A 536 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 11|
16. März 2012 wurden nicht beobachtet. Im be-gleitenden Editorial (2) wird auf die Bedeutung von Langzeitdaten für die Beurteilung der Koffeintherapie bei Frühgeborenen hingewiesen.
Koffein sei für Frühgeborene ein Glücksfall: Damit stehe Neonatolo- gen erstmals eine neuroprotektiv wirkende Substanz für diese emp- findlichen Patienten zur Verfügung.
Fazit: Nach einer Apnoebehandlung von Frühgeborenen mit Koffein ist die Rate der Kinder ohne Beein-
trächtigungen zwar nach 5 Jahren im Vergleich zu Placebo nicht mehr signifikant erhöht. Kognitive Stö- rungen waren jedoch noch nach 5 Jahren noch seltener als nach 18 Monaten.
Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
1.Schmidt B, et al.: Survival without disability to age 5 years after neonatal caffeine ther - apy for apnea of prematurity. JAMA 2012;
307: 275–82.
2. Maitre NL, et al.: Neuroprotection for pre- mature infants? Another perspective on caffeine. JAMA 2012; 307: 304–5.
Kolonkarzinome im Stadium III werden operiert und anschließend adjuvant therapiert – außer mit 5-Fluorouracil (FU) und Folinsäure auch mit Oxaliplatin, seitdem die MOSAIC-Studie 2004 dafür eine Lebensverlängerung gezeigt hatte.
Ob solche in randomisierten, kon- trollierten Studien gewonnenen Er- gebnisse im klinischen Alltag auf nichtselektierte Patientenkollektive übertragbar sind, wollten Onkolo- gen am Dana-Farber Cancer Insti - tute in Boston wissen. Sie vergli- chen die Daten von 8 292 Patienten aus 5 randomisierten Studien zur ad juvanten Oxaliplatin-Therapie mit denen von 4 060 Patienten aus 5 Beobachtungskohorten aus gro- ßen Datenbanken, die zum Teil mit Versicherungen wie Medicare und
Medicaid verlinkt sind: das SEER- Register (Medicare), das New York State Cancer Registry (NYSCR, Medicare bzw. Medicaid), die Da- tenbank des National Comprehen - sive Cancer Network (NCCN) und das Cancer Care Outcomes Re- search & Surveillance Consortium (CanCORS). Berücksichtigt wur- den Patienten im Alter von bis zu 75 Jahren.
Die 3-Jahres-Überlebensrate lag in den 5 gepoolten randomisierten Studien mit der oxaliplatinhaltigen Chemotherapie bei durchschnittlich 86 %, die relative Reduktion des Mortalitätsrisikos durch Oxaliplatin bei 20 % (Hazard Ratio 0,80;
95-%-Konfidenzintervall [KI] 0,70–
0,92; p = 0,002). In den einzelnen Beobachtungskohorten hatten zwi-
schen 23 % und 94 % aller Patien- ten Oxaliplatin erhalten; von ihnen lebten nach 3 Jahren noch zwischen 79 % (NYSCR-Medicare) und 88 % (CanCORS). Die Mortalitäts- reduktion war in diesen Populatio- nen vergleichbar mit der in den ran- domisierten Studien, wenngleich sie nur in der SEER-Medicare- und in der NYSCR-Medicare-Kohorte signifikant ausfiel. Auch 70- bis 74-jährige Patienten schienen zu- mindest in der größten Kohorte (SEER-Medicare) deutlich von Oxaliplatin zu profitieren (HR 0,66;
95-%-KI 0,52–0,84).
Fazit: Patienten, die mit Oxaliplatin behandelt wurden, zeigten in dieser Auswertung ein längeres Überleben als solche, die nur mit 5-FU behan- delt wurden. Prof. Dr. med. Volker Heinemann, München, weist je- doch auf mehrere Faktoren hin, die die Aussagekraft der Studie limitie- ren: Abgesehen von der grundsätz- lichen Problematik des Vergleichs von randomisierten und Kohorten- studien werde nur das Gesamtüber- leben nach 3 Jahren untersucht, ein Zeitraum, der für eine definitive Beurteilung zu kurz sei. Lediglich aus der CanCORS-Datenbank gibt es 45-Monats-Daten: Hier zeigt sich kein Überlebensvorteil mehr.
Außerdem, so Prof. Heinemann, würden in der Praxis vor allem älte- re Patienten für eine Oxaliplatin- Therapie auf einen besseren Allge- meinzustand und das Fehlen von Komorbiditäten hin selektiert, wo- durch sie a priori eine günstigere Prognose hätten. Schließlich be- rücksichtige die Analyse weder Le- bensqualität noch Toxizität und Frühmortalität, so dass eine Aussa- ge über die Sicherheit der Therapie bei älteren Patienten nicht möglich sei. Sein Fazit: „Der konkrete Nut- zen von Kohortenstudien für die Bewertung von Therapieregimen mit deutlichen Unterschieden in In- tensität und Nebenwirkungen ist sehr begrenzt. Sie erlauben keine belastbaren Rückschlüsse für die tägliche Praxis.“ Josef Gulden KOLONKARZINOM IM STADIUM III
Oxaliplatin adjuvant ist in der Praxis von Nutzen
GRAFIK
Kaplan-Meier-Kurven für das Überleben von Patienten mit Kolonkarzinom bei adjuvanter Behandlung mit oxaliplatinhaltigen oder -freien Regimen
Beobachtungsdauer (Monate)
Anteil der Überlebenden
–––– Oxaliplatinhaltige Therapie, CanCORS
--- ohne Oxaliplatin, CanCORS
Hazard Ratio für das Versterben 0,68; p = 0,07
–––– Oxaliplatinhaltige Therapie, NYSCR-Medicare
--- ohne Oxaliplatin, NYSCR-Medicare Hazard Ratio für das Versterben 0,70; p = 0,08
modifiziert nach: J Natl Cancer Inst 2012; 104: 1–17
Sanoff HK, et al.: Comparative effectiveness of oxaliplatin vs non-oxaliplatin-containing adju- vant chemotherapy for stage III colon cancer.
J Natl Cancer Inst 2012; 104: 1–17.