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Wir haben uns zu weit von der Natur, vom Ursprung entfernt

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Academic year: 2022

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Wir haben uns zu weit von der Natur, vom Ursprung entfernt…

Der Verlagsname ist Buchprogramm: One Earth Spirit. Gerhard Riemann, Verleger, im Gespräch mit der ab40 (Heft 4/2003) .

‚Fortschritt durch Rückbindung’, dieser Slogan könnte hinter der Programmatik des Riemann Verlages stehen. Denn nur wenn unser Ökosystem Erde langfristig geschützt wird, gibt es für alle Menschen auf dieser Welt eine Perspektive. Das liegt in der ‚Natur’ der Sache. Wer dar- auf Rücksicht nimmt, trägt Sorge dafür, dass uns ‚die Zukunft nicht nur eine Globalisierung der Wirtschaftsstrukturen beschert, sondern auch ein harmonischeres Miteinander der Men- schen und ihrer Beziehung zur Natur’, wie Gerhard Riemann treffend formuliert. Ökologie, Politik und Gesellschaft sind Themenkomplexe, die über alle Glaubens- und Überzeugungs- grenzen hinweg, alle Menschen betrifft.

ab40 ‚one earth spirit’ als Verlagsname…

Rie …bedeutet für mich, mit dem Namen auch Inhalte zu signalisieren. Gerade weil es mir nicht darum geht, nur bei politischen Bewertungen stehen zu bleiben. Politik funktioniert letztendlich nur, wenn sie von individuellem Verständnis und der Überzeugung vieler getra- gen wird. Äußere Strukturen kann ich natürlich verändern, doch wenn die Einsicht fehlt, kommt kein Prozess in Gang, der zu neuen kreativen Ansätzen in Gesellschafts- und Um- weltfragen führt.

ab40 Wie sind Sie verlegerisch an diese Aufgabe herangegangen? Mit bestimmten Zielen und Visionen?

Rie Wir sind im 20. bzw. 21. Jahrhundert die erste Generation, die über die Möglichkeit ver- fügt, die Erde zu verwüsten und sich gegenseitig ‚in toto’ umzubringen. Der Planet wird über- leben. Die Frage, ob wir überleben, wird die Zukunft beantworten. Aus dieser Erkenntnis her- aus spielt das Thema Ökologie eine große Rolle für mich. Daher fiel mir die Entscheidung sehr leicht, als Verleger mit einem ökologischen, insgesamt kulturkritischen Programm anzu- fangen.

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ab40 Der gedankenlose Umgang mit den Ressourcen dieser Erde in einer hoch technisier- ten Welt führt zu einschneidenden Veränderungen auf gesellschaftspolitischer Ebene.

Rie Dass ‚der Mensch ein Lehrling und der Schmerz sein Meister’ sei, stellte Goethe schon im Faust fest. Für die mittelbare Zukunft wird sich daran nichts ändern. Außer wir wären in der Lage, destruktive Denk- und Verhaltensmuster allein durch Einsicht zu korrigieren. Einen solch elementaren Lernprozess kurzfristig vom Kollektiv Menschheit zu erwarten, wäre aber unrealistisch. Daher wird die ‚Knute der Notwendigkeit’ immer fester zuschlagen. Betrachtet man z.B. die gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen um die Reformagenda 2010, so fangen ernsthafte Diskussionen erst dann an, wenn es eigentlich zu spät ist. Unsere Staats- schuld hat ein Niveau erreicht, von dem kaum vorstellbar ist, wie diese auf normale Art und Weise getilgt werden könnte.

ab40 Haben Sie zu diesem Thema nicht ein Buch herausgebracht ?

Ja, Oswald Metzger, ehemaliger Abgeordneter von Bündnis 90 / Die Grünen, sorgt mit dem Titel Einspruch! für Unruhe in allen politischen Lagern. Tatsache ist, wie Metzger bestätigt, dass derzeit 16% der Haushaltsmittel von Bund, Ländern und Gemeinden in Zinszahlungen fließen, wobei seit ca. 50 Jahren keine einzige Mark getilgt worden ist. Die Kurve des Schul- dendienstes wächst exponentiell. Das heißt, der ‚Karren steckt schon lange im Dreck’, und er sinkt mit zunehmender Geschwindigkeit. Da dieser Zustand weder von der Politik noch von den Medien in seiner ganzen Dramatik kommuniziert wird, existiert keine breite gesellschaft- liche Toleranz für grundlegende Veränderungen. Daraus folgt zwangsläufig irgendwann wie- der eine Geldentwertung, ein Währungsschnitt. In der Geschichte waren Entwertungen auf- grund des Zins und Zinseszinssystems und durch den daraus resultierenden Wachstums- zwang schon immer vorprogrammiert.

ab40: Wie und wann sind sie eigentlich Verleger geworden?

Meine Laufbahn begann nach dem Abitur mit einer Lehre in der Universitätsbuchhandlung Osiander in Tübingen, denn meine Eltern hofften, dass ich später einmal die eigene Buch- handlung in Coburg übernehmen würde. Schon zum damaligen Zeitpunkt interessierte ich mich sehr stark für Psychologie, schrieb mich nach der Lehre an der Uni ein, hörte Psycho- somatikvorlesungen. Allerdings merkte ich ziemlich schnell, dass das seinerzeit aktuelle be- havioristische Psychologiemodell nicht meinen Vorstellungen entsprach. Um es abzukürzen:

Ich bin dann zu einer Weltreise aufgebrochen, erst zwei Monate Tabakernte in Südkanada, dann Apfelernte in Ontario und zurück über Deutschland Richtung Indien. Der Transzenden-

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talen Meditation galt schon lang mein Interesse. Ich meditierte im Ursprungsashram des TM- Gründers Maharishi Mahesh Yogi in Rishikesh und blieb insgesamt sechs Monate in Nordin- dien. Jiddu Krishnamurti hat mich damals in seinen Bann gezogen und gehörte zu meiner Lieblingslektüre. Im Anschluss folgte nach einem halben Jahr in Japan noch ein zweijähriger Aufenthalt in Taiwan, wo ich Mandarin lernte. Dann ging’s zurück nach Deutschland.

ab40Und wie ging es dann bei Ihnen weiter?

Ich fing bei der Buchhandlung Hugendubel an und baute dort die Esoterik-Abteilung auf.

Da sich dieses Segment so gut verkaufte, entwickelte sich auch ein Buchprogramm, dem ich den Namen des heiligen indischen Berges Kailash gab. Einer der ersten Titel in diesem Pro- gramm war Edward Bachs Originalwerk „Blüten, die durch die Seele heilen“. Später kam Droemer-Knaur mit dem Angebot auf mich zu, eine Taschenbuch-Esoterikreihe herauszuge- ben. Mit 40 schloss ich dann noch eine Heilpraktikerausbildung ab und begann nebenher aus- schließlich mit klassischer Homöopathie zu arbeiten. Eine Zeitlang konnte ich meine Verlags- arbeit gut mit der Heilpraktikertätigkeit verbinden, doch irgendwann wurde es zuviel. Ich musste mich entscheiden. Das war vor knapp sechs Jahren. 1997 machte mir Bertelsmann – heute Random House – das Angebot, einen eigenen Verlag zu gründen, und Riemann - One Earth Spirit wurde geboren.

ab40 Nun stand die inhaltliche Arbeit an? Titel- und Autorensuche…

Rie …ja, doch sobald man sich für ein bestimmtes Thema interessiert, kommen die notwen- digen Informationen und Menschen auf einen zu. Ich knüpfte Kontakt zu einem Profi aus dem Ökologiebereich, einem renommierten Journalisten, erzählte mein Projekt und stieß auf ex- treme Skepsis. Wirklich gut verkäufliche Bücher zu diesem Thema zu verlegen, hielt er für unmöglich. Er war der festen Überzeugung, dass das nicht funktionieren könne. Für mich stellte sich nun die Frage, wie diese Thematik zu vermitteln wäre. Am ehesten könnte man die Botschaft wohl über renommierte Persönlichkeiten mit Charisma transportieren?! Eines der ersten Bücher war deshalb die Autobiografie von Karl Ludwig Schweisfurth, der einen Gutteil des Verkaufserlöses seiner Firma Herta in den Aufbau eines Öko-Gutshofes investiert hatte.

Ebenso gehörte Franz Alt zu den ersten Autoren des Riemann Verlages. Im Laufe der Zeit wurde das Programm vielfältiger. Inzwischen greift es die wichtigen Grundsatzthemen zur Entwicklung unserer Gesellschaft auf – ein Zukunftsprogramm eben. Ökologisches Denken ist allerdings nach wie vor ein Schwerpunkt.

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ab40 Ist es nicht gerade in der heutigen Zeit unheimlich schwierig, noch kreative Anstöße zu liefern? Zukunftsmodelle zu gestalten?

Rie Einerseits ja, denn das schlüssige Modell, wie wir aus der Wachstumsfalle raus in eine nachhaltig-kooperative Gesellschaft hinein kommen, ist bislang nicht erkennbar. Andererseits existieren viele positive Mosaiksteine. Nehmen wir Geseko von Lüpke, Die Alternative - We- ge und Weltbild des Alternativen Nobelpreises. Dort finden Sie viele Kreative, die neue und vor allem funktionierende Wege bzw. Ansätze erproben und in ihrem eigenen Leben umset- zen.

ab40 Und bezogen auf den gesamten Buchmarkt?

Rie Leider haben oft nur Bücher Erfolg, die vor allem scharfe Kritik üben. Daran krankt un- sere Kultur. Allerdings sollten wir uns den Glauben erhalten, etwas verändern zu können.

Wir müssen im Dialog bleiben und nicht nur Kritik an bestehenden Zuständen üben.

ab40 Ich finde ihre Einschätzung als Verleger sehr interessant.

Rie Je pointierter etwas rüberkommt, und da tut sich Kritik in der Regel einfacher, desto bes- ser lässt es sich in eine Schablone stecken und vermarkten. Denken wir nur an die Mann/Frau Thematik. Bücher, wie z.B John Gray Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus, arbei- ten mit Stereotypen. Anhand von plakativen Beispielen, dass heißt mit typischen Klischees.

wie z.B. Ein Mann kommt nach Hause, holt sich sein Bier aus dem Kühlschrank, schaltet den Fernseher ein, legt die Füße hoch und ‚schlafft’ ab. Die Frau kehrt heim und will re-

den…Würde der Autor differenzierter darstellen und ‚Zwischentöne’ einfügen, wäre das Buch nicht so erfolgreich.

ab40 Das bedeutet, je differenzierter ich etwas betrachtet, desto mehr setzte ich mich damit auseinander und konsumiere nicht nur.

Rie Das stimmt und ist äußerst spannend. Momentan beschäftige ich mich mit einem Buch, das nächstes Frühjahr erscheinen wird: Reefer Madness. „Reefer“ heißt so viel wie Joint. Es ist das zweite Buch Eric Schlossers, von dem wir auch die „Fast Food Gesellschaft“ veröf- fentlicht haben. Allerdings geht es nur im 1. Teil von „Reefer Madness“ um Marihuana.

Schlosser belegt die wirtschaftliche Bedeutung von Marihuana in den USA, das einen größe- ren Anteil am Bruttosozialprodukt generiert als zum Beispiel der Verkauf von Mais. Im zwei- ten Teil beschäftigt er sich mit dem florierenden Sexgeschäft und im dritten behandelt er das Phänomen Schwarzarbeit. Dabei nennt er eine Zahl von sieben Millionen Mexikanern, die in

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Kalifornien leben und illegal eingewandert sind. Deren Minilöhne tragen zum amerikanischen Lebensstandard bei. Diese drei Bereiche sagt Schlosser, produzieren mindestens 10% des Bruttosozialproduktes der USA. Einen Schatten, den keiner sehen will.

ab40 Wie viel Bücher verlegen Sie pro Halbjahr?

Rie Etwa fünf, mit unterschiedlichsten Auflagenzahlen. Der ‚Dauerbrenner’ No Logo! wurde beispielsweise schon ca. 100 000 Mal verkauft. Aber auch die Geschichte von Julia Butterfly Hill, der „Baumfrau“, war sehr erfolgreich oder aktuell Geheimsache 09/11, das sich mit dem Versagen der US-Regierung beschäftigt, die den Anschlag auf das World Trade Center ge- schehen ließ.

ab40 Ist das Interesse an diesen Themen gewachsen? Nach welchen Kriterien wird ein Buch entschieden?

Rie Entscheidungen über Annahme oder Ablehnung eines Buches werden teilweise aus dem Bauch heraus getroffen. Das war immer der Fall und ist auch heute noch so. Erfolge sind nur sehr bedingt planbar. Natürlich verfügt ein Verlag über Instrumente, die er einsetzen kann:

Die Gestaltung eines Buchcovers kann besser oder schlechter gelingen – mit entsprechender Auswirkung auf die Verkäuflichkeit. Das gilt ebenso für die Vertriebsstruktur, das gesamte Marketing incl. Werbebudget aber auch für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Diese Ele- mente sind planbar. Doch letztendlich wird sich der Erfolg eines Verlages an der Wahl der Titel festmachen lassen - an der Tatsache, ob du mit den Inhalten sowie deren Darstellung einen ‚Nerv’ getroffen hast oder nicht. Daher ist meiner Ansicht nach die tendenzielle Über- betonung der Planungsinstrumente, wie sie bei Konzernverlagen typisch ist, nur ein be- schränkt tauglicher Versuch wirtschaftliche Risiken auszuschließen.

Ab40 Aber gehört nicht auch Grundvertrauen dazu, guten Gewissens eine Entscheidung aus dem Bauch heraus entwickeln zu können? Würde ich das von vorne herein ausschlie- ßen, käme ich gar nicht auf die Idee, ungewohnte Pfade zu beschreiten…

Rie Ja, das sehe ich auch so. Ein einfaches Beispiel: In der Goldmann Arkana Reihe habe ich ein Buch auf den Markt gebracht mit dem Titel EM, in dem es um ein Bakteriensystem geht.

Einem Japaner namens Higa ist es gelungen, aerobe und anaerobe Bakterien in bestimmten Präparaten miteinander zusammen zu bringen.. Diese Mittel sind in flüssiger oder fester Form erhältlich und vielseitig verwendbar: z.B. für Pflanzenwachstum, Kompostierung und auch als eine Art Fitnessdrink für die Gesundheit. In Deutschland kannte EM vor 2 Jahren niemand.

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Unser Vertrieb hielt die Vermarktung eines Buches mit dem Titel EM daher für schwierig.

Aber wie kommuniziere ich die Message der Effektivität von Mikroorganismen? In diesem Fall muss die Überzeugung des Verlegers ausschlaggebend sein, dass ein unverständlicher Titel in diesem Fall keine Rolle spielt, dass es such um ein innovatives interessantes System handelt und bald viele Menschen davon sprechen werden. Eine Entscheidung, die aus dem Bauch heraus getroffen wurde.

ab40 Das ist ein konstruktiver Ansatz, ich kann eine Auseinandersetzung mit Dingen, die nicht immer erklärbar sind, ablehnen oder annehmen.

Rie Auch verschiedene Naturwissenschaftler beschreiben mit der Feldtheorie inzwischen das alles durchdringende Bewusstseins- oder Energiefeld, The Field. Für Mystiker ist das nicht neu. Koinzidenz bezeichnet nach Jung ein Prinzip, das die sinnvoll-resonanzgemäße, aber nicht kausale Verbindung von Ereignissen erklären soll, die den „Zu-Fall“ zur Folge hat.

ab40 In Ihrem Programm schreiben mehr männliche als weibliche Autoren. Hat das einen bestimmten Grund?

Nein, ich nehme einfach an, dass gerade der Sachbuchbereich von Männern dominiert wird.

Im Herbstprogramm haben wir als Autorin Eva Joly mit Ihrem Buch, Im Auge des Zyklons – Der Elf-Aquitaine-Skandal und mein Kampf gegen internationalen Finanzbetrug. Das Ge- schlecht zählt bei mir aber definitiv nicht zu den Auswahlkriterien. Eine Vermutung meiner- seits wäre, dass in der Belletristik die Frauen dominieren.

ab40 Welche Buchreihen betreuen Sie?

Rie Riemann One Earth Spirit und Arkana bei Goldmann. Diese beiden Linien. Der Rie- mann-Verlag deckt Themen bezüglich des kollektiven Bewusstseins ab. Ein kulturkritisches Programm, das grundsätzliche Zukunftsperspektiven eröffnen will. Arkana beschäftigt sich mit der Entwicklung des individuellen Bewusstseins, mit Mystik, Esoterik, Spiritualität, Psy- chotherapie aber auch mit natürlichen Heilweisen.

ab40 Die Einbindung in einen großen Verlag hat Vor- und Nachteile? Welchen Unter- schied sehen Sie zur Selbständigkeit?

Rie Klare betriebswirtschaftliche Analysen bilden in einem Großverlag die Grundlage. Wenn Bertelsmann bzw. sein Buchbereich Random House feststellt, dass mittelfristig in einem sei- ner Verlage nur „ordentliche“ Verluste anfallen, kommt das „Aus“ sehr schnell. Als Einzelun-

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ternehmer könnte ich mich vielleicht ein bisschen mehr ‚ausbeuten’ und eine Zeitlang Bücher produzieren, die sich betriebswirtschaftlich nicht rechnen… Aufgrund der Eingebundenheit bei Random House gelingt es mir, mich in hohem Maße auf Inhalte zu konzentrieren. Bei jeder Form von Selbständigkeit müsste ich mich um eine ganze Reihe von Dingen kümmern, die nichts mit den Inhalten der Bücher zu tun haben. Beides birgt Vor- und Nachteile in sich.

Es werden mir im Rahmen des Großverlages Dinge abgenommen, die mich nicht interessie- ren, dafür wird mein Bewegungsraum beschnitten. Wenn ich vom Beginn meiner Verleger- karriere an bis zum heutigen Zeitpunkt in eigener Regie und Verantwortung gearbeitet hätte, bräuchte ich, finanziell gesehen, heute nicht mehr berufstätig zu sein. Doch dem habe ich nie nachgetrauert.

ab40 Gibt es im Herbst einen Themenschwerpunkt?

Rie Nein, aber ein Buch, das mir sehr stark am Herzen liegt. Und zwar United People von George Monbiot. Er ist ein in England sehr bekannter linksliberaler Journalist, der sich mit dem Themenkomplex Ökologie im weitesten Sinne beschäftigt, im engeren Sinne aber mit einer neuen Weltordnung. Seine These lautet: Wir können nicht zum ‚small is beautiful’ zu- rück. Dabei wendet er sich nicht gegen kulturelle oder wirtschaftliche Regionalisierung bzw.

das Subsidiaritätsprinzip. Doch wir sind international auf vielen Gebieten inzwischen derart miteinander verknüpft, dass wir mittelfristig auch international funktionierende Institutionen einrichten müssen, die in einer ganz anderen Art und Weise als bisher arbeiten. Drei Eckpfei- ler nennt er: Erstens ein Weltparlament, zweitens eine internationale Clearingorganistion, die internationale Bilanzausgleiche zwischen den reichen und den armen Ländern umsetzt, und drittens eine andere Form der Welthandelsorganisation. Es darf einfach nicht sein, dass eine Großmacht die Entwicklung des Globus zu ihrer Privatangelegenheit erklärt, und deren He- gemonie auch noch in den internationalen Gremien wie UNO, WTO und IWF konstitionell verankert ist. Deswegen wäre der Versuch Europas wünschenswert, in einem gewissen Rah- men andere Werte zu setzen - sofern es dafür die Kraft und Integrität besitzt.

ab40 Wie steht es bei Ihnen mit innerbetrieblichen Werten, ihrer Unternehmenskultur?

Rie Insgesamt gut. Ein partnerschaftliches Betriebsklima war möglicherweise der entschei- dende Faktor für den Erfolg von Bertelsmann während der vergangenen drei Jahrzehnte.

Die angespannte gesamtwirtschaftliche Lage in Verbindung mit zunehmend ungünstigen Rahmenbedingungen geht allerdings auch an den Random House Verlagen nicht spurlos vor- über. Die Geduld des Vorstandes, Verlagen eine Entwicklungszeit zuzugestehen, hat abge-

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nommen. Dieser Vorgang lässt sich im größeren Kontext sehr schön mit dem hermetischen Gesetz erklären, dass Mikrokosmos (die Firma z.B.) und Makrokosmos (der Globus) sich entsprechen. Der Stress, dem wir unsere Erde aussetzen – Stichwort Klimaveränderung – geht vom Menschen aus und fällt naturgemäß auf ihn zurück. Aus der Sicht von Gaia wird die Menschheit mehr und mehr zur Plage. Selbstverständlich kann sich niemand, auch kein wirt- schaftlich starkes Unternehmen dieser Gesamtentwicklung entziehen. Die Hitze nimmt zu, und niemand weiß wirklich, wo die Reise hingeht.

ab40

Herzlichen Dank für das interessante Gespräch!

Interview geführt von Gaby Schmidt-Tschida

© 2003 by ab40 GmbH

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