Dissertation
Wissenschaftliche Reflexionsfähigkeit von Lehrenden und Lehramtsstudierenden - theoretische Kompetenz-
modellierung und empirische Überprüfung
Zur Erlangung des akademischen Grades doctor philosophiae (Dr. phil.) im Fach Erziehungswissenschaft
Fakultät für Erziehungswissenschaft und Soziologie der Technischen Universität Dortmund
Stephanie Mönig (geb. Klukas), Master of Education geboren am 31.05.1986
Gutachter:
1. Prof. Dr. Wilfried Bos, IFS, Technische Universität Dortmund 2. Prof. Dr. Olaf Köller, IPN, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Dortmund, im November 2012
1 Einleitung ... 4
1.1 Ziel und Anliegen der Arbeit ... 4
1.2 Der Capability Approach als Rahmung ... 6
1.3 Aufbau der Arbeit ... 11
2 Grundlagen zur Lehrerprofessionalität ... 14
2.1. Überblick über die Forschungstradition und Aufgabenbereiche von Lehrenden... 15
2.1.1 Forschungsparadigmen ... 15
2.1.2 Aufgabenbereiche von Lehrenden ... 18
2.2 Professionstheoretische Ansätze ... 22
2.3 Elemente professioneller Handlungskompetenz ... 31
2.3.1 Professions-Wissen ... 33
2.3.2 Epistemologische Überzeugungen ... 42
2.3.3 Selbstkonzept ... 52
2.4 Fazit ... 57
3 Wissenschaftliche Reflexion in der Lehrerpraxis ... 58
3.1 Begründungszusammenhang ... 59
3.1.1 Der Lehrberuf in der postmodernen Gesellschaft ... 60
3.1.2 Die Bedeutung des Lehrberufes für die Weiterentwicklung des Bildungssystems .... 62
3.1.3 Antinomien im Lehrberuf ... 66
3.1.4 Zum Verhältnis theoretischen Wissens und praktischen Könnens in der Lehrerausbildung und im Lehreralltag ... 68
3.1.5 Fazit... 75
3.2 Das Konzept der Reflexion ... 76
3.2.1 Definitionen, Formen, Ebenen ... 76
3.2.2 Professionalisierung durch Reflexionsprozesse von Lehrenden ... 83
3.2.3 Fazit... 87
3.3 Konsequenzen für Wissenschaft und Praxis ... 88
3.3.1 Das Konzept der evidence-based practice ... 89
3.3.2 Das Konzept der design-based research ... 99
3.3.3 Reflexionsfördernde Konzepte für Lehreraus- und Lehrerfortbildung ... 104
3.3.4 Fazit... 113
3.4 Empirische Erfassung wissenschaftlicher Reflexionsfähigkeit... 115
4 Wissenschaftliche Reflexionsfähigkeit: Theoretische Konstruktmodellierung und
Operationalisierung ... 117
4.1 Einleitung ... 117
4.2 Dimension Wissen ... 123
4.3 Dimension epistemologische Überzeugungen ... 129
4.4 Dimension wissenschaftsbezogenes Selbstkonzept ... 135
4.5 Fazit ... 137
5 Forschungsfragen und Hypothesen ... 140
5.1 Zielsetzung und Anliegen der Arbeit: grundlegendes Forschungsdesiderat ... 140
5.2 Forschungsfragenkomplex 1: Nutzen erziehungswissenschaftlicher Forschungsergebnisse von Lehrenden als Möglichkeit der Weiterentwicklung der eigenen Professionalität ... 141
5.2.1 Wissenschaftsverständnis von Lehrenden ... 141
5.2.2 Nutzen wissenschaftlicher Erkenntnisse beim Lehrerhandeln ... 142
5.2.3 Zusammenhänge zwischen epistemologischen Überzeugungen von Lehrenden und ihrem beruflichen Handeln ... 145
5.3 Forschungsfragenkomplex 2: Empirische Überprüfung der theoretisch hergeleiteten Dimensionen des Kompetenzmodells ... 148
5.4 Forschungsfragenkomplex 3: Unterschiede bei der wissenschaftlichen Reflexionsfähigkeit der Studierenden ... 154
5.5 Zusammenfassung ... 157
6 Daten und methodisches Vorgehen ... 160
6.1 Beschreibung der Stichproben ... 160
6.1.1 Lehrkräfte Befragung in PARS ... 160
6.1.2 Lehramtsstudierenden-Befragung in dortMINT ... 165
6.2 Statistische Analysen zur Beantwortung der Forschungsfragen ... 167
6.2.1 Forschungsfragenkomplex 1 ... 168
6.2.2 Forschungsfragenkomplex 2 ... 175
6.2.3 Forschungsfragenkomplex 3 ... 180
6.3 Umgang mit fehlenden Werten ... 181
7 Ergebnisse ... 184
7.1 Ergebnisse zum Forschungsfragenkomplex 1: Nutzen erziehungswissenschaftlicher Forschungsergebnisse von Lehrenden als Möglichkeit der Weiterentwicklung der eigenen Professionalität – Ergebnisse aus PARS ... 184
7.1.1 Wissenschaftsverständnis von Lehrenden ... 184
7.1.2 Nutzen wissenschaftlicher Erkenntnisse beim Lehrerhandeln ... 187
7.1.3 Identifikation von Ausprägungsmustern ... 194
7.1.4 Zusammenhänge zwischen epistemologischen Überzeugungen von Lehrenden und ihrem beruflichen Handeln ... 209
7.1.5 Zusammenfassende Diskussion der Ergebnisse ... 213
7.2 Ergebnisse zum Forschungsfragenkomplex 2: Empirische Überprüfung der theoretisch hergeleiteten Dimensionen des Kompetenzmodells – Ergebnisse aus dortMINT I ... 219
7.2.1 Testtheoretische Überprüfung des Wissenstests ... 220
7.2.2 Testtheoretische Überprüfung der epistemologischen Überzeugungen ... 226
7.2.3 Testtheoretische Überprüfung des wissenschaftsbezogenen Selbstkonzepts ... 228
7.2.4 Zusammenhänge zwischen den drei Basisdimensionen... 242
7.2.5 Zusammenfassende Diskussion der Ergebnisse ... 245
7.3 Ergebnisse zum Forschungsfragenkomplex 3: Unterschiede bei der wissenschaftlichen Reflexionsfähigkeit bei den Studierenden – Ergebnisse aus dortMINT II ... 248
7.3.1 Wissen ... 249
7.3.2 Epistemologische Überzeugungen ... 255
7.3.3 Selbstkonzept ... 257
7.3.4 Identifikation von Ausprägungsmustern ... 258
7.3.5 Zusammenfassende Diskussion der Ergebnisse ... 278
8 Fazit und Ausblick ... 282
8.1 Zusammenfassende Diskussion zentraler Ergebnisse ... 283
8.1.1 Forschungsfragenkomplex 1 ... 283
8.1.2 Forschungsfragenkomplex 2 ... 287
8.1.3 Forschungsfragenkomplex 3 ... 291
8.2 Konsequenzen für die Praxis und die weitere Forschung ... 293
8.3 Ergebnisdeutung vor dem Hintergrund des Capability Approach ... 296
9 Verzeichnisse ... 301
9.1 Literaturverzeichnis ... 301
9.2 Abkürzungsverzeichnis ... 345
9.3 Tabbellen- und Abbildungsverzeichnis ... 346
10 Anhänge ... 350
10.1 Auszug aus dem Fragebogen für die Lehrenden aus PARS 2010... 350
10.2 Auszug aus dem Fragebogen für die Lehramtsstudierenden aus dortMINT ... 355
1 Einleitung
Einleitend sollen in diesem Kapitel das Ziel und das Anliegen der vorliegenden Arbeit mit dem Titel Wissenschaftliche Reflexionsfähigkeit von Lehrenden und Lehramtsstu- dierenden - theoretische Kompetenzmodellierung und empirische Überprüfung be- schrieben werden, wobei zunächst auf die Bedeutung von Lehrkräften und deren Aus- bildung innerhalb des Bildungssystems eingegangen werden soll (Kapitel 1.1). Da diese Arbeit im Rahmen der Research School „Education and Capabilities“ der TU Dort- mund und der Universität Bielefeld verortet wird, sollen auch Bezüge zum Capability Approach hergestellt werden (Kapitel 1.2). Abschließend erfolgt eine kurze Skizzierung des Aufbaus der Arbeit (Kapitel 1.3).
1.1 Ziel und Anliegen der Arbeit
Lehrerinnen und Lehrer
1stellen zentrale Akteure im Bildungssystem und somit eine wichtige Einflussgröße für den Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern dar (Terhart, 2011). Die empirische Bildungsforschung zeigt, dass die Qualität des Unter- richts maßgeblich vom professionellen Wissen der Lehrperson sowie von ihren profes- sionstheoretischen Einstellungen, Überzeugungen und Haltungen sowie Motivationen beeinflusst wird (z.B. Baumert & Kunter, 2006; Dubberke, Kunter, McElvany, Brunner, Baumert, 2008). Da von Lehrenden gefordert wird, ihre berufliche Praxis an neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen auszurichten, gleichzeitig aber auch effektive Routi- nen auszubilden, ist es notwendig, dass Lehrende in der Lage sind, die Wissenssysteme der Wissenschaft und der Praxis reflexiv aufeinander zu beziehen. Die Professionalisie- rung von Lehrkräften entsteht demnach durch routiniertes Handeln einerseits sowie durch die wissenschaftliche Reflexion dieses Könnens andererseits (Kolbe, 2004). The- oretisch-formales Wissen und erfahrungsbasiertes Wissen (vgl. Fenstermacher, 1994) müssen vom professionellen Lehrenden aus diesem Grund autonom relationiert und balanciert werden (Baumert & Kunter, 2006; Kolbe, 2004; Schneider & Wildt, 2009).
1 Um den Lesefluss zu gewährleisten, wird in der vorliegenden Arbeit an einigen Stellen nur die männli-