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Die Lelitüre von „Waschzettel", Danksagung, Quellenverzeichnis und der Eintra¬ gungen selbst ergibt, daß Kane auch einiges eigene und wohl auch fremde, der Lektüre entnommene Material eingebracht hat

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Thomas Leiper Kane: Amharic-English Dietionary. Vol. 1. 2. Wiesbaden:

Harrassowitz 1990. XXVI, 2 351 S. 4° 298,- DM. ISBN 3-447-02871-8.

Nach dem Vorwort ist dieses bisher umfangreichste amh. Wörterbuch primär eine Komphation der bereits vorliegenden amh. fremdsprachlichen Wöi-terbü-

cher (Ignazio Guidi, Joseph Baeteman, Charles Herbert Armbruster,

Amsalu Aklilu) und zweier einsprachiger Wörterbücher (Täsämma Habtä-

Mikael, Dästa Täklä-Wäld). Obwohl das bereits eine große Leistung ist,

scheint mir das Vorwort doch ein gewisses understatement zu enthalten. Die

Lelitüre von „Waschzettel", Danksagung, Quellenverzeichnis und der Eintra¬

gungen selbst ergibt, daß Kane auch einiges eigene und wohl auch fremde, der Lektüre entnommene Material eingebracht hat. Das gilt vor allem für Neologis¬

men, idioms und die zahlreichen Beispielssätze.

Auf das Ganze gesehen überwiegt aber der traditionelle Wortschatz mit star¬

ker Betonung des religiösen Bereichs. Hier findet sich manches an Titeln, Fest¬

tagen usw., was auch in Gs'az-Wörterbüchem in dieser Genauigkeit nicht ver¬

zeichnet ist. Ebenso findet man viele Begriffe des historischen Hof- und Militär¬

wesens. Sehr nützlich ist, daß auch zahlreiche Personennamen und Ortsnamen aufgenommen worden sind, letztere mit genauen Angaben nach geographischer Länge und Breite.

Die Anordnung erfolgt in der üblichen Weise und ist dmckteehnisch über¬

sichtlich gestaltet. B-Verben sind als solche gekennzeichnet. Den amh. Wörtem ist eine Umschrift in lat. Lettern beigegeben, so daß über Konsonantenlängen

und Einfiigung von a kein Zweifel besteht. Leider fehlen bei den Verben An¬

gaben über die Rektion. Auch die Beispielssätze geben hierüber meist keine

Auskunft. Eine Berücksichtigung der Rektionen hätte wohl auch die oft sehr

langen Aufzählungen recht unterschiedlicher Bedeutungen der Verben etwas

mehr stmkturieren können. Aber hierfür wäre es natürlich nötig gewesen, das

Wörterbuch primär auf Literaturbelege aufzubauen.

Wenn auch ein voll auf Textbelegen basierendes modemes amh. Wörterbueh weiterhin aussteht, so bedeutet der Kane doch einen großen Fortschritt in der amh. Lexikographie. Er wird die Lektüre auch ausgefallener moderner und älte¬

rer Texte sehr erleichtern.

Ewald Wagner, Gießen

Moshe Piamenta: Dietionary of Post-classical Yemeni Arahic. Part 1: 'S. E. J.

Brill: Leiden - New York - Kobenhavn - Köln. 1990. XXIV, 274 S.

Rezensent erinnert sich noch genau an einen Besuch, den der bekannte israe¬

lische Arabist Moshe Piamenta ihm vor eirügen Jahren machte, wobei er von

seinen Plänen für ein Lexikon des Jemenitischarabischen berichtete. Nunmehr ist naeh langen Jahren der Vorarbeit der erste, die Buchstaben '-i umfassende

Zeitschrift der Deutsehen Morgeniändischen Gesellschaft Band 142, Heft 2 (1992)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Teil erschienen. Das Werli, das sicherlich zu den bedeutendsten Erscheinungen der letzten Jahre auf dem Gebiet des nachklassischen Arabisch zählt, ist kein Dialektlexikon im herkömmlichen Sinne, vielmehr verwertet es über den heuti¬

gen sprachlichen Befund hinaus eine Vielzahl von mittelalterlichen literarischen und nichtliterarischen Quellen jemenitischer Provenienz, darunter sehr viele jüdischarabische. Die außerordenthch umfangreiche Bibliographie (XV-XXIV) bietet ein eindrucksvolles Bild; über die gedruckte Literatur hinaus hat Pia¬

menta auch zahlreiche Handschriften ausgewertet. In Hinbhck auf die Fülle

und die Solidität des Materials stellt sich das Lexikon an die Seite von Dozys Supplement aux dieticmnaires arabes; es macht frühere lexikalische Publikationen zur jemenitischen Dialektologie weitgehend überflüssig. Aus S. VII erfährt man übrigens, daß S. D. Goitein einen Thesaurus des Zentraljemenitischen gesam¬

melt hatte, der in 7000 Karteikarten erhalten ist. Ihn hat Piamenta aus Pietät gegenüber Goitein nicht ausgewertet.

Wenn das Buch in seiner Qualität mit Dozys Supplement vergleichbar ist, so

gilt dies bedauerlicherweise nicht unbedingt für die typographische Seite, denn die Schrift ist recht klein, und die Lemmata sind innerhalb einer Wurzel unmit¬

telbar hintereinander geschrieben. Auch wenn die Siglen der Verbalstämme in

Halbfett hervorgehoben sind, ist die Orientierung doch etwas erschwert. So

möchte man dem Werk wünschen, daß die folgenden Bände typographisch

etwas aufwendiger gedruckt werden. Als Besonderheit der Darbietung ist noeh

anzumerken, daß Piamenta die jüdischarabischen, d.h. in hebräischer Schrift geschriebenen Belege in arabische Schrift transponiert hat, dies natürhch nur soweit, als er nicht ohnehin Transkription gewählt hat. Rezensent muß geste¬

hen, daß ihm die hebräische Originalschrift lieber gewesen wäre; andererseits ist Piamentas Gesichtspunkt (S. VI), daß er denen, die nicht mit der hebräi¬

schen Schrift vertraut sind, die Benutzung habe erleichtern wollen, auch nieht von der Hand zu weisen.

Im Interesse der Erforschung des nachklassischen Arabisch ist es Piamenta

zu wünschen, daß er sein bedeutendes Werk möglichst bald zu Ende führen

möge.

Moshe Piamenta: Dietionary of Post-classical Yemeni Arahic. Part 2: E. J.

Brih: Leiden - New York - Kobenhavn - Köln. 1991. S. 275-541. Beide Teile

zusammen HFL 165,—.

Schneller als erwartet hat Piamentas Dietionary of Post-classical Yemeni

Arahic mit dem zweiten Teil seinen Abschluß gefunden. Damit liegt erstmals in der Geschichte der Arabistik für eine arabische Dialektregion ein Lexikon vor,

das nicht nur die modeme Sprache berücksichtigt, sondern historische Tiefe

aufweist.

Dem Autor ist für seine langjährige entsagungsvolle Arbeit der Dank der Ara¬

bisten gewiß, und es ist zu hoffen, daß er bald Nachfolger für die Bearbeitung anderer arabischer Dialektregionen unter Einschluß des mittelalterlichen Mate¬

rials findet.

W. Diem, Köln

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 142, Heft 2 (1992)

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Bücherbesprechungen

Giorgio Levi della Vida: Pitagora, Bardesane e altri studi siriaei. A cura di

Riceardo Contini. Roma: Bardi Editore 1989 (= Univerista di Roma. Studi

orientali VIII). xxi, 194 S.

Der Nachdruck enthält folgende sechs Aufsätze des bekarmten italienischen Orientalisten G. Levi della Vida (1886-1967): Sentcnzepitagoriche in versione siriaca [1910] = S. 1-16; Appunti bardesanici [1920] = S. 17-30; Bardesane e il dialogo delle leggi dei paesi [1920] = S. 31-62; Bardesane, E dialogo delle leggi dei paesi [192\] = S. 63-111; Sopra un trattato di ermetismopopolare in siriaco e in arabo [1947] = S. 112-114; La Dottrina e i Dodici Legati di Stomathalassa. Uno scritto di ermetismo popolare in siriaco e in arabo [1950] = S. 125-190; La men¬

zione deir America inun manoscritto sin'nco [1951] = S. 191-194. Ein einleitender Artikel (S. V-XXI) von R. Contini (Giorgio Levi Deila Vida e la letteratura siriaca) informiert über den Gang der Forschung seit L.D. V.'s Publikationen.

Diese kombinieren auf glückliche Weise Textedition, Übersetzung und Textana¬

lyse und stützen sich auf eine umfassende Kenntnis der klassischen Sprachen sowie des Syrischen und Arabischen. Vor allem seine Beiträge zu Bardesane

haben die Forschung ein wesentliches Stück weitergebracht und wichtige

Impulse gegeben. Das syrische gnomologische Material zu Pythagoras sowie die syrische hermetische Schrift des ps.-Stomathalassa, die L.D. V. zusammen mit der arabischen Übersetzung hrsg. u. analysiert hat, scheinen in der Forschung bislang wenig Echo gefunden zu haben. Dies hängt im letzteren Fah sicherhch mit der Tatsache zusammen, daß trotz der von L.D. V. angestellten umfassen¬

den Vergleiche eine eindeutige Identifikation dieser wohl aus dem 6. Jh. n.Chr.

stammenden und an einen Mann namens Theon gerichteten Schrift noch immer

nicht möglich ist. M. Ullmann erwähnt sie kurz (Die Natur- und Geheimwissen¬

schaften im Islam, Leiden 1972, S. 378), nicht jedoch F. Sezgin: GAS VII ent¬

hält S. 73 f. in einem Abschnitt über syrische und mittelpersische Quellen der

Astrologie einen Abschnitt über einen nicht identifizierbaren Astrologen

namens Rüsüs (nach Ps.-Maöriti, Gäyat al-hakim). Nun wird in den Hss. der

syrischen Vorlage des arabischen Stomathalassa auch Berozi (= Berossos?) oder

Rufinus als Verfasser genannt; da Rüsüs eine Versehreibung aus syrischem

Rüfinüs sein kann und da der syrische Text (sowie seine arab. Übersetzung) tat¬

sächlich astrologische Passagen enthält (ed. L.D. V. 520ff./arab. Übers. 508 ff.) könnten er und seine arabische Überlieferung sich als wichtig erweisen fiir noch ungeklärte Quellenprobleme der arabischen hermetischen Literatur.

Hans Daiber, Amsterdam

Thomas Bauer: Das Pflanzenbuch des Abu Hanifa ad-Dirmwari. Inhalt, Aufbau,

Quellen. Wiesbaden: Harrassowitz 1988. VIII, 290 S. 8° DM 58,-. ISBN

3-447-02822-X.

Das zu besprechende Buch ist eine leicht überarbeitete Fassung einer Erlan¬

ger Magisterarbeit — eine Tatsache, die angesichts der Professionalität der

Arbeit wahrscheinlich jeden Leser erstaunen wird. Gewidmet ist sie dem K. an-

Nabät des Ahmad Ibn Däwüd Abü Hanifa ad-Dinawari (starb 282/895). Bauer

behandelt Leben und Werk ad-Dinawaris. Aufbau und Inhalt des K. an-Nabät

sowie im umfangreichsten Abschnitt (S. 89-273) dessen Quellen. Bemerkens-

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wert ist, wie das Pflanzenbuch zu den übrigen Werlien Abü Hanifas einerseits und zu der ihm vorhegenden pflanzcnliundlichen und lexiliographischen Litera¬

tur bzw. Tradition andererseits in Bezieliung gesetzt wird. Über die philolo¬

gische Akribie und große Belesenheit hinaus sind die abgewogenen Urteile

Bauers hervorzuheben.

Im folgenden eine Zusammenfassung der wichtigsten von Bauer erarbeiteten Ergebnisse und Bewertungen: Das Pflanzenbuch besteht aus zwei Teilen, deren erster ursprünglich drei Viertel des Umfangs ausmachte und in mehreren Kapi¬

teln folgende Bereiche monographisch behandelte: Weide, Heuschrecken, Pilze,

Pflanzenausscheidungen, Gerben, Feuermachen, Feuerfarben, Färben, Ge¬

rüche, Zahnhölzchen, Seile, Honig und Bienen, Bogen und Pfeile; in den

nichterhaltenen Partien dieses allgemeinen Teiles ging es u. a. noch um all¬

gemeine Eigenschaften der Pflanzen, Bodenarten, Pflanzengemeinschaften, Palmen, Sämereien, Wein und Bewässerung. Der erste Teil zeugt über das bota¬

nisch-philologische Interesse hinaus von einer regelrecht volkskundlichen Ausrichtung. Der zweite, „alphabetische" Teil ist genau gesagt in 28 Kapitel

nach dem üblichen (nicht dem Halilschen) Alphabet aufgeteilt; innerhalb der

einzelnen Kapitel finden sich weitgehend ungeordnet alle Wörter, die mit dem

betreffenden Buchstaben beginnen, auch wenn dieser nicht zur Wurzel gehört

(Ausnahme: die ma-/mu-Präiixe der Partizipien). Weder der erste noch der

zweite Teil sind vollständig erhalten; eine Rekonstruktion der nicht handschrift¬

lich erhaltenen Partien des zweiten Teils aus Zitaten in späteren Werken durch

Muhammad Hamidulläh fiel (fast zwangsläufig) unbefriedigend aus. Das

Pflanzenbuch enthält eine ungewöhnlich große Zahl an Querverweisen zur bes¬

seren Orientierung des Lesers. Die Herkunft der einzelnen Informationen ist

wegen der eigenwilligen „/sre(xd"-Handhabung (im allgemeinen nur ein Glied;

meistens, aber nicht immer die Person, aufdie der Bericht letztlich zurückgeht) nicht leicht zu ermitteln. Bauer unterscheidet Informanten (Erteiler von Infor¬

mationen auf persönliche Befragung durch den Autoren hin; Formel meistens

ahbarani) und Gewährsmänner (alle anderen Fälle; Formeln qäla, dakara, dukira 'an, rawä, ruwiya 'an, «o'oma und noch einiges andere). (Für Einzelheiten zu den

QueUen sei aufdie Zusammenfassung S. 278-80 verwiesen.) Ad-Dinawari ent¬

wirft, ohne gegen antiarabische Polemik zu argumentieren, ein ganzes Pano¬

rama der altarabischen Kultur. Bei aller nüchtern-wissenschaftlichen Vor¬

gehensweise ist aber seine Sympathie mit dem von ihm behandelten Gegen¬

stand deutlich zu spüren (eine Einstellung, die der moderne Bearbeiter des

Pflanzenbuchs mit ihm gemeinsam hat).

Tilman Seidensticker, Gießen

Ibn al-Haylham 's On the Configuration of the World. Edited and translat¬

ed with a critical commentary by Y. Tzvi Langermann. New York & Lon¬

don 1990. IV + 280 + 97 [arab.] S.

In einer ungedruckten Diss. (Harvard, 1979) hatte L. zuerst Ibn al-Haytams K. fi hay'at al-'älam ediert u. analysiert. Hier folgt nun die überarbeitete u.

erweiterte Druckfassung. In einer 'Introduction' (S. 1-50) gibt L. eine wissen¬

schaftl. u. histor. Analyse des Werkes, bespricht seine Rezeption im Orient u. in Europa u. erläutert techn. Einzelheiten der Ed. Nun folgt die engl. Übers., wobei 26 ZDMG 142/2

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direkt an jedes der 15 Kapp, ein 'Apparatus' angehängt ist, der wichtige Varr.

aus den lat. u. hebr. Überss. vorführt (lat. im Orig., hebr. in engl. Übers.). Es folgt (S. 233-263) ein 'Lexicon' arab. termini, nach arab. Wurzeln geordnet; zu jedem Wort werden die engl., lat. u. hebr. [in Transkr.] Überss. angeführt. Dazu gibt es entspr. arab., hebr. u. lat. Wortlisten. Der arab. Text beginnt hinten (also: im arab. Sinne „vorn") und reicht bis S. 68 [arab.] ; hieran schließt sich bis S. 97 [arab.] der Variantenapp. Die Ed. beruht auf 2 Hss. (London, India Off Loth 734; Kastamonu 2298). Wie L. in der 'Introd.' darlegt, gehört das Werk in die arab.-islam. Äa?/'«-Tradition u. will den Aufbau der Weltu. das physikal. Ver¬

halten der verschiedenen Kreise u. Bahnen am Himmel anschaulich machen,

nicht aber eine mathemat. begründete, theoretische Astronomie vorführen.

Immerhin ist erstaunlich, daß Ibn al-H. hier noch unverändert den (falschen) Präzessionswert von Ptolemäus (l" in 100 Jahren) beibehält, obwohl die arab.

Astronomie längst (seit den Beobachtungen im Zi^ al-mumtahan, 214/829-30) den verbesserten Wert 1° in 66 Jahren kannte u. benutzte (cf. Kap. 14, § 361;

laut App. S. 216 in der einen lat. Version weggelassen; in der zweiten lat. Ver¬

sion ed. Luis Mancha S. 166, 22-23). Ebenso auffällig ist die Angabe der

Schiefe der Ekliptik als „ungefähr 24°" (Kap. 6, § 144; hierfür hat nach App.

S. 109 L 1: quasi 23 graduum et 51 minutorum [so Ed., jedoch Ms. 1 3''51']; L2 ed.

Luis Mancha S. 158,18: 23"33' OedochMs. 23°23']). Die erste lat. Version liegt ediert vor bei J. M. Milläs Vallicrosa, Las tradueciones orientales . . . Madrid 1942, S. 285-312; die zweite, die unter Alfons X. von Kastilien enststand u. aus

einer zuerst erstellten altspan. Fassung gemacht wurde, wurde gerade jetzt

ebenfalls ediert, von J. Luis Mancha: La version alfonsi . . ., in: „Ochava Espera" y „Astrofisiea" . Textos y estudios sobre las fuentes ärabes de la astronomia

de Alfonso X. Barcelona 1990, S. 133-207 (nach der einzigen bekannten Hs.

Oxf, Can. misc. 45); vorangeht noch J. Samsö: El original ärabe y la version alfonsi del Kitäb . . ., ib. S. 115-131. Damit liegen nun — welch seltener Fall !—

ein arab. Text u. zwei lat. Überss. davon in gut zugängl. Edd. vor u. bieten der

histor. Forschung die willkommene Möglichkeit, die Geschichte dieses

wirkungsreichen Werkes in Orient u. Abendland auf solider Quellengrundlage zusammenhängend zu erforschen.

P. Kunitzsch, München

Shukri B. Abed: Aristotelian Logie and the Arabic Language in Alfäräbi

Albany: State Umversity of New York Press 1991. XVI, 201 S.

Als Schüler des Grammatikers Abü Bakr as-Sarräg und unter dem Eindruck

zeitgenössischer Diskussionen, v. a. zwischen dem Grammatiker Abü Sa'id as-

Siräfi und dem christlichen Übersetzer Abü Biär Mattä im Jahre 932, über das Verhältnis von Logik und Sprache hat Färäbi zum ersten Male die Sprachphilo¬

sophie in das Arabische eingeführt und ist damit wegweisend für spätere Gram¬

matiker geworden. F. folgt einerseits Siräfis These vom Zusammenhang von

Sprache und (nicht universeller) Logik, andererseits läßt er sich von Abü Biärs Annahme einer universellen Logik leiten, die Abü Biär zufolge allerdings nicht der Sprache bedarf F. geht von Prototypen (mitäl awwal) der Sprache aus, von universellen Intelligibilia, die sich in jeder Sprache, auch im Arabischen, wider¬

spiegeln, am voUkommensten in der philosophisch-logischen Spraehe, die der

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Rhetorik und Poetik überlegen sei. F. ist v. a. in seinem Kitäb al-Alfäz al- musta'mala fi l-mantiq und in seinem Kitäb al-Hurüf darum bemüht, aristote¬

lische Logik und arabische Sprache als harmorusche Verbindung zu präsentie¬

ren, indem er aristotelische Logikterminologie in arabischem Kontext bietet.

Diese hat A. in einer sorgfältigen Beschreibung zusammengestellt und analy¬

siert: Kp. 1-5 bieten eine Zusammenfassung von F.'s Logik-Lexikon; das dann

folgende Schlußkapitel beschreibt F.'s Sprachphilosophie angewandt aufdie

arabische Grammatik: F. geht hier von aristotehschen Begriffen (bes. vom

BegrifT der Zeit) aus und kritisiert Grammatiker seiner Zeit, besonders die

Schule Kufas und ihren Vertreter Siräfi. Trotz unterschiedhcher grammatischer Strukturen einzefner Sprachen gibt es F. zufolge eine äffen Sprachen gemein¬

same fogische Denkstruktur. Sie fmdet ihren voUkommensten Ausdruck in der

Defmition, in der Identifikation von Dingen unter Rückgriff auf Universalien.

Diese entwickelt F. nach dem Vorbild von Aristoteles' Kategorien und Porphy¬

rins' Isagoge, wobei in der Diskussion des Verhältnisses der Partikularien zu den Universalien A. zusätzliche Anleihen aus Aristoteles Analy ticapriora/posteriora.

De Interpretatione, Topica, Physica und Metaphysica nachgewiesen hat. Disku¬

tiert werden die aristotelisch-porphyrianischen Prädikamente hadd, rasm,

Wesen und maugüd sowie die Rolle der vier aristotelischen Ursachen, die syllo¬

gistische Beweisführung, Einteilung und Klassifikation in der Definition. In¬

teressant ist der Nachweis, daß für F. nur das realiter Existierende (maugüd) essentia (mähiyya) hat und wahr ist; mähiyya ist nicht nur ein gedanklicher Begriff, sondern impliziert die Frage nach der aristotelisehen morphe. und ihrem Träger, der Hyle (A. 79). Gerne hätte man mehr zu A's (S. 72) Erklärung erfah¬

ren: „it is only by imitation that God is the subject of predication of an3rthing".

Wie können gleichzeitig alle als solche definierbaren seienden Dinge aus Gottes

nicht in Kategorien faßbarer gauhar emanieren? Übrigens ist es entgegen A

(113) nicht überraschend, daß F. den BegrifT des Vakuums (halä) als Beispiel für seine Definition von „Falsch" verwendet; F. geht wie Aristoteles von der Nichte¬

xistenz des Vakuums aus und hat dies zum Thema einer kleinen Abhandlung

gemacht (s. Daiber, Der Islam 60, 1983, 37 ff.). — A.'s anregende Studie, die mit einem Index ausgestattet ist, wird sich als nützlich erweisen für jeden, der

sich mit Färäbis Logik beschäftigt. Weitere, hiermit zusammenhängende Fra¬

gen sowie die Bedeutung von F.'s SprachphUosophie für seine Metaphysik und

politische Philosophie sind ausgeklammert. Leider hat A. nicht D. L. Black, Logie and Aristotle 's Rhetoric and Poetics in Medieval Arahic Philosophy (Leiden

1990) heranziehen körmen; manche Überschneidungen gibt es auch mit S.

Kemal, The Poetics of Alfarabi and Avicenna (Leiden 1991). — AufS. 140 ver¬

mißt man die nur arabisch erhaltene Abhandlung des Alexander von Aphrodi¬

sias, die A. Dietrich veröfTentlicht hat: Die arabische Version einer unbekannten Schrift des Alexander von Aphrodisias über die Differentia specifica, Nachrichten d.

Ak. d. Wiss., PhUol.-hist. Kl. 1964, Nr. 2. In diesem Zusammenhang hätte die

im Arabischen nachwirkende alexandrinische Dihairesisliteratur Berücksichti¬

gung finden müssen; diese beschäftigte sich mit dem Problem der Definition und unterschied wie F. (A. hat das nicht bemerkt) zwischen Definition und Beschrei¬

bung sowie zwischen vollständiger und unvoUständiger Definition: s. Chr.

Hein, Definition und Einteilung der Philosophie. Von der spätantiken Einleitungsli¬

teratur zur arabischen Enzyklc/pädie. Frankfurt/Bern/New York 1985, 72 ff. — Bei

der von A. herangezogenen Literatur ist mir schließlich aufgefallen, daß N.

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Bücherbesprechungen

Reschers Veröffenthchungen, nämhch Al-Färäbi's Short Commentary on Ari¬

stotle's Prior Analytics und Studies in the History of Arabie Logie (beide Pitts¬

burgh, Pa. 1963), übergangen sind; zu Rescher und seinen Resultaten betr.

Färäbis. S. Feldmann, The Journal of Philosophy 61, Lancaster 1964, S. 711- 723, bes. 726 ff.

Hans Daiber, Amsterdam

' Rita Stratkötter: Von Kairo naeh Mekka — Sozial- und Wirtsehaftsgeschiehte der Pilgerfahrt naeh den Beriehten des Ibrähim Rifat BäSä: Mir'ät al-Haramain.

Berlin Klaus Schwarz Verlag 1991. 8 und 392 Seiten.

Ibrähim Rifat Bäää (in Folge: IRB) wurde 1857 in Assiut am Nil geboren.

Nach einer normalen mihtärischen Offizierslaufbahn stieg er 1900 zum Oberst¬

leutnant auf als der er Führer der Militäreskorte für die ägyptische mahmal-Pi\-

gerkarawane nach Mekka 1901 wurde. Als Oberst und zuletzt Generalmajor

ßiwä') war er dann dreimal Befehlshaber dieser Pilgerfahrt (amir al-ha^§) in den Jahren 1903, 1904 und 1908. IRB starb 1935 in Kairo. Die Berichte seiner

vier Reisen nach Mekka und Medina hat er in seinem 1925 erschienenen zwei¬

bändigen Werk „mir'ät al-haramain" niedergeschrieben. Band I dieser Berichte (514 Seiten) bezieht sich aufdie erste Reise IRB's nach Mekka, als Führer der Garde. Aus dem zweiten Band (395 Seiten), der den Bericht von den drei Reisen als Befehlshaber der Karawane enthält, hat Verf lange Passagen übersetzt, weniger wichtige Teile kurz zusammengefaßt. Diese Ubersetzungsarbeit belegt die Seiten 131-281 des vorliegenden Werkes, nachdem zunächst ausgewählte Aspekte der Pilgerfahrt erörtert werden (S. 37-130). Die Arbeit beruht also auf zwei Schweqjunkten.

Im einzelnen folgt auf eine Einführung (1-14) und die Vorstellung IRB's und seines Werkes (15-26) die Erörterung sozialer und wirtschaftlicher Aspekte der

Pilgerfahrt. So werden Aufbau und Personal der moAmaZ-Karawane (27-52) und

deren Insignien kiswa, surra und mahmal (52-68) vorgestellt, Organisation und

Ablauf dieser traditionsreichen Pilgerkarawane (69-106) besprochen. Dazu

kommt ein Abschnitt zu Persönlichkeiten und Bevölkerung des Higäz im bespro¬

chenen Zeitraum (107-124).

Diese Abschnitte und der mit einer Vorbemerkung (125-130) eingeleitete Übersetzungsteil (131-281) zeichnen sich optisch durch einwandfreie Präsenta¬

tion und inhaltlich durch Sachkenntnis und einen angenehm lesbaren (Überset- zungs-)Stil aus. Besonders infonnativ sind die zahlreichen sinnvollen Fußnoten, die im Übersetzungsteil den Kommentar bilden. Nach einem „Schluß" (282- 286), in dem die Entwicklung der Pilgerzahlen und Transportmittel im Higäz bis heute angesprochen wird, schließt Verf ihre Arbeit mit einem umfangreichen

Anhang (287-392) mit Tabellen zu Währungen, Maßen und Gewichten, Infor¬

mationen zu Beduinenstämmen und Wege und Karten im Higäz. Insgesamt 32

Abbildungen (321-340) übernimmt Verf aus dem Werk IRB's, den Abschluß

bilden Literaturnachweis und Indizes.

S. 19 und 127: Zu ma'iya saniya statt „Kabinett des Khediven" besser

„Gefolge", S. 63-68: Die interessanten Ausführungen zum »reaAmo/lassen leider Informationen zu Bau, Aussehen und z.B. Lebensdauer einer solchen „Sänfte"

vermissen. Im Verlauf des Übersetzungsteils (125-281) verweist Verf aufdie

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Abbildungen im Anhang. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn in den Teilen davor (d.h. S. 27-124 Aspekte der Pilgerfahrt) an den entsprechenden Stellen ebenfalls auf das Photomaterial hingewiesen worden wäre, wie sie es nur einmal tut (S. 122, n. 89).

Die Indizes (S. 353-392) hätten wohl bei kleinem Schrifttypus weniger als

20 Seiten eingenommen. Sie sind allerdings sehr gut zu gebrauchen.

Neben diesen wenigen Punkten leichter Kritik bleibt der sehr positive Ge¬

samteindruck der Arbeit von Rita Stratkötter vollends bestehen. Sowohl in

inhaltlicher als auch in formaler Hinsicht ist das Buch lesenswert. Insbesondere die Ausgrenzung der rituellen und religiösen Aspekte der Pilgerfahrt und die Konzentration aufdie selbstgesetzte Thematik ist angenehm. Rezensent erlaubt sich, die Arbeit nicht nur den Interessenten der ha^^ oder der modernen arabi¬

schen Wirtschafts- und Sozialgesehichte zu empfehlen.

Stephan Fliedner, Tübingen

al-Ankary, K. M. und El Sayed el Bushra (Hrsg.): Urban andRurcd Profiles

in Saudia Arabia (= Urbanisierung der Erde, Bd. 8), Berlin u. Stuttgart:

Gebr. Bomträger 1989, IV -I- 208 S., 88 Abb., 55 Tab., 125,- DM.

Wer sich über eine voluminöse Studie zu „Städtischen und ländlichen Siedlun¬

gen in Saudi-Arabien" wundert, vergißt, daß hier mit den beiden heiligen Städte

Makka al-mukarrama und Madina al-munawwara die wohl ältesten Dauersied¬

lungen der Arabischen Halbinsel liegen. Heute spielt sich hier ein spektakulärer

Urbanisierungsprozeß ab. Schätzungsweise 70% der 14 Mill. Einwohner Ara¬

biens leben bereits in Städten, nur weniger als 5% sind noch Nomaden. Eine for¬

male und funktionale Bestandsaufnahme des Urbanisierungsprozesses war

daher wünschenswert; sie liegt in diesem vom stellvertretenden Minister für

städtische und ländliche Siedlungsangelegenheiten und einem Siedlungsgeogra¬

phen der Universität Riyäd herausgegebenen Band vor. Die guten Beziehungen

des Herausgebers der Reihe, Dr. Wolf Tietze (Helmstedt) zu saudi-arabi¬

schen Wissenschaftlern, sichtbar in mehreren der Arabischen Halbinsel gewid¬

meten Schwerpunktheften des ebenfalls von ihm edierten Geo Journal, ermög¬

lichten eine Veröffentlichung in der renommierten deutschen Reihe.

Wer den Band nach dem Krieg um Kuwait wieder zur Hand nimmt, erkennt,

daß Planung und Realität in diesem von der Natur weitgehend lebensfeindlich

gestalteten Gebiet auseinanderklaffen. Bei der hohen Wachstumsrate von 3,5%

p.a. prognostizierte die Weltbank einen Bevölkerungsanstieg auf 20 Mül. Men¬

schen im Jahr 2000 und 28 Mill, im Jahr 2010. Stehen dem - außer Erdöl - die

entsprechenden Ressourcen zur Verfügung? 80% der Lebensmittel sind zu

importieren, Riyäd lebt fast gänzlich von Meerwasser, das über eine 500 km

lange Leitung von den Entsalzungsanlagen am Golf zugeführt wird (hierzu der

Beitrag von I. Shukri, der einen institutionellen Überblick gibt). Falls Bevölke¬

rung und Verbrauch im gleichen Rhythmus steigen, dann sind die in der „natio¬

nalen Grundwasserbilanz" für 1985 angegebenen fossilen Wasserreserven nach

unseren Berechnungen im Jahr 2019 erschöpft.

Diese und andere in die Zukunft weisende Fragestellungen umgeht der stark von Architekten und Bauingenieuren geprägte Band ebenso wie tiefgreifende empirische Forschung. Letztere ist zwar in Saudi-Arabien schwer durchführbar,

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Bücherbesprechungen

doch hätten die vom mitherausgebenden Ministerium in den 70er Jahren in Auf¬

trag gegebenen Regionalstudien wertvollen Daten geliefert zu Elementen wie

— Wohn- und Mobhitätsverhalten der Haushalte;

— Stadt-Umland-Beziehungen;

— Verknüpfung zvrischen Stadt und regionalem Produzenten;

— Aufeinanderprallen von traditionellen und westlichen Lebensformen.

Hierzu bringen die Beiträge über neue Städte (vor allem öubayil und Yanbu') von T. M. Al-Soliman (mit einer Befragung zum „Raumempfinden"), K. MtJL-

ler-Ibold und S. Al-Hathloul & Anis Ur-Rahman einige Aussagen.

Die Arbeit über die Hauptstadt Riyäd (M. A1-Hussayen) konzentriert sich

auf eine Analyse der Straßen- und Blockgrundrisse aus den einzelnen

Bauphasen, über öiddah finden wir leider nichts Kohärentes (dazu jedoch

neuestens R. F. Krause: Stadl geographische Untersuchungen in der Altstadt von

Djidda/Saudi-Arabien [Bonner Geogr. Abh. 81], Bonn 1991), obwohl der Bür¬

germeister von öiddah, K. M. Abdul-Ghani, einen Beitrag über Stadtverkehr (gemeinsam mit A. El-Shabani) verfaßte.

Für den Orientforscher ertragreich ist der Beitrag von M. Al-Nowaiser, der auf das gruppenspezifische Raumverhalten in traditionellen ländlichen Siedlun¬

gen (am Beispiel der Region QassJm) eingeht und die in den Lebensraum umge¬

setzten Gedanken von haräm-haläl nachvollzieht. Er gibt zu denken : Wie kann

diese von innen nach außen abnehmende Intimität des Wohnumfeldes in von

westhchen Architekten geplanten Neusiedlungen realisiert werden?

Insgesamt ist der vorliegende Band schon ein gewichtiger Beitrag über ein

Land, dessen wissenschaftliche Erforschung im eigentlichen Sinne noch viele

Lücken aufweist. Die Zeiten des planmäßigen und anhaltenden Wachstums in

allen Sektoren, so wie es hier die Beiträge von T. Fadaak (Städtische Woh¬

nungsbauförderung), A. F. Ahmad (Integrale ländliche Planung) u.a. darstel¬

len, sind wohl vorbei. Von den Konflikten in der Region kann sich Saudi-Ara¬

bien nicht abkoppeln. Wissenschaftler sollten dem Lande helfen, einen aus¬

gewogenen „mittleren Weg" zwischen Planungseuphorie und „Machbarkeits¬

wahn" auf der einen Seite und naturdeterministischem Pessimismus auf der anderen Seite zu finden.

Konrad Schliephake, Würzburg

A. V. Williams: The Pahlavi Riväyat Accompanying the Dädestan i Denig. Parti:

Transliteration, Transcription and Glossary. Part II: Translation, Commentary

and Pahlavi Text. Copenhagen: Det Kongelige Danske Videnskabernes Sels¬

kab 1990. (Historisk-filosofiske Meddelelser. 60:1) 2 Bde. 357, 381 S. 8°.

Mit seiner umfangreichen, von der University of London als Dissertation

angenommenen Schrift legt der Vf zum ersten Mal eine Gesamtbearbeitung des

sog. Pahlavi Riväyat zum Dädestän i Denig vor. Obwohl der Text dieses mittel¬

persischen Werkes bereits 1913 von B. N. Dhabhar in seiner Edition zugäng¬

lich gemacht wurde und seitdem mehrere Einzelstudien zu verschiedenen Passa¬

gen ersehienen sind, hat merkwürdigerweise bislang niemand den Versuch

unternommen, das Riväyat insgesamt zu bearbeiten. Die einzige umfangreiche —

wenn auch nicht vollständige — Studie, die von H. K. Mirza als Dissertation an der University of London 1942 eingereichte Arbeit, blieb, da sie nicht pubhziert

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 142, Heft 2 (1992)

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wurde, für einen breiteren Interessentenkreis unzugänghch. Mit dankenswerter Akribie widmet sich nun W. der längst fälligen Übersetzung dieser bemerkens¬

werten Schrift, die sich mit den unterschiedlichsten zoroastrischen Themen

ohne erkennbare Gliederung oder Einteilung befaßt: ein buntes Gemisch aus

rechtlichen und religiösen Vorschriften, Erläuterungen und Beschreibungen des

rehgiösen Kultes, Nacherzählungen von Mythen und Legenden. Hauptzweck

dieses erst im 9. oder 10. Jh. nach dem Einbruch des Islam enstandenen Werkes ist nach Ansicht W.s weniger die Mitteilung wissenswerter theologischer oder

ritueller Einzelheiten als die Ermahnung zur Sohdarität und Treue in der

zoroastrischen Gemeinde. Er erkennt auch durchaus einen übergeordneten

Zweck und Gemeinsamkeit in der Präsentation der unterschiedhchen Themen:

es gehe vor allem darum, den Widerspruch, der durch die Dualität von Gut und Böse in allen Aspekten des Daseins entstehe, zu lösen — sei es durch konkrete Vorschriften in Bezug auf das richtige Handeln im Zweifelsfah, sei es durch den Verweis auf das Verhalten und Schicksal von Persönlichkeiten aus der mythi¬

schen und legendären Überlieferung. Der umfangreiche Kommentar befaßt sich

hauptsächlich mit der Erläuterung theologischer und religionsgeschichtlicher

Zusammenhänge, deren Kenntnis zum Verständnis der Übersetzung unerlä߬

lich ist. Zahlreiche Querverweise zu anderen mp. Werken ähnlichen Inhalts

sowie zu den entsprechenden awestischen TextsteUen stellen einen wertvollen

Zusammenhang zu der übrigen zoroastrischen Literatur her.

W. bietet eine sorgfältig durchdachte und in sich schlüssige Übersetzung

sämtlicher 65 Kapitel des Werkes (nach der Zählung von Dhabhar). Daß hier

und da auch andere Auslegungen des Textes möglich sind, wird niemanden, der

die Mehrdeutigkeit der Pahlavi-Schrift und -Syntax kennt, überraschen. Die

folgenden Bemerkungen zu einzelnen Begriffen und Textstellen, die ich teilweise

anders verstanden habe als W., mögen deshalb eher als Anregung zu einer

erweiterten Deutung des Textes verstanden werden, weniger als Kritik an der

insgesamt überzeugenden und verdienstvollen Arbeit des Vfs (die folg. Zählung

richtet sich nach W. ; in Klammern stehen die entsprechenden Seitenzahlen in

der Edition von Dhabhar). 2.4 (3): Im Zusammenhang mit der Frage, ob „zube¬

reitetes Essen" (xwariSn i säxtag) in einem Haus, in dem jemand verstorben ist, verwendet werden darf heißt es, dieses sei a-kär. W.s Übersetzung „useless"

scheint mir nicht stark genug zu sein, zumal der Ausdruck a-kär häufig (beson¬

ders im juristischen Kontext) im Sinne von „außer Kraft", „außer Verfügung",

„außer Gebrauch" verwendet wird — eine Bedeutung, die auch hier besser in den

Kontext paßt. 4.2 (5f): Wad-xwäh, eig. „schlechtgesinnt, das Schlechte wol¬

lend, fördernd" bezeichnet im juristischen Zusammenhang (in dem er auch hier gebraucht wird) jemanden, der im Rechtsstreit „verbrecherischen WUlen" zeigt.

Das Abstraktum wad-xwähih wird im Denkard (720.1) im Zusammenhang mit

anderen Delikten der Prozeßordnung, nämlich zür-gügäyih, dem „falschen Zeug¬

nis", und drögdädwarih, der „falschen Richteramtsführung", angeführt und als

„Gabe des Bösen Geistes" (däd i gannäg-menög) bezeichnet. Der Ausdruck taucht hier mit drei unterschiedlichen Schreibungen auf, u.a. auch als wt'hw', was leicht auch als wad-axw gelesen werden könnte. Der Gegensatz aber, der zu räst-xwäh (geschr. r'st B'YHWN!) hergestellt wird, läßt auch hier keinen Zwei¬

fel zu über die richtige Lesung. Ich schlage daher vor, auch 41.4 (122 f.) in der Aufzeichnung von Afar^arzäw-Verbrechen statt wad-axwih „bad faith" (so W.) wad-xwähih zu lesen. 8d6 (\3): A-xweSkärthä übersetzt W. frei mit „Ulegitima-

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Bücherbesprechungen

tely". Der Terminus für „unehelich, ungesetzlich" ist aber immer a-dädestänihä.

Ich nehme an, daß mit dem Ausdruck, der wörtl. „außerhalb der Pflichterfül¬

lung" heißt, auf einen anderen Umstand hingewiesen werden soll. Zu den Pflich¬

ten (xweSkärih) eines rechtgläubigen Zoroastriers gehörte u. a. auch die Versor¬

gung eines anderen Mannes, der selbst keine Kinder hatte, mit Nachkommen¬

schaft. Es galt als durchaus legitim, mit der Frau (des pädixSäy-TyYiu») eines

anderen Mannes, der keine Hoffnung auf Nachkommenschaft hatte, eine sog.

fag'or-Ehe einzugehen, um in dieser Liaison für den ersten Ehemann Kinder zu zeugen. Die Frau galt aber immer offiziell als Ehefrau des pä(Zia:iö?/-Manne8; die Kinder aus der tagar-Wna juristisch als Kinder des pärfixsä«/-Vaters, nieht des natürhchen ($a^a»^Vaters. Dieser Fall soll nun in unserem Satz ausdrücklich aus¬

geschlossen werden: die Tochter, die einem Mann „außerhalb der (religiösen) Pflichterfüllung von der Frau einer anderen Person geboren wird" ist explizit kein Kind aus einer solchen Regelung; sie gilt nicht als Kind eines pädixSäy-

Vaters, somit kann die xwedödäh-¥he mit dem natürlichen Vater rechtmäßig

(dastwarihä- so zu lesen) geschlossen werden. 1012 (32): W.s Übersetzung

„hate" für weh kann ich mir nur als Flüchtigkeitsfehler erklären. Der Satz ist durchaus sinnvoU, wenn man diese Lesung beibehält: . . . ka-Sän mihr ne däSl u-Sän ka weh kard, „. . . wenn sie (= die Menschen) keine Liebe hatten, obgleich sie Gutes getan haben". 14.3 (39): Mögfich ist auch die Lesungpai< „Vertrag"

flir Ms. pwst ansteife der Verbesserung zu *paSn. 41.1 (122f ): Stür-Skeniinih ist nicht „to break adoption". Die Übersetzung „adoption" für stür(ih) ist restlos veraltet und von W. vermutlich in Anlehnung an die Edition von Mirza (der er sonst nicht unbedingt folgt) übernommen. SturiA bezeichnet die Institution zur

Zeugung von Nachkommen fur einen kinderlos verstorbenen Mann, der über ein

gewisses Vermögen verfügt; stür die Person (weiblichen oder männlichen

Geschlechts), die mit der Zeugung von Kindern für einen anderen Mann beauf¬

tragt wird. Mit dem Rechtsfall der Adoption hat die ganze Institution nichts zu tun.

Maria Macuch, Berhn

Paolo Magnone: L'Arbuda-khanda dello Skanda-puräna. MUano: Istituto Lom¬

bardo Accademia di Scienze e Lettere 1989. 43 S. (Memorie dell'Istituto Lom¬

bardo — Accademia di Scienze e Lettere. Classe di Lettere — Scienze Morali e Storiche. Vol. 39, Fasc. 2 (= S. 49-92).

Der Hauptteil des vorliegenden Heftes (S. 56-85) bietet zusammenfassende

Inhaltswiedergaben der 63 Adhyäyas des Sthalamähätmyas namens Arbuda-

khanda; hierbei handelt es sich um den vierten Abschnitt des siebten und letzten

Buches (Prahhäsakhanda) des Skandapuräna, wie es als Gesamtwerk

handschriftlich überliefert und mehrfach in Indien ediert worden ist. Einleitend (S. 49-55) wird darüber hinaus eine kurze Analyse des Aufbaus und Inhalts die¬

ses Mähätmyas geboten, das speziell der Verherrlichung hinduistischer Heiligtü¬

mer in der Gegend des östlich von Udaipur in Rajasthan gelegenen Arbuda-Ber-

ges (heute Abü-Berg genannt und besonders dureh seine jainistisehen Tempef

berühmt) gewidmet ist. Die Abhandlung schließt mit Indizes der im Arbudak-

handa vorkommenden Personen- und Ortsnamen (S. 85-92). Mit der vorliegen¬

den Arbeit setzt der Autor eine Serie von Inhaltszusammenfassungen einzelner

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 142, Heft 2 (1992)

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Abschnitte des Skandapuräna fort, welche von M. Vallauri mit sechs Beiträ¬

gen in den Jahren 1934-51 begonnen und zwischenzeitlich von M. P. Repetto

mit zwei 1980-81 erschienenen Arbeiten weitergeführt worden ist. Das

Skandapuräna, das in seiner — allerdings keineswegs einheitlich — überlieferten Textgestalt im wesentlichen aus einer nur lose zusammengestellten Sammlung von Sthalamähätmyas besteht, ist mit fast 2000 Adhyäyas das größte unter den bekannten Purärias. Eine erste Aufschlüsselung dieser kaum überschaubaren

Textmasse durch Inhaltszusammenfassungen und Namenindizes ist daher ein

wichtiger Schritt und eine Voraussetzung für die Einbeziehung des darin reich enthaltenen historischen Materials in die Erforschung der Religionsgeschichte des indischen Mittelalters ahgemein und speziell der historischen Entwicklung und geographischen Veiteilung und Ausbreitung des hinduistischen Sektenwe¬

sens. Es wäre für die nähere Zukunft zu wünschen, daß die bislang noch nicht berücksichtigten Passagen des Skandapuräna, nämlich große Teile des fünften und siebten Buches sowie das ganze sechste Buch, in ähnlicher Weise erstmals beschrieben und indiziert werden könnten.

Horst Brinkhaus, Hamburg

Renate Söhnen and Peter Schreiner: Brahmapuräria. Summary of Con-

teMts, with Index of Names and Motifs. Wiesbaden: Harrassowitz 1989, XLI,

596 S. (Puräna Research Pubhcations, Tübingen, ed. by H. von Stieten¬

cron. 2) Lw. 118,- DM. ISBN 3-447-02960-9.

Nachdem 1987 im ersten Band des Tübinger Puräna-Projekts der Text des

Brahmapuräria und umfassende Wortindizes erschienen waren, ist der vorlie¬

gende zweite Band nunmehr der inhaltlichen Aufschlüsselung des genannten

Purärias gewidmet. Im Hauptteil des Bandes werden einerseits eine eingehende

und in Anmerkungen reich kommentierte Inhaltszusammenfassung der 246

Kapitel des Brahmapuräna (S. 1-402) und andererseits ein ausführlicher Index zu dieser Inhaltszusammenfassung (S. 407-506) geboten. Zur zusammenfassen¬

den Inhaltswiedergabe ist besonders hervorzuheben, daß deren Autoren keines¬

wegs der Versuchung erlegen sind, über sprachlich-philologische und inhaltliche Detailprobleme, woran es in puränischer Literatur gewöhnlich nicht mangelt,

einfach hinwegzugehen, sondern im Gegenteil durchgängig das Bemühen spür¬

bar ist, die philologischen und interpretatorischen Schwierigkeiten des Textes

herauszustellen und erforderlichenfalls entweder alternative Lösungsvor¬

schläge anzubieten oder auch einfach, aber explizit, zu passen. Der anschlie¬

ßende Index umfaßt die vorkommenden Namen von Personen, Orten, Kasten

usw., inhaltliche Schlüsselwörter und erzählerische Motive, im Text enthaltene linguistische, literaturtheoretisehe und metrische Termini, Namen der in den Fußnoten genannten Forscher und Titel herangezogener anderer Sanskrittexte.

Mit dem vorliegenden zweiten Band zum Brahmapuräna ist die Bearbeitung spe¬

ziell dieses Werkes innerhalb des Tübinger /^räraa-projekts abgeschlossen.

Hatte bereits der erste Band, der der sprachlichen Erschließung des I^ränas gewidmet war, neue Perspektiven insbesondere zu vertiefter linguistischer Aus¬

wertung des Textes eröffnet, so kann nun auch lür den zweiten Band, der die

inhaltliche Erschheßung des Werkes in bisher, was Puränas anbetrifft, nieht gekannter Gründlichkeit bietet, festgestellt werden, daß damit die geistes- und

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 142, Heft 2 (1992)

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Bücherbesprechungen

besonders die rehgionsgeschichthehe Interpretation und Auswertung dieses

Werkes der anonymen Sanskrit-Literatur auf eine erstmals umfassende und

zuverlässige neue Grundlage gestellt worden ist.

Horst Brinkhaus, Hamburg

Amatya, Shaphalya [ed.]; National History (hiide Committee {Nepat). Source

Manual Series. Kathmandu.

1. His Majesty's Government. Ministry of Finance. Department of Revenue,

Record Section and, Office of the Comptroller General, Kumari Chowk

Gosora Treasury. [1988]. 101 S.

2. His Majesty's Government. Ministry of Defence, Royal Army Head¬

quarters, and His Majesty's Government. Ministry of Foreign Affairs,

Record Section. [1988]. 164 S.

3. Guthi Records and Accounts Office. The Civil Servants Record-Keeping Office. Documents Section, The National Archives. The Central Library.

Tribhuvan University, Centre for Nepal and Asian Studies. The Madan

Puraskar Library. The National Library and The Keshar Library. [1989].

150 S.

It is with an incredulous surprise that one reads the unpretentious volumes of the present series. They mark the beginning of the first systematic attempt to provide information about what doubtless are the largest repositories of traditi¬

onal South Asian documents still in existence, viz., the varied holdings in public and semi-official collections of Nepal.

When utilized, these materials will inaugurate what will turn out to be a fasci¬

nating field of study, especiaUy in view of the peculiar nature ofthe Hindu legal

system where Law is embedded in much that one would nowadays call Custom,

and where even legal texts often argue from moral principles rather than from the exigencies of an administration, let alone from actual cases. Hence the touch

of remoteness and impracticality which so often exasperates the student of

Hindu law.

It is in this context that the Nepalese documents, those signalled here and the innumerable others that still await the scholar's eye, are of an importance that can hardly be overrated; they permit us to view realities, and wiU allow us to reconstruct law as practised. For the Nepalese collections do not consist of iso¬

lated relics, such as we do have from other parts of the subcontinent; rather,

their enormous mass forms a series which spans many centuries. Their bulk of

course dates from ^äha times — which incidentally means they also document the process of how and where a predominantly Hindu state found it necessary to

respond to the challenges of the West. —

When speaking of law and the administration, we have highlighted the occa¬

sion of most of the documents rather than their content, which touches upon practically all human activities, public and private; the materials wUl eventually provide insights into the daily life of and within a Hindu State such as no other sources from the Subcontinent will allow.

Dr. Amatya 's descriptions follow a clear and useful pattem. The different repositories are introduced by a brief synopsis of their traditional function and

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 142, Heft 2 (1992)

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the matenals to be expected. These are followed by short summaries of selected specimens.

Within the scope of this review, it is impossible to give more than the most arbitrary impression of the wealth of materials which lie buried in what Dr.

Amatya at times in wry humour calls 'the morgue'. The first volume opens with two Inventories which alone would be a sufficient justification for extended treatment: '1. Date (A.D. 1712-72) [. . .] duplicatefs] of the Royal Sealed Docu¬

ments of orders, Govt, service, trust[s] etc. granted to different persons [. . .] Totalno.

of boolcs: 14.-2. Date (A.D. 1777-1802) [. . .] duplicate[s] of the Royal Sealed Documents granted in order to demarcate Birta, Guthi (trust) and the lease of share- cropping. [. . .] Total No. of bundles: 30.'

Materials conceming Political History of course are very prominently repre¬

sented: they also include specimens ofthe diplomatic correspondence of Newar kings (i.e. preceding 1768), and a great deal of papers concerning relations with

the immediate neighbours, i.e. the East India Company and Tibet.

Chronicles: Of the forefathers of King Prthvi Näräyan ^äh (2.83); Coronation of

King Narabhüpäla Säh and account ofhis rule (A.D. 1716) (2.103).

Religion and Religious Institutions: Account of temples built by King Siddhina- rasirnha Malla (17th century: during the restitution of the Pätan monarchy), in¬

stalling the images ofthe deities, pious works done by King Yoganarendra Malla (2.103); endowments: Restoring the land ofthe Svayambhü monastery to Dharma

Lama (2.104); a ledger conceming the Visvesvara Temple in Benares (3.40);

from 1895, there is a list of holdings of tmst lands for seven villages in the vicin¬

ity of Bhatgaon founded by members of the Royal Family (3.34).

Law: Order to arrest a Magar who had eloped with a girl (A.D. 1862) (1.49);

Order to take action against someone who had treated his servants as slaves (1879) (1.50).

Ethnology: The mles framed by King ^riniväsa Malla for observing mourning (2.83); those ofKing Räm ädh in respect of priesthood, administration of justice by making the litigants swear by touching a stone, and witchcraft (ibid.). From

1812, i.e. long before the promulgation of the Muluki Ain, there is the duplicate of the record book on the penal code regarding [of fences against] caste and the documents of clearance to be issued after fines have been paid (1.48).

Documents regarding Tibet: Report on the theft of valuables from the grave of the Dalai Lama [at the] Potala 2.107; 400 petitions written in Tibetan, dated

from 1918-1938 (2.110); Reports (1827ff ) on the Kemng sector and the Chi¬

nese Amban minting coins, this move being prohibited by the government of

Tibet (2.101): From Copper Plates or keJaris (i.e. royal appointments to highest offices, bearing an imprint ofhis hand), läl mohars and khculganisänas (promuf- gations by the king and by the Prime Ministers, respectively) down to the stan¬

dard records on palm leaf or paper, the whole range of official and private trans¬

actions is attested in an unbelievable prolusion.

With a historian's respect for sources. Dr. Amatya, the present Director Gen¬

eral of the Department of Archaeology and Antiquities, has realized the impor¬

tance of these materials that ought — and no doubt eventually vrill — come under the responsibility ofhis Department. He has used his training and the opportu¬

nities ofhis post to give us a first impression of collections hitherto practically unknown, and to a considerable part stih inaccessible. For this pioneer effort, he deserves our praises and our warmest thanks.

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The next stage wih have to be the cohection, organization and description of this vast amount of material. It is a formidable task, and one which will tax the resources of the Kathmandu National Archives, and indeed of the Department of Archaeology, to the utmost. To have made the international world of scholars aware of the problem is not the least among Dr. Amatya's merits.

Bernhard Kölver, Kiel

Graeme MacQueen, A Study of tke iSrämanyaphala-Sutra. Wiesbaden: Otto

Harrassowitz, 1988. (Freiburger Beiträge zur Indologie, Bd. 21). VII, 307 S.

(ISBN 3-447-02806-8). 68,- DM

Diese an der Harvard-Universität als Dissertation angenommene und auch in

einer an Dissertationsdruck erinnernden Gestalt publizierte Arbeit enthält im

wesentlichen eine Ubersetzung von fünf der sieben erhaltenen Versionen des

^rämanyaphalasütra, eine vergleichende Analyse und den Versuch der Rekon¬

struktion einer älteren Textfassung, die der Verf. „alten Text" nennt. Die

ausführlich dargelegten methodologischen Prinzipien der Rekonstruktion des

„alten" Textes beruhen im wesentlichen auf herkömmlichen Vorstellungen,

wonach man von einer Textentwicklung ausgehen kann, die weitgehend der

historischen Aufgliederung der sog. Sekten entspricht; nur gelegentlich wird die

der neueren Forschung durchaus geläufige Erkenntnis angesprochen (z.B. S.

195), daß der tatsächliche Verlauf der Textgeschichte wesentlich komplexer gewesen sein dürfte. Die Arbeit enthält eine Reihe von interessanten Beobach¬

tungen philologischer und textgeschichtlicher Art. Leider repräsentiert sie nicht den heutigen Stand der Forschung. So weist die Literaturgrundlage dieses 1988

mit einer undatierten Vorbemerkung erschienenen Bandes Lücken auf, die zu

der Vermutung führen, hier sei ein verhältnismäßig altes Manuskript ohne Über¬

arbeitung oder Anpassung an den neuen Forschungsstand unverändert

abgedruckt worden. Der Sanskrit-Text ist nur in der fehlerhaften Edition von

N. Dutt (1950) benutzt worden (S. 15); die schon 1978 erschienene Edition

des Samghabhedavastu von R. Gnoli ist nicht erwähnt, noch viel weniger die

schon 1974 erschienene Faksimüe-Ausgabe von Lokesh Chandra. Nur der auf

der Rückseite des Titelblattes vom Verlag beigefügten CIP-Kurztitelaufnahme ist kleingedruckt zu entnehmen, daß die Dissertation 1978 vorgelegt worden ist;

weder Verfasser noch Herausgeber haben es für nötig befunden, im Buch selbst

darauf aufmerksam zu machen, daß dem erschienenen Text ein Forschungs¬

stand von deuthch vor 1978 zugrunde liegt. Die Unterlassung eines entspre¬

chenden Hinweises suggeriert dem unbefangenen Leser aber einen aktuellen

Beitrag zur Forschung aus dem Jahre 1988. Auch neuere Sekundärhteratur,

z.B. einschlägige Arbeiten E. Waldschmidts, wäre zum Thema jetzt heranzu¬

ziehen; selbst hinsichtlich älterer Publikationen fmden sich deutliche Lücken.

Übrigens erscheint mir der Gebrauch des Begriffes „Mahäyäna elements" pro¬

blematisch; so entsteht auf S. 27 der Eindruck, das Vorkommen der Reihe der

sechs Päramitäs sei allein schon ein Beweis für Mahäyä,na-Emüuß. Die Benut¬

zung des Buches wird dadurch erschwert, daß das Abkürzungsverzeichnis (S. 299 f) die Bezeichnungen der Textrezensionen usw. nicht enthält; so wird z.B. „M" nur auf S. 118, Anm. 27 erklärt, daim aber bis zum Ende des Buches benutzt.

Zeitschrift der Deutsehen Morgeniändischen Gesellschaft Band 142, Heif 2 (1992)

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Das Srämanyaphalasütra ist auch Gegenstand einer Arbeit von K. Meisig, die in der gleichen Serie erschien (Bd. 19, 1987); darin wird ebenfalls ein Versuch der textgeschichtlichen Analyse dieses Sütra gemacht, allerdings auf Grundlage

einer ganz anderen Methode. Meisig hat die Arbeit von MacQueen erst nach

Abschluß seines eigenen Buches gesehen und geht auf sie nicht weiter ein, weil die „beiden Arbeiten sich eher ergänzen als überschneiden" (Meisig, S. IX).

Jedoch könnte nach meinem Eindruck gerade das nunmehrige Vorliegen dieser

beiden ganz unabhängig voneinander entstandenen Arbeiten als Grundlage

einer kritischen und vergleiehenden Auseinandersetzung mit den beiden Metho¬

den dienen.

H. Bechert, Göttingen

Marcel Hofinger, Le Congres du Lac Anavatapta (Vies des Saints bouddhi¬

ques). Extrait du Vinaya des Mülasarvästivädins, Bhaisajyavastu, II: Legendes

du Bouddha (Buddhävadäna). Louvain-la-Neuve: Institut Orientaliste, 1990

(Pubhcations de l'Institut Orientaliste de Louvain, 38). (ISBN 90-6831-222-7).

159 S. 1.600 Bfr.

Gegenstand dieser Arbeit ist ein im Bhaisajyavastu des Vinayavastu der Müla¬

sarvästivädins eingefügter längerer erzählender Text. Dieser beginnt mit einer

Rahmenerzählung über die Versammlung am mythischen See Anavatapta, auf

die ein längerer Prosa-Abschnitt folgt, in dem Säriputra und Maudgalyäyana eine wichtige Rolle spielen. Daran schheßen sich die Berichte von 36 Ordensäl¬

teren (sthavira) und der Bericht des Buddha selbst über ihre Taten in früheren

Existenzen und deren Karma-Folgen an. Die Erzählungen gehören in die Kate¬

gorie der sog. Avadänas. Die Berichte der 36 Mönche sind in Versen abgefaßt,

wogegen der Bericht des Buddha zunächst in Prosaform erscheint, am Ende des

Textes aber in Versform noch einmal vorgetragen wird. Verse ähnlicher Art fin¬

den sich übrigens im Apadäna, das zum Päli-Kanon gehört; doch stimmen nur

wenige der Erzählungen dort inhaltlich mit denjenigen im hier besprochenen

Text überein. Weitgehende Übereinstimmung mit dem Apadäna besteht bei den

am Ende stehenden Versen des Buddha, die deswegen religionsgeschichtlich

besonders bemerkenswert sind, weil in ihnen dargelegt wird, wie auch der

Buddha den Gesetzen des Karma unterworfen ist und in seiner letzten Existenz

„Karma-Reste" (karmävasesa) von bösen Taten in früheren Existenzen zu spü¬

ren bekommt.

Der erste Teil von H.'s Buch erschien 1954 und erneut 1982 in zweiter Auf läge: Er trägt den Untertitel „Legendes des saints bouddhiques (Sthavirävadäna)"

und enthält den tibetischen Text unter Beifügung der unverändert aus der

damals allein zugänglichen unzulänglichen Ausgabe von N. Dutt abgedruckten Bruchstücke des in der Gilgit-Handschrift erhaltenen Sanskrit-Textes, danach

einen photomechanischen Nachdruck des chinesischen Textes nach der Taisho-

Ausgabe, eine ausführliche annotierte Übersetzung sowie ein Glossar. Der von H. gewählte Titel Sthavirävadäna ist nicht belegt, sondern von ihm selbst kon¬

struiert. Diese Bearbeitung wird nun in Band 2 fiir den Rest des Textes, d. h. für

die Berichte des Buddha mit Wiedergabe des tibetischen Textes und der Sans¬

krit-Fragmente, vriederum nach der Ausgabe von N. Dutt, in der gleichen

Weise fortgesetzt, allerdings ohne daß der Fortschritt der Forschung und die

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Zugänghchkeit neuer Materialien in den dazwischen liegenden 35 Jahren

berücksichtigt oder auch nur zur Kenntnis genommen würde. Dabei hat er ent¬

gegen den üblichen Transliterationsregeln aufdie Worttrennung bei der Wieder¬

gabe des A'a^ari-Textes verzichtet, so daß Wortgebilde wie z. B. yo'sävuttaro

näma oder mänavo'hameva (Textstück 90) entstehen. Aus dem Buch wird nicht

deutlich, daß der Verstext des Berichts des Buddha im Apadäna eine Bearbei¬

tung eines aus der Tradition der Mülasarvästivädins stammenden Textes dar¬

stellt; die weitgehenden Übereinstimmungen waren schon L. Feer 1897 (Jour¬

nal asiatique 1897, 1, S. 292 f.) aufgefallen und sind auch von N. Dutt (Gilgit

Manuscripts, III, Part 1, S. 21-28) notiert worden (vgl. H. Bechert, Bmch¬

stücke buddhistischer Verssammlungen aus zentralasiatisehen Sanskrithandschrif¬

ten, Bd. 1, Berlin 1961, S. 28-32 und ders., „Über das Apadänabuch" , WZK802, 1958, S. 12-15). In seiner Besprechung zu der (nach den Angaben des Titelblat¬

tes angeblich „korrigierten" und „erweiterten") zweiten Auflage des ersten Ban¬

des in Rocznik Orientalistyczny 45 (1987), S. 90-93 hat Marek Mejor bereits

den sonderbaren Umstand moniert, daß H. weder im Vorwort noch in den Nach¬

trägen meine 1961 erschienene Bearbeitung der Verse dieses Textes {Bmch¬

stücke buddhistischer Verssammlungen; s. oben) auch nur erwähnt, zumal dort

auch wesentliche Textmaterialien (von Dutt nicht edierte Teile des Gilgit-

Manuskripts und Handschriften der Turfan-Sammlung) publiziert sind, die H.

unbekannt waren. Übrigens hat K. Wille, Die handschriftliche Überliefemng des Vinayavastu der Mülasarvästivädin, Stuttgart 1990, S. 65-107 die in Hofin¬

gers erstem Band behandelten Abschnitte der Gilgit-Handschrift kürzlich grö߬

tenteils kritisch ediert. In meiner Abhandlung über diesen Text habe ich dar¬

gelegt, daß diese Sammlung von Gedichten den Titel Anavataptagäthä trägt

(Bmchstücke, S. 11). Unter diesem richtigen Titel ist der Text nun auch in den

gängigen Handbüchern (z.B. A. K. Warder, Indian Buddhism, Delhi 1970,

S. 34 und 521f.; A. Yuyama, Vinaya-Texte, Wiesbaden 1979, S. 51 usw.) ver¬

zeichnet. Natürlich sind H. die einschlägigen Arbeiten nieht unbekannt. Man darf also darüber rätseln, warum er sie nicht nur in der 2. Auflage des ersten

Bandes, sondern auch im zweiten Band nirgends erwähnt, obwohl in meiner

Abhandlung von 1961 die Verse des Buddha nach allen erhaltenen Rezensionen ediert und ausführlich besprochen sind. Er läßt sogar bei der Wiedergabe des tibetischen Textes auf Seite 54 nach dem Kolophon zu den Versen des Tathägata (Buddha), De bzin gsegs pa'i le'u'o, das am Ende des tibetischen Textes stehende

Schluß-J/cWän« und den darauffolgenden Titel der Verssammlung Ma dros pa'i

tshigs SU bcadpa (Anavataptagäthä) einfach weg, obwohl er in Band 1 die Uddä¬

nas, d.h. die am Ende von Textabschnitten stehenden Merkverse, auf S. 72, 105

und 130 abdruckt. Aus dem Sehluß-[7(idöna (Text siehe Bmchstücke, S. 257)

geht jedenfahs eindeutig hervor, daß die Mönchserzählungen 31 bis 36 und die

Verse des Buddha zusammen den letzten Abschnitt der Anavataptagäthä bilden

und dies mithin der Gesamttitel des Werkes ist. Die einfachste — und wohl im

Prinzip auch richtige — Erklärung besteht in der Annahme, daß sein Manuskript

im wesenthchen in der Gestalt gedruckt worden ist, die es spätestens 1960

erhalten hatte, obwohl er es auf S. 11 auf den 30. April 1989 datiert hat. Tat¬

sächlich sind im Literaturverzeichnis des zweiten Bandes (S. 12-17) neben der (nicht wirklich benutzten) Faksimile-Ausgabe der Gilgit-Manuskripte und dem tibetisch-russischen Wörterbuch von Roerich nur vier nach 1960 erschienene Titel genannt, von denen nur ein einziger, nämlich eine Arbeit von Panglung

(18)

(1981) Bezug zum Thema hat; H. hätte dort auf S. 53 einen Verweis auf meine Edition fmden können, allerdings unter dem falschen Titel Sthaviragäthä, die

Pangltjng mit den Anavataptagäthä verwechselt hat; zu dem von ihm als

Buddhäpadäna bezeichneten Text (S. 57) fehlen bei Panglung allerdings die zu

erwartenden Angaben. Außer meinem 1961 erschienenen Buch (Bmchstücke)

hätte übrigens als unmittelbar zum Thema gehörig auch B. Mukherjee, Die

Üherliefemng von Devadatta, dem Widersacher des Buddha in den kanonischen

Schriften, München 1966, herangezogen werden müssen.

H.s Arbeit repräsentiert demnach durchgehend den Forschungsstand von

spätestens 1960; die Einfügung weniger, eher zufälliger Hinweise (z.B. S. 122, Anm. 10 auf ein Buch von Hedinger) ändert daran nichts. Zudem ist anzumer¬

ken, daß er zu den Versen des Buddha zwar den in die Tais/io-Ausgabe des chine¬

sischen Kanons unter Nr. 199 aufgenommenen Text, nicht aber die weitere

Parallele Nr. 197 berücksichtigt hat (zum Text dieser Verse siehe Bmchstücke, S. 211-241 unter „Chinesisch III"). Zum Nandipälasütra, auf das im Sanskrit- Text des Bhaisajyavastu (Textstück 89, S. 35) nur verwiesen wird, das im tibeti¬

schen Text aber ausführlich wiedergegeben wird (Toxt S. 35-45; tjbers. S. 102- 115), hätte H. natürlich sinnvollerweise die ihm olfenbar unbekannt gebliebene Sanskrit-Version wiedergeben müssen, statt einfach nur den Päh-Text des Gha-

tikärasutta aus dem Majjhimanikäya sowie photomechanisch die chinesische

Übersetzung der Parallele dazu aus dem Madhyamägama abzudrucken. Der

Sanskrit-Text findet sich im Sanghabhedavastu (in der Ausgabe von R. Gnoli,

Teil 2, Rom 1978, S. 22-30), worauf E. Waldschmidt unter Bezugnahme auf

die von Hofinoer bearbeitete TextsteUe bereits 1980 hingewiesen hat („Cen¬

tral Asian Sütra Fragments . . .", Die Sprache der ältesten buddhistischen Überlie¬

femng, hg. H. Bechert, Göttingen 1980, S. 143). Verfasser und Herausgeber hätten gut daran getan, ihre Leser über die Tatsache zu informieren, daß hier eine 30 Jahre alte Arbeit im wesentlichen unverändert publiziert wird, statt den Anspruch zu erheben, einen 1989 redigierten Text vorzulegen. Gleichwohl kann das Buch als nützliches Hilfsmittel dienen, sofern man die dargelegten Mängel im Auge behält; es enthält die erste voUständige Übersetzung des tibetischen Textes des gesamten zweiten Teils der Anavatapta-¥,rz'ä.h\\ingen. Den Band vom

Standpunkt des Forschungsstandes von 1989 aus inhaltlich im einzelnen zu

rezensieren, ist nach dem Gesagten kaum sinnvoll.

Heinz Bechert, Göttingen

Tibet. Civilisation et societL Colloque organisepar la Fondation Singer-Polignac ä Paris, les 27, 28, 29 avril 1987. Paris: Editions de la Maison des Sciences de I'Homme, 1990, 204p., 53 iUustrations sur 26 planches.

Anlaß für das im Frühjahr 1987 von der Stiftung Singer-Polignac m Paris

organisierte Kolloquium war die zur gleichen Zeit im Museum National d'Hi¬

stoire Naturelle stattfindende Ausstellung „Tresors du Tibet". Diese Ausstellung

war sichtbares Zeugnis der chinesischen Politik, die Autonome Region Tibet

nicht nur dem Tourismus zugänghch zu machen, sondern auch Hoffnungen bei

ausländischen Forschern zu wecken, die tibetische Kultur an ihrem angestamm¬

ten Platz studieren zu können. Diese 1980 einsetzende Öffnung Tibets gab ande¬

rerseits aber auch chinesischen und tibetischen Gelehrten die Möglichkeit, ihre

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 142, Heft 2 (1992)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

(19)

Bücherbesprechungen

Arbeitsmethoden im Westen vorzustellen und die Resultate mit den Vertretern westhcher Tibetologie zu diskutieren.

Drei Beiträge des vorliegenden Bandes dokumentieren die Aktivitäten von

Wissenschaftlern der Autonomen Region Tibet. Lobsano Dorje macht in sei¬

nen Beobachtungen zum „Theätre tibetain" die Unterscheidung zwischen weltli¬

chem Theater (lha mo zlos gar) und religiösen Tänzen (chos lugs kyi gar 'chain), aufdie ein Abriß zur Entwicklung und zum Repertoire des offiziell im 15. Jahr¬

hundert eingeführten Theaters folgt, sowie eine Klassifizierung der dabei ver¬

wendeten Masken (als Vergleich bietet sich eine von Jamyang Norbu edierte

Aufsatzsammlung an: Zlos-gar. Performing Traditions of Tibet, Dharamsala:

Library of Tibetan Works and Archives, 1986). Bei den beiden anderen Aufsät¬

zen handelt es sich um einen Bericht zu einer archäologischen Fundstätte im

Nordosten Tibets (Sönam Wangdi): „Le site neolithique de Karo dans le

district de Chamdo au Tibet") und eine Forsehungsnotiz zum Königreich Guge (Ou Chaogui: „Une note ä propos des vestiges de Tsaparang. Capitale de l'an¬

cien royaume de Guge au Tibet occidental"), die auch die etwa 800 Wohn- und Depothöhlen dieses bis in das 17. Jahrhundert intakten Herrschaftsgebietes zur Sprache bringt.

Von den zwölf Beiträgen der französichsprachigen Teilnehmer des Kollo¬

quiums ist der umfangreichste zugleich auch jener, der mit den eindrucksvoll¬

sten Exponaten der Ausstellung „Tresors du Tibet" zusammenhängt. In seinem Aufsatz „Introduction ä l'etude d'une serie de peintures medicales creee ä Lhasa au XVir siöcle" gibt Fernand Meyer einen Überblick zur Rezeptionsge¬

schichte der sogenannten „Medizin</ja?i^fcas", gefolgt von einer detaillierten

Analyse der vom Regenten sDe-srid Sangs-rgya-mtsho (1653-1705) kompi¬

lierten Bildserie und ihrer Stellung in der tibetischen Medizintradition; dies

wird ergänzt durch eine Beschreibung der drei bisher bekamiten Sets, der

Abfolge der einzelnen 'Thangkas, ihrer Vorgänger und ihrer Wirkung sowie ihrer Funktion und Verbreitung. Die Bildserie, die inzwischen auch in Buchform mit

englischer Legende vorliegt (Tibetan Medical Thangka of the Four Medical

Tantras, Tibet People's Publishing House, 1988), hätte keine bessere Einfüh¬

rung finden können.

Der Rest des Bandes ist den verschiedensten Teilgebieten der Kultur- und

Religionsgeschichte Tibets gewidmet, wodurch der Leser einen guten Überblick zum Forschungsstand der französischen Tibetologie erhält.

Was die beiden Aufsätze zur Kunstgeschichte und Ikonographie betrifft, so

hat Gilles Beguin („Remarques concemant les influences newares dans la

peinture tibetaine ä I'epoque des Phag-mo-gru-pa") die knapp hundert Jahre

dauernde Vorherrschaft der Phag-mo-gru-pa im 14. und 15. Jahrhundert aus¬

gewählt, um dem Problem eines von den Newars des Kathmandutals geprägten

„Stils" in der zentraltibetischen Malerei nachzugehen. Vor allem aufder Grund¬

lage der Forschungen von G. Tucci in rGycd-rtse kann er dabei den Einfluß der

Newari-Künstler nachweisen: ein wichtiges Zeugnis für diese „ecole nöpali-

sante" ist die Einladung der sechs Brüder Vanguli in das von Kun-dga' bzang-po

(1382-1444) gegründete Kloster Ngor, wo sie ihre Arbeiten im Jahre 1429

abschließen konnten. Die Entwicklung dieses Stils wird kurz skizziert und bis in

das 17. Jahrhundert weiterverfolgt. Die von Amy Heller vorgetragenen

„Remarques preliminaires sur les divinites protectrices Srung-ma dmar-nag du Potala" haben die Probleme bei der Identifizierung einer „Schutzgottheit" (ehos-

(20)

skyong) der Dalai Lamas zum Gegenstand. Mit Hilfe literarischer Quellen und

ikonographischer Vergleiche kann sie naehweisen, daß die Funktion und die

Rolle einer Schutzgottheit sich im Laufe der Zeit ändern können, bedingt durch das spezifische Interesse eines Autors und seiner Epoche.

Mireille Helffer gibt in ihren „Recherches recentes concemant l'emploi

des notations musicales dans la tradition tibetaine" eine Auflistung der unter¬

schiedlichen Notensysteme der tibetischen Sakralmusik und exemplifiziert

diese durch Anschauungsmaterial aus den verschiedenen Schulen des tibeti¬

schen Buddhismus. Das Jahr 1975 und die einsetzende Flut von tibetischspra¬

chigen Quellen zum Notationswesen werden als Wendepunkt auf diesem Stu¬

diengebiet angeführt.

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem tibetischen Ritualwesen und

seiner spezifischen Terminologie erfährt neue Impulse durch die (teilweise in

Zusammenarbeit mit S. G. Karmay) durchgeführten Untersuchungen von

Anne-Marie Blondeau. In ihren „Questions preliminaires sur les rituels

mdos" referiert sie anfangs Mißverständnisse in der westlichen Literatur hin¬

sichthch eines Begriffes, der die Gesamtheit einer bestimmten rituellen Verrich¬

tung und der dabei verwendeten Materialien und Gegenstände bezeichnen

kann. Nach sorgfältiger Analyse der Ritualtexte der Buddhisten und der Bon-po Schule sowie des Z)uwAMa«^-Materials werden anschließend Interpretations¬

möglichkeiten angeboten, die dem Leser klarmachen, daß die Suche nach dem

Urspmng und der Bedeutung buddhistischer Rituale gerade erst begonnen hat.

Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf den Band eines weiteren Kollo¬

quiums, der drei Artikel zu Ritualen der Bonpo Schule enthält: A.-M. Blon¬

deau und K. Schipper (Hrsg.): Essais sur le rituel, vol. I, Colloque du Cente¬

naire de la Section des sciences religieuses de l'ficole pratique des Hautes fitu¬

des, Louvain-Paris, 1988.

Der Aufsatz von Anne Chayet, „Contributions aux recherches sur les 6tats

suecessifs du monastere de bSam-yas", stellt Informationen zur Bau- und Stilge¬

schichte des ältesten Klosters Tibets unter Berücksichtigung der wichtigsten

Chroniken, Biographien und Inventare zusammen. Was der Rezensent hier ver¬

mißt, ist eine Chronologie der verschiedenen Renovierungen, die an der Anlage

von bSam-yas vorgenommen wurden; ein guter Ausgangspunkt für eine solche

Untersuchung wäre eine entsprechende Liste im bSam yas dkar ehag des bShad- sgra dBang-phyux] rgyal-po (gest. 1846), publiziert in der Sata Pitaka Series, vol. 6, New Delhi 1961, S. 59-71.

Die Beiträge von Samten G. Karmay („A propos d'un sceau en or offert par

l'empereur Shunzi") und Patrick Mansier („La guerre du Jinchuan (rGyal- rong): son contexte politico-rehgieux") sind zwei verschiedenen Epochen der

wechselreichen Geschichte der Beziehungen zwischen dem tibetischen Reich

und der Mandschu-Dynastie gewidmet. Während Karmay eine kurze Erörte¬

mng der Einladung des fünften Dalai Lama (1617-1682) an den Hof des ersten

Mandschukaisers liefert und dabei die Hintergründe dieses Besuches im Jahre 1652 nach den autobiographischen Schriften des V. Dalai Lama erhellt, steuert

Mansier in seinen Beobachtungen zum religionspolitischen Kontext des

Krieges von rGyal-rong unter dem Mandschukaiser Chien-lung (1736-1795)

interessantes Material zur Einschätzung einer militärischen Aktion bei, die

nicht nur der Mandschu-Dynastie dazu diente, eine Revolte an der Peripherie

ihres Reiches zu unterdrücken, sondem auch dem religiösen Ratgeber des Kai-

27 ZDMG 142/2

Referenzen

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