückgang im Dezember ist der private Konsum im Jänner markant gewachsen und hat schon fast das Niveau von vor der Wirtschaftskrise erreicht. Eine sehr dynamische Entwicklung wurde im Februar in der Exportnachfrage verzeichnet.

Erstmals seit Oktober 2008 konnte die Mehrheit der Exportbranchen wieder zulegen. Die stärksten Zuwächse verzeichneten die Uhrenindustrie und die Metallindustrie. Die Wachstumsimpulse kamen vor allem aus Asien und Nordamerika. Die Ausfuhren in die Europäische Union stagnierten dagegen.

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Das Auftragsplus in der Auslandsnachfrage deutet auf einen Aufschwung in der Güterverarbeitenden Industrie hin. Seit Jahresbeginn verbessert sich der Arbeitsmarkt. Im Februar ist die Arbeitslosenquote auf 4.1 % zurückgegangen. Die Jahresteuerung hat 0.9 % betragen. Die Produktionspreise gingen um 1 % zurück.

Die Wirtschaft der USA ist 2009 um 2.4 % geschrumpft. Die Nachfrage der privaten Haushalte, die 71 % der Wirtschaftsleistung ausmacht, ist das zweite Jahr in Folge gesunken. Zurückzuführen ist der Rückgang auf die hohe Arbeitslosigkeit und auf Wertverluste von Immobilienvermögen und Finanz- anlagen Der stärkste Einbruch wurde jedoch bei den Ausrüstungs- und Bauinvestitionen verzeichnet.

Die umfangreichen Konjunkturpakete der Regierung haben das Budgetdefizit deutlich nach oben ge- trieben. Seit Jahresmitte 2009 verzeichnet die US-Wirtschaft einen Aufschwung, der sich im laufenden Jahr fortsetzten wird. Das Institut erwartet für 2010 ein BIP-Wachstum von 2.8 %. Der private Konsum wird aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und Verschuldung der Haushalte nur geringfügig wachsen.

Aufgrund freier Kapazitäten dürften auch die Ausrüstungsinvestitionen nur moderat anziehen. Die Exporte werden hingegen weiterhin eine starke Dynamik aufweisen. Am Immobilienmarkt könnte eine Stabilisierung einsetzen. Durch die Rohstoffpreisentwicklung und Nachfragebelebung wird die Inflation anziehen. Die amerikanische Notenbank wird die Zinsen jedoch voraussichtlich erst dann anheben, wenn die wirtschaftliche Erholung Fuß gefasst hat und die Arbeitslosenquote wieder fällt.

Die US-Wirtschaft ist im vierten Quartal 2009 zum zweiten Mal in Folge gewachsen. Das BIP hat zum Vorquartal um 1.4 % zugelegt, gegenüber dem Vorjahresquartal stieg es um 0.2 %. Eine Wachstums- rate in diesem Ausmaß wurde zuletzt im Sommer 2003 erzielt. Mit Ausnahme des öffentlichen Kon- sums wurden alle nachfrageseitigen BIP-Komponenten im Quartalsvergleich ausgeweitet. Die stärk- sten Zuwächse wurden bei den Ausrüstungsinvestitionen und den Exporten verzeichnet. Im ersten Quartal 2010 setzt sich der Aufschwung in der US-Wirtschaft fort, das Wirtschaftswachstum fällt jedoch voraussichtlich schwächer als im Vorquartal aus.

Der starke Anstieg der Einzelhandelsumsätze im Februar hat die Hoffnung auf einen Konjunkturauf- schwung gestärkt. Im Februar musste jedoch die Industrie einen leichten Rückschlag hinnehmen. Der vom Institute for Supply Management (ISM) veröffentlichte Einkaufsmanagerindex sank im Vergleich zum Vormonat. Die Aufschlüsselung der Umfrageergebnisse lässt jedoch darauf schließen, dass vor allem wetterbedingte Produktionseinbußen für den Rückgang des Index verantwortlich waren. Im Februar hatten starke Schneefälle Teile der Ostküste zeitweise lahmgelegt und so sank der Teilindex für die Produktion im Monatsvergleich. Auch der Teilindex für die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe ist auf 60 Punkte zurückgegangen, nach 66 Punkten im Vormonat. Im Dienstleistungssektor, wo die konjunkturelle Belebung verzögert begann, stieg der Teilindex für die Neuaufträge auf 54.7 Punkte; der Indexwert lag somit zum fünften Mal in Folge über der 50-Punkte-Marke. Die Erho- lung in der US-Industrie bleibt weiterhin intakt, der Gesamtindex und fast alle Teilindizes lagen deutlich über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Laut Conference Board legte der Index für die Frühindi- katoren im Februar den elften Monat in Folge zu, was auf eine langsame Erholung im kommenden Sommer hindeutet. Zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Situation am Arbeitsmarkt etwas. Die Arbeits- losenquote ist im Februar auf 9.7 % zurückgegangen. Der seit November vergangenen Jahres zu

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beobachtende Inflationsdruck ist primär auf die Energiepreisentwicklung zurückzuführen. Die Verbrau- cherpreise sind im Februar im Vorjahresvergleich um 2.2 %, die Produktionspreise um 4.6 % gestiegen.

In Japan ist die Wirtschaft 2009 um 5.2 % geschrumpft. Das schlechte Ergebnis ist auf den dramati- schen Einbruch im vierten Quartal 2008 und im ersten Quartal 2009 zurückzuführen, als der weltweite Konjunkturabschwung die Nachfrage nach japanischen Exportgütern drastisch sinken ließ. Frühzeitige Stimulierungsmaßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene haben das Vertrauen in die japani- sche Wirtschaft wieder hergestellt. Im Jahresverlauf konnte sich dadurch die Konjunktur erholen.

Trotzdem verzeichnete die Exportwirtschaft im Jahresdurchschnitt einen Rückgang um 24 % und die Investitionstätigkeit ging um 14 % zurück. Die Arbeitslosigkeit erreichte 2009 ein Rekordhoch und die Verbraucherpreise sanken. 2010 wird die japanische Wirtschaft ein Wachstum von 2.3 % erzielen. Die Nachfrage der wichtigsten Handelspartner dürfte die japanische Außenwirtschaft weiter stützen, und der inländischen Wirtschaft kommen die nationalen Konjunkturpakete zugute. Die japanische Zentral- bank dürfte den Leitzins unverändert bei 0.1 % belassen. Sie hält somit an ihrer Niedrigzinspolitik fest, um die Deflationsgefahr zu mindern.

Das japanische BIP ist im vierten Quartal 2009 zum Vorquartal um 1.1 % gewachsen bzw. gegenüber dem Vorjahresquartal um 0.9 % gesunken. Die Exporte und der Konsum haben zum positiven Quar- talswachstum beigetragen. Im ersten Quartal 2010 setzte sich der Aufschwung fort. Die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren entwickelten sich robust. Im Jänner verzeichneten die Dienstleistungsbranche und die Exporte eine starke Nachfrage. In der Industrieproduktion wurde das Niveau des Vorjahres deutlich überschritten, zurückzuführen auf die rege Nachfrage aus China, dem wichtigsten Handels- partner Japans. Die gute Auftragslage weist auf eine belebte Konjunktur in den kommenden Monaten hin. Auch im Einzelhandel ist der Absatz etwas in Schwung gekommen. Die Verbraucherpreise sinken noch immer, weil sich die Konsumnachfrage noch nicht ausreichend gefestigt hat. Im Jänner hat der Rückgang 1.3 % betragen. Die Produktionspreise sind im Februar um 1.5 % gesunken. Die Arbeits- losenquote ging im Jänner auf 4.9 % zurück.

Im Vorjahr wurde die Entwicklung der Wirtschaften der mittel- und osteuropäischen EU-Mitglieds- länder sowie der Beitrittskandidaten von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt. Nach einer BIP-Schrumpfung der neuen EU-Mitgliedstaaten (NMS) um 3.1 % im Vorjahr dürften sich die Wirtschaften dieser Länder langsam erholen und 2010 und 2011 um 1.4 % bzw. 2.6 % wachsen. Der Aufschwung im Euroraum dürfte die Erholung der Wirtschaften der NMS, vor allem in den Ländern mit besonders hohem Offenheitsgrad wie Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien, unterstützen. Die Nettoexporte werden wichtige Wachstumstreiber in der Prognoseperiode sein. Der private Konsum und die Investitionen, die oftmals über Kredite finanziert werden, dürften 2010 schwach bleiben.

Zudem werden die freien Kapazitäten in vielen Unternehmen zur Aufschiebung von Investitionsplänen führen.

Die hohen Leistungsbilanzdefizite sind 2009 wegen der schwachen Inlandsnachfrage um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Allerdings treten nun die beträchtlichen Budgetdefizite in den Vordergrund. Da

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der Arbeitsmarkt auf Produktionsveränderungen mit Verzögerung reagiert, ist mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen.

Im Durchschnitt des Jahres 2009 ging das BIP in Ungarn um 6.3 % zurück. Im vierten Quartal ist das BIP gegenüber dem dritten Quartal um 0.4 % bzw. gegenüber dem Vorjahresquartal um 5.3 % gesun- ken. Dieser Rückgang ist auf eine weitere Verschlechterung der Inlandsnachfrage zurückzuführen.

Der Konsum nahm im vierten Quartal im Vorjahresvergleich um 4 % ab. Die Anlageinvestitionen waren ebenfalls stark rückläufig. Nach einer Schrumpfung in den Vorquartalen erholten sich die Exporte im vierten Quartal und nahmen um 3 % zu, während die Importe noch um 2 % sanken. Die Arbeitslosen- quote stieg im Jänner auf 11.1 % und lag damit um 2.3 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau. Der Anstieg der Verbraucherpreise beschleunigte sich auf 5.7 % im Februar, nach 3 % ein Jahr zuvor.

Laut IWF-Vereinbarung muss Ungarn Maßnahmen für die Haushaltskonsolidierung, insbesondere auf der Ausgabenseite, implementieren. Obwohl das Budgetdefizitziel für 2009 auf 3.9 % des BIP erhöht wurde, hat Ungarn damit eines der niedrigsten Defizite in der Region. Allerdings ist zu erwarten, dass die schwache Inlandsnachfrage eine Neuverhandlung des Ziels für 2010 (z. Z. 3.8 % des BIP) notwen- dig machen wird. Der weitere Defizitabbau dürfte das Wachstum in den nächsten Jahren dämpfen.

Für 2010 ist ein Rückgang des BIP um 0.5 %, für 2011 eine Zunahme um 2 % zu erwarten.

Mit 1.2 % im vierten Quartal im Vergleich zum Vorquartal und 1.7 % im Jahresdurchschnitt verzeich- nete Polen 2009 als einziges EU-Mitgliedsland ein positives Wirtschaftswachstum. Aufgrund des ver- gleichsweise geringen Anteils der Exporte am BIP unterblieb der Absturz in eine Rezession. Die starke Abwertung des Zloty unterstützte die Exporte, und der Konsum blieb, gestützt durch Reallohnsteige- rungen und die Erhöhung der Pensionen, expansiv. Schließlich milderten Infrastrukturprojekte den Rückgang der Investitionstätigkeit ab. Im vierten Quartal legten sowohl der Konsum mit 2 % als auch die Anlageinvestitionen mit 1.6 % zu. Die Exporte stiegen um 0.6 %, die Importe sanken hingegen um rund 5 %. Die Inflationsrate betrug im Jänner 3.5 %. Die Arbeitslosenquote steigt weiter und belief sich im Jänner auf 8.9 %. Damit lag sie um 2.5 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau. Heuer dürfte das BIP um 2.5 % zunehmen, 2011 wird das Wachstum voraussichtlich 3 % erreichen. Infolge fiskalpoliti- scher Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft dürfte das Budgetdefizit 2009 6.3 % des BIP aus- machen und 2010 auf 7 % steigen.

Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres schrumpfte die Wirtschaft in Tschechien im vierten Quartal 2009 um 3.1 % und im Jahresdurchschnitt um 4.2 %. Verglichen mit dem Vorquartal verzeich- nete Tschechien im vierten Quartal hingegen ein BIP-Wachstum von 0.7 %. Während der Konsum im vierten Quartal mit 0.8 % im Vorjahresvergleich noch zulegte, nahmen die Anlageinvestitionen um 7 % ab. Dank belebter Auslandsnachfrage nahmen die Exporte um 2.5 % zu, die Importe blieben hingegen rückläufig. Die Beschäftigung ging im vierten Quartal um rund 3 % zurück. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich im Jänner 2010 auf 8.2 %. Sie lag damit um 3 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau.

Die Inflationsrate betrug im Februar 0.6 %. In den Jahren 2010 und 2011 dürfte die tschechische Wirt- schaft, wegen besserer Exportaussichten und eines neuerlichen Aufbaus der Lagerbestände trotz schwacher Inlandsnachfrage, um 1.5 % bzw. 2.5 % wachsen.

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Die Wirtschaft der Slowakei schrumpfte im vierten Quartal um 2.7 %, im Durchschnitt des Jahres 2009 um 4.7 %. Gegenüber dem Vorquartal wies die Slowakei im vierten Quartal ein BIP-Wachstum von 2 % auf. Im Vorjahresvergleich sanken sowohl die Exporte und die Importe um 5 % bzw. 10 % als auch die Inlandsnachfrage um rund 6 %. Der Konsum ging um 0.6 % zurück. Die Anlageinvestitionen verzeichneten einen Rückgang um rund 7 %. Die Beschäftigung nahm weiter ab. Die Arbeitslosen- quote belief sich im Jänner auf 13.7 % und lag damit um 4 Prozentpunkte höher als zu Beginn des Jahres 2009. Der Anstieg der Verbraucherpreise blieb weiter auf einem niedrigen Niveau und betrug im Februar 0.4 %. Für die Stimulierung der Wirtschaft spielt der staatlich geförderte Infrastrukturaus- bau, kofinanziert durch die EU-Strukturfonds, eine wichtige Rolle. Für 2010 und 2011 wird ein Wachs- tum von 2.5 % bzw. 3 % erwartet. Gleichzeitig dürfte die Staatsverschuldung deutlich zunehmen und 2010 über 40 % des BIP betragen (im Jahr 2008 28 %).

Das slowenische BIP verzeichnete im vierten Quartal und im Jahresdurchschnitt 2009 einen Rück- gang um 5.5 % bzw. 7.8 % im Vorjahresvergleich. Gegenüber dem Vorquartal nahm das BIP im vier- ten Quartal um 0.1 % zu. Das stark negative Jahresergebnis ist hauptsächlich auf die Anlageinvestitio- nen, die in Folge des niedrigen Kreditangebots um 16.5 % abnahmen, zurückzuführen. Der Rückgang der Exporte und der Importe verringerte sich im Vergleich zu den Vorquartalen. Die Exporte sanken um 3.5 %, die Importe um 8.5 %. Der Konsum ging um 1 % zurück. Die Rezession zeitigte deutliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote betrug im Jänner 6.8 % und lag damit um 2.2 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau. Die Inflation entwickelte sich rückläufig und ist im Februar auf 1.3 % gesunken. Das Budgetdefizit stieg 2009 auf 5.9 % des BIP und dürfte in den näch- sten Jahren auf einem hohen Niveau (über 6 %) bleiben. Erst 2013 ist laut Finanzministerium mit einem Budgetdefizit von höchstens 3 % des BIP zu rechnen. Für 2010 und 2011 wird in Folge der ver- besserten internationalen Konjunktur mit einem Wachstum um 1.5 % bzw. 2 % gerechnet.

Im Jahr 2009 betrug der Rückgang des rumänischen BIP 7.1 %, im vierten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 6.5 % zum Vorjahresquartal bzw. 1.5 % zum Vorquartal. Dies ist auf die Rezes- sion im Euroraum und die verschärften Finanzierungsbedingungen für Haushalte und Unternehmen zurückzuführen. Der private Konsum ging im vierten Quartal gegenüber dem entsprechenden Vor- jahreszeitraum um etwa 6 % zurück, die Anlageinvestitionen sanken um rund 30 %. Während die Exporte im vierten Quartal um etwa 3 % zunahmen, sind die Importe um rund 11 % geschrumpft. Die stark negative Entwicklung der Importe im Jahr 2009 hat zu einer Verringerung des Leistungsbilanz- defizits um 60 % geführt. Die Inflationsrate betrug im Februar 5.5 %. Die Arbeitslosenquote stieg im Dezember infolge des Personalabbaus auf 7.8 %. Ein neues Konjunkturpaket mit Steuererleichterun- gen für Unternehmen und investitionsfördernde Maßnahmen dürfte die Wirtschaft in den nächsten Jahren stützen. Die Implementierung der mit dem IWF vereinbarten Maßnahmen für die Haushalts- konsolidierung, insbesondere auf der Ausgabenseite, könnte das Wachstum im Prognosezeitraum jedoch dämpfen. Wegen der finanziellen Beschränkungen ist für 2010 und 2011 mit einer nur langsamen Erholung zu rechnen. Das BIP dürfte 2010 um 0.8 % und 2011 um 2.5 % zulegen.

In Bulgarien ging das BIP im vierten Quartal um 5.9 % gegenüber dem Vorjahr zurück. Im Jahres- durchschnitt 2009 schrumpfte es um 5 %. Infolge der Finanzkrise, die die Kreditkosten erhöhte und die

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Verfügbarkeit von externen Finanzierungen verminderte, hat die Dynamik des privaten Konsums spür- bar nachgelassen. Die Anlageinvestitionen gingen um rund 35 % zurück. Die Exporte entwickelten sich mit 0.8 % positiv, während die Importe kräftig um 20 % schrumpften. Wegen des Rückgangs der Inlandsnachfrage ging das Leistungsbilanzdefizit im Jahr 2009 um 60 % zurück und belief sich auf 9.6 % des BIP. Die Inflationsrate betrug im Februar 2010 1.2 %, die Arbeitslosenquote stieg gegen- über dem Vorjahr um 2.5 Prozentpunkte und belief sich im Jänner auf 8.1 %. Mit einem Budgetdefizit von nur 0.7 % des BIP im Vorjahr hat Bulgarien eine solide Budgetposition im Vergleich zu den ande- ren EU-Mitgliedern. Im Jahr 2010 ist mit einer Schrumpfung der bulgarischen Wirtschaft um 0.5 % zu rechnen, 2011 dürfte das Wirtschaftswachstum 2.7 % betragen.

In Kroatien sank das BIP im vierten Quartal um 4.4 %, im Jahresdurchschnitt 2009 schrumpfte es um 5.8 %. Die Konjunkturdynamik blieb als Resultat der stagnierenden Kreditvergabe und der schlechten internationalen Rahmenbedingungen schwach. Wegen sinkender Importe verringerte sich im Jahr 2009 das hohe Leistungsbilanzdefizit um 40 % auf 5.6 % des BIP. Die Inflationsrate betrug im Jänner 0.7 %, die Arbeitslosenquote stieg auf 17.7 %. Aufgrund der schwachen privaten Nachfrage dürfte das BIP 2010 nur um 0.5 % zulegen. 2011 könnte das BIP-Wachstum 2.2 % erreichen. Kroatien könnte 2010 die Beitrittsverhandlungen abschließen und laut EU-Kommission 2012 der EU beitreten. Da die Beitrittsperspektive mehr Rechtssicherheit für die Unternehmen bedeutet, ist mit einer Belebung der Investitionen im Prognosezeitraum zu rechnen.

Im Durchschnitt des Jahres 2009 betrug der Rückgang des russischen BIP laut ersten Schätzungen 7.9 %. Dies ist auf die Kontraktion der internationalen Nachfrage nach Rohstoffen, die einen großen Anteil an den russischen Exporten ausmachen, aber auch auf die schwache Inlandsnachfrage zurück- zuführen. Die Anlageinvestitionen und der private Konsum sind stark zurückgegangen. Die Inflation verlangsamte sich im Februar auf 7.2 %, nach 8.8 % im Dezember. Die Arbeitslosenquote stieg im Jänner auf 9.2 %. Eine Fortsetzung der expansiven Geld- und Fiskalpolitik und eine günstige Entwick- lung des Ölpreises dürften das Wirtschaftswachstum im Prognosezeitraum stützen. Infolgedessen könnte das BIP 2010 und 2011 um 3 % bzw. 4 % steigen.

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Internationale Rahmenbedingungen

Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent

2007 2008 2009 2010 2011

Welthandel 7.1 2.4 -13.2 9.0 7.0

BIP, real

Deutschland 2.5 1.3 -5.0 1.4 1.6

Italien 1.5 -1.3 -5.0 0.5 1.3

Frankreich 2.3 0.4 -2.2 1.5 1.8

Vereinigtes Königreich 2.6 0.5 -5.0 0.8 1.7

Schweiz 3.6 1.8 -1.5 1.6 1.9

USA 2.1 0.4 -2.4 2.8 2.4

Japan 2.4 -1.2 -5.2 2.3 2.0

China 13.0 9.0 8.7 9.5 8.5

Polen 6.6 5.0 1.7 2.5 3.0

Slowakei 10.6 6.2 -4.7 2.5 3.0

Tschechien 6.1 2.5 -4.2 1.5 2.5

Ungarn 1.0 0.6 -6.3 -0.5 2.0

Slowenien 6.8 3.5 -7.8 1.5 2.0

Bulgarien 6.2 6.0 -5.0 -0.5 2.7

Rumänien 6.3 7.3 -7.1 0.8 2.5

Kroatien 5.5 2.4 -5.8 0.5 2.2

Russland 8.1 5.6 -7.9 3.0 4.0

Euroraum 2.8 0.6 -4.1 1.0 1.5

NMS-12 6.2 3.9 -3.1 1.4 2.6

EU-27 2.9 0.8 -4.2 1.0 1.6

OECD 2.7 0.6 -3.5 1.9 2.1

Österreichische Exportmärkte 7.8 3.6 -13.8 6.0 5.5

USD/EUR Wechselkurs*) 1.37 1.47 1.39 1.35 1.35

Rohölpreise*)**) 71.1 97.5 61.7 85.0 90.0

Quelle: Eurostat, IMF, OECD, Nationale Statistische Ämter, eigene Berechnungen.

*) absolute Werte

**) USD/barrel

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3. Die österreichische Außenwirtschaft

Angesichts der sehr engen globalen Verflechtungen blieb die österreichische Wirtschaft 2009 von der weltweit rückläufigen Nachfrageentwicklung nicht verschont. Die osteuropäischen Nachbarländer, die in den vergangenen Jahren die Stütze für die österreichische Exportwirtschaft bildeten, sind selbst in den konjunkturellen Abwärtssog geraten. Die Spezialisierung der Produzenten auf die konjunkturreagi- blen Sektoren Bearbeitete Waren, Maschinen und Fahrzeuge hat sich im vergangenen Jahr als Nach- teil erwiesen. Durch die schwache Nachfrage hat die Teuerung bei den Exporten und Importen deut- lich nachgelassen. 2010 dürfte die Auslandsnachfrage wieder an Dynamik gewinnen, was gleichzeitig ein Anziehen der Außenhandelspreise mit sich bringen wird. Die Handelsbilanz dürfte 2010 und 2011 ein leichtes Defizit aufweisen.

2009 sind die nominellen Warenexporte um 19.8 % gefallen. Die Exporte in den Euroraum sanken um 18 %, darunter jene nach Deutschland um 16 %. Der Rückgang der Exporte in die Länder außerhalb der Währungsunion hat 21 % betragen und ist primär auf die Nachfrageschwäche der wichtigsten österreichischen Handelspartner in Mittel- und Osteuropa zurückzuführen. Betrachtet man die Waren- exporte nach Produktgruppen, so verzeichneten die Exporte von Maschinen und Fahrzeugen den stärksten Rückgang. Deutlich weniger von der konjunkturellen Abschwächung betroffen war der Export von Lebensmitteln. Mit dem Aufschwung der Weltkonjunktur wird sich auch die Lage der öster- reichischen Exportwirtschaft wieder verbessern. Das Institut erwartet für 2010 bei den nominellen Warenexporten einen Zuwachs um 6.9 %. Der Aufschwung wird insbesondere bei den Exporten in die Länder außerhalb der Währungsunion dynamisch ausfallen. Am raschesten wird sich voraussichtlich der Export von bearbeiteten Waren erholen, im Sektor Maschinen und Fahrzeuge könnte der Auf- schwung in der ersten Jahreshälfte hingegen noch etwas verhalten verlaufen. Die Warenimporte sind im Jahresdurchschnitt 2009 um 17.7 % gesunken. Heuer werden sie um 6 % zunehmen.

Nach einem ausgezeichneten Ergebnis 2008 belastete 2009 die Rezession in den Nachbarländern die österreichische Tourismusindustrie spürbar. Die österreichischen Reiseverkehrsexporte sind 2009 nominell um 3.7 % gesunken. Die Reiseverkehrsimporte sind hingegen um 0.1 % gestiegen. 2010 werden die Reiseverkehrsexporte und -importe laut Prognose um 0.5 % zulegen.

Der Rückgang der realen Exporte i. w. S. laut VGR hat 2009 15.5 % betragen. Der Rückgang der realen Warenexporte belief sich auf 17.7 %. 2010 werden die Exporte i. w. S. laut VGR um 5.3 %, die Warenexporte um 6.4 % steigen. Die realen Importe i. w. S. laut VGR sind 2009 um 13.6 % zurückge- gangen. Heuer werden sie voraussichtlich um 4.6 % zunehmen. Die realen Warenimporte sind 2009 um 14.7 % gesunken. 2010 ist mit einem Anstieg um 5.2 % zu rechnen.

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Inlandskonjunktur

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4. Perspektiven der Inlandskonjunktur

Die Haushaltsnachfrage hat sich im Krisenjahr 2009 als robust erwiesen. Die realen Einzelhandels- umsätze wuchsen sogar um rund 1 %. Das laufende Jahr beginnt mit starken Ergebnissen bei den Kfz-Neuzulassungen, die oft als ein Indikator für den privaten Konsum gesehen werden. Die in beiden Prognosejahren nur mäßige Dynamik der Realeinkommen lässt jedoch den Haushalten nur geringen Spielraum, wenn sie nicht ihre Ersparnisse verstärkt angreifen wollen.

Der private Konsum wird im laufenden Jahr real um 0.7 %, 2011 um 1.1 % wachsen. Diese Werte sind mit der Expansion der verfügbaren Realeinkommen um 0.7 % in beiden Jahren zu vergleichen.

Zunächst folgt die Haushaltsnachfrage noch der Entwicklung der verfügbaren Realeinkommen, in der Folge werden die Sparziele etwas zurückgestellt. Ein stärkeres Entsparen ist aber auch weiterhin nicht zu erwarten. Gegenüber der letzten Prognose ist die Einschätzung der Konsumnachfrage weitgehend unverändert, trotz einer vorsichtiger angenommenen Dynamik der Einkommen.

Die Grafik der Haushaltssparquote zeigt die Geschichte dieser Kenngröße seit 1976. Längerfristige Zyklen scheinen Untergrenzen von rund 8 % und Obergrenzen von rund 12 % aufzuweisen. Die zuletzt veröffentlichte vorläufige sektorale Quartalsrechnung von Statistik Austria gibt Anhaltspunkte dafür, dass der Scheitelpunkt des jüngsten Zyklus bereits hinter uns liegt. Das Institut sieht diesen Scheitelpunkt im Vorjahr mit 12.3 %. In einem Jahr mit Steuerreform und unerwarteten Einkommens- zuwächsen ist im Normalfall immer eine Zunahme der Sparquote zu erwarten, im Folgejahr meistens ein Rückgang. Die Abfolge der Jahre 2009 und 2010 würde diesem Muster entsprechen. Die nahe Zukunft wird zeigen, ob sich die Ansicht bestätigt, dass die Haushaltssparquote in den Jahren ab 2002

7%

8%

9%

10%

11%

12%

13%

14%

1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008

Sparquote der privaten Haushalte

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nachhaltig angestiegen ist. Für diese These spricht das bekannte Motiv eines zunehmenden indivi- duellen Vorsorgebedarfs. Ein leichter Rückgang als Reaktion auf die derzeit geringen Einkommens- zuwächse ist plausibel, ein stärkeres Fallen und gar ein Wiedererreichen einstelliger Werte ist aber weiter unwahrscheinlich.

Das verhältnismäßig kleine Nachfrageaggregat Eigenverbrauch privater Dienste ohne Erwerbs- charakter wächst heuer real um 0.3 %, im kommenden Jahr um 0.5 %. Damit bleibt die Dynamik in diesem Bereich hinter der des privaten Konsums zurück. Diese Einschätzung ist gegenüber der letzten Institutsprognose unverändert.

Im Jahr 2009 hat die scharfe Rezession die Investitionstätigkeit massiv in Mitleidenschaft gezogen.

Die besonders konjunktursensiblen realen Ausrüstungsinvestitionen (einschließlich sonstige Anla- gen) gingen gemäß dem gegenwärtigen Stand der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung um an- nähernd 10 % zurück. Während die Unternehmen ihre Ausgaben für Maschinen und Geräte verhält- nismäßig wenig um 5.6 % einschränkten, brachen die Anschaffungen von Fahrzeugen um 27.6 % ein.

Da mit der internationalen Nachfrage der Export aus Österreich und somit der Bedarf an Transport- dienstleistungen stark zurückging, wurden auch weniger Nutzfahrzeuge benötigt. So unterschritten die Neuzulassungen kleinerer LKW den Vorjahresstand um knapp ein Viertel, jene von Sattelzugmaschi- nen sogar um mehr als die Hälfte. Zu der beträchtlichen Investitionszurückhaltung haben mehrere Faktoren beigetragen. So lag die Kapazitätsauslastung zur Jahresmitte um 8.5 Prozentpunkte unter ihrem langjährigen Durchschnitt. Zudem haben sich die Finanzierungsbedingungen in Folge der Finanzkrise erheblich verschlechtert. Im Prognosezeitraum ist eine nur sehr zögerliche Erholung der Sachkapitalbildung zu erwarten. Die Aussichten der Unternehmen hinsichtlich der künftigen Produk- tionstätigkeit sind aufwärts gerichtet, und die Auslastung der Produktionskapazitäten ist zuletzt leicht gestiegen. Sie ist im historischen Vergleich aber immer noch sehr niedrig, sodass sich die Unterneh- men mit Erweiterungsinvestitionen zurückhalten werden. Zunächst wird daher das Ersatzmotiv die Investitionstätigkeit dominieren. Darüber hinaus sind die Finanzierungsbedingungen weiterhin ungün- stig. Mit dem Gewinneinbruch im Jahr 2009 dürften auch die Rücklagen aus zurückliegenden Jahren weitgehend aufgezehrt worden sein, sodass weniger Mittel für die Besicherung von Bankkrediten zur Verfügung stehen. Zudem sind die Kreditbedingungen immer noch recht restriktiv, auch wenn sie sich zuletzt stabilisiert haben. Im Firmenkundengeschäft haben die österreichischen Banken ihre Kredit- richtlinien im vierten Quartal 2009 zum zweiten Mal in Folge unverändert gelassen, und auch in den kommenden Monaten ist hier keine grundlegende Änderung zu erwarten. Diese Faktoren belasten die Sachkapitalbildung im Prognosezeitraum, sodass die Ausrüstungsinvestitionen im Jahr 2010 nur um 1 % und 2011 um 3 % zunehmen dürften.

In den Industrieländern brach im Zuge der Rezession die Nachfrage nach Investitionsgütern stark ein.

Daher hatten die Investitionsgüterhersteller kaum Spielraum für die Durchsetzung höherer Preise. Im Ergebnis stagnierte der Preisindex der Ausrüstungsinvestitionen. Da die Investitionsnachfrage noch geraume Zeit gedämpft bleiben wird, dürften die Preise für Ausrüstungsgüter im Prognosezeitraum nur wenig anziehen. Das Institut erwartet, dass der Preisindex der Ausrüstungsinvestitionen heuer um 1 % und im kommenden Jahr um 1.3 % zunehmen wird.

(31)

Quelle: Industriellenvereinigung

Quelle: Industriellenvereinigung -40

-20 0 20 40 60 80

IV/1994 IV/1995 IV/1996 IV/1997 IV/1998 IV/1999 IV/2000 IV/2001 IV/2002 IV/2003 IV/2004 IV/2005 IV/2006 IV/2007 IV/2008 IV/2010

Beurteilung der Auftragsbestände Saldo aus positiven und negativen Antworten

-40 -30 -20 -10 0 10 20 30

IV/1999 II/2000 IV/2000 II/2001 IV/2001 II/2002 IV/2002 II/2003 IV/2003 II/2004 IV/2004 II/2005 IV/2005 II/2006 IV/2006 II/2007 IV/2007 II/2008 IV/2008 II/2009 IV/2010

Produktionstätigkeit der nächsten drei Monate saisonbereinigt

(32)

Quelle: Europäische Kommission

Die realen Bauinvestitionen wurden im Zuge der Rezession beträchtlich eingeschränkt. Insbeson- dere die Wohnbauinvestitionen sanken kräftig, während der Rückgang der Nicht-Wohnbauinvestitio- nen durch Infrastrukturinvestitionen der öffentlichen Hand, auch im Zusammenhang mit den Konjunk- turpaketen, abgefedert wurde. Die Wohnbauinvestitionen wurden gemäß dem aktuellen Stand der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung um 10.5 % reduziert. Mit der Verschlechterung der Arbeits- markt- und Einkommensperspektiven hielten sich die privaten Haushalte bei größeren Ausgaben zurück. Im Prognosezeitraum dürfte sich die Wohnbautätigkeit nur schleppend entwickeln. Angesichts geringer Lohnerhöhungen werden die Realeinkommen der privaten Haushalte nur wenig zunehmen, und die Arbeitslosigkeit bleibt weiter aufwärts gerichtet. Darüber hinaus hat sich mit der Finanzkrise und der Verschlechterung der Einkommens- und Vermögensposition auch für die privaten Haushalte der Zugang zu Bankkrediten erschwert. Gestützt wird der Wohnbau durch Maßnahmen im Rahmen der Konjunkturpakete sowie durch die zu erwartende Ausweitung der Wohnbevölkerung im Zusam- menhang mit der Öffnung des Arbeitsmarktes für Arbeitnehmer aus den neuen EU-Mitgliedstaaten.

Die sonstigen Bauinvestitionen gingen 2009 um 3 % zurück. Die Unternehmen hatten angesichts der einbrechenden Ausrüstungsinvestitionen wenig Anreiz, neue Wirtschaftsgebäude zu errichten. Zudem machten sich auch hier die schwierigeren Finanzierungsbedingungen bemerkbar. Dabei ist in diesem und dem kommenden Jahr nur eine graduelle Entspannung zu erwarten. Die Bunderegierung, die ÖBB und die ASFINAG investierten 2009 recht kräftig in den Ausbau und die Modernisierung der Ver- kehrsinfrastruktur. Auch im Prognosezeitraum wird die öffentliche Hand die Bauinvestitionen stützen.

Vor dem Hintergrund des hohen Budgetdefizits und des kräftig steigenden öffentlichen Schul- denstands wurde allerdings bereits angekündigt, dass nicht sämtliche bisher geplanten Projekte reali- siert werden können. Alles in allem dürften die realen Bauinvestitionen in diesem Jahr um 0.5 % sinken und 2011 stagnieren.

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Kapazitätsauslastung in der österreichischen Industrie saisonbereinigt

Mittelwert

(33)

Im vergangenen Jahr stiegen die Baupreise weiterhin deutlich stärker als das allgemeine Preisniveau.

Im Jahresdurchschnitt nahmen die Preise im Hochbau um 2.1 % und im Tiefbau um 4.6 % zu, woraus sich ein durchschnittlicher Anstieg um 3.3 % ergibt. Dabei kam es im Hochbau im Jahresverlauf zu einer Abschwächung des Preisauftriebs, während die Teuerung im Tiefbau während des gesamten Jahres mehr als 4 % betrug. Im Hochbau waren für die Indexsteigerung vor allem die Bauleistungen des eisen- und metallverarbeitenden Gewerbes verantwortlich. Im Tiefbau erhöhten sich insbesondere die Preise für Bitumen, sodass vor allem der Straßenbau und die Straßeninstandhaltung kräftige Preissteigerungen aufwiesen. Der Preisindex der Bauinvestitionen nahm im Jahresdurchschnitt um 2.8 % zu. Vor dem Hintergrund der zuletzt gestiegenen Ölnotierungen, die sich auf Bitumen und andere im Bau verwendete Materialien auswirken, dürfte sich der Preisauftrieb im Prognosezeitraum nur zögerlich abschwächen. Das Institut erwartet daher für 2010 und 2011 jeweils eine Zunahme des Bauinvestitionsdeflators um 1.8 %.

Im vergangenen Jahr haben die Unternehmen ihre Bestände an Halb- und Fertigprodukten der gerin- gen Produktion bzw. Nachfrage angepasst. Der daraus resultierende kräftige Lagerabbau verschärfte den Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Die gesamten realen Bruttoinvestitionen (ein- schließlich Lagerbestandsveränderungen) wurden daher mit einem Rückgang um 9.3 % erheblich stärker eingeschränkt als die Anlageinvestitionen (-7.8 %). Für den Prognosezeitraum erwartet das Institut im Einklang mit der anziehenden Produktion einen leichten Lageraufbau. Alles in allem dürften die realen Bruttoinvestitionen heuer um 0.7 % und 2011 um 1.7 % zulegen.

Die Wirtschaftskrise hinterlässt tiefe Spuren bei den öffentlichen Haushalten. Das Budgetdefizit wird im Prognosezeitraum deutlich über dem Referenzwert von 3 % liegen. Gründe für den massiven Anstieg der Defizitquote sind die automatischen Stabilisatoren auf der Einnahmen- und Ausgabenseite sowie diskretionäre Maßnahmen zur Stabilisierung der österreichischen Volkswirtschaft. Nach 4.7 % in diesem Jahr soll das gesamtstaatliche öffentliche Defizit gemäß dem österreichischen Stabilitäts- programm 2011 auf 4 % zurückgehen, wobei ab dem nächsten Jahr erste Konsolidierungsschritte sowohl auf der Ausgaben- als auch auf der Einnahmenseite in Kraft treten sollen. Die öffentliche Schuldenquote wird weiter deutlich zulegen und am Ende des Prognosehorizonts rund 72.5 % betragen.

Im heurigen Jahr bleibt die Entwicklung der Einnahmen weiterhin schwach. Die Situation am Arbeits- markt, der moderate nominelle Lohnzuwachs, die Investitionsförderung sowie der erweiterte Gewinn- freibetrag implizieren einen nur schwachen Zuwachs bei der Lohn- und Einkommensteuer und bei Sozialversicherungsbeiträgen. Das Wachstum der Einnahmen aus den Produktionsabgaben wird ent- sprechend der Entwicklung des nominellen privaten Konsums und der Lohnentwicklung ebenfalls gering ausfallen. 2011 sollten die Abgaben wieder stärker zulegen. Dies ist einerseits auf die wirt- schaftliche Erholung und andererseits auf erste Konsolidierungsschritte zurückzuführen. Nach vorläufi- ger Planung sieht die notwendige Konsolidierung mit 40 % bzw. 1.7 Mrd. Euro eine bedeutende ein- nahmenseitige Komponente vor. Derzeit ist jedoch weder ein zeitliches Profil für die Steuererhö- hung(en) beschlossen, noch welche Steuern erhöht werden sollen. Die Prognose unterstellt, dass etwa die Hälfte des geplanten Volumens bereits ab dem nächsten Jahr schlagend wird und sich die

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