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Der jüdische Psychoanalytiker und Emigrant Adolf Josef Storfer

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Academic year: 2022

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PS YC H O A N A LY SE IM W ID ER SP RU C H 59 /2 01 8

Psychosozial-Verlag

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ISSN 0941-5378 Herausgeber:

Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Heidelberg-Mannheim (IPP) und Heidelber- ger Institut für Tiefenpsychologie (HIT) Redaktion:

Hans Becker, Helmut Däuker, Anja Guck- Nigrelli, Lily Gramatikov, Parfen Laszig, Hel- mut Lüdeke, Gerhard Schneider, Matthias Richter, Sabine Schluckwerder, Rolf Vogt Leitender Redakteur:

Parfen Laszig

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Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Heidelberg-Mannheim

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Telefon und Telefax: 0 62 21/18 43 45 Manuskripte:

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Satz:

metiTec-Software, me-ti GmbH, Berlin

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Inhalt

Editorial 5

Hauptbeiträge

Der jüdische Psychoanalytiker und Emigrant Adolf Josef Storfer

unter nationalsozialistischer Beobachtung 9

Die gelbe Post– eine deutschsprachige Emigrantenzeitschrift aus Shanghai

Roland Kaufhold The American Adam –

zwischen Unschuldsbehauptung und Tätertraumata 47 Ein Versuch, das Phänomen »Trump« vor dem Hintergrund

tief verwurzelter amerikanischer Mythen zu verstehen Beate West-Leuer

Zeichnungen von Elisabeth Faulhaber

aus der Sammlung Prinzhorn 65

Phänomenologische und psychoanalytische Skizzen im Ausgang von Merleau-Ponty

Sonja Frohoff

Der melancholische Vampir 93

Zu Jim JarmuschsOnly lovers left alive Helmut Däuker

Psychoanalyse im Widerspruch 30 (1) 2018 3

(4)

Thomas Kunkel

Rezensionen

Andreas Mayer (2016). Sigmund Freud zur Einführung 109 Sabine Schluckwerder

Karin Nitzschmann, Johannes Döser, Gerhard Schneider &

Christoph E. Walker (Hrsg.). (2017). Kulturpsychoanalyse heute –

Grundlagen, aktuelle Beiträge, Perspektiven 116 Ludwig Janus

Leuzinger-Bohleber, M., Arnold, S. & Solms, M. (Hrsg.). (2017).

Das Unbewusste. Eine Brücke zwischen Psychoanalyse

und Neurowissenschaften 123

Helmut Däuker

Müller, M. & Radbruch, L. (2017). Hoffnung – ein Drahtseilakt.

Fachzeitschrift für Krisen, Leid Trauer, 1/2017 133 Christa Hack

Veranstaltungen 137

Psychoanalyse und Film 139

Psychoanalyse im Widerspruch 30 (1) 2018 4

(5)

Editorial

Psychoanalyse im Widerspruch, Nr. 59, 30(1), 5–7 www.psychosozial-verlag.de/piwi

DOI 10.30820/8240.01

Die Psychoanalyse ist seit ihren Anfängen eine Wissenschaft, die sich mit dem historischen Gewordensein des einzelnen Menschen, aber auch von Mensch- heitsgeschichte und Kollektiven befaßt: Geschichte kreuzt und durchkreuzt Lebensläufe von Menschen und formt diese als äußere Realität mit. Indivi- duelle Biographien sind verstrickt mit und geprägt von Geschichte in Gestalt kollektiver Mythen, herrschender Ideologien, Zeitgeschehen, Wissenschaft und Politik. Menschen schreiben aber auch Geschichte, indem sie ihr Leben entwerfen und leben und mit ihren Lebensäußerungen am kollektiven, his- torischen Narrativ mitwirken. Und wenn der Psychoanalytiker Antonino Ferro die Psychoanalyse als (Geschichten-)»Erzählkunst« bezeichnet, be- nennt er damit auch den zukunftsorientierten, kreativen, ja utopischen Pol der Psychoanalyse als Therapieform.

Wie gehen Menschen mit den Umständen, in die sie hineingeboren wer- den, durch die Zeitläufte oder Schicksal hineingeraten, um? Wie bewältigen sie die Entwicklungsaufgaben, die sich ihnen dadurch stellen? Heldenhaft, kreativ, unverdrossen, kämpferisch, mutig, mit Gewalt, verleugnend? Das sind Fragen, die über den therapeutischen Rahmen der Psychoanalyse in die kulturelle Sphäre hinausgehen, aber auch Einblicke in Widerstandskraft und Traumatisierung angesichts erschütternder Erfahrungen geben. Die Persön- lichkeiten, um die es in diesem Heft geht, öffentliche, Außenseiter, isolierte und fantastische haben Wege gefunden, ihre Geschichte zu leben und Spu- ren zu hinterlassen. Die Autoren dieser Ausgabe haben sich dieser Spuren in historischen Dokumenten, Medien, künstlerischen Werken und Filmen an- genommen, haben sie aus ganz unterschiedlichen Perspektiven untersucht, Narrative entworfen und machen sie damit für unser Verstehen unserer und der Weltgeschichte fruchtbar.

Roland Kaufholdzeichnet in seinem Artikel den wechselvollen Lebens- weg des Psychoanalytikers, Juristen und Sprachforschers Adolf Josef Storfer als jüdischer Emigrant von Wien nach Shanghai bis zu seinem frühen Tod im Exil in Australien nach. Detailreich schildert er Storfers Fluchtbemühun- gen zwischen Verzweiflung und Hoffnung, sein schwieriges Ankommen in Shanghai und wie er durch Neugier, Gestaltungswille und Optimismus wi- der alle Niederlagen schier unermüdlich weiter arbeitete. Ein Schwerpunkt

© Psychosozial-Verlag, Gießen · www.psychosozial-verlag.de 5

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Geschichtsschreibung der Psychoanalyse heraus, daß Psychoanalytiker nicht wegen ihrer psychoanalytischen Schriften, sondern wegen ihres Judentums verfolgt wurden. Erstere Version stelle eine »standespolitische Selbstideali- sierung« und Instrumentalisierung zur Verdeckung eigenen Rassismus dar.

Beate West-Leuer versteht das »Phänomen Trump« im Kontext ei- nes identitätsstiftenden, amerikanischen Heldenmythos, des paradiesisch schuldfreien KämpfertypusAmerican Adam, das als verbindende kollekti- ve psychische Repräsentanz und Leitbild der politischen Führungskultur der USA von amerikanischen Präsidenten aufrecht erhalten werden muß.

Die seelischen Auswirkungen dieses illusionären Unschuldsdogmas werden eindrücklich am Fall des Vietnam-Veteranen und Präsidentschaftskandida- ten Colonel Gritz geschildert, der, als Kriegsheld gefeiert und in seinem bewußten Erleben frei von Schuldgefühlen, massenhaft Menschen tötete, vor dem Hintergrund eines Tätertraumas aber auch mehrere verleugne- te Suizidversuche beging, in denen sich abgekapselte Schuldgefühle Bahn brachen. Barack Obamas Verzicht auf die dem Mythos nach geforderte Un- schuldsfantasie durch die Benennung von Rassismus und Sklaverei in der Geschichte Amerikas stellen einen Tabubruch dar, der nach West-Leuers Analyse zum Rollback in Gestalt der Wahl von Donald Trump führte, der die vom Mythos geforderten Insignien in Reinform verkörpert.

Die Zeichnungen der Psychiatrie-Patientin Elisabeth Faulhaber sind Aus- gangspunkt der Analyse von Kunst im psychopathologischen Kontext bei Sonja Frohoff. In ihrem rezeptionsästhetischen Ansatz einer »leiblichen Bilderfahrung«, der die berührende, leiblich erfahrbare Wirkung des Bildes dem außen vor bleibenden Gesehenen überordnet, und mit einer lebensge- schichtlichen Perspektive kombiniert, nähert sie sich der innerpsychischen und äußeren Situation der Künstlerin an. Dem Unbewußten im Bild wird mit Merleau-Ponty, Winnicott u. a. im wahrsten Sinne des Wortes am eige- nen Leib nachgespürt, um sich in die Künstlerin in ihrem Schaffensprozeß in ihrer spezifischen Situation einzufühlen. So werden die Werke Faulhabers entgegen einer Interpretation als Ausdruck ihrer Psychopathologie als »Or- te der Selbstrettung inmitten innerer und äußerer Entfremdung in der Not«

gedeutet.

Eindimensionalen Filmhelden wie Batman und James Bond wird seit ei- niger Zeit eine Biographie ins Drehbuch geschrieben. Auch Vampire sind im klassischen Genre geschichtslose Nachtgestalten, gefangen in ewiger Wie-

Psychoanalyse im Widerspruch 30 (1) 2018 6

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derholung. Demgegenüber hebtHelmut Däukerin seiner Analyse des Films Only lovers left alivevon Jim Jarmusch die Einführung von Zeitlichkeit und einer Mehrgenerationenperspektive in der Geschichte der Vampire Adam und Eve hervor. Neu ist auch, daß die Vampire diejenigen sind, die in ei- ner heldenhaften Sublimierungsanstrengung auf frisches menschliches Blut verzichten, sich aus Konserven ernähren und doch die Kulturbringer sind, die Shakespeare und Schubert seinerzeit als Musen inspirierten. Der Film ist auch durch seine zahlreichen Verweise auf die menschliche Kultur- und Wissenschaftsgeschichte eine »Metapher für den gegenwärtigen Zustand des menschlichen Lebens« (Jarmusch).

Thomas Kunkels erschütternder Erfahrungsbericht über »Humanitäre Hilfe in Zeiten tödlicher Abschottungspolitik« aus der zivilen Seenotrettung auf der zentralen Mittelmeerroute am Osterwochenende 2017 katapultiert uns mitten in einen aktuellen Brennpunkt der Geschichte. Der Bericht stellt die LeserInnen vor die Frage, wie wir mit der historischen Situation des Massensterbens von Flüchtlingen an den Grenzen der EU umgehen. Mit Ab- schottung und Wegsehen oder mit Akten aktiven humanitären Engagements getragen von Empörung und persönlicher Berührung – wie der Autor?

Am Ende des Heftes finden Sie Rezensionen zu einer neuen Einführung zu Sigmund Freud von Andreas Mayer (Sabine Schluckwerder), zu Kul- turpsychoanalyse heute – Grundlagen, aktuelle Beiträge, Perspektivenvon Karin Nitzschmann, Johannes Döser, Gerhard Schneider und Christoph E.

Walker (Ludwig Janus), dem BandDas Unbewusste – Eine Brücke zwischen Psychoanalyse und den Neurowissenschaftenvon Marianne Leuzinger-Boh- leber, Simon Arnold und Mark Solms (Helmut Däuker) undHoffnung – ein Drahtseilakt. Fachzeitschrift für Krisen, Leid Trauervon Monika Müller und Lukas Radbruch (Christa Hack) sowie, wie immer, die Ausstellungsan- kündigungen der Heidelberger Prinzhorn-Sammlung und den Filmkalender der Reihe »Psychoanalyse und Film« in Heidelberg und Mannheim.

Sabine Schluckwerder für die Redaktion

Editorial

Psychoanalyse im Widerspruch 30 (1) 2018 7

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Der jüdische Psychoanalytiker und Emigrant Adolf Josef Storfer

unter nationalsozialistischer Beobachtung

Die gelbe Post – eine deutschsprachige Emigrantenzeitschrift aus Shanghai

1

Roland Kaufhold

Psychoanalyse im Widerspruch, Nr. 59, 30(1), 9–46 www.psychosozial-verlag.de/piwi

DOI 10.30820/8240.02

Zusammenfassung:In dieser Studie über den vielseitig begabten Psychoanalyti- ker, Juristen und Sprachenforscher Adolf Josef Storfer wird dessen Lebensweg als jüdischer Emigrant von Wien nach Shanghai bis zu seinem frühen Tod im Exil in Australien (1944) erinnert. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Beschreibung der von Storfer im Shanghaier Exil herausgegebenen deutschsprachigen Exilzeit- schriftDie Gelbe Post. Weiterhin wird in dieser Studie erstmals ein Dokument publiziert, welches belegt, dass der Jude Storfer und dessen psychoanalytischen und kulturellen Studien auch im fernen Shanghai von Nationalsozialisten sorgfäl- tig beobachtet wurden: Ein offenkundig in Shanghai lebender Nationalsozialist empörte sich im Juli 1939 in Julius Streichers vulgär-antisemitischer nationalso- zialistischen HetzzeitungDer Stürmerin einem umfangreichen Zeitungsbeitrag über das ungebrochen produktive psychoanalytische Wirken des Psychoanaly- tikers und jüdischen Flüchtlings (s. u.). Dieses Blatt vermochten auch Storfers ehemalige, in Österreich und Nazideutschland verbliebene deutsche und österrei- chische »arische« Kollegen zu lesen. Dennoch: Psychoanalytiker wurden – aller standespolitischen und geschichtsverleugnenden, in vielen Fällen latent antise- mitischen psychoanalytischen Geschichtsschreibungen zum Trotz, nur verfolgt und teils ermordet, weil sie Juden –oder weil sie, ganz vereinzelt, zusätzlich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv waren. Sie wurden nicht wegen ihrer psychoanalytischen Schriften verfolgt (vgl. Peglau, 2013; Kessler &

Kaufhold, 2015). Die Geschichte der Psychoanalyse ist ohne ein Verständnis des ewigen Antisemitismus nicht schreibbar.

1 Für Peter Finkelgruen (Köln), geboren in Shanghai als jüdisches Flüchtlingskind, Jugend in Prag und Israel, 1959 Übersiedelung nach Deutschland.

© Psychosozial-Verlag, Gießen · www.psychosozial-verlag.de 9

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