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Archiv "Viruserkrankungen: Fortschritte in der Grundlagenforschung" (22.01.1986)

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KONGRESS-BERICHT

V

irusinfektionen, aber nicht nur AIDS, waren kürzlich Schwerpunkte der Thera- piewoche in Karlsruhe. Aus den zahlreichen Referaten seien eini- ge wichtige Aspekte erwähnt.

Interesse erweckte der Vortrag zur Pathogenese und Schnelldia- gnostik von Viruserkrankungen (Prof. K.-0. Habermehl/Berlin). Mit der Virusinfektion einer mensch- lichen Zelle wird die genetische Information des Virus in die Wirts- zelle hineingebracht. Entspre- chend dem genetischen Bauplan des Virus werden nunmehr von der infizierten Zelle Virusproteine und Virusnukleinsäuren syntheti- siert anstelle von Zeltproteinen und Zellnukleinsäuren. Unabhän- gig von dieser Umschaltung des Zellstoffwechsels können darüber hinaus bestimmte Virusproteine auch regulierende Einflüsse auf die Zellsynthese haben, und es kann zum sogenannten „Ab- schaltmechanismus" zellulärer Funktionen kommen. Diese Stö- rungen des Zellstoffwechsels kön- nen so ausgeprägt sein, daß sie mit dem Leben der Zelle nicht mehr vereinbar sind. Dies ist dann eine der Grundlagen für einen vi- rusbedingten Pathogenitätsme- chanismus. Beispiele hierfür sind der Zerfall von Vorderhorngan- glienzellen im Rückenmark nach Infektion mit Poliomyelitisvirus oder der Zerfall von Epithelzellen des Respirationstraktes nach In- fektion mit Influenzavirus. Sind die virusinduzierten Regulations- störungen der Zelle nicht so aus- geprägt, so kann es lediglich zu funktionellen Veränderungen der Zelle kommen. Hierher gehören die Ausbildung von Riesenzellen

nach Maserninfektion, die Ausbil- dung von virusinduzierten Ein- schlußkörpern oder auch die Stö- rung der Zellteilung nach einer Rötelninfektion, wobei im letzte- ren Falle eine Mißbildung die Fol- ge sein kann, falls die Infektion in die teratogenetische Determina- tionsperiode des Embryos fällt.

Schließlich können die virusindu- zierten Veränderungen so gering- fügig sein, daß keine zelluläre Re- aktion erkennbar ist. In der Tat ist für eine Vielzahl von Viren die in- apparente Infektion die Regel, die apparente Infektion mit Entste- hung einer Krankheit die Ausnah- me. Schließlich besteht die Mög- lichkeit, daß das infizierende Virus eine besondere neue Information in die Zelle hineinbringt: die Ei- genschaft des „unkontrollierten infiltrierenden Wachstums". In diesem Falle führt die in der Zelle verankerte genetische Informa- tion des Virus zur malignen Trans- formation, zur krebsigen Entar- tung.

Für die Diagnostik sind bei der Vi- rologie besondere Probleme ge- geben. Zur Anzüchtung der Erre- ger braucht man lebende menschliche oder tierische Zel- len. Diese Methode der Kultivie- rung ist kostspielig und schwierig;

sie dauert darüber hinaus längere Zeit. Mit den Methoden des direk- ten Antigennachweises von Virus- proteinen durch immunologische Methoden (ELISA oder RIA) oder dem Nachweis der Virusnuklein- säuren mittels Hybridisierungs- techniken ist eine neue Ära der Diagnostik eingeleitet worden, welche nicht nur eine Schnelldia- gnostik ermöglicht, sondern dar- über hinaus auch den Erreger-

nachweis in den Fällen gestattet, in denen normalerweise keine An- züchtung möglich wäre. Ein be- sonderes Beispiel für den letzte- ren Fall ist die Hepatitisdiagno- stik. Auch bei der Antikörperdia- gnostik sind mit den neuen Me- thoden wesentliche Erfolge zu er- zielen. Hier ist insbesondere auf die IgM-Diagnostik hinzuweisen.

Mit der zunehmenden Auswei- tung der virologischen Diagnostik dürfte auch für die Zukunft eine wichtige Basis für die Therapie geschaffen sein, denn soweit bis- her übersehbar, wird man vorerst nur Virustatika zur Verfügung ha- ben, die jeweils gegen bestimmte Viren wirken und die darüber hin- aus so frühzeitig wie möglich ein- gesetzt werden müssen. Nur eine schnelle und differenzierte Dia- gnostik wird künftig den Einsatz solcher Medikamente ermög- lichen.

So stellte Dr. P. Schramm (Mainz) die Frage: Sind Herpes-simplex- Erkrankungen nur eine Bagatel- le? Gewiß nicht — so könnte die Antwort lauten:

Unter den Viruserkrankungen der Haut nehmen Infektionen durch das Herpes-simplex-Virus (HSV) eine bevorzugte Stellung ein. Das gilt nicht nur hinsichtlich der Häu- figkeit, sondern auch bezüglich der Vielzahl der klinischen Er- scheinungsformen. Mit Viren der Herpes-Gruppe setzt sich prak- tisch jeder Mensch im Laufe sei- nes Lebens auseinander. Klini- sche Symptome zeigen sich etwa bei jeder zweiten Frau und jedem dritten Mann. Zumeist erweist sich solch eine Herpes-Erkran- kung nur als lästig, vor allem in den Fällen, wo der charakteristi- sche Bläschenausschlag durch fieberhafte Erkrankungen (Her- pes febrilis), intensive Sonnen- bestrahlung (Herpes solaris) oder die Monatsblutung (Herpes men- struationis) produziert wird.

Berücksichtigt man den Ort des

Auftretens der Herpes-Erkran- kung, so begegnet man dem Her-

Viruserkrankungen:

Fortschritte

in der Grundlagenforschung

Notizen von der 37. Therapiewoche

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 4 vom 22. Januar 1986 (57) 189

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Viruserkrankungen

pes labialis, der durch den Typ 1 des Virus hervorgerufen wird, am häufigsten. Sehr viel seltener wird dagegen der Herpes genitalis dia- gnostiziert, der durch Viren vom Typ 2 verursacht wird. Beide For- men treten meist rezidivierend auf. Zu den Herpes-Erkrankun- gen, die nur in der Primärmanife- station auftreten, zählen vor allem die Gingivostomatitis herpetica des Kleinkindes und die primäre herpetische Vulvovaginitis.

Das Erythema exsudativum multi- forme herpetischer Genese leitet zu den zum Glück selteneren, aber auch schwereren Herpes-Er- krankungen über, zu denen die Keratoconjunctivitis herpetica, die Meningoencephalitis herpeti- ca und das Eczema herpeticatum zu rechnen sind — Erkrankungen, die nicht selten zum Tode führen.

Herpes- und Adenoviren verursa- chen heutzutage in den soge- nannten zivilisierten Ländern den Großteil aller infektiösen Augen- schäden, sagte Dr. R. Sundma- cher (Freiburg). Die ungewöhn- lich guten biomikroskopischen Untersuchungsmöglichkeiten des Auges sowie die Möglichkeit einer weitgehend lokalen antiviralen Therapie waren die Gründe dafür, daß auf dem Gebiet der antiherpe- tischen Therapie in der Augen- heilkunde Pionierarbeit geleistet werden konnte, deren Ergebnisse auch für andere Fachrichtungen wichtig sind. Die Erkrankungen durch Herpes-simplex-Viren teilt man in viralimmunogene sowie in (avirale) metaherpetische ein. Nur die erste Gruppe darf antiviral be- handelt werden, wobei nach ober- flächlichen Krankheiten (zum Bei- spiel Keratitis dendritica) und tie- fen Erkrankungen (zum Beispiel Keratitis disciformis = Endothelii- tis herpetica) unterschieden wird.

Eine Keratitis dendritica wird aus- schließlich mit Virustatika (bevor- zugt Trifluorthymidin oder Acyclo- vir) behandelt; die optimale The- rapie besteht allerdings in einer Kombination dieser Virustatika mit hochtitrigem Humaninterfe- ron. Durch diese Kombinationsbe-

handlung läßt sich die Erkran- kungsdauer der Keratitis dendriti- ca im Vergleich zur Monotherapie mit Virustatika etwa halbieren.

Tiefe Herpeserkrankungen des vorderen Augenabschnittes erfor- dern ein tiefenwirksames Viru- statikum (bevorzugt Acyclovir) in Verbindung mit angemessen do- sierten Kortikosteroiden, um pathogenetisch ungünstige Im- munreaktionen zu unterdrücken.

Handelt es sich um Erkrankungen mit intraokularer Herpes-simplex- Virus-Vermehrung, so kann Acy- clovir mit gutem Erfolg auch sy- stemisch eingesetzt werden.

Erkrankungen durch Varizellen- Zoster-Viren neigen zu sehr chro- nischem Verlauf bei tiefer Augen- beteiligung. Die lokale und syste- mische Acyclovir-Therapie in Ver- bindung mit lokalen Steroiden hat die Prognose verbessert. Über ei- ne optimale Therapie verfügen wir bei Zoster aber noch nicht. So muß geprüft werden, ob andere Virustatika erfolgreicher als Acy- clovir sind (etwa Bromovinyldes- oxyuridin) und ob die Kombina- tion der jetzigen Therapieform mit systemisch appliziertem Interfe- ron und eventuell systemisch ge- gebenen Steroiden die Verläufe bessert. Die antivirale Therapie von Zytomegalievirus-Infektionen des Auges läßt bei den Herpesvi- ren noch am meisten zu wün- schen übrig, was praktisch aber wegen ihrer Seltenheit nur wenig ins Gewicht fällt.

Eine große soziale Bedeutung hingegen haben Adenovirusinfek- te der Hornhaut, besonders durch Viren vom Typ 8 und 19, da sie mit langdauernden nummuliformen Hornhauttrübungen einhergehen können. Gegen diese Viren benö- tigen wir dringend Virustatika; die Forschung hat sich dieses Pro- blems bisher aber kaum ange- nommen. So werden vielerorts — und manchmal zum Schaden der Patienten — Adenovirus-Infekte der Hornhaut symptomatisch mit Kortikosteroiden behandelt, was zwar dem Patienten Linderung verschafft, aber auch Dauerschä-

den mit sich bringen kann. Eine Prophylaxe von Adenovirusinfek- tionen in Epidemiezeiten („Kera- toconjunktivitis epidemica") durch hochtitrige Humaninterfe- ron-Tropfen erscheint möglich.

Andere Viren führen meist nur zu flüchtigen Konjunktivitiden, sind durch chirurgische Lokaltherapie leicht behandelbar (z. B. Mollus- cum contagiosum der Lidränder) oder sind zahlenmäßig selten — wenn auch nicht uninteressant — wie die infektiösen Bindehautpa- pillome durch HPV, die noch meist mit wiederholter Exstirpa- tion behandelt werden müssen.

Obwohl nur wenige antiviral wirk- same Pharmaka für die Therapie zur Verfügung stehen, gibt es eine Fülle von Substanzen, bei denen im Experiment antivirale Wirk- samkeit gefunden wurde und so- gar Wirkmechanismen aufge- deckt werden konnten, ohne daß diese Pharmaka bislang in der Kli- nik eingesetzt worden sind, sagte Privatdozent Dr. Thomas Mertens, Köln. Die Erforschung solcher Me- chanismen geht parallel mit den Detailerkenntnissen über die Vi- rusvermehrung. Während man in den Anfängen der Virologie eine selektive antivirale Chemothera- pie wegen der starken Anlehnung der Virusvermehrung an den Wirtszellstoffwechsel für unmög- lich hielt, hat man zunehmend ge- funden, daß es auch bei der Virus- vermehrung eine Fülle virusspezi- fischer biochemischer Prozesse und Makromoleküle gibt, welche nur in virusinfizierten Zellen vor- kommen. Die größere Zahl der vorhandenen antiviral wirksamen Substanzen ist gegen Herpesvi- ren gerichtet, und bei den mei- sten handelt es sich chemisch um Nukleosidanaloga. Solche „fal- schen" Genombausteine hem- men letztlich auf den Ebenen der Transskription und Translation.

Während die ersten antiviralen Antimetabolite auch zelluläre Stoffwechselvorgänge hemmten, damit wenig virusselektiv waren und eine Reihe von Zytostatika-

• Fortsetzung auf Seite 194 190 (58) Heft 4 vom 22. Januar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

(3)

STELLUNGNAHME DES WISSENSCHAFTLICHEN BEIRATES DER BUNDESARZTEKAMMER

Polychlorierte Dibenzodioxine und polychlorierte Dibenzofurane

Berichte über Dioxinfunde in der Umwelt haben zu einer allge- meinen Beunruhigung in der Bevölkerung geführt. Die dadurch ausgelösten Diskussionen verliefen dabei nicht immer sach- und fachgerecht. so daß Verunsicherungen entstanden sind. Der Wis- senschaftliche Beirat der Bundesärztekammer sieht sich daher veranlaßt, zu dieser Problematik eine klärende Stellungnahme abzugeben.

Der nachstehende Bericht enthält eine bewertende Analyse des derzeitigen internationalen Wissens- und Erkenntnisstandes über Wirkungen der bisher untersuchten polychlorierten Dibenzodi- oxine und Dibenzofurane. Er wurde verfaßt von einer Experten- gruppe der ständigen Kommission „Gesundheitsschäden durch Umwelteinflüsse" des Wissenschaftlichen Beirates der Bundes- ärztekammer.

BEKANNTGABE DER BUNDESÄRZTEKAMMER

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olychlorierte Dibenzodioxi- ne (PCDD) und polychlorier- te Dibenzofurane (PCDF) sind trizyklische Verbindungen mit ähnlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften. Diese Stoffe können bei bestimmten chemischen Prozessen entstehen und können auch in Verbren- nungsanlagen gebildet werden, zum Beispiel beim Verbrennen fossiler Energieträger oder beim Verbrennen pflanzlicher und syn- thetischer Produkte. Auch im Zi- garettenrauch wurden PCDD und PCDF nachgewiesen.

Von den insgesamt 75 chlorierten Dibenzodioxinen und 135 chlo- rierten Dibenzofuranen sind nur wenige toxikologisch untersucht worden. Die meisten Kenntnisse basieren auf tierexperimentellen Studien mit 2,3,7,8-Tetra- chlor-p-dibenzodioxin (2,3,7,8- TCDD). Diese haben gezeigt, daß unter den untersuchten Verbin- dungen das 2,3,7,8-TCDD die gif-

tigste ist. Allerdings werden er- hebliche speziesabhängige Toxi- zitätsunterschiede beobachtet.

Für den Menschen liegen Erfah- rungen zur Toxikologie von Dioxi- nen aus einer Reihe von industri- ellen Unglücksfällen vor und in gewissem Umfang aus beruflicher Langzeitbelastung mit TCDD-ver- unreinigten Stoffen. In der wis- senschaftlichen Literatur sind seit etwa 30 Jahren weltweit 800 bis 1000 Vergiftungsfälle dokumen- tiert, wobei es sich jedoch fast im- mer um Expositionen gegenüber Stoffgemischen gehandelt hat.

Eine wissenschaftliche Auswer- tung dieser Kasuistiken ergab die folgende Symptomatik einer 2,3,7,8-TCDD-Intoxikation (Ta- belle).

Für die Chlorakne kommen ur- sächlich auch halogenierte Diben- zofurane, Naphthaline und even- tuell Diphenyle in Betracht. Die

übrigen beschriebenen Einzel- symptome sind weitgehend un- spezifisch und können auch durch andere, häufig auftretende Krankheiten oder andere Stoffe bedingt sein.

Durch welche Expositionskonzen- trationen oder aufgenommenen 2,3,7,8-TCDD-Mengen beim Men- schen Vergiftungserscheinungen ausgelöst wurden, ist nicht be- kannt.

Lebenslange Gabe von 2.3,7,8- TCDD an Ratten zeigte bei der Do- sis von 1 ngkg KG pro Tag keine Wirkung. Bei Ratte und Maus er- wies sich 2,3,7,8-TCDD als starker

Induktor von Monooxygenasen und Leberwachstum. Aufgrund zahlreicher Untersuchungen muß 2,3,7,8-TCDD. trotz einiger wider- sprüchlicher Ergebnisse, als nicht mutagen eingestuft werden.

Kanzerogenitätsstudien an Ratten und Mäusen ergaben im chro- nisch-toxischen Dosisbereich ei- ne vermehrte Inzidenz präneopla- stischer Veränderungen und Tu- moren, vorwiegend der Leber.

Aufgrund der fehlenden Mutage- nität und äußerst geringer DNA- Bindungsfähigkeit wird angenom- men, daß 2,3,7.8-TCDD nicht ge- notoxisch wirkt, sondern tumor- promovierende Eigenschaften hat.

Teratogene und andere embryo- toxische Wirkungen sowie Fertili- tätsstörungen sind aus Tierexperi- menten bekannt. Diese Effekte lassen sich allerdings nur im toxi- schen Dosisbereich auslösen.

Für den Menschen bestehen bis- her keine wissenschaftlich fun- dierten Hinweise darauf, daß 2,3,7,8-TCDD mutagen, kanzero- gen oder teratogen wirkt. Ebenso gibt es keine Hinweise, daß bei ei- ner Exposition des Vaters Schä- den bei den Nachkommen auftre- ten.

192 (60) Heft 4 vom 22. Januar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

(4)

Tabelle: Symptome bei 2,3,7,8-TCDD-Intoxikation Regelmäßig (über 90 Prozent) beobachtet:

I> Chlorakne, zum Teil nach initialer Dermatitis beziehungsweise Photodermatitis.

Gelegentlich beobachtet:

> Konjunktivitis

I> Reizung der oberen Luftwege

• Porphyria cutanea tarda-ähnliche Erscheinungen

• Hyperpigmentierung, bevorzugt im Gesicht

• Lipidstoffwechselstörungen

• Leberparenchymschäden

> Periphere Neuropathien

> Zentralnervöse Erscheinungen, wie zum Beispiel Reizbarkeit, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen

• Hirsutismus

• Bursitis

Dibenzodioxine und Dibenzofurane

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et Weitere Literatur kann im Institut für Umwelthygiene und Institut für Hygiene der Universität Düssel- dorf angefordert werden.

Mitglieder der Arbeitsgruppe:

Dr. J. Abel

Medizinisches Institut für Um- welthygiene an der Universität Düsseldorf

Prof. Dr. K. Ballschmiter

Leiter der Abteilung Analytische Chemie der Universität Ulm Prof. Dr. W. Forth

Vorstand des Instituts für Phar- makologie und Toxikologie der Universität München

Bei der ärztlichen Risikobeurtei- lung ist zu berücksichtigen, daß der bloße Nachweis von 2,3,7,8-TCDD im menschlichen Organismus kein Wirkungskriteri- um und somit kein Indikator einer Vergiftung, sondern lediglich ei- ner stattgehabten Exposition dar- stellt.

Wissenschaftlich fundierte Grund- lagen zur Risikobewertung von anderen polychlorierten Dibenzo- dioxinen (PCDD) und polychlorier- ten Dibenzofuranen (PCDF) als 2,3,7,8-TCDD nach Langzeitexpo- sition gegenüber Spurendosen fehlen nahezu völlig. Jeder Ver- such, mit Hilfe von Faktoren (so- genannten TCDD-Äquivalenten) eine Beurteilung vorzunehmen, ist daher zur Zeit eine reine Spe- kulation.

Polychlorierte Dibenzodioxine (PCDD) und polychlorierte Diben- zofurane (PCDF) haben keinen Nutzen und kommen grundsätz- lich nur als Verunreinigung vor.

Sie sollten deshalb aus der Um- welt ferngehalten werden.

Eine gefahrlose Beseitigung die- ser Verbindungen ist in geeigne- ten Anlagen möglich.

Literaturauswahl

American Medical Association: The health ef- fects of „Agent Orange" and polychlorinated dioxines contaminants. Technical Report, Chicago/Illinois 1981 — Assennato, G.; Merlo, F.; Sicurello, F.; Ghioldi, R.; Cannatelli, P.;

Gezzi, I.; Bertazzi, P.; Zocchetti, C.: Mortality study of workers employed at the ICMESA plant in Seveso (Italy). Int. Congr. Occup.

Health, Dublin 9.-14. 9. 1984 — Council on Scientific Affairs: Health effects of agent orange and dioxin contaminants. JAMA 248 (1982) 1895-1897 — Crow, K. D.: Significance of cutaneous lesions in the symptomatology of exposure to dioxins and other chloracnegens.

In: Tucker, R. E., Young, A. L., (Eds.): Human and environmental risk of chlorinated dioxins and related compounds. New York, London:

Plenum Press 1983 — International Agency for Research on Cancer. IARC Monographs on the evaluation of carcinogenic risk of chemicals to man. — Some fumigants, the herbicides, 2,4-D and 2,4,5-T. Chlorinated dibenzodioxins and miscellaneous industrial chemicals. World Health Organ ization, Lyon 15 (1977) 354— Kim- brough, R. D.; Falk, H.; Stehr, P.; Friese, G.:

Health implications of 2,3,7,8-Tetrachlorodi- benzodioxin (TCDD) contamination of residen- tial soil. J. Toxicol. Environ, Health 14 (1984) 47-93 — Schulz, K. H.: Klinische und experi- mentelle Untersuchungen zur Ätiologie der Chlorakne. Klin. Exp. Dermatol. 206 (1957) 589-596 — Zack, J. A.; Gaffey, W. R.: A mortality study of workers employed at the Monsanto Company Plant in Nitro, West Virginia. In:

Tucker, R. E.; Young, A. L.; (Eds.): Human and environmental risks of chlorinated dioxins and related compounds. New York, London: Ple- num Press (1983) 575-591.

Das ausführliche Literaturver- zeichnis befindet sich im Sonder- druck, zu beziehen über das Se- kretariat des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekam- mer, Haedenkampstraße 1, 5000 Köln 41.

Prof. Dr. G. Huffmann

Direktor der Klinik für Neurologie der Universität Marburg

Prof. Dr. G. Lehnert

Direktor des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin der Universität Hamburg

Prof. Dr. D. Neubert

Kommissarischer Direktor des In- stituts für Toxikologie und Em- bryonalpharmakologie der Freien Universität Berlin

Prof. Dr. Ch. Schlatter

Direktor des Instituts für Toxiko- logie der Universität Zürich Prof. Dr. H.-W. Schlipköter (fe- derführend)

Direktor des Medizinischen Insti- tuts für Umwelthygiene und des Instituts für Hygiene der Universi- tät Düsseldorf

Prof. Dr. K.-H. Schulz

Direktor der Abteilung Allergolo- gie und Berufsdermatosen der Universitäts-Hautklinik Eppen- dorf, Hamburg

Prof. Dr. E. Thofern

Direktor des Hygiene-Instituts der Universität Bonn

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Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 4 vom 22. Januar 1986 (61) 193

(5)

Hormon im Herzen

Viruserkrankungen

• Fortsetzung von Seite 190 Nebenwirkungen hatten, hat man mittlerweile einige hochvirusse- lektive Antimetabolite gefunden.

Die Selektivität beruht darauf, daß für die Aktivität solcher Substan- zen eine Modifikation durch ein virales Enzym Voraussetzung ist und/oder daß eine besondere Affi- nität zu viralen Enzymen besteht.

Die Gruppe der Nicht-Nukleosid- analoga umfaßt chemisch ganz verschiedene Substanzen, die spezifische Prozesse hemmen, wie das Eindringen der Viren in die Wirtszelle (Adsorption, Pene-

tration), das Freisetzen der viralen Nukleinsäure in der Zelle (Un- coating), den Zusammenbau von Nachkommenviruspartikeln, oder auch die Hemmung der reversen Transkriptase von Retroviren.

Trotz mancher offenen Fragen, die sich vor allem bei der In-vivo- Testung und der klinischen An- wendung ergeben können, stim- men gerade die Ansätze der Grundlagenforschung sehr hoff- nungsvoll.

Dr. med. Hans-Peter Legal Orleansplatz 5

8000 München 80

messenger" in Frage. ANF erhöht die cGMP-Plasma-Konzentration und seine Ausscheidung im Urin.

Nach den ersten Veröffentlichun- gen über die mögliche Implikation partikulärer Guanylat-Zyklase ha- ben andere Arbeitsgruppen be- richtet, daß die ANF-induzierte Gefäßrelaxation cGMP-vermittelt ist, und daß partikuläre Guanylat- Zyklase auch in der Leber und ei- nigen weiteren Geweben von ANF aktiviert wird. Obwohl diese Er- gebnisse dafür sprechen, daß zu- mindest ein Teil der ANF-Wirkung über cGMP vermittelt wird, fehlt noch ein eindeutiger Beweis da- für, daß cGMP als „second mes- senger" für ANF fungiert.

FÜR SIE GELESEN

Neues Hormon im Herzen

ANF (atrialer natriuretischer Fak- tor) heißt ein neu entdecktes Pep- tidhormon, das zumindest einen Teil der bisher unklaren Zusam- menhänge zwischen Herz-Vorhö- fen und Diurese erklärt.

ANF führt bei Ratten bis zu einer 40fachen Steigerung der Diurese und einem 100fachen Anstieg der Natriurese; der Mechanismus ist nicht eindeutig geklärt. Wahr- scheinlich ist sowohl eine Beein- flussung des Flüssigkeitstranspor- tes in den Sammelrohren als auch eine Änderung der intrarenalen Hämodynamik daran beteiligt. Nur Modifikationen am C-terminalen Ende des Moleküls ändern die re- laxierende Wirkung, während die renalen Effekte sowohl durch Än- derungen am C- als auch am N- terminalen Ende beeinflußbar sind. Dies weist darauf hin, daß die verschiedenen Effekte durch unterschiedliche Rezeptortypen vermittelt sein könnten. Die Hem- mung der Aldosteronsekretion durch ANF scheint ebenfalls über spezifische Rezeptoren abzulau- fen. In vitro wird auch die stimu- lierte Cortisolsekretion aus der Nebennierenrinde gehemmt.

Typischerweise können Peptid- hormone wie ANF nicht in Zellen

eindringen. Sie vermitteln ihre Wirkung auf Zellen über spezifi- sche Rezeptoren, welche über

„second messenger"-Systeme die intrazellulären Reaktionen auslösen.

ANF-haltige Granula finden sich im linken und rechten Vorhof von Säugetieren, nicht in den Ventri- keln. Außerdem wurden sie in Speicheldrüsen, Hypothalamus und Tegumentum lokalisiert. Die Freisetzung des ANF aus den Gra- nula ist erst teilweise untersucht.

Azetylcholin kann ANF aus den Granula freisetzen. Bisher konn- ten sowohl in der Nebennierenrin- de als auch an isolierten Gefäß- muskelzellen und an Hypophy- sen-Vorder- und -Hinterlappen hochspezifische Bindungsstellen gefunden werden. ANF kann durch Kallikrein inaktiviert wer- den.

Die Bildung von zyklischem AMP wird durch ANF vermindert, da- durch könnte die in nicht vorkon- trahierten Gefäßen zu beobach- tende Vasokonstriktion durch ANF erklärt werden, weil zyklisches AMP vasorelaxierend wirkt. Auf- grund der vasorelaxierenden Wir- kung und des Einflusses von ANF auf den Flüssigkeitstransport kam auch zyklisches GMP als „second

Hamster von einem Stamm mit hereditärer Kardiomyopathie ster- ben innerhalb eines Jahres an kongestiver Herzinsuffizierung unter ausgeprägtem ANF-Mangel.

Nach Transfusionen normalen, ANF-haltigen Blutes überleben die Tiere wesentlich länger.

Die Konzentration ANF-haltiger Granula steigt bei Ratten sowohl im Durstversuch als auch bei salz- armer Ernährung an. Dies spricht dafür, daß ANF an der Regulation der Volumenhomöostase in vivo beteiligt ist. An narkotisierten Hunden bewirkt ANF eine Sen- kung des mittleren Blutdrucks und eine deutliche Diurese mit ausgeprägter Natriurese.

In einer ersten klinischen Studie mit gesunden Probanden wurde gefunden, daß ANF auch beim Menschen diuretisch und blut- drucksenkend wirkt. Krankheits- bilder, bei denen der Einsatz von ANF sinnvoll sein könnte, umfas- sen alle Zustände, bei welchen ei- ne Gefäßerweiterung und ver- mehrte Natriurese erwünscht ist wie Hypertonus, Herzinsuffizienz, Ödeme, Aszites und Nierenversa- gen, sowie alle Mangelzustände von ANF. cas

R. Gerzer, Das Herz, ein endokrines Organ.

Klin. Wochenschr. (1985) 63: 529-536. — Medi- zinische Klinik Innenstadt der Universität Mün- chen

194 (62) Heft 4 vom 22. Januar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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