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© 2017 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 16 (2017) Nr. 10 3 M E I N U N G

Meinung von Prof. Dr. Eberhard Bodenschatz, DPG-Vorstand für Publikationen und Herausgeber des Physik Journal

W

issenschaftliche Gutachten sind essenziell, um die Qua- lität von Peer Review-Zeitschriften zu sichern. Wir Wissenschaftle- rinnen und Wissenschaftler eva- luieren ehrenamtlich und anonym Publikationen und empfehlen, ein Manuskript zu verbessern, anzu- nehmen oder auch abzulehnen.

Das nimmt viel Zeit in Anspruch, die wir gerne investieren, um die hohe Qualität unserer wissen- schaftlichen Literatur aufrechtzuer- halten. Wäre es nicht schön, wenn unsere Mühen eine nachweisbare Anerkennung erfahren könnten?

In der Tat haben Umfragen gezeigt, dass Wissenschaftler einem solchen Anerkennungssystem sehr positiv gegen überstehen.1)

Tatsächlich gibt es das bei vielen Zeitschriften bereits: Beispielsweise werden Gutachter beim New Jour- nal of Physics (NJP) belohnt, wenn sie innerhalb von zwei Wochen ihr Gutachten einreichen. Diese Belohnung beträgt pro begutachte- tem Manuskript zehn Prozent der Publikationskosten, also immerhin 156 Euro. Diese werden als Rabatt angerechnet, wenn man innerhalb von zwölf Monaten ein eigenes Ma- nuskript zur Publika tion einreicht.

Andere Zeitschriften wie Physical Review verleihen den Titel „Out- standing Referee“ oder vergeben wie E-Life ein Honorar für Review- ing Editors. Doch leider sind diese Initiativen spezifisch für ein Publi- kationshaus oder eine Zeitschrift und oft wenig bekannt. Gibt es vielleicht eine andere Lösung?

Im Jahr 2012 gründeten die bei- den Neuseeländer Andrew Preston und Daniel Johnston die Plattform PUBLONS, bei der inzwischen viele namhafte Publikationshäuser Partner sind.2) Publons erfasst für jedes Mitglied die individuelle Gut- achtertätigkeit (Name, Email, Titel des Artikels, Review, Publikations- haus, Zeitverlauf der Gutachter-

tätigkeit). Jeder Gutachter kann sich sog. Merit-Punkte verdienen und sehen, welchen „Publon Score“

ein Artikel bekommt. Diese Ergeb- nisse lassen sich in einer persona- lisierten Statistik darstellen, welche die Gutachter veröffentlichen oder auch einer Bewerbung beilegen können. Publons speichert Reviews und gibt den Gutachtern das Copy- right auf ihre Reviews. Die Nutzer können öffentliche Reviews zudem bewerten. Doch hier hört es nicht auf: Publons hat bereits 600 000 Reviews für 20 000 Zeitschriften gespeichert und verspricht seinen Partnern beispielsweise besseres Engagement und Anerkennung der Gutachter, Statistiken und

weitere Informationen sowie sogar Zugang zu den Statistiken anderer Publikationshäuser. Zusätzlich hilft Publons bei der Kommunikation mit den Gutachtern und benach- richtigt sie über das Erscheinen eines Artikels. Publons installiert im Publikationswesen damit eine Kombination von Payback, Face- book und Twitter!

Bis vor kurzem war Publons ein kleines Startup-Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern in Neu- seeland. Die Plattform fand aber mit ihrer Art von Datensammlung kombiniert mit Diens ten und Gutachteranerkennung großen Anklang bei Publikationshäusern.

Im Juli diesen Jahres hat Clarivate Analytics Publons für einen hohen (unbekannten) Betrag gekauft, der weit über dem Investment liegt.

Clarivate Analytics ist vielen von uns unbekannt, besitzt aber unter anderem Web of Science, EndNote

und ScholarOne. Die Firma ent- stand 2016 durch den Verkauf des Intellectual Property & Science- Geschäftsbereichs von Thomson Reuters an Onex Corporation und Baring Private Equity Asia für 3,5 Milliarden Dollar.3) Offensicht- lich sehen die gleichen Investoren auch eine rosige Zukunft für Publons.

Es ist sehr verführerisch, dort mitzumachen, schließlich stehen wir gerne im Wettbewerb. Aber ist das nicht eine gefährliche Entwick- lung, die das ganze Publikations- wesen gefährdet? Schränken solche Systeme unsere Objektivität ein?

Wollen wir, dass Redakteure ver- schiedener Zeitschriften auf unsere Gutachterstatistik zugreifen und sich davon beeinflussen lassen?

Wollen wir alle unsere Gutachten einer privaten Firma kos tenlos zur Verfügung stellen? Was geschieht, wenn Arbeitgeber oder Förder- institutionen verlangen, dass wir unsere Publons-Statistik offen- legen? Wie erklärt man einen Ein- bruch in der Gutachtertätigkeit bei gleichzeitigem wissenschaftlichen Erfolg? Was passiert nach unserem Tod mit unseren Daten? Wer- den sie vererbt? Ich könnte diese Liste noch lange fortführen und empfehle Ihnen allen, gründlich darüber nachzudenken, ob Sie sich wirklich bei Publons registrieren wollen. Meine Entscheidung ist klar – oder?

Belohnung für Referees?

Publons unterstützt Publikationshäuser bei der Gutachtertätigkeit, speichert allerdings verschiedenste Daten und übermittelt diese an andere Partnerinstitutionen.

Eberhard Bodenschatz

1) A. Y. Gasparyan et al., Korean Med. Sci. 30, 360 (2015), DOI: 10.3346/

jkms.2015.30.4.360 2) www.publons.com 3) tmsnrt.rs/2xU707N

Publons installiert im

Publikationswesen

eine Kombination von

Payback, Facebook und

Twitter!

Referenzen

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