• Keine Ergebnisse gefunden

– auch eine Frage des Geschlechts Zahngesundheit und zahnärztliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "– auch eine Frage des Geschlechts Zahngesundheit und zahnärztliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt"

Copied!
12
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

1 Schlaglicht Gesundheit Sachsen-Anhalt Nr. 3 / 2017

Zahngesundheit und zahnärztliche Versorgung

von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt – auch eine Frage des Geschlechts

A. Einleitung

Das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) ist seit dem Jahr 2006 mit der Gesundheitsberichterstat- tung (GBE) für das Land Sachsen-Anhalt beauftragt. In diesem Rahmen wurde der jährliche elektroni- sche Einzug von GBE-relevanten Daten aus den ärztlichen und zahnärztlich „Reihenuntersuchungen“

der Gesundheitsämter in Kitas und Schulen aufgebaut1. Seither fällt dem LAV die Rolle der Überwa- chung (Monitoring) der Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt zu2. Das vor- liegende Schlaglicht stellt einerseits ein 10-Jahres-Update zum ersten Kindergesundheitsbericht3 des LAV dar (Teil 1). Andererseits berichtet es von einem Pilotprojekt zur Erfassung der Zahngesundheit von neu zugezogenen Migrantenkindern, ein Thema, das Zahnärztinnen und Zahnärzte seit dem vermehrten Zuzug von Flüchtlingen im Jahr 2015 beschäftigt (Teil 2).

B. Teil 1: Entwicklung der Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt in den letzten 10 Jahren und geschlechtsspezifische Unterschiede

1.1 Hintergrund

Seit einer ersten Darstellung der Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt im Schuljahr 2007/20083 hat das LAV ein Update der Situation im Schuljahr 2011/20124 und diverse Zwi- schen- und Teilergebnisse zur kindlichen Zahngesundheit in einem Fokusbericht5, einem Schlaglicht6 und bei Fachtagungen7-10 veröffentlicht. Die Daten zur Zahngesundheit von Heranwachsenden in Sach- sen-Anhalt werden regelmäßig von zahnärztlichen, wissenschaftlichen und politischen Institutionen des Landes angefragt und genutzt (z.B.9-12). Im Folgenden werden entsprechende Zeittrends aktualisiert und die Schwerpunktthemen frühkindliche Karies, Polarisierung der kindlichen Karies und Geschlechtsspezi- fik der Karies von Heranwachsenden beleuchtet.

1.2 Methodische Anmerkungen

Die wichtigsten Fachbegriffe beim Monitoring der Zahngesundheit von Kindern sind in den betreffenden Abbildungen erklärt: dmf-t bzw. DMF-T (Abb. 1.2), Sanierungsgrad der Zähne (Abb. 1.2), frühkindliche Karies (Tab. 1), kieferorthopädischer Versorgungsgrad (Abb. 1.7). Aus Gründen der Übersichtlichkeit und der Vergleichbarkeit sind fast alle Auswertungsergebnisse nur bezüglich ausgewählter, in anderen bundesweiten Publikationen verwendeten Altersgruppen dargestellt (3-Jährige, 6- bis 7-Jährige, 12- Jährige, 15-Jährige), obwohl vergleichbar viele Daten in anderen Altersgruppen verfügbar wären.

1.3 Ergebnisse

1.3.1 Zeittrends

Die Zahngesundheit der Kinder und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt hat sich seit dem letzten Update im Schuljahr 2012/20136 nochmals verbessert (Abb.1.1). Beim bleibenden Gebiss von 12- und 15-Jährigen ist die Verbesserung im gesamten 10-jährigen Beobachtungszeitraum deutlich (Reduktion um mehr als 40% vom Ausgangswert). Beim Milchgebiss ist die Reduktion des dmf-t-Wertes weniger deutlich: Bei 6–

7-Jährigen beträgt sie insgesamt -23% und stagniert seit dem Schuljahr 2012/2013. Bei 3-Jährigen be- trägt sie insgesamt nur -11% und zeigt keinen klaren Abwärtstrend. Das WHO-Gesundheitsziel für 12- Jährige für das Jahr 2020 (DMF-T <1,00) war an Regelschulen in Sachsen-Anhalt schon seit Beginn des Monitorings erreicht (Abb. 1.1). Der mittlere DMF-T-Wert der 12-Jährigen an Regelschulen (0,57) ist inzwischen deutlich besser als der letzte veröffentlichte bundesdurchschnittliche Wert (0,72, Pieperstu- die 2009). Bei 6–7-Jährigen an Grundschulen ist allerdings auch im letzten Beobachtungsjahr der mittle- re dmf-t-Wert (2,28) noch immer deutlich schlechter als der letzte veröffentlichte bundesdurchschnittliche Wert (1,87, Pieperstudie 2009). Trotz der mehrheitlich positiven Gesamtentwicklung in Sachsen-Anhalt (Abb. 1.1) gibt es bei bestimmten Versorgungsparametern Zeittrends, die zur Sorge Anlass geben: Der Sanierungsgrad der Zähne (Abb. 1.2) und die Anzahl der versiegelten bleibenden Zähne (Abb. 1.3) ha- ben sich im Beobachtungsraum geringfügig aber stetig verringert, und zwar in fast allen Altersgruppen (Ausnahme: Versiegelungen 15-Jährige: Trend nicht deutlich). Dies ist eventuell ein Hinweis darauf, dass das Vorsorgeverhalten der Kinder und Jugendlichen (bzw. deren Eltern) im Land etwas nachlässt.

(2)

2

0,69 0,61

2,96

2,28

0,99

0,57 2,31

1,28

0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00

8.981 10.219 11.218 10.430 11.627 10.774 11.402 11.504 11.705 11.259

17.025 18.769 19.888 19.016 19.978 17.912 20.164 20.126 22.409 20.485

5.972 7.255 7.340 7.819 9.034 8.339 8.462 8.226 8.372 7.551

1.553 1.436 1.287 1.113 1.293 602 636 625 618 584

2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17

Mittlerer dmf-t-*-/ DMF-T*-Wert der untersuchten Kinder

Schuljahr / untersuchte 3- (1. Zeile), 6-7- (2. Zeile), 12- (3. Zeile) bzw. 15-Jährige (4. Zeile)

Abb. 1.1: Mittlere dmf-t-*/DMF-T*-Werte bei 3-, 6/7-, 12- und 15-Jährigen, Sachsen-Anhalt im Zeittrend

dmf-t 3-Jährige Kita

dmf-t 6-7-Jährige Grundschule DMF-T 12-Jähr. weiterf. Regelschule DMF-T 15-Jähr. weiterf. Regelschule

Datenquelle/Copyright: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Dokumentation der zahnärztlichen Untersuchungen der Gesundheitsämter in Kitas und Schulen

* dmf-t/DMF-T:

Summe der akut-kariösen (d/D), kariös-extrahierten (m/M) und kariös-gefüllten (f/F) Zähne im Milch- (t) bzw. Dauergebiss (T)

0,82 0,77 0,76

0,67

0,55

0,49

0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90

1.553 1.436 1.287 1.113 1.293 602 636 625 618 584

5.972 7.255 7.340 7.819 9.034 8.339 8.462 8.226 8.372 7.551

17.025 18.769 19.888 19.016 19.978 17.912 20.164 20.126 22.409 20.485

2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17

Sanierungsgrad der Zähne* der untersuchten Kinder

Schuljahr / untersuchte 15- (oben), 12- (mitte) bzw. 6-7-Jährige (unten)

Abb. 1.2: Sanierungsgrad der Zähne* bei 6/7-, 12- und 15-Jährigen, Sachsen-Anhalt im Zeittrend

Sanierungsgrad bleib. Zähne 15-Jährige weiterf. Regelschule Sanierungsgrad bleib. Zähne 12-Jährige weiterf. Regelschule Sanierungsgrad Milchzähne 6-7-Jährige Grundschule

Datenquelle/Copyright: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Dokumentation der zahnärztlichen Untersuchungen der Gesundheitsämter in Kitas und Schulen

* Anteil gefüllter Milchzähne bzw. gefüllter bleib. Zähne n allen Zähnen mit Karieserfahrung im Milch- bzw. Dauergebiss (f/dmf-t bzw. F/DMF-T)

(3)

3 1.3.2 Frühkindliche Karies

Aufgrund der deutschlandweit steigenden Aufmerksamkeit bezüglich des Kariesbefalls im frühen Kin- desalter wird auch bei den zahnärztlichen Reihenuntersuchungen in Sachsen-Anhalt seit dem Schuljahr 2015/2016 die frühkindliche Karies als eigener Befund erfasst. Nach den ersten beiden Erhebungsjahren zeigt sich, dass tatsächlich ein nicht unerheblicher Teil der Kleinkinder auch in Sachsen-Anhalt von Kari- es bzw. vom Nuckelflaschensyndrom betroffen ist (Tab. 1.1).

1.3.3 Polarisierung der Karies

Der Grund für die Abschwächung der Verbesserung bzw. für die Stagnation der Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt seit 2011/2012 (vgl. Abb. 1.1) ist wahrscheinlich, dass nun, nachdem immer mehr Kinder zahngesund sind, die Karies auf einen relativ kleinen Teil der Alters- gruppe mit sehr starkem Kariesbefall konzentriert ist (Abb. 1.4, sog. „Polarisierung“ der Karies). Diese Kinder/Jugendlichen stammen meist aus sozial schwachen Familien, die für individual- und gruppenpro- phylaktische Maßnahmen oft schwerer zugänglich sind als Familien mit mittlerem oder hohem Sozialsta- tus. Am stärksten ist diese Polarisierung bei den 3-Jährigen (Abb. 1.4), vermutlich weil hier die gruppen- prophylaktischen Maßnahmen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) und weitere präventive Maßnahmen und Einflüsse von Kita und Schule gerade erst begonnen haben und ihre korrigierende Wirkung noch nicht lange genug entfalten konnten.

3,55

3,39

2,49

2,20

0,87 0,60 0,67 1,20 1,80 2,40 3,00 3,60

1.553 1.436 1.287 1.113 1.293 602 636 625 618 584

5.972 7.255 7.340 7.819 9.034 8.339 8.462 8.226 8.372 7.551

17.025 18.769 19.888 19.016 19.978 17.912 20.164 20.126 22.409 20.485

2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17

Anzahl der versiegelten Zähne pro Kind

Schuljahr / untersuchte 15-Jährige (oben), 12-Jährige (mitte) bzw. 6-7-Jährige (unten)

Abb. 1.3: Mittlere Anzahl versiegelter bleibender Zähne bei 6/7-, 12- und 15- Jährigen, Sachsen-Anhalt im Zeittrend

15-Jährige weiterf. Regelschule 12-Jährige weiterf. Regelschule 6-7-Jährige Grundschule

Datenquelle/Copyright: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Dokumentation der zahnärztlichen Untersuchungen der Gesundheitsämter in Kitas und Schulen

0-1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 0-3 Jahre

Anzahl untersuchter Kinder 11.259 19.836 22.964 54.059

Anteil (%) mit frühkindl. Milchzahnkaries** 1,1 5,9 17,0 9,6

Anteil (%) mit Nuckelflaschen-Syndrom*** 0,8 4,0 8,3 5,1

mit frühkindlicher Milchzahnkaries** 390* 1.000* 3.000* 6.800*

mit Nuckelflaschen-Syndrom*** 280* 700* 1.500* 3.650*

*** landesspezifische Definition Nuckelflaschensyndrom: mindestens 1 d-, m- oder f-Zahn unter den 4 oberen Milch-Schneidezähnen bei 0-3-Jährigen

Tab. 1.1: Frühkindliche Milchzahnkaries und Nuckelflaschensyndrom, Sachsen-Anhalt 2015/2016+2016/2017

Alter:

Von den kinder- und jugendzahnärztlichen Diensten der Gesundheitsämter untersuchte Kinder (kumulierte Daten 2015/2016 + 2016/2017) Betroffenene Kinder in der jeweiligen Altersgruppe in der Landesbevölkerung

(Mittelwerte 2015/2016, 2016/2017)*

* Hochrechnung

** landesspezifische Definition frühkindliche Milchzahnkaries: mindestens 1 d-, m- oder f-Zahn im gesamten Milchgebiss bei 0-3-Jährigen

(4)

4 1.3.4 Geschlechtsspezifik

Jungen haben im Alter bis 8 Jahre eine schlechtere Milchzahngesundheit als Mädchen und zwar bezüg- lich aller drei Zahnstatus d, m und f (Abb. 1.5). Der Grund dafür ist wahrscheinlich ein schlechteres Pfle- ge- und Vorsorgeverhalten. Im Alter ab 9 Jahren haben die Mädchen eine insgesamt schlechtere Zahn- gesundheit des bleibenden Gebisses. Der Grund dafür ist, dass ihr Gebiss „physiologisch älter“ ist und das bleibende Gebiss deshalb statistisch häufiger der Karies ausgesetzt ist. Ab 14 Jahre zeigt sich wie- der der schlechtere Versorgungszustand bei Jungen, die mehr unversorgte D-Zähne haben.

Die Entwicklung/Verbesserung der Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt in den vergangen 10 Jahren verlief bei Mädchen und Jungen recht gleichförmig (Abb. 1.6). Allerdings fand bezüglich des bleibenden Gebisses bei Mädchen eine etwas deutlichere Verbesserung der Zahn- gesundheit statt, so dass diese in jüngster Vergangenheit (ab dem Schuljahr 2014/2015) in dieser Al- tersgruppe wieder besser ist als bei Jungen.

Mädchen zeigen bei allen Parametern und in allen Altersgruppen eine bessere zahnärztliche Versorgung als Jungen: Sie haben mehr versiegelte Zähne, sie haben einen höheren Sanierungsgrad der Zähne und sie haben einen besseren kieferorthopädischen Versorgungsgrad (Abb. 1.7).

4,2%

27,4%

6,1%

21,8%

72,1%

77,3%

44,0%

69,2%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

154.638

163.788

55.761

9.174

0-3-Jährige6-7-Jährige12-Jährige15-Jährige

Anteil (%) der Kinder mit ≥ 4 kariösen Zähnen

Anteil (%) von sämtlichen kariösen Zähnen, den diese Kinder auf sich vereinen

Abb. 1.4: Polarisierung der Karies bei Kindern und Jugendlichen, Sachsen-Anhalt, kumulierte Daten 2011/12 - 2016/17

Datenquelle/Copyright: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Dokumentation der zahnärztlichen Untersuchungen der Gesundheitsämter in Kitas und Schulen

(5)

5

0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00

39.598 91.005 106.722 108.900 111.468 124.335 140.788 138.805 137.511 128.790 121.747 88.289 26.928 19.859 18.045 9.007 3.878 1.826

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Mittlere Anzahl, d/D-, m/M-bzw. f/F-Zähne je Kind/Jugendlicher

Alter in Jahren / Untersuchte je Jahresaltersstufe

Abb. 1.5: Entwicklung der Karies im Milch- und Dauergebiss nach Alter und Geschlecht Sachsen-Anhalt, kumulierte Daten 2007/08 – 2016/17

d/D-Zähne w d/D-Zähne m m/M-Zähne w m/M-Zähne m f/F-Zähne w f/F-Zähne m dmf-t/DMF-T w dmf-t/DMF-T m

Datenquelle/Copyright: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Dokumentation der zahnärztlichen Untersuchungen der Gesundheitsämter in Kitas und Schulen --- Milchgebiss --- --- bleibendes Gebiss ---

1,90

1,40 2,20

1,60

1,13

0,52 1,07

0,54

0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50

72.644 81.201 86.523 80.549 87.478 82.231 90.105 91.235 98.037 93.249

49.708 55.556 56.564 55.946 60.213 53.294 56.520 53.894 58.641 55.544

2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17

Mittlerer dmf-t-*-/ DMF-T*-Wert

Schuljahr / untersuchte 0-8-Jährige (oben) bzw. 9-18-Jährige (unten)

Abb. 1.6: Entwicklung der mittleren dmf-t-*/DMF-T*-Werte bei Mädchen bzw.

Jungen, Sachsen-Anhalt im Zeittrend 2007/08 - 2016/17

dmf-t bei 0-8-jährigen Mädchen dmf-t bei 0-8-jährigen Jungen DMF-T bei 9-18-jährigen Mädchen DMF-T bei 9-18-jährigen Jungen

Datenquelle/Copyright: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Dokumentation der zahnärztlichen Untersuchungen der Gesundheitsämter in Kitas und Schulen

* dmf-t/DMF-T:

Summe der akut-kariösen (d/D), kariös-extrahierten (m/M) und kariös-gefüllten (f/F) Zähne im Milch- (t) bzw. Dauergebiss (T)

(6)

6 1.4 Diskussion

Die stetige Verbesserung der Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt in den letzten 10 Jahren (Abb. 1.1) ist wahrscheinlich zum großen Teil auf die in Sachsen-Anhalt besonders intensive zahnärztliche Betreuung der Kinder und Jugendlichen nach § 21 des SGB V durch den ÖGD zurückzuführen: 62%–90% aller im Land lebenden Kinder im Alter von 3 bis 13 Jahren werden jährlich vom ÖGD untersucht (Abb. 1.8); ein noch höherer Anteil wird durch gruppenprophylaktische Maßnah- men erreicht4, 7. Die Untersuchungs- und Betreuungsgrade sind in Sachsen-Anhalt in Schulen deutlich höher als im Bundesdurchschnitt4, 7. In Kindertagesstätten (Kitas) ist der Betreuungsgrad nur deshalb scheinbar geringer als im Bundesdurchschnitt, weil in den neuen Bundeländern ein viel höherer Anteil Kleinkinder in Kitas betreut wird als in den alten Bundesländern (und damit im Bundesdurchschnitt) und eine umfassende Betreuung hier schnell an personelle Grenzen in den Gesundheitsämtern stößt.

Der Erfolg der anhaltenden Verbesserung der Zahngesundheit von Heranwachsenden in Sachsen- Anhalt ist umso höher einzuschätzen, als die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen in einem Bundesland augenscheinlich stark von der sozialen Lage (hier exemplarisch in Form der Arbeitslosen- quote dargestellt) beeinflusst wird: Je größer der Anteil sozial schwacher Familien, desto schlechter ist die Zahngesund der Kinder (Abb. 1.9) und der Anteil sozial schwacher Familien ist in Sachsen-Anhalt bekanntermaßen überdurchschnittlich hoch. Sowohl bei 6-7-Jährigen als auch vor allem bei 12-Jährigen liegt jedoch der mittlere dmf-t- bzw. DMF-T-Wert in Sachsen-Anhalt unter dem „sozialen Erwartungs- wert“ – vermutlich in erster Linie aufgrund der intensiven zahnärztlichen Betreuung durch den ÖGD.

Die hier dargestellten Unterschiede bei der Entwicklung und Prävalenz des Kariesbefalls und bei der Inanspruchnahme von zahnärztlicher Versorgung bei Mädchen und Jungen sind im Prinzip nicht neu.

Sie besitzen jedoch aufgrund des sehr großen ausgewerteten Datenpools und der daraus resultierenden hohen Belastbarkeit einen wichtigen exemplarischen Charakter. Es ist daraus ersichtlich, dass Individu- alprophylaxe, Gruppenprophylaxe und Kariesprävention im Kindes- und Jugendalter geschlechtsspezi- fisch ausgerichtet werden müssen, um die bestehenden Unterschiede auszugleichen und möglichst viele Kinder zu erreichen. So müssen Jungen noch stärker an eine ausreichende Zahnpflege und Vorsorge herangeführt werden und müssen Mädchen noch stärker für die besondere Gefährdung ihres Gebisses in der Pubertät und im jungen Erwachsenenalter sensibilisiert werden.

0,67 2,41 2,82

0,56 2,21 2,66

51,5% 16,3% 74,2% 69,8% 77,4% 73,8%

47,5% 14,1% 70,7% 59,2% 72,1% 63,3%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

0,00 0,60 1,20 1,80 2,40 3,00

Anzahl versiegelter

bleibender Zähne

Sanierungs- grad der

Zähne*

kieferorth.

Versorgungs- grad**

Anzahl versiegelter

bleibender Zähne

Sanierungs- grad der

Zähne*

kieferorth.

Versorgungs- grad**

Anzahl versiegelter

bleibender Zähne

Sanierungs- grad der

Zähne*

kieferorth.

Versorgungs- grad**

N(w) = 128.936, N(m) = 136.187 N(w) = 41.114, N(m) = 47.175 N(w) = 8.034, N(m) = 10.011

6-7-Jährige 12-Jährige 15-Jährige

Sanierungsgrad der Zähne (%)* bzw. Anteil (%) der Kinder in kieferorthodischer Behandlung**

Mittlere Anzahl versiegelter bleibender Zähne

Abb. 1.7: Zahnärztliche Versorgungsparameter bei Mädchen bzw. Jungen, Sachsen-Anhalt, kumulierte Daten 2007/08 - 2016/17

weiblich männlich

* f/dmf bzw. F/DMF,

** Anteil (%) der Kinder mit behandlungsbedürftiger kieferorth. Anomalie, welcher schon in Behandlung ist (inkl. Tragen einer Zahnspange) Datenquelle/Copyright: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Dokumentation der zahnärztlichen Untersuchungen der Gesundheitsämter in Kitas und Schulen

(7)

7

53,6

70,9

90,7

79,3

29,9

61,9

90**

79**

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

15.657 43.378*** 62.758 25.211

0-2 Jahre 3-6 Jahre 6/7 - 10/11 Jahre 10/11-12/13 Jahre

Kita Grundschule weiterf. Schulen Klassen 5+6

Anteil (%) der Untersuchten an den Gemeldeten bzw. an der Wohnbevölkerung

Einrichtung / Altersspanne / in der jeweiligen Einrichtung untersuchte Kinder

Abb. 1.8: Anteil der von Gesundheitsämtern zahnärztlich untersuchten Kindern in Kitas, Grundschulen und 5./6. Klassen* an allen in diesen

Einrichtungen gemeldeten bzw. im Land lebenden Gleichaltrigen*, Sachsen-Anhalt, Schuljahr 2015/2016

Anteil der Untersuchten an gleichaltrigen, in der betr. Einichtung Gemeldeten Anteil der Untersuchten an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung

Datenquellen/Copyright: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt: Dokumentation der zahnärztlichen Untersuchungen der Gesundheitsämter in Kitas und Schulen;

Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt: Kita-Statistik und Schuljahresanfangsstatistik; Statistisches Bundesamt: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes.

* ohne Förderschüler, ** geschätzt anhand der allg. Schulpflicht, ***in Kitas untersuchte 7-Jährige wurden zum Vergleich mit der 3-6-jährigen Wohnbevölkerung ausgeschlossen

RP HE

SH NS

HH NRW

HB TH

SN BB

BE

MV ST

BW

RP HE

SH NS

HH NRW

HB TH

SN

BB BE

MV

ST R² = 0,597

R² = 0,6616

0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00 1,10 1,20 1,30 1,40

0,00 0,30 0,60 0,90 1,20 1,50 1,80 2,10 2,40 2,70

4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0

mittlerer DMF-T-Wert bei 12-Jährigen 2009 (ohne BY und SL (abweichende Stichproben) mittlerer dmf-t-Wert bei 6/7-Jährigen 2009 (ohne BY, SL (abweichende Stichproben) und BW (keine Unters. von 6/7-Jährigen))

Arbeitslosenquote in % (Mittelwerte 2000-2014)

Datenquellen/Copyright: Pieperstudie 2009 (dmf-t-/DMF-T-Werte); Statistisches Bundesamt (Arbeitslosenquote), eigene Darstellung des LAV alte Flächenländer + HH

neue Flächenländer + HB + BE

dmf-t, 6/7-Jährige

DMF-T, 12-Jährige

Abb. 1.9: Soziale Lage und Kinderzahngesundheit in den Bundesländern

(8)

8 C. Teil 2: Zahnmedizinische Untersuchungen von neu zugezogenen Migrantenkindern im Land- kreis Börde

2.1 Hintergrund

Die Analyse der Gesundheits- und Versorgungslage von Menschen mit Migrationshintergrund gewinnt in Deutschland – auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingssituation seit 2015 – zunehmend an Bedeutung, so auch in der neuen, „migrationssensiblen“ Gesundheitsberichterstattung und im Integrationsmonito- ring. Die hier vorgestellte Studie diente dem Ziel, bei den nach § 21 SGB V (Gruppenprophylaxe) und

§ 9 GDG LSA (Kinder- und Jugendgesundheit) routinemäßig durchgeführten zahnmedizinischen Unter- suchungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in Kindereinrichtungen im Landkreis Börde zu ermit- teln, ob die Zahngesundheit von neu zugezogenen Migrantenkindern eventuell schlechter ist als diejeni- ge von „einheimischen“ Kindern und wenn ja, wo mögliche Präventionsschwerpunkte liegen.

2.2 Methodische Anmerkungen

Im Rahmen der normalen Untersuchungen im Landkreis Börde in den Schulen und Kitas wurden zusätz- lich zu den üblich gemeldeten Kindern auch die innerhalb der letzten zwei Jahre, seit Sommer 2015, neu eingewanderten Migrantenkinder mit untersucht. Dabei wurden insgesamt 13.913 Kinder im Alter von 2 bis 13 Jahren untersucht. In dieser Altersgruppe befanden sich 223 neu zugezogene Migrantenkinder.

Um die Untersuchungsergebnisse zwischen einheimischen Kindern und neu eingewanderten Migranten- kindern vergleichbar zu machen, werden die Untersuchungsergebnisse nur in ausgewählten Altersgrup- pen (6- bis 7-Jährige und 10- bis 12-Jährige) dargestellt.

Zur Bestimmung der Indikatoren wurden die standardmäßig verwendeten dmf-t-/ DMF-T-Werte genom- men, welche im Milchgebiss (kleine Schreibweise) oder im bleibenden Gebiss (große Schreibweise) im Durchschnitt die Anzahl der akut-kariösen (d-Decayed), kariös-fehlenden (m-Missing) und kariös- gefüllten (f-Filled) Zähne (t-Teeth) pro Kind beschreiben.

Bei den 6-7-Jährigen wurden insgesamt 2.827 Kinder untersucht, darunter befanden sich 62 Migranten- kinder (40 Jungen, 22 Mädchen), und bei den 10-12-Jährigen wurden insgesamt 3.532 Kinder unter- sucht, darunter waren 51 neu hinzugezogene Kinder (36 Jungen, 15 Mädchen).

Da eine aufwändige, wissenschaftlich gesicherte Erfassung des Migrationshintergrundes der Kinder bei den zahnärztlichen Reihenuntersuchungen aufgrund des sehr geringen Zeitkontingents pro Kind aus- scheidet, musste ein stark verkürztes Erhebungsinstrument verwendet werden: Konnte aufgrund einge- schränkter Deutschkenntnisse des Kindes eine kürzliche Immigration nach Deutschland angenommen werden, so wurden das Kind, die Eltern (wenn anwesend) oder die Erzieherinnen/ Lehrkräfte der Einrich- tung, in welcher die Untersuchung stattfand, gefragt, ob bei dem Kind tatsächlich ein Migrationshinter- grund vorliegt und wie lange das Kind schon in Deutschland lebt. Zur Gegenüberstellung mit „einheimi- schen Kindern“ wurden solche „neu zugezogenen Migrantenkinder“ separat gewertet, die somit zum Zeitpunkt der Untersuchung seit weniger als zwei Jahren in Deutschland gelebt hatten.

Zusätzliche Indikatoren wie das Vorhandensein von Versiegelungen als präventive Maßnahme oder ver- schiedenen Erscheinungsformen an den Zähnen, wie z. B. der Melanodontie (Black-Stain-Attack) – die- ses ist eine ungefährliche Besiedelung von einer bestimmten dunkel gefärbten Bakterienart – wurden routinemäßig mit untersucht. Auch Mineralisationsstörungen wie der verstärkt in den öffentlichen und wissenschaftlichen Fokus gerückten Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) wurden mit berücksich- tigt und verglichen.

Alle neu hinzugezogenen Migrantenkinder erhielten nach der zahnärztlichen Untersuchung eine Informa- tion für die Eltern über den Zustand der Zähne und da wo möglich wurde mehrsprachiges Informations- material mitgegeben.

Auch wurden sie gruppenprophylaktisch mitbetreut. Bei Vorliegen des Einverständnisses der Eltern wur- den die Zähne fluoridiert, und es erfolgte eine Ausstattung von Zahnputzmaterialien, wie Zahnbürste, Zahnpasta und Zahnputzbecher für alle Kinder in den Kindereinrichtungen.

(9)

9 1,77

0,39 5,08

1,27

0 1 2 3 4 5 6

6-7-Jährige 10-12-Jährige

dmf-t / DMF-T-Wert

Alter in Jahren

Abb. 2.1: Vergleich der dmf-t / DMF-T-Werte bei "Alt"-Kindern und

"Neu"-Migranten, Landkreis Börde, Schuljahr 2016/2017

"Alt"-Kinder

"Alt"-Kinder "Neu"-Kinder

"Neu"-Kinder

Milchgebiss Dauergebiss

etwa 3x höher !!! etwa 3x höher !!!

2.3 Ergebnisse

Auffallend war, dass durch den Zuzug von Flüchtlingen im Jahr 2015 und 2016 relativ viele Kinder mit Migrationshintergrund im Landkreis Börde in den Kindereinrichtungen wie Schulen und Kitas registriert und angemeldet wurden, aber als dann die zahnärztliche Untersuchung durchgeführt wurde, hatten viele von ihnen schon wieder die Einrichtung gewechselt und/oder den Landkreis ganz verlassen. Dadurch ist der „Erfassungsgrad“ bei den zahnmedizinischen Untersuchungen (Untersuchte im Verhältnis zu Ge- meldeten) um etwa 12 % geringer als bei den einheimischen Kindern.

In beiden Altersgruppen lagen bei den neu zugezogenen Migrantenkindern jeweils die dmf-t-/ DMF-T- Werte der Milchzähne wie auch die der bleibenden Zähne um den Faktor 3 höher, d.h. die Migrantenkin- der haben dreimal schlechtere Zähne als die übrigen Kinder (Abb. 2.1).

Geschlechterspezifisch wurden bei den neu zugezogenen Migrantenkindern dieselben Unterschiede in der Zahngesundheit zwischen Jungen und Mädchen festgestellt wie bei den übrigen Kindern: Im Vor- schulbereich waren die Milchzähne der Mädchen etwas besser als die der Jungen und mit der Einschu- lung wendet sich dieses bei den bleibenden Zähnen (Abb. 2.2).

Dieses kann dadurch erklärt werden, dass entwicklungsphysiologisch die neuen bleibenden Zähne bei den Mädchen eher durchbrechen und in der Mundhöhle somit eher und länger den schädlichen Einflüs- sen ausgesetzt sind als es bei den sich später entwickelnden Zähnen der Jungen der Fall ist.

Als Nebenbefund wurde festgestellt, dass die neuen Migrantenkinder keine in Deutschland üblichen Versiegelungen als präventive Maßnahme aus ihren Herkunftsländern aufwiesen. Hier liegt ein erhebli- ches Präventionspotenzial.

Bei den verschiedenen Erscheinungsformen an den Zähnen, wie z. B. der Melanodontie (Black-Stain- Attack) waren keine Unterschiede zwischen den einheimischen Kindern und den neuen Migrantenkin- dern zu erkennen: beide Gruppen zeigten diese Ausprägung in gleichem Maße.

(10)

10

1,91 1,61

0,37 0,41

5,18 4,91

1,11

1,67

0 1 2 3 4 5 6

6-7 Jungen 6-7 Mädchen 10-12 Jungen 10-12 Mädchen

dmf-t / DMF-T-Wert

Alter in Jahren

Abb. 2.2: Vergleich der dmf-t / DMF-T-Werte der "Alt"-Kinder und

"Neu"-Migranten nach Geschlecht, Landkreis Börde, Schuljahr 2016/2017

"Alt"-Kinder

"Alt"-Kinder

"Alt"-Kinder

"Alt"-Kinder

"Neu"-Kinder

"Neu"-Kinder

"Neu"-Kinder

"Neu"-Kinder

Milchgebiss Dauergebiss

etwa 3x höher !!

etwa 3x höher !!

etwa 3x höher !!

etwa 4x höher !!

gleicher Effekt zwischen "Alt"- und "Neu"-Kinder:

im Vorschulbereich bei den Milchzähnen haben die Mädchen die besseren Zähne und im Schulbereich bei den bleibenden Zähnen genau umgekehrt.

Im Gegensatz dazu wiesen die Zähne der neu zugezogenen Migrantenkinder keine Mineralisationsstö- rungen wie die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) auf, welche verstärkt in den vergangenen Jahren in Deutschland beobachtet wird und deren Ursache noch nicht ermittelt wurde.

2.4 Diskussion

Aufgrund der relativ geringen Flüchtlingszahlen in Sachsen-Anhalt und vor allem in den ländlichen Regi- onen wie dem Landkreis Börde und der oben beschriebenen Fluktuation dieser Flüchtlingszahlen, konn- ten bei der einjährigen Studie (Schuljahr 2016/2017) nur relativ wenige neu zugezogene Migrantenkinder zahnmedizinisch untersucht werden (insgesamt 223). Bei der notwenigen Aufgliederung in Alters- und Geschlechtsgruppen ergeben sich teilweise sehr geringe Untersuchtenzahlen. Aufgrund der gefundenen deutlichen Unterschiede in der Zahngesundheit sind dennoch alle hier gezeigten Ergebnisse statistisch signifikant (Chi2, mindestens p<0,001). Obwohl die Anzahl der neu eingewanderten Migrantenkinder im Landkreis Börde eher gering ist, haben diese durch die deutlich schlechteren Zähne mit erheblich mehr an kariösen Schäden einen messbaren Einfluss auf die mittleren dmf-t- bzw. DMF-T-Werte der Gesamt- kinderpopulation des Landkreises (Abb. 2.3).

(11)

11 1,77

0,39 1,84

0,40

0 1 1 2 2 3 3

6-7-Jährige 10-12-Jährige

dmf-t / DMF-T-Wert

Alter in Jahren

Abb. 2.3: Einfluss auf die dmf-t / DMF-T-Werte durch die "Neu"-Migranten Landkreis Börde, Schuljahr 2016/2017

Wert nur

"Alt"-Kinder

Wert einschl.

"Neu"-Kinder

Milchgebiss Dauergebiss

Wert nur

"Alt"-Kinder

Wert einschl.

"Neu"-Kinder

Ein Anteil der neuen Migranten von nur 2,2 % von den Gesamt- untersuchten verändert den Wert der Zahngesundheit bereits um 3,8 % bei den Milchzähnen.

Ein Anteil der neuen Migranten von nur 1,4 % von den Gesamt- untersuchten verändert den Wert der Zahngesundheit bereits um 2,5 % im bleibenden Gebiss.

Die hier gezeigten Ergebnisse sind insbesondere für den Öffentlichen Zahngesundheitsdienst in zweier- lei Hinsicht wichtig:

Erstens muss der Einfluss der sehr schlechten Zahngesundheit von neu zugezogenen Migrantenkindern berücksichtigt werden, wenn vor dem Hintergrund der bisherigen langjährigen Verbesserung der Zahn- gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt nun in den Jahren 2015 und 2016 in eini- gen Regionen eventuell eine Stagnation oder gar Verschlechterung der Zahngesundheit in der Gesamt- population der Kinder festgestellt wird.

Zweitens zeigen die Ergebnisse einen erheblichen Handlungsbedarf und spezifische Präventionspoten- ziale bei den neu zugezogenen Migrantenkindern auf.

Zusätzlich ist zu erwarten und auch schon zu erkennen, dass diese Migrantenkinder und auch deren Eltern die in Deutschland üblichen zahnärztlichen Präventionsangebote, Vorsorgeuntersuchungen und Behandlungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen und die damit verbundenen Kosten durch die Kranken- kassen bzw. die Beitragszahler und Gesellschaft aufgebracht werden müssen.

(12)

12 D. Literatur

1 Heese, D., Wahl, G. (2013). Aufbau einer elektronmischen Datenerfassung in den Kinder- und Jugendzahnärztli- chen Diensten der Gesundheitsämter in Sachsen-Anhalt für die Gesundheitsberichterstattung auf kommunaler und Landesebene. Zahnärztlicher Gesundheitsdienst, 2.13, 16-17.

2 Wahl, G., Heese, D. (2015): e-Monitoring der Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung. Zahnärztlicher Gesundheitsdienst, 2.15, 6-8.

3* Ministerium für Gesundheit und Soziales Sachsen-Anhalt, Hrsg. (2010): Gesundheit von Kindern und Jugendli- chen in Sachsen-Anhalt. Ergebnisse der ärztlichen und zahnärztlichen Reihenuntersuchungen in den Schuljahren 2007/2008 und 2008/2009. Fokusbericht der Gesundheitsberichterstattung für das Land Sachsen-Anhalt. 159 S.

4* Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Hrsg. (2013): Zahngesundheit von Kindern in Kindertages- stätten und Schulen in Sachsen-Anhalt. Update Nr.1. Ergebnisse der zahnärztlichen Untersuchungen der Gesund- heitsämter. Schuljahre 2009/2010–2011/2012 und 5-Jahres-Zeittrend seit 2007/2008. Fokusbericht der Gesund- heitsberichterstattung für das Land Sachsen-Anhalt. 28 Seiten.

5* Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Hrsg. (2013): Gesundheitliche Ungleichheiten bei Einschü- lern, Drittklässlern und Sechstklässlern in Sachsen-Anhalt. Ergebnisse der ärztlichen und zahnärztlichen Untersu- chungen der Gesundheitsämter. Schuljahre 2007/2008–2011/2012. Fokusbericht der Gesundheitsberichterstattung für das Land Sachsen-Anhalt. 7 Seiten.

6* Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Hrsg. (2013): Verbesserung der Zahngesundheit bei Heran- wachsenden. Schlaglicht Gesundheit Sachsen-Anhalt Nr. 2/2013.

7 Wahl, G., Heese, D. (2009). Gebisszustand, dmf-t-/DMF-T-Index und kariesprophylaktische Betreuung von Kin- dern bis 12 Jahre in Sachsen-Anhalt. Poster beim 59. Wissenschaftlichen Kongress des Öffentlichen Gesundheits- dienstes, Bielefeld. Gesundheitswesen, 71, 203.

8 Wahl, G., Heese, D. (2015). Trends und Einflussfaktoren der Zahngesundheit von Heranwachsenden in Sachsen- Anhalt: Auswertung der Daten des ÖGD im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung. Vortrag beim 65. Wissen- schaftlichen Kongress des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Rostock. Gesundheitswesen, 77, 301.

9 Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (2016). Fachtag frühkindliche Karies (ECC). Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 10/2016, 19.

10 Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (2017). Zahnärzte klopfen im Landtag an. Kammer und KZV werben bei Politikern um Hilfe beim Kampf gegen frühkindliche Karies. Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 9/2017, 10-13.

11 Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit Sachsen-Anhalt (2014). Sozialbericht Sachsen-Anhalt 2010- 2013 mit integriertem Armuts- und Reichtumsbericht 2010 bis 2013.

12 Landtag von Sachsen-Anhalt (2015). 6. Kinder- und Jugendbericht der Landesregierung Sachsen-Anhalt.

* Berichte auf www.gbe.sachsen-anhalt.de

Herausgeber: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt Kontakt/Autoren:

Teil1:

Dr. rer. nat. Goetz Wahl, Landesamt für Verbraucherschutz, Fachbereich Hygiene, Große Steinerne- tischstr. 4, 39104 Magdeburg, Tel.: 0391 / 2564-226, E-Mail: goetz.wahl@lav.ms.sachsen-anhalt.de

Teil 2:

Dr. med. dent. Dieter Heese, Sachgebietsleiter Jugendzahnärztlicher Dienst, Fachdienst Gesundheit Gerikestr. 5, 39340 Haldensleben, Tel.: 03904 / 7240-2551 E-Mail: gesundheit@boerdekreis.de

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Der vorliegende Bericht gibt einen aktuellen Überblick über die epidemiologische Situation akuter Atem- wegserkrankungen (ARE) unter Kindern in vorschulischen

Der vorliegende Bericht gibt einen aktuellen Überblick über die epidemiologische Situation akuter Atem- wegserkrankungen (ARE) unter Kindern in vorschulischen

Kalenderwoche 2019 wird es eine Berichterstattung zur Surveillance für Influenza und andere akute respiratorische Erkrankungen geben. Danach gehen wir in

Bei Kunststoffen, die nicht von Toluol angegriffen werden, kann nur eine Migration von der Oberfläche bestimmt werden, bei denen die gelöst werden, erfolgt eine Gehaltsbestimmung..

Der vorliegende Bericht gibt einen aktuellen Überblick über die epidemiologische Situation akuter Atem- wegserkrankungen (ARE) unter Kindern in vorschulischen

Der vorliegende Bericht gibt einen aktuellen Überblick über die epidemiologische Situation akuter Atem- wegserkrankungen (ARE) unter Kindern in vorschulischen

In den ersten beiden Wochen des Jahres 2016 wurden weiterhin humane Metapneumoviren und RS-Viren, aber noch keine Influenzaviren in Sentinelproben nachgewiesen.. Eine Zunahme

Der vorliegende Bericht gibt einen aktuellen Überblick über die epidemiologische Situation akuter Atem- wegserkrankungen (ARE) unter Kindern in vorschulischen