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Anhang: Zu den isotopischen und chemischen Untersuchungen der Antimonherkunft

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Tagungen des L andesmuseums für Vorges chichTe haLLe • B and 15 • 2016

86 C h r i s t i a n - h e i n r i C h W u n d e r l i C h

Anhang: Zu den isotopischen und chemischen Untersuchungen der Antimonherkunft

Ernst Pernicka

Einige Rohstoffe aus dem Wittenberger Befund wurden hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung und der Bleiisotopenverhältnisse analysiert und mit antimonrei- chen Erzproben aus dem Fichtelgebirge verglichen. Diese beiden Regionen sind die geografisch am nächsten liegen- den, in denen Stibnit (früher auch als Antimonit, Anti- monglanz, Grauspießglanz, Grauspießglas) in größeren Mengen vorkommt. Stibnit ist allerdings kein seltenes Mineral. Es kommt in vielen hydrothermal gebildeten Buntmetalllagerstätten wie im Harz, dem Erzgebirge, dem Schwarzwald und im Sauerland meist verwachsen mit Bleiglanz akzessorisch vor. Gelegentlich tritt es in Quarz-

gängen als Hauptmineral zusammen mit Gold auf (z. B. im Ortsteil Brandholz der Stadt Goldkronach, Lkr. Bayreuth).

Bekannt ist auch der Antimonbergbau in Stadtschlaining im österreichischen Burgenland. Dieser wurde allerdings erst 1774 eröffnet.

In Tab. 1 ist die chemische Zusammensetzung der Proben aus den archäologischen Befunden und drei Erzproben auf- gelistet. Die Unterschiede in der chemischen Zusammenset- zung zwischen archäologischen und Erzproben sind da- durch zu erklären, dass es sich bei dem antimonium crudum um ein angereichertes und gereinigtes Produkt han- delt. Stibnit schmilzt bereits bei 55o °C, während die Sulfide von Eisen, Kupfer, Blei und Zink deutlich über 1ooo °C schmelzen. Nun sind die Begleitelemente, die in den Erzen gefunden wurden, in diesen Sulfiden enthalten und schei- nen deshalb im antimonium crudum nicht mehr auf und die Hauptbestandteile dieser Sulfide sind deutlich abgereichert.

2,02 2,04 2,06 2,08 2,10 2,12 2,14 2,16

0,83 0,84 0,85 0,86 0,87 0,88 0,89

208Pb/206Pb

207Pb/206Pb

Harz (Leveque & Haack 1993) Erzgebirge

Fichtelgebirge (Höhndorf & Dill 1986) antimonium crudum

Stibnit Fichtelgebirge

15,50 15,55 15,60 15,65 15,70 15,75 15,80 15,85 15,90 15,95 16,00

17,4 17,6 17,8 18,0 18,2 18,4 18,6 18,8 19,0

207Pb/204Pb

206Pb/204Pb

Erzgebirge

Harz (Leveque & Haack 1993) Fichtelgebirge (Höhndorf & Dill 1986) antimonium crudum

Stibnit Fichtelgebirge

Abb. 26 Bleiisotopenverhältnisse in den archäologischen Proben von antimonium crudum im Vergleich zu publizierten Daten von Bleierzen der regionalen Erzregionen und drei antimonreichen Erzproben aus dem Fichtel- gebirge.

Abb. 27 Alternative Darstellung der Bleiisoto- penverhältnisse in den archäologischen Proben von antimonium crudum im Vergleich zu publi- zierten Daten von Bleierzen der regionalen Erz- regionen und drei antimonreichen Erzproben aus dem Fichtelgebirge.

2,02 2,04 2,06 2,08 2,10 2,12 2,14 2,16

0,83 0,84 0,85 0,86 0,87 0,88 0,89

208Pb/206Pb

207Pb/206Pb

Harz (Leveque & Haack 1993) Erzgebirge

Fichtelgebirge (Höhndorf & Dill 1986) antimonium crudum

Stibnit Fichtelgebirge 2,02

2,04 2,06 2,08 2,10 2,12 2,14 2,16

0,83 0,84 0,85 0,86 0,87 0,88 0,89

208Pb/206Pb

207Pb/206Pb

Harz (Leveque & Haack 1993) Erzgebirge

Fichtelgebirge (Höhndorf & Dill 1986) antimonium crudum

Stibnit Fichtelgebirge

207Pb / 206Pb

206Pb / 204Pb

207Pb / 204Pb208Pb / 206Pb

Originalveröffenlichung in: Alchemie und Wissenschaft des ú.lahrhunderts. Fallstudien aus Wittenberg und vergleichbare Befunde. Internationale Tagung vom 3. bis 4. luli 2ot5 in Halle (Saale) (Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle, Bd. 15), Halle 2016, S. 86-87

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Tagungen des L andesmuseums für Vorges chichTe haLLe • B and 15 • 2016

87 K e i n e » A l c h i m e i b ö s e r b u b e n «. s pA gy r i s c h e A r z n e i p r o d u K t i o n i n r e n A i s s A n c e u n d b A r o c K

Von Interesse war aber die Herkunft des Rohmaterials für die Herstellung von antimonium crudum. Dafür bietet sich der Vergleich der Bleiisotopenverhältnisse an, denn alle Proben enthalten Blei, das sehr wahrscheinlich von dersel- ben Lagerstätte stammt wie das Antimon. Das Prinzip der Methode wird im Folgenden kurz erläutert: Isotope besitzen weitgehend gleiche chemische Eigenschaften. Deshalb ist die Isotopenzusammensetzung der Elemente in erster Nähe- rung in allen Materialien und überall auf der Erde gleich. Es gibt aber Vorgänge, bei denen sich die geringen Massenun- terschiede auf das Verhalten der Isotope auswirken und dadurch zu unterschiedlichen Diffusions- oder Reaktions- geschwindigkeiten führen. Solche Fraktionierungseffekte sind umso größer, je größer die Massendifferenz zwischen den beteiligten Atomen oder Molekülen ist. Bei Atomen mit hoher Ordnungszahl und daher großer Masse wie Blei sind sie allerdings so klein, dass sie zumindest mit heute verfüg- baren Methoden nicht messbar sind. Dennoch gibt es einige Elemente in diesem Bereich mit variabler Isotopenzusam- mensetzung. Ausschlaggebend dafür ist nur der radioaktive Zerfall bestimmter Nuklide mit langen Halbwertszeiten. Für die Archäometallurgie am wichtigsten ist der radioaktive Zerfall von Uran und Thorium über mehrere Zwischenpro- dukte zu Blei. Dieses neu gebildete, radiogene Blei vermischt sich in der Natur mit dem schon vorhandenen, sodass sich die mittlere Bleiisotopenzusammensetzung der Erde stän- dig ändert. In einer Blei- oder Kupferlagerstätte wird aber durch natürliche Vorgänge das Blei von Uran und Thorium

getrennt und in der Lagerstätte finden keine Änderungen der Bleiisotopenverhältnisse mehr statt. Es hängt nun vom geologischen Alter einer Erzlagerstätte und vom geochemi- schen Milieu (genauer, den U / Pb und Th / Pb-Verhältnissen) ab, welche Bleiisotopie sie aufweist. Für die Herkunfts- untersuchung wichtig ist, dass Erzlagerstätten dadurch unterscheidbar werden. Da chemische Reaktionen keine Änderung der Isotopenzusammensetzung bei schweren Elementen herbeiführen können, bildet sich das Bleiisoto- penverhältnis der Lagerstätte unverändert bis in das End- produkt ab. Das gilt besonders bei antimonium crudum, das aus angereichertem Stibnit besteht, der mit einiger Sicher- heit mit Bleimineralen vergesellschaftet war. Es dürfte auch unwahrscheinlich sein, dass Roherze verschiedener Her- kunft vermischt wurden. Die Ergebnisse der Bleiisotopen- messung sind in Tab. 2 enthalten.

In den Abb. 26 und 27 werden die Bleiisotopenverhält- nisse der drei archäologischen Proben von antimonium cru- dum mit den geografisch nächsten Vorkommen von Stibnit im Harz, dem Erzgebirge und dem Fichtelgebirge verglichen, wobei von den vorhanden Daten aus dem Erzgebirge nur die aus dem Raum Freiberg einbezogen wurden, weil Antimonit dort besonders häufig auftritt. Obwohl es eine gewisse Über- lappung zwischen Bleierzen aus dem Harz und dem Fichtel- gebirge gibt, die auch eine antimonreiche Probe aus dem Fichtelgebirge betrifft, ist doch die Übereinstimmung der Proben mit dem Fichtelgebirge eindeutig, während die bei- den anderen Erzregionen ausgeschlossen werden können.

Labor-Nr. Fundort Sb Fe Cu Pb Zn As Ag Bi

ma-152259 huysberg-retorte 98 1,76 0,06 0,40 n.d. n.d. n.d. n.d.

ma-152260 Wittenberg-roherz 98 0,97 0,06 0,68 n.d. n.d. n.d. n.d.

ma-152261 Wittenberg, antimonium crudum 98 1,65 0,07 0,48 n.d. n.d. n.d. n.d.

ma-153221 1071, Lichtloch Brandholz 74 17,4 0,42 4,6 0,51 2,57 n.d. 0,01 ma-153222 schickung gottes 82 0,97 0,48 16,0 n.d. n.d. 0,002 0,02 ma-153223 schmidtenschacht, Brandholz 1984 87 0,53 0,13 10,8 1,59 n.d. 0,004 n.d.

Labornr. Objekt 208Pb / 206Pb 207Pb / 206Pb 208Pb / 204Pb 207Pb / 204Pb 206Pb / 204Pb

ma-152259 retorte 2,1018 0,85517 38,541 15,681 18,337

ma-152260 roherz 2,1027 0,85552 38,541 15,682 18,330

ma-152261 antimonium crudum 2,1020 0,85530 38,527 15,677 18,329

ma-153221 stibnit 2,1011 0,85284 18,347 38,549 15,647

ma-153222 stibnit 2,0916 0,85001 18,411 38,509 15,649

ma-153223 stibnit 2,1164 0,86055 18,181 38,477 15,645

Tab. 1 Zusammensetzung der untersuchten Proben. Die leichten Elemente und Schwefel wurden nicht bestimmt und es wurde angenommen, dass die analysierten Elemente zusammen 1oo % ergeben. Die Analysen wurden mit energie- dispersiver Röntgenfluoreszenz durchgeführt. Alle Angaben in Masseprozent; »n. d.« bedeutet »not detected«

(meist weniger als o,oo5 %).

Tab. 2 Bleiisotopenverhältnisse in den untersuchten Proben, gemessen nach chemischer Abtrennung des Bleis mit einem Multikollektor-Massenspektrometer mit Plasmaionisierung (Niederschlag et al. 2oo3).

Die Messpräzision hat sich gegenüber dieser Publikation erhöht, nämlich auf besser als o,o2 %.

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