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Archiv "Mammographie: Diskussion öffentlich führen" (07.01.2002)

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Budgetierung

Zu dem Beitrag „Kein Beifall für die Budgetablösung“ von Jens Flintrop in Heft 43/2001:

Informationsmöglichkeit vorhanden

Im Beitrag las ich über die zweistelligen Zuwachsraten auf dem Arzneimittelsektor.

Diese kommentierte Prof.

Glaeske unter anderem da- hingehend, dass eine erhebli- che Zunahme der Verord- nung neuer Arzneimittel er- folge, die keine wirklichen Innovationen darstellten.

Das Problem sei, dass „es keine von Hersteller-, Kran- kenkassen- und Ärzteinteres- sen unabhängige Informati- onsmöglichkeiten“ gäbe.

Seit 1911 gibt es die Arznei- mittelkommission der Deut- schen Ärzteschaft (AkdÄ). In ihr arbeiten ehrenamtlich un- abhängige Ärzte, unterstützt durch eine Geschäftsstelle, die von der BÄK und der Bundes-KV finanziert wird.

Berufspolitik spielt keine Rolle. Die AkdÄ bemüht sich um eine objektive Informati- on zum Beispiel über die Fra- ge, ob ein Arzneimittel eine Innovation oder eine Pseu- doinnovation ist. Die Publika- tionsorgane sind mannigfaltig:

das Buch Arzneiverordnun- gen (19. Auflage, 1999), das Bulletin Arzneiverordnung in der Praxis (AVP), die The- rapieempfehlungen (in Kür- ze als Buch zusammengefasst erhältlich), Mitteilungen und Bekanntgaben im Deutschen Ärzteblatt, Internet-Präsenz.

Sollte dies alles an Herrn Prof. Glaeske vorbeigegan- gen sein? Liest er kein

„Deutsches Ärzteblatt“? In einem Punkt müssen wir ihm allerdings Recht geben: leider gelingt es uns infolge fehlen- der Mittel nicht, unsere Pu- blikationen so weit zu streu- en, wie wir das wünschen. So konnte bis Mitte der Neunzi- gerjahre AVP viermal im Jahr dem Ärzteblatt beigelegt werden und erreichte so alle Ärzte. Trotz eines anders lau- tenden Ärztetagsbeschlusses wurde dies aus Kostengrün- den eingestellt. Dafür errei- chen 68 000 Exemplare der

„Ärzte Zeitung“ die Leser (bezahlt werden 19 500 Stück). Das „Ärztliche Jour- nal Reise und Medizin“ ver- kauft 620 Exemplare und ver- sendet 51 600. Rund 500 Pharmaunternehmen schal- ten für 272,3 Mio. DM Anzei- gen in Ärztezeitschriften. Für eine breite Streuung objekti- ver Informationen der verfass- ten Ärzteschaft gibt es kein Geld. Dann muss eben weiter unnötig teuer verordnet wer- den! Wem die Ausgabe für ein Sparschwein zu hoch ist, muss alles verjubeln.

Prof. Dr. med. D. Höffler, Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Rappsmühlenstraße 10, 64331 Weiterstadt

Mammographie

Zu dem „Seite eins“-Beitrag

„Mammographie-Screening: Keine Zeit für Zweifel“ von Dr. med. Eva A.

Richter in Heft 43/2001:

Diskussion öffentlich führen

Selbstverständlich sollte sein:

erst die Fakten wissenschafts- basiert und lobbyfest aufstel- len, dann die Diskussion aller Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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Beteiligten, insbesondere auch der betroffenen Frauen zur Transparenz, und – um jedem Neopaternalismus vorzubeu- gen – danach erst eine evi- denzbasierte Leitlinie zum Screening zusammen mit den Frauen aufstellen, falls der Nutzen den Schaden über- wiegt. Wenn dies nicht der Fall ist, dann zuerst weitere Forschung. Dass es zu viele nicht qualitätsgesicherte Mammographien, falschposi- tive Befunde und überflüssige Biopsien gibt, darf wohl schwerlich der Grund sein, jetzt überstürzt ein Programm einzuführen, dessen ge- wünschtes Ergebnis – nämlich Lebensverlängerung und/

oder Verbesserung der Le- bensqualität der Betroffenen – nicht zweifelsfrei feststeht.

Diese Diskussion ist öffent- lich und nicht nur in Fachzeit- schriften wie Lancet, DÄ oder bei Cochrane zu führen, weil jeder Mensch ein Recht darauf hat, umfassend und für ihn verständlich in Fragen der Gesundheitsversorgung infor- miert zu werden. Die Stan- desorganisationen sollten ei- ne nicht qualitätsgestützte Diagnostik und Therapie we- nigstens versuchen zu unter- binden, denn dies ist der ei- gentliche Skandal . . .

Dr. Klaus Blumberg, Zum Altmühlspitz 5, 93309 Kelheim

USA/Bayer

Zu dem „Seite eins“-Beitrag

„Maß für Maß“ von Heike Korzilius in Heft 44/2001:

Nicht sorgfältig differenziert

In der öffentlichen Darstel- lung zum Thema Anthrax/

Ciprobay und Patentschutz wird nicht sorgfältig differen- ziert:

➀Es gibt den Konflikt, ob die USA die Ausnahmerege- lung im Welthandelsabkom- men in Anwendung bringen darf, um den Patentschutz für Ciprobay aufzuheben.

Die USA begründen das mit den riesigen Mengen, die sie im Rahmen des „Katastro-

phenschutzes“ für die Bevöl- kerung einlagern müssen.

➁Es wird der Eindruck er- weckt, Ciprobay sei das einzig wirksame Medikament für die Postexpositionsprophylaxe nach Anthraxexposition. Das ist falsch! Zuletzt am 31. Ok- tober 2001 hat das „Centers for Disease Control and Pre- vention“ (CDC) des amerika- nischen Gesundheitsministe- riums in einem „official Health Advisory“ mitgeteilt:

Es gibt keine Evidenz, dass Ci- profloxacin mehr oder weni- ger effektiv ist als Doxycyclin für die Postexpositionspro- phylaxe, um eine Infektion mit Anthrax zu verhindern.

Es wird gewarnt vor dem Ein- satz von Ciprofloxacin, um nicht die Wirksamkeit dieser Substanz bei anderen bakteri- ellen Infektionen durch die Induktion einer Resistenzent- wicklung zu verringern.

Dr. Heinzpeter Moecke, Institut für Notfallmedizin, Rübenkamp 148, 22291 Hamburg

Arzneimittel

Zu dem Leserbrief „Zu hoher Apothekenaufschlag“ von Dr. med.

Bernd Goette in Heft 43/2001:

Korrekte Zahlen

. . . Im Jahr 2000 lag der Wertschöpfungsanteil der Apotheken an den GKV- Ausgaben für Arzneimittel bei 20 % und nicht bei circa 30 %, wie fälschlicherweise behauptet wurde. Zusammen mit der Großhandelsspanne von 8,5 % betrugen die Ge- samtkosten für den Arznei- mittelvertrieb also 28,5 %.

Auf die pharmazeutische In- dustrie entfielen dagegen 57,7 %, und der Staat ver- diente über die Mehrwert- steuer 13,8 % (Quelle: Die Apotheke 2000, Zahlen, Da- ten, Fakten; herausgegeben von der ABDA, Eschborn).

Den Vertrieb zum Kosten- treiber zu stempeln erscheint folglich unredlich. Daneben findet in der Apotheke kein reiner Vertrieb statt, sondern ebenso kompetente Bera- tung rund um das Arzneimit- B R I E F E

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tel, auch wenn das gelegent- lich bestritten wird.

Der volle Mehrwertsteuer- satz auf Arzneimittel ist in Europa im Übrigen durchaus unüblich. Die meisten Staa- ten erheben nur die halbe Mehrwertsteuer oder ver- zichten ganz darauf. Die Arz- neimittelpreise in Deutsch- land liegen im europäischen Vergleich dennoch im unte- ren Drittel. Wir sind das Land mit der höchsten Gene- rika-Quote, und im kommen- den Jahr werden die Apothe- ken auch noch dazu gezwun- gen, eine Import-Quote von 5,5 % (später 7 %) zu erfül- len, um die letzten Wirt- schaftlichkeitsreserven zu er- schließen. Die Arzneimittel- preisverordnung in unserem Land ist zur Kostendämp- fung degressiv gestaltet wor- den, das heißt je teurer das Medikament, desto geringer der Apothekenaufschlag. Zu guter Letzt müssen die Apo- theken den gesetzlichen Krankenkassen noch einen generellen Rabatt von 5 % gewähren. Summa sum- marum verbleibt einer Apo- theke von 100 DM Umsatz ein betriebswirtschaftlicher Gewinn von 0,90 DM!

Infolge der genannten Zah- len hat sich der Wertschöp- fungsanteil der Apotheken an den Gesamtausgaben der GKV seit 1970 von 6,1 % auf 2,9 % im Jahr 2000 mehr als halbiert . . .

Dr. rer. nat. Peter Rüngeler, Löwen- Apotheke, Hauptstraße 168, 42579 Heiligenhaus

Hier ist Einsparpotenzial

Infolge meines Alters verord- ne ich nur noch wenige Medi- kamente. Für mich selbst je- doch benötige ich Medika- mente, die in Deutschland zu einem relativ hohen Preis an- geboten werden. Mehr durch Zufall bekam ich die Telefon- nummer einer holländischen Apotheke (die Niederlande gehören zur EU) und habe dort nachgefragt. Nunmehr beziehe ich meine wesentli- chen Medikamente von dort, wobei die Preise im Vergleich

zu Deutschland 20 bis 25 % niedriger liegen. Ich habe die Präparate überprüft: Es sind Originalpräparate, die entwe- der aus Deutschland, den USA oder auch aus der Schweiz stammen (Hoffmann- La Roche). Da ich annehme, dass unsere europäischen Nachbarn nicht ohne Gewinn arbeiten, möchte ich doch ein- mal fragen, wieso es immer wieder gelingt, uns Deutsche derart über den Tisch zu zie- hen?

Ich bin der Meinung, dass das nicht mehr auf Dauer hinge- nommen werden kann. Ein entsprechender Hinweis von mir an die örtliche AOK wur- de bis heute überhaupt nicht registriert. Das heißt doch wohl, dass es hier um ein wirt- schaftspolitisches Spiel geht, wobei man den Ärzten vor- macht, sie hätten eine Chance, irgendwie einzugreifen. Auch Sie möchte ich bitten, die deutschen Ärzte über die Sachverhalte ehrlich aufzu- klären. Das theoretische Ein- sparpotenzial übersteigt eine Milliarde DM. Diese Summe fehlt jedoch angeblich.

Dr. med. Otmar Brodnicke, Alfredstraße 77/79, 45130 Essen

Medikamente

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Oder so ähnlich“ von Norbert Jachertz in Heft 39/2001:

Voll daneben

Ihr Leitsatz geht voll dane- ben. Die Forderung einer Verordnung des Wirkstoffes wäre die Verwirklichung ei- ner alten Forderung der mei- sten pharmakologisch ge- schulten Fachärzte, die es leid sind, der Industrie und den Apotheken mit ihren Spiel- chen ausgeliefert zu sein.

Wirkstoffangabe mit Konzen- tration und Angabe der abzu- gebenden Menge ist die ehr- lichste Lösung und für die Ärzte die optimale Lösung (sie wird im Übrigen in meh- reren europäischen Ländern seit Jahrzehnten gepflegt) . . . Es handelt sich hierbei kei- neswegs um einen Schnell-

schuss, sondern um eine alte Forderung Informierter. Die jetzigen Probleme, dass zum Beispiel Patienten mit einem Originalpräparat eingestellt werden und der Wechsel die- ses Präparates (in meinem Fach etwa der Antiepilepti- ka) Spiegelveränderungen bewirken könnte, die einen Anfall auslösen, würde dann schlicht wegfallen, weil nur wirklich pharmakologisch- pharmakokinetisch identi- sche Substanzen abgegeben werden dürfen. Dass die In- dustrie das nicht will, ist nachvollziehbar . . .

Dr. med. Eberhard Hirschberg, Breite Straße 49, 13597 Berlin

Arzthelferinnen

Zu dem Beitrag „Mehr Kompetenz in Praxisorganisation und Kommunikati- on erwartet“ von Maria Rita Meye in Heft 45/2001:

Bemängeln Mediziner ihre eigene Ausbildung?

Als Ärztin an der Berufs- schule tätig, bin ich in vielen Dingen mit den Anforderun- gen meiner Kollegen/-innen in den Praxen einer Mei- nung. Nur wenn ich lesen muss, dass das „praktische Können in diagnostischer und therapeutischer Assi- stenz“ von 50 % der Kollegen bemängelt wird, muss ich mich doch fragen, wo die jun- gen Frauen denn diese Kom- petenz eigentlich erwerben sollen. Ist das nicht Aufgabe der praktischen Ausbildung in den Praxen? Also bemän- geln 50% der praktizieren- den Mediziner ihre eigene Ausbildung?

So ist doch ein Angriffspunkt der Verbesserung schon ge- funden und schnell und leicht behebbar!

Gabriele Fiedler-Langhanki, Birkhahnstraße 6, 47228 Duisburg

Es fehlen Perspektiven

. . . Der Arzt hat durch seine Helferinnen wenig Entla- stung. Die Helferinnen wer- den von der Schule nicht vor-

bereitet auf Verwaltung, For- mularwesen und Kommuni- kation mit Krankenkassen und Behörden. Für alle Krankenkassen-Sachbearbei- ter ist zum Schluss der Arzt der Ansprechpartner – und zwar deshalb, weil die Helfe- rinnen nicht darauf vorberei- tet sind, diese Verwaltungs- aufgaben alleine und verant- wortlich zu bewältigen . . . Es fehlen weiterführende Lehr- gänge, es fehlen Perspekti- ven für die Arzthelferin in ihrem Berufsleben. Die Grundausbildung sollte in zwei Jahren zu bewerkstelli- gen sein mit fast eineinhalb Tagen Schulzeit pro Woche.

Aufbauend müssten Lehr- gänge für Organisation und Logistik angeboten werden.

Eine zweite Aufbaustufe des Arzthelferinnen-Berufs könnte sich in Richtung EDV-Beauftragte herausbil- den. Eine weitere Aufbau- stufe sollte Helferinnen an- geboten werden, die eine Führungsposition in einer Praxis erreichen wollen . . . Dr. med. D.-P. Hammerle, Ehlersstraße 19, 88046 Friedrichshafen

Mayo-Klinik

Zu dem Leserbrief „Oberstes Gebot:

Wechselseitiger Respekt“ von Stefan Welisch in Heft 33/2001:

Sehr treffend

Die Zuschrift gibt sehr tref- fend wesentliche Aspekte des großen Erfolges der Art wieder, Medizin zu betrei- ben, wie sie in der Mayo-Kli- nik entwickelt wurde. Minde- stens ebenso wichtig für den Erfolg der Mayo-Klinik ist neben dem respektvollen Umgang mit anderen Diszi- plinen aber auch das konti- nuierliche Bemühen, exzel- lent zu sein, das bedeutet:

ständige Fortbildung, Dis- kussionen, Selbstkontrolle, Korrektur der eigenen Auf- fassung. An der Mayo-Klinik vergeht für den Arzt kein Ar- beitstag ohne wenigstens ei- ne Veranstaltung mit inhaltli- cher Diskussion, die seine medizinischen Kenntnisse er-

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weitert. Eine Haltung, wie man sie bei uns gegenüber Fortbildungsangeboten durchaus antrifft – „Das ken- ne ich schon, da brauche ich nicht hin“ – ist dort undenk- bar. Gerade in der ärztlichen Tätigkeit ist die Gefahr groß, an überholten Vorstellungen festzuhalten.

Warum der Autor vermutet, dass hiesige leitende Ärzte mittels Liquidationsberechti- gung unser Gesundheitswe- sen als Milchkuh missbrau- chen, ist schwer erkennbar.

Was die Mayo-Klinik betrifft, kann man feststellen, dass dort gute Ärzte ebenfalls gut bezahlt werden.

Für die ärztliche Allgemein- heit mag interessant sein, dass sich Kollegen, die sich einige Zeit an der Mayo-Kli- nik zur Ausbildung befan- den, in einer eigenen Vereini- gung zusammengeschlossen haben, unter anderem, um die hier diskutierten Punkte auch in unserem Land zu för- dern. Ebenso bemühen wir uns, jungen Kollegen oder in- teressierten Studenten den Weg zur Mayo-Klinik zu er- leichtern.

Prof. Dr. Hermann von Lilienfeld- Toal, Chairman Mayo Alumni German speaking chapter e.V.,

Kreiskrankenhaus Gelnhausen, 63571 Gelnhausen

Biologische Waffen

Zu dem Medizinreport „Steckbrief von unsichtbaren ,Tätern‘“ von Dr.

med. Vera Zylka-Menhorn in Heft 42/2001:

Über Zivilverteidigung nachdenken

Angesichts der Bedrohung durch biologische Waffen, die von gewissenlosen Extre- misten gegen die Zivilbevöl- kerung eingesetzt werden könnten, war es außeror- dentlich notwendig, die Erre- ger, deren Infektionswege und die durch sie verursach- ten Symptome darzustellen, zumal die gegenwärtig in der Praxis stehenden Ärzte im Rahmen ihrer Aus- und Wei- terbildung über die in unse-

rer Zivilisation als bereits ausgerottet geglaubten Krank- heiten wenn überhaupt, dann allenfalls am Rande etwas gehört haben. Gleichzeitig wird die Frage an die politi- schen Entscheidungsträger aufgeworfen, ob es nicht höchste Zeit wäre, den über Jahrzehnte hinweg vernach- lässigten und stetig reduzier- ten öffentlichen Gesund- heitsdienst schleunigst perso- nell und materiell aufzu- stocken. Wer soll im Falle ei- nes bakteriologischen An- griffs eigentlich eine wir- kungsvolle Verteidigung führen? Die niedergelasse- nen Ärzte wären mit der Wahrnehmung von Aufga- ben der Zivilverteidigung völlig überfordert.

Priv.-Doz. Dr. Joachim Richter, Augustastraße 26, 02826 Görlitz

Disease

Management

Zu dem Beitrag „Auf der Strecke bleibt die ärztliche Ethik“ von Dr.

med. Gernot Rüter in Heft 46/2001:

Scheinreform verweigern

Die Einführung von Disease- Management-Programmen ist auch deshalb ethisch nicht vertretbar, weil sie den Grundsatz der Gleichbe- handlung aller Kranken ver- letzt. Relativ willkürlich wer- den hier sieben Krankheits- bilder herausgegriffen, die nun seitens der Versicherer und Ärzte eine besondere Aufmerksamkeit erfahren sollen. Dies soll durch ent- sprechende finanzielle An- reize erreicht werden. Da der ambulanten Versorgung hier- für jedoch sicherlich keine zusätzlichen Gelder zur Ver- fügung gestellt werden, be- deutet dies in einem System mit festgeschriebenem Ho- norarvolumen, dass diese Sondermittel der Behand- lung anderer Kranker, also auch chronisch Kranker, ent- zogen werden. Man fragt sich, mit welcher Berechti- gung für die Behandlung ei- nes Diabetikers oder Asth- ma-Kranken in Zukunft B R I E F E

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mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden sollen als für die Therapie von Parkinson- Patienten oder MS-Kranken.

Hier werden Patientengrup- pen gegeneinander ausge- spielt und chronisch Kranke erster und zweiter Klasse ge- schaffen.

Völlig auf verlorenem Posten werden Patienten stehen, die an einer seltenen chroni- schen Erkrankung leiden. Da sich Disease-Management- Programme für solche Krankheitsgruppen nicht lohnen, drohen sie bei einer Ausweitung dieser Projekte durch alle Maschen des Ge- sundheitsnetzes zu fallen.

Die Disease-Management- Programme sind medizinisch unsinnig und ethisch nicht vertretbar. Sie dienen einzig dem Zweck, durch öffent- lichkeitswirksame Maßnah- men zu verschleiern, dass sich durch die verschiedenen Budgets die ambulante Ver- sorgung vor allem der chro- nisch Kranken in letzter Zeit erheblich verschlechtert hat.

Es wäre zu hoffen, dass die Ärzteschaft die Solidarität aufbringt, sich dieser Art von Scheinreform zu verweigern.

Dr. med. Ekkehard Schönbrunn, Schöne Aussicht 29, 31180 Giesen

Psychiatrie

Zu dem Beitrag „Ein ethisches Dilemma“ von Priv.-Doz. Dr. med.

Tilman Steinert et al. in Heft 42/2001:

Beispiel: Berlin

. . . In Berlin (ist) kein ande- rer als der Amtsarzt berech- tigt, eine Unterbringung in einer geschlossenen psychia- trischen Klinik gegen den Willen des Betroffenen nach den entsprechenden gesetzli- chen Vorschriften (PsychKG/

UBG) zu beantragen oder anzuordnen. Außerhalb der Dienstzeiten des Amtsarztes obliegt der Polizei das ho- heitliche Recht, freiheitsent- ziehende Maßnahmen zu veranlassen, nachdem ein ärztliches Gutachten erstellt wurde (PsychKG § 26 Absatz [1] und [2] des Berliner Ge-

setzes). Die Gesetze sind län- derabhängig unterschiedlich und tragen auch entspre- chend unterschiedliche Na- men.

Corinna Scheibner, Markus Brüggenolte,Katzbachstraße 14, 10965 Berlin

Hausärzte

Zu der geplanten Lotsenfunktion der Hausärzte:

Leichtmatrosen ans Ruder

BDA-Vorsitzender Kossow und Ministerin Schmidt sin- gen im Duett das Lied vom Hausarzt als Lotsen zur Si- cherheit der Patienten im Gesundheitssystem. Da stellt sich doch die Frage, was Lot- sen eigentlich sind. Von al- ters her langgediente Kapitä- ne, die mit der Zahl der Be- rufsjahre allmählich Lotsen werden konnten. Das sollen Hausärzte sein mit ihrer ab- gespeckten klinischen Aus- bildung? Um im Bild zu blei- ben: Kossow und Schmidt wollen Leichtmatrosen ans Ruder, die besser ausgebilde- ten Kapitäne werden abge- mustert. Man kann das ja durchaus so glauben als Hausarzt, man sei der Cham- pion und habe die umfassen- de medizinische Übersicht, aber wer wird sich denn allen Ernstes freiwillig solchen hy- pertrophen Leuten anver- trauen? Die Patienten mer- ken doch selbst, wie da An- spruch und Wirklichkeit klaf- fen, wer ihnen tatsächlich hilft, und stimmen mit den Füßen ab.

Unsere Leichtmatrosen wer- den das Gesundheitsschiff auf Grund setzen. Davon wird die Öffentlichkeit nichts merken, weil „nur“ Einzel- schicksale betroffen sind. Die Betroffenen können sich nicht wehren, weil sie das Sy- stem nicht durchschauen. Al- lerdings können einem da die Tränen kommen, aber eher so wie bei Kafka „Auf der Galerie“.

Dr. med. Rainer Reiß, Hauptstraße 43, 28876 Oyten

Dagmar Domenig: Migration, Drogen, transkulturelle Kompe- tenz.Verlag Hans Huber, Bern, Göttingen u. a., 2001, 236 Seiten, 25,46 C

Welche Zugangsbarrieren füh- ren dazu, dass Migranten Angebote der Drogenbera- tung und allgemeine psycho- soziale Angebote des Gesund- heitswesens kaum in An- spruch nehmen? Dieser Frage geht die Schweizer Autorin anhand einer vor ihr durchge- führten Studie zur Suchtpro- blematik von Drogenabhän- gigen italienischer Herkunft in Therapie und Beratung nach. Einerseits sind dies mi- grationsspezifische Barrieren wie mangelnde Sprachkennt- nisse, unsicherer oder fehlen- der Aufenthaltsstatus, unter- schiedliche Konzepte von Ge- sundheit und Krankheit oder auch Diskriminierungserfah- rungen. Andererseits fehlt es

den Mirarbeitern in Bera- tungsstellen oftmals an „trans- kultureller Kompetenz“. Die- se zu verbessern, schlägt die Autorin praktische Maßnah- men vor. Zum Beispiel, Be- rater mit Migrationshinter- grund einzustellen, Fort- und Weiterbildungsangebote ein- zuführen oder Informations- netze über migrationsspe- zifische Angebote aufzubau- en. Der Vorteil des Buches liegt in der Verknüpfung von praxisbezogenen Überlegun- gen und sozialwissenschaftli- cher Theorie. Petra Bühring

Familienmedizin

Hilfreiche Fragen

Thomas Hegemann, Eia Asen, Peter Tomson: Familienmedizin für die Praxis.F. K. Schattauer Verlag, Stuttgart, New York, 2000, VIII, 156 Seiten, 107 Zeichnungen, 28 Grafiken, kartoniert, 25,05 C

Nimmt man die Zahl der jüng- sten Buchveröffentlichungen als Maßstab, so könnte von ei- ner Renaissance familienme- dizinischer Konzepte gespro- chen werden. Dem in der psychosomatischen Grundver- sorgung geschulten und mit der Balint-Arbeit vertrauten Arzt ist dieses Buch mit seinen vielfältigen Beispielen von ho-

hem Nutzen, wenn es darum geht, Veränderungsprozesse effektiv in Gang zu setzen.

Was macht das Buch zu ei- nem praktischen Leitfaden für den täglichen Gebrauch? Den Familienansatz zu benutzen, bedeutet, den Patienten zu helfen, ihre Symptome und sich selbst im Zusammenhang mit ihrer Familie oder anderen wichtigen Personen zu sehen.

In kritischen und belastenden Lebenssituationen haben Fra- gen nicht selten eine entlasten- dere und öffnendere Wirkung auf Patienten und Angehörige als Antworten und Ratschläge.

Und das präsentiert das Buch dem Leser: Hilfreiche Fragen, die Bewältigungsprozesse an- regen und Ressourcen zu- gänglich machen können für Patienten und Angehörige, die durch akute oder chroni- sche Krankheit, psychosomati- sche Symptome, Abhängigkeit oder Todesfälle in eine Le- benskrise geraten sind. Die Autoren machen deutlich: Die hilfreiche Frage kann auch im ärztlichen Alltag die Antwort sein. Friedebert Kröger

Migranten

Zugangsbarrieren senken

Referenzen

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