Vögel
im Garten
Schutz für alle Arten
Damit das auch so bleibt, müssen wir unsere Vogelwelt wirk-
sam und langfristig schützen, indem Lebensräume erhalten oder verbessert werden. Denn nach der Roten Liste der Brutvögel
Deutschlands, gilt etwa die Hälfte der 260 einheimischen
Vogelarten als gefährdet, etwa 30 Arten sind vom Aussterben bedroht.
Unter Menschen
ein Zuhause finden
Die meisten Vogelarten die wir in unseren Gärten beobachten können, sind derzeit nicht im Bestand bedroht. Dennoch ist es
wichtig, den Gärten und stadtnahen Grünflächen als Lebensraum für Singvögel besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Nur wenn diese entsprechend gestaltet und gepflegt werden, können die
Vogelarten die uns von der freien Natur in die Städte und Dörfer gefolgt sind, weiterhin unsere Stadtlandschaften bereichern.
Ob wir im Wald spazieren gehen, in der Stadt zum Bummeln unterwegs sind oder in unserem Garten
sitzen, überall treffen wir auf unsere gefiederten
Freunde - die Vögel. Sie machen uns Freude, weil sie schön anzusehen sind, meist kunstvoll singen
oder zumindest lustig pfeifen und trällern.
©Landeshauptstadt Wiesbaden, Umweltamt, Gestaltung: Anja Klesius, PURE:DESIGN Mainz, Druck: Index Digital, Wiesbaden, Illustrationen shutterstock.com: Anna Paff; DoubleBubble; julia_blnk; geraria; AKaiser; FarbaKolerova
Wenn von unseren gefiederten Freunden die
Rede ist, meinen wir fast immer die Singvögel,
eine Gruppe innerhalb der weltweit etwa 10.500
bekannten Vogelarten. Etwa 100 dieser Singvogel- arten kommen in Deutschland vor, wovon zwischen 20 und 30 Arten nur in besonderen Regionen und
Lebensräumen zu finden sind.
Amsel,
Drossel, Fink und Star ...
Aus dem Wald ...
Die meisten Singvögel brauchen Bäume und Büsche als Nistplatz oder Sing- warte und für die Nahrungssuche. In strukturreichen Wäldern mit Unterholz und Lichtungen, findet man daher die meisten Arten. Auf Feldern, Wiesen
und Brachflächen sind nur wenige spezialisierte Singvögel zu finden.
... in die Stadt
Manche Vogelarten kommen aber auch mit der menschlichen Lebensweise zurecht und sind uns aus ihren ursprünglichen Lebensräumen in die Dörfer
und Städte gefolgt. Spatzen, Hausrotschwänzchen, Rauch- und Mehlschwalben sind zu Dorf- und Stadtbewohnern geworden und auch die allgegenwärtige
Amsel war vor noch gut 150 Jahren ein scheuer Waldvogel.
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Das passende Werkzeug
Auf welche Nahrung ein Vogel spezialisiert ist, lässt sich
oft an der Schnabelform erkennen. Während Insektenfresser wie das Rotkehlchen einen eher feinen, spitzen Schnabel
haben, ist er bei Körnerfressern wie dem Grünfink breit und kräftig.
Mücken-
jäger und
Beerenfresser
Für die meisten unserer Gartenvögel stehen Insekten,
Spinnen, Tausendfüßler, Würmer oder auch Schnecken auf dem Speiseplan. Daher sind sie gern gesehene
Mitarbeiter in einem bewirtschafteten Garten. Ausgesprochene Körnerfresser ernähren sich dagegen von Früchten, Beeren, Sämereien oder Nüssen.
Flexibler Speiseplan
Dennoch ernähren sich Insektenfresser nicht nur von Insekten.
Meisen zum Beispiel, stellen im Winter ihren Speiseplan fast ganz auf Körner und Sämereien um. Körnerfresser hingegen, verspeisen
gelegentlich auch Insekten und ziehen ihre Jungen fast ausschließlich mit tierischer Nahrung groß.
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Speisekammer Die im Garten
Besonders
geeignete Bäume und
Sträucher sind zum Beispiel: Feldahorn, Hainbuche,
Mehlbeere, Salweide, Speierling, Liguster
und Hasel.
Heimische Arten bevorzugt
Hier sind die heimischen Gewächse deutlich im Vorteil, denn die Tiere in der freien Landschaft haben sich seit Jahrzehnten auf dieses Angebot spezialisiert. Exotische Gewächse, wie etwa Kirschlorbeer, Thuja, Zierrosen
oder Geranien, bieten nur einem Bruchteil von Kleintieren
einen Lebensraum. Zudem sind die schönen Blüten der fremdländischen Gewächse oft steril und bilden keine Früchte und Samen aus, oder
sind für Vögel ungenießbar.
Hauptsächlich ernähren sich unsere Gartenvögel
von dem, was sie in Bäumen, Sträuchern und Beeten finden. Zum einen sind dies Früchte, Beeren
und Samen, zum anderen Insekten und andere Kleinlebewesen die in den
Gehölzen, Stauden und im Boden leben.
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Da bei uns das Nahrungsangebot für Insektenfresser im Winter nicht ausreichend ist, machen sich viele
Vogelarten im Herbst auf den Weg in ihre nahrungs- reichen Winterquartiere. Einige Vogelarten, wie die
Schwalbe oder der Pirol, fliegen als Langstreckenzieher ins warme Afrika. Andere Arten, wie der Star oder
der Hausrotschwanz, sind Kurzstreckenzieher und
überwintern in Südeuropa und dem Mittelmeergebiet.
Abenteurer Reisemuffel und
Wenn die Winter wärmer werden
Die meisten heimischen Vögel sind Teilzieher, bei denen ein Teil zum Überwintern fortzieht und ein Teil „zu Hause“ bleibt. So überwin-
tert zum Beispiel der Zaunkönig aus den kühleren Mittelgebirgen gerne in Südeuropa, in milden Gegenden oder Großstädten
ist er jedoch das ganze Jahr zu sehen. Interessant ist der Trend, dass von den Teilziehern immer mehr Vögel in
Deutschland überwintern.
Zu Gast bei uns
Vögel, wie Amsel und Kohlmeise, die Sommer und Winter am gleichen Ort verbringen, werden als
Standvögel bezeichnet. Zu ihnen gesellen sich im Herbst mitunter auch Schwärme von Singvögeln aus dem
Norden und Osten Europas, die bei uns überwintern.
Nicht jeder
Vogel sucht sein Winterquartier
im Süden.
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Im Winter füttern?
Vogelexperten beurteilen das Füttern unterschiedlich.
Gegner der Vogelfütterung kritisieren den Eingriff des Menschen in das natürliche Gleichgewicht.
Ohnehin würden davon nur Vogelarten profitieren, die zahlreich in unseren Gärten und Parks vertreten sind. Selbst nach einem harten Winter sind die bei uns überwinternden Gartenvögel nicht im Bestand bedroht.
Der Natur ganz nah
Obwohl die Winterfütterung zur Arterhaltung also nicht
unbedingt notwendig ist, spricht für die Winterfütterung aber das besondere Erlebnis der Naturbeobachtung. Gerade dieses
Naturerlebnis kann dazu führen, sich verstärkt für den Vogel- und Naturschutz zu engagieren.
Wenn ja – dann richtig
Wer also gerne im Winter Vögel an einer Futterstelle beobachten möchte, kann dies mit gutem Gewissen tun, solange ein paar
grundlegende Tipps berücksichtigt werden:
>
Gute Futterhäuschen schützen das Futtervor Feuchtigkeit und Vogelkot
>
Je nach Vorlieben der Gästegibt es artgerechtes Futter für
Weichfutterfresser und Körnerpicker
>
Ein Strauch oder Baum in derNähe, sorgt für den sicheren An- und Abflug
Ganz wichtig:
Niemals gewürzte oder gesalzenen
Speisen und Brotreste verfüttern.
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Wohnungs- suche
Sobald die Temperaturen milder sind, beginnen
die Vögel mit der Nistplatzsuche. Geeignete Plätze zu finden wird immer schwieriger. In den Gärten
fehlen oft alte Bäume mit Ast- und Stammhöhlen, freiwachsende Hecken und Gestrüpp oder Nischen
und Schlupflöcher in Mauern und Dächern.
Helfen bei der Wohnungsnot
Wer einen Nistkasten aufhängt, lindert die „Wohnungsnot“. Je nach den Ansprüchen der künftigen Bewohner, eignen sich Höhlenkisten mit verschiedenen Lochgrößen und -formen.
Beim Neubau von Gebäuden können Nisthilfen
als Niststeine direkt verbaut werden. Diese eignen sich auch bei der Renovierung oder der nachträg- lichen Dämmung von Gebäuden.
Vögel schützen
Freibrütende Vögel brauchen Bäume, Sträucher oder Hecken um ihre Nester zu bauen. Um ihre Nistplätze und die Brut zu schützen, dürfen nach dem Bundesnaturschutzgesetz daher in der Zeit vom 1. März bis 30. September nur schonende Form- und Pflegeschnitte an Gehölzen durchgeführt werden. Zusätzlich muss immer kontrolliert werden,
ob sich in den Gehölzen brütende Vögel befinden.
Für den Schnitt vom Bäumen sind auch
kommunale Satzungen zu beachten.
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Vom Ei
zum Vogel
Flügge werden ...
Werden die Küken flügge, betreuen die Eltern sie oft noch weiter, bis sie nach einigen Tagen alleine fressen. In dieser Zeit sitzen sie wartend in Hecken und Sträuchern oder auch auf dem Boden und verhalten sich ganz still oder piepsen laut um Futter. Manchmal
können zwei Stunden vergehen bis die Altvögel zu dem Kleinen zurückkehren und die Versorgung wieder aufnehmen.
Das Leben unserer Singvögel beginnt im Ei, aus dem sie nackt und blind nach einer bestimmten Brutzeit
schlüpfen. Meist sind beide Elternteile dann den gan- zen Tag unterwegs, um die stets hungrige Vogelschar zu füttern. Bereits ein einziges brütendes Meisenpaar trägt für eine Brut bis zu 10.000 Raupen und un-
zählige Insekten zusammen, die sich sonst über
bepflanzte Beete und Rabatten hermachen würden.
Vorsicht, Gefahren!
In den ersten Lebensmonaten ist die Sterblichkeitsrate der Jung- vögel sehr hoch. Sie können
natürlichen Feinden wie Hauskatzen, Elstern oder Eichhörnchen zum
Opfer fallen. Aber auch schlechtes Wetter, Nahrungsmangel oder der
vorzeitige Tod der Eltern verursachen Ausfälle. Meist bringen Vogelpaare
aber so viele Nachkommen hervor, dass Verluste wieder ausgeglichen werden.
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Ein Garten in dem Vögel sich wohl fühlen ist vielfäl- tig, lebendig und bietet auch vielen anderen Tieren einen Lebensraum. Wer seinen Garten vogelfreund- licher gestalten möchte, muss ihn aber nicht von
heute auf morgen vollständig verändern. Indem Jahr für Jahr ein Bereich ergänzt oder verändert wird,
kann sich langsam eine bunte Artenvielfalt entwickeln.
Jedes Jahr etwas Neues
Exotische Sträucher, Gräser und Stauden können Stück für Stück
gegen heimische Gewächse ausgetauscht werden, um das Nahrungs- angebot für Vögel zu verbessern. Nach und nach können dann viele kleine Bereiche entstehen, die neue Gäste zum Fressen und Wohnen einladen: Denkbar ist ein kleiner Tümpel oder Teich, ein Steinhaufen oder eine Trockenmauer, eine Kräuterecke oder eine Wildwiese. In
kleinen Gärten können künstliche Nisthilfen, eine Vogeltränke oder eine Sandschale zur Gefiederpflege als Ersatz sehr nützlich sein.
Die Harke ruhen lassen
Zu guter Letzt ist auch die Gartenpflege wichtig, oft ist hier
weniger mehr. Bleiben Laub und verblühte Stauden den Winter
über an Ort und Stelle, finden viele Tiere Unterschlupf und Nahrung.
Ebenso trägt ein Laub- und Reisighaufen zur
Artenvielfalt bei. Zu einem vogelfreundlichen Garten gehört natürlich
auch der Verzicht auf chemische Pflanzen- schutzmittel.
Vogel-
paradies Garten
Laubhaufen Ein
ist ein wahres Tierhotel.
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Die Flugkünste mancher Vögel sind phänomenal: Schwalben
jagen in der Luft die kleinsten Fluginsekten, ein Turmfalke
stürzt mit 300 km/h in Richtung Beute.
Meister der Die Lüfte ...
... an Glasflächen gescheitert
Aber obwohl Vögel geschickte Flieger sind, werden ihnen die
Glasflächen von Gebäuden im Flug zu tödlichen Hindernissen. Glas kann oft nicht rechtzeitig als Hindernis erkannt werden oder die
Spiegelung von Wolken und Bäumen gaukelt ihnen einen freien Flugraum vor.
Abhilfe schaffen
Am besten ist es, schon bei der Planung von
Gebäuden an den Vogelschutz zu denken. Aber auch nachträglich kann die Situation für Vögel
verbessert werden. Schon Gardinen im Innenraum und grobmaschige Netze an Gewächshäusern wirken als sichtbares Hindernis.
Dagegen sind schwarze Vogelsilhouetten zum Aufkleben praktisch wirkungslos. Besser sind bedruckte Folien mit Markierungen, die
mindestens 15 – 25 % Flächendeckung haben. Wirksam sind auch UV-Licht reflektierende Vogelsilhouetten zum Aufkleben oder
ein „Birdpen“ mit UV-Licht reflektierender Farbe, mit dem man selbst Strukturen auf Glasflächen malen kann. Der
Vorteil: die UV-Licht Reflexionen können von den Vögeln als Hindernis wahrgenommen werden, sind aber vom
menschlichen Auge kaum wahrnehmbar.
Stop!
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