A 1530 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 31–32|
9. August 2010KLINISCHES REGISTER
Infusionstherapeutische Praxis
Noch bis zum 28. Februar 2011 wird das prospektive klinische Re- gister RaFTinG (Rational Fluid Therapy in Germany, Trial Regis- tration Number NCT01122277) zur Dokumentation der aktuellen infu- sionstherapeutischen Praxis auf deutschen Intensivstationen durch- geführt. Das zum 1. Juni 2010 ge- startete Register leiten Prof. Dr. Hu- go Van Aken (Universitätsklinikum Münster) und Prof. Dr. Bernhard Zwißler (Klinikum der Universität München). 90 Tage nach Entlas- sung werden durch ein Follow-up
auch Daten in anonymisierter Form zum Langzeit-Outcome erhoben.
Diese können die teilnehmenden Kliniken zur internen Qualitätskon- trolle nutzen. Außerdem erhalten die Kliniken nach dem Ende des Registers eine individuelle Auswer- tung, in der ihre Daten mit dem ge- samten Datenpool verglichen wer- den. Die Datenerfassung erfolgt in- ternetbasiert direkt auf der Station.
Zur Mitwirkung sind alle Klini- ken mit Intensivstation eingeladen.
Informationen unter www.rafting-
register.de. EB
HARNBLASENTUMORDIAGNOSTIK
Blaues statt weißes Licht
Die Universitätsmedizin Göttingen nutzt ein neues fotodynamisches Verfahren zur Erkennung und Behandlung von oberflächlichen Harnblasenkrebsformen.
D
ie Abteilung Urologie an der Universitätsmedizin Göttin- gen setzt seit Ende 2009 eine neue Methode zur Diagnose und Be- handlung von Blasenkrebs ein. Das Verfahren nutzt die Kombination von Blaulicht und einer fotoaktiven Substanz, dem Hexaminolevulinat (Hexvix). „Die zusätzliche foto - dynamische Diagnostik mit Hex - aminolevulinat hilft uns, Blasen- krebs sehr viel besser und genauer als mit dem bisherigen Standard- verfahren zu erkennen. Unter dem blauen Licht leuchtet nun der Bla- senkrebs erkennbar. Er lässt sich damit von der gesunden Blasen- schleimhaut unterscheiden. Der Vorteil: Bösartige Veränderungen, die wir sehen, lassen sich auch gleich entfernen“, erläuterte Prof.Dr. Rolf-Hermann Ringert, Direk- tor der Abteilung Urologie.
Als „Goldstandard“ in der Dia - gnostik des Blasenkrebses gilt bisher die Kombination von Zytologie und Weißlicht-Zystoskopie. 45,6 Pro- zent der Patienten mit einem ober- flächlichen Harnblasenkrebs erlei- den nach einer Behandlung jedoch einen Rückfall. Die Weißlicht-Zys- toskopie ist daher nach Meinung der Göttinger Urologen für den Nachweis aller Blasentumoren nicht optimal, weil sich damit nicht alle bösartigen Veränderungen ent- decken lassen.
Die neue Methode, die „Hexami- nolevulinat-Fluoreszenzzystoskopie“, verwendet blaues statt weißes Licht.
Herzstück ist das Hexaminolevu - linat, das etwa eine Stunde vor der bisherigen Standardtherapie durch einen Katheter in die Blase einge- bracht wird. Die Krebszellen der Harnblase nehmen die fotoaktive Substanz auf. Durch die verstärkte Ansammlung fotoaktiver (fluores- zierender) endogener Porphyrine leuchten die Tumoren unter blauem Licht rot und heben sich von der ge- sunden Blasenschleimhaut ab.
Damit lässt sich der gefährliche oberflächliche Harnblasenkrebs, das Carcinoma in situ (CIS), ge - nauer erkennen. Diese Sonderform des Blasenkrebses macht zehn Pro-
zent aller oberflächlichen Harnbla- senkrebse aus. Sie zeigt sich als flach im Schleimhautniveau gele- gene Läsion, die zystoskopisch oft nur schwer sichtbar ist. Dies bele- gen die Ergebnisse einer prospekti- ven, randomisierten Multicenter - studie mit 766 Patienten weltweit.
Sämtliche Patienten dieser Studie waren an einem oberflächlichen Harnblasenkrebs erkrankt. In 46 Prozent der Fälle wurde das gefähr- liche CIS-Karzinom mit der Blau- licht-Methode besser erkannt. Da- durch konnte die Rückfallrate um elf Prozent gegenüber der Standard- zystoskopie verringert werden. EB
Oberflächlicher Blasentumor, aufgenommen mit der Standard-Weißlicht-Zystoskopie:
Der Krebs ist zu erkennen (Abbildung links).
Rechts: Derselbe oberflächliche Blasentumor, aufgenommen mit der Blaulicht-Zystoskopie.
Zu sehen sind der Tumor und seine Ausläufer.
Fotos: umg
Informationen:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg- August-Universität, Abteilung Urologie, www.urologie.
uni-goettingen.de