• Keine Ergebnisse gefunden

Rosmarie Günther. Olympia: Kult und Spiele in der Antike. Darmstadt: Primus Verlag, S. ISBN

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Rosmarie Günther. Olympia: Kult und Spiele in der Antike. Darmstadt: Primus Verlag, S. ISBN"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Rosmarie Günther. Olympia: Kult und Spiele in der Antike. Darmstadt: Primus Verlag, 2004. 175 S. ISBN 978-3-89678-251-9.

Reviewed by Udo Hartmann

Published on H-Soz-u-Kult (July, 2004)

Die Olympischen Spiele in Athen haben auch ein verstärktes Interesse an der Geschichte des antiken Olympia hervorgerufen. Die Wissen‐

schaftsverlage reagierten darauf mit einer Reihe von Publikationen. Vgl. auch Siebler, Michael, Olympia. Ort der Spiele, Ort der Götter, Stuttgart 2004; Sinn, Ulrich, Das antike Olympia. Götter, Spiel und Kunst, München 2004. Die Mannheimer Althistorikerin Rosmarie Günther wendet sich mit ihrer Einführung zu Kult und Spielen im antiken Olympia an eine breitere Leserschicht. In knapper und prägnanter Form werden die wichtigsten Bauten, der Kult, die Spiele, die Sportarten, die Rolle der Sportler und die politischen Implikatio‐

nen Olympias vorgestellt. Günther bleibt dabei immer nah an den Quellen: Der "Reiseleiter" Pau‐

sanias kommt in allen Kapiteln ausgiebig zu Wort, neue Abschnitte beginnen vielfach mit einem lan‐

gen Zitat aus seiner Beschreibung Olympias. Gün‐

ther orientiert sich zudem vielfach an der Struk‐

tur seines Textes. Die Autorin berücksichtigt die neuesten Ergebnisse der archäologischen For‐

schung und weist auf umstrittene Fragen hin. Ei‐

nige Anmerkungen (S. 161-165) verweisen auf weiterführende Literatur und unterschiedliche

Positionen in der Forschung. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf der archaischen und der klassischen Zeit, doch werden auch einzelne Bei‐

spiele aus späteren Perioden angesprochen. Ver‐

gleiche zur Moderne verdeutlichen die Besonder‐

heiten der antiken Spiele. Ein detaillierter und ge‐

nauer Plan Olympias, auf dem die Bauten von der mykenischen Zeit bis in die Spätantike mit ihren Entstehungsdaten verzeichnet sind, veranschau‐

licht das Gesagte. Die Fülle der Details verwirrt in‐

des ein wenig, hier wären wohl mehrere Karten mit dem jeweiligen Bauzustand der einzelnen Epochen sinnvoller gewesen. Auch vermisst man vielfach Detailgrundrisse besprochener Gebäude oder Anlagen sowie Rekonstruktionszeichnungen, so etwa beim Hera-Tempel oder beim Stadion. Die in schwarz-weiß gehaltenen Abbildungen sind nicht immer von guter Qualität. Das verspielte Layout der Seiten soll wohl die Übersichtlichkeit erhöhen, wirkt m.E. aber doch ein wenig überla‐

den.

Im ersten Kapitel stellt Günther den "Reiselei‐

ter Pausanias" (S. 9-15) vor, wobei seine große Be‐

deutung für das Verständnis der Ruinen Olympias

(2)

betont wird. Sein Werk habe sich an Griechen‐

landreisende aus der Oberschicht gewandt, er habe damit "auch ein Stück Pionierarbeit für den Tourismus geleistet" (S. 15). Das "Reiseziel" ist Ge‐

genstand des zweiten Kapitels (S. 17-42), in dem eine Vielzahl an Themen erörtert wird: die geo‐

grafische Lage Olympias, die Ursprungsmythen, die Geschichte der Wettkämpfe, die einzelnen Sportarten, das Programm in Olympia und die Be‐

amten der Spiele. Der Ursprung des Kultorts habe bei einer Erdspalte am Gaionhügel mit einem Ora‐

kel gelegen, dieses Orakel sei später an den Zeu‐

saltar verlegt worden. In den Mythen zum Ur‐

sprung Olympias unterscheidet Günther eine my‐

kenische Schicht um Pelops und Oinomaos, eine dorische Schicht um Herakles und schließlich eine elische Schicht mit den sagenhaften Königen von Elis, den Begründern der Spiele, eine Legen‐

dentradition aus der Feder des Hippias von Elis.

Überzeugend streicht Günther die Geschichtsfäl‐

schung des Hippias heraus, der die elischen Ansprüche auf Olympia mit seinen Siegerlisten unterstreichen wollte. Hippias hätte hier aber ge‐

nauer in den historischen Kontext eingeordnet werden können, zumindest wäre die Angabe sei‐

ner Lebenszeit notwendig gewesen. Problema‐

tisch ist es zudem, dass Günther zwar zu Recht Hippias' Siegerlisten kritisiert und den Beginn der Spiele im Jahr 776 v.Chr. für "verdächtig" (S. 26) hält, dann aber doch Hippias' Legenden über das frühe Olympia im 8. und 7. Jahrhundert v.Chr. kri‐

tiklos übernimmt: Dies betrifft sowohl den ersten Sieger im Stadion, Koroibos von Elis (S. 30), als auch die Daten für die Einführung der einzelnen Wettkämpfe, die auf Hippias zurückgehen. Vgl.

Weiler, Ingomar; Ulf, Christoph, Der Sport bei den Völkern der Alten Welt. Eine Einführung, Darm‐

stadt 1981, S. 110. Günther übernimmt die Daten aus Pausanias (S. 29ff.). Da die Siegerlisten mehr‐

fach angesprochen werden, hätte ihre Edition in der Fassung des Iulius Africanus (in: Schoene, Al‐

fred (Hg.), Eusebi chronicorum liber prior, 1875, S. 88ff.) ins Quellenverzeichnis aufgenommen werden können; ebenso Moretti, Luigi, Olympio‐

nikai. I vincitori negli antichi agoni olimpici, Roma 1957. Die Angabe, die Athleten seien seit der 15. Olympiade nackt gerannt (S. 30), stammt ebenfalls aus diesen Siegerlisten und widerspricht der von Günther an späterer Stelle (S. 106) zitier‐

ten Passage aus Thukydides, es sei noch nicht vie‐

le Jahre her, dass man in Olympia ohne Scham‐

gürtel kämpfe (1,6,5). Die Einführung der Nackt‐

heit sollte daher wohl eher um 500 v.Chr. datiert werden. Vgl. dazu Weiler (wie Anm. 2), S. 199;

Crowther, Nigel B., Athletic dress and nudity in Greek athletics, Eranos 80 (1982), S. 163-183 (nach den Perserkriegen); vgl. aber Golden, Mark, Sport and society in Ancient Greece, Cambridge 1998, S.

65f.

Sehr kurz gerät dann der Abriss zur Geschich‐

te Olympias vom 3. Jahrtausend v.Chr. bis zum 5.

Jahrhundert n.Chr. auf zwei Seiten (S. 26f.). Hier wäre in Anbetracht der Tatsache, dass in späteren Abschnitten immer wieder einzelne Episoden aus der archaischen und klassischen Periode (etwa aus dem Peloponnesischen Krieg), aber auch aus der hellenistischen und römischen Zeit erwähnt werden, ein breitere Darstellung besser gewesen.

Diese hätte neben den Eckdaten auch die histori‐

schen Veränderungen skizzieren und vor allem die wichtigsten Bauten der einzelnen Epochen er‐

wähnen können. Die Abfolge der Baugeschichte Olympias erschließt sich daher dem Leser im Fol‐

genden nicht immer. Die einzelnen Sportarten, Laufen, Ringen, Pentathlon, Faustkampf, Pankra‐

tion und die hippischen Agone, werden dann tref‐

fend charakterisiert. Den Ablauf des Pentathlon gibt Günther in der von Ebert vorgeschlagenen Reihenfolge: Diskuswurf, Weitsprung, Speerwurf, Lauf und Ringkampf (S. 34). Zu den unterschiedli‐

chen Theorien über den Ablauf vgl. Weiler (wie Anm. 2), S. 191f. Schließlich erläutert Günther noch die Aufgaben der Hellanodiken.

Der Kult in Olympia wird im dritten Kapitel thematisiert ("Rundgang durch das Heiligtum - die Altis", S. 43-114). Günther stellt hier zuerst den Zeuskult vor und beschreibt danach den Tempel,

(3)

das Kultbild des Phidias und die Weihgeschenke für Zeus. Die Inschrift der Kyniska zitiert Günther nach Drees; sie kam in der Form allerdings nicht bei Ausgrabungen "zu Tage" (S. 55). Die Kalkstein‐

rundbasis aus Olympia bringt nur einen Teil des Epigramms (Inschriften von Olympia 160), voll‐

ständig ist es in der Anthologia Palatina (13,16) erhalten. Ausführlich werden die Darstellungen an Ost- und Westgiebel besprochen. Für die Mit‐

telgruppe des Ostgiebels gibt Günther vier unter‐

schiedliche Varianten der Rekonstruktion an, ent‐

scheidet sich aber für die mittlerweile weitgehend anerkannte: Zeus steht zwischen Oinomaos und der Böses ahnenden Sterope auf der rechten so‐

wie Pelops und der nach dem Schleier greifenden Hippodameia auf der linken Seite. Während Gün‐

ther für den Westgiebel eine Rekonstruktions‐

zeichnung der ganzen Figurengruppe bringt, ver‐

zichtet sie darauf leider für den Ostgiebel. Dann widmet sie sich dem Pelopion, dem Zeusaltar und den übrigen Altären. In einem Einschub zu "Frau‐

en im Heiligtum" betont sie, dass es lediglich ver‐

heirateten Frauen verboten war, das Heiligtum zu betreten (S. 63f.). Kurz erwähnt wird auch das Kultpersonal.

Sehr ausführlich untersucht Günther dann die Muttergöttinnen und den Herakult in Olym‐

pia. Der Hera-Tempel und seine Ausstattung wer‐

den ausgiebig vorgestellt. Die jüngst erneut von Sinn vertretene These, der Hera-Tempel sei der um 600 v.Chr. von den triphylischen Pisaten er‐

richtete erste Zeus-Tempel, der nach der Weihung des neuen, elischen Zeus-Tempels zum Heiligtum der Hera umbenannt worden sei, wird von Gün‐

ther ebenso abgelehnt wie die Überlegung, die Heräen, die Mädchenwettkämpfe, seien erst im Zuge dieser Umwandlung eingeführt worden. Vgl.

z.B. Sinn (wie Anm. 1), S. 80ff. Günther streicht vielmehr die große Bedeutung der alten weibli‐

chen Gottheiten Ge, Eileithyia und Demeter im frühen Olympia heraus, hier lägen die Ursprünge des Kultorts. Erst später, mit der Eroberung Olym‐

pias durch Elis, habe Zeus die Herrschaft im Hei‐

ligtum übernommen. Der heilige Hochzeitslauf

der Demeter sei der eigentliche Ursprung der Olympischen Spiele: Damit lasse sich die besonde‐

re Bedeutung des Laufes im Festprogramm und die Teilnahme der Priesterin der Demeter Chamy‐

ne als einziger Frau im Stadion erklären. Unter der Herrschaft Pisas seien Hera und Zeus in Olympia gleichrangige Herren der Altis gewesen, der Jungfrauenlauf der Heräen habe die gleiche Bedeutung wie die Spiele der Männer gehabt, Hel‐

lanodiken seien den 16 Frauen der Hera gleichge‐

stellt gewesen. Der Bau des Hera-Tempels um 600 v.Chr. durch die Triphylier habe in den Augen der Eleer aber die Gleichrangigkeit von Hera und Zeus, den sie besonders verehrten, gestört; sie hätten daher die Pisaten überfallen und Olympia um 580 v.Chr. unter ihre Kontrolle gebracht. Erst die elische Dominanz und der damit einhergehen‐

de Siegeszug des Zeuskults hätten die weiblichen Gottheiten und die Frauenläufe spätestens ab 472 v.Chr. an den Rand gedrängt. Diese ursprüngliche Gleichrangigkeit von Hera und Zeus und die gro‐

ße Bedeutung der Heräen wird von Günther aller‐

dings mehr behauptet als belegt, Pausanias weiß davon nichts.

In "Geld regiert die olympische Welt?" (S.

95-101) werden die hohe Bedeutung des Olympia‐

sieges unterstrichen, der Olympische Eid vorge‐

stellt sowie die Zanes und die mit ihnen verbun‐

denen Regelverstöße der Sportler besprochen. Be‐

trug habe es letztlich in Olympia aber nur in selte‐

nen Fällen gegeben. Den Abschluss dieses Kapitels bildet ein Abschnitt zu den Weihgeschenken in Olympia ("Weihgeschenke oder Wie erwirbt man internationale Reputation?", S. 102-114). Sie bieten für Günther einen Anknüpfungspunkt, um die Be‐

deutung einzelner Poleis für Olympia in archai‐

scher und klassischer Zeit zu besprechen. Die Be‐

ziehungen Spartas, Großgriechenlands und Athens zu Olympia werden dabei vorgestellt, Fall‐

beispiele sind etwa die Konflikte zwischen Sparta und Elis im Peloponnesischen Krieg, das Monu‐

ment der Messenier und Naupaktier mit der Nike

(4)

des Paionios und die Zeusstatue der Griechen nach dem Sieg bei Plataiai.

Das vierte Kapitel ("Das profane Olympia", S.

115-142) widmet sich den Olympioniken und ih‐

ren Siegerstatuen, einigen besonders herausra‐

genden Sportstars, dem Athener Alkibiades als Beispiel eines Politikers, der den Olympiasieg für seine politischen Ziele instrumentalisierte, und den Künstlern in Olympia, den Bronzebildnern, Dichtern und dem Historiker Herodot. Geistesgrö‐

ßen, Philosophen und Rhetoren, kommen hier wohl ein wenig zu kurz. Warum im Kapitel zum profanen Olympia auch die Schatzhäuser, tempel‐

artige Aufbewahrungsorte für Weihgeschenke, behandelt werden (S. 140-142), ist dem Rezensen‐

ten nicht einsichtig. In den letzten beiden kurzen Kapiteln erläutert Günther die "Sportstätten Olympias" (S. 143-152), das Stadion, das heute ver‐

lorene Hippodrom und das Gymnasion, sowie die

"touristische Infrastruktur" (S. 153-160), die Ver‐

sorgung der Besucher, die Unterkünfte, die Bade‐

anlagen und das Nymphäum des Herodes Atticus.

Ein Anhang (S. 161-175) mit Anmerkungen, wich‐

tigen Literaturhinweisen Als grundlegende Litera‐

tur zu Olympia könnte noch ergänzt werden:

Ebert, Joachim (Hg.), Olympia von den Anfängen bis zu Coubertin, Leipzig 1980; Finley, Moses I.;

Pleket, Henri W., The olympic games. The first thousand years, London 1976 (deutsch: Die Olym‐

pischen Spiele der Antike, Tübingen 1976). Der RE-Artikel ist nicht nur von Wiesner verfasst (S.

169): Ziehen, Ludwig; Wiesner, J., Art. "Olympia", in: RE XVII 2 (1937), Sp. 2520-2536 und RE XVIII 1 (1939), Sp. 1-174. , einem Register und einem Bild‐

nachweis beschließen den Band.

Günther hat eine gut lesbare Einführung zum antiken Olympia, zu den Kulten und den Spielen vorgelegt. Die Angaben beruhen durchweg auf neuestem Forschungsstand. Das Buch ermöglicht einen Überblick über die Thematik, liefert Anre‐

gungen zum Weiterlesen und kann andere Arbei‐

ten, die sich stärker auf die Baugeschichte kon‐

zentrieren, hervorragend ergänzen. Zahlreiche

Quellenzitate aus dem antiken "Baedeker" des Pausanias lockern den Stoff auf. Günthers in einer leicht verständlichen und anschaulichen Sprache verfasster Text bietet so eine kurzweilige Lektüre.

Wer sich schnell und zuverlässig über Olympia in‐

formieren möchte, dem sei dieses Buch empfoh‐

len.

(5)

If there is additional discussion of this review, you may access it through the network, at http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/

Citation: Udo Hartmann. Review of Günther, Rosmarie. Olympia: Kult und Spiele in der Antike. H-Soz-u- Kult, H-Net Reviews. July, 2004.

URL: https://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=18802

This work is licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 United States License.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wenn zwei oder mehr Spieler einen Begriff in einer Spalte haben, diese Begriffe aber unterschiedlich sind, bekommt jedes Kind 5 Punkte (zum Beispiel bei Stadt „Münster“..

So sehr auch der philosophische Hym- nos prima facie als eine merkwürdige Kreuzung aus eigentlich unverein- baren Elementen - hier religiöse Poesie, dort philosophisch-rationaler

Eine weitere wichtige Frage wird für mich sein, ob durch die römische Machtübernahme Ver- änderungen aufgetreten sind, hierbei werde ich gezielt auf den Einfluß Roms auf Griechen-

so daß neben den traditionellen Arbeitsgebieten der Wilkeschen Ara - der metallorganischen Chemie sorvie der homogenen Katalyse mit Übergangsmetallen - die organische

1967 wurde er mit dem Aufbau des größten ambulanten medizinischen Versorgungsbereiches der Stadt Karl- Marx-Stadt beauftragt.. Unter seinem unermüdlichen Einsatz entstanden

M 8 Das Aussehen der Athleten – Eine Vase gestalten / Ausgehend von einem Foto eines antiken Gefäßes mit Darstellungen von Läufern während der Olympischen Spiele, gestalten

Jeder, der von Johann Christian Günther gelesen und von seiner rast- und ru- helosen Biographie berührt war, hat sich wohl oft in sei- ner Phantasie Gedanken über dieses

Wie schätzen Sie Der Wirtschaftsingenieur: Die deut- Ihre Hochschulausbildung als Basis für Ihre schen Chemieriesen neben der Hoechst berufliche Laufbahn und für Ihre jetzige Tä-