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Schweizer Landwirtschaftsbetriebe im EU-Vergleich FAT- Berichte

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FAT-Berichte Nr. 638 1

FAT-Berichte Nr. 638 2005

Schweizer Landwirtschaftsbetriebe im EU-Vergleich

Analyse von Buchhaltungsergebnissen gemäss INLB-Methodik

Dierk Schmid, Agroscope FAT Tänikon, Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik, CH-8356 Ettenhausen Die Verbesserung der Wettbewerbsfähig-

keit der Schweizer Landwirtschaft ist ein prioritäres Ziel der Agrarpolitik. Zur Ana- lyse der Wettbewerbsfähigkeit spielen internationale Vergleiche eine wichtige Rolle. Solche Vergleiche sind aber nur mit einer geeigneten Datengrundlage möglich und sinnvoll. Die EU-Kommission betreibt zusammen mit allen EU-Mitgliedstaaten ein Informationsnetz landwirtschaftlicher Buchführungen (INLB), das auf einer ein- heitlichen Methodik beruht. Durch die Umrechnung der Daten in der schweize- rischen Zentralen Auswertung von Buch- haltungsdaten an der FAT gemäss der INLB-Methodik stehen nun vergleichbare Ergebnisse für die Jahre bis 2002 zur Ver- fügung. Dieser FAT-Bericht erläutert die Methodik und stellt erste Analysen vor.

Abbildung 1 macht deutlich, dass auf Schweizer Betrieben das Einkommen je Familienarbeitskraft gegenüber den Nachbarländern und dem EU-Mittelwert deutlich höher liegt. Dabei wird nicht be- rücksichtigt, dass in der Schweiz die Kauf- kraft eines Euro um 20–30% geringer als in den verglichenen Ländern ist. 1 Euro entspricht 2000 bis 2002 rund SFr. 1.50.

Inhalt Seite

Was ist das INLB? 1

Umsetzung der INLB-Methodik 1 Wichtige Kennzahlen im INLB 2 Schweizer Betriebe im Vergleich

mit den Nachbarn 3

Milcherzeugung im Vergleich mit ausgewählten EU-Regionen 4 Literatur und Datenquellen 6

Was ist das INLB?

Das Informationsnetz Landwirtschaftlicher Buchführungen der Europäischen Union (INLB) wurde 1965 geschaffen. Der Zweck besteht in der Sammlung von Buchfüh- rungsdaten landwirtschaftlicher Betriebe zur Ermittlung der Einkommen und zur Analyse ihrer betriebswirtschaftlichen Verhältnisse.

Zurzeit umfasst die jährliche Stichprobe etwa 60 000 Betriebe, mit denen über 90%

der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) und über 90% der gesamten landwirtschaftlichen Produktion der EU abgebildet werden.

In den meisten EU-Ländern werden auch nationale Buchhaltungsnetze betrieben, aus denen die INLB-Daten für die EU-Kommission extrahiert werden können. Das INLB bildet die einzige Datenquelle mit EU-weit vergleichbaren wirtschaftlichen Er- gebnissen landwirtschaftlicher Betriebe (vgl. auch Literaturhinweise zu Zweck und Organisation des INLB).

Abb. 1: Familienbetriebseinkommen je Familienjahresarbeitseinheit (FJAE) in ausge- wählten Ländern

Umsetzung der INLB- Methodik

Die Datenerhebung und Auswertung im INLB weicht in mehreren Bereichen von der Methodik in der Zentralen Auswer- tung von Buchhaltungsdaten (ZA) der FAT ab (vgl. Tab. 1). Um schweizerische Buchhaltungsergebnisse INLB-vergleich-

bar darzustellen, rechnet die FAT die Schweizer Daten um. Dadurch sind die hier dargestellten Ergebnisse von Schwei- zer Betrieben nicht mit den Auswertungen der Referenzbetriebe (vgl. z.B. Hauptbe- richt) vergleichbar.

Der Ausschluss des Wohnhauses bedingt Anpassungen bei den Gebäudekosten inkl.

Abschreibungen und bei den Erträgen aus Gebäudevermietung sowie eine anteilige

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EU (15) Österreich

Frankreich Deutschland

Schweiz Euro/FJAE

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2 2001 2002

Quellen: EU-Kommission, INLB; FAT, Zentrale Auswertung

Familienbetriebseinkommen je Familienjahresarbeitseinheit (FJAE) (SE430)

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FAT-Berichte Nr. 638: Schweizer Landwirtschaftsbetriebe im EU-Vergleich

2 FAT-Berichte Nr. 638

Reduktion der Schuldzinsen, der Pacht- zinsen bei reinen Pachtbetrieben und der Aktiven und der Passiven.

Buchwerte und Abschreibungen werden auf Wiederbeschaffungswerte korrigiert:

Maschinen + 5%, Gebäude + 20%. Für Boden und andere Aktiven werden die Werte der Zentralen Auswertung über- nommen (auch Deutschland und Irland machen eine Ausnahme von der Bewer- tung zu Marktpreisen). Für die Erfolgsrech- nung inkl. Korrektur der Tierbewertung, die Bilanzdarstellung und Finanzierungs- indikatoren werden die INLB-Standardva-

riablen berechnet. Die Erfassungsschwelle für die Schweiz wird bei 16 Europäischen Grösseneinheiten (vgl. Tab. 1) festgelegt.

Mit der Umsetzung der EU-Betriebs- typologie und einer analogen Gewichtung werden knapp 46 000 Betriebe mit knapp 90% der Fläche und der Produktion abge- bildet. Die Umsetzung der INLB-Metho- dik für die Schweiz wurde 1996 erstmals vorgenommen und in einer FAT-Schrif- tenreihe ausführlich dokumentiert (Meier 1996, vgl. auch Literaturhinweise zu den methodischen Grundlagen des INLB).

Wichtige Kennzahlen im INLB

Das INLB berechnet und publiziert für verschiedene Betriebsgruppen und Regi- onen die sogenannten Standardvariablen.

Die detaillierten Ergebnisse (sog. Level-1) umfassen über 120 Standardvariablen, die zusammengefassten Ergebnisse (Level-2) rund 30 Kennzahlen. Die Standardvari- ablen sind durchgehend mit einem Code (SExxx, vgl. auch Literaturhinweise zu Standardvariablen) versehen, der die Ori- entierung in Graphiken und Tabellen er- leichtert.

Die Erfolgsrechnung ist folgendermassen gegliedert (mit den Codes für Standard- variablen):

+ Insgesamt Pfl anzliche

Bruttoerzeugung (SE135) + Insgesamt Tierische

Bruttoerzeugung (SE206) + Sonstige Bruttoerzeugung (SE256)

= Bruttogesamterzeugung (SE131) Bruttogesamterzeugung (SE131) + Saldo Betriebsbeihilfen und

Steuern (v.a. Direkt-

zahlungen) (SE600)

– Insgesamt Vorleistungen (SE275)

= Bruttobetriebseinkommen (SE410) Bruttobetriebseinkommen (SE410) – Abschreibungen (SE360)

= Betriebseinkommen (SE415) Betriebseinkommen (SE415) – Insgesamt Fremdfaktoren

(Löhne, Pacht, Zinsen) (SE365) + Saldo aus Investitions-

beihilfen und Steuern (SE405)

= Familienbetriebs-

einkommen (FBE) (SE420) Familienbetriebseinkommen (SE420) / Nicht entlohnte Arbeitskräfte (SE015)

= Familienbetriebseinkommen je Familienjahresarbeits-

einheit (FBE/FJAE) (SE430) Das Familienbetriebseinkommen entschä- digt die nichtentlohnten Familienarbeits- kräfte und im Betrieb eingesetztes Eigen- kapital, entspricht also begriffl ich dem landwirtschaftlichen Einkommen in der Zentralen Auswertung.

Die Bruttogesamterzeugung schliesst auch innerbetrieblich verbrauchte Güter, z.B.

selbstproduzierte Futtermittel mit ein.

Informationsnetz landwirtschaftlicher

Buchführungen der EU (INLB)

Referenzbetriebe Zentrale Auswertung

Betriebsdefinition

Landwirtschaftlicher Betrieb ohne Wohnhaus.

Wohnhaus gehört zum Betrieb; kalkulatorische Vermietung an Betriebsleiterfamilie.

Bewertung und Abschreibung Boden, Tiere, Vorräte und Naturallieferungen zu Marktpreisen, Anlagen zu Wiederbeschaffungswerten bewertet.

Bewertung nach Gestehungskostenprinzip, d.h.

Boden meist zum Ertragswert; Richtzahlen für Tiere, Vorräte und Naturallieferungen.

Abschreibungen aufgrund von

Wiederbeschaffungswerten; regelmässige Bilanzbrüche.

Abschreibung der historischen Netto- Anschaffungskosten; Bilanzkonstanz.

Erfolgsrechnung

Gesamterzeugung und Vorleistungen inkl.

innerbetriebliche Lieferungen;

Wertveränderungen bei den Zuchttieren nur bei mengenmässiger Veränderung erfolgswirksam.

Rohertrags-Fremdkostenrechnung ohne innerbetriebliche Lieferungen.

Jede Bewertungsänderung bei Tieren ist erfolgswirksam.

Betriebstypologie

EU-Betriebstypologie: Jeder Betriebszweig (ha oder Tierzahl) wird mit einem Standard- deckungsbeitrag (SDB) multipliziert. Die Zusammensetzung des gesamtbetrieblichen Standarddeckungsbeitrags ergibt die Betriebswirtschaftliche Ausrichtung (BWA).

Die Summe des Standarddeckungs- beitrages ergibt die wirtschaftliche Betriebsgrösse in Europäischen Grössen- einheiten (EGE; 1 EGE= 1200 Euro SDB).

Betriebstypologie FAT99: Der Betriebstyp wird aufgrund physischer Kriterien (Bodennutzung und Zusammensetzung des Tierbestandes) ermittelt. Im Gegensatz zur EU-Typologie mit jährlich schwankenden SDB führt die FAT99- Typologie im Zeitablauf zu einer stabileren Einteilung.

Als Betriebsgrössenmass wird meistens die landwirtschaftliche Nutzfläche verwendet.

Grundgesamtheit und Stichprobe Das INLB bildet Haupterwerbsbetriebe ab.

Haupterwerbsbetriebe müssen eine wirtschaftliche Mindestgrösse (in EGE) überschreiten. Diese Schwellen werden landesabhängig unterschiedlich festgelegt.

Die Nachbarländer der Schweiz haben meist 8 EGE als Erfassungsschwelle, Italien 2 EGE.

Die Grundgesamtheit der Referenzbetriebe wird durch minimale physische Schwellen

abgegrenzt und umfasst mit gut 55 000 Betrieben auch viele Nebenerwerbsbetriebe.

Gewichtung der Ergebnisse

Grundlage bildet Schichtung der Betriebe nach Betriebstyp (BWA), wirtschaftlicher Betriebsgrösse (in EGE) und INLB- Regionen (z.B. Bundesländer in Deutschland).

Grundlage: Schichtung der Betriebe nach Betriebstyp (FAT99), Grössenklasse (LN ) und Region (Tal-, Hügel- und Bergregion, abgeleitet aus Produktionszonen).

Tab. 1: Methodische Unterschiede INLB und Auswertung der Referenzbetriebe durch die FAT (ZA)

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FAT-Berichte Nr. 638 3 Die Standardvariable «Saldo Betriebsbei-

hilfen und Steuern» (SE600) entspricht im Wesentlichen den Direktzahlungen der öffentlichen Hand. In der Graphik weiter unten werden diese als «Beihilfen und Steuern» mit den Beihilfen und Steuern auf Investitionen zusammengefasst, die direkt in die Erfolgsrechnung einfl iessen.

Schweizer Betriebe im Ver- gleich mit den Nachbarn

Aufgrund der Datenverfügbarkeit be- schränken sich die folgenden Analysen auf die Jahre 1997 bis 2002. Aktuellere EU-Daten werden laufend im Internet verfügbar. Bei der Gegenüberstellung von Ergebnissen aus der Schweiz, Frankreich, Deutschland und Österreich fallen fol- gende Punkte auf:

• Die durchschnittliche Fläche liegt in der Schweiz deutlich unter dem Niveau der Nachbarländer und der EU 15 (Mit- telwert aller 15 EU-Mitgliedsländer).

Der Umfang der Tierbestände und der eingesetzten Arbeit ist mit Österreich vergleichbar (vgl. Tab. 2).

• Trotz der kleineren Betriebe ist die Summe von Bruttoerzeugung, Betriebs- und In- vestitionsbeihilfen (SE131 + SE600 + SE405) der Schweizer Betriebe mit Deutschland und Frankreich vergleich- bar (Abb. 2).

• Die Direktzahlungen (SE600) sind in der Schweiz am bedeutendsten und die tie- rische Bruttoerzeugung (SE206) ist mit Deutschland vergleichbar (Abb. 2).

• Der Anteil «Beihilfen und Steuern»

[(SE600+SE405)/(SE131+SE600+SE405)]

liegt in Österreich bei 24%, in der Schweiz bei 20%, in Deutschland und Frankreich sowie im Mittel der EU-Län- der bei 14%.

Die Schweizer Betriebe schneiden auf der Aufwandseite vergleichsweise gut ab, so- dass ein Familienbetriebseinkommen re-

sultiert, das deutlich über den im Vergleich berücksichtigten Ländern liegt. Die Höhe der Säulen in Abbildung 3 entspricht dabei genau der Summe von Bruttoerzeugung und Beihilfen in Abbildung 2. Bei der In-

terpretation muss beachtet werden, dass die schweizerischen Betriebe bezogen auf das mengenmässige Produktionsvolumen gegenüber den deutschen und französi- schen Betrieben deutlich kleiner sind.

Vergleicht man die relative Änderung zwi- schen den Dreijahresmitteln 1997–1999 und 2000–2002, zeigt sich Folgendes:

• Das Wachstum der durchschnittlichen Fläche liegt hinter jenem von Österreich (vgl. Tab. 2).

• Die Erhöhung des Tierbestandes ist mit dem Mittel der EU vergleichbar (vgl.

Tab. 2).

• Die Veränderung der eingesetzten Ar- beit ist mit Österreich vergleichbar (vgl.

Tab. 2).

Schweiz* Deutschland Frankreich Österreich EU 15

97/99 00/02 Insgesamt Arbeitskräfte

JAE (SE010) 1.84 1.80 1.98 2.09 1.82 1.92 1.89 1.82 1.51 1.47

Nicht entlohnte

Arbeitskräfte (SE015) 1.38 1.35 1.48 1.46 1.44 1.43 1.79 1.72 1.23 1.16 Landw. genutzte Fläche ha

(SE025) 20.1 20.2 55.6 65.7 65.2 69.2 25.0 25.9 31.8 33.4

Gesamtviehbestand Vieh-

einheiten VE (SE080) 29.0 30.9 61.5 74.2 54.6 61.1 25.6 26.3 28.2 31.2 Quellen: EU-Kommission, INLB; FAT Zentrale Auswertung.

*Vergleichbarkeit mit Referenzbetrieben der FAT ist nicht gegeben. Siehe «Umsetzung der INLB-Methodik».

97/99 00/02 97/99 00/02 97/99 00/02 97/99 00/02

Tab. 2: Mittlere Betriebsstrukturen in ausgewählten europäischen Ländern, Vergleich 1997–1999 zu 2000–2002

Bruttoerzeugung und Beihilfen Vergleich 1997–1999 zu 2000–2002

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Beihilfen und Steuern (SE600+SE405) Sonstige Bruttoerzeugung (SE256) Insgesamt Tierische Bruttoerzeugung (SE206) Insgesamt Pflanzliche Bruttoerzeugung (SE135)

Quellen: EU-Kommission, INLB; FAT, Zentrale Auswertung

*ab 2000 Euro, davor ECU

Frankreich

Schweiz Deutschland Österreich EU (15)

Abb. 2: Bruttoerzeugung, Betriebs- und Investitionsbeihilfen in ausgewählten Ländern, Vergleich 1997–1999 zu 2000–2002

Verteilung von Bruttoerzeugung und Beihilfen auf Aufwand und Familienbetriebseinkommen

Vergleich 1997–1999 zu 2000–2002

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2 0 / 0 0 9 9 / 7 9 . 2 0 / 0 0 9 9 / 7 9 . 2 0 / 0 0 9 9 / 7 9 . 2 0 / 0 0 9 9 / 7 9 . 2 0 / 0 0 9 9 / 7 9 Euro/Betrieb*

Insgesamt Fremdfaktoren (SE365) Abschreibungen (SE360) Insges. Vorleistungen (SE275) Familienbetriebseinkommen (SE420)

Quellen: EU-Kommission, INLB; FAT, Zentrale Auswertung

*ab 2000 Euro, davor ECU

Frankreich

Schweiz Deutschland Österreich EU (15)

Abb. 3: Aufwand und Familienbetriebseinkommen in ausgewählten Ländern, Vergleich 1997–1999 zu 2000–2002

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FAT-Berichte Nr. 638: Schweizer Landwirtschaftsbetriebe im EU-Vergleich

4 FAT-Berichte Nr. 638

• Deutschland und Frankreich weisen bei der Fläche, den Tierbeständen und auch bei den Arbeitskräften einen über- durchschnittlichen Zuwachs auf. Dies ist teilweise auf systembedingte Ursachen zurückzuführen (vgl. Tab. 2).

• Die Steigerung beim Familienbetriebs- einkommen ist mit Deutschland und Österreich vergleichbar (Abb. 2).

Milcherzeugung im Ver- gleich mit ausgewählten EU-Regionen

Die bisherigen Analysen haben gezeigt, dass Schweizer Betriebe dank hohen Pro- duzentenpreisen und hohen Direktzahlun- gen je Betrieb auch bei deutlich kleineren Strukturen Einkommen erzielen, die im europäischen Vergleich überdurchschnitt- lich sind.

Es stellt sich die Frage, wie Betriebe mit ähnlichen strukturellen Voraussetzungen im internationalen Vergleich dastehen.

Dazu werden im Folgenden Milcherzeu- gungsbetriebe (gemäss EU-Typologie BWA41) genauer untersucht. Es werden nur Betriebe mit einer Fläche zwischen 30 und 50 ha betrachtet, womit neben der Produktionsrichtung auch die Betriebs- grösse vergleichbar ist.

Um den Effekt der erschwerenden Pro- duktionsbedingungen im Berggebiet auszuschliessen, werden für die Schweiz auch die Betriebe in der Tal- und der Hü- gelregion separat dargestellt. Zum Ver- gleich werden INLB-Regionen herange- zogen, in denen die Milchproduktion eine

grosse Bedeutung hat. Neben Bayern und Schleswig-Holstein wird auch die franzö- sische Region Rhônes-Alpes betrachtet, die neben dem Alpengebiet auch Teile des Rhonetales umfasst. Für Österreich sind nur auf nationaler Ebene Daten verfügbar (vgl. Literaturhinweise zu den INLB-Regi- onen).

Bei dieser stark eingeschränkten Auswahl der Betriebe muss berücksichtigt werden, dass diese in der Schweiz und Österreich im Vergleich zu allen Milcherzeugungsbe- trieben überdurchschnittlich gross sind, während sie in Deutschland etwa dem na- tionalen Mittel entsprechen. Die Betriebe der Region Rhônes-Alpes sind deutlich kleiner als der mittlere französische Milch- erzeugungsbetrieb.

Betriebsstruktur

Tabelle 3 zeigt, dass der in der Schweiz hohe Arbeitseinsatz von über zwei Arbeitskräf- ten gerade noch in österreichischen Betrie- ben erreicht wird. Angestellte kommen in den Betrieben der EU-Vergleichsregionen kaum vor, machen in den Schweizer Be- trieben aber 0,6 bis 0,8 Arbeitskräfte aus.

Die Milchleistung je Kuh ist in der Schweiz eher überdurchschnittlich.

Bruttoerzeugung und Beihilfen

Bei ähnlicher Betriebsstruktur erwirt- schaften die Schweizer Betriebe aus der landwirtschaftlichen Produktion die 1,8- bis 2,5-fache Bruttoerzeugung der EU-Vergleichsbetriebe (vgl. Abb. 4).

Dazu kommen noch Direktzahlungen (SE600+SE405), die mit rund 47 000 Euro auch von Österreich mit 23 000 Euro nicht annähernd erreicht werden. Die analysier- ten deutschen und französischen Betriebe kommen auf Direktzahlungen von 6000 bis 13 000 Euro.

Aufwand und Einkommen

Auch beim Aufwand unterscheiden sich die Schweizer Betriebe deutlich von ihren Nachbarn. Abbildung 5 zeigt den Ge- samtaufwand und das erzielte Familien- betriebseinkommen. Die Gesamthöhe der Säulen entspricht der Summe von Brutto- erzeugung und Betriebs- und Investitions- beihilfen in Abbildung 4.

Bei allen dargestellten Aufwandpositionen liegen die beiden Gruppen mit Schwei- zer Betrieben deutlich über den EU-Ver- gleichsgruppen. Am stärksten stechen die Lohnkosten ins Auge, die bei EU-Betrieben dieser Grösse kaum vorkommen. Auch die

CH*

Alle Regionen

CH* Tal- und Hügelregion

Bayern Schles- wig- Holstein

Rhônes- Alpes

Österreich

Vertretene Betriebe 2576 1436 10546 1102 2728 3444

SE010 Insgesamt

Arbeitskräfte JAE 2.2 2.3 1.6 1.4 1.4 2.3

SE015 Nicht entlohnte

Arbeitskräfte 1.6 1.5 1.5 1.3 1.4 2.2

SE025 Landw.

genutzte Fläche ha 36.6 36.2 37.2 40.8 39.6 37.2

SE080 Gesamtvieh-

bestand VE 45.4 53.2 57.3 74.4 41.1 41.9

SE085 Milchkühe VE 25.9 30.2 32.6 35.5 27.7 24.3

SE125 Milchleistung

kg/Kuh 6344 6698 6014 6028 5295 6185

Milchproduktion (SE085*SE125)

Quellen: EU-Kommission, INLB; FAT Zentrale Auswertung

*Vergleichbarkeit mit Referenzbetrieben der FAT ist nicht gegeben. Siehe «Umsetzung der INLB-Methodik».

164 200 202 100 196 200 214 100 146 700 150 400 Tab. 3: Betriebsstrukturen spezialisierter Milcherzeugungsbetriebe mit 30–50 ha land- wirtschaftlich genutzter Fläche, Mittelwert 2000–2002

Bruttoerzeugung und Beilhilfen 2000-2002

0 0 0 0 0 2

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0 0 0 0 2 2

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Schweiz Alle Regionen

Schweiz Tal-/

Hügelregion

Schleswig- Holstein

Bayern Rhônes-Alpes Österreich

Euro/Betrieb

Beihilfen und Steuern (SE600+SE405) Sonstige Bruttoerzeugung (SE256) Insgesamt Pflanzliche Bruttoerzeugung (SE135) Tierische Bruttoerzeugung ohne Milch (SE206-SE216) Kuhmilch und Milch (SE216)

Quellen: EU-Kommission, INLB; FAT, Zentrale Auswertung

Abb. 4: Bruttoerzeugung, Betriebs- und Investitionsbeihilfen in Milcherzeugungs- betrieben von 30 bis 50 ha

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FAT-Berichte Nr. 638 5 Kosten für Pacht- und Schuldzinsen sind

in der Schweiz überdurchschnittlich. Der Anteil gepachteter Flächen liegt bei den Schweizer Betrieben bei rund 60% und wird nur durch die Betriebe in der Re- gion Rhônes-Alpes übertroffen, wobei die Pachtkosten in den französischen Be- trieben vergleichsweise gering sind. Die deutschen Betriebe weisen Pachtanteile zwischen 40% und 50% aus, die öster- reichischen Betriebe liegen bei einem Drittel. Der Aufwand für Unterhalt von Gebäude und Reparaturen beträgt in den untersuchten Schweizer Betrieben min- destens das Doppelte der deutschen und österreichischen Nachbarn, verglichen mit der französischen Region sogar das Vier- fache.

Die bayerischen Betriebe erreichen bei den Abschreibungen fast das schweizerische Niveau, während die anderen Regionen deutlich tiefer liegen.

Der Gesamtaufwand erreicht in den fran- zösischen und österreichischen Betrieben nur 35% bzw. 37% des Gesamtaufwan- des der schweizerischen Tal- und Hügel- betriebe. Die deutschen Betriebe liegen bei rund 50% des schweizerischen Wertes.

Ursachen für Kostenunterschiede

Diese massiven Kostenunterschiede sind nicht durch die Betriebsgrösse erklärbar, da Betriebe ähnlicher Grösse verglichen wer- den. Höhere Preise sind beispielsweise bei den Futtermitteln im Wesentlichen für die Mehrkosten in schweizerischen Betrieben verantwortlich. Bei anderen Aufwandspo- sitionen dürften aber die höheren Einsatz- mengen ausschlaggebend sein. Vor allem bei der Arbeit, beim eingesetzten Fremd-

kapital (vgl. Abb. 6) und beim Gebäude- und Maschinenunterhalt fällt dies auf.

Sicher sind topografi sche und klimatische Voraussetzungen sowie Umwelt- und Tierschutzaufl agen mitverantwortlich für den höheren Produktionsaufwand in der Schweiz. Die grossen Differenzen, z.B. zu Österreich, können damit aber nicht vollständig erklärt werden.

Die Differenz von Bruttoerzeugung inkl.

Beihilfen und Gesamtaufwand ergibt das Familienbetriebseinkommen. Liegt dieses bei den Schweizer Betrieben bei 53 000 bzw. fast 57 000 Euro, so er- reichen die Österreicher Betriebe dank vergleichsweise geringen Kosten noch 44 000 Euro, während die anderen Gruppen zwischen 21 000 und 26 000

Euro erzielen. Beim Quervergleich ist zu berücksichtigen, dass die österreichischen Betriebe rund 2,2 nicht entlohnte Arbeits- kräfte ausweisen, während in allen ande- ren Betriebsgruppen das Familienbetriebs- einkommen zwischen 1,3 und 1,6 nicht entlohnte Arbeitskräfte entschädigt.

Vermögen und Finanzierung

Die Bilanzanalyse (Abb. 6) zeigt zunächst einmal die stark unterschiedliche Boden- bewertung. Das Gebäudevermögen be- trägt in der Schweiz ein Vielfaches der verglichenen Regionen. Der Wert der Maschinen und Geräte wird, eher überra- schend, von bayerischen Betrieben noch übertroffen, liegt in den anderen Regio- nen aber unter den schweizerischen Wer- ten. Die Verbindlichkeiten der Schweizer Betriebe sind bis zu fünf Mal höher. Da der mittlere bezahlte Zinssatz für das Fremd- kapital in allen Regionen zwischen 3 und 5% liegt, erklärt dies auch die deutlich hö- heren Schuldzinsen der CH-Betriebe. Die im Quervergleich sehr tiefe Bilanzsumme der Betriebe in der Region Rhônes-Alpes könnte mit dem hohen Pachtanteil zu- sammenhängen. Dies wurde aber nicht weiter untersucht. Abbildung 6 zeigt auch die Möglichkeiten und Grenzen interna- tionaler Buchhaltungsvergleiche auf: Der Fremd- bzw. Eigenfi nanzierungsgrad ist unter anderem wegen der Bodenbewer- tung und der unterschiedlichen Eigen- tumsformen eine äusserst problematische und für internationale Vergleiche wenig sinnvolle Kennzahl. Analysen zum absolu- ten Fremdkapitaleinsatz und zur Zinsbelas- tung sind demgegenüber aussagekräftig.

Abb. 6: Bilanz von Milcherzeugungsbetrieben von 30 bis 50 ha Verteilung von Bruttoerzeugung und Beihilfen auf

Aufwand und Familienbetriebseinkommen 2000-2002

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Schweiz Alle Regionen

Schweiz Tal-/

Hügelregion

Schleswig- Holstein

Bayern Rhônes-Alpes Österreich

Euro/Betrieb

Pacht, Zinsen (SE375+SE380) Gezahlte Löhne (SE370) Abschreibungen (SE360)

Andere Vorleistungen (ohne SE310, SE340) Unterhalt Gebäude & Maschinen (SE340) Futter und Raufutterfresser (SE310) Familienbetriebseinkommen (SE420)

Quellen: EU-Kommission, INLB; FAT, Zentrale Auswertung

Bilanz 2000–2002

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0 0 0 0 0 7

Euro/Betrieb SE466 Boden, Dauerkulturen & Quoten SE450 Gebäude

SE455 Maschinen und Geräte Anderes Kapital (SE436-SE446-SE450-455) SE485 Insges. Verbindlichkeiten SE501 Eigenkapital

Schweiz Alle Regionen

Schweiz Tal-/

Hügelregion

Schleswig- Holstein

Bayern Rhônes-

Alpes

Österreich

Quellen: EU-Kommission, INLB;

FAT, Zentrale Auswertung

Abb. 5: Aufwand und Familienbetriebseinkommen in Milcherzeugungsbetrieben von 30 bis 50 ha

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FAT-Berichte Nr. 638: Schweizer Landwirtschaftsbetriebe im EU-Vergleich

6 FAT-Berichte Nr. 638

Literatur und Datenquellen

Meier, Beat, 2001. Schweizer Landwirt- schaftsbetriebe im EU-Vergleich. FAT-Be- richt Nr. 571.

Meier, Beat, 1996. Vergleich landwirt- schaftlicher Buchhaltungsdaten der Schweiz und der EU – Methodische Grund- lagen. Schriftenreihe der FAT Nr. 41.

Das INLB im Internet:

Zweck und Organisation des INLB:

http://europa.eu.int/comm/agriculture/rica/concept_de.cfm Methodische Grundlagen des INLB:

http://europa.eu.int/comm/agriculture/rica/methodology_de.cfm Defi nition der INLB-Standardvariablen und der Standardgruppierungen:

http://europa.eu.int/comm/agriculture/rica/diffusion_de.cfm INLB-Regionen:

http://europa.eu.int/comm/agriculture/rica/regioncodes_de.cfm Datenbank mit eigenen Abfragemöglichkeiten:

http://europa.eu.int/comm/agriculture/rica/dwh/index_en.cfm Statische Resultattabellen:

http://forum.europa.eu.int/Public/irc/agri/rica/library?l=/standard_results

Dieser FAT-Bericht wird neben den Abonnenten auch allen Betrieben zugestellt, die ihre Buchhaltung der Zentralen Auswertung zur Verfügung stellen. Mit dieser Form der Rückmeldung bedankt sich die FAT bei den Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern sowie den Buch- und Treuhandstellen für die Mehrarbeit, die für die Erstellung der FAT-Abschlüsse erbracht werden.

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8 FAT-Berichte Nr. 638 Impressum

Herausgeber: Agroscope FAT Tänikon, Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik (FAT), CH-8356 Ettenhausen

Die FAT-Berichte erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. – Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: Agroscope FAT Tänikon, Bibliothek, CH-8356 Ettenhausen. Tel. 052 368 31 31, Fax 052 365 11 90, E-Mail: doku@fat.admin.ch, Internet: http://www.fat.ch

Die FAT-Berichte sind auch in französischer Sprache als «Rapports FAT» erhältlich.

ISSN 1018-502X.

FAT-Berichte Nr. 638: Schweizer Landwirtschaftsbetriebe im EU-Vergleich

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