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Gedenkfeier zu den Attentaten in Paris im Goldenen Dachl

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Tirol zeigt Solidarität mit Frankreich

Sonntag, 11. Jänner 2015

18 Uhr Goldenes Dachl

Verachtung und Gewalt

Jules Isaac, ein bekannter laizistischer Jude aus Frankreich, verlor Frau und Tochter in Auschwitz, nur weil sie Isaac hießen. Isaac beschäftigte sich intensiv mit der Lehre der Verachtung, mit dem Verhältnis von Verachtung und Gewalt1. Schrittweise rechtfertigt Verachtung Gewalt und dann den Krieg. Isaac meint, dass die Verachtung in Wertschätzung und Dialog verwandelt werden muss.

Eine Folge des Ersten Weltkriegs war die sich ausbreitende Vorstellung, dass unterschiedliche Menschen nicht zusammenleben können. Durch nationalistische Fehlentwicklungen sollten homogene Nationen geschaffen werden, in denen es keinen Raum für andere oder für Minderheiten gibt. Es verfestigte sich die Überzeugung, dass man nie mehr mit anderen zusammenleben wolle. Der andere, der sich von der eigenen Gruppe unterscheidet und mit dem man Jahrhunderte lang zusammenlebte, dieser andere wird zum Feind, weil er als Angehöriger einer anderen Nation, einer anderen Ethnie oder einer anderen Religion angesehen wird.

Im Kern ist diese narzisstisch orientierte Identität aber morbid: „Während das Subjekt zugrunde geht, negiert es alles, was nicht seiner eigenen Art ist.“2 Alles, was im Gegensatz zum Eigenen, Nahen, Bekannten, Gewohnten und Vertrauten steht, ist dann nicht geheuer und wird als Bedrohung erfahren. Eine Sperrhaltung gegen alles Fremde, grundsätzliches Misstrauen, eine grundsätzliche Abwehrreaktion sind die Konsequenz: Wer kein Hiesiger ist, gilt als suspekt. Es ist Ausdruck von menschlicher Schwäche und nicht von Stärke, anderen Menschen und Völkern von vornherein mit Abwertung und Verdacht zu begegnen oder alle, die sich nicht angleichen und unterwerfen, ins Lager der Feinde zu verweisen.

1 Jules Isaac, Jesus und Israel, Wien/Zürich 1968.

2 Theodor W. Adorno, Minima moralia. Reflexionen aus den beschädigten Leben (Ges. Schriften 4, hg.

von R. Tiedemann), Frankfurt 1980, 51.

(2)

Das Ende der Selbstzufriedenheit

„Unser Zeitalter bedeutet das Ende der Selbstzufriedenheit, das Ende des Ausweichens, das Ende der Selbstsicherheit. Gefahren und Ängste sind Juden und Christen gemeinsam; wir stehen zusammen am Rande des Abgrunds. Die Interdependenz der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in der ganzen Welt ist eine grundlegende Tatsache unserer Situation. Störung der Ordnung in einem kleinen Land irgendwo auf der Welt erweckt Befürchtungen bei den Menschen auf der ganzen Welt. Beschränkung auf die eigene Gemeinschaft ist unhaltbar geworden. … Die Religionen der Welt sind so wenig selbständig, unabhängig oder isoliert wie Einzelmenschen oder Nationen. ... Keine Religion ist ein Eiland. Wir alle sind miteinander verbunden. Verrat am Geist auf Seiten eines von uns berührt den Glauben aller. Ansichten einer Gemeinde haben Folgen für andere Gemeinden.“

(Abraham Joschua Heschel)3 Können und wollen wir miteinander?

Wir gedenken der Opfer des barbarischen Terrors in Paris. „Denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen (Yad Vashem) geben.“

(Jes 56,5)

Manfred Scheuer, Bischof von Innsbruck

3 Abraham Joshua Heschel, Keine Religion ist ein Eiland (1965), in: „Christentum aus jüdischer Sicht", herausgegeben von Fritz A. Rothschild.

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