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Diskriminierende Angriffe im Hochschulkontext – Handlungsempfehlungen für Wissenschaftler*innen und ihr Umfeld

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Academic year: 2022

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Diskriminierende Angriffe im Hochschulkontext –

Handlungsempfehlungen für Wissenschaftler*innen und ihr Umfeld

01.10.21

Sie sind in der Lehre, in Ihrem Forschungszusammenhang, auf Tagungen, über Social Media oder in der Presse mit antifeministischen, sexistischen, rassistischen und/oder antisemitischen Äußerungen beleidigt, diffamiert, verächtlich gemacht, angefeindet oder bedroht worden?

Damit sind Sie nicht allein. Menschen werden zunehmend persönlich angegriffen, um ihre wissenschaft- liche Position, ihr Forschungsfeld oder ihre Forschungsergebnisse zu delegitimieren. Die Angriffe werden meist strategisch eingesetzt und sind häufig regelrecht choreografiert.

Wer Zielscheibe von Hassbotschaften wird, fühlt sich oft ohnmächtig. Betroffene Wissenschaftler*innen können Unterstützung und Solidarität erfahren. Die Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Geschlechter- forschungseinrichtungen Berliner Hochschulen (afg) und die Bundeskonferenz der Frauen- und Gleich- stellungsbeauftragten an Hochschulen e. V. (bukof) möchten Ihnen mit diesen Handlungsempfehlungen Wege aufzeigen, was Sie tun und wo Sie Unterstützung erhalten können. Es handelt sich dabei um Anre- gungen. Wie Sie vorgehen, entscheiden Sie selbst. Die hier gewählte Reihenfolge ist nicht zwingend, Sie können auch parallel verschiedene Schritte gehen. Für Stipendiat*innen, Gastwissenschaftler*innen und internationale Wissenschaftler*innen ist es manchmal nicht eindeutig, wer zuständig ist. Wir benutzen deswegen im Folgenden die Formulierung „(Gast-)Hochschule“.

Nehmen Sie Ihre Wahrnehmung und den erfolgten Angriff ernst. Aktivieren Sie Ihr persönliches und/oder Ihr dienstliches Netzwerk, thematisieren Sie den Angriff, teilen Sie Ihre Erfahrungen.

Ansprechpartner*innen an Ihrer (Gast-)Hochschule

• Ihr Kollegium

• Frauen- bzw. Gleichstellungsbeauftragte

• Antidiskriminierungs- bzw. Diversitybeauftragte

• Beratungsstellen zu Antidiskriminierung und Konfliktbearbeitung an Ihrer (Gast-)Hochschule oder an Ihrem Wohnort

• Beschwerdestelle nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG)

• Personalrat

• Studierendenvertretung

Informieren Sie auch die Leitung (Präsidium / Rektorat) Ihrer (Gast-)Hochschule, damit diese ihrer Für- sorgepflicht nachkommen kann.

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- Seite 2 - Diskriminierende Angriffe im Hochschulkontext - Handlungsempfehlungen

Überlegen Sie, welche Personen und Einrichtungen Sie darüber hinaus institutionell informieren bzw.

auch zu Handlungsschritten auffordern möchten, weil sie fachlich zuständig sind oder eine Leitungsver- antwortung tragen:

• Leitung Ihres Fachs, Dekan*in des Fachbereichs / der Fakultät

• Rechtsstelle

• Pressestelle

• Arbeitssicherheit, Sicherheitsdienst u.ä. auf dem Campus

Netzwerke

Folgende überregionale Netzwerke könnten Sie begleiten:

• Gender- und Diversitätsforschungszentren

• für Ihr Forschungsfeld zuständige Fachgesellschaften

• Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof)

• Landeskonferenzen der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen bzw. Geschäfts- oder Koordinierungsstellen für Chancengleichheit an Hochschulen in Ihrem jeweiligen Bundesland

• Netzwerke und Stiftungen wie z. B. neue deutsche organisationen – das postmigrantische netzwerk e.V. (ndo), Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V., Each One Teach One (EOTO) e.V., Studierendenverband der Sinti und Roma in Deutschland, Amadeu-Antonio-Stiftung e.V., Studien- werke wie z. B. Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk e.V., Avicenna-Studienwerk e.V.

Protokollieren und dokumentieren

Protokollieren und dokumentieren Sie die Angriffe schriftlich und sichern Sie etwaige Beweise. Fertigen Sie ein Gedächtnisprotokoll an. Holen Sie sich dafür ggf. Unterstützung.

• Je präziser Sie beschreiben können, was Ihnen passiert ist, desto besser die Vorbereitung weiterer ggf. rechtlicher Schritte. Dies gilt unabhängig davon, ob die Angriffe analog oder digital erfolgt sind.

Drucken Sie die betreffenden Mails aus, sammeln Sie Zeitungsartikel oder Leser*innenbriefe, machen Sie Notizen von Telefonanrufen, Fotos von Schmierereien an Ihrer Bürotür o. Ä.

• Insbesondere, wenn es sich um Angriffe in Sozialen Medien handelt, ist es wichtig, dass die Vorfälle gut dokumentiert sind (z. B. Screenshots, PDF erstellen, URL des verfassenden Profils ergänzen und fotografieren). Eine Anleitung dazu finden Sie beim Helpdesk der Neuen Medienmacher, Hilfe bietet auch der Verein ZARA– Zivilcourage & Antirassismusarbeit.

Viele Kommentare können verletzend sein. Bitten Sie gegebenenfalls eine andere Person, die Dokumen- tation zu übernehmen.

Schützen Sie sich

Blockieren Sie ggf. den jeweiligen Social-Media-Account der Angreifer*innen. Erwägen Sie, Ihre perso- nenbezogenen Daten (dienstliche Mailanschrift, Telefonnummer, Foto) von Webseiten zu entfernen, wo Sie dies selbst umsetzen oder veranlassen können. Auch die Einrichtung einer Auskunftssperre Ihrer Mel- deadresse bei der Meldebehörde ihres Wohnorts kann unter Umständen hilfreich sein.

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- Seite 3 - Diskriminierende Angriffe im Hochschulkontext - Handlungsempfehlungen

Anwaltliche oder psychologische Beratung

Anwaltliche und/ oder psychologische Beratung kann sinnvoll sein und ggf. auch über die (Gast-)Hoch- schule in Anspruch genommen werden. Erwägen Sie auch, sich durch eine externe Beratungsstelle be- gleiten zu lassen.

Bei Mord- und Gewaltandrohung wenden Sie sich unmittelbar an die Polizei und bringen Sie die Drohung zur Anzeige. Auch bei der Erstattung einer Anzeige können Sie sich unterstützen lassen – durch Freund*innen, Kolleg*innen oder Beratungsstellen sowie Interessenvertretungen (s. o.).

Weitere Anlaufstellen

www.internet-beschwerdestelle.de www.hass-im-netz.info

www.jugendschutz.net/hotline www.hassmelden.de

www.hateaid.org

https://demokratiezentrum-bw.de/demokratiezentrum/vorfall-melden

Impressum

Herausgeberinnen

Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen e.V. (bukof) Goßlerstraße 2 - 4 14195 Berlin www.bukof.de

Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Geschlechterforschungseinrichtungen Berliner Hochschulen (afg)

Technische Universität Berlin Fraunhofer Str. 33 - 36 10587 Berlin

www.afg-berliner-hochschulen.de

bukof-Vorstand

Dr.in Uschi Baaken, Birgit Fritzen, Dr.in Sybille Jung, Anneliese Niehoff, Christina Wolff

afg-Sprecher*innen

Prof.in Dr.in Sabine Hark, Prof.in Dr.in Jutta Hartmann bukof-Geschäftsstelle

Canan Denli und Kristina Bode

geschaeftsstelle@bukof.de I 030 838-59210 afg-Geschäftsstelle

Dr.in Magdalena Beljan

magdalena.beljan@tu-berlin.de | 030 314 28481 Autor*innen:

Dr.in Magdalena Beljan, Tanja Böhm, Michaela Frohberg, Nina Hackmann, Dr.in Doris Hayn, Anneliese Niehoff,

Redaktion:

bukof-Vorstand, bukof-Arbeitsgruppe Antifeminismus, bukof- Geschäftsstelle

Referenzen

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