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ZUR NAMENGEBUNG DER HABSBURGER IM BAROCKZEITALTER

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ZUR NAMENGEBUNG DER HABSBURGER IM BAROCKZEITALTER

Im Februar 1672 schrieb Kaiser Leopold I. in einem Privatbrief an seinen Botschafter Pötting über eine früh verstorbene Tochter, die am 9. dieses Monats geboren wurde und verstorben war. Als Name der kleinen

Habsburgerin nennt er „Marianna Apollonia Gioseppa Antonia Scolastica“. In Genealogien des Kaiserhauses wird man nach ihr unter diesem Namen

vergebens suchen. Die jüngste Tochter des Kaisers aus seiner ersten Ehe mit seiner Nichte und Cousine aus der durch vielfache

Verwandtschaftsbeziehungen mit der spanischen Linie der Habsburger in nächstem Grad mit ihm versippten Kaiserin Margarita Maria Teresa scheint – wenn überhaupt – unter dem Namen Maria Anna Antonia auf –so auch in der Leopoldsgruft, dem ältesten Teil der berühmten Kapuzinergruft in Wien. Sie liegt dort in einem der zwölf Kindersärge neben dem kleinen Erzherzog Johann Leopold, ihrem am 20. Februar 1670 verstorbenen älteren Bruder. Das nächste Begräbnis war das der Mutter der beiden Kinder. Die am 12. März 1673

verstorbene Kaiserin war im vierten oder fünften Monat schwanger.

Die eigenartige Namensform, die Kaiser Leopold in seinem Schreiben an Pötting angibt, ist in allen Namensteilen italienischsprachig. In dr Form „Gioseppa“ wird das besonders deutlich, aber auch „Marianna“ und Scolastica“ weisen in diese Richtung. Von ihrem älteren Bruder wissen wir, dass er von seiner Hebamme an seinem Geburts- und zugleich Todestag auf „Juan“ getauft wurde – und zwar auf „Juan Battista“. Die italienischsprachige Namensform kann mit der Herkunft der taufenden Hebamme zusammenhängen – es gibt aber auch andere Erklärungen dafür. Wer immer die Taufe von Marianna Apollonia Gioseppa Antonia Scolastica durchgeführt hat. – die Formulierung in

italienischer Sprache erscheint eigenartig. Mit Sicherheit darf man aber wohl annehmen, dass klare Anweisungen der Eltern für die Namengebung der kleinen Erzherzogin vorgegeben waren. Der Name der vorgesehenen Patin steht an erster Stelle. Es war die ferne Königin von Spanien, die Schwester des Kaisers und Stiefmutter der Kaiserin. In Spanien wurde sie „Mariana“ genannt – in italienischer Namensform offenbar ähnlich. Die Nachricht über die Taufe formuliert „Marianna“. Der Zweitname Apollonia entspricht der Tagesheiligen des Geburtstags der kleinen Erzherzogin der heiligen Apollonia von

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Alexandrien. Offenbar war aber auch für den ‚Fall vorgesorgt, dass die kleine Erzherzogin erst am folgenden Tag zur Welt käme. Am 10. Februar wurde nämlich das Fest der heiligen Scholastika von Nursia gefeiert. Wie Kaiser Leopold an seinen Botschafter Pötting schreibt, wurde die kleine Erzherzogin, die wenige Tage später verstarb „more solito“ vom päpstlichen Nuntius getauft. Vielleicht fielen nun die Namen der beiden Tagesheiligen des 9. und 10. Februar weg – vielleicht auch die Unterstellung unter den Schutz des heiligen Antonius von Padua, mit dem Namen „Antonia“. Auf dem Kindergrab in der Kapuzinergruft heißt die jüngste Kaiserstochter aus erster Ehe dann schlicht „Maria Anna“. Auch Gioseppa, d.i. Josefa, kommt nicht mehr vor. Das ist besonders erstaunlich, weil die Verehrung des heiligen Josef für Kaiser Leopold ganz besonders wichtig war. Davon wird noch zu sprechen sein.

Von den vier Kindern, die Kaiserin Margarete Theresia in ihrer kurzen ehe mit Kaiser Leopold gebar, nämlich Ferdinand Wenzel, geboren 1667, Maria

Antonia, geboren 1669, Johann Leopold, geboren 1670 und Maria Anna, geboren 1672, überlebte nur Maria Antonia das Kleinkindalter. Die hohe

Kindersterblichkeit im Hause Habsburg in dieser Zeit war sicher Folge extremer dynastischer Endogamie. Zumindest ein überlebendes Kind war aber für das Kaiserpaar Leopold und Margarete Theresia essentiell. Margarete Theresia vermittelte ja den Anspruch auf das gesamte spanische Erbe, dessen Übergang an die österreichische Linie durch ihre Ehe hätte gesichert werden sollen.

Erzherzogin Maria Antonia wurde schon mit sechzehn Jahren an den

bayerischen Kurfürsten Max Emanuel verheiratet, der Kaiser Leopold damals noch politisch nahe stand. Aus der Ehe Max Emanuels mit Maria Antonia gingen drei Kinder hervor: Leopold Ferdinand, geboren und gestorben im Mai 1689 in München, Anton, geboren und gestorben im November 1690 ebenfalls in München , und Josef Ferdinand Leopold, geboren 1692. Auf diesem jüngsten Sohn des bayerischen Kurfürsten ruhte nun die Hoffnung, das spanische erbe für die habsburgisch-wittelsbachische Seite zu erhalten. Als himmlische Schutzpatrone hatten ihm die Eltern bei der Taufe neben Joseph, Ferdinand und Leopold noch die Heiligen Antonius, Franziskus, Kajetan, Simon, Thaddäus, Ignatius, Joachim und Gabriel mitgegeben. Die großen europäischen Mächte sich auf ihn gegen den bourbonischen Kandidaten Philipp von Anjou als

Thronprätendent einigen. Der spanische König erkannte ihn als seinen Erben an und ernannte ihn als Kronprinz zum Fürsten von Asturien. Da starb Josef

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Ferdinand 1698 – offenbar durch die extreme Endogamie seiner Vorfahren mitbedingt. Die Großmächte konnten sich auf keinen neuen Kandidaten mehr einigen. Als 1700 König Karl II. von Spanien, der Großonkel des kleinen Josef Ferdinand starb, brach der „Spanische Erbfolgekrieg“ aus – der erste wirkliche

„Weltkrieg“ der Geschichte.

Die früh verstorbene Erzherzogin Marianna Apollonia Gioseppa Antonia

Scolastica alias Maria Anna Antonia alias Maria Anna, die in der herkömmlichen Habsburgerliteratur vielfach übersehen oder vergessen wird, steht

exemplarisch für ein onomastisches Problem des Herrscherhauses:

Einnamigkeit, Zweinamigkeit oder Mehrnamigkeit. Es handelt sich dabei um ein generelles Problem der Namengebung im Barockzeitalter. An Praktiken der Namenswahl in den Familien der beiden Eltern der kleinen Erzherzogin – an der Familie Kaiser Leopolds I. sowie der Familie Margarete Theresias, der Tochter König Philipps IV. von Spanien – soll solchen Problemen in einigen

grundsätzlichen Facetten nachgegangen werden.

Kaiser Leopold I., geboren am 9. Juni 1640, wurde auf die Namen Leopold, Ignatius, Joseph, Balthasar und Felician getauft. Er war bei seiner Geburt nicht als Thronerbe vorgesehen. Das war zunächst sein älterer Bruder Ferdinand Wenzel, der spätere König Ferdinand IV. Leopold war nicht der älteste Sohn und zunächst für eine geistliche Laufbahn bestimmt. Kaiser Ferdinands

III.(1608-1657). König Ferdinand IV. verstarb 1654 überraschend. Jetzt folgte Leopold. Trotz seines zweiten Rangs in der Geburtenfolge wurde er jedoch mit einigen wichtigen Traditionsnamen der Dynastie ausgestattet. Der

bedeutendste von ihnen war Leopold. Dieser Name reicht bei den Habsburgern bis ins ausgehende 13. Jahrhundert zurück und stellte als Fürstenname die Kontinuität zu den Babenbergern her. Durch den 1485 heiliggesprochenen Babenbergermarkgrafen Leopold III. handelte es sich auch um den Namen eines Heiligen, der kirchlich gefeiert wurde. Es handelte sich also um einen sehr traditionsreichen und heilsbedeutsamen Namen des Landes. St. Leopold,

gestorben 1136, steht als Namenspatron bei Kaiser Leopold I. außer Zweifel.

Der zweite Namen des Kaisers bezog sich hingegen auf einen damals relativ jungen Heiligen der katholischen Kirche. Kaiser Leopold I. wurde offenbar nicht nach dem heiligen Ignatius von Antiochien benannt, sondern nachdem heiligen Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens : Inigo Lopez de Loyola,

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geboren 1491 auf einem Schloss in Navarra, gestorben 1556 in Rom, war eine der wichtigsten Persönlichkeiten der katholischen Reform bzw. der

„Gegenreformation“. Heiliggesprochen wurde er schon 1622. Die

Nachbenennung des späteren Kaisers Leopold I. nach ihm erfolgte also schon 18 Jahre nach der Aufnahme des Ignatius von Loyola in das Kalendarium Romanum. Die Spur des Heiligennamens führt nach Spanien.

Auch der vierte Name Kaiser Leopolds I. – nach dem dritten , dem allseits bekannten heiligen Josef - weist in seiner Herkunft nach Spanien. Der Name Balthasar war in der Dynastie der Habsburger neu. Er wurde zunächst im spanischen Zeig des Hauses aufgegriffen, bevor er mit Leopold I. nach Österreich kam. Leopold war durch seine Schwester Maria Anna (spanisch Marianna) später zum Schwager König Philipps IV. von Spanien, dessen ältester Sohn und langzeitig Thronerbe Baldassare Carlos hieß Leopold wurde allerdings erst 1640 geboren, Baldassare Carlos hingegen schon 1629. Der Name muss also von Spanien ausgegangen sein – nicht umgekehrt von Österreich.

Baldassare war in Spanien der hoffnungsvolle Thronfolger, der allerdings wegen seines frühen Todes nicht zur Herrschaft kam. Leopold als zweitgeborener Sohn des österreichischen Herrschers erhielt seinen vierten Namen nach dem des ersten Sohns des damaligen spanischen Herrschers – de mehrfach mit ihm verwandten König Philipp IV. Wie es in Spanien zur Auswahl des seltenen Namens für den erstgeborenen Königssohn kam, muss im Kontext der

Namengebung der Familie Philipps IV. besprochen werden. Einstweilen nur so viel: Balthasar zählte zu den „Heiligen drei Königen“ Kaspar Melchior und Balthasar. Er war also ein „heiliger König“ im biblischen Sinne, dessen kirchlicher Festtag am 6. Jänner gefeiert wurde. Auch der Namenssinn hilft weiter: Balthasar bedeutet ursprünglich „Gott schütze den König“. Im Alten Testament begegnet dieser Namenssinn von „Bel-sarru-usur“ Als „Dios protege el Rey“ war dieser Namenssinn im Spanien des 17. Jahrhunderts bekannt. Ob man das auch für Österreich annehmen darf, sei dahingestellt.

Kaiser Leopolds I. fünfter und letzter Taufname Felician könnte auf den ersten Blick als ein augurischer Wunschname für das Glück des Kindes gedeutet werden. Vielleicht spielte dieses Motiv bei der Namengebung durch die Eltern auch eine gewisse Rolle. Primär wurde er dem kleinen Erzherzog Leopold bei der Taufe als Heiligenname gegeben. Das ergibt sich aus einer zeitlichen Koinzidenz. Leopold wurde am 9. Juni geboren. Der 9. Juni war der liturgische

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Gedenktag der Heiligen Primus und Felician. Nach der hagiographischen Überlieferung handelte es sich bei ihnen um zwei Brüder, die in der

diokletianischen Christenverfolgung zu Märtyrern wurden. Am 9. Teilreliquien von ihnen kamen nach Salzburg. Der Kult der beiden Heiligen war in

Innerösterreich zur Zeit der Geburt Kaiser Leopolds I in den österreichischen Erblanden ziemlich verbreitet. Dem kleinen Erzherzog wurde bei seiner Taufe als fünfter und letzter Heiligenname der des Tagespatrons seines Geburtstages gegeben. Dieser Brauch war seit frühchristlicher Zeit in der ganzen Christenheit sehr verbreitet. Auch bei den Habsburgern begegnet er immer wieder. Bei der jüngsten Tochter Kaiser Leopolds sind wir zwei Patronen von

Geburtstagsheiligen bereits begegnet, nämlich Apollonia (9. Februar) und vermutlich auch Scholastika (10. Februar).

Doppel- und Mehrfachnamen waren bei den 16 Kindern des auf fünf

Heiligennamen getauften Kaiser Leopold aus seinen drei Ehen die Regel. Gleich das erstgeborene Kind aus der ersten Ehe mit Margarete Theresia hieß

Ferdinand Wenzel. Hätte dieser Primogenitus überlebt, wäre er zum Erben vieler Königreiche und Länder geworden. Beide Namen waren alte

Traditionsnamen heiliger Könige. König Ferdinand der Heilige prägte schon die Herrschernamen vieler kastilischer Königshäuser, in deren Kontinuität sich die Habsburger verstanden. Kaiser Ferdinand I. begründete die österreichische Linie der Habsburger, in der sein Name vorrangig vergeben wurde und sich gleichsam zum „Leitnamen“ des Kaiserhauses entwickelte. Nach dem

hochmittelalterlichen Herzog Wenzel dem Heiligen wurden mehrere Könige aus dem Haus der Premysliden benannt. Der in Prag residierende Kaiser

Maximilian II. gab diesen alten böhmischen Königsnamen einem seiner Söhne.

Ferdinand und Wenzel waren also nicht nur traditionsreiche Traditionsnamen von Dynastien, mit denen sich die Habsburger in historischer Kontinuität verstanden. Sie waren auch Namen von Verwandten. Die eine

Namensmotivation konnte durch die andere ergänzt werden und sie zusätzlich verstärken. Für den Kaisersohn Ferdinand Wenzel, den ältesten Sohn Kaiser Leopolds I. aus seiner ersten Ehe darf man diese Namensmotivation

annehmen.

Von den elf Töchtern Kaiser Leopolds I. trugen zehn den Namen Maria an erster oder zweiter Stelle. Der Schutz der Gottesmutter war unter den vergebenen Heiligennamen von Töchtern eindeutig prioritär. Dieser Vorrang des Patronats

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Mariens, die als höchste Fürbitterin verehrt wurde, war in der Zeit der Gegenreformation einer der Gründe dafür, dass sich dieser Name so stark verbreitete und ebenso dafür, dass ein zweiter Name zum Zweck der

Differenzierung erforderlich wurde. Bei Mädchennamen wurde dadurch die Tendenz zur Zwei- und Mehrnamigkeit besonders verstärkt. Auch bei den Habsburgern war es so. Unter den weiteren Namen der elf Töchter Kaiser Leopolds I. spielt Anna eine prominente Rolle. Zusammen mit Josefa zählte sie zum marianischen Namengut. Es war eine zutiefst marianisch geprägt

Namengebung, die diese Generation der österreichischen Habsburger prägte.

Auffallend erscheint, dass das Prinzip der Zwei- und Mehrnamigkeit unter den sechzehn Kindern Kaiser Leopolds I. aus seinen drei Ehen nur zweimal

durchbrochen wurde. Die beiden ersten Kinder aus Leopolds dritter Ehe mit Eleonore Margarete von Pfalz-Neuburg hießen schlicht Joseph und Christine – ohne jeden zusätzlichen Namen. Christine starb 1679 schon kurz nach der Geburt. Sie hatte keinen mit Maria zusammengesetzten Zweitnamen erhalten.

Ihr 1678 geborener Bruder Joseph überlebte hingegen und wurde zum großen Hoffnungsträger der Dynastie. Solche Hoffnungsträger wurden in anderen Fällen dem Schutz vieler Heiliger anvertraut. Bei Joseph ist kein zusätzlicher Name überliefert. Mit seiner Schwester Christine markiert er eine kurze Phase der Einnamigkeit unter den sonst allgemein zur Mehrnamigkeit

übergegangenen Habsburgerdynastie.

In vermittelter Form scheint ein Zusammenhang zwischen dieser Einnamigkeit und den größeren Überlebenschancen bei den Kindern Kaiser Leopolds I. aus seiner dritten Ehe bestanden zu haben. während die ersten beiden Frauen Kaiser Leopolds I., die Spanierin Margarete Theresia und die Tirolerin Claudia Felicitas, durch mehrfache extrem endogame Heiratsbeziehungen mit im engstens verwandt waren, was zu einer hohen Sterbewahrscheinlichkeit der Kinder führte, war seine dritte Frau Eleonore Magdalena zu ihm „nur“ eine Cousine zweiten Grades – sonst in keiner Weise mit ihm verwandt. Das Ehepaar hatte kaum gemeinsame vorfahren. Der Grund dafür war konfessioneller

Natur. Eleonore Magdalena war zwar selbst katholisch getauft, ihre Mutter Elisabeth von Hessen-Darmstadt wurde hingegen noch streng lutherisch erzogen. Die Konfessionsgrenzen waren zugleich auch Grenzen von

Heiratskreisen. Die Prinzessinnen aus dem Haus Pfalz-Neuburg galten als

„besonders fruchtbar“. Deshalb soll Kaiser Leopold I. schon nach dem Tod

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seiner ersten Frau Margarete Theresia eine Ehe mit einer Tochter des

Kurfürsten Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg überlegt haben. Dann entschied er sich aber doch für die habsburgische Cousine Claudia Felicitas aus Tirol.

Seinen Plan einer Heirat zur Sicherung des Fortbestands der Monarchie realisierte er dann erst in seiner dritten Eheschließung mit Eleonore

Magdalena von Pfalz-Neuburg. Deren Mutter, aus dem protestantischen Milieu von Hessen-Darmstadt stammend, wurde 23mal von ihrem Gatten Philipp Wilhelm schwanger. Sie gebar neun Söhne und acht Töchter, von denen die meisten überlebten. Durch ihre Schweigersöhne – unter ihnen Kaiser Leopold I.

-wurde sie zu einer dynastischen Zentralfigur ihrer Zeit. Ihrerseits hatte sie nur protestantische Vorfahren. Nach ihrem Übertritt zum Katholizismus und ihrer Heirat mit dem katholische Philipp Wilhelm wurde zur Stammmutter vieler europäischer Fürstenhäuser. Bloß dem letzten Habsburger aus der spanischen Linie der Habsburger, dem erblich schwer belasteten König Karl II, konnte seine 1690 geschlossene zweite Ehe mit Maria Anna Adelheid von Pfalz- Neuburg nicht mehr zu Nachwuchs verhelfen.

Was hatte die Pfalz-Neuburger Verwandtschaft mütterlicherseits mit der

Einnamigkeit von Kaiser Joseph I. und seiner Schwester Christine zu tun? Hatte die lutherisch erzogene Elisabeth A, die erst 1709 verstarb, die

Namensentscheidung ihrer beiden ältesten Enkelkinder von 1687 und 1679 beeinflusst. Wirkte ihre Tochter, die Kaiserin Eleonore Magdalena, in diesem Sinne? Der Vater der Kaiserin, der Kurfürst Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, setzte sich in seinem Territorrium für eine Gleichstellung der dort vertretenen Konfessionen ein – der Katholiken einerseits, der Lutheraner und Calvinisten andererseits. Die ersteren traten für die Heiligenverehrung und die Vergabe von Heiligennamen bei der Taufe ein. Die letzteren lehnten als reformatorische Bekenntnisse beides ab. Die Ablehnung der Heiligenverehrung und der Vergabe von Heiligennamen bei der Taufe hatte nicht notwendig den Verzicht auf

Mehrnamigkeit zur Folge. Solche multiplen Namen wurden bloß nach anderen Kriterien komponiert – eben nicht aus der Zusammensetzung von

Heiligennamen. Ein Vorgänger Kurfürst Philipp Wilhelms von der Pfalz als

Träger der pfälzischen Kurstimme, der sogenannte „Winterkönig“ Friedrich von der Pfalz, hatte als führender protestantischer Reichsfürst nur einen einzigen Vornamen, und der war nicht der eines Heiligen. Im Umfeld der Pfälzer war Generationen hindurch die Einnamigkeit üblich.

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Kaiser Joseph I. nimmt in der Namengebung der Kaiser aus der

österreichischen Linie der Habsburger in der Barockzeit als Träger bloß eines einzigen Vornamens eine einmalige Sonderstellung ein. Sein Vater Kaiser Leopold I. trug fünf Heiligennamen, sein Großvater Ferdinand III. Franz trug zwei, von denen der zweite ein typisch gegenreformatorischer Heiligenname war. Sein Urgroßvater, Kaiser Ferdinand II., erhielt bei der Taufe den

Zweitnamen Ernst, bei dem es sich um keinen Heiligennamen, sondern einen Verwandtennamen handelte. Er hieß so nach seinem Cousin Erzherzog Ernst, dem zweiten überlebenden Sohn Kaiser Maximilians II., der zum Zeitpunkt der Geburt seines innerösterreichischen Vetters am Höhepunkt seiner Macht stand. Er war einflussreichster Ratgeber seines älteren Bruders Kaiser Rudolfs II., erfolgreicher aber auch abgelehnter Prätendent für europäische

Fürstenthrone in Polen und Frankreich, Regent in verschiedenen Teilen der habsburgischen Erblande – und somit ein gutes Namensvorbild für seinen Vetter Ferdinand. Erzherzog Ernst gehörte noch voll der Generation der

einnamigen Habsburger an. Sein Vater, der der Reformation zugeneigte Kaiser Maximilian II, gab seinen Söhnen noch keine Heiligennamen. Seine neun Söhne hießen: Ferdinand, offenbar nach seinem bedeutenden Großvater Kaiser

Ferdinand I. nachbenannt - weiters Rudolf, Ernst, Matthias, Maximilian, Albrecht, Wenzel und Karl. Das waren alles Vornamen aus der engeren und weiteren Vorfahrenschaft des Kaisers, deren Bedeutung für die Dynastie erneuert werden sollte. Selbst bei Matthias wird man eher an den

bedeutsamen Vorgänger auf dem ungarischen Thron, nämlich Matthias Corvinus als Vorbildgestalt denken dürfen als an den Apostel Matthias..

Jedenfalls warn die österreichischen Erzherzoge in der zweiten Hälfte des 16.

Jahrhunderts von ihren Taufnamen her durchgehend einnamig und nicht primär nach heiligen Schutzpatronen nachbenannt. Die Namensvorbilder waren dynastisch-historistisch – nicht nach dem Heiligenkalender ausgewählt.

Die Einnamigkeit des späteren Kaisers Josephs I. und seiner Schwester Christine von 1687/8 blieb kurze Episode. Josephs jüngerer Bruder, der spätere Kaiser Karl VI., wurde 1685 auf die Namen Karl Franz Joseph Wenzel Balthasar Johann Anton Ignaz getauft. Das Muster der Mehrfachbenennung wurde bei ihm

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extrem ausgebaut. Viele Traditions- und Motivatioslinien kommen in diesem Mehrfachnamen zum Ausdruck. Als dritten Namen erhielt der kleine Erzherzog bei seiner Taufe den des heiligen Joseph. Bei seinem älteren Bruder war Joseph der einzige Taufname – und das beim präsumptiven Thronerben. Durch ihn erst wurde Joseph zum habsburgischen Kaisernamen. Die Verehrung des heiligen Joseph als christlicher Heiliger kam – trotz seines marianischen Kontexts - erst im Spätmittelalter auf. Obwohl vor der Erlösungstat Jesu Christi gestorben, betrachtete man ihn seit damals als christlichen Heiligen, weil man annahm, dass er als Jesu Nährvater in den Armen Jesu und Mariens gestorben sei. Damit gehörte er seither auch zum marianischen Namengut wie Maria, Anna,

Elisabeth, Joachim und Johannes. Solches Namengut prägte die Taufnamen der habsburgischen Erzherzoginnen und Erzherzoge im Barockzeitalter. Kaiser Leopold I. verehrte den Heiligen Joseph in besonderer Weise. Er übertrug ihm in einem feierlichen Akt den Schutz seiner Erblande, die bis dahin keinen gemeinsamen Patron hatten. Die Namengebung des späteren Kaiser Joseph I.

ist sicher im Licht eines solchen historisch-politischen Programms zu sehen.

Analysiert man vergleichend die Namengebung der Habsburger im

Barockzeitalter, so stellt man notwendig der Familie Kaiser Leopolds I. die

seines Schwagers und Cousins, Onkels und Zeitgenossen Philipp IV. von Spanien gegenüber. Beide Herrscher haben sehr lange Zeit ihre Großreiche regiert.

Beide haben die Namen ihrer Kinder bestimmt, beide stehen als prototypische Symbolfiguren für die verbündeten Imperien der österreichischen und der spanischen Habsburger. Beide bemühten sich, das vorbildhafte Großreich Kaiser Karls V. wieder zu erneuern. Beide scheiterten an dieser Aufgabe.

Erfolgreich waren sie in ihren Bemühungen um dynastische Verflechtungen nicht. Erfolgreich waren sie hingegen in ihren Bemühungen, die römisch- Katholische Kirche zu schützen und zu stärken. Wesentliche kulturelle Austauschprozesse des Barockzeitalters gehen auf sie zurück. Solche Querverbindungen des katholisch-europäischen Großraums werden in den Namensentscheidungen anschaulich repräsentiert.

Sein erster Taufname stellt König Philipp IV. in die Reihe seiner königlichen Vorgänger Philipps III. und Philipps II. Als zweiten Taufnamen erhielt er 1605 den Namen Domingo. Für diesen Namen lassen sich verschiedene Erklärungen anführen. Philipp wurde an einem Sonntag getauft, und zwar am

Pfingstsonntag, dem Festtag der Herabkunft des Heiligen Geists, also an einem

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ganz besonderen Sonntag, der unter den Festtagen des Kirchenjahrs

allerhöchsten Rang besitzt. Einen Bezug zu einem christlichen Heiligen ließ der Taufname Domingo ebenfalls herstellen – nämlich zum heiligen Dominikus, dem Gründer des Dominikanerordens. Dessen Taufbecken wurde aus Anlass der Taufe des Erbinfanten von Calaruega in die damalige königliche

Residenzstadt Valladolid gebrach. Es wurde hier auch weiterhin in die Taufzeremonien der Königskinder einbezogen.

Seinen dritten Namen Victor erhielt König Philipp nach seinem Taufpaten, dem Herzog Viktor Amadeus von Savoyen. Falls Philipp keine männlichen

Nachkommen bekommen hätte, wäre Wiktor Amadeus von Savoyen der nächste Thronerbe gewesen. Er war ein Sohn von Katharina Michaela, der zweiten Tochter König Philipps II., also einer Tante des Täuflings, und des Herzogs Karl Emanuel II. von Savoyen. Zum Unterschied von ihrer älteren Schwester Isabella Klara Eugenia, hatte Katharina Michaela mehrere

überlebende Söhne, die nach kastilischem Thronfolgerecht dem Großvater nachgefolgt wären. König Philipp II. holte mehrere seiner potentiellen Nachfolger zur Erziehung an seinen Hof. Zwei Brüder von Viktor Amadeus, nämlich Philipp Emanuel und Manuel Filiberto, sind am Hof des Großvaters gestorben und wurden im „Panteón de infantes“ im Escorial beigesetzt – ein Privileg, das nur wenigen aus der durch Frauen vermittelten Verwandtschaft des Königshauses zugestanden wurde. Der Name Viktor wurde im Haus Savoyen, das über viele Generationen hin den Anspruch auf den spanischen Thron wach hielt, gleichsam als ein Leitname weitergegeben. Als

namengebender Heiliger der Savoyer wurde jener Viktor angesehen, der der Legende nach der Thebaischen Legion angehörte. Der Name Viktor war über seine dynastische Bedeutung bei den Savoyern unmittelbar als

Patennachbenennung auf Philipp IV. übergegangen.

Der vierte und letzte Taufname König Philipps IV., nämlich „de la Cruz“ stellt eine Besonderheit des traditionellen spanischen Namenguts dar. Er nimmt mit dem heiligen Kreuz eines der höchsten Glaubensgeheimnisse der Christenheit in die persönliche Namengebung auf.. Solche Namen, die sich auf ein

christliches Glaubensgeheimnis bezogen, entstanden in Spanien zunächst im Milieu der Ordensleute. Dem Ursprung nach handelte es sich um spezifische Klosternamen. Der heilige Johanne vom Kreuz oder die heilige Theresia von Avila, die den Namen „de Jesus“ annahm, sind frühe Vertreter bzw.

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Vertreterinnen solcher Ordensnamen. Der spätere König Philipp IV. war der erste spanische Infant, der bei der Taufe einen solchen von einem

Glaubensgeheimnis abgeleiteten Namen erhielt. Der Name „de la Cruz“ war bei ihm besonders naheliegend. Er wurde an einem Karfreitag geboren, an dem das heilige Kreuz im Mittelpunkt der Verehrung steht. Bei den österreichischen Habsburgern findet sich kein Gegenstück zu einer solchen Namengebung nach dem Festgeheimnis des Geburtstags.

König Philipp IV hatte aus seinen beiden Ehen mit Elisabeth von Bourbon, der Tochter König Heinrichs IV. von Frankreich von 1611, und mit Maria Anna von Österreich, der Tochter Kaiser Ferdinands III. und Schwester Kaiser Leopolds I.

von 1649 zwischen 1621 und 1661 dreizehn Kinder. Von verschiedenen

Mätressen kamen zahlreiche uneheliche Kinder hinzu, von denen Juan José de Austria (1629-1679 legitimiert wurde und als zeitweiliger Regent für seinen Halbbruder König Karl II. höchste Bedeutung erlangte. Von diesen 13 Kindern trugen alle zwei Namen, manche auch mehrere. Alle acht Töchter erhielten bei der Taufe den Namen Maria – eine Form der Namengebung, die Zweit- und Drittnamen nötig machte. Das gilt auch für Margarete Maria Theresia, die älteste Tochter des Königs aus seiner zweiten Ehe – in Österreich meist nur als Margarete Theresia zitiert. An neuem Namengut begegnet bei den Infantinnen als Zweit- und Drittnamen vor allem Theresia – so schon 1627 kurz nach der Heiligsprechung der großen Mystikerin Theresia von Avila 1622.

Bemerkenswert erscheint Maria Ambrosia de la Concepcion. Wie ihr Vater trug sie einen Namen nach einem christlichen Mysterium. Maria Ambrosia de la Concepcion wurde am 7. Dezember 1655 geboren, dem Vortag des Festtags der „Immaculata Conceptio“ – einem besonderen Hochfest der

gegenreformatorischen Katholiken. Mit „Ambrosia“ kann die Femininform zum Namen des heiligen Ambrosius, Erzbischofs von Mailand, gemeint sein. Der spanische König war ja zugleich auch Herzog von Mailand. „Ambrosia“ hatte aber möglicherweise auch eine augurische Bedeutung. Der Wunschname mit der Bedeutung „unsterblich“ hätte für eine Tochter aus derart endogam verflochtener Vorfahrenschaft wie der König Philipps und seine zweiten Frau Mariana durchaus auch vom Namenssinn her Bedeutung gehabt.

Die Namen der Söhne König Philipps IV. werfen hinsichtlich der Motive für ihre Wahl etliche Probleme auf. Das gilt vor allem für den 1629 geborenen ältesten Sohn des Königs aus seiner ersten Ehe, nämlich Baltasar Carlos. Der Erstname

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Baltasar war für einen Primogenitus des spanischen Königshauses völlig ungewöhnlich. Man hätte erneut einen Philipp erwartet oder einen Karl, wie Baltasar mit seinem Zweitnamen hieß. Der folgte aber erst an zweiter Stelle.

Wieso also Baltasar als erster Taufname für den zukünftigen Erben des

Weltreichs, der ja dann diese Erbschaft dann auch fast tatsächlich angetreten hätte.. es wird überliefert, dass König Philipps IV. allmächtiger Günstling,

Gaspar de Guzman, Conde de Olivares. Seine Hand dabei im Spiel gehabt hätte.

Er habe nämlich angeregt, zur Entscheidung des Infantennamens ein

Namensorakel durchzuführen. Solche Namensorakel waren als magische Praxis in christlichem Milieu seit alters durchaus üblich. Man konnte für die zwölf Apostel zwölf Kerzen anzünden. Welche am längsten brannte, sollte über den Namen entscheiden. Ebenso wurde eine solche Entscheidungshilfe mit drei Kerzen zwischen den „Heiligen drei Königen“ praktiziert. Olivares hieß mit seinem Vornamen „Gaspar“, trug also einen der Dreikönigsnamen. Bei ihm selbst soll ein solches Namensorakel angewandt worden sein. Olivares hatte durch seinen nahen Verwandten Baltasar de Zuniga Karriere gemacht. Geboren 1561, verbrachte dieser viele Jahrzehnte in diplomatischem dienst der

spanischen Könige und verstarb 1622 im Escorial, dem königlichen

Residenzkloster. Für die spanischen Habsburger war Baltasar durch ihn ein positiv besetzter Name aus der Führungsschicht des Weltreichs. Ob er jeweils auf Grund eines Namensorakels vergeben wurde? Ob es bei solchen

Namensorakeln zu Manipulationen kam? Solche Fragen führen in schwer erschließbare Sphären. Für die Wahl des ersten Namens des präsumptiven spanischen Thronfolgers könnte ins solcher Kontext mitgespielt haben.

Anders als sein älterer Bruder Baltasar Carlos war Philipp Prosper, der erste Sohn Philipps IV. aus seiner zweiten Ehe mit der Habsburgerin Maria Anna, seit seiner Geburt ein kränkelndes Kind. Das berühmte Bild des Velazquez von Philipp Prosper im Kunsthistorischen Museum in Wien zeigt diesen mit Amuletten behängt, um die bösen Geister der Krankheiten zu vertreiben, ebenso mit Reliquien, um den Schutz heilige Patrone zu gewinnen. Bei seiner Taufe wurde Philipp Prosper eine besonders große Zahl von heiligen

Schutzpatronen mitgegeben. Sein voller Taufname lautet: Felipe Prospero José Francisco Domingo Ignacio Antonio Buenaventura Diego Miguel Alfonso Isidoro Ramón Victor. Die genannten Heiligen waren bunt gemischt. Ordensgründer und andere Heilige die in der Gegenreformation besonders verehrt wurden

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stehen hier nebeneinander. Prospero als Zweitname könnte eventuell auch mit der augurischen Bedeutung als Wunschname für eine prosperierende Zukunft zusammenhängen. Aber auch die vielen Schutzheiligen im Namen halfen nichts. Mit nur vier Jahren starb der kurzfristig als Erbe des Weltreichs geglaubte Infant. Nach dem Gründer des Weltreichs wurde der letzte Sohn Philipps IV. und der ihm allzu nahe verwandten österreichischen Erzherzogin benannt, nämlich der 1661 geborene Karl, der Letzte spanische König aus der

„Casa d’Austria“. Er überlebte lange- allerdings unter ziemlich elenden

Lebensbedingungen. Er überlebte sogar seinen Großneffen Josef Ferdinand, in dem sich die Thronansprüche der österreichischen Linie in einem jungen Wittelsbacher bündelten. Ohne jede Hoffnung auf Nachkommenschaft verschied König Karl II. im Jahre 1700.

Der Übergang von der Einnamigkeit über Doppelnamen zur Polyonymie hat sich bei beiden Linien des habsburgischen Herrscherhauses seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sehr rasch vollzogen. Als religiöser Hintergrund dieses Prozesses ist wohl vor allem die als „Gegenreformation“ charkterisierte Reform der römisch-katholischen Kirche zu sehen. Sie betonte zum

Unterschied von lutherischen und calvinistischen Erneuerungsbewegungen die Bedeutung der Heiligenverehrung und die Vergabe von Heiligennamen bei der Taufe. Als ältestes Beispiel für die neue Tendenz zur Vielnamigkeit ist wohl der Name der 1564 geborenen ältesten Tochter König Philipps II. von Spanien anzusehen, nämlich Isabella Klara Eugenia. Von den österreichischen Linien der Habsburger übernahm die von Erzherzog Karl II. von Innerösterreich

begründete als erste diese Praxis – und zwar mit Maria Christina, geboren 1574 und Christina Renata, geboren 1576. Die nächste Tochter Erzherzog Karls II., die 1581 geborene Gregoria Maximimilana, trägt einen namenkundlich besonders auffallenden Doppelnamen. Sie erhielt Ihren Taufnamen nach ihren beiden Taufpaten, nämlich Papst Gregor XIII. und ihrer Tante mütterlicherseits Maximiliana von Bayern. Maximiliana stellt die Feminisierung zu Maximilian dar. Kaiser Maximilian I. - seinerseits nach dem heiligen Maximilian von Cilli benannt - war in zwei Abstammungslinien der Vorfahre der bayerischen Prinzessin. Patennachbenennung und Verwandtennachbenennung treten bei Gregoria Maximiliana also miteinander verbunden auf. Die letzteren spielten bei den vielen Wechselheiraten der habsburgischen Linien untereinander eine entscheidende Rolle. Ein anderer Namentypus wurde häufig mit der

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Verwandtennachbenennung kombiniert, nämlich die nach dem Tagesheiligen der Geburt des Täuflings. Dieser Typus beeinflusste vor allem die Zweit- und Drittnamen. Wir finden ihn bereits bei der Infantin Isabella Klara Eugenia, die am Vorabend des St. Klara-Fests zur Welt kam, das am 12. August gefeiert wurde. Der Brauch in der Namengebung auf den Tagesheiligen des

Geburtstages Bezug zu nehmen, ist sowohl in der Katholischen wie auch der Orthodoxen Kirche uralt. Es geht dabei um den Wunsch, die Kraft des Heiligen an seinem Tag für den Täufling zu gewinnen. Als solcher wurde zumeist der Todestag des Heiligen als dessen Geburtstag für den Himmel gefeiert. Bei Zwei- und Mehrnamigkeit konnten solche unterschiedlichen Formen der

Nachbenennung miteinander kombiniert werden. Auch die Namengebung nach nahe verwandten Personen ließ sich mit der Nachbenennung nach besonders verehrten Heiligen verbinden. Das gilt etwa für die zahlreichen Marias und Annas in der Dynastie der Habsburger. Neben der Nachbenennung nach sehr alten traditionsreichen Heiligen konnte die nach erst kürzlich

heiliggesprochenen Personen trete wie etwa nach Theresia von Avila. Oder bei Ignatius von Loyola. Welche Form der Nachbenennung jeweils gemeint war, das lässt sich am besten aus Ego-Dokumenten der Eltern erschließen wie etw aaus den Privatbriefen Kaiser Leopolds I. Solche Selbstzeugnisse sind freilich in der Geschichte der Namengebung seltene Ausnahme. Das gilt selbst für

hochgestellte Persönlichkeiten wie habsburgische Herrscher. Und selbst dann sind zusätzliche Einflüsse mit zu berücksichtigen, wie vielleicht ein Nottaufe durch eine Hebamme. Der Fall der nahezu vergessenen kleinen Erzherzogin Marianna Apollonia Gioseppa Antonia Scolastica, von der diese Studie

ausgegangen ist, verweist auf die Vielfalt solcher Interpretationsmöglichkeiten.

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