ENERGIE
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Hans Hartmann und Thorsten Böhm, Freising
Qualitätsmerkmale
biogener Festbrennstoffe
Merkmale und Einflüsse auf qualitätsbe
stimmende Eigenschaften biogener Festbrennstoffe sind vielfältig. Nur weni
ge lassen sich gezielt durch Maßnahmen wie Düngungsumstellung oder verlängerte Feldverweilzeiten beeinflussen. Der Verzicht auf chlorha ltige Düngemittel senkte den Cl-Gehalt in Versuchen mit Triticalestroh nur wenig. Chlor und Kali
um sind aber nach der Ernte leicht durch Niederschläge auszuwaschen, wie Versu
che mit Landschaftspflegeheu zeigen.
Dadurch treten auch Verbesserungen beim Ascheerweichungsverhalten ein.
den stofflichen Aufbau der relevanten Pflanzenteile werden viele Merkmale be
reits vorbestimmt. Um eine Qualitätsbe
wertung zu ermöglichen, wurde eine Da
tenbank mit einer Vielzahl a ktueller Brennstoffanalysen aus einer umfangrei
chen Recherche aufgebaut. Darüber wird in einer der kommenden Ausgaben der " Landtechnik" berichtet.
Die N utzung von Möglichkeiten, durch Sortenwa hl oder gar d u rch Pflanzenzüch
tung eine gezielte Qualitätsbeeinflussung vorzunehmen, befindet sich derzeit noch Tab. 1 : Qualitätsmerkmale biogener Fest-
s
teigende Technik- und U mweltstan- brennstoffendards haben auch bei den biogenen Table 1: Quality characteristics of solid Festbrennstoffen zu Forderungen nach biofuels
Qualitätsverbesserungen gefü hrt.
in einem Frühstadi u m . Die Sorten prüfung auf Schadelementa ufna h me bei Gräsern und Getreide oder d i e züchterische Se
lektio(l mit dem Ziel einer Absenkung des Wassergehaltes bei Weiden sind hier als einige Beispiele aus der europäischen
Forsch ungspraxis zu nennen.
Erntetermin
Ebenfalls zu den beei nflußbaren Bestim
m u ngsgrößen zä hlt d ie Wahl des Ernte
termins. Bei Kultu ren , die bis zum Erntezeitpunkt zunehmend a us a bgestor
benem M aterial bestehen, ist von Verän
derungen im Elementgehalt infolge von Verlagerungs- und Auswasch ungseffek
ten a uszugehen. Fü r M iscanthus, bei
spielsweise, wurde im Stenge! ein um et
wa 50 % verringerter Kalium- und um 75
% verringerter Chlorgehalt d u rch Verle
gung des Erntetermins von Dezember a uf Februar erzielt, wobei d ie Blätter auf
gru nd der bereits frü her eintretenden Rei
fe ohnehin schon seh r n ied rige Geha lte aufweisen [1]. Bei Stroh und Getreide
ganzpflanzen ist der zeitliche S pielraum für die Ernte jedoch geringer. Hinzu kommt, daß das Stroh zur Tot
Die vielfältigen Eigenschaften der Qualitätsmerkmal Wichtigste Auswirkung
Brennstoffe lassen sich im wesent- f---'C-he-m-is-ch---sto_ff._li_ch_e_M_e-rk-m-al-e:---''-----"-----------l
reife des Korns oft noch phy
siologisch a ktiv ist u nd somit einem gewissen Auswa
sch ungssc h utz u nterliegt. Die in Bild 2 dargestellten Analy
senergebnisse aus einem hierzu angestellten Feldver
such zeigen daher für Tritica
le nur geri nge Verä nderu ngen Iichen zwei verschiedenen Merk- Wassergehalt Lagerfähigkeit, Heizwert, Verluste, Selbstentzündung
malgruppen zuord nen, den ehe- Heizwert Brennstoffausnutzung, Anlagenauslegung Elementgehalte:
misch-stofflichen sowie den physi- c1 kalischen Eigenschaften ( Tab. ] ) . N Auch bei den U rsachen für Qua-
�
litätsschwankungen kommen vie- Mg, ca, p lerlei Einflüsse in Frage. Sie lassen
sich generell zwei Phasen der Pro
zeßkette zuordnen, der Wachs
tumsphase, in der hauptsächlich die chem isch-stofflichen M erkma
le ausgeprägt werden, und der Be
reitstellungsphase, in der vor allem die physikalischen Eigenschaften
Schwermetalle Aschegehalt
Ascheerweichungspunkt Pilzsporen
Physikalische Merkmale:
Lagerungsdichte Teilchendichte
a usgebildet werden ( Bild 1 ) . I n Größenverteilung
Phase 1 1 1 (energetische U mwand- Feinanteil
lung) werden schließlich d ie Aus- Abriebfestigkeit
HCI-, Dioxin/Furanemissionen, Hochtemperaturkorrosion NO,-, HCN- und N20-Emissionen
SO,-Emissionen
Hochtemperaturkorrosion, Ascheerweichungsverhalten Ascheerweichungsverhalten, Ascheeinbindung von Schadstoffen, Ascheverwertung
Schadstoffemissionen, Ascheverwertung Partikelemission, Rückstandsverwertung Anlagenbetriebssicherheit, N iveau des Schadstoffausstoßes
Gesundheitsrisiken
Transport- und Lageraufwendungen, Logistikplanung Feuerungseigenschaften (spezifische Wärmeleitfähigkeit, Entgasungsrate)
Rieselfähigkeit, Brückenbildungsneigung, Trocknungs
eigenschaften, Staubbildung
Lagerdichte, Lagerfähigkeit, Staubbildung Entmischung, Verluste
Wirkungen unterschiedlicher Qua- '---'
l itäten sichtbar. Nachfolgend sollen a us- schließlich d ie chemisch-stofflichen Eigenschaften betrachtet werden.
Zu den wichtigsten Einflußgrößen zählt die brennstoffliefernde Kulturart sel bst.
Durch ihr spezielles Nähr- und Schad
stoffa neignungsvermögen oder durch Dr. agr. Hans Hartmann und cand. agr.
Thorsten Böhm sind Mitarbeiter der Bayeri
schen Landesanstalt für Landtechnik (Leiter:
Prof Dr. Dr. h.c. H. Schön), Vöttinger Straße 36, D-85354 Freising, e-mail: hans@tec.
agrar. tu-muenchen. de
Die Arbeiten wurden vom Bayerischen Landesamt für Umweltschutz gefördert. Die Autoren bedanken sich beim Institut für Pflanzenbau der Universität Hohenheim (Dr.
/. LewandowskiJ für die gute Zusammenarbeit bei der Gewinnung der Getreideproben 134
Phase 1:
Wachstumsphase
Klima
Schadstoff
einträge 'r-..3...--'-....L..--i!!::..,
Pflanzen
schutz
mittel
Düngung
Phase II:
Bereitstellung
Lagerung Aufbereitung Trocknung
beim Kal i u m- und Chlorgehalt im Zeitra u m zwischen der M ilchreife ( 1 . Termin) und der
Bild. 1: Einflüsse auf die Qua
litätseigenschaften biogener Festbrennstoffe
Fig. 1 : Factars influencing the quality of solid biofuels
Phase 111:
energetische Nutzung
larennstoffmerkmaled
Wassergehalt physikallsehe umweltrelevante Eigenschatten Inhaltsstoffe
Pilz-
sporen Asche- erweichungs
verhalten
Heiz
wert
53. Jahrgang LANDTEC H N I K 3/98
1 ,2
% i.d. TM 1 ,0
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Bild 2: Einfluß des Erntezeitpunktes auf den Elementgehalt im
Triticalestroh. Kalium
düngung (Herbstga
be): 240 kg K20iha (mit 0 und 181 kg Cl/ha).
Maßnahmen auch mit M ehrkosten ver
bunden. Beispielsweise führt der Chlor
verzicht in der Düngung bei ei ner jährli
chen Kaliumgabe von 200 kg K20/ha zu Mehrkosten von rund 95,- D M/ha . Bei ei
nem Strohertrag von 5 t/ha e rrech net sich daraus eine Verteuerung von 19 D M/t.
Äh n l iches gilt für d ie Verlängerung der Feldverweilzeit, d ie in der R egel zu Mas
senverlusten fü hrt und zudem von unsi
cheren Erfolgsaussichten begleitet ist.
0� 0
Fig. 2: Effect of harvesting date and K
fertilizer type an element concentration in triticale-straw.
Potassium fertilization (autumn). 240 kg K20iha (with 0 and 181 kg Cl/ha).
Literatur
29.06 04.07 09.07 14.07 19.07 24.07 29.07 03.08 08.08 [ 1 ] Lewandowski, 1.: Einflußmöglichkeiten der Pfla nzenproduktion auf die B rennstoffeigen
schaften am Beispiel von G räsern. l n : .,Ei
genschaften fester Bioenergieträger". Schrif
tenreihe .,Nachwachsende Rohstoffe" (6), Datum Date
Totreife (4. Termin). Der Stickstoffgehalt geht a llerdings deutlich u m rund 50 % zurück. H ier kommt es offenbar zu Um
verlagerungsprozessen zwischen Stroh u n d Korn .
Auswaschung nach der Ernte
Qualitätsverbessernde Effekte d u rch N ie
derschläge sind vor allem nach der Ernte zu erwarten . M it zunehmender Feldver
wei lzeit nach dem Schnitterm in wird die Materialstruktur brüchig und d u rch lässig, so d a ß leicht lösliche Verbindungen aus
gewaschen werden kön nen. Diese Aus
waschu ng wird in Bild 3 (oben) anhand von Feldversuchen mit La ndschaftspfle
geheu dargestellt, welches im Schnitt
schwad a bgelegt worden war. Zur besse
ren Vergleichbarkeit der Ergebnisse wur
de eine I ndexdarstellung gewählt. d ie vor allem d ie hohe Mobil ität von Chlor und Ka lium zeigt. Stickstoff und Schwefel sind dagegen kaum veränderbar. Kleinere Re
gen ereignisse zeigen allerdings direkt nach der Ernte noch keine Auswirkung, zumal d ie noch wenig strapazierte Gras
masse einen Teil des N iederschlags a b
fängt ( l nterzeption) . Erst ergiebige Gewit
terniederschläge von etwa 30 mm haben einen positiven Effekt. ln geringerem M a ße beginnt der Auswaschungsprozeß schon vor dem Schnittermin, wenn, wie im vorliegenden Fall, d iese Phase in eine ausgedehnte Feuchteperiode fä llt.
Auswaschungsbed ingte Veränderun
gen im Aschegehalt konnten nicht nach
gewiesen werden. Statt dessen kommt es zu einem Anstieg am Erntetermin ( Bild 3 , Mitte). Hierfür lassen sich Verschmutzu n
gen durch Staubaufwirbelung infolge des Sch nittvorgangs (Scheibenmä hwerk) und Sta u beinträge durch Anwehung verant
wortl ich machen. Dieser Anstieg bewirkt tendenziell einen leicht sinkenden Heiz
wert, der ansonsten kaum veränderlich ist. Dagegen ergeben sich deutlich positi
ve Effekte beim Ascheerweichungsver
halten, angezeigt d u rch d ie steigenden Sinterbeginn-, Erweichungs-, Hal bkugel
und Fließtemperaturen ( Bild 3, unten).
53. Jahrgang LANDTECHNIK 3/98
Düngung
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe Der Chlorgehalt in der Pflanze hä ngt auch
von der verwendeten Kaliumdüngungs
farm ab. ln den hier dargestellten Versu
chen (Bild 2) führte der Verzicht a uf ein chlorhaltiges Dü ngemittel (60er Kali) d u rch Verwendung eines sulfatischen Düngers ( Kalimagnesia) nur zu einer 6- bis 2 1 %igen Ch lorm inderung bei Tritica
le. Der Schwefelgehalt blieb jedoch auch bei sulfatischer Ka liumdü ngung (hier 1 45 kg S/ha ) völlig unbeeinflußt. Diese gerin
gen Ch lorgehaltsänderungen stehen im Widerspruch zu dänischen Feldver
suchsergebnissen. Dort halbierte sich der Chlorgehalt im Stroh beim Wechsel zu ei
nem chlorfreien Dünger schon bei einer Düngungsstufe von nur 1 00 kg K20/ha [2]. Die Tatsache, daß
( H rsg.), Landwirtschaftsverlag M ünster, 1996, s. 32-48
[2] Sander, 8.: Fuel Data for Dan ish Biofuels and l m provement ofthe Qua lity of Straw and Who
le Crops. l n : Biomass for Energy and the En
vironment (Val. 3). Proceedi ngs ofthe 9th Eu
ropean Conference on Bioenergy in Copen
hagen, June 1996, Elsevier Science Ltd., Oxford, Engla nd, pp 490-495
Schüsselwörter
B iogene Festbrennstoffe, Qualitätsmerk
male, Einflu ßgrößen
Keywords
Solid biofuels, quality characteristics, in
fluential factors Chlor leicht a uswasch
bar ist, läßt verm uten, daß das .,Tim ing" der Düngergabe sowie d ie klimatische Wasserbi
lanz a m Standort mögli
cherweise von wesent
lich größerer Bedeutung ist, als d ie Chlordün
gungsmenge selbst.
Fazit
Bei den chemisch-stoffli
chen Merkmalen ma
chen komplexe Wech
selwirkungen eine ge- zielte Einflußnahme schwierig. Gleichzeitig sind q ualitätssteigernde
Bild 3: Einfluß des Ernteter
rnins und der Feldverweil- zeit (Auswaschung) auf die Brennstoffqualität von Landschaffspflegeheu Figure 3: Effect of har-
vesting date and field retention time (leaching) an biofuel quality parameters
Elemenigehall l.d. TM bel lndex-Basl$ 1 00 % (Schnlnag):
Element content (d.b.) at index·basis 100 % (cutting dete):
CJ,.0,1 7 % K:0.92% 111 �0.97% 5= 0,1 1%
200�== == ================== ==�---noo
09.06 1 9.06 29.06 09.07 19.07
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29.07 08.08 1 8.08 28.08 8 .-----------.--------T18,5
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08.08. 1 8.08. 28.08.
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