Hessisches Landeslabor
Standort Wiesbaden, Glarusstraße
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor, Postfach 5545, 65045 Wiesbaden
Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden
Veterinärwesen und Verbraucherschutz Teutonenstr. 1
65187 Wiesbaden
Amtliche Lebensmittelüberwachung
Prüfbericht zu den Aufträgen:
Untersuchung von Lebensmitteln der Domäne Mechtildshausen auf PFAS
Probenbeschreibung:
Hauptbuch-Nr.: (siehe Tabelle 1) Einsender-Nr.: (siehe Tabelle 1)
Entnahmeort: Domäne Mechtildshausen, Hofgut 1, 65205 Wiesbaden Bezeichnung: diverse regionale Lebensmittel (siehe Tabelle 1)
Probenentnahme: 09.03.2020 – 11.03.2020 Probeneingang: 09.03.2020 – 11.03.2020 Untersuchungsende: 23.03.2020
Aktenzeichen IV-2 / PFC
Bearbeiter/in Dr. Sandy Falk Durchwahl 0611 7608 815
Fax 0611 713515
E-Mail sandy.falk@lhl.hessen.de Internet: http://www.lhl.hessen.de/
Ihr Zeichen 3302014919
Datum 27.03.2020
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Beurteilungsgrundlage:
VO (EG) Nr. 178/2002 zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts, zur Errichtung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und zur Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit
VO (EWG) Nr. 315/1993 zur Festlegung von gemeinschaftlichen Verfahren zur Kontrolle von Kontaminanten in Lebensmitteln
Beurteilungswerte (BUW) für PFC des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/Abt5/Ref541/PFC/Seiten/Lebensmittelsicherheit.aspx (Zugriff: 23.03.2020)
Vorläufige tolerierbare wöchentliche Aufnahmemengen (PTWI) für PFOS und PFOA der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) veröffentlicht im Dezember 2018 https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.2903/j.efsa.2018.5194
(Zugriff: 19.09.2019)
Nationale Verzehrstudie II des Max-Rubner-Institutes zitiert nach BfR, 2016
https://www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/Institute/EV/NVSII_Abschlussbericht_Teil_2.pdf (Zugriff: 24.03.2020)
Öffentliche Konsultation zu PFAS: Erläuterung des Entwurfs der Stellungnahme der EFSA veröffentlicht am 24. Februar 2020
https://www.efsa.europa.eu/de/news/pfas-public-consultation-draft-opinion-explained (Zugriff 23.03.2020)
Abkürzungsverzeichnis PFAS:
PFPeA: Perfluorpentansäure PFHxA: Perfluorhexansäure PFHxS: Perfluorhexansulfonsäure PFHpA: Perfluorheptansäure PFOA: Perfluoroctansäure PFOS: Perfluoroctansulfonsäure PFNA: Perflurononansäure PFDA: Perfluordecansäure PFDoDA: Perfluordodecansäure
Untersuchungsergebnis:
Die PFAS-Gehalte (Mittelwert einer Doppelbestimmung) der Proben sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die Bestimmung erfolgte mittels LC-MS/MS nach Festphasenextraktion.
Tabelle 1: PFAS-Konzentrationen in Lebensmittel-Proben der Domäne Mechtildshausen
1nur ein Massenübergang
2Nachweisgrenze (NWG)= 0,5 µg/kg
3Bestimmungsgrenze (BG)= 1,0 µg/kg
4erweitere Messunsicherheit (gemäß Messunsicherheitsabschätzung ~40%)
Einsender-Nr. Hauptbuch-Nr. Lebensmittel PFPeA1 PFHxA PFHxS PFHpA PFOA PFOS PFNA PFDA PFDoDA [µg/kg] [µg/kg] [µg/kg] [µg/kg] [µg/kg] [µg/kg] [µg/kg] [µg/kg] [µg/kg]
1314004120 204014892 Schweineleber < NWG2 < NWG < BG3 < NWG < NWG < BG < NWG < NWG < NWG 1314004220 204014894 Rinderleber
< NWG < NWG < BG < NWG < NWG
1,9
(± 0,8) < NWG < NWG < NWG 1314004320 204014885 Milch < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314004420 204014884-1 Hühnerei < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314004420 204014884-2 Hühnerei < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < BG < NWG < NWG < NWG 1314004520 204014883 Apfelsaft < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314004620 204014887 Apfelchips < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314004720 204014889 Speisekartoffeln < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314004820 204014886 Silomais < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314004920 204014891 Wirsing < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314005020 204014893 Rosenkohl < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314005120 204014896 Grünkohl < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314005220 204014890 Weißkohl < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314005320 204014895 Schwarzkohl < NWG < BG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314005420 204014888 Lauch < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314005520 204014917 Deutscher Honig < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314005620 204015068-1 Leber vom Huhn
< NWG < NWG
1,2
4(± 0,5) < NWG < NWG
1,4
(± 0,6) < NWG < NWG < NWG 1314005620 204015068-2 Herz vom Huhn < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG 1314005620 204015068-3 Magen vom Huhn < NWG < NWG < NWG < NWG < NWG < BG < NWG < NWG < NWG
Beurteilung:
Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MRL) hat unter Berücksichtigung des Vorsorge- und Minimierungsgrundsatzes Beurteilungswerte (BUW) für Lebensmittel festgelegt. Diese werden sowohl beim Vorernte-Monitoring als auch bei der Lebensmittelüberwachung berücksichtigt. Lebensmittel, deren Gehalte an kurzkettigen PFAS und/oder PFDA den BUW gesichert überschreiten, dürfen nicht in den Verkehr gebracht werden. Die Beurteilungswerte sind in Tabelle 2 aufgeführt. In der Probe Leber vom Huhn (Einsender-Nr. 1314005620, HB-Nr. 204015068-1) wurde eine Konzentration von 1,2 µg/kg (± 0,5 µg/kg) Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) festgestellt, dies entspricht 0,0012 mg/kg (± 0,0005 mg/kg). Unter Berücksichtigung der erweiterten Messunsicherheit von ~40% wird der Beurteilungswert von 0,001 mg/kg nicht gesichert überschritten. In den übrigen untersuchten Proben lagen die Konzentrationen der kurzkettigen PFAS und PFDA jeweils unterhalb der Bestimmungs- bzw. Nachweisgrenze.
Tabelle 2 Beurteilungswerte für kurzkettige PFAS und PFDA
Beurteilungswerte (BUW) [µg/kg]
PFPeA PFHxA PFHxS PFHpA PFDA
Obst und Gemüse 2,8 5,7 < 1 < 2 < 2
Getreide 6,5 13 < 1 < 2 < 2
Beurteilungswerte (BUW) [mg/kg]
PFPeA PFHxA PFHxS PFHpA PFDA
Fleisch, Fisch, Innereien, Honig, Eier 0,03 0,06 0,001 0,003 <0,002
Für die Perfluoroctansäure (PFOA) und die Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Dezember 2018 eine Neubewertung zu gesundheitlichen Risiken durch PFOS und PFOA in Lebensmitteln veröffentlicht und die in Tabelle 3 aufgeführten vorläufigen tolerierbaren wöchentlichen Aufnahmemengen (Provisional Tolerable Weekly Intake: PTWI) abgeleitet.
Tabelle 3 Provisional Tolerable Weekly Intake (PTWI) für PFOA und PFOS
Parameter PTWI
Perfluoroctansäure (PFOA) 6 ng/ Kilogramm Körpergewicht/ Woche Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) 13 ng/ Kilogramm Körpergewicht/ Woche
In der Rinderleberprobe (Einsender-Nr. 1314004220, HB-Nr. 204014894) wurde ein PFOS- Gehalt von 1,9 µg/kg (± 0,8 µg/kg) festgestellt. Gemäß Nationaler Verzehrstudie II des Max- Rubner-Institutes nehmen Vielverzehrer durchschnittlich 0,162 Gramm Rinderleber pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag zu sich. Dies entspricht einer wöchentlichen Aufnahme von 1,134 Gramm Rinderleber pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Geht man davon aus, dass es sich bei der verzehrten Rinderleber ausschließlich um die untersuchte Probe handelt, so würde ein erwachsener Vielverzehrer den PTWI durch den Verzehr von Rinderleber zu 16,6 % ausschöpfen.
Da für Hühnerleber keine durchschnittlichen Verzehrsmengen bekannt sind, wird auch hier die tägliche Aufnahmemenge eines Vielverzehrers für Rinderleber von 0,162 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (entsprechend einer wöchentlichen Aufnahmemenge von 1,134 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag) zugrunde gelegt (worst-case- Betrachtung). Unter dieser Annahme liegt der Beitrag zur Ausschöpfung des PTWI für PFOS durch den Verzehr der untersuchten Hühnerleber (Einsender-Nr. 1314004220, HB-Nr.
204014894) bei 12,2 %.
Derzeit befindet sich ein neuer Entwurf einer EFSA-Stellungnahme zu einer gruppenbe- zogenen zulässigen wöchentlichen Aufnahmemenge für die vier Haupt-PFAS, die im Körper akkumulieren (PFOA, PFOS, PFNA, PFHxS), in der öffentlichen Konsultation. Die Stellungnahme sieht einen gruppenbezogenen TWI von 8 ng/kg Körpergewicht pro Woche für die vier PFAS vor.
Würde man diese gruppenbezogene zulässige Aufnahmemenge betrachten, so ergibt sich für die Leber vom Huhn eine Summenbelastung von 2,6 µg/kg (±1,1 µg/kg). Geht man auch in diesem Fall davon aus, dass es sich bei der verzehrten Leber ausschließlich um die untersuchte Probe handelt, so würde ein erwachsener Vielverzehrer den gruppenbezogenen PTWI (∑ PFOS, PFOA, PFNA, PFHxS) zu 36,9 % ausschöpfen.
Die eingesendeten und untersuchten Proben weisen Gehalte an PFAS im Bereich der ubiquitären Hintergrundbelastung auf und sind nicht zu beanstanden.
Im Auftrag
gez. Dr. Sandy Falk (Prüfleitung)