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DER IMPLANTATPROTHETIKER ALS ARCHITEKT

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Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2019 I 35 I 01

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DER IMPLANTATPROTHETIKER ALS ARCHITEKT

Von der Planung der Behandlungsabläufe bis hin zur Ästhetik und Zahntechnik

Wie bereits im Klappentext des vorliegen- den Werks erwähnt, gibt es eine Fülle an Büchern, die die chirurgischen Aspekte der Implantologie ausführlich beleuchten.

Schwer zu finden dagegen ist ein umfas- sendes, aktuelles Werk über die sich aus der Implantation fast immer ergebende prothetische Rehabilitation des Gebis- ses.

Ich würde mich selbst als fortgeschrit- tenen Anfänger in der Implantatprothetik bezeichnen und war auf der Suche nach einem Buch, das es mir ermöglicht, mein Wissen in der prothetischen Versorgung von Implantaten fundiert und vor allem wissenschaftlich untermauert zu erwei- tern. Es sammelten sich Fälle bzw. Ver- sorgungssituationen, in denen ich nach vorhersehbaren Konzepten suchte und mich mit meinem Repertoire nicht in der Lage sah, eine zufriedenstellende, das heißt funktionell erprobte und ästhetisch ansprechende Versorgung zu erzielen, ohne das Schicksal des Patienten oder mein eigenes zur sehr herauszufordern.

Wie oft stolpert eine Therapie von Kompromiss zu Kompromiss, wenn Pro- thetiker und Chirurg oder Prothetiker und Zahntechniker nicht ausreichend mit - einander kommunizieren? Die sich mög - licherweise daraus ergebenden Konse- quenzen kann man sich übrigens im Kapi- tel „Prothetische Komplikationen“ zu Ge- müte führen.

Neben der zeitintensiven Recherche nach möglichen Therapiekonzepten bei Google oder anderen, besser geeigneten, nur leider auch kostenpflichtigen medizini- schen Datenbanken bleibt natürlich der fachliche Austausch mit Kollegen, der die Fülle möglicher Therapiekonzepte noch

einmal um ein Vielfaches erweitert. Deren interne Evidenz nach dem Motto „Ich wür- de das so machen, klappt eigentlich immer gut!“, funktioniert nicht immer in der Hand des Ungeübten.

So legte ich meinen Fokus zunächst wieder auf Lehrbuchklassiker, die jeder schon aus seiner Studienzeit kennen dürf- te. Problem bei den besagten Werken ist, dass die Abhandlung der Implantatprothe- tik zu kurz kommt, weil selbstverständlich die prothetischen Grundlagen vermittelt werden. Die Implantologie-Lehrbücher wiederum widmen nach erfolgreicher Im- plantation mit allen notwendigen Schritten der Implantatbett-Konditionierung der

Komponente der Suprakonstruktion allen- falls ein stiefmütterliches Kapitel, obwohl ja gerade diese den krönenden Abschluss des oft aufwendigen Therapiezyklus bildet und keineswegs als trivial anzusehen ist.

So ist sie doch das für den Patienten ein- zig sichtbare Resultat, an dem er uns letzt- lich misst.

So führt das Werk von Stefan Wolfart vor Augen, wie wichtig es ist, die Scheu- klappen abzunehmen, und generiert mit dem Leser ein synoptisches Behand- lungskonzept, das patientenindividuell die funktionelle und ästhetische Rehabilita - tion des Gebisses in den Mittelpunkt stellt.

Ganz im Sinne des „Backward Planning“

bestimmt das Ziel den Weg. So sammelt das Buch mich nach einer kurzen Einlei- tung ein, in der noch einmal die Basics zur präprothetischen Patientenanalyse aufge- frischt werden können (Ästhetikanalyse, Indikationsklassen, Implantatformen).

Nach der Erschaffung eines individuel- len Patienten(-Risiko-)profils, zusammen- gesetzt aus Erkenntnissen der Anamnese sowie allen möglichen psychosozialen Faktoren, werden indikationsbezogene, das patienteneigene Profil berücksichti- gende Behandlungskonzepte zur Verfü- gung gestellt – alles sehr anschaulich und ideal zum Nachschlagen mit Entschei- dungsbäumen visualisiert.

Sehr gut hat mir gefallen, dass die Pro- blematiken, z.B. mit Bisphosphonatthera- pie assoziierter Indikationseinschränkun- gen sowie der Umgang mit prognostisch fragwürdigen Zähnen, beleuchtet werden.

In Anbetracht der demografischen Ent- wicklung unserer Bevölkerung hin zu ei- nem höheren Anteil älterer und kompro- mittierter, doch nicht weniger anspruchs- Stefan Wolfart, 1. Auflage 2014,

Quintessence Publishing, 728 Seiten, 2.163 Abbildungen, Hardcover, ISBN 978–3–86867–232–9, 289,00 Euro I BUCHEMPFEHLUNG I

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Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2019 I 35 I 01 voller Patienten werden diese Aspekte zweifellos immer wichtiger.

Mit den Erkenntnissen des ersten Blocks im Hinterkopf stürzte ich mich gera- dezu auf die nächsten Seiten, die praxis- nah mit vielen, didaktisch clever gewähl- ten Bildserien und Übersichtstabellen zum Workflow das klinische Vorgehen erklä- ren – wieder sehr ausführlich, ohne auszu- ufern, auf alle möglichen Aspekte einge- hend, sodass es sich für den einen als nützliche Wiederholung liest und dem an- deren eventuell hilft, mögliche Lücken zu schließen.

Es mag trivial erscheinen, aber hier seien beispielhaft die prägnanten Kapitel zu Kieferrelationsbestimmung, Modell- montage und Okklusionskonzepten ge- nannt, die der heutigen Forderung nach funktionell tadellosem Zahnersatz gerecht zu werden helfen. Die vielen wertvollen praktischen Kniffe und Tipps, so einfach sie sind, können einen extremen Mehrwert bedeuten, z.B. die Abformung und Über- tragung des mühevoll ausgeformten Emergenzprofils auf die Modellsituation oder die kleine, aber feine Frage nach der Entscheidung „verschraubter oder ze- mentierter festsitzender Zahnersatz“?

Möglichkeiten, aber auch Grenzen des digitalen Workflows werden dabei stets berücksichtigt, und für Interessierte ist dem Thema „optische intraorale Abfor- mung“ ein eigenes Kapitel gewidmet, das

die verschiedenen technischen Felder be- leuchtet, die zu den bereits vorhandenen Möglichkeiten führen bzw. aufzeigt, wel- che diese limitieren.

Das nötige Handwerkszeug im Ge- päck darf man sich nun auf anhand von realen klinischen Patientensituationen vorgestellte Versorgungskonzepte freuen, die mit hochwertigen und sehr anschau - lichen Fotostrecken untermalt sind und ei- nem ggf. aus der Lektüre der vorangestell- ten Kapitel teilweise, nun aber noch aus- führlicher und step by step, bekannt vor- kommen dürften. So rundet das Buch die zuvor vermittelten Inhalte gelungen in der praxisnahen Anwendung ab.

Hochinteressant und wegen der vielen Abbildungen auch greifbar ist der letzte Abschnitt, der die komplexe Anfertigung einer Suprakonstruktion aus dem Blick- winkel des Zahntechnikers beleuchtet, wirklich lesenswert und Verständnis schaffend für die Problematiken, die sich eventuell im Fertigungsprozess ergeben können.

Durchgehend werden die vorgestell- ten Konzepte mit Verweisen auf fundierte wissenschaftliche Studien und weiterfüh- rende Literatur untermauert. Nicht erprob- te oder innovative Konzepte sind klar als solche gekennzeichnet, der Leser wird aber nicht mit dem Verweis auf die fehlen- de Evidenz allein gelassen. Faktisch be- legte Alternativvorschläge und Prognosen

zu möglichen Entwicklungen in der Zu- kunft werden dargestellt, sodass er selbst entscheiden kann, auf welchen Weg er sich begeben möchte.

Ich kann somit die aus dem Buch ge- wonnenen Erkenntnisse mit gutem Gewis- sen einsetzen und dem Patienten eine nicht nur praxistaugliche, sondern auch wissenschaftlich gestützte Therapie er- möglichen, Stichwort Therapiesicherheit.

Zu empfehlen ist das Werk gleicher- maßen als Kompendium für ganz junge Kollegen ohne weit über das Studium hinausreichende Vorkenntnisse wie auch für Fortgeschrittene, die sich in komplexe- re implantatprothetische Fälle einarbeiten möchten. Und ich bin überzeugt, dass auch „alte Hasen“ ein solides Werk zum Nachschlagen oder Auffrischen des be- reits vorhandenen Wissens in den Händen halten. Denn die Lektüre muss selbstre- dend nicht in der didaktisch naheliegen- den Form von vorne bis hinten stattfinden, sondern ist dank der übersichtlichen Strukturierung und des Stichwortverzeich- nisses auch autonom und themenbezo- gen möglich.

Gut vorstellbar, dass es bald aus kei- ner Bibliothek eines engagierten Implanto- logen oder Prothetikers mehr wegzuden- ken ist. Diese Qualität hat ihren Preis, doch die 289 Euro sind wirklich gut inves- tiert.

Fabian Knüver

I BUCHEMPFEHLUNG I

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