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sam, dass Deutschland rund 400.000 Zuwander:innen pro Jahr brauche, um Fachkräfteengpässe auszuglei- chen (Süddeutsche Zeitung 2021). Diese Zuwanderung wäre nötig, um das Arbeitskräfteangebot, das soge- nannte Erwerbspersonenpotenzial, knapp konstant zu halten (Deutsche Welle 2019, Fuchs und Weber 2020).

Um zu verhindern, dass das Erwerbspersonenpotenzial unter einen kritischen Wert fällt, bräuchte man hin- gegen eine jährliche Nettozuwanderung von 260.000 Personen (Fuchs et al. 2019).

Engpässe am Arbeitsmarkt treten auf, wenn es zwi- schen Angebot und Nachfrage zu Passungsproblemen in Bezug auf Qualifikationen, Kompetenzen, Sektoren und Regionen kommt. Darüber hinaus stehen Teile der Bevölkerung im Erwerbsalter, wie z. B. die „stille Reserve“, dem Arbeitsmarkt nicht oder in zu geringem Umfang zur Verfügung. Megatrends haben erheblichen Seit über eineinhalb Jahren hat die Covid-19-Pan-

demie die Welt und damit auch Deutschland fest im Griff. Einige Sektoren, wie Hotel und Gastronomie oder Transport, waren besonders von den wiederhol- ten Lockdowns betroffen. Dennoch verzeichneten im vorigen Jahr viele Unternehmen Fachkräfteengpässe, wie die vorherige Ausgabe des Fachkräftemigrations- monitors zeigt (Mayer und Clemens 2021). Auch andere Daten spiegeln dies wider. So verkündete der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, im August 2021 öffentlichkeitswirk-

Fachkräfteengpässe und Zuwanderung aus Unternehmenssicht in Deutschland 2021:

Stärkerer Anstieg als im Vorjahr angenommen

66 Prozent der befragten Unternehmen berichten aktuell von Fachkräfteengpässen.

Im Vorjahr hatten nur 54 Prozent damit gerechnet, dieses Jahr Engpässe zu haben. Diese betreffen vor allem Personen mit Berufsausbildung. Die Rekrutierung ausländischer Fachkräfte spielt weiterhin eine untergeordnete Rolle. Allerdings gibt es Hinweise, dass

die Hürden in der Fachkräftezuwanderung Schritt für Schritt abgebaut werden.

Migration fair gestalten | 11.2021

Dr. Matthias M. Mayer

ist Senior Expert im Programm Integration und Bildung der Bertelsmann Stiftung

(2)

Einfluss auf die Passungsprobleme: So verschiebt der technologische Fortschritt, etwa die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung, das Verhält- nis von Angebot und Nachfrage in unterschiedlichen Bereichen des Arbeitsmarkts. Diese Entwicklung ist bereits heute zu beobachten, wird sich künftig aber noch verstärken (BMAS 2021).

Der demografische Wandel lässt das einheimische Fachkräftepotenzial in den kommenden Jahren drastisch schrumpfen und wird somit die Fach- kräfteengpässe verschärfen. Doch auch auf der Nachfrageseite werden sich demografisch bedingte Verschiebungen ergeben, denn eine alternde Gesell- schaft fragt andere Dienstleistungen nach. Letztlich wird auch die sozial-ökologische Transformation das Angebot und die Nachfrage nach Fachkräften maß- geblich beeinflussen.

Obwohl u.a. die Unsicherheiten über den Verlauf der Pandemie im Winter 2021/22 den Optimismus weiterhin bremsen, sind die wirtschaftlichen Aussichten positiver als noch im Vorjahr: Der ifo Geschäftsklimaindex stand im September 2021 auf 98,8 Punkten; im Vorjahresmonat waren es nur

92,4 Punkte. So lässt sich also eine leichte Entspan- nung aufseiten der Unternehmer:innen erkennen – auch wenn der Index seit Juni 2021 wieder leicht rückläufig ist (ifo 2021). Der Impffortschritt und die allgemeine Erwartungshaltung, die Pandemie spätestens im Frühjahr 2022 überwinden zu können, tragen auch zu einer wirtschaftlichen Erholung bei.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieht im Prinzip ebenfalls eine Erholung der Wirtschaft und rechnet mit einem Wirtschafts- wachstum von 3,4 Prozent für das Jahr 2021 und einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 110.000 Personen im Jahresdurchschnitt 2021 (Bauer et al.

2021).

Die Frage ist nun, inwiefern sich diese positiven Sig- nale auf bestehende Fachkräfteengpässe auswirken.

Um Antworten darauf zu finden, analysiert dieser Policy Brief die Ergebnisse einer aktuellen Civey- Umfrage von Unternehmensentscheider:innen zu bestehenden Fachkräfteengpässen und der Rekru- tierung ausländischer Fachkräfte. Die Umfrage ist die Neuauflage einer Befragung aus dem Jahr 2020 (Mayer und Clemens 2021).

Infobox Civey

Befragungsgebiet Bundesrepublik Deutschland

Grundgesamtheit Entscheider:innen in Unternehmen mit über zehn Mitarbeitenden:

(a) insgesamt

(b) die ausländische Fach- kräfte beschäftigen (c) die Engpässe haben, aber keine ausländischen Fachkräfte rekrutieren wollen

Methode

Netzwerkbasierte Panel Rekrutierung – Umfragen werden täglich auf mehr als 25.000 URLs über ein Netzwerk von zahlreichen reichweitenstarken Web- seiten eingebunden.

Stichprobe

(a) 7.500 bzw. 7.501 Befragte (b) 501 bzw. 502 Befragte (c) 501 Befragte

Befragungszeitraum 10. August 2021 bis 3. Oktober 2021

Statistischer Fehler Der statistische Fehler gibt an, um welchen Wert das Stichprobenergebnis von dem realen Wert in der Grundgesamtheit ab- weichen kann.

Das Konfidenzniveau beträgt immer 95 Prozent.

Der statistische Fehler kann als niedrig (unter 5 %), mittel (zwischen 5 % und 10 %) oder hoch (größer als 10 %) eingestuft werden.

Durchgeführt von Civey. Mehr Informationen zur Methode: www.civey.com.

Methodischer Hinweis: Die dargestellten Anteilswerte sind teilweise auf ganze Zahlen gerundet, sodass es vorkommen kann, dass sie sich nicht zu 100 Prozent aufsummieren. Bei Fragen mit mehreren Antwortoptionen können die addierten Nennungen 100 Prozent überschreiten.

(3)

Fachkräfteengpässe verschärfen sich leicht

Die positive wirtschaftliche Entwicklung macht sich auch in den Umfrageergebnissen bemerkbar. So geben 66 Prozent der befragten Unternehmensent- scheider:innen an, gegenwärtig Fachkräfteengpässe zu haben (Abbildung 1). 29 Prozent hingegen sehen sich nicht damit konfrontiert (5 % wissen es nicht).

Das ist eine Verschärfung im Vergleich zum Vorjahr, in dem 55 Prozent über Engpässe klagten und 38 Pro- zent angaben, davon nicht betroffen zu sein.

Fachkräfteengpässe treten jedoch nicht gleichmäßig über alle Branchen, Regionen, Qualifikationen, Berufs- sparten und Unternehmen auf. Am stärksten ausgeprägt sind sie mit 48 Prozent bei Personen mit abgeschlosse- ner Berufsausbildung, gefolgt von Akademiker:innen mit 27 Prozent (Abbildung 2). Bei Personen ohne Be- rufsausbildung kommen Engpässe mit knapp 9 Prozent eher selten vor. Im Vorjahresvergleich zeigt sich, dass bei den Befragten die Engpässe im mittleren Qualifikati- onssegment merklich zugenommen haben (2020: 37 %), bei Akademiker:innen weitgehend konstant geblieben (2020: 27 %) und bei Personen ohne Berufsabschluss leicht gewachsen sind (2020: 6 %).

Stat. Fehler: 3,0 % | Stichprobengröße: 2.504 | Befragungszeit: 21.09.–21.10.2020 Stat. Fehler: 2,5 % | Stichprobengröße: 7.500 | Befragungszeit: 10.08.–03.10.2021

Entscheider:in in Unternehmen mit über 10 Mitarbeitenden Quelle: Civey; eigene Berechnungen

ABBILDUNG 1 „Haben Sie derzeit in Ihrem Unternehmen Fachkräfteengpässe?“

Ja

Nein

Weiß nicht

2020 2021

Ja Nein Weiß nicht

Ja Nein Weiß nicht

10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 %

0 %

66,0 % 55,0 %

29,1 %

38,4 %

4,9 % 6,6 %

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %

Stat. Fehler: 2,5 % | Stichprobengröße: 7.500 | Befragungszeit: 10.08.–03.10.2021 Stat. Fehler: 3,0 % | Stichprobengröße: 2.504 | Befragungszeit: 21.09.–21.10.2020 Entscheider:in in Unternehmen mit über 10 Mitarbeitenden

ABBILDUNG 2 „Haben Sie derzeit in Ihrem Unternehmen Fachkräfteengpässe?“

(Mehrfachantworten möglich)

Ja, bei Personen mit Hochschulabschluss

Ja, bei Personen mit Berufsausbildung

Ja, bei Personen ohne Berufsausbildung Nein

Weiß nicht

26,8 % 26,5 %

48,0 % 37,4 %

8,6 %

4,9 % 6,6 %

29,1 %

38,4 % 5,8 %

2020 2021

(4)

Beschäftigte in Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden

Beschäftigte in Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitenden

Beschäftigte in Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden

ABBILDUNG 3 „Haben Sie derzeit in Ihrem Unternehmen Fachkräfteengpässe?“ – nach Unternehmensgröße (Mehrfachantworten möglich)

Ja, bei Personen mit Hochschulabschluss Ja, bei Personen mit Berufsausbildung Ja, bei Personen ohne Berufsausbildung

Nein Weiß nicht

33,4 35,3 5,1 35,2 6,8

20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 120 %

0 %

18,8 37,8 4,9 43,9 4,8

17,6 48,4 10,2 34,2 2,4

39,2 40,3

23,4 4,3 4,1

47 30,8

24,1 7,7 5,4

44,8 28,5

31,4 6,8 6,9

2020 2021

2020 2021

2020 2021

2021 Stat. Fehler: 3,3 % | Stichprobengröße: 7.500 | Befragungszeit: 10.08.–03.10.2021 2020 Stat. Fehler: 6,5 % | Stichprobengröße: 2.504 |

Befragungszeit: 21.09.–21.10.2020

Entscheider:in in Unternehmen mit über 10 Mitarbeitenden Quelle: Civey

Bezieht man auch die Unternehmensgröße mit ein, fällt auf, dass Engpässe bei Akademiker:innen mit der Größe des Unternehmens zunehmen (Abbildung 3). Bei Personen mit und ohne Berufsausbildung verringern sie sich dagegen leicht mit wachsender Unternehmensgröße. Betrachtet man die Unter- nehmensbranchen getrennt, zeigt sich – wenig überraschend –, dass Engpässe besonders stark in der Pflege auftreten, gefolgt (mit einigem Abstand) von der Gesundheitsbranche. Eher weniger mit Engpässen zu kämpfen haben Handel und Kultur/

Medien/Wissenschaft. Dennoch geben auch in diesen Branchen mehr als 50 Prozent der Unternehmens- entscheider:innen Personalengpässe an.

Eine getrennte Betrachtung der einzelnen Bundes- länder zeigt, dass Engpässe bundesweit auftreten – auch wenn es kleinere Unterschiede in Intensität und nach Qualifikationen gibt. Etwas weniger ausgeprägt sind die Engpässe in Bremen, im Saarland und in

2021 Stat. Fehler: 2,5 % | Stichprobengröße: 7.501 | Befragungszeit: 10.08.–03.10.2021 2020 Stat. Fehler: 3,1 % | Stichprobengröße: 2.505 | Befragungszeit: 21.09.–21.10.2020 Entscheider:in in Unternehmen mit über 10 Mitarbeitenden | Quelle: Civey

ABBILDUNG 4 „Werden Sie Ihrer Einschätzung nach im nächsten Jahr Fachkräfteengpässe in Ihrem Unternehmen haben?“ (Mehrfachantworten möglich)

Ja

Nein

Weiß nicht

10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 %

0 %

Ja, auf jeden Fall

Eher ja Eher nein

Nein, auf keinen Fall Weiß nicht 4,1 %

4,0 %

28,5 %

41,6 %

67,4 % 54,4 %

2021 2020

2021 2020

2021 2020

Berlin. Tendenziell stärker fallen sie in Mecklenburg- Vorpommern, in Sachsen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt aus.

Tendenziell ist auch zu erkennen, dass Engpässe bei Akademiker:innen zunehmen, je dichter besiedelt das Gebiet ist, wohingegen Engpässe bei Personen mit Berufsausbildung zunehmen, je dünner besiedelt das Gebiet ist.

Die Unternehmensentscheider:innen scheinen in der Tendenz davon auszugehen, dass der Covid- 19-Schock weitgehend überwunden ist. Ein Indikator ist, dass noch mehr Unternehmen als im Vorjahr mit Fachkräfteengpässen für das kommende Jahr rechnen. 67 Prozent (Abbildung 4) beantworten die Frage, ob nächstes Jahr Engpässe erwartet werden, mit „ja“ oder „eher ja“ (Vorjahr: 54 %), knapp 29 Prozent mit „nein“ oder „eher nein“ (Vorjahr:

42 %). Diese deutliche Zunahme drückt ebenfalls aus, dass die Fachkräfteengpässe sich verschärft haben.

(5)

von Fachkräften bleibt noch immer eher die Ausnah- me als die Regel.

Eineinhalb Jahre nach Inkrafttreten des Fachkräfte- einwanderungsgesetzes ist also zu konstatieren, dass die Zuwanderung von Fachkräften sich in der Fläche nicht als probates Mittel zur Abmilderung von Engpässen durchgesetzt hat. Größere Unterneh- men geben dabei mit 18 Prozent etwas häufiger als kleinere (14 %) und mittlere Unternehmen (13 %) an, Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren. Zudem sind die befragten westdeutschen Unternehmen etwas aufgeschlossener gegenüber der Fachkräftezu- wanderung als ostdeutsche Unternehmen (17 % vs.

14 %). Auch sind die westdeutschen Unternehmen eher geneigt, Ausbildung (48 % vs. 44 %) und Weiter- bildungsmöglichkeiten (39 % vs. 36 %) einzusetzen, um Engpässe zu bekämpfen.

Fachkräfterekrutierung spielt weiterhin untergeordnete Rolle bei der Bekämpfung von Engpässen

Bei den Maßnahmen, die die befragten Unterneh- men auf den Weg bringen, um Fachkräfteengpässe zu mildern oder zu vermeiden, belegen die eigene Ausbildung im Betrieb (47 %), gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf (41 %) und das Anbieten von Weiterbildungsmöglichkeiten (39 %) die vordersten Plätze (Abbildung 5). Nur etwas mehr als 16 Prozent der Unternehmen setzen auf die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. Damit ergibt sich ein sehr ähnliches Bild wie im Vorjahr: Die Zuwanderung

Stat. Fehler: 2,5 % | Stichprobengröße: 7.500 | Befragungszeit: 10.08.–03.10.2021 Stat. Fehler: 3,0 % | Stichprobengröße: 2.504 | Befragungszeit: 21.09.–21.10.2020 Entscheider:in in Unternehmen mit über 10 Mitarbeitenden

Quelle: Civey

ABBILDUNG 5 „Welche dieser Instrumente nutzen Sie, um Fachkräfteengpässe in Ihrem Unternehmen zu vermeiden?“ (Mehrfachantworten möglich)

Eigene Ausbildung im Betrieb

Rekrutieren Fachkräfte aus dem Ausland

Gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Schaffen altersgerechte Arbeitsplätze

Bieten Weiterbildungsmöglichkeiten

Regelmäßige Erhöhung des Entgelts

Proaktive Gesundheitsangebote

Etwas anderes

Nichts davon

10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 %

0 %

47,3 %

55,3 %

16,4 % 17,0 %

39,6 % 41,1 %

38,8 % 39,9 % 12,4 %

12,4 %

26,2 % 23,3 %

9,9 % 10,7 %

17,1 % 17,1 %

20,3 % 19,9 %

2020 2021

(6)

Mehrere Hürden erschweren die Fachkräfterekrutierung aus dem Ausland

Obwohl in den vergangenen Jahren viel unternom- men wurde, um die Fachkräftegewinnung aus dem Ausland zu erleichtern, gibt es weiterhin Hinder- nisse, die die befragten Unternehmen vor Probleme stellen. So sind sprachliche Verständigungsschwie- rigkeiten, die Einschätzung der Qualifikation und falsche Vorstellungen der Bewerber:innen die am häufigsten genannten Probleme (Abbildung 6). Im

Vergleich mit dem Vorjahr zeigt sich allerdings, dass die Probleme größtenteils rückläufig sind. Möglicher- weise lassen sich hier erste Anzeichen erkennen, dass die Bestrebungen im Zuge der Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, die Zuwanderung von Fachkräften weiter zu verbessern, Früchte tragen – beispielsweise durch das beschleunigte Fachkräf- teverfahren, durch Sprachförderung und durch ein besseres Informationsangebot zur Anerkennung aus- ländischer Berufsqualifikationen.

Ein besonderer Hemmschuh waren immer die büro- kratischen Prozesse. Auch diese werden im Vorjah- resvergleich seltener beklagt.

Stat. Fehler: 7,9 % | Stichprobengröße: 502 | Befragungszeit: 10.08.–17.08.2021 Stat. Fehler: 7,6 % | Stichprobengröße: 503 | Befragungszeit: 21.09.–20.10.2020

* „Probleme beim Familiennachzug“ wurde 2020 nicht abgefragt.

Entscheider:in in Unternehmen mit über 10 Mitarbeitenden, die ausländische Fachkräfte beschäftigen Quelle: Civey

ABBILDUNG 6 „Welche dieser Probleme sind aufgetreten, als Sie ausländische Fachkräfte für Ihr Unternehmen rekrutiert haben?“ (Mehrfachantworten möglich)

Coronabedingte Einreisebeschränkungen

Bürokratische Hürden

Rechtliche Hürden

Einschätzung der Qualifikationen

Sprachliche Verständigungsschwierigkeiten

Falsche Vorstellung der Bewerber:innen

Probleme beim Familiennachzug*

Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse

Keines dieser Probleme

10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 %

0 %

11,8 % 10,3 %

30,9 % 24,7 %

19,7 % 14,2 %

45,0 % 38,9 % 31,4 % 28,4 %

25,0 % 27,2 %

22,6 % 27,0 % 7,9 %

32,2 % 27,8 %

2020 2021

(7)

ne inländische Fachkräfte. Dass die Angabe „Gibt ge- nügend inländische Fachkräfte“ deutlich unter dem Wert des Vorjahres liegt, ist ein weiterer Indikator, dass sich die Fachkräfteengpässe zugespitzt haben.

Tendenziell ist ebenfalls erkennbar, dass die Pro- zentwerte der genannten Gründe rückläufig sind, was darauf hinweisen könnte, dass sich Informationslage und Rekrutierungsprozesse sukzessive verbessert haben.

Eine weitere Frage beschäftigt sich mit den Ursachen:

Warum rekrutieren Unternehmen mit Fachkräfte- engpässen keine ausländischen Fachkräfte? Der Hauptgrund ist weiterhin, dass die sprachliche Ver- ständigung Schwierigkeiten bereitet (Abbildung 7).

Ähnlich wie bei den Problemen mit der Rekrutierung sind weitere genannte Gründe die Schwierigkeiten, die Qualifikation einzuschätzen, falsche Vorstellun- gen der Bewerber:innen sowie ausreichend vorhande-

13,0 %

18,4 %

10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 %

0 %

36,7 %

48,0 %

6,0 % 3,9 %

7,9 % 8,6 %

44,7 % 40,2 % 11,9 %

5,6 %

54,3 % 45,2 %

15,4 % 3,0 %

37,0 % 36,7 %

2020

2021 Stat. Fehler: 7,7 % | Stichprobengröße: 501 | Befragungszeit: 10.08.–20.08.2021 Stat. Fehler: 8,0 % | Stichprobengröße: 501 | Befragungszeit: 21.09.–19.10.2020 Entscheider:in in Unternehmen mit über 10 Mitarbeitenden, die Engpässe haben, aber keine ausländischen Fachkräfte beschäftigen

Quelle: Civey

Gibt genügend inländische Fachkräfte

Coronabedingte Einreisebeschränkungen

Bürokratische Hürden

Rechtliche Hürden

Schwierigkeit, Qualifikation einzuschätzen

Sprachliche Verständigungsschwierigkeiten

Falsche Vorstellung der Bewerber:innen

Können notwendige Ressourcen nicht aufbringen (2021) Nicht genügend Ressourcen im Bewerbungsprozess (2020)

Aus anderen Gründen

ABBILDUNG 7 „Wieso rekrutieren Sie keine ausländischen Fachkräfte?“ (Mehrfachantworten möglich)

In Bezug auf die Herkunftsregionen ausländischer Fachkräfte, die von den befragten Unternehmen be- schäftigt werden, ist das Bild ähnlich wie im Vorjahr (Abbildung 8): Am häufigsten beschäftigen Unter- nehmen Fachkräfte aus dem EU-Ausland, gefolgt von

Fachkräften aus europäischen Nicht-EU-Staaten und aus Asien. Am wenigsten werden Fachkräfte aus Subsahara-Afrika beschäftigt.

(8)

8

10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 %

0 %

66,5 % 69,0 %

47,9 % 41,6 %

38,9 % 36,4 %

12,8 % 15,2 %

18,2 % 17,2 %

22,6 % 22,6 %

31,6 % 31,0 % 20,3 % 18,8 %

20,5 % 16,5 %

ABBILDUNG 8 „Welche der folgenden Personengruppen beschäftigt Ihr Unternehmen im Moment?“

(Mehrfachantworten möglich)

Fachkräfte aus dem EU-Ausland

Fachkräfte aus europ. Nicht-EU-Staaten

Fachkräfte aus Asien

Fachkräfte aus Nordafrika

Fachkräfte aus Subsahara-Afrika

Fachkräfte aus Nordamerika

Fachkräfte aus Süd-/Mittelamerika

Fachkräfte aus dem mittleren Osten

Keine dieser Personengruppen

Stat. Fehler: 7,8 % | Stichprobengröße: 501 | Befragungszeit: 10.08.–17.08.2021 Stat. Fehler: 8,0 % | Stichprobengröße: 500 | Befragungszeit: 21.09.–20.10.2020

Entscheider:in in Unternehmen mit über 10 Mitarbeitenden, die ausländische Fachkräfte beschäftigen Quelle: Civey

2020 2021

Ausbildungspartnerschaften:

Ein wichtiges Instrument zur Fachkräftegewinnung

Vereinbarungen zur Anwerbung bzw. Vermittlung von ausländischen Fachkräften oder Auszubildenden – sogenannte Ausbildungspartnerschaften, wie die Bundesregierung sie mit verschiedenen Partnerlän- dern abgeschlossen hat, etwa mit Indonesien, Me- xiko, den Philippinen und Vietnam (Bundesagentur für Arbeit 2021, Bundesministerium für Gesundheit 2019, Make it in Germany 2021) –, sehen viele Unter- nehmen als wirksames Mittel zur Bekämpfung von Engpässen. 57 Prozent der befragten Unternehmens- entscheider:innen erachten Absprachen zur Vermitt-

lung von Fachkräften als sinnvoll (Abbildung 9) – zur Vermittlung von Auszubildenden befürworten es 30 Prozent und zur Nachqualifizierung gut 29 Pro- zent. 19 Prozent finden solche Vermittlungsabspra- chen nicht sinnvoll.

Tendenziell beurteilen die westdeutschen Unter- nehmen diese Maßnahme positiver als die ostdeut- schen: in Bezug auf Fachkräfte 58 Prozent vs. knapp 53 Prozent, in Bezug auf Auszubildende 30 Prozent vs. 28 Prozent und in Bezug auf Nachqualifizierung 31 Prozent vs. 24 Prozent. Besonders in Hamburg, Bremen und Berlin findet sich eine eher größere Unterstützung für Vermittlungsabsprachen. Etwas zurückhaltender hingegen sind die befragten Unter- nehmen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thürin- gen.1

1 Für eine weiterführende Diskussion zu transnationalen Ausbildungspartnerschaften am Beispiel des Bausektors mit Fokus auf Nordrhein-Westfahlen und Ghana siehe Schultz (2021).

(9)

10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 0 %

57,0 %

29,8 %

19,3 %

29,4 %

8,2 %

ABBILDUNG 9 Fänden Sie es hilfreich, wenn es zwischen Deutschland und anderen Staaten mehr Vereinbarungen zur Vermittlung oder Ausbildung von Fachkräften gäbe?

(Mehrfachantworten möglich)

Stat. Fehler: 2,5 % | Stichprobengröße: 7.500 | Befragungszeit: 10.08.–03.10.2021 Entscheider:in in Unternehmen mit über 10 Mitarbeitenden

Quelle: Civey

Ja, für ausgebildete Fachkräfte

Ja, für Auszubildende

Ja, zur Nachqualifizierung

Nein

Weiß nicht

Fazit und Ausblick:

Fachkräftebasis nachhaltig sichern

Angesichts erster vorsichtiger Anzeichen der Erholung vom Covid-19-Schock haben sich die Fachkräfteeng- pässe der befragten Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr verschärft. Die Zuwanderung von Fachkräften spielt allerdings im Maßnahmenkatalog zur Vermei- dung von Engpässen weiterhin eine untergeordnete Rolle. Es lässt sich jedoch auch erkennen, dass die Hindernisse im Rekrutierungsprozess für ausländi- sche Fachkräfte rückläufig sind. Das könnte bedeuten, dass die durch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz seit März 2020 angestoßenen Neuerungen tatsächlich greifen und die Prozesse schrittweise besser laufen.

Zudem zeigt sich, dass die befragten Unternehmens- entscheider:innen internationale Absprachen zur Vermittlung von Fachkräften und Auszubildenden bzw. zur Nachqualifizierung positiv sehen. Diese sogenannten Ausbildungspartnerschaften bergen ein großes Potenzial, Hürden bei der Rekrutierung be- sonders im stark nachgefragten mittleren Qualifika- tionssegment abzubauen (insbesondere mit Blick auf sprachliche Verständigungsschwierigkeiten und Pro- bleme bei der Einschätzung ausländischer Qualifika- tionen). Denn Ausbildungspartnerschaften bereiten

ausländische Fachkräfte sprachlich auf die Arbeit in Deutschland vor und machen die vorhandenen oder (noch) zu entwickelnden Kompetenzen für Unterneh- men transparent (Azahaf 2020, Schultz 2021).

Fachkräfteengpässe werden Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den kommenden Jahren verstärkt beschäftigen. Um die eigene Fachkräftebasis stra- tegisch zu sichern, muss Deutschland drei zentrale Wirkungshebel betätigen, die jeweils auf staatlicher/

gesellschaftlicher, institutioneller sowie betrieblicher und individueller Ebene bearbeitet werden. Dabei tragen die ersten beiden Wirkungshebel dazu bei, das inländische Arbeitskräfteangebot bestmöglich aufzu- bauen und zu mobilisieren. Der dritte zielt darauf ab, das inländische Angebot passgenau zu ergänzen:

• Teilhabe und Beschäftigungsfähigkeit fördern – durch Bildung (frühkindlich, schulisch, berufs- qualifizierend und akademisch) sowie Aufbau, Anerkennung und Weiterentwicklung von Kom- petenzen über den gesamten Erwerbsverlauf.

• Rahmenbedingungen für gute Arbeit und attrakti- ve Arbeitgeber:innen schaffen – auch durch gute Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf.

• Faire Migration aus der EU und aus Drittstaaten ermöglichen – die sowohl die Interessen der Ein- wanderungsländer und der Herkunftsländer als auch die der Migrierenden im Blick hat.

(10)

Impressum

© November 2021

Bertelsmann Stiftung, Gütersloh Bertelsmann Stiftung

Carl-Bertelsmann-Straße 256 33311 Gütersloh

bertelsmann-stiftung.de Autor:

Dr. Matthias M. Mayer Senior Expert

Programm Integration und Bildung Kontakt: matthias.mayer@

bertelsmann-stiftung.de Telefon: +49 5241 81-81564 Lektorat und Korrektorat:

Heike Herrberg, Bielefeld Gestaltung: werkzwei, Detmold Titelbild: ©Dmytro - stock.adobe.com DOI: 10.11586/2021080

Quellen

Azahaf, Najim (2020). Wie transnationale Ausbildungspartnerschaften in Deutschland vorangebracht werden können. Policy Brief. Bertelsmann Stiftung. Gütersloh.

www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/wie-transnationale- ausbildungspartnerschaften-in-deutschland-vorangebracht-werden-koennen-all-1 (Abruf 17.9.2021)

Bauer, Anja, Johann Fuchs, Hermann Gartner, Markus Hummel, Christian Hutter, Su- sanne Wagner, Enzo Weber und Gerd Zika (2021). IAB-Prognose 2021: Arbeitsmarkt auf dem Weg aus der Krise. IAB-Kurzbericht 6/2021. Nürnberg. http://doku.iab.de/

kurzber/2021/kb2021-06.pdf (Abruf 3.9.2021).

BMAS – Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2021). Aktualisierte BMAS-Prog- nose „Digitalisierte Arbeitswelt“. Berlin. www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/

Publikationen/Forschungsberichte/fb526-3-aktualisierte-bmas-prognose-digitalisierte- arbeitswelt.pdf;jsessionid=AE25450815973AFF8D7D7DC15861C42E.delivery1-re- plication?__blob=publicationFile&v=2 (Abruf 9.9.2021).

Bundesagentur für Arbeit (2021). Pflegekräfte aus dem Ausland. Presseinfo Nr. 30.

Nürnberg. www.arbeitsagentur.de/presse/2021-30-pflegekraefte-vermittlungsabspra- che-indonesien (Abruf 11.10.2021).

Bundesministerium für Gesundheit (2019). Vereinbarung mit Mexiko - Pflegekräfte sollen schneller nach Deutschland kommen. Berlin. www.bundesgesundheitsministe- rium.de/ministerium/meldungen/2019/vereinbarung-mexiko.html (Abruf 11.10.2021).

Deutsche Welle (2019). Brücker: Jeder Dritte in Deutschland wird Migrationshinter- grund haben. Bonn. www.dw.com/de/br%C3%BCcker-jeder-dritte-in-deutschland- wird-migrationshintergrund-haben/a-51141768 (Abruf 5.10.2021).

Fuchs, Johann, Alexander Kubis und Lutz Schneider (2019). Zuwanderung und Digitali- sierung: Wie viel Migration aus Drittstaaten benötigt der deutsche Arbeitsmarkt künf- tig?. Bertelsmann Stiftung. Gütersloh. www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/

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