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Sofort ausreissen ist die beste Bekämpfung

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PFLANZENBAU | Kreuzkräuter

die grüne | Nr. 15/2012

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nde Juli sind sie gut zu erkennen, besonders entlang von Autobahnen und auf Ruderalplätzen: Die gelb blühenden Kreuzkräuter, auch Greiskräuter genannt.

Zwei dieser Arten, das Jakobs- und das Wasser-Kreuzkraut (Senecio jacobaea und S. aqua - ticus), haben sich in den letz- ten zehn Jahren vermehrt in landwirtschaftlich genutzten Wiesen und Weiden etabliert und können lokal grosse Po- pulationen bilden.

Agroscope Reckenholz-Tä- nikon ART hat deshalb bereits vor mehreren Jahren begon-

nen, den Lebenszyklus und das Vorkommen dieser Arten zu untersuchen. Sowohl das Jakobs- wie auch das Was ser- Kreuzkraut produzieren jedes Jahr grosse Mengen Flugsa- men, die vom Wind verbreitet werden. Diese Samen können bis zu zehn Jahre keimfähig bleiben und haben Keimraten von bis zu 80 Prozent. Beide Arten sind meistens zweijäh- rig. Im ersten Jahr wachsen die Keimlinge auf zu einer Blattrosette. Diese überwin- tert und bildet im zweiten Jahr Blütentriebe. Werden diese Triebe gemäht, so wird

vor allem das Wasser-Kreuz- kraut mehrjährig. Die Rosette wächst weiter und kann bei jedem Schnitt wieder Stängel und Blüten treiben.

Alle diese Eigenschaften lassen den Schluss zu, dass die Kreuzkräuter ein grosses Potenzial haben, sich in neue Flächen auszubreiten und dort grosse Populationen auf- zubauen.

Mähen hilft gegen Jakobs-Kreuzkraut

In den ersten Studien unter- suchte ART in Zusammenar- beit mit der Arbeitsgemein-

schaft zur Förderung des Fut- terbaus (AGFF), bei welcher Bewirtschaftung und bei wel- chen Flächen ein Risiko be- steht, dass sich die Kreuzkräu- ter etablieren und ausbreiten können. Für das Jakobs- Kreuzkraut sind solche Hoch- risikoflächen extensiv genutz- te Standweiden in Hanglagen, deren Bestand zudem noch lückig ist. In den unternutz- ten Bereichen einer solchen Weide kann das Jakobs-Kreuz- kraut aufwachsen und im nächsten Jahr Blüten und Sa- men bilden. Diese keimen dann in Bestandeslücken, auf Trittwegen oder bei Tränke- und Lägerstellen.

In Feldversuchen testeten ART und die AGFF, wie Ja- kobs-Kreuzkraut in Wiesen und Weiden reguliert werden kann. Es zeigte sich, dass

Sofort ausreissen ist

die beste Bekämpfung

Das Jakobs- und Wasser-Kreuzkraut kommen regional und auf gewissen Weiden und Wiesen häufig vor. Beide Arten sind giftig für Tiere und sollten deshalb unbedingt reguliert werden. Während sich etablierte Bestände von Jakobs-Kreuzkraut mit einer regelmässigen Mahd zurückdrängen lassen, hilft bei grossen Beständen mit Wasser- Kreuzkraut oft nur noch eine Neuansaat mit mehreren Jahren Nachbekämpfung.

Das vor allem für Rinder und Pferde giftige Jakobs-Kreuzkraut kann grosse Bestände bilden. Mit einem Schnitt kurz vor der Blüte und einem zweiten Schnitt bei der erneuten Blütenbildung kann es zurückgedrängt werden.

Bild: Sandra Siegrist-Maag, ART

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Kreuzkräuter | PFLANZENBAU

Nr. 15/2012| die grüne

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diese Art durch gezieltes Mä- hen wirksam zurückgedrängt werden kann. Der erste Schnitt sollte erfolgen, wenn sich die Kreuzkrautpflanzen im Stadium «Blühbeginn» be- finden. Der zweite Schnitt sollte erfolgen, wenn etwa die Hälfte der wieder ausgetrie - benen Pflanzen erste offene Blüten hat. Da die Samen von weit entwickelten Kreuzkräu- tern auch ausreifen, wenn die abgeschnittenen Pflanzen auf dem Boden liegen bleiben, muss das Schnittgut unbe- dingt abgeführt und entsorgt werden. Dieses Schnittregime mit jährlich mindestens zwei- maliger Mahd sollte über mehrere Jahre aufrechterhal- ten werden.

Bei einer Standweide mit Jakobs-Kreuzkraut kann es sich deshalb lohnen, auf Mäh- oder Umtriebsweide umzu- stellen, da so die gesamte Fläche regelmässig genutzt wird. Wichtig ist zudem eine sorgfältige Weidepflege mit Säuberungsschnitten. Zusätz- lich sollten lückige Bestände durch Übersaaten geschlos- sen werden, damit keine offe- nen Stellen vorhanden sind, auf denen das Jakobs-Kreuz- kraut keimen kann.

Regulierung von Wasser- Kreuzkraut dauert Jahre Das Wasser-Kreuzkraut be - vorzugt im Gegensatz zum Jakobs-Kreuzkraut wechsel- feuchte Flächen mit mittlerer bis hoher Bewirtschaftungsin- tensität. Auch das Wasser- Kreuzkraut profitiert von Lü - cken im Bestand, in denen es sich ausbreiten kann. Das Wasser-Kreuzkraut wird we - niger gross als das Jakobs- Kreuzkraut, bildet jedoch eine grössere Rosette. Da diese beim Mähen kaum erfasst wird, kann das Wasser-Kreuz- kraut bereits vierzehn Tage nach dem Schnitt wieder neue Blüten bilden. Mehr - maliges Mähen schadet dem Wasser-Kreuzkraut deshalb nicht – allerdings werden da-

mit die erwünschten Futter- gräser deutlich geschwächt, weshalb diese Regulierungs- methode nicht geeignet ist.

ART und die AGFF unter- suchten deshalb, ob das Was- ser-Kreuzkraut mit Herbizi- den oder mechanischer Be- kämpfung angegangen wer- den kann. Dabei zeigten Her- bizide (selektiv gegen breit- blättrige Kräuter), einmaliges Pflügen mit Neuansaat sowie die Extensivierung mit einer Einschnittnutzung die besten Wirkungen. Mit diesen Mass- nahmen konnten die Wasser- Kreuzkraut-Bestände kurzfris - tig bis auf zwei Prozent der ur- sprünglichen Pflanzenanzahl reduziert werden. Doch der Erfolg hielt nicht lange an:

Nach zwei Jahren war bei al- len getesteten Massnahmen wieder fast dieselbe Anzahl Kreuzkräuter vorhanden wie vor der Behandlung.

Weitere Versuche zeigten, warum: Das Wasser-Kreuz- kraut bildete in den unter- suchten Flächen eine grosse Bodensamenbank mit mehr als 1000 keimfähigen Samen pro Quadratmeter. Diese star- ben auch nach mehreren Jah- ren im Boden nicht ab und keimten sehr schnell, wenn die Bedingungen dazu stimm- ten (40 Prozent der Samen innerhalb von zehn Tagen).

Entstehen durch einen Herbi- zideinsatz, Bewirtschaftungs- fehler oder Mäuseschäden Lücken im Bestand, kann das Wasser-Kreuzkraut sofort wie- der keimen.

Das Wasser-Kreuzkraut wird deshalb am besten regu- liert, indem mit einer einma - ligen, flächigen Massnahme die Pflanzen stark reduziert werden. Die in den nächsten Jahren noch verbleibenden oder neu aufkommenden In- dividuen müssen dann von Hand bekämpft werden. Die- se manuelle Bekämpfung muss bei grossen Wasser- Kreuzkraut-Populationen wäh- rend mehrerer Jahre konse- quent durchgeführt werden,

da sich die Art sonst wieder etabliert.

Erste Pflanzen ausreissen ist am effizientesten

Die beste und einfachste Be- kämpfung sowohl des Ja - kobs- wie auch des Wasser- Kreuzkrauts ist deshalb, die Pflanzen beim ersten Auftre- ten zu erkennen und sie so- fort zu entfernen. Wenn auf einer Fläche nur wenige Kreuzkrautpflanzen vorhan- den sind, können diese von Hand ausgestochen oder aus- gerissen werden. Sobald sich ein Bestand etabliert hat, wird das Ausreissen sehr zeitauf- wendig und ist auch nicht sinnvoll, da dadurch im Bo- den grosse Lücken entstehen;

in diesen können sich wie- der neue Kreuzkräuter eta- blieren.

Bekämpfung im Grasland und auf öffentlichen Flächen Wie das Jakobs- und Wasser- Kreuzkraut in Wiesen und Weiden bekämpft werden können, ist dank der Arbeiten von ART und der AGFF nun bekannt. Betroffene Land - wirte sollten durch Früher- kennung und rasches Han- deln verhindern, dass sich im Grasland grosse Populationen überhaupt erst bilden. Soforti- ges und entschlossenes Han- deln der Landwirte hat auch

eine wichtige Signalwirkung und ist unabdingbare Voraus- setzung dafür, dass das Pro- blem ausserhalb der Land- wirtschaft ernst genommen wird. Von grosser Bedeutung sind hier auch die Strassen - unterhaltsdienste, da vor al- lem das Jakobs-Kreuzkraut an Strassenböschungen stark auftritt und dort immer noch häufig Samen bilden kann.

Schliesslich liegt es in der Verantwortung der betroffe- nen Behörden von Bund, Kan- tonen und Gemeinden, Um- setzungsmassnahmen zur Re- gulierung zu lancieren, zu unterstützen und allenfalls auch durchzusetzen.

| Matthias Suter, Andreas Lüscher

Matthias Suter ist Projektleiter, And reas Lüscher Leiter der Forschungsgruppe Futterbau/

Grasland bei Agroscope ART.

Das Jakob-Kreuzkraut (links) wird 30–100 cm gross und blüht von Juni bis August. Die Blätter sind fiederteilig. Das Wasser-Kreuzkraut (rechts) wird 20–60 cm gross und blüht von Juli bis Oktober.

Bilder: Matthias Suter (links), Gabriela Bndle (rechts), ART

Merkblätter

Die AGFF hat ein Merkblatt mit Beilage zur Erkennung und Bekämpfung von Kreuzkräu- tern erstellt:

■U7 «Giftige Kreuzkräuter in Wiesen und Weiden – Eine Bestimmungshilfe»

■Beilage zu U7 «Regulierung von Kreuzkräutern im Gras- land».

Bestellung unter www.agff.ch oder 044 377 72 53.

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