• Keine Ergebnisse gefunden

Diese Vorlage befasst sich mit der Darstellung der Umsetzung des Angebots und den daraus resultierenden Ergebnissen.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Diese Vorlage befasst sich mit der Darstellung der Umsetzung des Angebots und den daraus resultierenden Ergebnissen."

Copied!
16
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Beratung und Unterstützung für ältere Lesben, Schwule und Transgender durch die Beratungs- und Vernetzungsstelle rosaAlter, Münchner Aids-Hilfe e.V.

Produkt 5.1.1

Sitzungsvorlage Nr. 08-14 / V 05259 1 Anlage

Beschluss des Sozialausschusses vom 11.11.2010 (VB) Öffentliche Sitzung

I. Vortrag der Referentin

Das Sozialreferat wurde mit dem Beschluss zur „ Verbesserung und Weiterentwicklung der Beratungs- und Unterstützungsangebote für ältere Menschen und Pflegebedürftige in München“ am 10.01.20081 beauftragt, zunächst im Rahmen eines dreijährigen

Modellprojekts, das neu aufzubauende Angebot einer Beratungs- und Vernetzungsstelle von „rosaAlter“ zur „Sicherung der bedarfsgerechten Versorgung von älteren Lesben, Schwulen und Transgendern2 in München“ zu fördern. Dieses Angebot ist bei der Münchner Aids-Hilfe e.V. angesiedelt, die bereit gestellten Mittel betragen für den

Projektzeitraum insgesamt 175.500 € (Produkt 5.1.1 „Strukturelle Angebote der Beratung und Hilfevermittlung für alte Menschen und Pflegebedürftige und Menschen mit

Demenzerkrankungen sowie deren Angehörige“).

Diese Vorlage befasst sich mit der Darstellung der Umsetzung des Angebots und den daraus resultierenden Ergebnissen.

Des Weiteren soll nach dem Ende der Modellphase (28.02.2011) die sich in den

vergangenen 2 ½ Jahren nachweislich gut etablierte „Beratungs- und Vernetzungsstelle - rosaAlter“ fortgeführt werden. Hierfür wird zunächst eine Finanzierung für den Zeitraum 01.03.2011 mit 31.12.2011 aus Restmitteln vorgeschlagen.

1 Sitzungsvorlage Nr. 02-08 / V 10943

2 Transgender: Begriff für Abweichungen von den zugewiesenen sozialen Geschlechtsmerkmalen (Gender) beziehungsweise der zugewiesenen sozialen Geschlechterrolle

(2)

1. Situation und Beratungsbedarf älterer Lesben, Schwuler und Transgender

In München leben derzeit 246.742 Personen über 65 Jahre (ZIMAS, Stand Mai 2010). Laut der im Auftrag der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen in 2004 erstellten Studie „Unter`m Regenbogen“ ist mindestens von einem 5 %- bis 10 %-igen Bevölkerungsanteil (d.h. derzeit bis zu ca. 24.000) gleichgeschlechtlich orientiert lebenden Menschen über 65 Jahre in München auszugehen. Es wird angenommen, „...dass dieser Anteil in Ballungsgebieten höher liegt, da viele Betroffene im Laufe ihres Lebens in die Großstadt ziehen, um die dort bestehende Infrastruktur nutzen zu können...“. Die Lebenssituation von Lesben und Schwulen im Alter betrifft damit laut Studie einen relevanten Bevölkerungsanteil.

Daraus leitet sich die Notwendigkeit ab, die Altenhilfe insgesamt auf diese Erfordernisse vorzubereiten.3 In Deutschland lebt zudem eine unbekannte Zahl transidenter Menschen Transgender4, die offiziellen Schätzungen gehen von 6.000 – 8.000 Personen aus5.

Aufgrund des Zusammenhangs von Alter und zunehmender Hilfe- bzw.

Pflegebedürftigkeit ist auch von einem entsprechenden Beratungs- und Unterstützungsbedarf auszugehen.

Wie in vielen Veröffentlichungen, u.a. der oben genannten Studie „Unterm Regenbogen“ erwähnt, konnten die genannten Zielgruppen bisher durch die bestehende Altenhilfestruktur kaum bis gar nicht erreicht werden.

Zurückgeführt wird dies auch auf die einschneidenden gesellschaftlichen und administrativen Diskriminierungserfahrungen in der Biografie homosexueller oder transgender lebender Menschen, insbesondere der Seniorinnen und Senioren.

Teils hat auch die bis 1994 bestehende Strafverfolgung von homosexuellen Handlungen zwischen männlichen Personen (§ 175 des Strafgesetzbuch, StGB) sowie eine unzureichende bzw. nicht erfolgte Auseinandersetzung bestehender (traditioneller) Beratungs-, Hilfe- und Versorgungsstrukturen mit den Bedarfen dieser Zielgruppen hierzu beigetragen. Entsprechend der Aussagen von Betroffenen6

werden deshalb vorhandene, nicht auf die Zielgruppen spezialisierte Angebote der Altenhilfe als weiterhin ausgrenzend, nicht geeignet oder nicht kompetent

empfunden und in der Regel gemieden.

Die Unterstützungslandschaft in der Schwul-Lesbischen-Transgender-Gemeinde Münchens besteht aus bisher noch wenigen Angeboten für ältere Lesben oder

3 Unter'm Regenbogen. Lesben und Schwule in München. Ergebnisse einer Befragung durch die Landeshauptstadt München.

Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen (Hg.) (2004).

4 Abweichung der Geschlechtsidentität vom biologischen Geburtsgeschlecht ; auch unter der Bezeichnung „Transgender“ bzw.

transsexuelle Lebensweisen geläufig

5 Schriftliches Grußwort der Bürgermeisterin Christine Strobl: http://www.transtagung-muenchen.com/pageID_9609430.html 6 Siehe: Studie „Unter`m Regenbogen, 2004 sowie

Hessisches Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit: „Homosexualität und Alter“,Dezember 2009;

http://projekte.sozialnetz.de/homosexualitaet/dokument/Broschuere_Homosexualitaet_und_Alter_HMAFG_2010.pdf

(3)

Schwule [z.B. Besuchsdienst für ältere schwule Männer des Schwulen Kommunikati- ons- und Kulturzentrums e.V.(Sub e.V), allgemeine psychosoziale Beratung für alle Altersgruppen sowie Selbsthilfegruppen von Sub e.V. und der Beratungsstelle des Lesbentelefons e.V.(LeTRa)], die zudem in der Regel ausschließlich auf Lesben oder Schwule ausgerichtet sind. Spezifische Angebote für ältere Transgender, die insbe- sondere aufgrund der besonderen Situation in der pflegerischen Versorgung konkre- te Beratung und Unterstützung benötigen, gibt es bisher nicht.

Deshalb wurde das Sozialreferat 2008 durch den Stadtrat7 beauftragt, zunächst modellhaft für drei Jahre (März 2008 mit Februar 2011), das von der Münchner Aids- Hilfe e.V. im Rahmen des Arbeitsfeldes „rosaAlter“ konzipierte und in dieser Form in München völlig neuartige Angebot der „Beratungs- und Vernetzungsstelle für ältere Lesben, Schwule und Transgender“ durch eine entsprechende Finanzierung zunächst projekthaft zu fördern und somit eine verlässliche Installierung zu gewährleisten.

2. „Beratungs- und Vernetzungsstelle für ältere Lesben, Schwule und Transgender“ von rosaAlter

Die Münchner Aids Hilfe e.V. hat mit „rosaAlter“, dem Angebot der Beratungs- und Vernetzungsstelle, sowie seit 2009 mit dem Wohnangebot der „rosaALTERnative“ für pflegebedürftige schwule Menschen ein eigenständiges Angebot für ältere Lesben, Schwule und Transgender in München geschaffen.

Im Folgenden werden das Projekt „Beratungs- und Vernetzungsstelle - rosaAlter“

und die wichtigsten Ergebnisse der dreijährigen Modellphase vorgestellt.

Eine ausführliche Darstellung des Projektverlaufs und der Ergebnisse ist im vorläufigen8 Abschlussbericht zum Modellprojekt nachzulesen. Dieser liegt dem Sozialreferat vor und kann dort angefordert werden (Sozialreferat, Amt für Soziale Sicherung, Abteilung: Hilfen im Alter und bei Behinderung, Orleansplatz 11).

2.1 Projektidee, Zielsetzung, Finanzierung

Das bis heute eher kleine Unterstützungsnetz für homo- oder transsexuelle ältere Menschen wird durch das hauptamtlich besetzte Angebot der Beratung und Unterstützung älterer Lesben, Schwule und Transgender durch rosaAlter ergänzt.

Es wurde dort sowohl aus eigenen als auch aus regionalen9 und bundesweiten10 Praxiserfahrungen heraus entwickelt. In der Versorgungslandschaft der „Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender (LGBT)“ Gemeinde Münchens ist der

zielgruppenübergreifende Ansatz in dieser Form bisher einmalig.

7 Beschluss des Sozialausschusses vom 10.01.2008: „Verbesserung und Weiterentwicklung der Beratungs- und Unterstützungsangebote für ältere Menschen und Pflegebedürftige in München“ Sitzungsvorlage Nr. 02-08 / V 10943 8 Gemäß der Gesamtlaufzeit liegt der endgültige Abschlussbericht Ende März 2011 vor.

9 Angebote für Lesben und Schwule in München 10 RUBICON, Köln und Schwulenberatung Berlin

(4)

Die für die genannten Zielgruppen vorgehaltenen Angebotsbereiche der Beratungs- und Vernetzungsstelle wurden zunächst wie folgt identifiziert und haben sich letztlich auch im Projektverlauf als zielgruppenorientiert bestätigt:

Beratung, Einzelfallhilfe und Hilfevermittlung,

Vernetzung/ Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, d.h.:

Lotsenfunktion und Interessenvertretung für Hilfesuchende

Multiplikatorenfunktion zur Sensibilisierung der „traditionellen“ Altenhilfe für das Thema „Homosexualität sowie Transgender und Alter“.

Der demographische Wandel, d.h. ein steigender Anteil älterer und hochbetagter Menschen an der Gesamtbevölkerung, sowie die gesellschaftlich zunehmend akzep- tierte Vielfältigkeit von Lebensstilen und -formen, auch im Alter, erfordern eine um- fassende Auseinandersetzung mit daraus resultierenden Anforderungen an eine be- darfsorientierte Versorgungsstruktur.

Dies beinhaltet insbesondere den verstärkten Blick auf Zielgruppen, die aufgrund von gesellschaftlicher Tabuisierung und daraus bedingter sozialer Rückszugstendenzen bisher hinsichtlich ihrer altersspezifischen Bedarfe durch die vorhandene Unterstüt- zungsstruktur wenig bis keine Berücksichtigung gefunden haben.

Aufgrund vielfach erfahrener Diskriminierungen im Verlauf der persönlichen Biografie ziehen sich mit zunehmenden Alter bzw. fortschreitender Hilfebedürftigkeit oftmals Männer und Frauen in gleichgeschlechtlichen Lebensweisen oder Transgender auch aus der sogenannten Community, der „LGBT“ Gemeinde, zurück. Hilfebedarf deut- lich werden zu lassen und Unterstützung einzufordern wird häufig aus Angst vor Dis- kriminierung in der gängigen Altenhilfe und, so die Rückmeldungen aus den bundes- weiten Projekten für ältere Lesben, Schwule und Transgender, aus Angst, in den bisherigen Bezügen der „LGBT“ Gemeinde nicht mehr akzeptiert zu werden, vermie- den. Dies führt dazu, dass diese Zielgruppen häufig sehr zurückgezogen leben und in der Folge ihr Bedarf in der Öffentlichkeit nicht gesehen wird.

Erfahrungswerte zeigen, dass es für ältere Lesben, Schwule und Transgender auf- grund der eingangs benannten Hintergründe weiterhin ausgesprochen schwierig ist, einen Zugang zu Regeleinrichtungen der Altenhilfe zu finden. Wichtig ist es, dem ge- sellschaftlichen Rückzug dieser älter werdenden Menschen entgegen zu wirken und eine adäquate Vernetzung zur aber auch innerhalb der Zielgruppe aufzubauen und zu pflegen.

Als zentrales Ziel des Angebots und zur Erreichung der Zielgruppen formuliert „ro- saAlter“ deshalb die Schaffung eines Vertrauen gebenden Rahmens. Dieser gibt les- bisch, schwul und transgender lebenden älteren Menschen die Möglichkeit, ihre indi- viduellen Problemstellungen anzusprechen und entsprechende Unterstützungs- leistungen, ggf. auch längerfristige Begleitung, zu erhalten. Dies stellt einen wesentli-

(5)

chen Beitrag zur Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung von homosexuell oder transgender lebenden älteren Menschen dar. Neben der Beratung, Hilfevermitt- lung und begleitender Unterstützung erfolgt auch die aktive Mitwirkung an einer ver- besserten Kooperation der Szeneeinrichtungen in Bezug auf das Thema „Altwerden und Pflegebedürftigkeit“ sowie eine Sensibilisierung der Altenhilfe für die Lebenssi- tuation und die damit verbundenen, in der Angebotsstruktur zu berücksichtigen- den Bedarfe der Zielgruppen.

Finanzierung

Die „Beratungs-und Vernetzungsstelle für ältere Lesben, Schwule und Transgender – rosaAlter“ wird durch das Sozialreferat gemäß Stadtratsbeschluss, zunächst für einen dreijährigen Modellzeitraum (01.03.2008 – 28.02.2011), mit Mitteln in Höhe von insgesamt 175.500,00 € gefördert.

Diese Zuschussgewährung sieht für das Projekt eine volle, aber konzeptionell sinnvoll in zwei Teilzeitstellen teilbare, hauptamtlichen Planstelle (Dipl.

Sozialpädagogik oder ähnliche Qualifizierung, nach Entgeltgruppe 9 TVöD) vor.

2.2 Umsetzung und Nachfrage des Beratungs- und Unterstützungangebots

Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse aus den Bereichen „Beratung und begleitende Unterstützung“ aufgezeigt. Insgesamt konnten im Betrachtungszeitraum (März 2008 – Juni 2010) mehr als 220 ältere Lesben, Schwule oder Transgender in mehr als 1.300 Beratungskontakten erreicht werden. Aufgrund der oftmals

gewünschten Anonymität und den damit zugesicherten Verzicht auf ein statistische Erfassung konnte jedoch speziell im Bereich Beratung und Hilfevermittlung nicht das gesamte Klientel erfasst werden. Die Zahl der tatsächlich beratenen Personen und der tatsächlich durchgeführten Beratungen ist demzufolge noch höher.

Nachfrageverhalten (s. a. zielgruppenspezifische Ergebnisse)

Gegenüber dem Jahr 2008 ist ein Anstieg von Anfragenden um 61% zu verzeichnen.

Dies ist unter der Berücksichtigung der Tatsache zu sehen, dass die Zielgruppen bisher nicht bzw. kaum sichtbar waren. Die Mehrheit der Nachfragenden sind nach wie vor Schwule und/oder bisexuelle Männer. Durch konzeptionellen Änderungen (s.a. Beraterin mit Betroffenenkompetenz, eigener Internetauftritt von rosaAlter) konnte ab 2009 auch ein Anstieg der Anfragen von Lesben beobachtet werden. Da die Kontaktaufnahme zur Zielgruppe der Transgender erst seit Ende 2009 intensiv erfolgen konnte, gibt es für diese Personengruppe noch keine verwertbaren Zahlen.

(6)

Die zu Beginn des Projekts festgelegten Schwerpunktthemen „Häusliche und pflegerische Versorgung im Alter“, verbunden mit Fragen zur Finanzierung von Unterstützungsleistungen, „Umgang mit dem Älterwerden“ spiegeln sich im Nachfrageverhalten des Klientels wieder, ebenso wie das Thema der „geeigneten Wohnform“ im Alter und bei zunehmender Hilfebedürftigkeit.

Dauer des Beratungs- und Unterstützungsprozesses

Die Erfahrungen der Mitarbeitenden von „rosaAlter“ bestätigen entsprechende Veröffentlichungen dahingehend, dass ein Zugang zu den Zielgruppen der älteren Lesben, Schwulen bzw. Transgender aufgrund starker Rückzugstendenzen nur durch eine besonders hohe Sensibiliät, verbunden mit zeitintentensivem,

vertrauensbildendem Kontaktaufbau möglich ist. Deshalb beruht die Tätigkeit im Bereich der Beratung und Unterstützung schwerpunktmäßig vor allem auf der komplexen und langwierigen Einzelfallhilfe, der in der Regel zeitintensive, vertrauensbildende Gespräche voraus gehen.

Altersgruppen

Die Festlegung der Altersdefinition der Klientinnen und Klienten hat sich mit „ab 50 Jahre“ bewährt:

Da das subjektive Empfinden des Älterwerdens und damit verbundener Problemstel- lungen wie „Vereinsamung, Rückzug, Verlust unterstützender sozialer Netzwerke“

insbesondere bei homosexuellen Männern und deren sozialem Umfeld deutlich vor dem 65. Lebensjahr einsetzt, ist die Altersgrenze der die Beratungsstelle auf-

suchende Klientinnen bzw. Klienten deutlich unter dem 65. Lebensjahr zu definieren.

„Altwerden“ ist auch ein Thema der Lebenssituation. So können Transgender aufgrund der Folgeerscheinung medizinischer Geschlechtangleichungen und der Einnahme von Hormonen insbesondere pflegerische Unterstützung durch vorzeitig einsetzende Erkrankungen des Alters, wie Osteoporose, benötigen.

Resultierend aus den im Abschlussbericht angeführten Erfahrungen wird deshalb von „rosaAlter“ die für das Angebot zutreffende Altersgruppe ab „50+“ empfohlen.

Die Klientinnen und Klienten waren zwischen 40 – 85 Jahren alt, wobei die Altersgruppe der 60 – 68-Jährigen am stärksten vertreten war.

Hilfe- und Pflegebedürftigkeit

Die meisten Klientinnen und Klienten verfügten entweder über keine Pflegestufe bzw. Pflegestufe 0 oder waren in Pflegestufe 1 eingestuft. Der Anteil der Personen mit einer anerkannten Pflegestufe (Pflegestufe 1 und 2) lag insgesamt jedoch über 50 %.

(7)

Beratungssetting

41 % der Befragten äußerten den Wunsch nach gleichgeschlechtlicher Beratung. Zu betonen ist in diesem Zusammenhang, dass die Inanspruchnahme des Angebots durch Lesben eng mit der Verfügbarkeit einer Beraterin mit lesbischer Lebensweise war und ist (zielgruppenspezfische Ergebnisse). Ähnliche Rückmeldungen liegen für die Zielgruppe der Transgender vor. Das bedeutet, dem Vorhandensein einer sogenannten Betroffenenkompetenz11 kommt hohe Bedeutung zu.

Das angebotene unübliche Beratungssetting, d.h. außerhalb der Beratungs-

einrichtung oder der eigenen Häuslichkeit sowie außerhalb der Beratungszeiten, hat sich bewährt. Die flexible Wahl der Beratungsorte ist wichtig, da durch diese eine Anonymität gewährleistet werden kann, die für viele Klientinnen und Klienten, gerade zu Beginn des Kontakts, eine wesentliche Voraussetzung ist, sich mit ihrem Bedarf an die Beratungsstelle zu wenden und Hilfen annehmen zu können.

Das Angebot der Beratungs- und Vernetzungsstelle richtet sich sowohl an ältere Lesben als auch an ältere Schwule und ältere Transgender. So setzten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Bedarfen von Lesben, Schwulen und Transgender im Alter gleichermaßen auseinander und entwickelten laufend das Angebot und damit die Beratungs-, Unterstützungs- sowie Netzwerkkontakte konzeptionell, so übergreifend wie möglich und so zielgruppenspezifisch wie nötig weiter.

Zielgruppenspezifische Ergebnisse

Die nachfolgend dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf die drei vorstehend bereits benannten Zielgruppen der älteren Lesben, Schwulen und Transgender.

Ältere Schwule

Die Personengruppe der älteren Schwulen mit Beratungs- und/oder Hilfebedarf konnte bereits zu Beginn des Projekts, abgesehen von den eingangs dargestellten, grundsätzlichen schwierigen Zugängen zu einer stark zurückgezogen lebenden Bevölkerungsgruppe, gut erreicht werden. Die Tatsache der räumlichen Nähe zur Münchner Aids-Hilfe e.V., die bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten neben Personen mit einer HIV-Diagnose auch als Anlaufstelle für homosexuell lebende Männer bekannt ist, hat hierbei sicherlich den Zugang erleichtert. Auch das Angebot der Beratung durch einen Mitarbeiter mit Betroffenenkompetenz stand für diesen Bereich von Anbeginn zur Verfügung. Auf die im Vergleich frühe Auseinandersetzung mit dem Thema Älterwerden bei schwulen Männern wurde bereits eingegangen.

Ältere Lesben

Die Zugangswege zu älteren Lesben mit Beratungs- und/oder Hilfebedarf gestalteten und gestalten sich im Vergleich zu älteren Schwulen wesentlich schwieriger. Die Gründe hierfür lassen sich teilweise nur vermuten. Laut der Rückmeldungen stellte sich die räumliche Nähe zur Münchner Aids-Hilfe e.V. für diese Personengruppe eher

11 Der/ die Beraterin/Berater verfügt aufgrund eigener gleichgeschlechtlicher oder transgender Lebensweise über einen entsprechenden Erfahrungshintergrund. Dies wird als wichtige Unterstützungskompetenz wahrgennommen.

(8)

als verunsichernd dar. Sie wurde bisher als ausschließliche Anlaufstelle für

homosexuelle Männer wahrgenommen. Deshalb wurde die zielgruppenspezifischen Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit, wie im Folgenden dargestellt, intensiviert.

Die Bedeutung der Betroffenenkompetenz für eine vertrauensbildende Beratungs- und Unterstützungsatmosphäre sowie die Erleichterung der Vernetzungsarbeit wurde bei dieser Personengruppe besonders deutlich. Mitte 2009 erfolgte deshalb ein Beraterinnenwechsel von der „nur“ gleichgeschlechtlichen Beratung zur

gleichgeschlechtlichen Beratung mit Betroffenenkompetenz. Seitdem ist eine Zunahme der Nachfrage durch lesbisch lebende Frauen zu verzeichnen.

Ältere Transgender

Auch die Erreichung der Personengruppe der älteren Transgender stellte und stellt sich als schwierig dar. Seit 2009 fanden verstärkt Kontaktaufnahmen und Gespräche mit den Selbsthilfegruppen für Transgender/Transsexuelle: „Viva TS“ (Mann-zu-Frau Transsexuelle), „TransMann“ (Frau-zu-Mann Transsexuelle) statt. Die Öffnung des Angebots der „Beratungs- und Vernetzungsstelle rosaAlter“ für ältere Transgender mit Beratungs- und/oder Hilfebedarf wird seitens der Selbsthilfegruppen begrüßt und unterstützt.

Bisher ist bezüglich deren Bedarfe wenig bekannt. Es ist jedoch, wie bereits erwähnt, ein zunehmender Beratungs- und Unterstützungsbedarf, insbesondere im Bereich der pflegerischen Versorgung als Folge der Geschlechtsangleichung absehbar.

Hier wurde durch rosaAlter die Notwendigkeit einer konzeptionellen Weiterentwick- lung des Beratungs- und Unterstützungsangebotes, speziell für ältere Transgender, erkannt. Zur zielgruppenorientierten Weiterentwicklung des Angebots ist deshalb, so- fern es fortgeführt werden kann, in der konzeptionellen Fortschreibung ab 2011 die Besetzung von Stellenanteilen mit einer Beraterin bzw. einem Berater mit Betroffe- nenkompetenz auf Honorarbasis vorgesehen.

2.3 Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit

Zur Erreichung der Zielgruppen ist die Notwendigkeit einer intensiven, langwierigen und wiederkehrenden Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit, vor allem in der LGBT- Gemeinde, ein wesentlicher Bestandteil des Angebots von „rosaAlter“. Zudem fungiert die Beratungs- und Vernetzungsstelle „rosaAlter“ als wichtiger Multiplikator zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema Homosexualität oder

Transgender im Alter. Im bisherigen Projektzeitraum wurde die Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit anhand des Nachfrageverhaltens von Klientinnen und Klienten sowie aufgrund der Anfragen von Einrichtungen der Altenhilfe zunehmend

spezifiziert.

Grundsätzlich wird über ein gemeinsames oder getrenntes Auftreten der Beraterin mit dem Schwerpunkt lesbische Lebensweise und des Beraters mit dem

Schwerpunkt schwule Lebensweisen je nach thematischer Ausrichtung von

Veranstaltungen bzw. anfragender Einrichtungen entschieden. Auch dies beruht auf

(9)

der Erfahrung, dass sich die Zielgruppe in bestimmten Kontexten durch die alleinige Präsenz des die eigene Lebensweise vertretenden Mitarbeitenden (hier schwul oder lesbisch) dem Angebot offener gegenüber steht. In anderen Zusammenhängen fördert ein gemeinsames Auftreten die Sensibilisierung für das Thema

Homosexualität und Transgender im Alter. Die Zielgruppe der älteren Transgender konnte bisher nur sehr bedingt erreicht werden, eine entsprechende Erweiterung des Angebots ist konzeptionell bei Fortführung der Beratungs- und Vernetzungsstelle vorgesehen.

Intensive, zielgruppenspezifische Öffentlichkeitsarbeit Die Öffentlichkeitsarbeit umfasst folgende Bereiche:

Seit dem Jahr 2009 gibt es einen eigenen, von der Münchner Aids Hilfe e.V.

unabhängigen Internetauftritt ( www.rosa-alter.de ) sowie eine eigene

E-Mailadresse (info@rosa.alter.de). Damit soll die unabhängige elektronische Erreichbarkeit von rosa Alter und die Eigenständigkeit des Angebots

verdeutlicht werden. Es wurde auf die Rückmeldung von Klientinnen und Klienten reagiert, die aufgrund der Nähe zur Münchner Aids-Hilfe e.V.

(Schwerpunktthemen: HIV-Erkrankung und/oder schwule Lebensweise) das Angebot von rosa Alter zunächst nicht als Anlaufstelle auch für Lesben oder Transgendern erkannten. Um die einzelnen Zielgruppen noch konkreter anzusprechen, wird das Angebot, orientiert an der jeweiligen Zielgruppe, jeweils auf einer eigenen Seite für ältere Lesben, Schwule oder Transgender vorgestellt.

Zunehmend breit gefächerte Öffentlichkeitsarbeit, innerhalb und außerhalb der LGBT-Gemeinde (s.a. „Vernetzungsarbeit“).

Veröffentlichung von Informationen zum Angebot von rosaAlter verstärkt in

„neutralen“ Medien (z. B. Patientenratgeber, Treffpunkt 55 plus, MÜNCHENSTIFTmagazin 2010):

Laut „... Rückmeldungen von Hilfesuchenden ist es „leichter“, ein „neutrales“

Seniorenblatt beim Arzt oder in der Apotheke mit zu nehmen, da frau bzw.

man(n) sich so nicht offensichtlich als gleichgeschlechtlich liebend outen muss...“.12

Vernetzungsarbeit:

Vernetzungsarbeit durch rosaAlter fand und findet innerhalb der LGBT-Gemeinde auf stadtweiter, regionaler und überregionaler Ebene sowie in Bezug auf die gängige Altenhilfe ein München statt.

12 Abschlussbericht 2010, Beratungs- und Vernetzungsstelle rosaAlter, S. 7

(10)

Folgende Beispiele verdeutlichen dies:

Vernetzung innerhalb der LGBT-Gemeinde mit Teilnahme an

den regelmäßig stattfindenden „Vernetzungstreffen Altenhilfe“ [Schwules Kommunikations und Kulturzentrum München e.V. (Sub e.V.)],

Beratungsstelle des Lesbentelefons e.V. (LeTRA), städtische

Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen, rosaAlter),

dem Szenestammtisch aller Einrichtungen und Vereine der Münchner Lesben-Schwulen und Transgendergemeinde.

Zusammenarbeit innerhalb der LGBT-Gemeinde mit

der Beratungsstelle sowie dem Betreuten Wohnen der Münchner Aids Hilfe e.V.,

der rosaALTERnative, einem Wohnprojekt für ältere schwule Männer

der städtischen Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen, Sub e.V., LeTRA und den Selbsthilfegruppen für Transgender/Transsexuelle „Viva TS“ (Mann-zu-Frau Transsexuelle),

„TransMann“ (Frau-zu-Mann Transsexuelle).

Vorstellung des Angebots, Vernetzung und Kooperation mit Anbietern der Altenhilfe

Teilnahme am „Facharbeitskreis der Beratungsstellen für ältere Menschen und der Fachstellen für pflegende Angehörige“,

Teilnahme am REGSAM-Facharbeitskreis „Alte Menschen der

Sozialregion München Mitte“ (Region mit vielen Einrichtungen der LGBT- Gemeinde).

Vernetzung mit

dem Seniorenbeirat des Stadtbezirks Isarvorstadt,

ambulanten Pflegediensten, Anbietern der Beratung und Hilfevermittlung, stationären Pflegeeinrichtungen.

Bundesweite Vernetzung

Beispielhaft für die bundesweite Vernetzung soll der bereits seit Beginn des Projektes bestehende Kontakt zur Beratungsstelle für Lesben und Schwule

„Rubicon“ in Köln sowie zur Schwulenberatung Berlin erwähnt werden.

Besonders hervorzuheben ist die Teilnahme der Beraterin von rosaAlter an der 5. bundesweiten Fachtagung „Lesben&Alter 2009“. Im Rahmen dieser Tagung konnte sich rosaAlter einer breiten Fachöffentlichkeit präsentieren und war an der dort vollzogenen Gründung des Dachverbandes

„Lesben&Alter“ beteiligt. Die bundesweite Transtagung 2010 in München ermöglichte rosaAlter, weitere Kontakte in dem noch sehr jungen

Arbeitsbereich für ältere Transgender zu knüpfen.

(11)

2.4 Fazit

Die „Beratungs- und Vernetzungsstelle für ältere Lesben, Schwule und Transgender – rosaAlter“ konnte das stadtweit in dieser Form völlig neue Angebot der Beratung und Unterstützung älterer Lesben, Schwuler und Transgender in den mehr als zwei Jahren ihres Bestehens in der Versorgungslandschaft gut etablieren.

Insbesondere aufgrund der intensiven Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie dem ständigen Reflektieren des Angebots bezüglich Erreichbarkeit und Akzeptanz seitens der Zielgruppen, verbunden mit einer hohen Flexibilität in der zeitnahen Anpassung und Weiterentwicklung des Konzepts, wird die Beratungs- und

Vernetzungsstelle inzwischen als „...wichtiger und wertvoller Teil der Versorgung der schwulen, lesbischen und transgender Gemeinde in München...“13 gesehen.

Bestätigt wird dies durch die Erfahrungen aus dem kontinuierlichen Kontakt der zuständigen Fachabteilung des Sozialreferats mit der Beratungs- und

Vernetzungsstelle während der Projektphase, den Darlegungen zum

Nachfrageverhalten der Klientinnen und Klienten in den jährlichen Berichten sowie der Auswertung des Zeitraums März 2008 – Juni 2010 und der Stellungnahme der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen vom Juli 2010:

„Aus Sicht der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen ist die Beratungs- und Vernetzungsstelle rosaAlter zu einem wichtigen und wertvollen Teil der Versorgung der schwulen, lesbischen und transgender Gemeinde in München geworden. ... Da es nach ... wie vor für ältere Lesben, Schwule und Transgender oftmals ausgesprochen schwierig ist, in Regeleinrichtungen ihre sexuelle Identität zu thematisieren, selbst wenn diese für eine Notlage ausschlaggebend ist, erscheint eine spezialisierte und zielgruppenorientierte Einrichtung wie rosaAlter

unverzichtbar, um die weitere Versorgung dieser Zielgruppe auf einem guten Niveau sicherzustellen.“14

Die „Beratungs- und Vernetzungsstelle für ältere Lesben, Schwule und Transgender“

leistet somit auch aus kommunaler Sicht einen wesentlichen Beitrag im Rahmen der Daseinsvorsorge für Menschen mit einem speziellen Hilfe- und oder Pflegebedarf und trägt somit diesen besonderen Erfordernissen in der Altenhilfe Rechnung.

3. Weitere Förderung

Das Sozialreferat befürwortet aufgrund der vorliegenden Erfahrungen die Fortführung dieser Einrichtung und den Übergang in eine Regelförderung. Dies unterstützt die Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen der Stadt München in ihrer Stellungnahme vom Juli 2010 ausdrücklich.

13 Stellungnahme der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen, Juli 2010 14 ebenda

(12)

Die modellhafte Förderung, die im Jahr 2008 beschlossen wurde, läuft zum

28.02.2011 aus. Gemäß der Kostenkalkulation von rosaAlter (Stand: Juli 2010) wird für die „Beratungs- und Vernetzungsstelle für ältere Lesben, Schwule und

Transgender“ eine Förderung in Höhe von 77.000 €/Kalenderjahr vorgeschlagen. Für das Jahr 2011 ergibt sich für die Zeit vom 01.03. - 31.12.2011 eine anteilige

Förderung in Höhe von 64.167 €.

Für das Haushaltsjahr 2011 kann die (anteilige) Förderung noch aus vorhandenen Restmitteln abgedeckt werden. Für die weitergehende Förderung ab dem Jahr 2012 stehen bislang noch keine Haushaltsmittel zur Verfügung.

Es ist geplant, ab März 2011 das Angebot im Produkt 5.4.1 „Information, Beratung und Hilfevermittlung für alte Menschen und deren Angehörige“ zu führen.

Mit der geplanten Förderung ist eine volle hauptamtliche Planstelle

(Dipl. Sozialpädagogik oder ähnliche Qualifizierung, nach Entgeltgruppe 9 TVöD) für das genannte Arbeitsfeld zu finanzieren. Aufgrund der Erfahrungen in der

Projektphase wird empfohlen, die Planstelle zu teilen und entsprechend zu besetzen.

Sowohl die Beratungs- und Vernetzungsstelle – rosaAlter als auch die

Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen stellen fest, dass bezüglich der Lebenssituation von älteren Transgendern bisher wenig bekannt ist.

Anfragen kommen bisher nur vereinzelt vor. Diese Personengruppe ist, so die Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen, bei erfolgter Geschlechtsangleichung, insbesondere im Alter einer besonderen pflegerischen Situation ausgesetzt. Selbsthilfevereine für Transgender in München bestätigen entsprechende Bedarfe, denen bisher nicht entsprochen werden konnte.

Es ist davon auszugehen, dass auch älter werdende Transgender einen Beratungs- und Unterstützungsbedarf haben und aufgrund von Enttabuisierung zunehmend auch benennen und in Anspruch nehmen. Das Angebot von „rosaAlter“ wurde von den Selbsthilfevereinen als entsprechende Anlaufstelle auch für ältere Transgender mit Interesse wahrgenommen. Deshalb werden durch „rosaAlter“ konzeptionell spezifische Beratungs- und Unterstützungsanteile für diese Zielgruppe vorgesehen.

Da derzeit keine quantitiativen Angaben zum künftigen Nachfrageverhalten von Transgendern getätigt werden können, sind hierfür konzeptionell und innerhalb der kommunalen Förderung Stellenanteile auf Honorarbasis vorgesehen.

Anhörung des Bezirksausschusses

In dieser Beratungsangelegenheit ist die Anhörung eines Bezirksausschusses nicht vor- gesehen (vgl. Anlage 1 der BA-Satzung).

Die Beschlussvorlage ist mit der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebens- weisen abgestimmt.

(13)

Die Stadtkämmerei nimmt zum Beschluss mit Schreiben vom 27.10.2010 wie folgt Stel- lung:

„Gemäß Ziffer 2 des Referentenantrages soll mit vorliegender Beschlussvorlage die dargelegte Projektarbeit der Münchner Aids-Hilfe e.V. für den Zeitraum März bis Dezember 2011 in Höhe von 64.167 € aus Restmitteln des Sozialreferates gefördert werden.

Mit Ziffer 3 des Referentenantrages soll darüber hinaus das Sozialreferat beauftragt werden, die beschlussgegenständliche Projektarbeit ab 01.01.2012 zur Regelförderung und damit dauerhaft zur Haushaltsplanung 2012 in Höhe von jährlich 77.000 €

anzumelden.

Gegen diese Beschlussintention erhebt die Stadtkämmerei Einwendungen und begründet dies wie folgt:

Mit Beschluss des Finanzausschusses vom 22.06.2010 (VB), bestätigt durch die Vollversammlung des Stadtrates vom 23.06.2010 wurde der „Lagebericht zur

Finanzsituation“ verabschiedet. Eingeflossen in diesen Lagebericht ist unter anderem der Antrag Nr. 08-14 / A 01570 „Haushaltskonsolidierung intensivieren!“ der

Stadtratsfraktionen der SPD und DIE GRÜNEN/RL vom 21.05.2010 (Antragsziffer 11 des Referentenantrages).

Nach Textziffer 2 des genannten gemeinsamen Fraktionsantrages bleiben die

„Transferleistungen (Zuschüsse für Dritte) für 2011 und die beiden folgenden Jahre, also 2011 bis einschließlich 2013, auf dem Stand 2010 eingefroren“.

Dieser insoweit eindeutigen Beschlusslage widersprechen die o.a. Antragsziffern 2 und 3 des vorliegenden Beschlussentwurfes. Der „Lagebericht zur Finanzsituation“ lässt damit keinen Handlungsspielraum, nicht verwendete Restmittel des Jahres 2010 für die

„Anfinanzierung“ des Projektes in 2011 zu verwenden und schon gar zusätzliche Haushaltsmittel für die Jahre 2012 ff. und damit dauerhaft und nachhaltig für die

„Regelförderung“ einzuplanen.

Abdruck dieses Schreibens erhält das Direktorium D-HAII-V1 (Beschlusswesen) mit der Bitte, die vorliegende Beschlussvorlage nicht auf die Tagesordnung des Sozialausschus- ses vom 11.11.2010 zu setzen.“

Das Sozialreferat hat die Einwendungen der Stadtkämmerei vom 27.10.2010, die dauerhafte Förderung der Beratungs- und Vernetzungsstelle rosaAlter betreffend, zur Kenntnis genommen und nimmt hierzu wie folgt Stellung:

Die Einrichtung der Beratungs- und Vernetzungsstelle für ältere Lesben, Schwule und Transgender wurde bereits mit dem Beschluss vom 10.01.2008 durch den Stadtrat befürwortet und daraufhin installiert.

(14)

Entgegen der Feststellung der Stadtkämmerei handelt es sich deshalb bei der beantragten Förderung der Beratungs- und Vernetzungsstelle rosaAlter um keine Anschubfinanzierung, sondern um die Weiterfinanzierung eines inzwischen sehr gut etablierten und über München hinaus bekannten Projekts für ältere Lesben, Schwule und Transgender.

Wie im Beschluss ausgeführt, wurde dieses münchenweit einmalige Angebot für die Zielgruppen der älteren Lesben, Schwulen und Transgender in den vergangenen drei Jahren so erfolgreich aufgebaut und in der ambulanten Versorgungslandschaft etabliert, dass das Sozialreferat die dauerhafte Fortführung der Beratungs- und Vernetzungsstelle als ein wichtiges Angebot im Rahmen der Daseinsfürsorge für Münchner Bürgerinnen und Bürger sieht. Deshalb wird eine weitere und dauerhafte Förderung als unbedingt notwendig angesehen.

Sollte diese durch die Stadt München nicht mehr gewährleistet werden können, ist wahrscheinlich, dass dieses Angebot eingestellt werden muss. Dadurch entstünde für diese Zielgruppen in der Landeshauptstadt München eine deutliche Versorgungslücke.

Aufgrund der spezifischen Bedarfe der Zielgruppen und ihren

Diskriminierungserfahrungen kann diese keinesfalls durch andere Beratungs- und Unterstützungsangebote kompensiert werden.

Bereits in der vergleichsweise kurzen Zeit des Aufbaus und der Verfügbarkeit des Angebots ist es aufgrund der spezialisierten Ausrichtung gelungen, die bisher in der Versorgungslandschaft mit ihren Bedarfen nicht präsenten Zielgruppen trotz

erheblicher Zugangsschwierigkeiten (Hintergründe s.a. Beschlussvorlage,

Stellungnahme der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen) zunehmend zu erreichen, bevor brisante Akut- und Gefährdungssituationen aufgrund von Hilfe- und Pflegebedürftigkeit entstehen. Eine Einstellung der Tätigkeit der Beratungs- und Vernetzungsstelle rosaAlter bedeutet deshalb auch für die

Landeshauptstadt München, diese Zielgruppen in der Wahrnehmung ihrer Bedarfe zu benachteiligen.

Das Sozialreferat spricht sich deshalb deutlich für die weitere Förderung der Beratungs- und Vernetzungsstelle rosaAlter aus. Der Stadtrat wird gebeten, dem Antrag der Referentin in der Beschlussvorlage zu folgen und einer Fortführung der Förderung wie dargestellt und somit der Erhaltung dieses Angebots zu zu stimmen.

Dem Korreferenten, Herrn Stadtrat Benker, dem Verwaltungsbeirat, Herrn Stadtrat

Dr. Babor, der Stadtkämmerei, der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebens- weisen, dem Referat für Gesundheit und Umwelt, der Frauengleichstellungsstelle, der Be- schwerdestelle für Probleme in der Altenpflege, dem Seniorenbeirat und dem Sozialrefe- rat/Stelle für interkulturelle Arbeit ist ein Abdruck der Sitzungsvorlage zugeleitet worden.

(15)

II. Antrag der Referentin

1. Der Bericht über den erfolgreichen Aufbau der Beratungs- und Vernetzungsstelle ro- saAlter wird zur Kenntnis genommen.

2. Das Sozialreferat wird beauftragt, die „Beratungs- und Vernetzungsstelle für ältere Les- ben, Schwule und Transgender – rosaAlter“, der Münchner Aids-Hilfe e.V. für das Jahr 2011 anteilig für den Zeitraum März bis Dezember 2011 in Höhe von 64.167,00 € , aus Restmitteln des Sozialreferats, Amt für Soziale Sicherung, zu fördern.

Die für das Projekt erforderlichen Finanzmittel in Höhe von 64.167,00 € stehen auf der Finanzposition X325.SOZ.ALLG des Sozialreferats, Amt für Soziale Sicherung zur Ver- fügung.

3. Das Sozialreferat wird beauftragt, das Angebots der „Beratungs- und Vernetzungsstelle für ältere Lesben, Schwule und Transgender - rosaAlter“ zur Regelförderung ab

01.01.2012 in Höhe von jährlich 77.000 € im Rahmen der Haushaltsplanaufstellung 2012 dauerhaft auf der Finanzposition 4705.700.0000.5 anzumelden.

4. Dieser Beschluss unterliegt nicht der Beschlussvollzugskontrolle.

III. Beschluss nach Antrag.

Der Stadtrat der Landeshauptstadt München

Die Vorsitzende Die Referentin

Christine Strobl Brigitte Meier

Bürgermeisterin Berufsm. Stadträtin

(16)

IV. Abdruck von I. mit III.

über den Stenographischen Sitzungsdienst an das Direktorium – Dokumentationsstelle an die Stadtkämmerei

an die Stadtkämmerei, HA II/11 an die Stadtkämmerei, HA II/12 an das Revisionsamt

z.K.

V. Wv. Sozialreferat

1. Die Übereinstimmung vorstehenden Abdrucks mit der beglaubigten Zweitschrift wird bestätigt.

2. An das Sozialreferat, S-III-M

An die Frauengleichstellungsstelle

An die Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen An das Referat für Gesundheit und Umwelt

An die Beschwerdestelle für Probleme in der Altenpflege An das Sozialreferat, S-Z-F/H (2x)

z.K.

Am I.A.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Damit sind in Singen weitere Kita- Plätze für drei Gruppen mit 45 Kin- dern und 18 Kinder unter drei

Um weiterhin für die Senior*innen und ihre Fragen rund um PC und Smartphone da sein zu können, haben die Ehrenamtlichen des Cafés Klick ein "PC & Smartphone..

Die Angebote richten sich insbesondere an Einzelne oder Gruppen von Menschen mit demenziellen Veränderungen und er- heblichen Einschränkungen in der Alltags- kompetenz sowie an

• Bildung im Alter konzentriert sich auf die Angebote im non-formalen Bereich der Erwachsenenbildung oder im Rahmen von ehrenamtlichen Tätigkeiten sowie insbesondere auch auf

Personen, die Leistungen nach dem SGB XI erhalten, haben Anspruch auf indivi- duelle Beratung und Hilfestellung durch einen Pfl egeberater oder eine Pfl egebe- raterin bei der

zuletzt bearbeitet im Juli 2021von Annette Feldkötter Seite 2 Beratung und Unterstützung der Schüler- und Elternvertreter der Klasse mit den damit verbundenen

Die Rheinfelder Tage werden von der Klinik Schützen Rheinfelden organisiert, in Kooperation mit der Schweizerischen Akademie für Psychosomatische und Psychosoziale Medizin

zurück zu einer „kontrollierten Normali- tät“ könnte die Überschrift der zweiten Jahreshälfte 2021 für das Raphaels- haus sein. Wir versuchen, mit der gebotenen Vorsicht