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Lockerer Boden mit Controlled Traffic Farming (CTF)

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n mais 2/2016 (43. Jg.) n Nur Korrektur-Abzug!!!

AnbAu AnbAu

Lockerer Boden mit Controlled Traffic Farming (CTF)

Mit festgelegten Fahrspuren bodenverdichtung reduzieren

Die Maispflanze stellt hohe Ansprüche an Temperatur, Bodenstruktur und Pflanzenhygiene. Um die- sen Ansprüchen zu genügen, ist der Pflug häufig das Bodenbearbeitungsgerät der Wahl. Über 25 Jahre Erfahrung mit Minimalbodenbearbeitung, Streifenfrässaaten, Direktsaaten sowie mit Strip-Till zeigen, dass es Alternativen gibt und der Boden meist nicht intensiv gelockert werden muss. Da ei- ne lockere Bodenstruktur ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg ist, stellt das Controlled Traffic Farming mittels über die Jahre festgelegter Fahrspuren den nächsten logischen Schritt dar. Damit lassen sich Bodenverdichtungen auf einzelne Spuren begrenzen.

Thomas Anken, Ettenhausen

D

ie Idee, den Boden nur noch auf festgelegten Fahrspuren zu befah- ren, stammt ursprünglich aus England.

In den 1980-er Jahren wurde mittels des sogenannten Controlled Traffic Far- ming versucht, die Bodenverdichtungen und den Lockerungsbedarf der Böden zu vermindern. Die Versuche mit den soge- nannten Gantries (Weitspurfahrzeugen) zeigten gute Resultate, doch die Spezi- almechanisierung schaffte damals den Durchbruch nicht. Eine grundsätzliche Veränderung bewirkte die Einführung von automatischen, satellitengesteuerten Lenksystemen, die mittels RTK-GNSS zentimetergenau die Spur einhalten. Der Durchbruch erfolgte in Australien, wo über 3 Millionen Hektar mittels Cont- rolled Traffic Farming angebaut werden.

Weniger verdichten statt mehr lockern

Mittels festgelegter Fahrspuren wird der Boden langjährig immer auf densel- ben Fahrspuren befahren. Dazu müssen die Arbeitsbreiten der verschiedenen Ar- beitsgänge aufeinander abgestimmt wer- den (Abb. 1). Da immer die erste Über- fahrt die größte Verdichtung bewirkt, ist es ein sinnvoller Ansatz, die Verdichtung auf möglichst wenig Fläche der Felder zu beschränken. Nachfolgende Befahrun- gen erfolgen dann auf den vorverdichte- ten Spuren. Die Bodenstruktur zwischen den befahrenen Streifen kann sich so un- gestört entwickeln. Die Wasserinfiltrati- on und das Wasserhaltevermögen wer- den verbessert, die Eindringkraft für die

Wurzeln vermindert, der Gasaustausch des Bodens wird erhöht. Somit wird die Voraussetzung geschaffen, auf intensive Bodenlockerung verzichten zu können.

Wieviel Bodenlockerung benötigt der Mais?

Leider lässt sich diese Frage bis heute nicht schlüssig beantworten. Die lang- jährigen Erfahrungen mit Direktsaat und Streifenfrässaatsystemen (Abb. 2) in der Schweiz zeigen, dass bei intakter Bo- denstruktur, angepasster Düngung und Pflanzenschutz keine Ertragseinbußen bei Verminderung oder gar Verzicht auf eine Bodenlockerung erfolgen. Dies be- deutet, dass sich in intakten Böden die

Pflanzen ohne Einschränkungen entwi- ckeln können. Leider gibt es aber immer wieder Fälle, wo Bodenverdichtungen zu empfindlichen Ertragseinbußen von über 20 Prozent führen können (Abb. 3).

Controlled raffic Farming (CTF) verbessert Bodenstruktur

Dieses Verfahren wurde in einem drei- jährigen Feldversuch in der Schweiz ge- testet. Der Eindringwiderstand einer Ke- gelsonde in den Boden (Penetrationswi- derstand) verringerte sich deutlich (Abb.

4) und auch die Pflanzenverfügbarkeit des Wassers nahm zu (Abb. 5). Das Un- terbleiben von Befahrungen verbessert also die Bodenstruktur nachhaltig.

Abb. 1: Links in zufälliger Befahrung bewirtschaftetes Feld. Rechts CTF- System mit einheitlichen Spurweiten und abgestimmtem Arbeitsbreiten.

Konventionelle, zufällige Befahrung Kontrollierte Befahrung CTF

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Die in der internationalen Literatur zi- tierten Versuche zeigen, dass sich mittels CTF Mehrerträge erzielen lassen, wobei es auch Versuche gibt, die nur geringe Unterschiede aufweisen. In den Versu- chen in der Schweiz ließen sich gegen- über dem Pflug keine Mehrerträge er- zielen, weil die Bestandesdichten der Di- rektsaatbestände bei CTF geringer aus- fielen. Mittels einer flachen Bodenbe- arbeitung hätte dies verbessert werden können.

Wichtige Vorteile des Verfahrens lie- gen darin, dass eine lockere Bodenstruk- tur die Grundlage für die Verminde- rung der Bodenbearbeitungsintensität darstellt. Die verbesserten bodenphysi- kalischen Eigenschaften bewirken wäh- rend Trockenperioden eine verbesserte Wasserversorgung der Pflanzen, weil die Durchwurzelung des Bodens intensiver erfolgt und das Wasserspeichervermö- gen verbessert wird. Weiter führt ein in- taktes Porensystem zu einer verbesserten Wasserinfiltration während intensiver Niederschlagsereignisse und vermindert so die Abschwemmung von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln sowie die Bo- denerosion.

Mechanisierung stellt die Herausforderung dar

So einleuchtend diese Vorteile sein mö- gen, so anspruchsvoll ist die Umsetzung in die Praxis. Von der Saat bis zur Ernte sind grundsätzlich sämtliche Maschinen auf dieselben Fahrspuren zu stellen. Für die Umsetzung ist deshalb ein System zu

wählen, das auf einer Grundarbeitsbreite von beispielsweise 4,5 m, 6 m, 9 m oder 12 m basiert. Sämtliche Maschinen sind dann auf diese Arbeitsbreite abzustim- men. Je breiter die Grundarbeitsbreite ist,

desto weniger Fahrspurfläche ist grund- sätzlich notwendig. Es ist möglich, die Fahrspurfläche auf weniger als 10 Pro- zent zu reduzieren, wenn die Mechani- sierung entsprechend gewählt wird. Für kleine Betriebsstrukturen eignen sich 4,5 m Arbeitsbreite für die Sämaschine und ein Vielfaches davon für Düngung und Pflanzenschutz. Die Mähdrescher- bzw. Häckslerbreite entspricht dann für Mais 6 Reihen. Bei so einem System wird je nach Mechanisierung noch rund ein Drittel der Fläche befahren. Beim Ein- satz eines Häckslers gilt es, das Überla- den zu lösen. Die Wurfrohrlänge muss entsprechend angepasst werden oder der Anhänger ist durch den Häcksler zu ziehen, was allerdings der Leistungsfä- higkeit heutiger Maschinen nicht mehr entspricht. Durch die festgelegten Fahr- spuren stimmen die seitlichen Abstände zwischen den Fahrzeugen genau, was das Überladen auch bei erhöhtem Abstand nicht erschwert.

Automatische Lenksysteme breiten sich schnell aus

CTF ist neben der Abstimmung der Arbeitsbreiten auf die Jahr für Jahr de- ckungsgleiche Anlage der Fahrspuren angewiesen. Heute ist dies mit automa- tischen Lenksystemen einfach möglich.

Der große technische Fortschritt und die sinkenden Kosten wirken sich positiv zu Gunsten der Entwicklung des CTF aus.

Künftig werden Lenksysteme zu einer

Abb. 2: Seit über 25 Jahren hat sich die Streifenfrässaat in der Schweiz erfolgreich etabliert und zeigt, dass Mais keine intensive, ganzflächige Bodenbearbeitung benötigt.

Abb. 3: Verdichtungen, die eine schlechte Durchwurzelung des Bodens bewirken (rechts) können große Ertragsausfälle zur Folge haben.

Abb. 4: Befahren der Böden erhöht den Eindringwiderstand einer Ke- gelsonde. Der Boden wird härter.

0.00–0.05 m

0.05–0.10 m

0.10–0.15 m

0.15–0.20 m

0.20–0.25 m

0.25–0.30 m

0.30–0.35 m 0

Tiefe 2 4 6 8

Penetration Widerstand (MPa) 10 12 14 16 18 20 unbefahren befahren

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Selbstverständlichkeit werden, wie dies beispielsweise bei Klimaanlagen oder stufenlosen Getrieben heute schon der Fall ist. Mit der zusätzlichen Inbetrieb- nahme des europäischen Satellitenor- tungssystems „Galileo“ und des Chinesi- schen „Beidou“ wird die Genauigkeit und Zuverlässigkeit weiter steigen. Die Erfah- rungen in der hügeligen Schweiz zeigen, dass schon heute auf rund 90 Prozent der Flächen die Lenksysteme gut funktionie- ren. Einschränkend wirken sich Abschat- tungen durch Hügel oder Waldränder oder schlechter Mobilfunkempfang aus.

«CTF-light» – Pragmatischer Kompromiss?

Die Frage, ob alle Arbeitsgänge von permanenten Fahrspuren aus erfolgen müssen, ist differenziert zu beurteilen.

Flach oder nicht gelockerte Böden ha-

ben eine wesentlich höhere Tragfähig- keit als tief gelockerte Böden. Die Ver- fahren der Bodenbearbeitung und Saat sind bei trockenen, tragfähigen Bedin- gungen mit tiefem Kontaktflächendruck auf nicht verdichtungsgefährdeten Bö- den in der Regel unproblematisch. Be- sonders kritisch sind alle Arbeitsgän- ge, bei denen die Kontaktflächendrücke nicht an die aktuelle Bodentragfähig- keit angepasst werden können. Dies sind vor allem Transport- und Erntefahrzeu- ge wie Mähdrescher, Grossballenpressen, Zuckerrübenvollernter, Häckselwagen und Güllewagen. Trotz bo-denschonen- der Bereifung können sie aufgrund hoher Achslast tiefergehende Verdichtungen verursachen. Als pragmatischer Ansatz bietet sich an, im Ackerbau und Grün- land Pflege- und Erntefahrgassen perma- nent festzulegen und sie möglichst für al- le kritischen Arbeitsgänge unter weniger tragfähigen Bodenzuständen bei Ernte,

organischer Düngung und Transport zu benutzen. Alle Arbeiten, die unter güns- tigen Bedingungen mit tiefen Kontaktflä- chendrücken erfolgen, können ohne Be- fahrungseinschränkungen durchgeführt werden. Ostdeutsche Betriebe setzen die- ses «CTF-light»-System bereits ein. <<

n Fazit

Der umstieg auf ein Controlled Traffic Farming-System mit festen Fahrspu- ren ist sicherlich nicht zu unterschät- zen. Die Abstimmung der Arbeits- breiten stellt eine grosse Hürde dar. In einfachen Mähdruschfruchtfolgen ist dies noch relativ leicht zu bewältigen.

Anspruchsvoll wird die Mechanisie- rung, wenn verschiedenste Kulturen angebaut werden und verschiedene Erntemaschinen aufeinander abzu- stimmen sind. bei sehr engen Mais- fruchtfolgen stellt zudem der Verzicht auf die wendende bodenbearbeitung wichtige pflanzenhygienische Her- ausforderungen, da sich Fusarien und Maiszünsler durch den Pflug effizient zurückdrängen lassen. Der umstieg ist also nicht ganz einfach, doch wer dies meistert, kann die Effizienz der Pflanzenproduktion deutlich steigern.

Dr. Thomas Anken

Agroscope, Agrartechnische Systeme

& Mechatronik

Institut für nachhaltigkeitswissen- schaften InH

Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, bildung und Forschung WbF Tänikon, CH-8356 Ettenhausen

Telefon: +41 58 480 33 52 thomas.anken@agroscope.admin.ch n

KonTAKT

n n n

Abb. 5: Der unbefahrene Boden bindet das Wasser weniger stark (tiefere Saugspannungen), es wird besser pflanzenverfügbar.

0–0.5

Saugspannung Boden (pF)

0.5–1 1–1.5 1.5–2 2–2.5 2.5–3

> 3

0 10 20

Volumetrische Bodenfeuchte (%)

30 40

unbefahren befahren

> 3 pF Feinporen

2–3 pF = Mittelporen

< 2 pF = Grobporen

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