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S Gibt es Standards in der sportorthopädischen Betreuung?

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DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 66. Jahrgang 3/2015 59

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KORRESPONDENZADRESSE:

S

eit vielen Jahren ist es in der Deutschen Zeit- schrift für Sportmedizin üblich, Standards in der Diagnostik und Therapie von Verletzungen und Überlastungsschäden zu publizieren. Sie dienen in erster Linie dazu, dem Sportler/-innen betreuenden Sportmediziner Hilfsmittel an die Hand zu geben, um zunächst einmal den Bewe- gungsapparat untersuchen zu können und im Anschluss unter Zuhilfenahme von bildgeben- den Methoden eine möglichst exakte Diagnose zustellen. Insbesondere die klinische Untersu- chung sollte standardisiert ablaufen, um mög- lichst alle beteiligten Strukturen erfassen und beurteilen zu können.

Die klinische Untersuchung der Gelenke umfasst normalerweise neben der exakten Lokalisierung der vom Athleten angegebenen Schmerzen die Beurtei- lung des Bewegungsausmaßes und der Stabilität des betroffenen Gelenkes unter Berücksichtigung der Achsverhältnisse, Einschränkungen benachbarter Gelenke und funktioneller Aspekte. Mit zunehmen- der Erfahrung eignet sich jeder Untersucher im Lau- fe der Zeit einen persönlichen Untersuchungsablauf an unter Verwendung verschiedener Testverfahren.

Auch die in diesem und den folgenden Heften im Rah- men der „orthopädischen Standards“ dargestellten klinischen Tests sind als Vorschlag zu verstehen und können natürlich auch individuell angepasst und durch weitere Testverfahren ergänzt werden. Die Prinzipien, nach denen die klinische Untersuchung erfolgt, kann somit sehr gut standardisiert werden.

Problematischer wird es schon mit dem Einsatz bildgebender Verfahren. Die zunehmende Vermitt- lung medizinischer Details in der Laienpresse bei Verletzungen von Spitzensportlern führt unwei- gerlich dazu, dass auch die Anspruchshaltung des Freizeitsportlers an eine schnelle und umfassende Diagnostik beim behandelnden Sportmediziner ein- gefordert wird.

Die unmittelbar erfolgende bildgebende Dar- stellung von Schmerzzuständen mit Hilfe der Kern- spintomographie bei Profisportlern führt zwar zu einer frühzeitigen Information und vielfach auch Beruhigung des Athleten und seines sportlichen und medizinischen Umfeldes, ist aber in vielen Fällen in seiner Dringlichkeit medizinisch nicht indiziert.

Selbstverständlich bleibt die Indikation zur Einlei- tung diagnostischer Verfahren in den Händen des sportmedizinischen Betreuers. Ein Trend zur bildge- benden „Überdiagnostik“ leichter struktureller oder funktioneller Beschwerden ist im Bereich des Leis-

tungssportes deutlich zu erkennen. Die Auswahl des bildgebenden Verfahrens, das zur Beurteilung einer Struktur des Bewegungsapparates eingesetzt wer- den soll, und selbstverständlich auch die Durchfüh- rung lassen sich gut standardisieren, der Zeitpunkt des Einsatzes der Verfahren lässt sich nur grob in Standards festlegen.

Kann der Sportler überhaupt standardisiert behandelt werden? Auch wenn es grundsätzlich standardisierte Prinzipien in der Behandlung von Verletzungen und Überlastungsschäden des Be- wegungsapparates gibt und diese sich auch in den

„orthopädischen Standards“ als Empfehlung wie- derspiegeln, so zeigt die Realität doch, dass die Behandlung individuell erfolgen muss. Eine Abwei- chung oder Ergänzung zu Standards in der Thera- pie erfolgt umso mehr, je intensiver eine sportliche Aktivität erfolgt. Gehört es noch zu den Standards, einem Athleten im Endkampf bei internationalen Meisterschaften lokal injiziert ein Lokalanästhe- tikum zu verabreichen, um den Saisonhöhepunkt, auf den über viele Monate unter Verzicht auf viele persönliche Freiheiten und mit hohem Zeitaufwand hingearbeitet wurde, möglichst schmerzfrei die ma- ximale Leistung abzurufen? Gerade im Spitzensport, in dem Grenzbelastungen auf den Bewegungsappa- rat zukommen, befinden wir uns als Sportmediziner ebenfalls in einem Grenzbereich.

Welche Therapie ist in welcher Situation zu ver- antworten? Der prinzipielle Gedanke, eine Verlet- zung oder eine Verschlimmerung einer vorbestehen- den Verletzung zu vermeiden, muss im Vordergrund unserer therapeutischen Überlegungen stehen. Das langfristige Ausheilungsergebnis und die Konse- quenzen für den Athleten auch nach Beendigung seiner sportlichen Karriere müssen das zentrale Ziel unserer empfohlenen Therapiemaßnahmen sein. Das betrifft auch Indikationen zu operativem Vorgehen.

Kann ein Meniskusschaden beim jugendlichen Leis- tungsfußballspieler nur deshalb nicht refixiert wer- den, sondern partiell reseziert werden, damit er nach 3-4 Wochen wieder spielfähig ist und nicht erst nach 3-4 Monaten? Das langfristige Ausheilungsergebnis und die Prognose hat im Vordergrund zu stehen, auch wenn bei Refixationen in bis zu 25 % der Fälle ein inkomplettes Einheilen bekannt ist.

Eine der wesentlichen Inhalte unserer sportme- dizinischen Behandlung ist in der ausführlichen Be- ratung der Athleten und ihres Umfeldes zu sehen, und das auch je nach Situation über die Leistungs- sportphase hinaus. Hier können therapeutische Standards gut als Argumentationshilfe dienen.

Prof. Dr. Holger Schmitt

ATOS Klinik Heidelberg GmbH & Co. KG Bismarckstraße 9-15

69115 Heidelberg : holger.schmitt@atos.de

February 2015

10.5960/dzsm.2015.173 Schmitt H. Gibt es Standards in der sportorthopädischen Betreuung. Dtsch Z Sportmed. 2015; 66: 59.

March 2015

Gibt es Standards in der

sportorthopädischen Betreuung?

Schmitt H

Can we use standards in the orthopedic treatment of athletes?

Prof. Dr. Holger Schmitt ATOS Klinik Heidelberg

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