zent und in der Medikamenten-Grup- pe 44 Prozent – die Risikoreduktion betrug 62 Prozent.
Diesem Aufsehen erregenden Er- gebnis stehen die Daten von CABG- Patch-Trial und CAT (CArdiomyopa- thy Trial) gegenüber. In beiden Studien unterschied sich die Letalität in den ICD- und konservativ behandelten Kontrollgruppen nicht. An CABG- Patch hatten KHK-Patienten mit links- ventrikulärer Dysfunktion nach By- pass-Operation teilgenommen. Zu- sätzlicher Risikomarker waren Spät- potentiale am Ende des QRS-Komple- xes im signalgemittelten EKG. Dr.
Gust Bardy (Seattle/USA) vermutet, daß zum einen wahrscheinlich mit der interventionellen antiischämischen Maßnahme auch die elektrophysiolo- gische Instabilität beseitigt wurde und daß zum anderen Spätpotentiale im EKG keine geeigneten Marker zur Ri- sikostratifizierung seien.
In CAT wurden Patienten mit di- latativer Kardiomyopathie und einer Auswurffraktion unter 30 Prozent eingeschlossen. Daß insgesamt die Sterblichkeit mit 5,6 Prozent wesent- lich geringer gewesen sei, als man zu Beginn der Studie im Jahr 1991 postu- liert hätte, erläuterte Kuck bei der 64.
Jahrestagung der Deutschen Gesell- schaft für Kardiologie in Mannheim, erkläre möglicherweise, warum man keinen Nutzen der ICD-Therapie nachweisen konnte. Zur Zeit laufen mehrere Primärpräventionsstudien mit unterschiedlich definierten Risi- kokollektiven, bei denen vor Ein- schluß keine spezielle Arrhythmie- Diagnostik durchgeführt wird:
c MADIT II: KHK-Patienten mit einer Auswurffraktion unter 30 Prozent.
c DINAMIT (Defibrillator IN Acute Myocardial Infarction Trial):
Einschluß sechs bis 31 Tage nach Myokardinfarkt, wenn die Auswurf- fraktion geringer als 35 Prozent und die Herzfrequenz-Variabilität einge- schränkt ist.
c SCD-HeFT (Sudden Cardiac Death in Heart Failure Trial): Patien- ten mit Herzinsuffizienz im NYHA- Stadium II und III und Auswurffrakti- on unter 35 Prozent.
Primärer Endpunkt ist in allen Fällen die Gesamtsterblichkeit.
Gabriele Blaeser-Kiel
Die Früherkennung von Seh- und Hörstörungen bei Kindern muß drin- gend verbessert werden. Darauf hat der Berufsverband der Ärzte für Kin- derheilkunde und Jugendmedizin Deutschland e.V. auf seiner Jahresta-
gung in Würzburg aufmerksam ge- macht. Obwohl heute etwa 90 Prozent aller Kinder an den Vorsorgeunter- suchungen teilnehmen, sei die Auf- klärungsrate von frühkindlichen Seh- und Hörstörungen erschreckend niedrig, kritisierten Prof. Hermann Schulte-Wissermann (Krefeld) und Dr. Jörg Schriever (Mechernich).
Die Frühdiagnose der Amblyo- pie, der häufigsten kindlichen Seh- störung, liege mit zwei Prozent bei einer geschätzten Inzidenz von zehn Prozent deutlich zu niedrig. Die Früh- erkennung des Strabismus sei mit nur 0,7 Prozent (Häufigkeit sieben Pro- zent) sogar um den Faktor zehn zu ge- ring. Da die Fähigkeit zur Entwicklung eines optimalen beidäugigen Sehens ab dem zweiten Lebensjahr kontinu- ierlich abnehme, seien die frühzeitige Diagnose und Therapie angeborener Sehstörungen von enormer Bedeu- tung, unterstrichen die Pädiater.
Auch Hörstörungen würden häu- fig erst im zweiten oder dritten Le- bensjahr diagnostiziert und damit in vielen Fällen zu spät, beanstandeten
die Kinderärzte. Eine optimale Be- handlung sei dann oft nicht mehr möglich. Bei deutlich eingeschränk- tem Hörvermögen müßten, so Schrie- ver, Hörgeräte bereits zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat angepaßt und inten- sive Früherziehungs- maßnahmen, um den Spracherwerb zu för- dern, eingeleitet wer- den. Nach Schätzungen werden in Deutschland pro Jahr etwa 500 Kin- der mit Taubheit gebo- ren. Die Zahl der Kin- der mit eingeschränk- tem Hörvermögen sei allerdings erheblich größer. Besonders häu- fig sind nach Angaben der Pädiater bei Kin- dern bis ins Vorschul- alter Schalleitungsstö- rungen, bedingt durch chronische Mittelohr- entzündungen. Durch moderne, zum Teil objektive Untersuchungsverfah- ren ist es heute nach den Worten Schrievers recht sicher möglich, das Seh- und Hörvermögen von Kindern zu überprüfen. Annette Porcher-Spark
Ursachen
der doppelseitigen Fazialisparese
Die doppelseitige Fazialisparese ist ein Phänomen, das nicht nur bei der Lyme-Borreliose beobachtet wer- den kann – wie irrtümlich in Heft 25 („Die Infektion kann sich auf vielfälti- ge Weise äußern“) berichtet worden ist. Diese Symptomatik kann auch im Rahmen anderer Erkrankungen auf- treten. Dazu gehören das Guillan- Barré-, das Miller-Fisher-Syndrom, die idiopathische Bellsche Parese, fer- ner verschiedene meningeale Infek- tionen, Tumoren, Autoimmunerkran- kungen und andere (Neurology 1994;
44: 1198–1202). DÄ
A-2310
P O L I T I K MEDIZINREPORT
(30) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 38, 18. September 1998
Seh- und Hörstörungen bei Kindern
Häufig zu spät erkannt
Früherkennung von Hörstörungen – Risikokatalog:
● Familiäre Belastung oder Verdacht der Eltern;
● Infektion oder Intoxikationen während der Schwangerschaft (Röteln oder andere bakterielle oder virale Infekte, Alkohol, Rauschgift, Medika- mente);
● Kongenitale Mißbildungen, zum Beispiel Schädel- deformitäten;
● Geburtsgewicht unter 1 500 g;
● Postnataler Bilirubinspiegel über 20 Prozent;
● Hypoxie während der Gravidität oder der Geburt;
● Perinatale Infektion, zum Beispiel Sepsis oder postnatale Infektionen, die zu einer Schwerhörig- keit führen können, wie Meningitis;
● Behandlung mit ototoxischen Medikamenten;
● Unfälle des Neugeborenen mit Kopfbeteiligung.
Bei oben genannten Erkrankungen ist das Risiko ei- ner Schwerhörigkeit um das 14- bis 20fache erhöht.N