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ERASMUS-AUFENTHALT IN KOPENHAGEN IM WINTERSEMESTER 2006/2007 Persönlicher Erfahrungsbericht

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ERASMUS-AUFENTHALT IN KOPENHAGEN IM WINTERSEMESTER 2006/2007 Persönlicher Erfahrungsbericht

Die Anreise nach Dänemark verlief, wenn man von der Anzahl und dem Gewicht der Gepäckstücke absieht, relativ unkompliziert. Ich bin mit dem Bus aus Göttingen angereist und hatte mich aufgrund des Preises und der Möglichkeit, zwei große Gepäckstücke mitnehmen zu können, für dieses Fortbewegungsmittel entschieden. Um zwei Uhr nachts begann meine Reise, mittags endete sie in Kopenhagen nach u.a. wunderbaren 45 Minuten auf der Fähre von Puttgarden nach Rødby. Von der Bushaltestelle ging es anschließend zu Fuß zum Kopenhagener Hauptbahnhof und zum ersten Kontakt mit den DänenInnen. Ich war zu diesem Zeitpunkt froh, dass ich aufgrund meines Studiums bereits zwei Jahre Dänisch gelernt habe und meine Kenntnisse einsetzen konnte. Ich musste von hier aus weiter nach Roskilde und fragte eine Bahnbeamtin auf Dänisch nach den Reisemöglichkeiten.

Ihre Antwort kam, natürlich auf Dänisch zurück, nur unglaublich schnell und mein Hörverständnis war dann doch noch nicht so gut, sie problemlos verstehen zu können. Die gute Frau schien das an meinem Gesichtsausdruck wohl auch gemerkt zu haben und schrieb mir die Infos dann freundlicherweise nochmal auf. Dieser Eindruck blieb die gesamte Zeit meines Aufenthaltes bestehen:

Die DänInnen sind überaus freundlich und hilfsbereit.

Nachdem ich es dann gemeistert habe, mir ein Ticket für die S-Bahn zu kaufen und endlich in einer selbigen nach Roskilde stand, erfuhr ich zum zweiten Mal von der Freundlichkeit des dänischen Volkes. Eine Frau, die neben mir stand, sprach mich an, wo es denn mit so viel Gepäck hingehe und wir plauderten ein wenig miteinander. In erster Linie auf Dänisch, falls mir die Worte fehlten oder ich sie nicht richtig verstand, wichen wir auf Deutsch aus, was man in Dänemark neben der englischen Sprache meiner Meinung nach sehr gut beherrscht. Von ihr erfuhr ich auch, dass man das Ticket entwerten muss, ehe man in die Bahn einsteigt, was ich aufgrund von Unwissenheit und Nervosität vollkommen vergessen hatte. Um nicht komplett in Panik auszubrechen, bin ich dann doch lieber an der nächsten Haltestelle ausgestiegen, um das nachzuholen. Ich entwertete also mein Ticket einmal, was wohl auch wieder nicht richtig war, wie ich im Nachhinein erfahren habe. In Kopenhagen und Umgebung fährt man in Zonen und je nachdem was für ein Zonenticket man hat und in wie vielen Zonen man unterwegs ist, muss man dementsprechend oft sein Ticket entwerten.

Aber ich hatte Glück und musste nicht gleich am ersten Tag in Dänemark 600 DKK für Schwarzfahren zahlen...

Nachdem ich in die nächste S-Bahn eingestiegen bin, wurde ich gleich von einer Italienerin angesprochen, die mich fragte, ob ich auch auf dem Weg zum Sprachkurs war, der am Roskilde- Universitätscenter in den nächsten drei Wochen stattfinden sollte. Ich bejahte dies und knüpfte somit meine erste Bekanntschaft in Dänemark. In Roskilde angekommen, trafen wir auf weitere AustauschstudentInnen und fühlten uns dadurch nicht mehr ganz so einsam und allein.

Insgesamt waren wir in Roskilde etwa 50 Erasmus/Socrates-StudentInnen und etwa 25 Kultur- stipendiatInnen und verbrachten dort sehr schöne und interessante drei Wochen, in denen man Freundschaften schloss, die Stadt Roskilde und Teile Kopenhagens durch zahlreiche Veranstaltungen und Ausflüge näher kennen lernte und eine Menge dänischer Filme sah. Wir haben den Dom zu Roskilde besucht, waren in Louisiana, im Nationalmuseum, haben eine Hafenrundfahrt in Kopenhagen miterlebt, haben Ballett und namenhafte dänische MusikerInnen gesehen und gehört.

Nach jedem Sprachkurs-Tag haben wir entweder einen dänischen Film (Brødre, Arven, Pelle Erobreren, Festen, Kongekabale, Reconstruction,...) oder die ersten 10 Teile der Serie Krøniken gesehen. Der Sprachkurs an sich hat mir persönlich leider gar nichts gebracht. Wir waren etwa 25 StudentInnen, die auf unterschiedlichsten Niveaus Dänisch verstehen und sprechen konnten. Das Niveau des Kurses wurde somit sehr niedrig gehalten, damit auch diejenigen, die erst ein Semester Dänisch lernten, etwas verstanden. Für uns, wir waren acht, die bereits seit mehreren Semestern Dänisch lernten, war der Kurs nicht sehr brauchbar und so baten wir in der zweiten Woche, unsere eigene kleine Lerngruppe zu bilden, in der wir Kurzgeschichten lesen und Filme sehen wollten, um sie anschließend gemeinsam zu diskutieren. Unser Wunsch wurde gewährt und so trafen wir uns im kleinen Kreis, um miteinander zu kommunizieren.

In der großen Gruppe haben wir nur Texte gelesen und Lückentexte ausgefüllt und weniger miteinander gesprochen, was sehr schade war. Dennoch saßen wir auch, trotz der Gruppenspaltung, oft im großen Kurs, um Referaten oder Berichten zu folgen. Die Aufteilung in zwei Gruppen war meiner Meinung nach sehr wichtig, kam aber insgesamt gesehen doch etwas zu kurz.

Ich weiß, dass es schwierig ist, auf die verschiedensten Niveaus der StudentInnen eingehen zu können und dass eine Person kaum zwei Gruppen gleichzeitig betreuen kann und dass der Kurs aufgrund dieser Umstände nun so war, wie er war. Ich habe aber auch von anderen StudentenInnen gehört, dass dieses Problem nicht erst seit diesem Jahr existierte, sondern es die Jahre zuvor zu ähnlichen Auseinandersetzungen gekommen ist. Ich frage mich, warum man daran nichts ändert.

Wenn kein weiterer Dozent für einen Sprachkurs zur Verfügung steht, dann sollte man denjenigen

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StudentInnen, die auf höherem Niveau Dänisch sprechen, die Möglichkeit geben, an anderen Sprach- kursen in anderen Städten teilnehmen zu dürfen.

Von den Anfängerkursen in Roskilde habe ich durch FreundInnen aber nur Positives gehört und kann diese Kurse nur empfehlen. Auch das Kulturprogramm, das einem geboten wurde, ist alles andere als zu verachten. Die Unterkunft im Universitätscenter war im Großen und Ganzen in Ordnung, ich habe mir mit einer Tschechin und einer Holländerin ein Seminarzimmer geteilt, in dem für uns Klappbetten aufgestellt wurden. Da man meinen Vornamen wieder einmal für männlich hielt, sollte ich das Zimmer zuerst mit einem sehr netten Polen teilen, war dann aber doch dagegen. Wir waren mit Computern und Internet ausgestattet, was natürlich sehr wichtig war, um mit seinen Liebsten zu Hause in Kontakt bleiben zu können. Gemeinsam mit etwa 20 anderen StudentInnen teilten wir uns eine große Küche.

Insgesamt gesehen kann ich einen Sprachkurs vor dem Beginn eines Auslandssemesters trotz meiner persönlichen Einschätzung nur empfehlen. Du lernst das Land ein wenig kennen, knüpfst erste Kontakte, neue Freundschaften und fühlst dich nicht gleich ins kalte Wasser geschmissen. Ein Presemester-Sprachkurs hilft dir, dich an das Land zu gewöhnen, in dem du ein oder zwei Semester verbringen wirst, und du musst dich nicht von heute auf morgen in dem Universitätsalltag zurecht finden. Und falls du die Sprache noch nicht konntest, hilft dir ein Sprachkurs natürlich auch, um dich gegebenenfalls auf Dänisch verständigen zu können. Ich weiß von einer Freundin, die einen solchen Kurs nicht besuchen konnte, sich an ihrem ersten Tag in Kopenhagen vollkommen einsam gefühlt hat und am liebsten wieder kehrt gemacht hätte.

Nach den ersten positiven und lauten drei Wochen mit etwa siebzig MitstudentInnen und einem Kauderwelsch aus Deutsch, Dänisch und Englisch ging die Reise für mich nach Kopenhagen zurück.

Viele der Personen, die ich in Roskilde kennen gelernt und als FreundInnen bereits hinzugewonnen habe, gingen ebenfalls in die Haupstadt Dänemarks, um an einer der dortigen Universitäten ihre Auslandserfahrungen zu sammeln.

Ich war zudem froh, dass ich endlich eine Unterkunft in Kopenhagen gefunden habe. Dem dortigen Internationalen Büro war es seit Februar, als ich mich als Erasmus-Studentin angemeldet und um eine Unterkunft gebeten hatte, nicht gelungen, eine Bleibe für mich zu finden. Zwei Wochen vor meiner Ankunft in Kopenhagen habe ich dann auch endlich (auf die Nachfrage, ob man denn ein Zimmer für mich gefunden hätte) eine Mail erhalten, dass es doch an der Zeit für mich wäre, sich selbst um eine Wohnung zu bemühen, da man mir nicht versprechen kann, etwas für mich zu finden. Somit habe ich viel Zeit und Geld investieren müssen, um eine Bleibe zu finden. Von Roskilde aus ging es dreimal nach Kopenhagen, um sich Wohnungen anzugucken. Bei der letzen hatte ich dann Glück und erhielt ein Zimmer in einer 2-Zimmer-Wohnung, die ich zusammen mit einem Dozenten bewohnte. Das Zimmer war zudem nicht teuer (dafür unmöbliert) und uninah gelegen (etwa 5 Minuten mit dem Fahrrad). Was ich kommenden StudentInnen hier nur raten kann, ist, dass sie sich nicht auf andere, in diesem Falle, das Internationale Büro, verlassen können, sondern dass sie sich selbst um eine Bleibe kümmern sollten. Etwa 150 Erasmus-StudentInnen hatten bei ihrer Ankunft in Kopenhagen keine Unterkunft, konnten lediglich für ein Wochenende in einem Hostel unterkommen und mussten danach selbst sehen, wo sie bleiben...

Als ich am Bahnhof in Kopenhagen ankam, wurde ich von meiner Mentorin abgeholt, mit der ich bereits seit einigen Monaten Email-Kontakt pflegte. Sie war (und ist es natürlich heute noch) sehr nett, hat mich zu meinem Zimmer gebracht und ist anschließend noch mit mir zu IKEA gefahren, damit ich mir ein paar erste notwendige Dinge wie eine Matratze und einen Wäscheständer besorgen konnte.

Wir haben uns während meines Aufenthaltes in Kopenhagen gelegentlich getroffen, waren zusammen etwas essen oder trinken. Auch hat sie mir zu Beginn meiner Zeit in Kopenhagen die Universität und ihr Lieblings-Antiquariat gezeigt, wofür ich ihr heute noch dankbar bin. Hier habe ich die meisten meiner Bücher, die ich in Kopenhagen gekauft habe, für wenig Geld erstanden. Meine Mentorin und ich haben uns von Anfang an gut verstanden und stehen heute noch in Kontakt zueinander, schreiben Emails oder chatten miteinander. Das “Mentor-Mentee-Programm” kann ich dabei nur empfehlen. Dir wird jemand an die Seite gestellt, der dir die meisten deiner Fragen beantworten, dir viele Dinge zeigen und erklären kann. Da dieses Programm auf freiwilliger Basis beruht, kann man sich zudem ziemlich sicher sein, dass diejenigen, die sich als MentorIn zur Verfügung stellen, dieses Amt auch gerne übernehmen. Bei mir war es auf jeden Fall so und ich bin froh, eine so nette Mentorin zugewiesen bekommen zu haben, mit der ich mich nach wie vor gut verstehe.

Nach dem gemeinsamen IKEA- Ausflug war ich ersteinmal komplett allein in der Wohnung. Mein Vermieter war das Wochenende über unterwegs und ich allein in meinem neuen leeren Zimmer mit nur noch dreckiger Wäsche. Im Hauskeller befanden sich zwar Waschmaschinen, ich wusste aber leider nicht, wie und wann ich sie zu benutzen hatte. Internet hatte ich auch noch keins, und die anderen Mädels wollte ich auch nicht stören, da sie sich auch erst einmal einzuleben hatten. Das Wochenende war vollkommen und nach den aufregenden drei Wochen extremst ruhig und ich wünschte mir, wieder zu Hause zu sein. Alles war auf einmal so komplett anders. Ich war in einem

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fremden Land, in einer fremden Stadt, in einem ungemütlich leeren Zimmer und sehr einsam. An diesem Wochenende habe ich den sechsten Harry Potter Band komplett gelesen und am Montag sah die Welt ja auch schon wieder viel rosiger aus. Ich war mit einer Freundin verabredet und so langsam begann ich, mich wohler zu fühlen. Vom Dachboden meines Vermieters konnte ich mir noch Möbel hersuchen, ich traf mich mit meinen Mädels und mit meiner Mentorin. Ich erstand ein Fahrrad und war damit endlich mobil. Und dann war es auch nur noch eine Woche bis zum Unistart, auf den ich mich total freute.

Die letzte noch “freie” Woche habe ich mit einer Freundin genutzt, um die Stadt, die ich eh schon seit meinem ersten Tag an liebte, näher kennen zu lernen. Wir haben die Kleine Meerjungfrau besucht, Amalienborg und Nyhavn gesehen und waren ein wenig in der Stadt bummeln.

Ich kann jedem, der nach Kopenhagen gehen sollte, nur empfehlen, sich Zeit zu nehmen, die Attraktionen der Stadt zu besuchen. Denn davon gibt es eine ganze Menge und alle sind auf ihre Weise interessant und aufregend. Deswegen fällt es mir auch schwer zu sagen, was mir am besten gefallen hat. Jedem ans Herz legen möchte ich dabei dennoch den Tivoli (besonders in der Vorweihnachtszeit), den Zoo, den Botanischen Garten, den Königlichen Garten mit dem Rosenborg- Schloss, Christiania, den Runden Turm in der Innenstadt und das Carlsberg- Besucherzentrum. Auch immer eine Reise wert ist Helsingør mit dem Kronborg-Schloss, Sicht auf Schweden und dem kleinen süßen Stadtkern. Ob zu Studienzwecken oder privat, die Stadt Kopenhagen ist immer eine Reise wert. Ich war froh, dass ich ein halbes Jahr Zeit hatte, um mir alles das, was ich gerne sehen wollte, in Ruhe anzuschauen und die Dinge, die mir besonders gut gefielen, auch mehrmals zu besichtigen.

Anfang September ging dann endlich die Uni los und begann mit zahlreichen und sehr informativen Orientierungstreffen, um mehr über das Unileben in Kopenhagen und die angebotenen Kurse für Internationale StudentInnen zu erhalten. So wurden Vorlesungsreihen auf Englisch über die dänische Kultur, die Nordische Mythologie und den Nordischen Film angeboten, die ich auch alle besuchte.

Über das Nordische Institut nahm ich anfangs an einem Färöisch-Dänisch-Intensivkurs teil, den ich nach fünf Wochen aber abbrach, da er mir zu stressig und zu schnell wurde. Ich kam bei den anderen Kursen, die ich noch besuchte, nicht mehr hinterher, Texte zu lesen, zu übersetzen und mich angemessen auf die nächste Stunde vorzubereiten.

Zwei meiner weiteren Kurse fanden in dänischer Sprache statt und waren speziell für ausländische Studierende der dänischen Sprache konzipiert: Schriftliches Dänisches, in dem wir Texte aus unserer jeweiligen Muttersprache ins Dänische übersetzten und Grammatik wiederholten und Dänische Phonetik und Aussprachelehre, deren Bestandteil es unter anderem war, im Sprachlabor seine dänische Aussprache zu verbessern. Ich wählte diese beiden Kurse bewusst, um mein schriftliches und mündliches Dänisch weiter zu verbessern. Insgesamt gesehen war ich mit der Wahl meiner Kurse sehr zufrieden, da sie mir halfen, sowohl mein Dänisch als auch mein Englisch zu verbessern, Wissenswertes über Dänemark zu erfahren und neue, nette Menschen aus anderen Nationen kennen zu lernen. Was mir natürlich durch die Wahl dieser Kurse verwehrt blieb, war, die DänenInnen näher kennen zu lernen. Zumindest über die Universität. Doch ich fühlte mich bezüglich der Sprache und meiner Zurückhaltung nicht sicher genug, um Kurse komplett auf Dänisch zu besuchen und auch verfolgen und verstehen zu können. Im Nachhinein ärgere ich mich schon ein wenig, dass ich es nicht versucht habe, auf der anderen Seite wäre ich dem geforderten Arbeitspensum in den Kursen garantiert nicht hinterhergekommen. Und ein wenig wollte ich das Auslandssemester natürlich auch genießen und nicht meine komplette Zeit mit Universitätsaufgaben verbringen. Dafür boten die anderen Kurse auch viel zu interessante Exkursionen und Veranstaltungen an. So waren wir vom

“Danish-Culture-Course”, der allen internationalen StudentenInnen Kopenhagens angeboten wurde, auf der schwedischen Insel “Hven, die im Öresund liegt, um uns umfassend über den dänischen Astronom Tycho Brahe und dessen dortiges Schloss Uraniborg und Observatorium zu informieren.

Weiter wurden uns eine Stadtführung und ein Besuch des Schlosses von Frederiksborg angeboten.

Mit dem “Nordish Mythology-Course” haben wir “Ladby & Trelleborg” in der Nähe von Slagelse und

“Ales Stena” in Schweden besichtigt.

In der Vorlesung “Danish Cinema” wurde eine Reihe interessanter und bekannter dänischer Filme gezeigt, unter anderem “Festen”, “Elsker dig for evigt” und “Kongekabale”. Aber auch privat habe ich mich oft mit FreundenInnen getroffen, um dänische Filme oder Serien gemeinsam zu sehen. Mit der CPR-Nummer, die jeder dänischer Bürger besitzt und die auch wir für die Zeit unseres Aufenthaltes in Dänemark erhalten haben, ist es unter anderem sehr einfach, sich in den Bibliotheken der Stadt anzumelden und kostenlos Bücher und Filme auszuleihen. So hatte man gemeinsam viel Spaß und Unterhaltung bei “Krøniken”, “Riget” und anderen dänischen Filmen.

Neben dem “Pflichtprogramm” der Kurse der Universität bot das ESN Kopenhagen (Erasmus Student Network) eine Reihe von Veranstaltungen an, die uns kostenfrei oder kostengünstig angeboten wurden. Ich besuchte somit unter anderem einen Einführungskurs in Dänischen Folkstanz, der zugleich anstrengend und amüsant war, ein traditionelles Julefrokost und Aarhus, wo wir mit

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internationalen StudentenInnen anderer Universitäten Dänemarks zusammentrafen und ein interessantes Wochenende gemeinsam verbrachten.

Darüber hinaus bietet die Stadt Kopenhagen natürlich noch viel mehr und man tut Gutes daran, sich auch mal auf eigene Faust die Attraktionen, Museen und Veranstaltungen der Stadt anzusehen. Diese hier jetzt auszuführen, würde zu weit führen. Festzuhalten ist an dieser Stelle lediglich, dass man nicht seine gesamte Zeit damit verbringen sollte, zur Uni zu gehen und zu studieren, sondern sich auch Zeit nimmt, die Stadt kennen zu lernen und zu erleben. Für mich als Außenstehende war das geschäftige, aber dennoch gelassene Treiben dieser Großstadt stets faszinierend und ich war froh, ein paar Monate lang Teil dieser Stadt und dieses Treibens sein zu dürfen. Als einziges Problem dabei erwies sich mir allerdings der finanzielle Aspekt. Abends wegzugehen, sprich sich gemütlich in eine Kneipe zu setzen oder tanzen zu gehen, war für mich auf Dauer leider zu teuer. Natürlich habe ich es ab und an gemacht, die abendliche Gestaltung konzentrierte sich allerdings größtenteils auf private Treffen, da es für uns alle kostengünstiger war. Ein Bier in einer gewöhnlichen Kneipe war unter fünf Euro in den seltensten Fällen zu bekommen. Ein Kinobesuch am Abend kostet umgerechnet etwa zehn Euro, was mir, ehrlich gesagt, zu schade war, auszugeben. Da die Lebenshaltungskosten in Dänemark eh schon über denen Deutschlands liegen, musste ich monatlich rechnen und mir gut überlegen, für was ich mein Geld ausgab. Mein monatlich zur Verfügung stehendes Geld setzte sich aus AuslandsBAföG, Erasmus-Zuschuss, Kindergeld und Taschengeld der Eltern zusammen und war ausreichend. Große Sprünge damit konnte man aber nicht machen. Zumal ich von dem Geld neben der Miete und Lebenshaltung noch eine Zimmereinrichtung, ein Fahrrad und Ausflüge zu bezahlen hatte. Ich habe mir für die Zeit des Aufenthaltes kein dänisches Konto eingerichtet, da mir der Aufwand für das halbe Jahr zu groß erschien. Im Nachhinein ärgere ich mich aber, es nicht gemacht zu haben. Für jedes Abheben musste ich eine Gebühr von einem Prozent, mindestens aber vier Euro zahlen, so dass ich beschloss, monatlich lediglich einmal Geld abzuheben. Funktioniert hat diese Idee aber in den seltensten Fällen...

Froh war ich, dass mir durch Internetnutzung und Telefon keine weiteren Kosten entstanden, da Internet in meinen Nebenkosten der Miete bereits eingerechnet wurde. Ich verfügte in meinem Zimmer über ein Drahtlosnetzwerk, konnte somit uneingeschränkt das Internet nutzen, welches gleichzeitig auch mein Telefon war. Über ein Programm, mit dem man kostenlos über das Internet telefonieren kann (von Internet zu Internet) war die Verbindung nach Hause und zu meinen Freunden und Verwandten hergestellt, was für mich außerordentlich wichtig war.

Ich besorgte mir für mein Handy lediglich eine SIM-Karte von einem dänischen Anbieter, um eine dänische Handynummer zu erhalten und für meine FreundInnen in Kopenhagen kostengünstiger erreichbar zu sein. Dies erwies sich insgesamt als sehr günstig, ich gab in dem halben Jahr weniger als 30 Euro für mein Handy aus.

Insgesamt gesehen war der Erasmus-Aufenthalt für mich sehr positiv! Ich habe, insbesondere durch den vorsemestrigen Sprachkurs, schnell viele neue Freunde hinzugewonnen, mit denen man viel Zeit verbracht hat und die einen in schlechten Zeiten immer wieder aufgebaut haben und mit denen man in guten Zeiten sehr viel Spaß zusammen hatte und gemeinsam die Stadt erkundet hat. Gerade in der Zeit, nachdem mein Freund mich besucht hat, waren sie mir unglaublich wichtig. In der Uni fühlte man sich durch sie nicht ganz so allein, man half und unterstützte sich gegenseitig. Viele derjenigen, mit denen ich in Roskilde und Kopenhagen Freundschaften schloss, kommen dabei aus Deutschland, so dass man sich in naher Zukunft wiedertreffen wird.

Durch den Aufenthalt habe ich mein Dänisch verbessert, habe viel mit meinem Mitbewohner und meiner Mentorin geredet, die mir immer wieder bereitwillig geholfen haben, falls mir Wörter nicht einfielen oder ich grammatikalisch wieder einmal total daneben griff. Dennoch bin ich selbst nicht wirklich zufrieden mit meinen Fortschritten, obwohl mir die beiden immer wieder bestätigten, dass mein Dänisch besser und fließender wurde. Vielleicht habe ich zu viel erwartet und von mir selbst zu viel gefordert und geglaubt, nach dem halben Jahr fließend Dänisch sprechen zu können und bin daher jetzt etwas enttäuscht, dass dem nicht so ist. Vielleicht hätte ich bezüglich der Sprache mehr Kurse in dänischer Sprache besuchen sollen, um meinem Ziel näher zu kommen. Aber hätte ich dann Zeit gehabt für die anderen vielen wunderbaren Dinge, die ein Auslandsaufenthalt so mit sich bringt?

Vielleicht sollte ich jetzt auch aufhören, darüber nachzudenken und es so hinnehmen wie es ist, weiterhin Dänisch lernen, lesen, sprechen und hören, um meinem selbst gesteckten Ziel immer näher zu kommen.

Insgesamt gesehen hätte ich mir etwas mehr Interesse meines Seminars der Universität in Göttingen gewünscht. Auch im Vorfeld bei der Wahl der Kurse wäre eine kleine Hilfestellung wünschenswert gewesen, so dass man weiß, ob man mit seinem sprachlichen Niveau bestimmte Kurse besuchen kann oder nicht. Bei mir war es beispielsweise so, dass ich aufgrund der Unübersichtlichkeit der Internetseite und der Andersstrukturiertheit der Kopenhagener Universität nicht so recht wusste, welche Kurse ich belegen konnte und auf dem “Learning Agreement”- Formular “irgendwelche“ Kurse

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auflistete, die ich bei Unibeginn in Kopenhagen dann größtenteils doch nicht belegte, da ich dort erst genauere Informationen über das genaue Seminarthema und Arbeitspensum erhielt.

Über zwei oder drei Emails, in denen man fragt, ob alles gut läuft und ob ich zurecht komme oder bei irgendetwas Hilfe brauche, hätte ich mich auch sehr gefreut.

Ich bin darüber nicht wirklich erbost, würde es den kommenden Erasmus-StudentInnen dennoch wünschen, dass man sich bezüglich dieser Angelegenheit doch etwas mehr bemüht, einfach auch, um sicher zu gehen, dass es seinen Schützlingen an den jeweiligen Gastuniversitäten gut geht und sie sich wohlfühlen.

Selbstbewusstsein hat mir dieses halbe Jahr auf jeden Fall gegeben. Ich bin froh, dass ich den Mut gefasst und mich für diesen Auslandsaufenthalt entschieden habe, um mir und anderen zu beweisen, dass ich in der Lage bin, auf eigenen Füßen zu stehen und mich in einem fremden Land mit fremder Sprache und fremden Menschen zurecht zu finden. Natürlich habe ich gelegentlich an mir gezweifelt und mich gefragt, ob es wirklich die richtige Entscheidung war. Besonders dann, wenn mich Besuch aus der Heimat wieder verlassen hat und ich alleine “zurückblieb”. Ich kann diese Frage dennoch nur mit “Ja” beantworten. Die Entscheidung war absolut richtig, da sie mir unter anderem auch gezeigt hat, dass ich etwas erreichen kann, dass ich etwas bis zum Ende durchhalte und mit gutem Gefühl, mit mehr Selbstbewusstsein, dorthin zurückkehre, wo ich hergekommen bin und auch hingehöre.

Kopenhagen war und ist einfach wunderbar, von den Städten, die ich bisher gesehen habe, unschlagbar, aber so eine Stadt wird erst wirklich zu “meiner” Stadt, wenn die Menschen, die mir am allerwichtigsten sind, auch dort sind.

Ein Aufenthalt im Ausland zeigt einem aber auch, wem du wichtig bist und wem du etwas bedeutest.

Für mich und mein weiteres Leben war und ist wichtig, wer in der Zeit, als ich in Kopenhagen war, weiterhin an mich gedacht hat, mir Emails, Karten oder Briefe geschrieben und gefragt hat, wie es mir geht. Mit diesen Personen verbinde ich innige Freundschaften, die durch diese Bestätigung noch tiefer werden und mir wieder ein Stück weit zeigen, wo ich hingehöre.

Das sind die Erfahrungen, die ich gemacht habe und ich kann jedem wirklich nur raten, einen Auslandsaufenthalt über die Uni zu machen. Natürlich wird dabei jeder anderes erleben und andere Dinge als Besonderheiten herausstellen. Meine habe ich hier geschildert und hoffe, dass ich dadurch andere ermutigen kann, für ein halbes oder ein Jahr lang mal aus dem Alltag auszubrechen und eine andere Universität kennen zu lernen.

Amray Habermann, Studentin der Georg- August- Universität Göttingen amray.habermann@googlemail.com

Referenzen

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